Weiter geht es im THW-Rhythmus: Nur drei Tage nach dem kraftraubenden
27:26-Krimi bei der HSG Wetzlar müssen die "Zebras" wieder
ran: Gegner ist am Mittwoch der abstiegsgefährdete TV Großwallstadt. Anpfiff in der
Sparkassen-Arena ist um 20.15 Uhr.
Fernsehbilder gibt es von dieser Partie, für die es noch einige
Restkarten aus dem Gegnerkontingent im freien Vorverkauf gibt, nicht zu sehen.
Zeitnahe Informationen liefert aber der
Liveticker der Kieler Nachrichten.
Beim Altmeister TV Großwallstadt schrillen die Alarmglocken vor der Partie am Mittwoch lauter
denn je: Das Abstiegsgespenst dreht rund um die Frankenstolz-Arena
seine Runden und lässt sich nicht vertreiben. "Wir wollen so schnell
wie möglich ins gesicherte Mittelfeld schwimmen", hatte Trainer
Peter David vor der Saison als Ziel formuliert. Doch davon
können die Mainfranken nach derzeitigem Stand nur träumen.
Existenz-Angst nach Niederlagen-Serie
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Kam aus Göppingen: Michael Thiede.
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TVG |
"Wir müssen jetzt weiter an uns glauben", erklärte Peter David nach der 24:30-Niederlage
seines Teams bei HBW-Balingen-Weilstetten. Doch das verlorene "Vier-Punkte-Spiel"
sorgte in Großwallstadt für betretene Mienen. Denn nach den Niederlagen
in Gummersbach (24:25), beim Aufsteiger TV Neuhausen (27:32) und
in Lemgo (28:32) war die Partie auf der Schwäbischen Alb bereits
das vierte "Endspiel" gegen direkte Konkurrenz im Kampf um
die für den Nichtabstieg so wichtigen Punkte.
Die Existenz-Angst ist indes beim Meister der Jahre 1978, 1979, 1980, 1981, 1984
und 1990 in dieser Spielzeit ein ständiger Begleiter. Nach
dem Auftakt-Unentschieden gegen MT Melsungen ließen acht Niederlagen
in Folge den TVG tief in den Tabellenkeller stürzen. Erst Ende Oktober gelang
den Mainfranken mit dem deutlichen 35:22-Erfolg gegen GWD Minden
ein doppelter Punktgewinn, dem kurz darauf beim 28:20 in Essen
der zweite Saisonerfolg folgte. Der leichte Aufwärtstrend wurde
dann jedoch jäh gestoppt - und die Hoffnung, sich schnell
von den Nöten im Abstiegskampf zu befreien, bekam auch am vergangenen Spieltag
beim 23:24 gegen den TuS N-Lübbecke einen erneuten Dämpfer (siehe auch
Gegnerkurve TV Großwallstadt).
Begrenzte wirtschaftliche Möglichkeiten
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Nationalspieler David Graubner wurde für den Rückraum verpflichtet.
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TVG |
Dabei hatte man sich beim heutigen THW-Gegner nach der vergangenen
Saison, in der sich der TVG ebenfalls erst spät von der bedrohlichen
Nähe zu den Abstiegsplätzen verabschiedete, viel vorgenommen.
Aber aufgrund der begrenzten wirtschaftlichen Möglichkeiten
setzt man beim TVG wieder auf Nachwuchsspieler, die sich
in Großwallstadt weiter entwickeln sollen. "Wir müssen
in großen Teilen ein neues Team zusammenbauen, das ist
schwierig", hatte David immer auf das Grundproblem der
Großwallstädter hingewiesen. "Immer dann, wenn sich Spieler
bei uns in den Vordergrund gespielt haben, wechseln
sie zu anderen Vereinen. Das ist unser Los", beschrieb
Team-Manager Uli Wolf das inzwischen beinahe gängige
Prozedere. "Das wird sich leider so schnell auch nicht ändern."
Fünf Neuzugänge
So auch vor dieser Spielzeit. Mit Nationalspieler
Steffen Weinhold verloren die Großwallstädter einen absoluten
Leistungsträger und Torgaranten an die SG Flensburg-Handewitt.
Kreisläufer Jens Tiedtke bekam beim TVG hingegen keinen
neuen Vertrag und schloss sich der HSG Wetzlar an.
Mit Stefan Kneer und Moritz Schäpsmeier, beide gingen zum
SC Magdeburg, verließen zudem zwei weitere Rückraumschützen
den Verein. Den vier namhaften Abgängen setzte man mit
Linkshänder Michael Thiede von Frisch Auf Göppingen, dem
2,02 Meter großen Nachwuchsmann Jonathan Eisenkrätzer
(VfL Gummersbach), dem wurfgewaltigen Runar Karason (Bergischer HC),
Kreisläufer Steffen Bühler (TSG Friesenheim) und dem schweizer
Nationalspieler David Graubner fünf Neuzugänge entgegen (siehe auch
Gegnerkader TV Großwallstadt).
Karason-Verletzung ein früher Schock
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Rechtsaußen Michael Spatz ist treffsicherster TVG-Schütze.
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TVG |
Doch der Eingewöhnungsprozess der Neuen wurde bereits in der
Vorbereitung durch eine schwere Knieverletzung von Rune
Karason gestört, der voraussichtlich erst in der Rückrunde
sein Debüt für den Altmeister geben wird. In Großwallstadt
musste man deshalb noch einmal auf dem Transfermarkt aktiv
werden: Kurzfristig wurde im Oktober der israelische
Nationalspieler Chen Pomeranz vom Zweitligisten ASV Hamm-Westfalen
verpflichtet. "Wir erhoffen uns dadurch mehr Durchschlagskraft
aus dem Rückraum. Als Torschützenkönig der 2. Liga bringt
Chen gute Voraussetzungen mit, um für die nötigen Treffer
zu sorgen", freute sich Uli Wolf über den Wechsel. Bester Torschütze des TVG
ist bisher Michael Spatz, der 74 Mal einnetzte.
Keine weiteren kurzfristigen Verstärkungen
Weitere kurzfristige Verstärkungen dürften für den einzigen
bayerischen Vertreter in der DKB Handball-Bundesliga indes
schwer zu stemmen sein, bekam der TVG die Lizenz doch vor
dieser Spielzeit nur mit Auflagen. "Wir müssen auf die
wirtschaftlichen Rahmenbedingungen achten", erklärte Geschäftsführer
Guido Heerstraß unlängst. Weitere Verstärkungen wird es deshalb
nicht geben. "Es kommt nicht in Frage, noch einmal nachzulegen.
Mit Rune Karason kommt in der Rückrunde ja auch quasi ein
Neuzugang hinzu." Und so müssen es wohl die verbliebenen
Spieler und Trainer Peter David richten, den ganz tiefen
Fall des TV Großwallstadt zu verhindern. "Wir sind überzeugt
davon, den Klassenerhalt zu schaffen", sagt Heerstraß. Deshalb
habe man sich noch nicht intensiv mit dem schlimmsten aller Fälle - dem
Abstieg aus der Beletage des Handballs - auseinandergesetzt. "Aber
wir müssen uns auch über ein solches Szenario Gedanken machen. Eines
ist aber sicher: Es geht auf jeden Fall weiter beim TVG, auch in der 2. Liga."
THW in der Favoritenrolle
Der TV Großwallstadt wird am Mittwoch wohl alles geben, um mit einer
Überraschung in der Sparkassen-Arena ein Zeichen an die Konkurrenz zu senden.
Doch die Favoritenrolle für das Heimspiel liegt natürlich bei den "Zebras":
Elf der letzten zwölf Begegnungen beider Mannschaften gewannen die Kieler. Aber:
Die letzte Heimniederlage gegen den TV Großwallstadt liegt auch erst anderthalb Jahre
zurück: Am 29.3.2011 gewann der TVG sensationell mit
28:25 in
der Sparkassen-Arena (siehe auch
Gegnerdaten Großwallstadt).
THW-Trainer
Alfred Gislason muss wahrscheinlich wieder mit
Ausfällen innerhalb der "Zebra-Herde" rechnen. So dürfte
Daniel Narcisse
nach dem schmerzhaften "Pferdekuss" aus dem
Wetzlar-Spiel wohl nur im
Notfall zum Einsatz kommen, und auch
Filip Jichas Verletzung ist
noch nicht auskuriert.
Für die Spielleitung am Mittwoch in Kiel ist das neuformierte Unparteiischen-Duo
Lars Schaller / Tobias Küsters nominiert.
(Christian Robohm)
Dieser Vorbericht wird wie gewohnt ständig aktualisiert...
Lesen Sie bitte auch
Aus den Kieler Nachrichten vom 19.12.2012:
Gislason: "Wir sind Freiwild geworden"
THW-Trainer vermisst Gleichbehandlung
Kiel. Der THW Kiel geht am Stock, der TV Großwallstadt,
heute Abend zu Gast (20.15 Uhr), funkt SOS -
die Gründungsmitglieder der Handball-Bundesliga
haben derzeit große Sorgen, allerdings sind sie sehr
unterschiedlicher Natur. Während bei den Mainfranken
die Angst vor dem Abstieg umgeht, hadern die
"Zebras" mit dem Terminkalender und der Härte, mit
der sie derzeit von den Gegnern behandelt werden.
"Wir sind längst Freiwild geworden", machte THW-Trainer
Alfred Gislason seinem
Ärger Luft. "Bei der Regelauslegung werden nicht die gleichen
Maßstäbe angelegt." Das sei bei der
Niederlage gegen Melsungen der Fall gewesen,
bei der die Unparteiischen zu Gunsten der Gäste das Zeitspiel
mehr oder weniger außer Kraft gesetzt hätten. "Vor
zwei, drei Jahren konnten wir in einem Heimspiel mehr als 70
Angriffe machen, heute sind es nur noch knapp 50. So wie gegen
Melsungen", sagte Gislason, der auch eine Gleichbehandlung
bei der Bewertung der Abwehrarbeit vermisst.
"Wer versucht, so wie wir, sauber zu decken, wird bestraft",
sagte der Isländer, der sich beim 27:26-Sieg in Wetzlar am
Sonntag eine konsequentere Bestrafung der Hessen gewünscht
hätte. "Es heißt immer, dass es gut für die Bundesliga
sein soll, wenn wir verlieren. Aber ist es auch gut,
wenn wir in jedes Mal einen Rückraumspieler verlieren?"
Gegen Melsungen traf es Filip Jicha, der auch heute nur in
der Deckung aushelfen kann.
In Wetzlar Daniel Narcisse,
dessen Pferdekuss einen Einsatz
ganz ausschließt.
Wäre der TV Großwallstadt zu einem anderen Zeitpunkt
zu Gast in Kiel, wäre er wohl chancenlos. Der sechsmalige
Meister ist nur noch ein Schatten seiner ruhmreichen Vergangenheit.
Das Team von Peter David ist auswärts ohne Punktgewinn, in eigener Halle
sammelte es nur fünf ein - Zahlen, die einen vorletzten
Tabellenplatz zur logischen Folge haben. "Bis jetzt war die
Zweite Liga für uns kein Thema", sagte Manager Uli Wolf
gestern gegenüber unserer Zeitung. "Aber in der Winterpause
werden wir uns damit beschäftigen müssen."
Spätestens nach der jüngsten 23:24-Heimniederlage gegen
den TuS N-Lübbecke ist den Verantwortlichen deutlich
geworden, was die Stunde geschlagen hat. Sie hatten im
Vorfeld alles versucht, den freien Fall zu stoppen. So
wechselte die Mannschaft die Trainingshalle, spielte Floor- statt
Handball und wurde eine Woche lang intensiv von einem
Mentaltrainer bearbeitet - erfolglos. "Wir drehen an allen
Schrauben", sagt Wolf. "Die einfachste Lösung wäre, den
Trainer zu entlassen. Aber das ist für uns der falsche Weg."
David, so Wolf, würde die Mannschaft taktisch stets sehr
gut einstellen, das Problem sei eher "mentaler Natur".
Ein Lichtblick ist der israelische Spielmacher Chen Pomeranz,
den der TVG im Oktober kurzfristig beim Zweitligisten
ASV Hamm auslöste. Während er gegen Lübbecke
als neunfacher Torschütze einmal mehr bester Spieler war,
konnten seine Nebenleute wie Oliver Köhrmann, der Schweizer
David Graubner oder der aus Göppingen gekommene
Linkshänder Michael Thiede bislang nur selten überzeugen.
Wenn aber alle einen guten Tag erwischen, ist auch ein starker
Auftritt wie der beim 35:22-Erfolg gegen Minden möglich.
Der liegt allerdings schon knapp zwei Monate zurück.
Tatsächlich funktioniert die 6:0-Deckung um den isländischen
Schrank Sverre Jakobsson und das Torhüterduo Martin
Galia/Andreas Wolff sehr gut. Mit 440 Gegentoren bewegt
sich der TVG auf Augenhöhe mit Wetzlar (5.) und Melsungen
(6.). "Wir erspielen uns oft zehn bis 15 klare Chancen,
nutzen sie aber nicht", sagt Wolf, der sich für das Kiel-Spiel einen neuen Schachzug
ausgedacht hat. So reist das Team erst heute früh an, 600
Kilometer im Bus. Eine ungewöhnliche Vorbereitung. Dagegen,
dass es auch eine unprofessionelle ist, die den Sparzwängen geschuldet ist,
verwehrt sich Wolf. "Die Mannschaft soll sich im Vorfeld
nicht so viele Gedanken machen. Hinfahren, eine Reaktion
zeigen und dann wieder nach Hause." Gislason, der mit
seinem Team das 61. Pflichtspiel in diesem Jahr bestreitet,
hofft, dass der Gegner rechtzeitig ankommt. "In unserem
Terminkalender ist für eine Spielverlegung kein Platz."
(von Wolf Paarmann, aus den Kieler Nachrichten vom 19.12.2012)
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THW Kiel - TV Großwallstadt:
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