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Auch fünf Treffer des starken Aron Palmarsson
konnten die Niederlage nicht verhindern.
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Bernd Dunstheimer |
Der THW Kiel hat in der DKB Handball-Bundesliga
seine dritte Saisonniederlage kassiert. Am Mittwochabend
unterlagen die "Zebras" bei starken Göppingern mit
29:33 (12:16). Vor 5.600 Zuschauern in der ausverkauften
EWS-Arena zogen die Gastgeber schnell aus 13:5 davon,
ehe die Kieler den Rückstand bis zum Seitenwechsel
halbieren konnten. Frisch Auf Göppingen behielt den
THW Kiel - auch dank des überragenden Primoz Prost im
Tor - aber nach dem Seitenwechsel in Schach und feierte
nach 18 Niederlagen in Folge den doppelten Punktgewinn
euphorisch.
Trotz der bitteren Niederlage bleiben die "Zebras",
bei denen
Aron Palmarsson
und
Rene Toft Hansen die
meisten Akzente im Angriff setzten, mit nun 43:7
Punkten Tabellenführer der DKB Handball-Bundesliga.
Die SG Flensburg-Handewitt und die Rhein-Neckar
Löwen weisen haben jeweils zwei Minuspunkte
mehr auf ihrem Konto.
THW ohne Narcisse und Klein
Es hätte ein ganz wichtiger Abend für den THW Kiel
im Kampf um die Meisterschaft werden können. Der Plan
klang einfach: Mit einem Sieg in Göppingen vorlegen
und dann genüsslich anschauen, wer sich im
Verfolgerduell zwischen der SG Flensburg-Handewitt
und den Rhein-Neckar Löwen durchsetzt. Im Idealfall
wäre der Vorsprung des THW Kiel dann auf vier Zähler
angewachsen.
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Momir Ilic erzielte die
drei ersten Kieler Treffer.
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Bernd Dunstheimer |
Die Bedingungen hierfür waren aber schon vor dem
Anpfiff in der ausverkauften "Hölle Süd" nicht die
besten:
Alfred Gislason
musste sowohl Welthandballer
Daniel Narcisse
als auch
Dominik Klein in
Kiel zurücklassen. Während sich der Franzose mit
einer Kniestauchung herumplagt, fiel der deutsche
National-Linksaußen grippekrank aus für das Traditionsduell.
So startete der THW mit
Filip Jicha,
Momir Ilic und
Marko Vujin
in der Rückraumreihe,
Christian Sprenger
und
Gudjon Valur Sigurdsson auf
außen, Kapitän
Marcus Ahlm am
Kreis und
Thierry Omeyer im Tor.
In der Deckung agierten die "Zebras" zunächst mit der
3:2:1-Deckung mit
Jicha an
der Spitze und
Christian Zeitz
auf halb für
Vujin.
Prost von Beginn an hellwach
Als
Momir Ilic - von
Christian Sprenger wunderbar
in Szene gesetzt - den ersten Kieler Treffer setzte, war
das Feuer in der "Hölle Süd" bereits längst entfacht. Mittlerweile waren
nämlich schon über fünf Minuten gespielt. Fünf Minuten, in
denen Frisch-Auf-Keeper Primoz Prost seine Extraklasse bereits
dreimal gegen
Jicha und
Vujin
unter Beweis stellte. Fünf Minuten, in denen die Gastgeber sich
mit einer nur auf dem Papier defensiven 6:0-Deckung mit
Späth und Horak im Mittelblock zerrissen und den Kielern
das Aufbauspiel nahezu unmöglich gestalteten. Fünf Minuten
der Grün-Weißen, die offenbar ausreichten, um sich nach einer
bislang enttäuschenden Saison mit den Fans auszusöhnen - obwohl
im Göppinger angriff (noch) nicht einmal alles nach Plan
verlief und auch
Omeyer sich schon
zweimal spektakulär auszeichnen konnte.
Rabenschwarze Kieler Anfangsviertelstunde
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Kreisläufer Manuel Späth erzielte vier Treffer.
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Bernd Dunstheimer |
Frisch Auf bemerkte früh, dass gegen die "Zebras" diesmal
etwas möglich sei, und legte dementsprechend nach: Spielmacher
Haaß traf vom Kreis,
Dragos Oprea sorgte mit einem Dreher für
das 5:1 und die frühe Kieler Auszeit. Doch auch mit einer
6:0-Deckung und
Aron Palmarsson auf
der Rückraummitte wurde es beim THW nur in Nuancen besser.
Immerhin holten der Isländer und
Marcus Ahlm
zwei Siebenmeter heraus, die
Momir Ilic
verwandeln konnte. Und immerhin gelang
Palmarsson
mit einem fulminanten ansatzlosen Rückraumgeschoss ein erstes
Ausrufezeichen. Dennoch blieb Göppingen auch in dieser Phase
tonangebend, hebelte die Kieler Deckung ein ums andere Mal aus
und hatte auch bei Horaks Treffer zum 10:4 auch noch Glück,
dass
Thierry Omeyer den Ball unglücklich
selbst hinter die Linie bugsierte, nachdem er den Wurf scheinbar
bereits entschärft hatte. Als der weiterhin bärenstarke Primoz
Prost dann auch noch gegen den gut aufgelegten
Palmarsson
parierte und Momir Rnic einen Strafwurf mit einem gefühlvollen
Heber zum 11:4 abschloss, stand die ehemalige Hohenstaufenhalle
Mitte der ersten Halbzeit endgültig Kopf.
Mittlerweile übernahm Zeitz auch den
Angriffspart des heute unglücklichen Vujin.
Doch nach dem 5:11-Anschluss durch den Linkshänder legte
Göppingen durch einen Markovic-Schlagwurf und einen weiteren
Rnic-Siebenmeter gar auf 13:5 nach. Frisch Auf machte seinem
Namen alle Ehre, wirkte einfach frischer, gedankenschneller
als die "Zebras" und sicherten sich nahezu jeden Abpraller, so
dass die Paraden des keineswegs schlechten Omeyer
meist keinen Ballgewinn einbrachten. Immerhin sorgten erneut
Zeitz und Ahlm,
der wunderbar von Palmarsson in Szene
gesetzt wurde, für etwas Ergebniskosmetik. Doch als
Sprenger für zwei Minuten auf die
Bank musste, und Sigurdsson in
Unterzahl ein schönes Ilic-Anspiel
vom Kreis nicht verwerten konnte, hatte Frisch Auf den Vorsprung
durch Markovic und Horak beim 15:7 (23.) wieder auf acht Tore
ausgebaut.
Endspurt bis zum Pausenpfiff gibt Hoffnung
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Volle Entschlossenheit: Zarko Markovic setzt sich gegen
Palmarsson und Sigurdsson
durch.
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Bernd Dunstheimer |
Alfred Gislason hatte mittlerweile
bereits seine zweite Auszeit genommen,
Filip Jicha
aufs Parkett zurück beordert und auf die 3:2:1-Deckung zurück
gestellt. Und tatsächlich ging nun endlich ein Ruck durch die
Kieler Mannschaft, die in der Abwehr endlich Beton anrührte.
Fast sieben Minuten lang ließ der THW keinen Gegentreffer mehr
zu, scheiterte aber im Angriff zunächst ebenfalls kläglich,
ehe
Rene Toft Hansen mit seinem
Treffer zum 8:15 in der 26. Spielminute die Aufholjagd einläutete.
Jicha legte per zweiter Welle
nach, und der Tscheche leitete auch den zehnten Kieler
Treffer ein, indem er die Göppinger Deckung beschäftigte,
ehe der THW dann über die Stationen
Zeitz
und
Toft Hansen zum Abschluss kam.
Die "Zebras" waren nun endlich in der Partie angekommen,
während Petkovics Schachzug, Tim Kneule im rechten Rückraum
aufzubieten und ihn immer wieder an den Kreis auflösen zu lassen,
nicht fruchtete. Zumal Horak wenig später einen
Jicha-Gegenstoß
regelwidrig unterband und der THW in Überzahl durch einen
Ilic-Siebenmeter auf 11:15 verkürzte.
Momir Rnic allerdings gelang in Unterzahl der wichtige Treffer
zum 16:11. Nichtsdestotrotz hellten sich die Gesichter der
schwarz-weißen Fans in der Arena beim Halbzeitpfiff weiter
auf, weil die Kieler in Klasse-Manier den Schlusspunkt des
ersten Durchgang setzten:
Jicha
bediente
Toft Hansen, der in
letzter Sekunde zum 12:16-Pausenstand verwandelte.
Göppingen kontert mit zwei Kempas
Rückstand halbiert, Ballbesitz zum Anwurf der zweiten
Halbzeit und noch 46 Sekunden in Überzahl: Alles schien
gerichtet für die Fortsetzung der Kieler Aufholjagd.
Doch weit gefehlt:
Christian Zeitz
hatte Pech mit einem Pfostentreffer,
Ilic
scheiterte vom Siebenmeterstrich an Prost - und Göppingen
erhöhte durch zwei äußerst sehenswerte Kempa(!)-Treffer durch
Markovic und Rnic wieder auf 18:12. Der erste Kieler Angriff
war damit abgewehrt.
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Filip Jicha kam zu vier Treffern
für den THW.
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Bernd Dunstheimer |
Und obwohl
Aron Palmarsson weiter
Spielwitz und Torgefahr ausstrahlte,
Zeitz
mit einem klasse Hammer aus ungewohnter halblinker Position
und
Sigurdsson beim 17. Kieler Treffer
stark in Szene gesetzt wurde, kam der deutsche Rekordmeister nicht
näher an die Gastgeber heran. Diese spielten weiter berauscht auf
und hatten in Pavel Horak und Zarko Markovic zwei gleichermaßen
spielfreudig wie wurfgewaltige Rückraumhalbe.
Thierry Omeyer
bekam seit Wiederanpfiff fast kein Körperteil mehr an den Ball,
so dass
Alfred Gislason nach 40 Minuten
Andreas Palicka brachte - zu diesem
Zeitpunkt stand es nach einem Rnic-Treffer gerade 23:18 für
Göppingen.
THW kommt noch einmal auf
Und eine kurze Zeit lang schien sich der Wechsel auf der
Torwartposition für den THW so richtig auszuzahlen:
Andreas Palicka parierte sofort
den ersten Wurf Markovics und
Aron Palmarsson
verkürzte mit einem Schlagwurf auf 20:23 - erstmals seit der
Anfangsphase waren die Kieler wieder bis auf drei Treffer
herangekommen.
Palicka kassierte
zwar durch Markovic wenig später seinen ersten Gegentreffer,
doch nach einem Ballverlust von
Zeitz
zeigte der Schwede bei einem
Oprea-Konter noch einmal einen
fantastischen Reflex.
Göppingen sorgt mit 6:1-Lauf für Vorentscheidung
Indes: Diese Paraden
Palickas sorgten
leider nicht für die letzte Initialzündung beim THW.
Nach Horaks 25:20 verkürzte
Palmarsson
noch einmal postwendend, doch Petkovics Auszeit läutete dann die
Entscheidung ein: Nach Wiederanpfiff brach Horak durch die
Kieler Deckung und erhöhte auf 26:21.
Marcus Ahlm
wurde - sehr zum Unmut von
Alfred Gislason -
im Anschluss ein Stürmerfoul attestiert, und als
Christian Zeitz
dann zwei Minuten aufgebrummt bekam, sorgten Späth nach einem
Abpraller und Horak in Überzahl für das 28:21 und die Vorentscheidung.
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Enttäuschte Kieler Gesichter nach dem Schlusspfiff.
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Bernd Dunstheimer |
Nach
Gislasons dritter Auszeit spielten
die Kieler ihre Angriffe jetzt rasant runter, doch obwohl mit
Sigurdsson und
Ekberg
endlich auch die Außen trafen, schien die Partie entschieden, als
Michael Haaß bei angezeigtem Zeitspiel zum 31:23 einnetzte. Acht Treffer
Vorsprung bei gerade noch sechseinhalb Minuten Restspielzeit - was
sollte da noch schiefgehen für Göppingen.
Zunächst so einiges, und selbst die längst eingesetzte Siegesfeier
auf den Rängen wurde kurzzeitig noch einmal unterbrochen, weil die
"Zebras" durch zwei Palicka-Paraden sowie
jeweils zwei Treffer der lange Zeit glücklosen Jicha
und Vujin innerhalb von drei Minuten auf
27:31 verkürzen konnten. Dann aber tankte sich Michael Haaß ein
weiteres Mal durch die Kieler Deckung und beendete mit seinem
Treffer zum 32:27 die allerletzten Kieler Hoffnungen auf einen
glücklichen Punktgewinn.
Am Sonntag gegen Moskau
Zeit zum Trauern und Hadern haben die "Zebras" indes nicht. Denn
schon ab Donnerstag gilt die volle Konzentration dem
wichtigen Achtelfinal-Rückspiel in der
"VELUX EHF Champions League" am kommenden Sonntag gegen
den starken russischen Meister Chehovski Medvedi Moskau.
Nachdem der THW das Hinspiel in Tschechow
mit
35:37 verloren hatte, braucht
er in der Sparkassen-Arena einen Sieg mit mindestens drei
Treffern Unterschied für den Viertelfinal-Einzug. "Ich
glaube, dass uns unsere Fans in die nächste Runde tragen werden",
hofft
Thierry Omeyer auf einen Hexenkessel
in der Sparkassen-Arena. Tickets für die Partie gibt es an allen
bekannten Vorverkaufsstellen und im Internet unter
www.eventim.de.
(Sascha Krokowski)
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Glückwunsch an Petkovic und Göppingen zu einem verdienten Sieg.
Am Anfang war es hier eine umgekehrte Welt. Wir haben nicht wie
in den letzten Jahren zu Anfang hoch geführt, sondern Göppingen.
Göppingen war besser, scneller, wacher. Meine Mannschaft hat gut
gekämpft, aber wenn man hier acht Tore zurückliegt, ist das kaum
aufzuholen. Ich wünsche Göppingen, dass sie alle weiteren Heimspiele
gewinnen.
Göppingens Trainer Velimir Petkovic:
Danke für die Glückwünsche. Wir hatten durch das Europapokalspiel
keine besondere Vorbereitung. Wir wollten einfach nur vorne spielen
und ich wollte nicht, dass die Mannschaft einen zu großen Respekt
vor den THW hat. Das Spiel Champions-League-Sieger gegen den
Europapokal-Sieger - da kann der Unterschied nicht so groß sein.
Wir wollten Präsenz zeigen und Prost hat sehr gut gehalten. Kiel
ist auch nur eine Mannschaft aus Menschen. Ich hoffe, der Sieg gibt
uns einen Schub für die weiteren Spiele.
- Frisch Auf Göppingen:
-
Rutschmann (bei einem Siebenmeter, keine Parade),
Prost (1.-60., 21/1 Paraden);
Kneule,
Oprea (3),
Schöne (2),
Späth (4),
Beljanski,
Zöller,
Haaß (3),
Fontaine,
Rnic (7/4),
Schubert,
Horak (8),
Markovic (6);
Trainer: Petkovic
- THW Kiel:
-
Omeyer (1.-41., 8 Paraden),
Palicka (41.-60., 6/1 Paraden);
Toft Hansen (4),
Sigurdsson (2),
Sprenger,
Ahlm (1),
Wiencek (n.e.),
Ekberg (1),
Zeitz (4),
Palmarsson (5),
Ilic (5/3),
Jicha (4),
Vujin (3/1);
Trainer: Gislason
- Schiedsrichter:
-
Lars Geipel / Marcus Helbig
- Zeitstrafen:
-
Göppingen: 1 (Horak (29.));
THW: 2 (Sprenger (22.),
Zeitz (49.))
- Siebenmeter:
-
Göppingen: 5/4 (Palicka hält Rnic (60.));
THW: 5/4 (Prost hält Ilic (32.))
- Spielfilm:
-
1. Hz.: 3:0, 3:1 (6.), 6:1, 6:2, 7:2 (10.),
7:3, 8:3, 8:4, 11:4 (15.), 11:5, 13:5, 13:7,
15:7 (23.), 15:11 (29.), 16:11, 16:12;
2. Hz.: 18:12 (35.), 18:13, 19:13, 19:14,
20:14, 20:15, 21:15 (38.), 21:17, 22:17,
22:18, 23:18, 23:20 (44.), 25:20, 25:21,
29:21 (51.), 29:22, 30:22, 30:23,
31:23, 31:27 (57.), 32:27, 32:28,
33:28, 33:29.
- Zuschauer:
-
5.600 (ausverkauft) (EWS-Arena, Göppingen)
- Spielgrafik:
-
Aus den Kieler Nachrichten vom 21.03.2013:
THW verzweifelt an Primoz Prost
Starker Slowene führt Göppingen zum 33:29 gegen Meister Kiel
Göppingen. Die Serie ist gerissen: Die vergangenen
18 Spiele hatte der THW Kiel gegen FA Göppingen
gewonnen, gestern setzte es die erste Niederlage
gegen die Schwaben seit Oktober 2004. Der Tabellenführer
der Handball-Bundesliga fand bei der
verdienten 29:33 (12:16)-Niederlage nie zu seinem
Spiel und lag bereits nach 20 Minuten vorentscheidend
mit 7:15 zurück.
In der Liga hatten sich die Schwaben nach zuletzt drei
Siegen in Folge immerhin ins Niemandsland der Tabelle
gerettet. Absteigen, das war schon vor dem Kiel-Auftritt
klar, werden sie jetzt nicht mehr. Aber es erscheint auch
wenig sinnvoll, mit aller Macht weitere Sprossen zu
erklimmen. Wirklich wichtig, das war im Vorfeld dieser
Partie zu spüren, ist in Göppingen nur noch der EHF-Cup.
Und in diesem benötigen sie am Sonnabend im Heimspiel
gegen La Rioja (Spanien) unbedingt einen Sieg, um sich
für das Viertelfinale zu qualifizieren. Den Verdacht,
sich deshalb gegen die "Zebras" schonen zu wollen, hatte
Trainer Velimir Petkovic energisch von sich gewiesen. "Das
wäre nicht korrekt, schließlich ist die Halle ausverkauft."
Eher das Gegenteil sei der Fall, sagte er. "Nach den letzten
Siegen treten wir mit breiter Brust gegen den THW an."
Tatsächlich legten die Hausherren mit einem furiosen Tempo
los, führten schnell mit 5:1 (7.). Die Auszeit von THW-Trainer
Alfred Gislason ("Göppingen hat
verdient gewonnen") genügte nicht, um eine Mannschaft zu
erreichen, die mit dem Kopf noch in der Kabine steckte. "Das
war heute nicht der THW Kiel", sagte ein ratloser
Momir Ilic.
In der Abwehr standen die Kieler Spalier, im Angriff regierte
die Hektik. Zudem hatten die Göppinger in Primoz Prost einen
überragenden Rückhalt. Der Slowene hielt fast im Minutentakt,
und seine Kollegen legten einen Mut an den Tag, der angesichts
der desaströsen Kiel-Bilanz zumindest verwunderlich war. Mit
Linksaußen Dragos Oprea gibt es überhaupt nur einen, der im
grün-weißen Dress den THW besiegen konnte. Doch einmal losgelöst
berauschten sich die Göppinger an ihrem Spiel, zogen schließlich
sogar auf 15:7 davon. Erst jetzt, in der 24. Minute, fand der
hohe Favorit endlich seinen Ruhepuls. Gut für den Rekordmeister,
dass Thierry Omeyer im Duell der
Torhüter Parade um Parade aufholte. Die Gäste robbten sich heran
und verkürzten zur Pause auf vier Tore (12:16).
Doch auch nach dem Seitenwechsel setzten sich die Szenen fort.
Musste sich die Waagschale entscheiden, dann tat sie es für Göppingen.
So hielt Prost gleich nach Wiederbeginn einen Siebenmeter von
Ilic. "Ich habe die ganze Zeit daran
gedacht, dass wir es kippen können", sagte THW-Linksaußen
Gudjon Valur Sigurdsson. "Aber Göppingen
war heute einfach besser, das müssen wir anerkennen."
Die Kieler verkürzten noch einmal auf 20:23, doch das Moment
blieb auf Seiten der Hausherren. Als der überragende Pavel Horak
mit seinem siebten Tor zum 28:21 (51.) traf, gab es in der mit
5600 Zuschauern ausverkauften Arena kein Halten mehr. "Heute ist
60 Minuten lang alles gelaufen", sagte FA-Mittelmann Michael
Haaß. "Solche Spiele gibt es halt." Die
Gislason-Schützlinge wehrten sich,
hatten in Rene Toft Hansen und
Aron Palmarsson ihre besten Kräfte,
doch die Schwaben spielten, als würden sie am Ende mit einem
Pokal und einer rauschenden Siegesfeier belohnt.
"Ich habe meinen Spielern gesagt, dass sie keinen Respekt
vor den Kielern haben sollen", sagte Petkovic. "Auch das sind
nur Menschen."
Die Kieler kehren heute in die Heimat zurück, um sich dort gleich
dem nächsten Gegner zu widmen: Am Sonntag (19.30 Uhr/Eurosport)
kommt der russische Meister Medwedi Moskau. Anlass ist das
Achtelfinal-Rückspiel in der Champions League. Das Hinspiel hatte
der Titelverteidiger mit 35:37 verloren.
"Wir müssen Göppingen schnell vergessen, in der Liga ist ja nichts
passiert", sagte Sigurdsson. "Gegen
Moskau werden wir brennen."
(von Wolf Paarmann, aus den Kieler Nachrichten vom 21.03.2013)