Kiel feiert seinen Doublesieger 2013: Im letzten Heimspiel
der Saison besiegte der THW am Mittwochabend die HSG Wetzlar
in einer kurzweiligen Partie mit 37:31 (18:15), ehe die
Meisterschale an den alten und neuen deutschen Meister
überreicht und bei den Verabschiedungen von
Momir Ilic, Daniel Narcisse
und Thierry Omeyer nicht nur
im Publikum die eine oder andere Träne verdrückt wurde.
In der Partie gegen den Tabellenachten aus Hessen schossen
sich die "Zebras" den Frust des vergangenen Wochenendes
besonders in der Anfangsphase von der Seele: 9:1 stand es
für den Gastgeber in der 12. Minute, ehe die wackere HSG
Wetzlar ins Spiel fand und Mitte der zweiten Halbzeit
sogar den Ausgleich auf der Hand hatte. Letztlich aber
zog der THW - auch dank des starken achtfachen Torschützen
Daniel Narcisse - noch einmal
das Tempo an und siegte doch souverän.
Alfred Gislason musste zum
letzten Saison-Heimspiel gleich auf drei seiner Spieler
verzichten: Während Christian Zeitz
weiterhin an seinem Mittelhandbruch laborierte und
Aron Palmarsson nach seiner
Knieoperation am Dienstag (siehe Extra-Bericht
erst bei der Vorbereitung für die nächste Spielzeit wieder
mitmischen kann, stand auch ein ernsthafter Einsatz für
Kreisläufer Marcus Ahlm wegen einer
Oberschenkelverletzung nicht zur
Debatte. Der Kapitän ließ es sich aber nicht nehmen, sich
in seinem letzten Pflichtspiel in der Sparkassen-Arena in
den letzten zwei Minuten unter tosendem Applaus aufs
Parkett zu begeben und einen Siebenmeter (!) zu verwandeln
sowie das abschließende 37:31 zu erzielen.
Traumstart gegen nervöse Wetzlarer
Doch auch ohne dieses Trio erwischten die "Zebras" einen
Start nach Maß: Bevor Philipp Müller der erste Gästetreffer
gelang, hatten Niclas Ekberg per
Nachwurf nach einer Weber-Parade gegen Klein,
Momir Ilic und Dominik Klein
per Gegenstoß bereits dreimal für den THW eingenetzt. Und es
kam noch schlimmer für die HSG, die überaus nervös wirkte,
im Angriff mit der 6:0-Deckung der Kieler absolut nicht
klar kamen und mit ihren wenigen klaren Chancen am stark
beginnenden Thierry Omeyer scheiterten.
Daniel Narcisse erzielte in seinem
letzten Heimspiel noch einmal acht tolle Treffer.
Und selbst ein Siebenmeter des eigentlich sicheren Schützen
Kevin Schmidt landete am Querbalken statt im Netz.
So brauchten die Hessen acht weitere Spielminuten, ehe erneut
Philipp Müller für das zweite Tor zur Stelle war. Acht Minuten,
in denen die Kieler sich den Köln-Frust von der Seele ballerten.
Daniel Narcisse, Marko Vujin,
Momir Ilic, ein Doppelpack des für
Vujin auf der Halbposition deckenden
Wiencek sowie ein Treffer
Dominik Kleins von außen, der
durch ein wundervolles Rückhandanspiel Ilics
eingeläutet wurde, schraubten den Spielstand bis zur 12. Minute
auf 9:1 für die "Zebras".
Wetzlar kämpft sich bis zum Seitenwechsel wieder heran
HSG-Trainer Kai Wandschneider, dessen frühe Auszeit völlig
verpufft war, nahm in seinem Team einige Änderungen vor:
Er beorderte Nicola Marinovic für den bedauernswerten Nikolai
Weber ins Tor, zudem zog nun der Isländer Fannar Fridgeirsson
für den überforderten Harmandic die Fäden im Angriff. Und
tatsächlich berappelte sich Wetzlar nun, kam nach dem 2:9
durch Philipp Müller durch einen Schmidt-Konter und einen
Sprungwurf Valos zum 4:9 und hielt den Rückstand bis zum
Ende der ersten Halbzeit konstant - was vor allen Dingen
daran lag, dass die Kieler einige gute Chancen gegen Marinovic
ausließen und die eigenen Torhüter kaum Chancen bekamen, um
sich auszuzeichnen. Dass der Vorsprung der "Zebras" aber bis
zur 27. Minute, als Daniel Narcisse
sich aus luftiger Höhe zum 18:12 durchsetzte, nicht schrumpfte,
lag an einer guten 6:0-Deckung, die viele Wetzlarer Würfe
blocken konnte und besonders Dominik Klein
zu klasse Gegenstoßtreffern animierte. Allerdings schlichen sich
kurz vor dem Seitenwechsel dann doch ein paar Unkonzentriertheiten
zu viel ein beim THW, so dass die Gäste durch den an alter
Wirkungsstätte auffälligen, aber nicht immer glücklichen
Reichmann sowie zwei Rompf-Gegenstöße
bis zur Pause noch auf 15:18 verkürzen konnten.
Nach dem Seitenwechsel blieb die Partie zunächst ein
munteres Scheibenschießen auf beiden Seiten: Die Kieler,
bei denen nun Gudjon Valur Sigurdsson
und Christian Sprenger auf den
Außenpositionen wirbelten, legten zunächst weiter vor, weil
Niclas Ekberg seine Strafwürfe
weiterhin verwandeln konnte und Daniel Narcisse
zwei weitere krachende Sprungwürfe folgen ließ. Doch die
HSG Wetzlar hatte mittlerweile Blut geleckt: Tiedtke und
Fridgeirsson verkürzten auf 21:23, und nach einem weiteren
Ekberg-Siebenmeter gelang den
Gästen durch einen Mraz-Hüftwurf und einen Rompf-Konter gar
der Anschluss zum 23:24. Alfred Gislason
reagierte, stellte nun auf eine 3:2:1-Deckung mit dem
vorgezogenen Filip Jicha um
und gönnte wenig später auch dem müde wirkenden
Dauerbrenner Marko Vujin eine
verdiente Pause.
Mit 3:2:1-Deckung zum Erfolg
Diese Deckung verhinderte den möglichen
Ausgleichstreffer der HSG, die ein Zeitspiel abgepfiffen
bekam. Doch trotz eines Jicha-Gegenstoßes
nach eigenem Steal und zwei weiteren Narcisse-Geschossen
blieb Wetzlar zunächst dran. Fridgeirsson hatte nach einem von
Tiedtke erkämpften Siebenmeter die Chance, auf 26:27 zu verkürzen.
Doch Thierry Omeyer parierte gegen
Da hilft auch kein Schutzschild: Bierdusche für
Daniel Narcisse.
den Isländer und sorgte damit noch einmal für eine Initialzündung
bei den "Zebras": Niclas Ekberg zeigte
nach gutem Einsatz von Wiencek bzw.
Ilic eindrucksvoll, wie man
Siebenmeter sicher verwandelt, und als der klasse von
Ilic in Szene gesetzte
Sigurdsson mit einem tollen
Heber sowie Jicha per zweiten
Welle auf 31:26 erhöhten, konnten die Feierlichkeiten
in der überwiegend schwarz-weiß gekleideten Sparkassen-Arena
so langsam beginnen - auch wenn Wetzlar es den "Zebras"
mit einer offensiven 3:3-Deckung noch einmal schwer machte
und auch Niclas Ekberg vom
Siebenmeterstrich noch einmal leer ausging. Doch als
Gudjon Valur Sigurdsson in
der 58. Minute in den eigenen Torkreis sprang, den
Ball mit dem Rücken zum gegnerischen Kasten artistisch
auf den gestarteten Filip Jicha
passte und der Tscheche auf 34:29 erhöhte, war die Partie
endgültig entschieden. Bis zum Schlusspfiff gab es
Standing Ovations und den großen Auftritt des eigentlich
verletzten Kapitäns Marcus Ahlm.
Nach der Partie wurde schnell ein Podest aufgebaut, während
auf dem Videowürfel die Höhepunkte der erfolgreichen Double-Saison
gewürdigt wurden. Zu dem von der Mezzosopranistin Nicole Glamsch live eingesungenen Whitney-Houston-Klassiker
"One Moment In Time" setzte Hein Daddel
die Meisterschale auf ein Podest, die dann unter Feuerwerk
an Marcus Ahlm überreicht
wurde. Die Schale bleibt in Kiel - vier Protagonisten der
vergangenen Jahre allerdings nicht. Während Marcus Ahlm
am 16. August sein verdientes Abschiedsspiel bekommt, war der
Moment der Verabschiedung von Momir Ilic,
Daniel Narcisse und Thierry Omeyer
gekommen. Bewegende Videos und bewegende Worte der drei Kieler
Musketiere ließen kaum ein Auge in der Sparkassen-Arena trocken.
Apropos Augen: Die von Thierry Omeyer
werden auch in Zukunft beide Tore der Halle fest im Blick behalten,
erhielt der Franzose - auch zur sichtlich eigenen Überraschung -
einen kleinen Platz in der "Ahnengalerie" unter dem Hallendach.
Einen ausführlichen Bericht zu der Verabschiedung finden Sie in
diesem Extra-Artikel.
Am Samstag beim TV Großwallstadt und Abschlussfeier auf dem Rathausplatz
Einen letzten Auftritt im THW-Trikot wird das Trio aber noch
bekommen: Am Samstagnachmittag (Anwurf 16.30 Uhr) tritt der
THW am letzten Spieltag der DKB Handball-Bundesliga bei
Altmeister TV Großwallstadt an - für diesen geht es in der
f.a.n.-frankenstolz-Arena in Aschaffenburg noch um die
kleine Chance auf den eigenen Klassenerhalt. Die Partie
wird - in Konferenzschaltung mit dem anderen Abstiegs-Endspiel
zwischen dem VfL Gummersbach und dem TV Neuhausen - auf
Sport1 übertragen. Auf dem Kieler Rathausplatz wird das
Spiel sogar - als Einstimmung auf die anschließende
Meisterfeier - live auf einer Großbildleinwand übertragen.
Die Saisonabschluss-Party auf dem Rathausplatz startet dann
um 19.30 Uhr, im Laufe des Abends wird natürlich auch die
Mannschaft eintreffen. Vom Flugzeug steigen sie noch auf
dem Rollfeld in den Mannschaftsbus, der die "Zebras" auf
dem kürzesten und schnellsten Weg zur Sparkassen-Arena
bringen wird. Von dort geht es im kurzen Autokorso über die
Rathausstraße direkt zu den Fans.
Alle weiteren Informationen zur Saisonabschluss-Feier finden Sie in
diesem Extra-Artikel.