07.06.2013 | Mannschaft |
Die vier Kieler Musketiere nach ihrem letzten Heimspiel. |
Daniel Narcisse baute seine komplette Familie in seine Abschiedsrede mit ein. Für einen besonderen Moment sorgte Sohn Noah, der das Mikrofon ergriff und sich wünschte, dass Narcisse' neuer Verein Paris St. Germain doch gegen den THW Kiel spielen solle. "Egal, wer dann gewinnt. Aber ich möchte einfach diese unglaubliche Stimmung wieder hören." Der Welthandballer, der künftig für Paris spielen wird, dankte seinen Kollegen: "Im letzten Jahr wurde ich zum besten Spieler der Welt gewählt - aber ohne meine Mannschaft wäre ich nichts." Mit bewegenden Worten verabschiedete sich Welthandballer Daniel Narcisse von seinen Mannschaftskollegen und den Kieler Fans. "Ich habe beim THW Kiel viele tolle Menschen kennen gelernt, es bedeutet mir sehr viel, in dieser Mannschaft gespielt zu haben. Die vier Jahre beim THW waren unglaublich geil!"
Thierry Omeyer bei seiner Abschiedsrede. |
Aus den Kieler Nachrichten vom 07.06.2013:
"Wir kommen sowieso erst morgens um sechs mit dem Bus zu Hause an", sagte HSG-Trainer Kai Wandschneider. "Da können wir hier auch noch eine halbe Stunde länger bleiben." Die Hessen sollten ihre Entscheidung nicht bereuen, war dieser Abend doch auch für die Einheimischen, die für Abschiedsfeste dieser Art mittlerweile eine gewisse Routine entwickelt haben, ein besonderer.
Auf dem Videowürfel an der Hallendecke wurde immer wieder Alfred Gislason eingeblendet, der nach dem Abpfiff auf der Bank sitzen geblieben war. Immer wieder erwischten die Kameras einen Moment, in dem ihm, dem sonst so gestrengen Lehrmeister, ein breites Grinsen über das Gesicht huschte. Im Spiel gegen die HSG Wetzlar hatte er noch kräftig mit Einzelnen geschimpft. So musste sich Marko Vujin beispielsweise eine lautstarke Ansprache aus unmittelbarer Nähe gefallen lassen. Obwohl das letzte Heimspiel für das Tabellenbild bedeutungslos war, wollte Gislason nicht verlieren. Warum? Weil er einfach nie verlieren will. Doch umso länger Momir Ilic, Daniel Narcisse und Thierry Omeyer sich mit sehr bewegenden Worten von Kiel verabschiedeten, umso weicher wurden seine Züge. "Die fünf Jahre mit mir waren bestimmt nicht immer leicht für Dich", sagte beispielsweise Omeyer, der sich bei Gislason für dessen Geduld bedankte. Narcisse sprach ihn schlicht als "den alten Isländer" an. Es war zwischen den Zeilen deutlich zu verstehen, wie sehr er, der Welthandballer, seinen Trainer schätzt.
An einem Abend wie diesem durfte auch ein Gruß der Stars für Uwe Schwenker, den ehemaligen Manager, nicht fehlen. Er hatte Omeyer im Sommer 2006 nach Kiel gelotst. Auch die Transfers von Gislason und Ilic fädelte Schwenker ein, der auf der Tribüne saß, als die Fans ihn mit Sprechchören feierten.
Es ehrte die Weltstars, dass sie bei ihren Reden auch an die dachten, die "im Schatten leben" (Narcisse). So bedankten sich alle namentlich bei "der Sabine". Eine Dame, die den Nachnamen Holdorf-Schust trägt, und als Leiterin der Geschäftsstelle maßgeblich dafür verantwortlich war, dass die Familien Ilic, Narcisse und Omeyer glaubhaft versicherten, in Kiel eine zweite Heimat gefunden haben.
Die Reden der Spieler, das Bleiben der Besiegten - für den Handball außergewöhnlich, für Kiel das Erwartete. Doch dieser 5. Juni hatte auch für Hartgesottene noch zwei besondere Bonbons zu bieten. So brach Omeyer, zwischen den Pfosten ein Mann ohne Nerven, förmlich zusammen, als an der Hallendecke eine Leinwand mit seinem Konterfei enthüllt wurde. "Der Verein möchte auf diese Weise den erfolgreichsten Handballer ehren, der jemals für den THW gespielt hat", klärte Hallensprecher Rolf Körting, der nach 30 Jahren ebenfalls Abschied nahm, den völlig Überraschten auf. In der Arena schwollen die "Titi"-Sprechchöre an, der zweimalige Olympiasieger und seine Frau Laurence ließen ihren Tränen freien Lauf.
Das zweite Bonbon? Maja Ilic, Emmanuelle Narcisse und Laurence
überraschten ihre Männer mit einem Film, in dem sie unter anderem
die Türen zu den Schuh- und Kleiderschränken öffneten. So wurde
deutlich, dass Daniel Narcisse nach dem
Ende seiner Karriere einen schwunghaften Handel mit Sportschuhen
und Wintermänteln aufmachen kann. Und dass Omeyer
einen Blick für Socken besitzt. "Er hat 200 bis 300 Paar weiße
Socken, aber zu den Spielen zieht er immer nur ein bestimmtes
Paar an", sagte Laurence, die dabei gefilmt wurde, wie sie mit
Tochter Manon den Wäscheberg auf der Suche nach den "Glückssocken"
durchwühlte. "Wir finden sie nie, Titi
immer sofort." Dazu erklang Hildegard Knef, in allerdings leicht
abgewandelter Form: "Für ihn soll es weiße Soooocken regnen.."
Unter diesem Druck habe ich noch bei keinem einzigen meiner Spiele gestanden.
Ich habe schon viele Auszeichnungen bekommen. Aber dass mich ein so großer Verein derartig ehrt, trifft mich mitten ins Herz.
Es ist ein schönes Gefühl, dass künftig immer ein echter Kieler in unserem Haus wohnen wird.
Ich hoffe, dass Paris bald gegen Kiel spielt. Dann kann ich diese unglaubliche Stimmung hier noch einmal erleben.
Als mich Alfred vor vier Jahren angerufen hat, und mir versprach, dass wir in Kiel viel Erfolg haben werden, habe ich sofort zugesagt. Obwohl ich wusste, dass das Wetter hier eine Katastrophe für mich sein wird.
Ich möchte mich im Namen unserer Familie bei allen Kielern bedanken. Wir hatten hier vier unglaubliche Jahre!
Moin, moin Ostseehalle
Ich bin sehr, sehr stolz darauf, dass ich für diesen Verein spielen durfte.
Alfred, sechs Jahre mit Dir - das war nicht immer einfach für mich. Aber ich bedanke mich bei Dir, Du hast viel Gutes für meine Karriere getan. Ich wünsche Dir, dass Du in Zukunft weniger Stress hast!
(von Wolf Paarmann, aus den Kieler Nachrichten vom 07.06.2013)
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