Die "Zebras" hatten am Morgen eine intensive Trainings-Einheit mit Tempogegenstößen und Aquajogging bestritten. Wohl auch deshalb waren die Kieler Beine vor 1200 Zuschauern in der fast ausverkauften "GOG-Arena" in Gudme zu Beginn deutlich schwerer als die der Gastgeber. Die spielten auf, als ginge es für sie um mehr als nur ein Testspiel gegen den deutschen Rekordmeister. Der fing sich Gegenstoß um Gegenstoß, machte es den Gastgebern mit vielen Fehlern auch leicht, ins Spiel zu kommen. Als Trainer Alfred Gislason die grüne Karte auf den Zeitnehmertisch legte, waren erst 6:33 Minuten gespielt - aber der THW Kiel lag da nach einem 0:5 bereits mit 2:8 zurück. Der Isländer ordnete seine Farben, stellte in der Abwehr von 6:0 auf 3:2:1 um - und forderte im Angriff mehr Konzentration. Die "Zebras" kamen über Einzelaktionen durch Lauge, Jicha nach eigenem Steal und einem tollen Zusammenspiel von Jicha mit Wiencek auf 5:8 heran (13.) - um dann wieder drei schnelle Gegentreffer zu kassieren. Dabei profitierten die Gastgeber in den ersten 30 Minuten auch von der unterschiedlichen Regelauslegung des Schiedsrichtergespanns, die einige Zebras doch in Rage brachten.

Der Weckruf für die Kieler war dann ausgerechnet eine doppelte Unterzahl, nachdem Jallouz und Toft Hansen binnen weniger Sekunden auf die Bank geschickt worden waren. Klein erzielte von Rechtsaußen das 9:13, im Gegenzug fischte Palicka einen freien Ball von der Linie. Lediglich ein Gegentor kassierte der THW in dieser Unterzahlphase, um dann in den letzten fünf Minuten vor der Pause endgültig zur Aufholjagd zu blasen: Toft Hansen vom Kreis, Jicha mit einem Rückraumkracher, erneut Toft Hansen nach einem grandiosen No-Look-Pass von Jicha und Zeitz mit einem Gegenstoß nach toller Palicka-Parade verkürzten bis zum Wechsel mit einem 5:1-Lauf auf 14:15.

Nach dem Wechsel erwischten die Kieler wieder einen schlechten Start, fingen sich nach den zwei GOG-Gegentreffern aber und glichen nach einem von Johan Sjöstrand gehaltenen Gegenstoß der Dänen durch einen Hammer unter die Latte von Jallouz erstmals aus (18:18, 39.). Allerdings: Immer dann, wenn die Kieler im Angriff den Ball verloren oder am guten Kevin Möller im GOG-Tor scheiterten, ging es rasend schnell. Durch zwei Konter ging der Aufsteiger in die erste dänische Liga wieder in Führung. Weil jedoch die Kieler Abwehr mit Rene Toft Hansen und Filip Jicha im Mittelblock stabiler wurde, nahmen die Zebras das Heft in die Hand: Jicha erzielte den 19:20-Anschluss, Sigurdsson nahm einen Abpraller von der Latte auf und schickte Sprenger zum Ausgleich auf die Reise, Vujin erzielte per Siebenmeter die erste Kieler Führung (45.), die Jicha nach Steal und Gegenstoß auf 22:20 ausbaute.

Doch wieder brachten Fehler im Kieler Angriffsspiel die Gastgeber zurück, die zwölf Minuten vor dem Ende nach zwei schnellen Gegenstößen ausglichen. Doch vermehrt bissen sich diese in der Kieler Abwehr fest, hinter der nun auch Sjöstrand das ein oder andere Mal glänzte. Konsequenz: Der THW setzte sich durch Jichas Dreierpack mit 28:24 ab (56.) und behielt die weiße Vorbereitungsweste. Indes: Auch in den kommenden Tagen wartet viel Arbeit auf die "Zebras", die bis einschließlich Montag noch drei Testspiele und nahezu unzählige Trainingseinheiten absolvieren. Weiter geht's auf der Platte am Donnerstag in Vejen, wo der THW auf einen weiteren dänischen Erstligisten trifft: Gegner um 20 Uhr im Idraetscenter ist dann Ribe-Esbjerg.

 

Aus den Kieler Nachrichten vom 07.08.2013:

Aquajogging ermüdete die Kieler Zebras

Gudme. Der THW Kiel hat sein erstes Testspiel im Rahmen seines neuntägigen Trainingslagers in Faaborg gewonnen. Nach einem völlig verpatzten Start setzte sich der deutsche Handballmeister beim dänischen Erstligisten GOG Gudme mit 31:26 (14:15) durch.

Die Zebras hatten am Morgen bereits intensiv Gegenstöße geprobt, anschließend ließ Athletiktrainer Hinrich Brockmann sie ausführlich Aquajogging betreiben. Sie waren müde, aber das war nur ein Grund für den Schlaf-Start (2:8/7.) gegen einen Gastgeber, der so motiviert wirkte, als könne er mit einem Sieg gegen Kiel das Viertelfinale in der Champions League erreichen. Während sich beim THW zunächst ein technischer Fehler an den nächsten reihte, glänzte der Aufsteiger mit schnellen Beinen und einer sehr beweglichen Abwehr. Einer Abwehr, die sich um Tierschutz zunächst nicht bemühen musste, gestatteten die Schiedsrichter doch lange eine strafbefreite Jagd auf Zebras. Der von Filip Jicha (9 Tore) angeführte Double-Sieger machte vor 1200 Fans aus seinen zahlreichen Baustellen kein Geheimnis. Warum auch, schließlich liegt der einzige Sinn in einem Testspiel darin, Unrundes zu glätten. Der nächste Test folgt morgen Abend (20 Uhr) gegen Ribe-Esbjerg.

(von Wolf Paarmann, aus den Kieler Nachrichten vom 07.08.2013)