24./25.11.2013 - Letzte Aktualisierung: 25.11.2013 | Bundesliga |
Update #3 | KN-Bericht, weitere Stimmen, Fotos und Spielbericht ergänzt ... |
Auch 10/4 Treffer von Marko Vujin reichten in der Flens Arena nicht. |
Es war ein umkämpftes Derby von Anfang an. Hier setzt sich Filip Jicha durch. |
Steffen Weinhold spielte eine starke erste Halbzeit gegen seinen zukünftigen Verein. |
Mattias Andersson ebnete mit seinen Paraden den Weg zur deutlichen Flensburger Pausenführung. |
Zunächst aber blieb der THW noch in Reichweite: Vujin verwandelte einen von Ekberg erkämpften Strafwurf, Palmarsson traf von der linken Seite zum 8:10 - in Unterzahl, nachdem Toft Hansen eine fragwürdige Zeitstrafe kassiert hatte. Doch die SG Flensburg-Handewitt hatte mittlerweile längst Lunte gerochen, bei den Gastgebern klappte nun alles. Mit einem tollen Heber gegen den für den glücklosen Sjöstrand eingewechselten Palicka sorgte Svan für das 11:8, und weil Palmarsson im Angriff zweimal zu überhastet abschloss, sorgten Weinhold per Durchbruch und Eggert mit einem weiteren sehenswerten Heber gar für das 13:8.
Aron Palmarsson erzielte vier Treffer, konnte aber an seine zuletzt starken Leistungen nicht anknüpfen. |
Jubel bei Thomas Mogensen und Co. |
Traurige Gesichter beim THW nach dem Abpfiff. |
(Sascha Krokowski)
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Glückwunsch an Flensburg zum verdienten Sieg. Es war wohl eines der fairsten Spiele zwischen diesen beiden Mannschaften überhaupt. Im Vergleich zu unserem letzten Auftritt hier haben wir heute gut begonnen. Dann haben wir jedoch eine Phase gehabt, in der wir viel zu viele Fehler gemacht haben. Das war dann auch entscheidend für den hohen Pausenrückstand. In der zweiten Hälfte hatten wir mehrfach die Möglichkeit, näher heran zu kommen. Aber auch dann haben wir wieder leichte Fehler gemacht und dafür gesorgt, dass wir keine Chance auf den Sieg hatten.
Die erste Halbzeit war optimal. Wenn man gegen Kiel gewinnen will, muss das auch so sein. Ich bin sehr stolz auf meine Jungs. Es war hart heute, aber was sie zusammen mit unseren Fans gemacht haben: Hut ab! Trotzdem waren das heute nur zwei Punkte.
Unsere Spieler sind eine Einheit mit den Fans. Heute bin ich stolz auf den Trainer, die Mannschaft, die Fans und die SG. Aber der heutige Sieg ist nur eine Momentaufnahme, der Dezember wird nicht einfach.
Das Spiel und die Atmosphäre war eines Derbys würdig. Flensburg war einfach besser, deren Fehlerquote ging in der ersten Halbzeit gegen null - und unsere war viel zu hoch.
Unsere Abwehr hat nicht gut gestanden, und Flensburg hat vor allem von außen überragend getroffen.
Wir haben zu viele einfache Fehler gemacht und zu viele Tore über außen bekommen. Hinzu kommt, dass Mattias ein sehr guter Torhüter ist, der sogar einige Bälle fangen konnte. Wenn man dann gegen Flensburg mit sechs oder sieben Toren hinten liegt, ist es schwer. Uns hat das Genick gebrochen, dass wir in der zweiten Halbzeit nicht dichter herangekommen sind. Die Flensburger Fans sind sehr gut, aber sie können nicht der Grund für unsere vielen Fehler sein. Jetzt werden wir uns vielleicht fünf Minuten länger ärgern, während sich die Liga freut. Aber dann geht es weiter.
Wir haben zu Recht verloren, weil wir zu wenig dagegen gehalten haben. Jetzt fahren wir nach Hause, ärgern uns ein wenig darüber, dass wir die Liga wieder spannend gemacht haben, und schauen dann nach vorn.
Flensburg hat gut gespielt, wir nicht. Ich hätte den Kollegen heute gerne geholfen, leider konnte ich das nicht. Die Stimmung? Überragend. Aber die Flensburger sollen mal abwarten, was im Rückspiel in Kiel passieren wird.
Wir haben in der ersten Halbzeit zu viele Fehler gemacht, lagen hoch zurück. Deshalb mussten wir nach der Pause Spielweise und Rhythmus ändern. Das führte dann zu weiteren Fehlern.
Der Sieg war verdient. Nach der Pause wurden wir müde, aber die Zuschauer haben uns ins Ziel getragen. Mein Wechsel nach Kiel? Es war für mich ein besonderes Spiel, aber nicht, weil ich zum THW gehen werde. Noch bin ich ein Flensburger, will mit der SG jedes Spiel gewinnen.
Ich war mir bis zum Ende nicht sicher, schließlich haben wir selbst ja erst vor drei Tagen einen Fünf-Tore-Rückstand gegen den HSV noch umgebogen. Wir standen in der Abwehr gut, Mattias (Andersson, d. Red.) war stark - die Grundlagen haben wir schon in der ersten Halbzeit gelegt.
Gegen den THW kann eine Führung schnell wieder weg sein, da lässt sich ein Vorsprung nicht verwalten - und das haben wir auch nicht getan. Siege gegen Kiel schmecken besonders gut.
Aus den Kieler Nachrichten vom 25.11.2013:
Wer es mit dem THW hielt, erlebte einen entspannten Start. Die Zebras spielten in der ausverkauften "Hölle Nord" eiskalt auf, gut sortiert in der Deckung, diszipliniert im Angriff. Jeder Fehler, das wussten sie nur zu gut, verwandelt sich an diesem besonderen Ort innerhalb von Sekunden in ein Gegentor. Die ersten Emotionen waren in dieser elften Minute bereits überstanden. So hatte Bald-Kieler Steffen Weinhold in Minute eins seinen Bald-Kollegen Niclas Ekberg am Kreis gefällt. Während sich der Rechtsaußen vor Schmerzen krümmte, schlich Weinhold zur Strafbank. "Die Zeitstrafe war berechtigt", sollte der reuige Sünder später sagen. "Aber es war keine Absicht, ich kam einen Schritt zu spät und bin ihm dabei auf den Fuß getreten."
Es stand 6:5 für die Kieler, die in Überzahl waren, als Filip Jicha einen Pass von Thomas Mogensen abfing - Gegenstoß, die Chance, erstmals mit zwei Toren in Führung zu gehen. Doch Patrick Wiencek scheiterte an Mattias Andersson, der bis dato kein Faktor gewesen war. Im Gegenzug hämmerte Mogensen den Ball ins Netz, nur 20 Sekunden später traf Weinhold zum 7:6 für die Hausherren, die zuletzt vor zwei Jahren ein Heimspiel in der Bundesliga verloren hatten. Ein Tor, ein Signal. Schien das Team von Ljubomir Vranjes anfangs etwas gebremst, zu respektvoll, legte es nun den Schalter um. Weinhold zum 8:6, Andersson parierte einen Siebenmeter von Jicha - die Halle, bis dato eine Spur ruhiger als gewohnt, wachte nun auf. Kaum ein Angriff, bei dem sich nicht alle Fans der SG von ihren Sitzen erhoben.
Mit Macht und Schwung rissen Mogensen & Co nun Lücken in die Kieler Deckung, die in der ersten Halbzeit ohne Torhüter auskommen musste. Johan Sjöstrand und Andreas Palicka wechselten sich in ihrer Rat- und Tatenlosigkeit ab, hielten bis zur Pause nur vier Bälle. Auf der anderen Seite wurden die Fäuste, die Andersson nach jeder seiner 18 Paraden ballte, zu einer Art Dauerschleife.
Mit dem starken Schweden im Rücken, der mit seinen Landsleuten im THW-Tor auch um Eintrittskarten für die EM 2014 in Dänemark streitet, verdichtete sich die Abwehr um Tobias Karlsson zur Wand. Nur Jicha (6) und Marko Vujin (5), die elf der 14 THW-Tore vor der Pause warfen, fanden gelegentlich eine Lücke, für alle anderen war der blau-rote Wall zu hoch. Ganz anders die Hausherren, die auf allen Positionen gefährlich waren. Besonders die überragenden Außen Anders Eggert und Lasse Svan schlüften wie Aale durch die Hintermannschaft der Kieler.
Mit Wiederanpfiff stellte Alfred Gislason um, ließ Vujin und Christian Zeitz auf der rechten Seite gemeinsam verteidigen, Sjöstrand hielt die ersten Bälle von Eggert. Hoffnung für den Rekordmeister? Nein, die Fehlerquote blieb zu hoch. Tauchten die Gäste einmal in Sichtweite der müder werdenden Flensburger auf, unterliefen ihnen leichte Fehler. Besonders im Anspiel an den Kreis landeten die Bälle zumeist an der falschen Adresse. Als Rene Toft Hansen sein erstes Tor warf, geschah dies in der 58. Minute, es stand 33:29 für die SG, das 76. Derby war längst zu Gunsten des neuen Tabellenführers entschieden.
Die Kieler gaben sich nach der zweiten Saisonniederlage als faire Verlierer, zogen den Hut vor einem an diesem Tag besseren Gegner. Doch zwischen den Zeilen war klar zu verstehen, dass das Gespann Baumgart/Wild sich auf einer nach unten offenen Sympathieskala weiter im freien Fall befindet. "Sie haben in den ersten elf Minuten gepfiffen", beantwortete Gislason die Frage nach ihrer Leistung diplomatisch. "Danach pfiffen bis zur Pause nur noch die Zuschauer." Baumgart/Wild hatten auch das Sagen, als der THW beim SC Magdeburg (31:34) unterlag, Liga-Niederlage Nummer eins in der Saison. "Um hier zu gewinnen, hätten wir eine Spitzenleistung gebraucht", sagte ein verärgerter Jicha. "Aber auch eine Spitzenleitung."
(von Wolf Paarmann, aus den Kieler Nachrichten vom 25.11.2013)
Aus den Kieler Nachrichten vom 25.11.2013:
Die Hardcore-Fans bringen sich früh in Rage. Schrill begrüßen sie das Kieler Team mit "Scheiß-THW"-Parolen und Schmähgesängen gegen Christian Zeitz. Die Mannschaftsvorstellung der Kieler geht in einem gellenden Pfeifkonzert unter. Und mit dem Anpfiff steigern sich die Ultras in die Zwangsvorstellung, ungerecht behandelt zu werden. "Schieber, Schieber" ätzen sie gegen die Schiedsrichter schon in der Anfangsphase. Bis zur 12. Minute jagt die Nervosität durch den Block. Dann aber dreht Mattias Andersson auf, verwandelt ein 5:6 mit seinen Paraden in ein 9:6 und damit die Fan-Zweifel in Selbstbewusstsein.
Die Ultras lassen alle Zurückhaltung fallen, verschreien die Kieler als "Abschaum der Liga". Mit jedem SG-Tor wird die Brust auf den Rängen breiter. Der harte Kern fordert die Masse auf: "Steht auf, wenn ihr Flensburger seid!" Das Trommler-Duo lässt sich für spektakuläre Treffer feiern, als hätte es selbst Hand angelegt. In der Kieler Auszeit beweist die Halle dann sogar Sinn für stereophone Fan-Choreographie. "Flensburg" hallt es hier, "Handewitt" schallt es von drüben zurück.
Das Flensburger Team hat sich gefunden, das Publikum auch. Mit Szenenapplaus und Ovationen im Stehen werden sie zur Einheit. Daumen hoch und anerkennendes Schmunzeln zur Pause zeigen Flensburger Zufriedenheit auf den Rängen.
Mit dem Wiederanpfiff feiern sich die Zuschauer in einen Rausch. Der verloren gegangene Hotdog im Gedränge, das verspritzte Bier - das stört keinen hier. Der Fan-Express kommt in Fahrt, skandiert: "Hier regiert die Hölle Nord!" Ab der 45. Minute könnte das Gestühl meistbietend versteigert werden, sitzend verfolgt kaum noch einer das Spiel. Rhythmisches Klatschen treibt das SG-Team nach vorn. Fünf Minuten vor Schluss erreicht die Stimmung ekstatische Zustände, als Mattias Andersson einen versuchten Tempo-Gegenstoß der Kieler mitten im Feld abfängt. Eine Demütigung für den Meister - ganz nach dem Geschmack der Flensburger Fans. "Derbysieger, Derbysieger" hallt es durch das Viereck. Per Smartphones werden die letzten Sekunden gefilmt, Fotos von der Videowall zementieren den Endstand für den Facebook-Post. Der Schlusspfiff ist der Startschuss für den kollektiven Freudentaumel: High-Five, Faust-auf-Faust - Flensburg feiert die Übernahme der Tabellenführung.
Michael Knudsen wird von den Ultras als Zeremonien-Meister in den Block beordert. Die Mannschaft unterwirft sich dem Fanwillen. Auf Kommando setzen sich alle hin, selbst Thomas Mogensen - mitten im TV-Interview. Bis weit nach Spielende feiern Fans und Spieler gemeinsam. Die Stimmung ist gelöst. Anders Eggert sitzt entspannt inmitten der Anhänger auf der Tribüne, Steffen Weinhold strahlt für Fotos, Tobias Karlsson nimmt die Glückwünsche entgegen. Flensburg ist an diesem Abend mit sich im Reinen.
(von Ralf Abratis, aus den Kieler Nachrichten vom 25.11.2013)
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