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22./23.11.2013 - Letzte Aktualisierung: 23.11.2013 Bundesliga

76. Landesderby am Sonntag in Flensburg

Kampf um die Tabellenführung - Sport1 überträgt live

Update #1 Teamvergleich und Derby-Splitter aus den Kieler Nachrichten ergänzt ...

Das Team der SG Flensburg-Handewitt.
Klicken Sie für weitere Infos! Das Team der SG Flensburg-Handewitt.
Es kribbelt wieder bei den Handballfans nicht nur in Schleswig-Holstein: Am Sonntagnachmittag steht in der Flens Arena die 76. Auflage des Landesderbys auf dem Spielplan der DKB Handball-Bundesliga. Und wie so oft geht es in dem Duell zwischen der SG Flensburg-Handewitt und dem THW Kiel mehr als nur ums Prestige - dem Sieger winkt die Tabellenführung in der stärksten Handall-Liga der Welt. Angepfiffen wird das Spitzenspiel um 15.00 Uhr, Sport1 überträgt den Klassiker live.
Kampf um Serien und Tabellenspitze
Mit 84/38 Treffern einmal mehr erfolgreichster Saisonschütze der SG: Linksaußen Anders Eggert.
Mit 84/38 Treffern einmal mehr erfolgreichster Saisonschütze der SG: Linksaußen Anders Eggert.
Es geht um viel im 76. Schleswig-Holstein-Derby. Gewinnt die SG Flensburg-Handewitt (23:5 Punkte), so übernimmt sie - auch aufgrund einer bereits mehr absolvierten Partie - vorübergehend die Tabellenspitze der DKB Handball-Bundesliga vom THW Kiel (24:2). Gewinnt der THW Kiel, weist der große Rivale nah der dänischen Grenze bereits fünf Minuspunkte mehr auf als der Rekordmeister. Gleichzeitig würden die Kieler gleich zwei aktuelle Bundesligaserien beenden, die die Flensburger derzeit innehaben: Seit fast zwei Jahren ist die SG nun schon in eigener Halle in der Liga ungeschlagen, die letzte Pleite setzte es am 7. Dezember 2011 - natürlich gegen den THW (27:32). Seitdem aber hat die Mannschaft von Trainer Ljubomir Vranjes in 32 Liga-Heimspielen in der seit einem Jahr "Flens Arena" heißenden Campushalle nicht mehr verloren, auch der THW Kiel geriet in der vergangenen Saison beim 29:35 am 2. Weihnachtsfeiertag gehörig unter die Räder. Zudem ist die SG Flensburg-Handewitt der Bundesligist, der die längste Zeit - auch in der Fremde - auf eine Niederlage wartet. Die letzte Pleite kassierte der Meister von 2004 am 11. September beim 22:29 bei den Rhein-Neckar Löwen, seitdem sammelte man 17:1 Punkte aus den letzten neun Partien.
SG mit eingespielter Mannschaft
Spätestens seit dem Heimspiel gegen Hamburg ist Drasko Nenadic in der Bundesliga angekommen.
Spätestens seit dem Heimspiel gegen Hamburg ist Drasko Nenadic in der Bundesliga angekommen.
Beide Serien kommen nicht von ungefähr. Vor Saisonbeginn waren sich viele Experten einig, dass die SG Flensburg-Handewitt als Meisterschaftskandidat Nummer eins in die neue Spielzeit starten würde. Während die meisten Spitzenclubs - allen voran Hamburg, Berlin und der THW - einen großen Umbruch wagten, hielt die SG nahezu alle Leistungsträger beisammen. Lediglich Rückraumshooter Petar Djordjic verließ den Vizemeister Richtung Hamburg. Dafür aber stießen mit dem schwedischen Mittelmann Jim Gottfridsson (Ystad IF) sowie den beiden Serben Bogdan Radivojevic (Rechtsaußen, Partizan Belgrad) und Drasko Nenadic (Rückraum links, Guadalajara (ESP)) drei hoffnungsvolle Talente nach Flensburg. Den aktuellen Kader haben wir Ihnen bereits im Vorbericht zum Supercup-Spiel ausführlich vorgestellt.
Probleme zu Saisonbeginn
Die Experten schienen zunächst Recht zu behalten, denn mit dem 29:26-Erfolg über den THW Kiel beim Supercup in Bremen untermauerten Mattias Andersson, Thomas Mogensen und Co. kurz vor Saisonbeginn ihre Titelambitionen. Doch bereits am zweiten Spieltag - beim äußerst mühseligen und auch glücklichen 25:24-Heimsieg gegen Frisch Auf Göppingen -
Spielmachertalent Jim Gottfridsson erzielte bislang 25 Saisontreffer.
Spielmachertalent Jim Gottfridsson erzielte bislang 25 Saisontreffer.
kristallisierte sich heraus, dass die Flensburger keineswegs als Überflieger durch die Saison gleiten würden. Im Angriff ließen die Nordlichter die Klasse der Vorsaison lange vermissen. Besonders die "Königsposition" im linken Rückraum bereitete Ljubomir Vranjes Kopfzerbrechen: Nationalspieler Lars Kaufmann befindet sich nach einer Knie-Operation noch immer in der Reha und hat noch kein einziges Spiel in dieser Saison absolvieren können. Der im vergangenen Spätherbst verpflichtete Olafur Gustafsson befindet sich seit Monaten im Formtief und kann an seine hoffnungsvollen Auftritte aus der Vorsaison nicht anknüpfen. Und Drasko Nenadic, dritter etatmäßiger Halblinker, musste sich erst einmal an die Bundesligaluft gewöhnen. So musste Mittelmann Thomas Mogensen häufig auf die linke Seite ausweichen, während Linkshänder Steffen Weinhold das Regiezepter schwang. Die Folgen der Offensivprobleme: In Magdeburg kassierte Flensburg am 4. Spieltag eine 27:29-Pleite, fünf Tage später war man bei den Rhein-Neckar Löwen (22:29) chancenlos. Und im Heimspiel am 29. September gegen die Füchse Berlin hätte die SG beim 26:26-Remis sogar beinahe seinen Heimnimbus eingebüßt.
Zuletzt sieben Ligasiege in Folge
Abwehrchef Tobias Karlsson verlängerte seinen Vertrag jüngst bis 2017.
Abwehrchef Tobias Karlsson verlängerte seinen Vertrag jüngst bis 2017.
Indes: Seitdem feierte Flensburg in der Liga sieben Erfolge in Serie - fünf davon auswärts (siehe auch Gegnerkurve Flensburg). Unter anderem triumphierte die SG beim starken Aufsteiger Bergischer HC (30:28) und bei der ambitionierten MT Melsungen (30:25). Auch das Nordduell mit dem HSV Hamburg (31:29) konnte Flensburg für sich entscheiden, bei dem Drasko Nenadic mit neun Treffern sein Potenzial andeutete. Mit nun 23:5 Punkten hat sich die SG damit einmal mehr zum "Zebra"-Jäger Nummer eins aufgeschwungen. Auch die vermeintliche "zweite Reihe" der Flensburger bekommt das Vertrauen von Vranjes und genügend Einsatzzeit: So nutzte der Flensburger Coach besonders die beiden Champions-League-Spitzenduelle gegen den HSV Hamburg, um die jungen Spieler an heiße Duelle zu gewöhnen. "Die jungen Spieler brauchen diese Zeit für ihre Entwicklung - davon wird die ganze Mannschaft profitieren", betont Vranjes. "Auch unsere zweite Sieben hat ein hohes Niveau." Daher war der Trainer auch nicht unzufrieden mit der 27:32-Niederlage am vergangenen Wochenende in Hamburg - zumal Flensburg am Donnerstag das Rückspiel in der Flens Arena im Schlusspurt nach zwischenzeitlichem 17:22-Rückstand noch in einen 27:24-Erfolg umbiegen konnte. Und das ohne Linkshänder Holger Glandorf, der derzeit an einem Magen-Darm-Infekt laboriert, aber rechtzeitig zur "Mutter aller Derbys" am Sonntag in den Kader zurückkehren soll.
Weinhold erstmals gegen zukünftige Mannschaftskameraden
Steffen Weinhold erzielte bereits 53 Saisontreffer.
Steffen Weinhold erzielte bereits 53 Saisontreffer.
Das Landesderby ist ein besonderes Spiel für alle Akteure - für einige aber noch besonderer. Beispielsweise für Torhüter Mattias Andersson und Abwehrchef Tobias Karlsson, die ihre ersten Bundesligaerfahrungen einst im THW-Trikot sammelten und nun die SG-Defensive stabilisieren. Oder für den schwedischen THW-Goalie Johan Sjöstrand, dessen erste Auslandsstation einst die SG war, ehe er über Barcelona und Aalborg bei den "Zebras" landete. Oder aber auch für Steffen Weinhold, der zur nächsten Spielzeit den direkten Weg von Flensburg nach Kiel gehen wird und nach der Bekanntgabe seines Wechsels am Sonntag erstmals auf seine zukünftigen Mannschaftskameraden treffen wird. Für den derzeit in bestechender Form aufspielenden Nationalspieler präsentierte Flensburg übrigens in der vergangenen Woche bereits einen Nachfolger: Der 26-jährige Schwede Johan Jakobsson wird aus dem dänischen Aalborg in die Bundesliga wechseln. Trainer Vranjes freut sich bereits auf den Neuzugang: "Ich kenne Johan schon sehr lange und schätze ihn sehr. Ich wollte ihn unbedingt haben - toll, dass es geklappt hat. Johan ist ein guter Junge, der in jeglicher Hinsicht in diese Mannschaft passt." Mindestens einmal wird die SG noch auf dem Transfermarkt zuschlagen müssen, denn auch Kreisläufer-Ikone Michael V. Knudsen wird Flensburg am Saisonende nach neun Jahren Richtung Bjerringbro/Silkeborg verlassen. "Diese Entscheidung ist mir nicht leicht gefallen. Die SG war fast ein Jahrzehnt meine sportliche Heimat. Ich habe diesem Verein unendlich viel zu verdanken, muss aber mit 35 Jahren auch an meine Zukunft denken. Silkeborg hat mir ein tolles Drei-Jahres-Angebot gemacht, welches ich aus familiären Gründen gerne annehmen wollte", so der Däne, der eigentlich noch einen Vertrag bis 2015 besaß.
Bilanz: 47:24 für den THW
Zum 76. Mal also treten die beiden Nordrivalen am Sonntag in einem Pflichtspiel aufeinander. Und die Bilanz ist für den THW, der weiterhin auf Mittelmann Rasmus Lauge (Kreuzbandanriss) verzichten muss, weiterhin positiv: 47 Siegen stehen 24 Niederlagen gegenüber, nur viermal trennten sich die beiden Mannschaften unentschieden - zuletzt im Champions-League-Finalhinspiel 2007 (siehe auch Gegnerdaten Flensburg).

Die Schiedsrichter am Sonntag in der Flens Arena sind Sascha Baumgart und Fabian Wild.

(Sascha Krokowski)

Dieser Vorbericht wird wie gewohnt ständig aktualisiert...

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"Flensburg gegen Kiel ist wie Schalke gegen Dortmund"

HBL-Interview mit Rekord-Bundesligaspieler Jan Holpert
Jan Holpert bei seinem "besonders emotionalen" Derby am 18. November 2003.
Jan Holpert bei seinem "besonders emotionalen" Derby am 18. November 2003.
Kein Spieler hat in der Handball-Bundesliga so viele Partien absolviert wie Jan Holpert. 618 Mal stand der gebürtige Flensburger in der Eliteklasse zwischen den Pfosten. Insgesamt 21 Jahre als Profi, 14 Jahre davon in seiner Heimatstadt bei der SG Flensburg-Handewitt, mit der er unter anderem den DHB-Pokal und die Deutsche Meisterschaft gewann. Jan Holpert, heute Geschäftsführer einer Agentur für Kommunikation, ist nach wie vor nah dran an seiner Sportart. Deswegen blickt der Werbekaufmann mit besonderem Interesse auf das bevorstehende Gipfeltreffen in der DKB Handball-Bundesliga, bei dem der THW Kiel am kommenden Sonntag in der Flens Arena auf seine SG Flensburg-Handewitt treffen wird. Holpert, der selbst dutzende hochemotionale Nord-Derbys spielte, weiß ob des Stellenwerts des Duells in Schleswig-Holstein und verrät im Interview der Woche sein ganz spezielles Derby-Erlebnis.
HBL:
Herr Holpert, wie hoch ist der Stellenwert des Nord-Derbys Flensburg gegen Kiel in Schleswig-Holstein?
Jan Holpert:
Das schwankte in den vergangenen Jahren ein wenig. Zu meiner Anfangszeit in Flensburg war das mediale Interesse im Vorfeld einer solchen Partie riesengroß. Da konnte man sich vor Interviewanfragen gar nicht retten. Jeden Tag standen Kamerateams vor der Tür. Jetzt, wo auch der HSV Handball immer stärker wird, und natürlich durch die zwischenzeitliche Dominanz des THW Kiel verteilt sich das Medieninteresse ein wenig. Das hat sich allerdings in den letzten Monaten wieder geändert. Das Kribbeln wird wieder größer, die Spiele enger. Deswegen fiebern dem Spiel am Sonntag alle enorm entgegen.
HBL:
Sie sprachen die "neue" Kraft HSV Handball im Norden an. Ist Flensburg gegen Kiel denn überhaupt noch das richtige Nord-Derby? Oder laufen die Partien mit Hamburger Beteiligung dem Duell langsam den Rang ab?
Jan Holpert:
Nein, nein. Flensburg gegen Kiel ist und bleibt das wahre Nord-Derby. Das hat auch mit den Wurzeln und der entsprechenden Philosophie zu tun. Natürlich lebt ein Derby von der Rivalität der Fans und die ist nach wie vor riesengroß. Flensburg war immer so etwas wie der kleine Bruder des THW. Allmählich treten wir aber ein wenig aus dem Schatten heraus. Vor allem in diesem Jahr ist das spürbar. Kiel tritt nicht immer so souverän auf, wir sind gefühlt noch näher dran.
HBL:
Wie viel dieser Rivalität nehmen die Spieler mit aufs Spielfeld?
Jan Holpert:
Als Spieler ist man immer besonders heiß auf dieses Duell. Bei aller Rivalität und Härte bleibt es auf dem Spielfeld im Großen und Ganzen aber fair. Viele Spieler kennen sich ja aus den jeweiligen Nationalmannschaften, da herrscht also kein Krieg auf dem Spielfeld. Ich finde, in den letzten Jahren hat man manchmal sogar etwas sportliche Härte vermisst.
HBL:
Besteht deswegen die Gefahr, dass das Nord-Derby für die Spieler im Grunde immer mehr zu einem "normalen" Spiel wird?
Jan Holpert:
Auf keinen Fall. Abgesehen von der relativ normalen Vorbereitung beginnt der Ausnahmezustand ja schon mit der Vorberichterstattung. Und wenn man am Spieltag selbst erst einmal in der Halle ist, spürt man, dass es knistert. Die Fans sind alle frühzeitig da. Diese Atmosphäre überträgt sich dann unwillkürlich - auch auf die Spieler. Ähnlich wie bei Dortmund gegen Schalke im Fußball packt selbst die ausländischen Spieler schnell das Derbyfieber. Beim Einlaufen hat man schon ein paar Schweißtropfen mehr auf der Stirn. Man spürt das Adrenalin. Dann gilt es nur noch aufzupassen, nicht zu überdrehen.
HBL:
Können Sie sich noch an ein ganz besonders emotionales Derby erinnern?
Jan Holpert:
Ja, und zwar an das am 18. November 2003. Das Spiel war für mich ganz besonders emotional, weil am Morgen meine Tochter geboren wurde. Und dann haben wir mit Flensburg auch noch das erste Mal in der Kieler Sparkassen Arena gewonnen! Ich selbst habe gar nicht so gut gespielt. Ich hatte die ganze Nacht nicht geschlafen, deswegen wurde ich zur Halbzeit ausgewechselt, glaube ich. Aber das war mir in dem Fall völlig egal.
HBL:
Welche Mannschaft ist aktuell im Vorteil?
Jan Holpert:
Der THW Kiel hat bisher die beste Saison aller Top-Vereine gespielt. Aber die Flensburger haben einen Lauf. Dazu kommt, dass das Team zuletzt zu Hause sehr gut gespielt hat. Eigentlich habe ich vorher immer gesagt, die Chancen stehen 50:50. Aber mit dem Heimvorteil haben die Flensburger vielleicht doch ein kleines Plus. In jedem Fall wird bei dem Derby die Hütte brennen.
(Das Interview führte die HBL)

 

Aus den Kieler Nachrichten vom 22.11.2013:

Wiencek: "Wir hauen die SG weg"

Zebras vor dem Flensburg-Gipfel zuversichtlich
Kiel. Den Tag nach dem mühsamen 28:25 (15:12)-Heimsieg in der Champions League gegen US Dunkerque verbrachte der Handballmeister THW Kiel weitgehend in der Trainingshalle. Alfred Gislason hatte zur Doppelschicht gebeten, um seine Zebras auf den ewig jungen Bundesliga-Gipfel am Sonntag bei der SG Flensburg-Handewitt (15 Uhr/Sport1) einzustimmen. Eine höhere Hürde hat diese Sportart bundesweit derzeit nicht zu bieten, das Team von Ljubomir Vranjes ist seit zwei Jahren in der ausverkauften Flens-Arena unbesiegt.

Im Dezember vergangenen Jahres kamen auch die Kieler in diesem mit 6300 Zuschauern gefüllten Hexenkessel unter die Räder. Am Ende eines denkwürdigen Spiels mischte sich Mittelmann Thomas Mogensen in die Nordkurve, in jenen Bereich also, in dem die härtesten SG-Fans stehen. Der Däne griff zum Megaphon und stimmte mit dem größten Chor der Welt Freudenlieder an. Ein Spiel, das auch Gislason nicht vergessen hat. "Wir haben unglaublich viele Fehler gemacht und waren schon nach einer Viertelstunde besiegt." In der bärenstarken Deckung sind zwei Ex-Kieler die Schlüsselfiguren: Torhüter Mattias Andersson und Abwehrchef Tobias Karlsson.

"Bei uns muss alles passen", sagt Gislason. "Aber es wäre auch traurig, wenn sich ein solches Spitzenspiel leicht gewinnen ließe." Der Isländer ärgert sich noch heute, Wochen nach der 31:34-Niederlage in Magdeburg, darüber, wie hart die Gastgeber seinerzeit zupacken durften. "Ich wünsche mir deshalb Schiedsrichter, die eine zu große Härte unterbinden."

Offenbar hat das Magdeburg-Debakel aber zu einem Umdenken geführt. Seitdem packt auch die THW-Deckung härter zu. Zuletzt war sie der Garant für sechs Siege in Folge. Das Herzstück der 6:0-Deckung bilden seit dem 31:28-Heimsieg gegen die Löwen Patrick Wiencek und Rene Toft Hansen. Gislason hatte schon vor Saisonbeginn mit dem Gedanken gespielt, die hünenhaften Kreisläufer den Innenblock bilden zu lassen. Weil er dafür das Gegenstoßspiel ändern musste, zögerte er zunächst. Doch mittlerweile harmonieren die blonden Riesen so gut, als hätten sie schon im Sandkasten Seite an Seite gebuddelt. Dass der Däne eine stabile Größe werden würde, ist keine Überraschung, Wiencek hatten dagegen viele Experten eine solche Entwicklung nicht zugetraut. "Früher hat er bei 15, 16 Metern Torentfernung dumme Fouls gemacht, das passiert ihm jetzt nicht mehr", lobt Gislason. "Es reicht, wenn er bei neun Metern verteidigt." Davon, dass Wiencek disziplinierter spiele, würden auch die beiden Torhüter sehr profitieren. "Wir verstehen uns blind", lobt Wiencek seinen Nebenmann. "Die SG? Die hauen wir weg." Auch Toft Hansen gibt sich optimistisch. "Der Druck liegt bei ihnen, das ist unsere Chance", sagt er. "Verlieren sie, haben sie schon fünf Punkte Rückstand."

Erster (24:2 Punkte) gegen Zweiter (23:5) - das Spitzenspiel ist für Johan Sjöstrand eine Rückkehr an die alte Wirkungsstätte. Sein erster Auftritt für die SG war gleich ein denkwürdiger. Es geschah am 2. September 2009, Flensburg gewann 32:22 gegen Göppingen, Sjöstrand hielt 30 Bälle. Eigentlich war der 26-Jährige in seinem ersten Pflichtspiel gar nicht für die Start-Sieben vorgesehen, doch Stammtorhüter Dan Beutler war über Nacht Vater geworden. "An Flensburg habe ich keine besonderen Erinnerungen", sagt er trocken. "Ich habe dort ja nur eine Saison gespielt." Aber die außergewöhnliche Stimmung hätte er nicht vergessen. "Die SG spielt eine gute Saison, besonders die Abwehr ist sehr stark." Trotzdem ist er zuversichtlich, dass seine Zebras die Festung stürmen können. "Warum nicht? Wenn wir eine gute Leistung bringen, können wir auch dort gewinnen." Sjöstrand, der mit einer Systemwette beim Pferderennen vor drei Wochen 420000 Euro gewann, kann sich schon vor dem Gipfel als Sieger fühlen: Diesmal gewann er, der Besitzer einiger Traber ist, mit den richtigen Tipps umgerechnet 240000 Euro.

(von Wolf Paarmann, aus den Kieler Nachrichten vom 22.11.2013)

 

Aus den Kieler Nachrichten vom 23.11.2013:

Der Gipfel der Kleinigkeiten

TV-Experte Frank von Behren sieht Kiel und Flensburg vor dem morgigen Handball-Klassiker auf Augenhöhe
Kiel/Flensburg. Die Freude über den Prestige-Erfolg in der Champions League währte nicht lange. "Wir wollen den Derbysieg", skandierten die Fans der SG Flensburg-Handewitt nach dem eindrucksvollen 27:24-Sieg gegen den HSV Handball. Erfüllen sich ihre Wünsche, verliert morgen (15 Uhr/Sport1) auch der THW Kiel in der mit 6300 Zuschauern ausverkauften Flens-Arena. TV-Experte Frank von Behren (37), der für die KN das Spitzenspiel unter die Lupe nahm, sieht die Top-Klubs dagegen auf Augenhöhe.
Für Flensburg spricht
  • Die 6:0-Abwehr: Diese Variante ist extrem gut eingespielt, die SG spielt sie zudem knüppelhart. Mit Torhüter Mattias Andersson dahinter wird jeder Fehler sofort mit der ersten oder zweiten Welle bestraft. Johan Sjöstrand spielt diese Pässe noch nicht, was aber für mich keine Überraschung ist. Auch wenn ein Spieler vom FC Barcelona kommt, muss er sich in Kiel erst einmal eingewöhnen. Da strömt unglaublich viel auf einen Neuen ein, das lässt auch einen Weltklasse-Torhüter nicht unberührt.
  • Das Positionsspiel: Von einer 6:0-Abwehr ist dieser Angriff nur schwer zu stoppen. Personen spielen bei der SG im gebundenen Spiel eine eher untergeordnete Rolle, jeder Neuzugang wird so ausgewählt, dass er in dieses inzwischen sehr ausgefeilte System passt. Flensburg bestimmt so das Tempo, auch bei einer Rotation kommt es zu keinem Bruch. Mit Thomas Mogensen, Steffen Weinhold und Holger Glandorf, der zum Derby sicherlich wieder fit ist, verfügt die SG zudem aber auch über sehr starke Einzelkönner.
  • Der Heimvorteil: Mit ihren Fans im Rücken spielt die SG im Angriff mit noch mehr Risiko. Bekommen sie so einen Lauf, kann sie nur noch ein guter Torhüter stoppen.
Für Kiel spricht
  • Das Sieger-Gen: Obwohl die Mannschaft erneut einen großen Umbruch hinter sich hat, ist diese außergewöhnliche Siegermentalität geblieben. Das kenne ich in dieser Form nur vom Fußballmeister FC Bayern München - in den Köpfen der Gegner hat sich die Gewissheit eingepflanzt, dass die Kieler und die Bayern am Ende immer noch einmal wiederkommen. Diese Mentalität wird beim THW den Neuen gleich eingeimpft, auch sie leben diesen Geist inzwischen schon. Der THW spielt eine sehr gute Saison, das hatte ich in dieser Form nicht für möglich gehalten. Der THW Kiel ist einfach ein Phänomen.
  • Filip Jicha: Es beeindruckt mich sehr, wie er mit dem wahnsinnigen Druck umgeht, der in dieser Saison auf ihm lastet. Damit das THW-Spiel funktionieren kann, musste es ganz auf ihn zugeschnitten werden. Er trägt die Verantwortung, ist er in Top-Form, ist der THW nur schwer zu schlagen.
  • Der Trainer: Hier sehe ich einen leichten Vorteil für die Kieler, Alfred Gislason verfügt im Vergleich zu Ljubomir Vranjes über mehr Erfahrungen in solchen Spitzenspielen.
  • Die 3:2:1-Deckung: Am Donnerstag überraschte der HSV die Flensburger mit einer offensiven Deckung. Damit kamen sie lange überhaupt nicht klar, weil so ihre Passwege zugestellt wurden. Das wird auch Alfred gesehen haben. Das Spiel gegen diese offensive Variante ist eine große Schwäche der SG, und Kiel beherrscht neben der 6:0-Deckung auch diese Formation.
  • Der Kader: Die Flensburger sind zwar in der Breite besser besetzt, aber die Qualität der Kieler ist ein bisschen höher - das kann gerade in einem solchen Spiel den Unterschied ausmachen. Besonders im linken Rückraum ist die SG nur mit Talenten besetzt, gute Leute wie Drasko Nenadic, aber eher vergleichbar mit Spielern wie dem Kieler Wael Jallouz. Auf einer Stufe mit einem Jicha stehen sie nicht.
  • Der Rhythmus: Kiel musste gegen Dunkerque nicht an seine Grenzen gehen, Flensburg hatte einen Tag später ein deutlich härteres Spiel. Die Kraft spielt in dieser intensiven Phase eine große Rolle, das war zuletzt beim knappen Heimsieg der Löwen in der Bundesliga gegen Eisenach gut zu beobachten.
Das spielt keine Rolle
  • Der Rückstand: Flensburg liegt drei Punkte hinter dem THW zurück, verliert die SG, ist die Meisterschaft schon fast entschieden. Trotzdem glaube ich nicht, dass dieser Druck ein Problem sein wird. Im Gegenteil: Das kann sich auch positiv auswirken. Ich kann mich erinnern, dass meine Mannschaften immer dann die besten Spiele gemacht haben, wenn wir mit dem Rücken an der Wand standen. Der Druck ist auch nicht neu, Spiele auf diesem Niveau dürfen einfach nicht verloren werden.
  • Das Selbstvertrauen: Sicher, die SG hat zu Hause seit zwei Jahren nicht mehr verloren, eine solche Serie ist gut für das Selbstbewusstsein. Aber die Kieler haben nach ihren Startproblemen auch wieder zur gewohnten Stärke gefunden.
Fazit
Beide Teams befinden sich auf Augenhöhe, es werden am Ende Kleinigkeiten sein, die dieses Spiel entscheiden.

(von Wolf Paarmann, aus den Kieler Nachrichten vom 23.11.2013)

 

Aus den Kieler Nachrichten vom 23.11.2013:

Derby-Splitter

Abschied - Michael Knudsen (35) verlässt die SG vorzeitig. Der Kreisläufer macht von einer Vertragsklausel Gebrauch, die ihm ermöglicht, bereits am Saisonende zum dänischen Erstligisten Bjerringbro-Silkeborg zu wechseln.

Serie - Die SG verlor in eigener Halle zuletzt am 7. Dezember 2011 ein Liga-Spiel - gegen den THW Kiel (27:32). Es folgten 26 Siege und ein Remis gegen den HSV Handball (23:23). Die Zebras waren in der vergangenen Saison (29:35) chancenlos.

Spruch des Tages - "Wir werden kämpfen wie die Tiere. Zur Motivation brauche ich nicht viel zu sagen, es reicht, meinen Spielern das THW-Trikot zu zeigen." (Ljubomir Vranjes, Trainer der SG Flensburg-Handewitt)

(von Wolf Paarmann, aus den Kieler Nachrichten vom 23.11.2013)

 


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TV-, Radio- und Internet-Tipps:

  • Sport1-Logo TV: Sport1:
    So., ab 14.55 Uhr: SG Flensburg-Handewitt - THW Kiel
    live aus der Flens-Arena, Flensburg
  • NDR 1 Welle Nord-Logo Radio: NDR 1 Welle Nord:
    So., ab 15.00 Uhr: Liveeinblendungen SG Flensburg-Handewitt - THW Kiel
    (geplante Einblendungen um 15.00 Uhr, 15.20 Uhr, 15.30 Uhr, 16.00 Uhr, 16.20 Uhr und 16.30 Uhr; nach dem Spiel Berichte und Stimmen um 17.00 Uhr, 17.30 Uhrund 18.00 Uhr sowie am nächsten Morgen; Reporter ist Rudi Dautwiz)
    Tip: Welle Nord kann man auch im Internet live hören!
  • Internet:
    Eine Übersicht über verschiedene Live-Ticker finden Sie auf unserer Live-Ticker-Seite.


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