Es kribbelt wieder bei den Handballfans nicht nur in
Schleswig-Holstein: Am Sonntagnachmittag steht in der
Flens Arena die 76. Auflage des Landesderbys
auf dem Spielplan der DKB Handball-Bundesliga. Und wie
so oft geht es in dem Duell zwischen der SG Flensburg-Handewitt
und dem THW Kiel mehr als nur ums Prestige - dem Sieger
winkt die Tabellenführung in der stärksten Handall-Liga
der Welt. Angepfiffen wird das Spitzenspiel um 15.00 Uhr,
Sport1 überträgt den Klassiker live.
Kampf um Serien und Tabellenspitze
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Mit 84/38 Treffern einmal mehr erfolgreichster
Saisonschütze der SG: Linksaußen Anders Eggert.
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SG |
Es geht um viel im 76. Schleswig-Holstein-Derby. Gewinnt
die SG Flensburg-Handewitt (23:5 Punkte), so übernimmt sie
- auch aufgrund einer bereits mehr absolvierten Partie -
vorübergehend die Tabellenspitze der DKB Handball-Bundesliga
vom THW Kiel (24:2). Gewinnt der THW Kiel, weist der große
Rivale nah der dänischen Grenze bereits fünf Minuspunkte
mehr auf als der Rekordmeister. Gleichzeitig würden die
Kieler gleich zwei aktuelle Bundesligaserien beenden, die
die Flensburger derzeit innehaben: Seit fast zwei Jahren ist
die SG nun schon in eigener Halle in der Liga ungeschlagen,
die letzte Pleite setzte es am 7. Dezember 2011 - natürlich
gegen den THW (
27:32). Seitdem aber
hat die Mannschaft von Trainer Ljubomir Vranjes in 32
Liga-Heimspielen in der seit einem Jahr "Flens Arena"
heißenden Campushalle nicht mehr verloren, auch der THW Kiel
geriet in der vergangenen Saison beim
29:35
am 2. Weihnachtsfeiertag gehörig unter die Räder. Zudem ist
die SG Flensburg-Handewitt der Bundesligist, der die längste
Zeit - auch in der Fremde - auf eine Niederlage wartet. Die
letzte Pleite kassierte der Meister von 2004 am 11. September
beim 22:29 bei den Rhein-Neckar Löwen, seitdem sammelte man
17:1 Punkte aus den letzten neun Partien.
SG mit eingespielter Mannschaft
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Spätestens seit dem Heimspiel gegen Hamburg ist Drasko
Nenadic in der Bundesliga angekommen.
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SG |
Beide Serien kommen nicht von ungefähr. Vor Saisonbeginn
waren sich viele Experten einig, dass die SG Flensburg-Handewitt
als Meisterschaftskandidat Nummer eins in die neue Spielzeit
starten würde. Während die meisten Spitzenclubs - allen voran
Hamburg, Berlin und der THW - einen großen Umbruch wagten,
hielt die SG nahezu alle Leistungsträger beisammen. Lediglich
Rückraumshooter Petar Djordjic verließ den Vizemeister Richtung
Hamburg. Dafür aber stießen mit dem schwedischen Mittelmann
Jim Gottfridsson (Ystad IF) sowie den beiden Serben
Bogdan Radivojevic (Rechtsaußen, Partizan Belgrad) und
Drasko Nenadic (Rückraum links, Guadalajara (ESP)) drei
hoffnungsvolle Talente nach Flensburg. Den
aktuellen Kader
haben wir Ihnen bereits im
Vorbericht zum Supercup-Spiel
ausführlich vorgestellt.
Probleme zu Saisonbeginn
Die Experten schienen zunächst Recht zu behalten, denn mit
dem
29:26-Erfolg über den THW Kiel
beim Supercup in Bremen untermauerten
Mattias Andersson,
Thomas Mogensen und Co. kurz vor Saisonbeginn ihre Titelambitionen.
Doch bereits am zweiten Spieltag - beim äußerst mühseligen und
auch glücklichen 25:24-Heimsieg gegen Frisch Auf Göppingen -
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Spielmachertalent Jim Gottfridsson erzielte bislang
25 Saisontreffer.
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SG |
kristallisierte sich heraus, dass die Flensburger keineswegs
als Überflieger durch die Saison gleiten würden. Im Angriff
ließen die Nordlichter die Klasse der Vorsaison lange vermissen.
Besonders die
"Königsposition" im linken Rückraum bereitete Ljubomir Vranjes
Kopfzerbrechen: Nationalspieler Lars Kaufmann befindet sich
nach einer Knie-Operation noch immer in der Reha und hat noch
kein einziges Spiel in dieser Saison absolvieren können. Der
im vergangenen Spätherbst verpflichtete Olafur Gustafsson
befindet sich seit Monaten im Formtief und kann an seine
hoffnungsvollen Auftritte aus der Vorsaison nicht anknüpfen.
Und Drasko Nenadic, dritter etatmäßiger Halblinker, musste sich
erst einmal an die Bundesligaluft gewöhnen. So musste Mittelmann
Thomas Mogensen häufig auf die linke Seite ausweichen, während
Linkshänder
Steffen Weinhold das
Regiezepter schwang. Die Folgen der Offensivprobleme: In
Magdeburg kassierte Flensburg am 4. Spieltag eine 27:29-Pleite,
fünf Tage später war man bei den Rhein-Neckar Löwen (22:29)
chancenlos. Und im Heimspiel am 29. September gegen die
Füchse Berlin hätte die SG beim 26:26-Remis sogar beinahe
seinen Heimnimbus eingebüßt.
Zuletzt sieben Ligasiege in Folge
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Abwehrchef Tobias Karlsson
verlängerte seinen Vertrag jüngst bis 2017.
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SG |
Indes: Seitdem feierte Flensburg in der Liga sieben Erfolge
in Serie - fünf davon auswärts (siehe auch
Gegnerkurve Flensburg).
Unter anderem triumphierte die
SG beim starken Aufsteiger Bergischer HC (30:28) und bei der
ambitionierten MT Melsungen (30:25). Auch das Nordduell
mit dem HSV Hamburg (31:29) konnte Flensburg für sich entscheiden,
bei dem Drasko Nenadic mit neun Treffern sein Potenzial andeutete.
Mit nun 23:5 Punkten hat sich die SG damit einmal mehr zum
"Zebra"-Jäger Nummer eins aufgeschwungen. Auch die vermeintliche
"zweite Reihe" der Flensburger bekommt das Vertrauen von Vranjes
und genügend Einsatzzeit: So nutzte der Flensburger Coach
besonders die beiden Champions-League-Spitzenduelle gegen den
HSV Hamburg, um die jungen Spieler an heiße Duelle zu gewöhnen.
"Die jungen Spieler brauchen diese Zeit für ihre Entwicklung -
davon wird die ganze Mannschaft profitieren", betont Vranjes.
"Auch unsere zweite Sieben hat ein hohes Niveau." Daher war
der Trainer auch nicht unzufrieden mit der 27:32-Niederlage
am vergangenen Wochenende in Hamburg - zumal Flensburg am
Donnerstag das Rückspiel in der Flens Arena im Schlusspurt
nach zwischenzeitlichem 17:22-Rückstand noch in einen
27:24-Erfolg umbiegen konnte. Und das ohne Linkshänder
Holger Glandorf, der derzeit an einem Magen-Darm-Infekt
laboriert, aber rechtzeitig zur "Mutter aller Derbys" am
Sonntag in den Kader zurückkehren soll.
Weinhold erstmals gegen zukünftige Mannschaftskameraden
Das Landesderby ist ein besonderes Spiel für alle Akteure - für
einige aber noch besonderer. Beispielsweise für
Torhüter
Mattias Andersson und
Abwehrchef
Tobias Karlsson, die
ihre ersten Bundesligaerfahrungen einst im THW-Trikot
sammelten und nun die SG-Defensive stabilisieren. Oder für den schwedischen THW-Goalie
Johan Sjöstrand, dessen erste
Auslandsstation einst die SG war, ehe er über Barcelona und
Aalborg bei den "Zebras" landete. Oder aber auch für
Steffen Weinhold, der zur
nächsten Spielzeit den direkten Weg von Flensburg nach Kiel
gehen wird und nach der Bekanntgabe seines Wechsels am Sonntag
erstmals auf seine zukünftigen Mannschaftskameraden treffen
wird. Für den derzeit in bestechender Form aufspielenden
Nationalspieler präsentierte Flensburg übrigens in der
vergangenen Woche bereits einen Nachfolger: Der 26-jährige
Schwede Johan Jakobsson wird aus dem dänischen Aalborg in
die Bundesliga wechseln. Trainer Vranjes freut sich bereits
auf den Neuzugang: "Ich kenne Johan schon sehr lange und
schätze ihn sehr. Ich wollte ihn unbedingt haben - toll,
dass es geklappt hat. Johan ist ein guter Junge, der in
jeglicher Hinsicht in diese Mannschaft passt." Mindestens
einmal wird die SG noch auf dem Transfermarkt zuschlagen
müssen, denn auch Kreisläufer-Ikone Michael V. Knudsen wird
Flensburg am Saisonende nach neun Jahren Richtung
Bjerringbro/Silkeborg verlassen. "Diese Entscheidung ist mir
nicht leicht gefallen. Die SG war fast ein Jahrzehnt meine
sportliche Heimat. Ich habe diesem Verein unendlich viel zu
verdanken, muss aber mit 35 Jahren auch an meine Zukunft
denken. Silkeborg hat mir ein tolles Drei-Jahres-Angebot
gemacht, welches ich aus familiären Gründen gerne annehmen
wollte", so der Däne, der eigentlich noch einen Vertrag
bis 2015 besaß.
Bilanz: 47:24 für den THW
Zum 76. Mal also treten die beiden Nordrivalen am
Sonntag in einem Pflichtspiel aufeinander. Und die Bilanz
ist für den THW, der weiterhin auf Mittelmann
Rasmus Lauge (Kreuzbandanriss)
verzichten muss, weiterhin positiv: 47 Siegen stehen
24 Niederlagen gegenüber, nur viermal trennten sich die
beiden Mannschaften unentschieden - zuletzt im
Champions-League-Finalhinspiel 2007
(siehe auch
Gegnerdaten Flensburg).
Die Schiedsrichter am Sonntag in der Flens Arena sind
Sascha Baumgart und Fabian Wild.
(Sascha Krokowski)
Dieser Vorbericht wird wie gewohnt ständig aktualisiert...
Bitte lesen Sie auch
HBL-Interview mit Rekord-Bundesligaspieler Jan Holpert
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Jan Holpert bei seinem "besonders emotionalen" Derby am 18. November 2003.
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Kein Spieler hat in der Handball-Bundesliga so viele
Partien absolviert wie Jan Holpert. 618 Mal stand der gebürtige
Flensburger in der Eliteklasse zwischen den Pfosten. Insgesamt
21 Jahre als Profi, 14 Jahre davon in seiner Heimatstadt bei
der SG Flensburg-Handewitt, mit der er unter anderem den
DHB-Pokal und die Deutsche Meisterschaft gewann. Jan Holpert,
heute Geschäftsführer einer Agentur für Kommunikation, ist nach
wie vor nah dran an seiner Sportart. Deswegen blickt der
Werbekaufmann mit besonderem Interesse auf das bevorstehende
Gipfeltreffen in der DKB Handball-Bundesliga, bei dem der THW
Kiel am kommenden Sonntag in der Flens Arena auf seine SG
Flensburg-Handewitt treffen wird. Holpert, der selbst dutzende
hochemotionale Nord-Derbys spielte, weiß ob des Stellenwerts
des Duells in Schleswig-Holstein und verrät im Interview der
Woche sein ganz spezielles Derby-Erlebnis.
- HBL:
-
Herr Holpert, wie hoch ist der Stellenwert des Nord-Derbys
Flensburg gegen Kiel in Schleswig-Holstein?
- Jan Holpert:
-
Das schwankte in den vergangenen Jahren ein wenig. Zu meiner
Anfangszeit in Flensburg war das mediale Interesse im Vorfeld
einer solchen Partie riesengroß. Da konnte man sich vor
Interviewanfragen gar nicht retten. Jeden Tag standen
Kamerateams vor der Tür. Jetzt, wo auch der HSV Handball
immer stärker wird, und natürlich durch die zwischenzeitliche
Dominanz des THW Kiel verteilt sich das Medieninteresse ein
wenig. Das hat sich allerdings in den letzten Monaten wieder
geändert. Das Kribbeln wird wieder größer, die Spiele enger.
Deswegen fiebern dem Spiel am Sonntag alle enorm entgegen.
- HBL:
-
Sie sprachen die "neue" Kraft HSV Handball im Norden an. Ist
Flensburg gegen Kiel denn überhaupt noch das richtige
Nord-Derby? Oder laufen die Partien mit Hamburger Beteiligung
dem Duell langsam den Rang ab?
- Jan Holpert:
-
Nein, nein. Flensburg gegen Kiel ist und bleibt das wahre
Nord-Derby. Das hat auch mit den Wurzeln und der entsprechenden
Philosophie zu tun. Natürlich lebt ein Derby von der Rivalität
der Fans und die ist nach wie vor riesengroß. Flensburg war
immer so etwas wie der kleine Bruder des THW. Allmählich
treten wir aber ein wenig aus dem Schatten heraus. Vor allem
in diesem Jahr ist das spürbar. Kiel tritt nicht immer so
souverän auf, wir sind gefühlt noch näher dran.
- HBL:
-
Wie viel dieser Rivalität nehmen die Spieler mit aufs Spielfeld?
- Jan Holpert:
-
Als Spieler ist man immer besonders heiß auf dieses Duell. Bei
aller Rivalität und Härte bleibt es auf dem Spielfeld im Großen
und Ganzen aber fair. Viele Spieler kennen sich ja aus den
jeweiligen Nationalmannschaften, da herrscht also kein Krieg
auf dem Spielfeld. Ich finde, in den letzten Jahren hat man
manchmal sogar etwas sportliche Härte vermisst.
- HBL:
-
Besteht deswegen die Gefahr, dass das Nord-Derby für die Spieler
im Grunde immer mehr zu einem "normalen" Spiel wird?
- Jan Holpert:
-
Auf keinen Fall. Abgesehen von der relativ normalen Vorbereitung
beginnt der Ausnahmezustand ja schon mit der Vorberichterstattung.
Und wenn man am Spieltag selbst erst einmal in der Halle ist,
spürt man, dass es knistert. Die Fans sind alle frühzeitig da.
Diese Atmosphäre überträgt sich dann unwillkürlich - auch auf die
Spieler. Ähnlich wie bei Dortmund gegen Schalke im Fußball packt
selbst die ausländischen Spieler schnell das Derbyfieber. Beim
Einlaufen hat man schon ein paar Schweißtropfen mehr auf der
Stirn. Man spürt das Adrenalin. Dann gilt es nur noch aufzupassen,
nicht zu überdrehen.
- HBL:
-
Können Sie sich noch an ein ganz besonders emotionales Derby erinnern?
- Jan Holpert:
-
Ja, und zwar an das am 18. November 2003.
Das Spiel war für mich ganz besonders emotional, weil am Morgen
meine Tochter geboren wurde. Und dann haben wir mit Flensburg
auch noch das erste Mal in der Kieler Sparkassen Arena gewonnen!
Ich selbst habe gar nicht so gut gespielt. Ich hatte die ganze
Nacht nicht geschlafen, deswegen wurde ich zur Halbzeit
ausgewechselt, glaube ich. Aber das war mir in dem Fall völlig
egal.
- HBL:
-
Welche Mannschaft ist aktuell im Vorteil?
- Jan Holpert:
-
Der THW Kiel hat bisher die beste Saison aller Top-Vereine
gespielt. Aber die Flensburger haben einen Lauf. Dazu kommt,
dass das Team zuletzt zu Hause sehr gut gespielt hat.
Eigentlich habe ich vorher immer gesagt, die Chancen stehen
50:50. Aber mit dem Heimvorteil haben die Flensburger
vielleicht doch ein kleines Plus. In jedem Fall wird bei
dem Derby die Hütte brennen.
(Das Interview führte die HBL)
Aus den Kieler Nachrichten vom 22.11.2013:
Wiencek: "Wir hauen die SG weg"
Zebras vor dem Flensburg-Gipfel zuversichtlich
Kiel. Den Tag nach dem mühsamen 28:25 (15:12)-Heimsieg
in der Champions League gegen US Dunkerque verbrachte der Handballmeister
THW Kiel weitgehend in der Trainingshalle.
Alfred Gislason hatte zur Doppelschicht
gebeten, um seine Zebras auf den ewig jungen Bundesliga-Gipfel am
Sonntag bei der SG Flensburg-Handewitt (15 Uhr/Sport1) einzustimmen.
Eine höhere Hürde hat diese Sportart bundesweit derzeit nicht zu
bieten, das Team von Ljubomir Vranjes ist seit zwei Jahren in der
ausverkauften Flens-Arena unbesiegt.
Im Dezember vergangenen Jahres kamen auch die Kieler in diesem
mit 6300 Zuschauern gefüllten Hexenkessel unter die Räder. Am Ende
eines denkwürdigen Spiels mischte sich Mittelmann Thomas Mogensen
in die Nordkurve, in jenen Bereich also, in dem die härtesten
SG-Fans stehen. Der Däne griff zum Megaphon und stimmte mit dem
größten Chor der Welt Freudenlieder an. Ein Spiel, das auch
Gislason nicht vergessen hat. "Wir
haben unglaublich viele Fehler gemacht und waren schon nach einer
Viertelstunde besiegt." In der bärenstarken Deckung sind zwei
Ex-Kieler die Schlüsselfiguren: Torhüter
Mattias Andersson und Abwehrchef
Tobias Karlsson.
"Bei uns muss alles passen", sagt Gislason.
"Aber es wäre auch traurig, wenn sich ein solches Spitzenspiel
leicht gewinnen ließe." Der Isländer ärgert sich noch heute,
Wochen nach der 31:34-Niederlage in Magdeburg,
darüber, wie hart die Gastgeber seinerzeit zupacken durften. "Ich
wünsche mir deshalb Schiedsrichter, die eine zu große Härte unterbinden."
Offenbar hat das Magdeburg-Debakel aber zu einem Umdenken geführt.
Seitdem packt auch die THW-Deckung härter zu. Zuletzt war sie der
Garant für sechs Siege in Folge. Das Herzstück der 6:0-Deckung bilden
seit dem 31:28-Heimsieg gegen die Löwen
Patrick Wiencek und
Rene Toft Hansen.
Gislason hatte schon vor Saisonbeginn mit
dem Gedanken gespielt, die hünenhaften Kreisläufer den Innenblock
bilden zu lassen. Weil er dafür das Gegenstoßspiel ändern musste,
zögerte er zunächst. Doch mittlerweile harmonieren die blonden Riesen
so gut, als hätten sie schon im Sandkasten Seite an Seite gebuddelt.
Dass der Däne eine stabile Größe werden würde, ist keine Überraschung,
Wiencek hatten dagegen viele Experten
eine solche Entwicklung nicht zugetraut. "Früher hat er bei 15,
16 Metern Torentfernung dumme Fouls gemacht, das passiert ihm jetzt
nicht mehr", lobt Gislason. "Es reicht,
wenn er bei neun Metern verteidigt." Davon, dass
Wiencek disziplinierter spiele, würden
auch die beiden Torhüter sehr profitieren. "Wir verstehen uns blind",
lobt Wiencek seinen Nebenmann. "Die SG?
Die hauen wir weg." Auch Toft Hansen gibt
sich optimistisch. "Der Druck liegt bei ihnen, das ist unsere Chance",
sagt er. "Verlieren sie, haben sie schon fünf Punkte Rückstand."
Erster (24:2 Punkte) gegen Zweiter (23:5) - das Spitzenspiel ist für
Johan Sjöstrand eine Rückkehr an die alte
Wirkungsstätte. Sein erster Auftritt für die SG war gleich ein
denkwürdiger. Es geschah am 2. September 2009, Flensburg gewann
32:22 gegen Göppingen, Sjöstrand hielt
30 Bälle. Eigentlich war der 26-Jährige in seinem ersten Pflichtspiel
gar nicht für die Start-Sieben vorgesehen, doch Stammtorhüter Dan
Beutler war über Nacht Vater geworden. "An Flensburg habe ich keine
besonderen Erinnerungen", sagt er trocken. "Ich habe dort ja nur eine
Saison gespielt." Aber die außergewöhnliche Stimmung hätte er nicht
vergessen. "Die SG spielt eine gute Saison, besonders die Abwehr ist
sehr stark." Trotzdem ist er zuversichtlich, dass seine Zebras die
Festung stürmen können. "Warum nicht? Wenn wir eine gute Leistung
bringen, können wir auch dort gewinnen."
Sjöstrand, der mit einer Systemwette beim
Pferderennen vor drei Wochen 420000 Euro gewann, kann sich schon vor
dem Gipfel als Sieger fühlen: Diesmal gewann er, der Besitzer einiger
Traber ist, mit den richtigen Tipps umgerechnet 240000 Euro.
(von Wolf Paarmann, aus den Kieler Nachrichten vom 22.11.2013)
Aus den Kieler Nachrichten vom 23.11.2013:
Der Gipfel der Kleinigkeiten
TV-Experte Frank von Behren sieht Kiel und Flensburg vor dem morgigen Handball-Klassiker auf Augenhöhe
Kiel/Flensburg. Die Freude über den Prestige-Erfolg
in der Champions League währte nicht lange. "Wir
wollen den Derbysieg", skandierten die Fans der SG
Flensburg-Handewitt nach dem eindrucksvollen
27:24-Sieg gegen den HSV Handball. Erfüllen sich
ihre Wünsche, verliert morgen (15 Uhr/Sport1) auch
der THW Kiel in der mit 6300 Zuschauern ausverkauften
Flens-Arena. TV-Experte Frank von Behren
(37), der für die KN das Spitzenspiel unter die Lupe
nahm, sieht die Top-Klubs dagegen auf Augenhöhe.
Für Flensburg spricht
- Die 6:0-Abwehr: Diese Variante ist
extrem gut eingespielt, die SG spielt sie zudem knüppelhart.
Mit Torhüter Mattias Andersson
dahinter wird jeder Fehler sofort mit der ersten oder
zweiten Welle bestraft. Johan Sjöstrand
spielt diese Pässe noch nicht, was aber für mich keine
Überraschung ist. Auch wenn ein Spieler vom FC Barcelona
kommt, muss er sich in Kiel erst einmal eingewöhnen. Da
strömt unglaublich viel auf einen Neuen ein, das lässt
auch einen Weltklasse-Torhüter nicht unberührt.
- Das Positionsspiel: Von einer 6:0-Abwehr
ist dieser Angriff nur schwer zu stoppen. Personen spielen
bei der SG im gebundenen Spiel eine eher untergeordnete
Rolle, jeder Neuzugang wird so ausgewählt, dass er in dieses
inzwischen sehr ausgefeilte System passt. Flensburg bestimmt
so das Tempo, auch bei einer Rotation kommt es zu keinem Bruch.
Mit Thomas Mogensen, Steffen Weinhold
und Holger Glandorf, der zum Derby sicherlich wieder fit ist,
verfügt die SG zudem aber auch über sehr starke Einzelkönner.
- Der Heimvorteil: Mit ihren Fans im Rücken
spielt die SG im Angriff mit noch mehr Risiko. Bekommen sie
so einen Lauf, kann sie nur noch ein guter Torhüter stoppen.
Für Kiel spricht
- Das Sieger-Gen: Obwohl die Mannschaft
erneut einen großen Umbruch hinter sich hat, ist diese
außergewöhnliche Siegermentalität geblieben. Das kenne
ich in dieser Form nur vom Fußballmeister FC Bayern München
- in den Köpfen der Gegner hat sich die Gewissheit
eingepflanzt, dass die Kieler und die Bayern am Ende immer
noch einmal wiederkommen. Diese Mentalität wird beim THW
den Neuen gleich eingeimpft, auch sie leben diesen Geist
inzwischen schon. Der THW spielt eine sehr gute Saison,
das hatte ich in dieser Form nicht für möglich gehalten.
Der THW Kiel ist einfach ein Phänomen.
- Filip Jicha: Es beeindruckt mich sehr,
wie er mit dem wahnsinnigen Druck umgeht, der in dieser
Saison auf ihm lastet. Damit das THW-Spiel funktionieren
kann, musste es ganz auf ihn zugeschnitten werden. Er
trägt die Verantwortung, ist er in Top-Form, ist der THW
nur schwer zu schlagen.
- Der Trainer: Hier sehe ich einen leichten
Vorteil für die Kieler, Alfred Gislason
verfügt im Vergleich zu Ljubomir Vranjes über mehr Erfahrungen
in solchen Spitzenspielen.
- Die 3:2:1-Deckung: Am Donnerstag überraschte
der HSV die Flensburger mit einer offensiven Deckung. Damit
kamen sie lange überhaupt nicht klar, weil so ihre Passwege
zugestellt wurden. Das wird auch Alfred
gesehen haben. Das Spiel gegen diese offensive Variante ist
eine große Schwäche der SG, und Kiel beherrscht neben der
6:0-Deckung auch diese Formation.
- Der Kader: Die Flensburger sind zwar in
der Breite besser besetzt, aber die Qualität der Kieler ist
ein bisschen höher - das kann gerade in einem solchen Spiel
den Unterschied ausmachen. Besonders im linken Rückraum ist
die SG nur mit Talenten besetzt, gute Leute wie Drasko Nenadic,
aber eher vergleichbar mit Spielern wie dem Kieler
Wael Jallouz. Auf einer Stufe mit
einem Jicha stehen sie nicht.
- Der Rhythmus: Kiel musste gegen Dunkerque
nicht an seine Grenzen gehen, Flensburg hatte einen Tag später
ein deutlich härteres Spiel. Die Kraft spielt in dieser
intensiven Phase eine große Rolle, das war zuletzt beim
knappen Heimsieg der Löwen in der Bundesliga gegen Eisenach
gut zu beobachten.
Das spielt keine Rolle
- Der Rückstand: Flensburg liegt drei Punkte
hinter dem THW zurück, verliert die SG, ist die Meisterschaft
schon fast entschieden. Trotzdem glaube ich nicht, dass dieser
Druck ein Problem sein wird. Im Gegenteil: Das kann sich auch
positiv auswirken. Ich kann mich erinnern, dass meine
Mannschaften immer dann die besten Spiele gemacht haben, wenn
wir mit dem Rücken an der Wand standen. Der Druck ist auch
nicht neu, Spiele auf diesem Niveau dürfen einfach nicht
verloren werden.
- Das Selbstvertrauen: Sicher, die SG hat zu
Hause seit zwei Jahren nicht mehr verloren, eine solche Serie
ist gut für das Selbstbewusstsein. Aber die Kieler haben nach
ihren Startproblemen auch wieder zur gewohnten Stärke gefunden.
Fazit
Beide Teams befinden sich auf Augenhöhe, es werden am Ende
Kleinigkeiten sein, die dieses Spiel entscheiden.
(von Wolf Paarmann, aus den Kieler Nachrichten vom 23.11.2013)
Aus den Kieler Nachrichten vom 23.11.2013:
Derby-Splitter
Abschied - Michael Knudsen (35) verlässt
die SG vorzeitig. Der Kreisläufer macht von einer Vertragsklausel
Gebrauch, die ihm ermöglicht, bereits am Saisonende zum dänischen
Erstligisten Bjerringbro-Silkeborg zu wechseln.
Serie - Die SG verlor in eigener Halle zuletzt
am 7. Dezember 2011 ein Liga-Spiel - gegen den THW Kiel
(27:32). Es folgten 26 Siege und ein
Remis gegen den HSV Handball (23:23). Die Zebras waren in der
vergangenen Saison (29:35) chancenlos.
Spruch des Tages - "Wir werden kämpfen wie die
Tiere. Zur Motivation brauche ich nicht viel zu sagen, es
reicht, meinen Spielern das THW-Trikot zu zeigen." (Ljubomir
Vranjes, Trainer der SG Flensburg-Handewitt)
(von Wolf Paarmann, aus den Kieler Nachrichten vom 23.11.2013)
Die Umfragen sind nicht mehr verfügbar.
SG Flensburg-Handewitt - THW Kiel:
Das Tippspiel ist nicht mehr verfügbar.
Mittippen!
TV-, Radio- und Internet-Tipps:
-
TV: Sport1:
So., ab 14.55 Uhr: SG Flensburg-Handewitt - THW Kiel
live aus der Flens-Arena, Flensburg
-
Radio: NDR 1 Welle Nord:
So., ab 15.00 Uhr: Liveeinblendungen SG Flensburg-Handewitt - THW Kiel
(geplante Einblendungen um 15.00 Uhr, 15.20 Uhr,
15.30 Uhr, 16.00 Uhr, 16.20 Uhr und 16.30 Uhr; nach dem Spiel Berichte
und Stimmen um 17.00 Uhr, 17.30 Uhrund 18.00 Uhr sowie am nächsten Morgen;
Reporter ist Rudi Dautwiz)
Tip: Welle Nord kann man auch im Internet live hören!
- Internet:
Eine Übersicht über verschiedene Live-Ticker finden Sie auf unserer
Live-Ticker-Seite.