Mit einem deutlichen Kantersieg hat der THW Kiel die
Tabellenführung in der DKB Handball-Bundesliga übernommen.
Am Mittwochabend hatten die "Zebras" im Heimspiel gegen
den TBV Lemgo nur in der Anfangsphase ihre Schwierigkeiten,
drehten die Partie aber bereits bis zum 17:13-Pausenstand
zu ihren Gunsten. In der zweiten Halbzeit brannten die
Kieler dann ein unterhaltsames Handball-Feuerwerk ab,
dem besonders Gudjon Valur Sigurdsson
und Wael Jallouz mit jeweils
sieben Treffern sowie der bärenstarke Torhüter
Johan Sjöstrand ihren Stempel
aufdrückten.
Lemgo mit viel Tempo zur Führung
10.285 Zuschauer in der ausverkauften Sparkassen-Arena
wollten ihren THW Kiel zurück an die Tabellenspitze
pushen, nachdem die SG Flensburg-Handewitt - mit weiterhin
einer absolvierten Partie mehr auf dem Konto - am Dienstagabend
einen Zähler bei Frisch Auf Göppingen (28:28) liegen gelassen
hatte. Dass der TBV Lemgo, seit fünf Pflichtspielen ungeschlagen,
allerdings ein sehr unangenehmer Gast sein kann, bekam Ende
November bereits der HSV Hamburg beim 35:35-Remis zu spüren.
Und die Lipperländer unterstrichen in der Anfangsphase
eindrucksvoll ihre Ambitionen. Mit irrsinnigem Tempo
spielte die Mannschaft von Trainer Niels Pfannenschmidt, die
mit Ausnahme der Routiniers Kehrmann und Hermann auf Talente
setzt, in der Sparkassen-Arena auf und hatte dadurch zunächst
Vorteile. Hermann sorgte für den ersten Treffer, und nach
einem technischen Fehler Sprengers
und einem von Pekeler erkämpften
Siebenmeter erhöhte Schneider auf 2:0 für die Gäste.
Zwar gelang Vujin im Anschluss
der erste Kieler Treffer, doch nachdem Kehrmann nach tollem
Eins-gegen-Eins einen sehenswerten Dreher zeigte und nach
einer Bauer-Parade gegen Palmarsson
per Gegenstoß zur Stelle war, lag der zweimalige deutsche
Meister bereits mit 4:1 vorne.
Alfred Gislason reagierte früh:
Um mit Lemgos Tempo besser Schritt halten zu können,
verzichtete der THW fortan auf einen Spezialistenwechsel -
Aron Palmarsson spielte auch in
der Abwehr statt Patrick Wiencek,
die Deckung wurde zudem vom 6:0-Riegel in die offensive
3:2:1-Variante umgestellt. Doch trotz
Sprengers Anschlusstreffer, einer
Sjöstrand-Parade gegen Lemke und
zweier Rückraumgeschosse von Vujin
und Jicha legte Lemgo weiter vor:
Florian Kehrmann traf vom Kreis zum 6:4, und nach einer
Parade des gut startenden Bauer gegen Vujin
und einer "Fackel" Lemkes war der Drei-Tore-Vorsprung für die
Ostwestfalen wieder hergestellt.
Zeitz sorgt mit zwei Steals für den Ausgleich
Mit einer feinen Einzelaktion zum 5:7 weckte
Aron Palmarsson seine Mannschaft
aus der anfänglichen Lethargie. Nur vier Sekunden später
sprintete Christian Zeitz in
einen Kehrmann-Pass und vollstreckte den Gegenstoß selbst
zum 6:7-Anschluss. Als Sjöstrand
erneut gegen Lemke zur Stelle war, Zeitz
einen Querpass des Spielmachers Herth abfing und im Konter
gegen Bauer traf, hatten die "Zebras" in der 13. Spielminute
erstmals ausgeglichen. Zwar gelang Kehrmann mit seinem
bereits vierten Treffer noch einmal eine Gästeführung, doch
nach Sprengers frechem Leger zum
8:8 nahm Pfannenschmidt nach 14 Minuten seine erste Auszeit.
THW zieht nach Lemgos Auszeit davon
Marko Vujin erzielte sechs seiner
sieben Treffer vor der Pause.
Für den starken, aber bereits müden Kehrmann kam beim TBV
nun Arnoldus Haenen auf Rechtsaußen. Der Niederländer
verwarf aber gleich seine erste Chance, und auf der Gegenseite
traf Vujin trotz Bedrängnis zur
ersten Kieler Führung. Dann parierte Sjöstrand
gegen Schneider, während Vujin mit
einem tollen Sprungwurf aus der Rückraummitte auf 10:8
erhöhte. Und die "Zebras" bekamen sogar zweimal die Chance,
auf drei Treffer zu erhöhen, doch Dominik Klein
scheiterte zunächst an Bauer, ehe der Linksaußen einen erweiterten
Gegenstoß aus elf Metern neben das Tor setzte und Haenen
auf der Gegenseite verkürzen konnte.
Alfred Gislason brachte Gudjon Valur Sigurdsson
für Klein in die Partie, und der Isländer
sorgte sogleich für Akzente: Nach einer Bauer-Parade gegen
Vujin sorgte Sigurdsson
spektakulär per Nachwurf zum 11:9, ehe er kurz darauf vom Kreis auch
das 12:9 folgen ließ. Zwar scheiterte Christian Zeitz
nach seinem bereits dritten Steal im Gegenstoß an Bauer, doch als
Palmarsson in der Abwehr einen Schneider-Wurf
abblockte und Jicha den Ball auf der
Gegenseite zum 13:9 in den Winkel jagte, legte Pfannenschmidt
keine sieben Spielminuten nach der ersten Auszeit erneut eine
grüne Karte auf den Zeitnehmertisch.
Sjöstrand-Show bringt Halbzeitführung
Während beim THW nun Wael Jallouz in
Abwehr und Angriff für Aron Palmarsson
spielte, versuchte es der TBV Lemgo in der Folgezeit mit einem siebten
Feldspieler gegen die Kieler 3:2:1-Deckung. Johan Sjöstrand war zwar
bei den Würfen von Pekeler und
Hermann zur Stelle, Kapital aus dem verwaisten Kasten der Gäste
konnten die Kieler allerdings noch nicht schlagen. Immerhin aber
verbreiteten die "Zebras" keine Hektik und trugen ihre Angriffe
weiter mit Ruhe vor. So holte Jallouz
einen Siebenmeter heraus, den Vujin
zum 14:9 verwandelte. Und auch als Hermann und Pekeler
kurzzeitig verkürzten, blieb der THW am Drücker: Vujin
sorgte mit seinem bereits sechsten Treffer für das 15:11, ehe
Wael Jallouz mit seinem krachenden
Sprungwurf zum 16:11 für besondere Emotionen in der Sparkassen-Arena
sorgte. Doch obwohl Johan Sjöstrand bis
zum Seitenwechsel noch vier weitere Paraden folgen ließ, blieb
den Lipperländern durch Schneiders Treffer mit der Sirene zum
17:13-Pausenstand noch ein Funke Resthoffnung auf eine
Überraschung.
Sigurdssons Tore brechen Lemgo das Genick
Benjamin Herth kommt bei Sigurdssons
kuriosem Treffer einen Tick zu spät.
Diese Hoffnung jedoch verflüchtigte sich nach Wiederanpfiff
sehr schnell: Johan Sjöstrand zeigte
gegen Schneider seine bereits 12. Parade, dann unterlief dem
jungen Linkshänder Julian Possehl ein Stürmerfoul.
Gudjon Valur Sigurdsson reagierte
gedankenschnell und warf den Ball vom eigenen Torkreis auf
den verwaisten Kasten der Gäste. Benjamin Herth, Lemgos Mann
im roten Leibchen, sprintete noch zurück und versuchte den
Ball zu erreichen - vergeblich, die Sparkassen-Arena jubelte
über Sigurdssons Treffer zum 18:13.
Doch dies war noch gar nichts verglichen mit dem folgenden
Geniestreich des 34-jährigen Isländers: Nachdem
Sjöstrand einmal mehr gegen
Schneider zur Stelle war und Jicha
das Ergebnis auf 19:13 gestellt hatte, versuchte der TBV -
weiterhin mit sieben Feldspielern - einen Kempatrick. Doch
Sigurdsson war bei Herths für
Kehrmann gedachten Pass zur Stelle und warf den Ball im
Sprung direkt nach dem Abfangen Richtung Lemgoer Tor. Unter
bangen Blicken von 10.285 Handballfans trudelte der Ball
trotz Herths verzweifelter Grätsche auf der Torlinie
tatsächlich über die Linie - das 20:13 dürfte wohl das
Kempator aus weitester Torentfernung in der Handballgeschichte
gewesen sein.
Jallouz tankt Selbstvertrauen
Eine Minute später, nachdem Johan Sjöstrand
eine fantastische Doppelparade gegen Lemke und Schneider gezeigt
hatte und Toft Hansen das Ergebnis
auf 21:13 gestellt hatte, war die Partie auch schon entschieden.
Doch die Handballparty in der Sparkassen-Arena war noch lange
nicht beendet - dafür sorgten auch die Gäste, die auch jetzt das
Gaspedal nicht fanden, es aber auch gar nicht suchten. So kamen
die Fans voll auf ihre Kosten, als auch Christian Sprenger
aus der eigenen Hälfte zum 22:15 ins leere Tor traf und das rote
Leibchen beim TBV endgültig wieder eingemottet wurde. Und nachdem
Aron Palmarsson drei atemberaubende
Treffer markiert hatte - das 26:17 erzielte der isländische
Spielmacher mit einem Sprunghüftwurf aus vollem Lauf -, kamen
die Publikumslieblinge Christian Zeitz
und Wael Jallouz zurück ins Spiel.
Und besonders Kiels tunesischer Neuzugang wusste die Massen zu
begeistern. Mit jeder gelungenen Aktion wuchs das Selbstvertrauen
von "Willi" an, der sprunggewaltige
Rechtshänder hatte einige. Die Sparkassen-Arena bebte nach
seinen vier tollen Sprungwürfen zum 30:20, und
Jallouz durfte sogar zwei Siebenmeter
werfen - erfolgreich, versteht sich.
Auch Alfred Gislason - hier nach
Sigurdssons kuriosem Kempatreffer -
hatte in der zweiten Halbzeit eine Menge Spaß.
Aber auch die anderen Akteure des THW zeigten sich von ihrer
Schokoladenseite: Fantastisch, wie Sigurdsson
einen Kempapass Palmarssons per Dreher (!)
zum 27:17 abschloss. Großartig, wie Christian Zeitz
Timm Schneider mit einer Wurffinte ausstiegen ließ und per Durchbruch
für das 29:19 sorgte. Und toll, wie Johan Sjöstrand
auch Landsmann Rickard Lönn mit seinen Paraden fast zur Verzweiflung brachte.
Am Ende parierte der Kieler Keeper die Hälfte aller Feldwürfe des TBV.
Am Sonnabend kommt Emsdetten
Das Kieler Publikum hatte daher allen Grund zum Feiern. Die "La Ola"
schwappte bereits zehn Minuten vor Spielende durch die Sparkassen-Arena,
und als Patrick Wiencek nach einem Pfostentreffer
Jallouz' mit seinem Nachwurf für den
erfolgreichen Schlusspunkt sorgte, feierten 10.285 längst stehende
Zuschauer den neuen Tabellenführer der DKB Handball-Bundesliga. Dieser
ist bereits am kommenden Sonnabend wieder im Einsatz. Um 19.00 Uhr ist
dann Aufsteiger TV Emsdetten in der Sparkassen-Arena zu Gast. Für die
Partie gegen das Kellerkind nutzen Dauerkarteninhaber bitte die Karte
mit der Spielnummer 9.
Lemgo hat bisher eine tolle Saison gespielt. Wir waren ob der guten
Leistungen gewarnt und haben uns richtig gut auf die heutige Aufgabe
konzentriert. Allerdings sind wir schwer ins Spiel gekommen und hatten
Glück, dass Lemgo nicht mit fünf oder sechs Toren weggezogen ist. Dann
hatten wir Johan Sjöstrand, der einen sehr
guten Tag hatte, und unsere Linkshänder sind im Angriff gut ins Spiel
gekommen. Das war ein verdienter Sieg, mit dem 5:0-Lauf nach der Pause
haben wir eine Vorentscheidung erzwungen. Sehr gefreut habe ich mich
heute über Johans Leistung, der 50 Prozent
der Bälle gehalten hat. Und natürlich über Wael Jallouz,
der sehr gut gespielt und sein Potenzial angedeutet hat. Er hat noch
ein wenig Mühe, in unser System zu finden. Aber er ist ein extrem netter
Junge, der sich tierisch darüber freut, beim THW Kiel zu spielen.
Lemgos Trainer Niels Pfannenschmidt:
Glückwunsch an den THW Kiel zur Herbstmeisterschaft. Ich brauche nicht
viel Worte verlieren, heute war das eine klare Sache. Wir sind gut in
die Partie gekommen, später hat Johan Sjöstrand
gefühlt 50 Bälle gehalten. Wir haben einfach zu viel verschossen und
waren vielleicht auch zu mutig mit dem siebten Feldspieler. Man hat heute
bei meiner Mannschaft den Substanzverlust bemerkt.
Unsere Fans hatten heute erneut ein feines Gespür für das, was die
Mannschaft leistet. Einige haben zuletzt unsere Torhüter kritisch
gesehen. Das heute war so etwas wie ein Signal, und ich hoffe natürlich,
dass es so weiter geht. "Palle" hat am
Sonntag beim Bergischen HC stark gehalten, und
Johan war heute klasse. Ich hoffe auf einen
Sieg am Sonnabend gegen Emsdetten, dann wollen wir in Ruhe Weihnachten
feiern, und dann kommt es zum großen Showdown, dem - obwohl wir immer
nur auf das nächste Spiel schauen - von allen Seiten entgegen
gefiebert wird. Gefreut habe ich mich über Waels
Auftreten heute. Er hat ein unglaublich sympathisches Auftreten, und
wenn ich früher Christian Sprenger als
schönsten Jubler der Bundesliga gesehen habe, so freut sich
Wael doch momentan am meisten über seine
Tore. Er kommt gut an und geht die Sache vollkommen unbekümmert an -
ich glaube, deshalb wird er von den Fans auch so gefeiert.
So leicht war es nicht. Das muss man sich natürlich erst
erarbeiten. Über Jallouz: Das war
sehr wichtig für ihn. Er kann es ja, das sehen wir auch jeden
Tag im Training. Und das wird jetzt auch immer besser werden.
Er hat heute ein super Spiel gemacht.
THW-Rückraumspieler Wael Jallouz gegenüber den KN:
Das war gut für mich, und ich hoffe, dass es in den nächsten
Spielen immer besser wird. Alle meine Kollegen sind immer bei
mir, eben wie eine richtige Mannschaft.
Lemgos Rückraumspieler Rolf Hermann gegenüber den KN:
Wir haben in der ersten Halbzeit gut mitgespielt. Dann fehlte
auch die Substanz nach den letzten Spielen. Für uns ist das
kein Weltuntergang. Wir wollten alle Spieler einsetzen, aber
wie wir agiert haben, war das eine Mischung aus Müdigkeit und Respekt.
Handballmeister spielte sich mit 38:25-Sieg gegen Lemgo zurück an die Ligaspitze
Kiel. Tabellenführer! Herbstmeister! Der THW Kiel hat sich mit einem
38:25 (17:13)-Sieg über den TBV Lemgo zurück an die Spitze der
Handball-Bundesliga katapultiert. In einer Partie, prallgefüllt mit
unterhaltsamen Zungenschnalzern, wurde der Tabellen-Neunte phasenweise
vorgeführt. Die Ostwestfalen, als Überraschungsteam der vergangenen
Wochen angereist, agierten mutig und mit offenem Visier, gingen aber
mit fliegenden Fahnen in der Kieler Arena unter.
Die Partie war im Vorwege von gegenseitiger Achtung geprägt. Lemgos
junger Trainer Niels Pfannenschmidt bekundete Respekt vor der Kieler
Atmosphäre, THW-Trainer Alfred Gislason
zeigte sich beeindruckt von der Entwicklung der Gäste in dieser Saison.
Doch mit dem Anpfiff war aller Respekt bei den Gästen verflogen. Mit
viel Tempo legten sie los und eine schnelle Führung vor. Über 2:0
kamen sie beim 4:1 (5.) zum ersten Drei-Tore-Vorsprung. Verantwortlich
dafür mit einem Doppelpack: Florian Kehrmann. Erst vernaschte er im
Duell der beiden deutschen Weltmeister von 2007 Dominik Klein
auf der Außenbahn, dann setzte er mit einem Tempogegenstoß noch einen drauf.
In der zehnten Minute gelang es dem künftigen Nationalspieler Finn
Lemke noch einmal, den THW auf drei Tore zu distanzieren (7:4), als
er seine komplette Körperlänge von 2,10 Meter in einen wuchtigen
Rückraum-Wurf legte. Doch dann rüttelte sich das Kieler Team mit
einigen Weckrufen selbst wach.
Zunächst war es Christian Zeitz, der mit
zwei "Steals" in Folge den ersten Ausgleich herstellte (7:7, 13.),
dann entlud sich die ganze Anspannung bei
Aron Palmarsson in einem Lattenkracher,
der als Abpraller bis hinauf an den Videowürfel flog.
Die Zebras galoppierten fortan davon, und als
Filip Jicha auf 13:9 (21.) erhöht hatte,
setzte Pfannenschmidt alles auf eine Karte und wechselte Torwart
Thomas Bauer jeweils für einen siebten Feldspieler aus - zunächst
scheinbar unbemerkt von den Kieler Spielern. Denn Torwart
Johan Sjöstrand ließ nach einer Parade
die seltene Gelegenheit ungenutzt, sich mit einem Wurf in den leeren
Kasten in die Torschützenliste eintragen zu können. Dafür erntete er
ein Raunen der Menge und den Dankesgruß seines Gegenübers Bauer.
Aufhalten ließen sich die Kieler aber nicht mehr. Insbesondere
Wael Jallouz legte alle Hemmungen ab. Mit
115 km/h sprengte der Hammer von Hammamet beim 16:11 (26.) fast die
Geschwindigkeitsmessung und brachte sich in Fahrt für einen
Torrausch, der bis zum Spielende anhielt und mit sieben Treffern in
seinem persönlichen Bundesliga-Rekord gipfelte.
Einen Eintrag in das Kuriositäten-Geschichtsbuch der Bundesliga
verdiente sich Gudjon Valur Sigurdsson.
Nachdem er zum Start in die zweite Hälfte mit einem Wurf über das
ganze Feld ins freie Tor zum 18:13 (32.) erhöht hatte, kreiierte
er zwei Minuten später einen Treffer, der auf der Presse-Tribüne
den Namen "Abwehr-Kempa" erhielt. Mit einem Sprung in den eigenen
Kreis fing Sigurdsson den Lemgoer Angriff
ab, spielte den Ball im Flug zurück ins Feld und sah gebannt wie
die Zehntausend in der Halle zu, wie das Spielgerät gemächlich über
das Feld trottete und zum 20:13 ins Netz rollte. Der Sprint von Lemgos
siebtem Feldspieler, Benjamin Herth, kam zu spät.
Spätestens jetzt hatten die Lemgoer ihre Linie verloren. Der THW
agierte nach Belieben, Sigurdsson durfte
sogar noch einen "echten" Kempa feiern, und
Alfred Gislason, der sonst bis zur letzten
Sekunde an der Außenlinie auf und ab tigert, lehnte sich bereits
zwölf Minuten vor Schluss in seinem Sessel zurück - bereit zum Genießen.
Genießen, wie die La Ola durch das Rund schwappte. Genießen, wie
Torwart Johan Sjöstrand mit insgesamt 25
Paraden den Gegner entnervte. Genießen, wie die Halle
Jallouz mit "Willi, Willi"-Rufen feierte.
Genießen, wie der Tunesier vor den Augen seiner angereisten Eltern
zur Höchstform auflief. Und genießen, wie sich sein Team mit dem
Kantersieg zurück an die Tabellenspitze spielte.
(von Ralf Abratis und Reimer Plöhn, aus den Kieler Nachrichten vom 19.12.2013)