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Dank einer starken 3:2:1-Abwehr gewann der THW deutlich in Minden.
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Gitta Wieberneit |
Der THW Kiel ist mit einem klaren 32:22 (13:8)-Sieg bei
GWD Minden in die Erfolgsspur in der DKB Handball-Bundesliga
zurückgekehrt. Eine Woche nach der dritten
Saisonniederlage agierten die "Zebras" nach einer Halbzeit
Anlauf souverän. Gestützt auf einen starken
Johan Sjöstrand, der unter anderem
zwei Siebenmeter parierte, und den achtfachen Torschützen
Marko Vujin bekamen die Kieler
die Partie kurz vor dem Seitenwechsel in den Griff und machten
eine Viertelstunde vor dem Abpfiff alles klar.
Ohne Lauge und Sprenger
Der THW Kiel reiste ohne den Langzeitverletzten
Rasmus Lauge nach Ostwestfalen. Und
auch
Christian Sprenger war nach
seinem Außenbandanriss noch nicht wieder in der Lage, für den
THW Kiel auf Torejagd zu gehen. Bei den Gastgebern fehlte
unterdessen Spielmacher Dalibor Doder, und auch der
wurfgewaltige Rückraumspieler Nenad Bilbija kam aufgrund einer
Adduktorenzerrung nicht zum Einsatz.
Hektischer Beginn
Die Partie begann hektisch: Rund fünf Minuten sollte es dauern,
bis überhaupt einmal ein Ball den Weg ins Tor gefunden hatte.
Aron Palmarsson hatte nach 4:33 Minuten
ein Einsehen und feuerte aus dem Rückraum eine Fackel in die Maschen.
Doch weil die Feinjustierung im Kieler Angriff auch danach noch zu
wünschen übrig ließ, konnten die "Zebras" zahlreiche Ballgewinne
nicht in eine höhere Führung ummünzen. Nach 6:30 Minuten gelang
dann auch den Gastgebern das erste Tor - es kündigte sich eine
torarme erste Hälfte an.
Torhüter setzen Akzente
Weiterhin setzten die beiden Torhüter, Persson auf Mindener und
Sjöstrand auf Kieler Seite, die Akzente.
Als
Sigurdsson einen Gegenstoß zum 2:1
für den THW verwandelte (9.), machte sich die offensive Deckungsvariante
erstmals bezahlt. Nach 14 Minuten und
Palmarssons
sowie
Vujins Rückraumtreffer waren die Kieler
beim 5:2 erstmals mit drei Toren in Führung, und als
Ekberg auf 6:2 erhöhte, nahm Minden seine
erste Auszeit. Svitlica verkürzte mit einem Doppelschlag, und nach 18
Minuten und Fuchs' Tor waren die Gastgeber wieder dran.
Sjöstrands Paraden sichern Führung
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Der Mindener Rückraum um Linkshänder Christoph Steinert tat sich
schwer gegen die Kieler Deckung.
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HBL |
Dann schnappte sich
Palmarsson in der
Deckung einen Pass und bediente
Sigurdsson
zum 7:5, dann hielt
Sjöstrand einen
Siebenmeter von Schmidt und einen Gegenstoß von Svitlica, ehe
Ekberg nach feinem
Jicha-Pass
zum 8:5 traf (22.). Die ausgelassenen Chancen schienen GWD einen
kurzen Moment aus der Bahn geworfen zu haben - als
Jicha einen Steal zum 9:5 verwandelte (24.),
war die kurz zuvor erwachte Kampa-Halle wieder deutlich stiller.
Palmarssons Geniestreich
Gislason brachte
Wael Jallouz
- ein guter Schachzug, traf der Tunesier doch wuchtig zum 11:7 und
zum 12:8. Nach einem gepfiffenen Zeitspiel der Mindener hatte der THW
Kiel noch rund eine Minute Zeit, eine beruhigende Fünf-Tore-Halbzeitführung
herauszuwerfen. Doch auch die "Zebras" kamen nicht in Schussposition -
bis ihnen fünf Sekunden vor dem Abpfiff ein Freiwurf zugesprochen wurde.
Palmarsson schnappte sich den Ball und drosch
diesen durch (!) die gestellte Mauer zum 13:8 ins lange Eck - ein
Geniestreich, der Auftrieb für die zweite Hälfte geben sollte.
Minden startet besser
Doch zunächst konnten die Kieler daraus kein Kapital schlagen. Auch,
weil Persson einen Siebenmeter von
Ekberg
hielt. Aber auch, weil die Zebras technische Fehler im Angriff machten.
Die Gastgeber verkürzten auf 10:13 (33.) und schickten sich an, den
THW vor Probleme zu stellen. Doch die Kieler reagierten abgeklärt:
Erst verwertete
Rene Toft Hansen einen
Jicha-Pass, dann schnappte sich
Sjöstrand Fuchs' Wurfversuch, und
Vujin verwandelte den fälligen Gegenstoß
sicher. Als der THW-Haupttorschütze dann in der 37. Minute erneut
traf, waren die "Zebras" wieder auf 16:10 enteilt.
Zebras machen alles klar
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Die "Zebras" bedanken sich bei den vielen schwarz-weißen Fans.
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Gitta Wieberneit |
Zwar verkürzte GWD noch einmal auf vier Treffer, doch nun machten die
"Zebras" alles klar: Nach einer insgesamt vierminütigen Torflaute
beider Teams traf
Palmarsson zum 20:15,
dann "klaute"
Jicha Südmeier den Ball
und schickte
Vujin zum Gegenstoßtreffer,
Jallouz markierte das 22:15, ehe der
Kapitän höchstselbst mit einem Gegenstoß zum 23:15 eine
Vorentscheidung herbeiführte (47.). Binnen vier Minuten hatten die
THW-Spieler ihren Gegner mit einem 4:0-Lauf ausgeknockt.
Klarer Erfolg
Fünf Minuten vor dem Ende führte der THW erstmals mit zehn Toren -
ein Vorsprung, den die "Zebras" bis zum Schlusspfiff nicht mehr aus
der Hand gaben. So freuten sich die Kieler nicht nur über einen
deutlichen Sieg und zwei Punkte, sondern auch über ein wenig Futter
für die Tordifferenz im spannenden Bundesliga-Rennen. Nach dem
dritten Auswärtsspiel in Folge dürfen sie sich nun auf eine
Heimpartie freuen: Am kommenden Sonntag ist der SC Magdeburg zu
Gast in Kiel.
Lesen Sie bitte auch
Zu Anfang des Spiels war ich alles andere als
zufrieden, das hätten wir besser machen müssen. Die Abwehr war heute richtig
gut mit einem sehr guten Johan Sjöstrand dahinter.
Im Angriff hatten wir Probleme. Der Mindener Torwart hat uns bis zur Halbzeit
elf Bälle weggenommen, teilweise sogar freistehend. Das hätte ins Auge gehen
können.
In der zweiten Halbzeit war der Angriff besser. Sicherlich hätte er noch
besser sein können, aber man sah, dass einige nicht so frisch waren. Ich
bin zufrieden, hier gewonnen zu haben.
Wir hatten vorne eine schlechte Quote, aber ich muss meine Jungs in
Schutz nehmen. Sie spielen seit Wochen viel, aber Vujin
war in der zweiten Halbzeit besser, und Jicha
musste vorne wie auch hinten viel ackern. Lob an "Willy" Jallouz,
der heute ganz wichtige Tore für uns gemacht hat.
gegenüber den KN:
Nach der Niederlage gegen Melsungen waren wir
alles andere als zufrieden. Wir haben das Spiel gut analysiert und
deshalb muss ich meiner Mannschaft ein Lob aussprechen, auch wenn die
Ausbeute im Angriff nicht über das gesamte Spiel gut war. Der Plan mit
der aggressiven Abwehr ist voll aufgegangen. Die Füchse mussten
erleben, wie es einem ergeht, wenn man defensiv deckt.
Mindens Trainer Goran Perkovac:
Glückwunsch an Kiel, aber die Niederlage hätte nicht so hoch
ausfallen müssen. Wir hatten viele Ausfälle, aber ich habe meinen
Spielern gesagt, dass das heute kein Alibi ist: Wir müssen trotzdem
das Optimum herausholen. Wir haben heute nicht alles gegeben,
gekämpft ja.
Die elf Paraden von Persson in der ersten Halbzeit haben uns
geholfen. Wenn man jedoch sieht, dass das letzte Tor mit einem
Freiwurf vor der Halbzeit fällt, dann sieht man, dass nicht alle
konzentriert waren. Nochmal, wir haben nicht optimal gespielt.
Es wäre mehr drin gewesen.
THW-Kapitän Filip Jicha gegenüber den KN:
Wir wussten, was uns hier für eine Aufgabe erwartet. Andere
Top-Mannschaften haben hier schon verloren. Wir haben von Beginn
an unglaublich gut gedeckt und haben über 60 Minuten eine
konzentrierte Leistung gezeigt. Wie hart das Spiel werden würde,
habe ich gleich zum Beginn gemerkt, als mir ein Ball wie ein
Hammer an den Kopf geflogen ist.
THW-Linksaußen Dominik Klein gegenüber den KN:
Wenn wir mit der 3:2:1-Defensive spielen, sind wir immer hellwach.
Ich habe mich gut gefühlt, auch wenn ich als junger Vater meine
Pflichten zu Hause auch nachts zu erfüllen habe. Zum Glück hatten
wir ja eine Busfahrt hierher. Da konnte ich ein bisschen entspannen.
Mindens Linksaußen Aljoscha Schmidt gegenüber den KN:
Gegen den THW darf man sich einfach keine ein, zwei
Unkonzentriertheiten erlauben. Dann ist das Spiel ruckzuck weg.
Wael Jallouz ist ein unglaublich
guter Junge. Gegen den musst du aggressiv stehen, das haben
wir nicht gemacht.
Mindens Rückraumspieler Anders Oechsler gegenüber den KN:
Mit dem Ausfall von Nenad Bilbija hat uns heute die Wurfkraft
gefehlt. Und ich selbst hatte zuletzt zu wenig Spielpraxis im
Angriff. Aber das darf keine Ausrede sein.
- GWD Minden:
-
Persson (14/2 Paraden),
Vortmann (n.e.);
Fuchs (1),
Rambo (3),
Steinert (1/1),
Kunkel (2),
Südmeier,
Tesch (4),
Oechsler (2),
Svavarsson,
Schmidt (5),
Svitlica (4),
Freitag (n.e.),
Bilbija (n.e.);
Trainer: Perkovac
- THW Kiel:
-
Sjöstrand (1.-50., 17/2 Paraden),
Palicka (50.-60., 3 Paraden);
Toft Hansen (1),
Sigurdsson (2),
Wiencek (2),
Ekberg (4/2),
Zeitz,
Jallouz (5),
Palmarsson (4),
Klein (1),
Jicha (5),
Vujin (8);
Trainer: Gislason
- Schiedsrichter:
-
Florian Gerhard / Tobias Küsters
- Zeitstrafen:
-
Minden: 2 (Tesch (21.), Südmeier (55.));
THW: 3 (Palmarsson (24.),
Sigurdsson (43.), Wiencek (59.))
- Siebenmeter:
-
Minden: 3/1 (Sjöstrand hält Schmidt (20.) und Svitlica (43.));
THW: 4/2 (Persson hält Vujin (8.) und Ekberg (31.))
- Spielfilm:
-
1. Hz.: 0:1 (5.), 1:1, 1:2, 2:2 (10.), 2:6 (15.), 5:6 (18.),
5:9 (24.), 6:9, 6:10, 7:10, 7:11, 8:11, 8:13;
2. Hz.: 10:13, 10:16 (37.), 11:16, 11:17, 13:17, 13:18, 14:18,
14:19 (42.), 15:19, 15:23 (47.), 16:23, 16:24, 17:24, 17:25,
18:25, 18:26, 19:26 (53.), 19:30 (56.), 20:30, 20:31, 21:31, 21:32, 22:32.
- Zuschauer:
-
3.400 (ausverkauft) (Kampa-Halle, Minden)
- Spielgrafik:
-
Aus den Kieler Nachrichten vom 10.03.2014:
Zebras stehen nach der Melsungen-Pleite wieder auf
Handballmeister THW Kiel liefert beim 32:22-Sieg in Minden eine souveräne Leistung ab
Minden. Am Fuße der Porta Westfalica, dort wo die Natur das
Tor nach Westfalen in den schmalen Bergrücken des Weserberglandes
geschlagen hat, hat der THW Kiel eine tiefe Kerbe in die Heimbilanz
von GWD Minden in der Handball-Bundesliga geschnitzt. Acht Spiele
hatten die Mindener seit dem 11. Oktober in der heimischen
Kampahalle nicht mehr verloren. Gestern setzte es eine schmerzhafte
22:32 (8:13)-Niederlage gegen Rekordmeister Kiel, der sich nach dem
eigenen Knick in der Bilanz vor einer Woche
(29:30 in Melsungen) wieder erholt zeigte.
Das Spiel für den THW Kiel war aber in der ersten Halbzeit mühsam
wie die Arbeit der Weser, die ehemals den Keil in das bergige Land
geschmirgelt hatte. Mit dem Anpfiff ließ THW-Trainer
Alfred Gislason sein Team in der
aggressiven 3:2:1-Variante verteidigen und erzielte damit auch den
gewünschten Erfolg gegen die zuletzt Rückraum-starken Mindener.
Zwar fehlte den Gastgebern der 2,08-Meter-Hüne Nenad Bilbija, der
auf dem Spielberichtsbogen stand, wegen einer Oberschenkel-Zerrung
aber für die kommenden Aufgaben geschont wurde. Doch mit Anders
Oechsler und Christoffer Rambo hätten noch weitere Riesen zur
Verfügung gestanden. Die wurden indes durch die offensiven Kieler
mit Kapitän Filip Jicha in der Spitze
der Defensive aus dem Spiel genommen.
Doch auf der Gegenseite standen die Mindener ebenso gut, und der
THW ließ diverse Chancen ungenutzt verstreichen. Fünf Minuten
dauerte es daher, bis Aron Palmarsson
den ersten Treffer der Partie markieren durfte. Der Bann war damit
aber noch nicht gebrochen. Der Torfluss plätscherte nur mäßig dahin,
beide Teams überboten sich im Auslassen bester Möglichkeiten, und
die Torhüter - Johan Sjöstrand auf Kieler
Seite und Anders Persson auf Mindener - drückten der Partie ihren
Stempel auf. "Der Rückraum wirkte in der Anfangsphase noch nicht
frisch und hat die Würfe nicht gut genommen", fällte
Gislason noch ein mildes Urteil, während
GWD-Trainer Goran Perkovac zum spielerischen Potenzial seiner
Mannschaft sehr deutlich wurde: "Wir haben im Angriff agiert wie
Elefanten im Porzellanladen. Das waren keine handballerischen
Bewegungen. Christoffer Rambo hat zwar einen sehr guten Wurf,
muss aber das Handballspiel noch lernen."
Die Kieler fanden bis zur Halbzeit etwas besser in die Spur, kamen
über die Außen zu Toren und setzten durch
Palmarsson mit der Sirene einen
schmerzhaften Nadelstich gegen die Gastgeber. Der Isländer wuchtete
einen Freiwurf durch die grüne Mauer ins Tor und bescherte seinem
Team damit einen Fünf-Tore-Vorsprung zur Halbzeit.
Dieses Signal schien insbesondere den THW-Rückraum in der zweiten
Hälfte von allen Lasten befreit zu haben. Zwar gelangen den Mindenern
die ersten beiden Tore nach Wiederanpfiff, aber dann drehten
Marko Vujin, Filip Jicha
und Wael Jallouz mächtig auf. Dem
bemitleidenswerten Persson im GWD-Tor flogen die Rückraum-Knaller nur
so um die Ohren, zwischenzeitlich wirkten die Mindener wie staunende
Statisten im eigenen Haus. "Das war ein kompletter Wandel im Rückraum",
freute sich Gislason, der die Gelegenheit
nutzen konnte, um seinem Mittelmann Palmarsson,
auf den nach dem Ausfall von Rasmus Lauge
noch intensive Spiele warten, ein wenig Pause zu gönnen.
"Filip hat das Spiel übernommen und die
Mannschaft gut geführt, Marko war super,
und Wael hat die taktischen Vorgaben sehr
gut umgesetzt."
Sein Trainerkollege Perkovac buchte die klare Niederlage dagegen als
Lehrstunde ab: "Das war eine gute Schule. Die Jungs konnten sehen, wie
es einem ergeht, wenn man nicht hundertprozentig alles gibt."
(von Ralf Abratis, aus den Kieler Nachrichten vom 10.03.2014)