Nach sechs pflichtspielfreien Tagen startet der in
der DKB Handball-Bundesliga weiter verlustpunktfreie
Rekordmeister THW Kiel am Samstagabend in den prall
gefüllten Oktober. Die erste von sieben Partien in
diesem Monat bestreiten die "Zebras" in der heimischen
Sparkassen-Arena gegen das noch sieglose Team von GWD
Minden. Das Traditionsduell wird um 19.00 Uhr angepfiffen.
Die Blütezeit erlebte GWD Minden in den 1970er Jahren: 1971 und 1977
feierte man in Ostwestfalen den Gewinn der Deutschen Meisterschaft, zudem
holte man 1976, 1976 und 1979 den DHB-Pokal nach Minden. Doch der
Traditionsverein, 1924 gegründet, erlebte auch schwere Zeiten: 1986
musste man den Gang in die 2. Liga antreten, es dauerte neun Jahre bis
zum Wiederaufstieg. 2010 erwische es GDW erneut: Als Tabellen-18.
verabschiedete man sich sang- und klanglos aus der Beletage des deutschen
Handballs, um zwei Jahre später den Wiederaufstieg zu feiern. In der
vergangenen Saison schaffte GWD als 14. den Klassenerhalt.
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Der neue Coach Goran Perkovac.
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GWD |
Das zweite Jahr nach dem Aufstieg in die DKB Handball-Bundesliga
ist aber oft das schwerste: Mit einem nahezu unveränderten
Kader und einem neuen Trainer will
der Traditionsverein aus Ostwestfalen in diesem Jahr erneut den
Klassenerhalt schaffen. "Wir müssen erst einmal versuchen,
möglichst viele Spiele zu gewinnen und unsere Punkte für den
Klassenerhalt zu sammeln. Über andere Ziele denke ich im Moment
noch gar nicht nach", formulierte Coach Goran Perkovac das
vorsichtige Saisonziel der Grün-Weißen.
22 bis 24 Punkte sind das Ziel
Die größte Veränderung bei GWD Minden fand nicht auf, sondern
neben dem Handballfeld statt. Sead Hasanefendic, der die Ostwestfalen
im vergangenen Jahr zum Klassenerhalt geführt hatte, zog eine
Anstellung als tunesischer Nationaltrainer dem Job in Minden vor.
Also begaben sich die Verantwortlichen des Bundesligisten auf die
Suche nach einem erfahrenen Coach. Fündig wurden sie in der Schweiz:
Dort wollte sich Goran Perkovac nach fünf Jahren als Nationaltrainer
der Eidgenossen sportlich verändern - und möglichst als Vereinscoach
in die "stärkste Liga der Welt" wechseln. "Die Bundesliga hat mich
immer gereizt. Jetzt ist die Zeit gekommen", sagte der 51-Jährige,
nachdem sein neues Engagement bekannt geworden war. "Als Spieler habe
ich schon vor 35.000 Zuschauern gespielt. Das alles habe ich in der
Schweiz schon ein wenig vermisst. Dort hatten wir immer nur ein paar
hundert Besucher. Jetzt möchte ich mal wieder etwas erleben und bin
gespannt auf die Liga."
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Nach Stationen in Großwallstadt und Magdeburg kehrte Moritz
Schäpsmeier zurück.
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GWD |
In Minden setzt man große Hoffnungen auf Perkovac. "Er war in den 90er
Jahren einer der weltbesten Mittelmänner", erklärte GWD-Manager Horst
Bredemeier. "Er steht für einen technisch versierten Handball und wird
bei uns sicherlich eine 3:2:1-Abwehr als zweites Deckungssystem
installieren. Wir wünschen uns, dass er unsere jungen Spieler
weiterentwickelt und die Saison mit einer zweistelligen Punktzahl mit
einer Zwei als erster Zahl beendet", so GWD-Manager Horst Bredemeier.
"22 bis 24 Punkte sind das Ziel." Eine konkrete Punktezahl hat sich
Perkovac indes nicht als Vorgabe gesetzt: "Wir wollen am Ende der Saison
über dem Strich stehen. Ich möchte zunächst eine gute und gesunde
Mannschaft formen. Im zweiten Jahr will ich dann mit einer schlagkräftigen
Mannschaft etwas bewegen."
Minden setzt auf "Zwei-Säulen-Modell"
In der Tat konnte der Olympiasieger von 1996 erst Ende Juli und damit
recht spät in das Training der Ostwestfalen einsteigen - da war die
Kaderplanung in Minden schon längst abgeschlossen. "Perkovac kommt zugute,
dass er auf eine eingespielte Mannschaft zurückgreifen kann", sagt
Bredemeier. Denn für die harte Arbeit in Richtung Klassenerhalt vertraut
man in Minden auf einen im Vergleich zur Vorsaison nahezu unveränderten
Kader. Moritz Schäpsmeier (kam vom SC Magdeburg) ersetzt im rechten
Rückraum den nach Wetzlar abgewanderten Evars Klesniks. Und auf Linksaußen
verpflichteten die Ostwestfalen den Junioren-Nationalspieler Yves Kunkel,
der für das so genannte Zwei-Säulen-Modell bei GWD Minden steht: Hinter
einem etablierten Spieler sollen junge Talente heranreifen. "Wir bleiben
bei unserer Linie", sagt GWD-Manager Horst Bredemeier. "Was mich vorsichtig
optimistisch stimmt, ist, dass sich die jungen Spieler im Vergleich zur
Vorsaison weiterentwickelt haben."
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Die Mindener Lebensversicherung Nenad Bilbija.
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GWD |
Einen Vorteil sieht Trainer Perkovac in der Ausgeglichenheit seines
Kaders: "Wir haben auf jeder
Position zwei oder gar drei ausreichend gute Spieler. Diese Stärke müssen
wir zu unseren Gunsten nutzen. Ein wenig Sorge macht mir nur der linke
Rückraum. Wenn Nenad Bilbija ausfällt, fehlt uns einfach die Wurfkraft
aus neun oder zehn Metern." In dem 2,08 Meter großen Rückraum-Spieler
sieht auch Horst Bredemeier die zentrale Figur des Mindener Spiels. "Er
ist absoluter Schlüsselspieler. Wenn er gesund ist, ist Nenad eine
Lebensversicherung für uns." Auch deshalb sorgte GWD vor und verlängerte
den Vertrag mit dem Slowenen bis 2016. Auch der schwedische Mittelmann
Dalibor ist langfristig an GWD gebunden. "Aber zwölf Verträge laufen am
Saisonende aus. Wir könnten also nach dieser Spielzeit einiges am Kader
ändern", sieht Bredemeier in der Vertragssituation eines Großteils seiner
Mannschaft einen weiteren Motivationsschub. "Die Spieler werden sich für
eine Weiterbeschäftigung empfehlen wollen." Und das natürlich mit dem
besten aller Argumente - einem vorzeitigen Klassenerhalt. Denn bis zum
vorletzten Spieltag zittern wie in der Vorsaison wollen weder die Fans,
noch die Spieler und "Macher" von GWD Minden.
Noch kein Sieg, aber schon drei Punkte
Der Saisonstart in Ostwestfalen verlief allerdings ein wenig ernüchternd
- GWD Minden steckt bereits in dieser frühen Phase der Saison wieder
mitten im Abstiegskampf. Perkovac: "Die ersten Wochen haben gezeigt: In
der stärksten Liga der Welt muss jeder Punkt hart erarbeitet werden."
Allerdings hatten die Ostwestfalen auch ein hammerhartes Auftaktprogramm
mit Spielen gegen Flensburg (18:23), die Rhein-Neckar Löwen (20:30) und
bei den Füchsen Berlin (25:32) zu absolvieren. Obwohl bislang noch kein
doppelter Punktgewinn dabei heraussprang, konnte GWD bereits drei Zähler
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Mit 39/6 Treffern ist Rechtsaußen Alexsandar Svitlica bester
Saisontorschütze Mindens.
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GWD |
(siehe auch
Kurve Minden und
Tabelle)
sammeln: Etwas überraschend holte man ein 27:27-Remis beim letztjährigen
Überraschungsteam aus Hannover, und auch im Westfalenderby gegen den TBV
Lemgo (31:31) und zuletzt im Heimspiel gegen den starken Aufsteiger
Bergischer HC (29:29) ging man zumindest nicht als Verlierer vom Parkett.
"Wir haben jetzt insgesamt einfach zu wenig Punkte", erklärte Goran
Perkovac am vergangenen Wochenende nach dem Duell mit dem BHC, für welches
sich GWD Minden endlich den ersten Sieg vorgenommen hatte. "Bei uns ist
es so, dass wir die wichtigen Bälle einfach nicht setzen", haderte der
Coach und befand: "Unsere Leistung genügt im Moment für ein Unentschieden
in eigener Halle, aber auswärts kann man damit nichts erreichen."
Insbesondere die knappe 23:24-Niederlage beim TV Emsdetten könnte in
der Endabrechnung noch schmerzhaft werden.
Minden seit 1983 sieglos in Kiel
In der Sparkassen-Arena kann seine Mannschaft aber frei aufspielen,
erwartet hier doch niemand einen Gästesieg. Viermal in 27 Bundesligaduellen
an der Kieler Förde verließen die Grün-Weißen die Halle als Sieger, das
letzte Erfolgserlebnis liegt aber beinahe 30 Jahre zurück: Am 17.
Dezember 1983 kassierten
Holger Oertel
und
Michael Krieter zwar nur 14 Gegentore -
doch der THW erzielte selbst nur zwölf Treffer in der damaligen
Ostseehalle. In der vergangenen Spielzeit siegten die "Zebras" hingegen
souverän mit
37:26 (15:20) (siehe auch
Gegnerdaten Minden).
Die Schiedsrichter in der Sparkassen-Arena sind
erfahrenen Nils Blümel und Jörg Loppaschewski.
Dieser Vorbericht wird wie gewohnt ständig aktualisiert...
Lesen Sie bitte auch
Aus den Kieler Nachrichten vom 04.10.2013:
Auch gegen GWD Minden ein neuer Schwarz-Weiß-Film?
Handball-Meister THW Kiel hofft morgen auf weniger dramatisches Bundesliga-Heimspiel
Kiel. Ein 26:25-Sieg gegen die HSG Wetzlar
in letzter Sekunde, ein 31:30-Sieg gegen den VfL Gummersbach
in allerletzter Sekunde - wer es mit dem Handballmeister THW Kiel hält,
sollte nach den Krimi-Spielen der jüngsten Vergangenheit nun einmal durchatmen
dürfen. Morgen Abend kommt GWD Minden (19 Uhr), der Tabellen-16., eine
Mannschaft, die in Kiel selten gut ausgesehen hat.
Die Zahlen sprechen eine klare Sprache. Das letzte Mal, als
GWD Minden bei den Zebras knapp verlor (26:28),
fanden die Heimspiele in der Alsterdorfer Sporthalle in Hamburg statt.
Es geschah am 11. März 2001, zu einer Zeit also, in der die ehemalige
Ostseehalle um eine Etage und zwei Flügel erweitert wurde. Spielten die
Ostwestfalen in Kiel, verloren sie in den vergangenen Jahren zuverlässig
mit mindestens sechs Toren Differenz. In den dunklen Zeiten waren es sogar 14.
Zudem wartet der Verein, der als GW Dankersen 1971 und 1977 deutscher Meister
wurde und vor 30 Jahren letztmalig in Kiel gewinnen konnte (14:12), seit mehr
als vier Jahren auf einen Auswärtssieg in der Bundesliga. Alles spricht für
die Zebras, die still und leise wieder beeindruckende Bilanzen erschaffen haben.
So führt das Team von Alfred Gislason die Liga nicht
nur mit 14:0 Punkten an, saisonübergreifend stehen bereits wieder 16 Siege in
Folge auf der Habenseite. Zahlen, von denen die Gäste nur träumen können.
In der vergangenen Spielzeit entkam die Mannschaft um Nationaltorhüter Jens
Vortmann nur knapp dem Abstieg. Und auch in dieser Saison sieht es nicht rosig
aus. Sieben Spiele, drei Punkte, kein Sieg. "Wir haben zwei Punkte zu wenig",
sagt Manager Horst "Hotti" Bredemeier, dem besonders die 23:24-Niederlage
bei Aufsteiger TV Emsdetten im Magen liegt. "Das hätte uns nicht passieren
dürfen." Dagegen bot Minden den aktuellen Überraschungsmannschaften Bergischer
HC (29:29), TBV Lemgo (31:31) und TSV Hannover-Burgdorf (27:27) die Stirn.
Das Team von Goran Perkovac hatte gegen alle drei Vereine sogar den Sieg in
der Hand.
Der Kroate, ehemals Nationaltrainer der Schweiz, übernahm die Grün-Weißen zu
Saisonbeginn. Er tat es mit einem Plan. "Wir hatten bislang immer
Defensivspezialisten als Trainer", sagt Bredemeier. "Mit ihm ändert sich das."
Perkovac will den Mindenern, die bislang lediglich eine rustikale 6:0-Deckung
beherrschten, auch die offensive 3:2:1-Variante lehren. Gegen Flensburg (18:23)
und die Rhein-Neckar Löwen (20:30) ließ er diese Variante spielen, als
absehbar war, dass die Spiele nicht mehr zu gewinnen sind. "An knappen
Niederlagen ist er nicht interessiert", sagt Bredemeier, der zuversichtlich ist,
trotz des mäßigen Starts die Klasse zu halten.
Was er von der Reise nach Kiel erwartet? "Für uns ist das ein Highlight",
sagt Bredemeier. "In der vergangenen Saison haben junge Spieler wie Florian
Freitag und Sören Südmeier noch mit ihren Handys Erinnerungsfotos von der
Halle gemacht." Gerade einer wie der 22-jährige Mittelmann Südmeier scheint
aber große Fortschritte gemacht zu haben. Bei der Niederlage gegen die Löwen
war das Eigengewächs als achtfacher Torschütze der überragende Mann im GWD-Dress.
Sorgen bereiten den Gästen dagegen Spieler wie der 2,08-Meter-Hüne Nenad Bilbija.
Der Rechtshänder traf in der vergangenen Saison sehr zuverlässig aus sehr großen
Entfernungen. Doch dieses Niveau, so Bredemeier, hätte er noch nicht wieder
erreicht. Womit er die tiefe Formkrise des Slowenen sehr freundlich umschreibt.
In einem Tal steckte zuletzt auch Mittelmann Dalibor Doder, ein flinker Schwede
mit herausragenden Qualitäten. Nur zu verständlich, verstarb doch erst vor wenigen
Wochen seine Mutter. "Wir haben einige kleinere Baustellen", sagt Bredemeier.
"Aber wir freuen uns auf das Spiel in Kiel und wollen den großen Favoriten
ärgern."
Bredemeier wurde vor wenigen Tagen als Vizepräsident Leistungssport im Deutschen
Handball-Bund (DHB) von Bob Hanning abgelöst. Jetzt will der 61-Jährige sich noch
mehr um das Bundesligateam und den Verein kümmern, dessen Vorsitzender er ist. Weil
Heinrich, sein jüngstes Kind, für GWD Minden in der E-Jugend spielt, trainiert
Bredemeier im Nebenamt auch noch diese Mannschaft. "Unser Ziel ist natürlich, in
der Bundesliga zu bleiben. Aber wenn das nicht gelingt, machen wir einfach in der
Zweiten Liga weiter." Zwar würde der Etat nur rund drei Millionen Euro betragen
(Kiel hat neun Millionen, d. Red.), doch am Jahresende hätte zuletzt immer eine
schwarze Zahl gestanden. Er ist zuversichtlich, dass dem auch am Ende der Saison
2013/2014 so sein wird. Dementsprechend gelassen reist die Mannschaft, die sich am
Spieltag noch zu einem gemeinsamen Mittagessen in Minden einfinden wird, nach Kiel.
Was bedeuten könnte, dass die THW-Fans doch wieder einer dieser Schwarz-Weiß-Filme
erwartet, die eine Länge von 60 Minuten haben und ein dramatisches Ende.
(von Wolf Paarmann, aus den Kieler Nachrichten vom 04.10.2013)
Die Umfragen sind nicht mehr verfügbar.
THW Kiel - GWD Minden:
Das Tippspiel ist nicht mehr verfügbar.
Mittippen!
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