Noch am Sonntag erkämpften sich die Handballer des THW
Kiel beim
28:25 in Balingen zwei
wichtige Punkte im Kampf um die deutsche Meisterschaft.
Doch bereits am Mittwoch sind die "Zebras" schon wieder
in der DKB Handball-Bundesliga gefordert. Um 20.15 Uhr
wird in der Sparkassen-Arena das Duell mit dem Altmeister
Frisch Auf Göppingen angepfiffen. Sport1 überträgt die
Partie live im Fernsehen.
Mit Rückkehrer Michael Kraus wollte der Altmeister Frisch Auf
Göppingen nach einem insgesamt enttäuschenden Jahr wieder angreifen.
Stattdessen haben die Süddeutschen auch in dieser Saison mit
Turbulenzen zu kämpfen. Der vorzeitige Abschied von Trainer
Velimir Petkovic und eine Berg- und Talfahrt in der Tabelle
sorgten bisher für ein Wechselbad der Gefühle bei den Grün-Weißen.
Ende der Ära Petkovic
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Rückraumspieler Momor Rnic ist mit 148/31 Treffern
mit Abstand erfolgreichster Schütze bei Göppingen.
Der Serbe wird den Verein zum Saisonende Richtung Melsungen
verlassen.
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FAG |
Eigentlich sollte Erfolgscoach Velimir Petkovic Frisch Auf Göppingen
bis zum Saisonende trainieren und sich dann nach zehn Jahren von den
Grün-Weißen verabschieden. Eigentlich. Denn die frühzeitig bekannt
gegebene Trennung setzte die Süddeutschen nach einem verkorksten
Saisonstart unter Druck. Es folgte, was viele Experten bereits vor
der Saison geahnt hatten: Der Plan, Petkovic noch ein Jahr zu halten,
misslang. Die Presse hatte sich nach den Misserfolgen zu Beginn der
Spielzeit, als Frisch Auf nach vier Niederlagen in Folge - darunter
das unglückliche 24:25 in Flensburg - bis auf den letzten Platz
abrutschte, auf den Übungsleiter eingeschossen. Im Dezember dann
zogen die Vereins-Verantwortlichen die Notbremse: Petkovic musste
vorzeitig gehen. Der 57-Jährige, der während seiner neun Jahre in
Göppingen mit den Erfolgen im EHF-Pokal 2011 und 2012 dem
Traditionsverein nach 40 Jahren Titelabstinenz wieder Grund zum
Feiern gegeben hatte, äußerte Verständnis für die Entscheidung des
Clubs: "Ich bin erleichtert. Nach jeder Niederlage wurden die
Diskussionen lauter. Der Verein ist in einer Situation, in der er
handeln musste." Da der bereits feststehende Nachfolger Magnus
Andersson, der die Mannschaft in den kommenden Jahren "zurück in
die Top sechs der Handball-Bundesliga führen" möchte, nicht
vorzeitig sein Engagement beim schwedischen Erstligisten Malmö HK
beenden konnte, musste eine Interimslösung her. Die
Frisch-Auf-Offiziellen fanden sie im Verein: Der zukünftige
Sportdirektor Aleksandar Knezevic wechselte vom Trainerposten des
Frauen-Bundesligisten Frisch Auf an auf den des Männer-Bundesligisten.
Viele knappe Niederlagen
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Linksaußen Marcel Schiller erzielte bislang 109 Saisontreffer,
fast die Hälfte davon vom Siebenmeterstrich.
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Zunächst mit einigem Erfolg: Nach einem Unentschieden gegen Wetzlar,
einem Sieg in Magdeburg und dem 28:28 gegen Flensburg arbeiteten sich
die Süddeutschen unter Knezevic' Führung hoch bis auf Platz elf der
DKB Handball-Bundesliga. Doch die bisher beste Saisonplatzierung
hatte nicht lange Bestand: Die Berg- und Talfahrt der Grün-Weißen
ging weiter. Es folgten vier Niederlagen und der Sturz auf Rang 14,
nur drei Punkte von den Abstiegsrängen entfernt. Der Abwärtstrend
wurde erst durch den 32:27-Sieg in Emsdetten gestoppt. Doch der Blick
auf die Tabelle ist nur bedingt aussagekräftig, hatten die Grün-Weißen
doch in vielen Partien den Gegner am Rand einer Niederlage, um am Ende
doch mit leeren Händen dazustehen. In Flensburg (24:25), Hamburg
(29:31) und Hannover (29:30) sowie in der heimischen Arena gegen
Magdeburg (29:31), die Füchse (24:26), Lemgo (32:33) und den HSV
Hamburg (32:34) hätten mit etwas mehr Glück zahlreiche Punkte auf
der Habenseite der Göppinger landen können.
Aufwärtstendenz in den vergangenen Wochen
Doch die knappe Niederlage
gegen die Hamburger, die sich erst in der Schlussphase entscheidend
absetzten konnten, hatte auch positive Aspekte: Die Fans standen wieder
hinter ihrer Mannschaft, die bisher zu Hause in der "Hölle Süd" weniger
Punkte eingefahren hat als auswärts. Manager Gerd Hofele hatte es zudem
die Einstellung des Teams angetan: "Man hat schon in der Kabine gemerkt,
dass die Jungs heute richtig wollten und gebrannt haben. Ich denke, wir
haben ein sehr gutes Spiel gesehen. Ich war mit unserer Mannschaft heute
sehr zufrieden." Auf der Leistung gegen den HSV könne man für den
Saisonendspurt aufbauen, so Hofele. Kreisläufer Manuel Späth teilte den
Optimismus: "Wenn wir in jedem Spiel so auftreten wie gegen Hamburg,
werden wir die Punkte für den Klassenerhalt holen." Und Michael Kraus
fasste zusammen: "Wir haben
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Starker Rückhalt: Der Slowene Primoz Prost.
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viele Spiele knapp verloren, aber Rechnen bringt nichts: Wir müssen
unsere Spiele gewinnen. Wenn wir so leidenschaftlich spielen wie gegen
den HSV, mache ich mir keine Sorgen. Dann geht's bergauf!"
In der Tat holte Frisch Auf zuletzt wichtige Punkte:
Durch das 30:28 beim Bergischen HC und den 29:26-Heimsieg am Wochenende
gegen die MT Melsungen hat sich Frisch Auf vermutlich der allerletzten
Abstiegssorgen entledigt. Mit nun 21:33 Punkten belegen die Grün-Weißen
mit nun sieben Punkten Vorsprung auf die Abstiegsränge den 12. Platz
(siehe auch
Kurve Göppingen und
Tabelle).
Kraus zurück in Göppingen und in der Nationalmannschaft
Der Altmeister hatte in der vergangenen Sommerpause vor allem mit dem
Rücktransfer von Champions-League-Sieger Michael Kraus für Aufsehen
gesorgt. Im Jahr eins nach einer verkorksten Saison, in der Frisch Auf
mit Platz elf erstmals unter der Ägide Petkovics eine Top-Ten-Platzierung
verpasst hatte, sollte die Verpflichtung des Ex-Hamburgers Kraus ein
Signal sein. In der Tat keimte vor dem Saisonstart selbst bei den
kritischen Fans ein wenig Euphorie auf, weil man mit Kraus nach jeweils
drei Jahren in Lemgo und Hamburg den "verlorenen Sohn" zurück geholt
hatte, der zweifelsohne seine besten Partien einst für Frisch Auf
abgeliefert hatte. Und tatsächlich: Nach einigem Auf und Ab konnte sich
der Weltmeister von 2007 zuletzt stabilisieren und wird Anfang April
bei den Testspielen gegen Ungarn sogar sein Comeback in der Nationalmannschaft
feiern.
Namhafte Ab- und Zugänge
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Zurück in grün-weiß: Michael Kraus erzielte bereits 101 Saisontore
und feiert im April sein Comeback im Nationalteam.
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Die gute Stimmung vor Saisonstart wurde noch verstärkt, weil Michael
Kraus nicht der einzige hochkarätige Neuzugang im Kader der Grün-Weißen
blieb: Jung-Nationalspieler Evgeni Pevnov wechselte von den Füchsen
aus Berlin nach Göppingen. Mit Marcel Schiller verpflichteten die
Süddeutschen auf Linksaußen einen Spieler, der im Vorjahr beim TV
Neuhausen in der ersten Liga für Furore und 193 Tore in 30 Spielen
gesorgt hatte. Zudem kam aus Wetzlar der erfahrene Österreicher
Nikola Marinovic, der für zusätzliche Stabilität im Frisch-Auf-Tor
sorgen sollte.
Allerdings verzeichnete Frisch Auf auch namhafte Abgänge: Nationalspieler
Michael Haaß schloss sich dem SC Magdeburg an. Linkshänder Zarko Markovic
entschied sich kurz vor Saisonstart für einen Wechsel zum HSV Hamburg und
wurde durch seinen Vorgänger Michael Thiede ersetzt, der aus Großwallstadt
zurückkehrte. Am härtesten traf Göppingen aber wohl der Verlust von
Toptorjäger Pavel Horak: Der für die "einfachen Tore" bekannte tschechische
Nationalspieler wechselte nach Berlin und hinterließ eine Lücke, die das
Rückraum-Kollektiv aus dem Haupttorschützen Momir Rnic, Kraus, Daniel
Fontaine, Felix Lobedank, Thiede und Tim Kneule nicht immer schließen konnte
(siehe auch Gegnerkader Göppingen).
Letzter Göppinger Sieg in Kiel vor 35 Jahren
Und doch sieht man in Göppingen einen Aufwärtstrend, den die Mannschaft
auch in der Kieler Sparkassen-Arena fortsetzen möchte. Zwar liegt der
einzige Frisch-Auf-Sieg an der Förde bereits über 35 Jahre zurück
(19:14 am 25. November 1978), doch dass die Grün-Weißen wissen, wie man
die "Zebras" ärgern kann, bewiesen sie erst in der vergangenen Saison,
als sie den THW in ihrer "Hölle Süd" verdient mit
33:29
besiegten. In der Hinrunde allerdings blieben die Kieler Sieger in der
EWS-Arena. Beim
35:31-Erfolg behielten die
"Zebras" kühlen Kopf und gewannen dank einer über 60 Minuten
konzentrierten Vorstellung.
So eine wird auch am Mittwoch vonnöten sein, um den knappen Vorsprung
auf die weiteren Meisterschaftskonkurrenten in den April zu retten.
Die Schiedsrichter in der Sparkassen-Arena sind
Robert Schulze und Tobias Tönnies.
Lesen Sie bitte auch
Dieser Vorbericht wird wie gewohnt ständig aktualisiert...
Aus den Kieler Nachrichten vom 26.03.2014:
Göppingen mit Rückenwind zum THW
Zebras ohne Sjöstrand - Warnung vor Kraus
Kiel. Verletzungen, Dauerstress und Gegner im Aufwind: Mitten
in den "englischen Wochen" baut sich für den THW Kiel in der
Handball-Bundesliga Hochdruck auf. Im vierten Spiel innerhalb
von nur zehn Tagen kommt mit Frisch Auf Göppingen heute (20.15,
live in Sport1, Restkarten an den Tageskassen) ein Team nach
Kiel, das nicht nur durch zuletzt gute Ergebnisse, sondern auch
durch die Nationalmannschafts-Berufung ihres Führungsspielers
Michael Kraus Rückenwind verspürt. Der THW muss dagegen erneut
auf Torhüter Johan Sjöstrand verzichten.
Der Kopftreffer aus dem Magdeburg-Spiel
wirkt bei Sjöstrand weiterhin nach. Die
Beschwerden sind wieder schlimmer geworden. THW-Trainer
Alfred Gislason wird daher auf die Dienste
des Schweden verzichten müssen und hat wie schon in der Champions
League Moritz Krieter in den Kader berufen.
"Alle anderen sind zwar ohne Beschwerden aus Balingen zurückgekommen,
aber die Belastung ist doch ziemlich hoch", sagt
Gislason und meint vor allem den Rückraum,
der weiterhin unter dem Langzeit-Ausfall von
Rasmus Lauge leidet. Der Trainer würde die
Verantwortung gern auf mehr Schultern verteilen und setzt auch auf den
Tunesier Wael Jallouz. "Ich hoffe, dass er
seine Leistung bringt. Er hat uns schon in einigen Spielen geholfen,
aber manchmal eben auch nicht. In knappen Spielen habe ich aber keine
Zeit, ihm drei oder vier Fehler zu erlauben. Wenn es nicht klappt,
muss ich wechseln."
Die Göppinger empfängt der THW zu einem ungünstigen Zeitpunkt. Während
die Kieler auf Reserve laufen, scheint Frisch Auf gerade nachgetankt zu
haben. Mit drei Siegen in den vergangenen vier Spielen hat sich das Team
vorerst der Abstiegssorgen entledigt und das Selbstvertrauen gestärkt.
"Diese Saison hatte sich Frisch Auf mehr erhofft. Das hat am Anfang nicht
so geklappt, aber inzwischen haben sie zu alter Stärke gefunden, spielen
befreit auf. Michael Kraus und Tim Kneule bilden ein starkes Rückraum-Duo.
Wir müssen richtig gut auftreten", sagt Gislason.
Mehr Schwung kam im Dezember in das Göppinger Team nach dem Trainerwechsel
vom Urgestein Velimir Petkovic, dessen Vertrag ohnehin im Sommer
ausgelaufen wäre, auf Aleksandar Knezevic. Der Bosnier betreute zuvor den
Frauen-Erstligisten von Frisch Auf und war bereits im November als
Sportlicher Leiter für das Männerteam eingesetzt worden. "Ich war daher
schon nah dran am Team", sagt Knezevic, der im Sommer den Trainerposten
an den von ihm ausgesuchten Magnus Andersson (Schweden) wieder abgeben
wird. "Ich habe taktische Veränderungen vor allem in der Abwehr vorgenommen
und viel an der Atmosphäre im Team gearbeitet", sagt Knezevic.
Schon im Dezember stellte er einen Aufschwung fest. Nach der
EM-Pause folgte im Februar zwar eine Leistungsdelle,
doch angeführt von Kraus spielte Frisch Auf einen starken März. "Michael
ist ein Spieler mit besonderen Fähigkeiten und eine Bereicherung für die
Nationalmannschaft", glaubt der Frisch-Auf-Trainer. Mit der Berufung für
den Länderspiel-Lehrgang gegen Ungarn hat Bundestrainer Martin Heuberger
den Weltmeister von 2007 zusätzlich angespornt. "Es war im Spiel gegen
Melsungen deutlich zu sehen, wie sich Michael darüber gefreut hat. Da war
einfach noch mehr Spielfreude zu beobachten."
(von Ralf Abratis, aus den Kieler Nachrichten vom 26.03.2014)
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THW Kiel - Frisch Auf Göppingen
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