Interviews mit Uwe Schwenker:
Siehe auch Ausführliches Sport1-Interview mit
Uwe Schwenker im Dezember 2000.
Kieler Nachrichten-Sportredakteur Reimer Plöhn führte ein Interview
mit
Uwe Schwenker, in dem der THW-Manager
ausführlich zur Kartensituation nach dem Umbau der Ostseehalle und
zur Transfersituation Stellung nahm.
Hier das Gespräch:
- Kieler Nachrichten:
-
Herr Schwenker, wird die Halle zum Bundesligastart ausverkauft sein?
- Uwe Schwenker:
-
Ganz sicher, nach dem aktuellen Stand der Dinge ist die Halle gegen Magdeburg rappelvoll
- vorausgesetzt natürlich, dass alle Stammblattbesitzer ihre Karten abholen.
- Kieler Nachrichten:
-
Der Umbau der Halle schafft Platz für rund 2500 zusätzliche Zuschauer.
Wie kommen zukünftige THW-Fans an diese Karten?
- Uwe Schwenker:
-
Es gibt praktisch keine Karten mehr, jedenfalls keine Saisondauertickets.
So schwer es mir fällt, aber ich muss allen Interessenten sagen: Wir sind nahezu ausverkauft.
- Kieler Nachrichten:
-
Wie konnte es zu dieser Situation kommen?
- Uwe Schwenker:
-
Wir sind längst ein Wirtschaftsunternehmen. Unsere Intention muss sein, wirtschaftlich
ständig zu prosperieren, um mit einer wettbewerbsfähigen Mannschaft auftreten zu können.
Der THW hat mittlerweile den Anspruch, nicht nur national an der Spitze stehen zu wollen,
sondern auch international. Das kostet viel Geld. Und wir wissen, dass wir mit den
Eintrittskarten ein knappes Gut besitzen, das haben wir nach wirtschaftlichen
Gesichtspunkten ausgeschöpft.
- Kieler Nachrichten:
-
Wie sah das im Einzelnen aus?
- Uwe Schwenker:
-
Wir haben nach Ideen gesucht und sind auf so genannte Optionsscheine gekommen.
Zunächst haben wir unser wirtschaftliches Umfeld in die Lage versetzt, sich Anrechtscheine
für Stammblätter zu kaufen. 250 DM pro Optionsschein war der Preis. Es gab eine
riesige Nachfrage. Dieses gewaltige Interesse hat uns selber überrascht.
Innerhalb weniger Tage waren bereits 800 Karten weg, so dass wir die Aktion
sofort wieder gestoppt haben. Anschließend haben wir Anfragen von Privatleuten
bedient und Wartelisten abgearbeitet. Insgesamt waren danach 2000 Karten vergriffen.
- Kieler Nachrichten:
-
Bleiben immer noch rund 500. Was ist damit geschehen?
- Uwe Schwenker:
-
Rund 250 Tickets werden zukünftig jedes Jahr von Nordwest-Lotto übernommen.
THW-Fans haben die Chance, per Rubbel-Los an eine Jahreskarte zu kommen.
Bei dieser Aktion der Lottogesellschaft kommen auch Karten von der SG Flensburg
und VfL Bad Schwartau in den Umlauf.
- Kieler Nachrichten:
-
Es hat praktisch keinen offenen Markt für die zusätzlichen Karten gegeben.
Haben sie ein schlechtes Gewissen?
- Uwe Schwenker:
-
Nein. Nach dem Bekannt werden der Ostseehallen-Erweiterung hatten alle die Chance,
bei uns anzufragen. Viele haben das mit Erfolg getan. Andererseits ist der
wirtschaftliche Erfolg auch Voraussetzung für sportlichen Erfolg. Nach diesem
Grundsatz haben wir auch gehandelt. Ergänzen möchte ich, dass bei Spielen
ohne Fernsehübertragung ohnehin bis zu 450 Karten im freien Verkauf zu haben
sind. Zur Hälfte Sitz- und Stehplätze.
- Kieler Nachrichten:
-
Es heißt, im vierten Rang sei mit einigen sichtbehinderten Plätzen zu rechnen...
- Uwe Schwenker:
-
Das ist richtig. Aber die Anzahl der Plätze wird erst nach Fertigstellung
und Begutachtung feststellbar sein. Sicher ist, dass alle Personen, die
bereits ein Stammblatt für den vierten Rang haben oder denen wir eines
zugesichert haben, ganz normale Plätze erhalten. Also ohne Sichtbehinderung.
- Kieler Nachrichten:
-
Garantieren die neuen THW-Zuschauer für frischen Wind in der Ostseehalle?
- Uwe Schwenker:
-
Da bin ich mir sicher. Es gibt zudem neue Infrastrukturen. Alles wird neu, das
allein dürfte für Aufbruchstimmung sorgen. Außerdem sind durch den neuen
Bestuhlungsplan auch einige Umsetzungen erforderlich. Der Besuch der Ostseehalle soll
Event-Charakter bekommen. Es gibt viele neue Gastronomiebetriebe. Das Zauberwort
heißt: die Verweildauer erhöhen, Handball in der Ostseehalle soll noch mehr Spaß
machen. Aber Grundsatz bleibt: Der Sport muss weiterhin im Mittelpunkt stehen.
- Kieler Nachrichten:
-
Die Ostseehalle bekommt einen neues Gesicht. Was ist mit der Mannschaft?
- Uwe Schwenker:
-
Erstens sollte man nicht vergessen, dass wir schon einen hervorragenden Kader beisammen haben.
Bekannt ist, dass Henning Fritz und
Piotr Przybecki als Neuzugänge hinzukommen, außerdem werden
möglicherweise Sebastian Preiß und
Johan Pettersson schon in der Saison 2001/02 für uns
spielen. Gespräche werden geführt. Und: Wenn alles gut geht, könnten wir schon bald
den einen oder anderen Knaller präsentieren. Allerdings blockiert die ungelöste
Situation um Nenad Perunicic unsere Bemühungen im Transfergeschäft.
- Kieler Nachrichten:
-
Nenad Perunicic soll also weiterhin gehalten werden?
- Uwe Schwenker:
-
Ja. Ich glaube ganz fest daran, dass das angeschlagene Verhältnis
THW - Perunicic absolut zu reparieren ist.
Wir müssen nur versuchen,
Nenad aus dem unglücklichen Einflussbereich von gewissen Beratern zu ziehen.
(05.05.2001)
Interview: Kieler Nachrichten, das Interview führte Reimer Plöhn
Große Schlagzeilen machen nicht immer glücklich.
Das erfährt derzeit auch
Uwe Schwenker
als Manager des Handball-Bundesligisten THW Kiel. Die Zebra-Herde
ist in Aufruhr geraten. Am vergangenen Donnerstag wurde das Wechselspiel um
Nenad Perunicic um die Suspendierung von
Mike Bezdicek ergänzt. Auch sportlich
lief es nicht optimal. Im Pokal ereilte den Cupverteidiger das
Aus in Bad Schwartau.
In der Champions League verfehlte das Serdarusic-Team das angestrebte
Heimrecht für das Viertelfinalrückspiel (gegen Lovcen Cetinje), und in der
Meisterschaft galoppiert die SG Flensburg-Handewitt fünf Punkte voraus.
Uwe Schwenker stellte sich den Fragen der Kieler Nachrichten.
- Kieler Nachrichten:
-
Für viele sieht der Fritz-Transfer wie eine Retourkutsche
aus, weil sich Magdeburg Perunicic
angeln will. Das Imperium schlägt zurück?
- Uwe Schwenker:
-
Das ist völliger Quatsch. Das eine hat mit dem anderen nichts zu tun.
Als uns Axel Geerken
Anfang Januar darüber informierte, dass er weggeht, mussten
wir uns umsehen. Hätten wir nicht mit Henning Fritz,
der ablösefrei mit
auslaufendem Vertrag war, Kontakt aufgenommen, wäre es fahrlässig gewesen. Er
passt ideal zu uns.
- Kieler Nachrichten:
-
Auf welchem Stand befindet sich das Tauziehen im Dreieck THW -
Perunicic -
Magdeburg?
- Uwe Schwenker:
-
Tatsache ist: Nenad hat eine Spielberechtigung für den THW bis zum 30. Juni
2004. Er hat klar signalisiert, dass er weg will. Wenn wir uns mit einem Verein
über eine Ablöse einigen, kann er gehen.
- Kieler Nachrichten:
-
Gibt es Neuigkeiten im Fall Bezdicek?
- Uwe Schwenker:
-
Momentan gibt es nichts weiter zu sagen, als dass die Angelegenheit von den
Anwälten mit dem Ziel geprüft wird, den Gang zum Gericht zu vermeiden.
- Kieler Nachrichten:
-
Kein Vertrag für Schwenke,
Perunicic weg. Geht der THW im Rückraum mit zwei
Linkshändern (Bjerre/Olsson)
und zwei Rechtshändern (Lövgren/Przybecki) in eine
Saison vor 10500 Zuschauern in der ausgebauten Ostseehalle?
- Uwe Schwenker:
-
Unabhängig davon, ob Perunicic bleibt, sind wir finanziell nicht so schlapp,
dass wir uns keinen weiteren Spieler leisten könnten. Wir sind auf der Suche,
wollen uns aber nicht ergänzen, sondern verstärken. Idealerweise mit einem
Mittelmann, der decken kann, damit Lövgrens Qualitäten auch auf der Halbposition
zum Tragen kommen können.
- Kieler Nachrichten:
-
Aus im Pokal, fünf Punkte Rückstand in der Meisterschaft, der Trainer hat das
Erreichen des Champions-League-Endspiels als Mindestziel proklamiert. Ist das
tatsächlich die letzte THW-Hoffnung?
- Uwe Schwenker:
-
Die Situation ist so wie sie ist. Wir haben eine Menge Unruhe. Die Verpflichtung
von Bezdicek, die als sportlicher Ersatz für den verletzten
Petersen gedacht
war, hat sich als Bumerang erwiesen. Das darf aber nicht als Alibi für die
Mannschaft gelten. In Dormagen zum Beispiel haben wir einfach schlecht gespielt.
- Kieler Nachrichten:
-
Kommt der THW finanziell ins Trudeln, wenn er am Saisonende mit leeren Händen
und ohne Europapokal-Qualifikation dasteht?
- Uwe Schwenker:
-
Nein! Europapokaleinnahmen sind noch nie in unserem Etat vorgesehen gewesen. Es
war immer ein finanzielles Zubrot. Und sportlich muss man natürlich sehen, dass
es für den THW Kiel eine Sache des Prestiges ist, sich international zu
präsentieren. Das kann über Meisterschaft oder Champions League funktionieren.
- Kieler Nachrichten:
-
Der THW wird mit Christian Schwarzer in Verbindung gebracht. Was ist dran?
- Uwe Schwenker:
-
Schwarzer war ein Thema, das zu einer anderen Situation gehörte. Wir hatten
Kontakt, er hat eine Ausstiegsklausel in Barcelona, will aber seinen Vertrag bis
Sommer 2002 erfüllen. Wir halten die Augen jetzt nach einem jungen deutschen
Kreisläufer offen.
(14.02.2001)
Interview: Kieler Nachrichten, 14.02.2001, das Interview führte Jens Kunkel
Zum
ersten CL-Heimspiel der Saison 2000/2001
veröffentlichten die Kieler Nachrichten
eine
Champions League-Sonderbeilage.
Besonders interessant war darin sicherlich das
Interview mit
THW-Manager Uwe Schwenker, in dem er zu dem sportlichen
und wirtschaftlichen Stellenwert des Landesmeisterwettbewerbes
Stellung nahm.
Hier das Gespräch:
- Kieler Nachrichten:
-
Herr Schwenker,
welchen Wert messen Sie der Teilnahme an
der Champions League bei?
- Uwe Schwenker:
-
Grundsätzlich ist die Teilnahme an einem europäischen Wettbewerb
sportlich wie wirtschaftlich sehr interessant für den THW Kiel.
Wobei die Teilnahme an der
Champions League herausragt.
Die Champions League ist der einzig wahre
Wertmesser. Die Schwierigkeit hierin liegt allerdings in der
Qualifikation für diesen Wettbewerb.
Entweder man gewinnt diesen Cup oder man wird Deutscher Meister.
Beides ist mit viel Arbeit, einem riesigen Aufwand und einer
großen Portion Glück verbunden. Insofern fahren wir
jedes Jahr zweigleisig.
- Kieler Nachrichten:
-
In Handball gilt bei Europacup-Wettbewerben die
Faustregel, daß sich die Teilnahme finanziell
erst ab dem Halbfinale auszahlt.
Alles andere bedeutet Zuschußgeschäft.
Wie sieht es in der Champions League
aus?
- Uwe Schwenker:
-
Nicht nur sportlich hebt sich dieser Wettbewerb von den anderen ab,.
Es beginnt damit, daß durch die drei garantierten Heimspiele eine gute
Planungssicherheit gewährleistet ist. In den anderen Wettbewerben herrscht
bekanntlich das K.o.-System. Die Einnahmen aus dem Europacup sind
mittlerweile eine feste Größe in unseren Haushalt und haben einen Anteil von
circa 10 bis 15 Prozent unseres Gesamtumsatzes. Dabei ist nicht jedes
Spiel ausschließlich auf Heller und Pfennig reduzierbar.
Der Wettbewerb hat auch einen nicht unbedeutenden Werbewert, die
Kontakte mit Sponsoren und Fernsehen werden einfacher, der Marktwert
der Ware THW steigt.
Wichtig ist für uns zudem, daß Handball-Anhänger, denen durch das
Dauerkartensystem die Ostseehalle verschlossen bleibt, die Gelegenheit
haben, den THW in einem Pflichtspiel zu sehen. Es hat sich ausgezahlt,
daß wir seit Jahren mit dem EC-Tickets in den freien Verkauf gehen -
auch für die Stimmung in der Ostseehalle.
- Kieler Nachrichten:
-
Die Handball-Bundesliga tituliert sich selbst gern als stärkste
Liga der Welt. Wenn am Saisonende abgerechnet wurde, rissen aber
stets spanische Spitzenklubs die wertvollsten Trophäen in die
Höhe. Woran liegt's?
- Uwe Schwenker:
-
Die Bundesliga ist vor allem in der Breite stärker. Von der
momentanen Situation der 20er Liga einmal abgesehen, war
es bisher so, daß auch der Tabellenletzte an guten Tagen
den Primus schlagen konnte. Das ist in Spanien nicht der Fall.
Dort bestimmen vier, fünf Mannschaften eindeutig das Geschehen,
der Rest ist nur Staffage. Deswegen sind die Spitzenklubs nicht
so gefordert, stehen nicht unter Dauerstreß und können sich
auf wichtige Europacupspiele vorbereiten - zumal auch der
nationale Spielplan häufig an den internationalen
Wettbewerben ausgerichtet wird.
- Kieler Nachrichten:
-
Wie kann der THW bei dieser Konstellation mithalten?
- Uwe Schwenker:
-
Ganz klar, es geht im Prinzip nur über einen größeren
Spielerkader, um auf allen Hochzeiten aussichtsreich
mitzutanzen. Wir hatten uns bisher für einen kleinen, aber
feinen Kader entschieden. Das war ein Tanz auf der Rasierklinge,
zumal meistens noch fünf oder sechs Akteure aus unserem
Aufgebot bei großen Turnieren wie Weltmeisterschaften oder
Olympischen Spielen dabei sind.
Zukünftig soll sich das ändern. Auch für die laufende Saison sind die
Personalplanungen nicht abgeschlossen. Bestes Beispiel war
die Sache mit der Verletzung von Klaus-Dieter
Petersen. Da haben wir durch die Verpflichtung von
Mike Bezdicek sofort reagiert.
Gut möglich, daß noch der eine oder andere neue Spieler
zum Kader hinzukommt. Unsere Maxime lautet: langfristig planen,
den kurzfristigen Erfolg jedoch nicht aus dem Auge verlieren.
Wier werden dabei Acht geben, nicht in den Ruf einer Söldnermannschaft
zu geraten. Unsere Neuverpflichtungen müssen Perspektive haben
und gut in das gewachsene THW-Team integrierbar sein.
- Kieler Nachrichten:
-
Wie lautet ihre Zielsetzung für die
Champions League 2000/2001?
- Uwe Schwenker:
-
Traumziel wäre eine weiteres Finale gegen den FC Barcelona.
Aber das wird schwer, auch für Barcelona. Mannschaften wie
Celje, Pamplona oder Zagreb können an guten Tagen jeden schlagen.
Zunächst müssen wir uns in der Gruppe durchsetzen.
Und da sind sowohl Braga als auch Gudme nicht zu
unterschätzen.
Fakt ist jedoch, daß der THW stark genug ist, den Cup
zu holen. Unsere Spieler sind top und zudem hoch motiviert.
(20.11.2000)
Interview: Kieler Nachrichten, entnommen der Champions League-Sonderbeilage vom 18.11.2000
Vor Beginn der Saison 1999/2000 sprach Hallenheft-Redakteur Sascha Klahn
mit THW-Manager
Uwe Schwenker.
- Zebra:
- Der THW startet wieder einmal als Deutscher
Handballmeister in die neue Saison. Welche Erwartung hat der THW
Kiel?
- Uwe Schwenker:
-
Die Erwartungen sind immer die gleichen, jedes
Jahr. Für uns ist es jedoch kein Druck, für uns ist es eine große
Herausforderung, die Saison so gut wie möglich abzuschließen, und in den
drei Wettbewerben, in denen man vertreten ist, die bestmögliche
Plazierung herauszuholen. Der schwerste Teil wird die Verteidigung der
Deutschen Meisterschaft sein, nämlich sich über 34 Spieltage als beste
Mannschaft zu profilieren. Unser Traum ist natürlich der Europapokal der
Landesmeister. Als Ziel haben wir uns gesetzt, in allen drei
Wettbewerben bestmöglich abzuschneiden.
- Zebra:
- Erwartet das Kieler
Publikum denn, daß der THW die Meisterschaft verteidigen kann?
- Uwe Schwenker:
-
Das glaube ich nicht, das Kieler Publikum ist so sachkundig,
daß es eine gute Leistung anerkennt. Es liegt nicht immer nur an der
Leistung und andere Mannschaften spielen auch guten Handball. In den
letzten Jahren konnten wir meist auf einem sehr hohen Niveau spielen,
das geht zwar nicht immer, aber wir werden alles daransetzen, dieses
Niveau zu halten und wir werden sehen, was am Ende dabei
herauskommt.
- Zebra:
-
Was hat nach den vielen Erfolgen der vergangenen
Jahre für die Mannschaft und den Verein Priorität, die Meisterschaft
oder die Champions League?
- Uwe Schwenker:
-
Das ist eine sehr schwierige
Frage. Den Europapokal der Landesmeister zu gewinnen, wäre ein Traum,
vor allem vor dem Hintergrund, daß es bereits das fünfte Mal ist, das
wir uns in diesem Wettbewerb versuchen. Dreimal das Halbfinale und
zweimal das Viertelfinale erreicht zu haben, ist sicherlich auch schon
ein schöner Erfolg. Doch der THW wäre nicht der THW, wenn uns das schon
reichen würde. Es ist jedoch ebenso eine wahnsinnige Bestätigung, in der
Bundesliga am Ende der Saison oben zu stehen. Es zeugt davon, über einen
langen Zeitraum die beste und konstanteste Mannschaft zu sein. Im
Europapokal gehört auch viel Glück dazu. Wenn man 20 oder 25 Minuten in
einem Auswärtsspiel oder wie wir zuletzt im Heimspiel gegen Pamplona
versagt, dann ist man draußen. Das heißt noch nicht, daß man die
schlechtere Mannschaft ist. Na klar würden wir gern den Europapokal der
Landesmeister gewinnen und der Deutsche Meistertitel ist auch eine Menge
wert.
- Zebra:
- Das heißt, man wird in der Bundesliga nicht
zurückstecken?
- Uwe Schwenker:
-
Wer Trainer, Mannschaft, das Umfeld und
auch mich kennt, der weiß, daß wir immer gewinnen wollen, egal in
welchem Wettbewerb wir uns gerade befinden. Unseren Spielern ist
nachgesagt worden, daß sie zu alt und zu satt sind. Doch sie haben
bewiesen, daß sie sehr charakterstark und solche Siegertypen sind, die
immer wieder die Herausforderung für sich selbst suchen und damit immer
wieder zu sportlichen Höchstleistungen imstande sind. Ich finde, daß
gerade die vergangene Saison dieses eindrucksvoll bestätigt hat.
- Zebra:
-
Worauf wird es ankommen, um in allen drei Wettbewerben erfolgreich zu
sein?
- Uwe Schwenker:
-
Entscheidend wird sein, ob man vom Verletzungspech
verschont bleibt, zum Schluß kommt ein bißchen Glück hinzu. Es ist eine
lange Saison, es kann und wird viel passieren, ich will da gar nicht
spekulieren. Wir müssen einfach die Saison beginnen und von Spiel zu
Spiel nach vorne arbeiten und denken und nicht die ganze Saison schon
verplanen.
- Zebra:
-
Nach dem Verletzungspech in der Vorbereitung ist eine
Aufstockung des Kaders wieder Thema in der Öffentlichkeit geworden.
Welche Möglichkeiten hat der THW jetzt noch?
- Uwe Schwenker:
-
Erst einmal
haben wir einen erstklassigen 13-Mann Kader und bis auf Halbrechts alle
Positionen doppelt besetzt. Wenn jemand ausfällt, kann bis auf die
Ausnahme sofort ein klasse Mann einspringen. Das ist auf jeden Fall ein
Vorteil für den THW Kiel. Wir haben zwar einen relativ kleinen Kader,
wie übrigens andere Bundesligisten auch. Wir haben auch du rch die
Champions-League die größten Herausforderungen. Aber qualitativ gesehen
haben wir einen Superkader. Quantitativ kann ich mir gut den einen oder
anderen Spieler noch vorstellen. Die finanziellen Möglichkeiten dafür
sind auch vorhanden. Es ist aber auch eine klare Aussage getätigt
worden. Wir haben uns Ruhe als oberste Dienstpflicht verordnet und
werden nicht in operative Hektik verfallen. Wir schauen mal, was für
Möglichkeiten es sich auf dem Markt überhaupt ergeben. Momentan ist
insbesondere bei den Linkshändern nicht viel da.
- Zebra:
- Trotz vieler
Verletzter werden die Anforderungen an eine Neuverpflichtung also nicht
nach unten korrigiert?
- Uwe Schwenker:
-
Momentan sehe ich die Situation
noch nicht so. Es bringt uns auch nichts, ein oder zwei Spieler zu
verpflichten, die uns augenscheinlich nicht weiterhelfen, sondern nur
Ergänzungsspieler sind, dann ist es besser, mit einem kleineren Kader
weiterzuspielen. Mit dieser Personalpolitik sind wir in den vergangenen
Jahren hervorrag end gefahren. Natürlich erschwert die Situation das
Training, die Mannschaft kann nicht immer unter den besten Bedingungen
trainieren, aber nach Abwägen der Vor- und Nachteile haben wir
beschlossen, unsere Philosophie nicht zu verlassen, ich denke, der
Erfolg gibt uns bislang recht.
- Zebra:
- Haben denn im Notfall auch
Spieler der zweiten Mannschaft die Spielberechtigung für die erste
Bundesliga?
- Uwe Schwenker:
-
Alle Spieler der zweiten Mannschaft sind
sofort bei uns in der Ersten einsetzbar. Die Frage ist jedoch, ob uns
das wirklich weiterbringt. Andere Bundesligisten verwischen ihre Kader
mit Spielern aus den zweiten Mannschaften, die jedoch aufgrund ihrer
Spielstärke nicht in der Lage sind, in der Bundesliga mitzuhalten. Ich
glaube nicht, daß es uns weiterhelfen würde.
- Zebra:
- Das Niveau wird in
der neuen Saison wieder ansteigen, ist die Liga noch attraktiver
geworden?
- Uwe Schwenker:
-
Ich denke schon. Es gibt zwar nur wenige neue
Spieler in der Liga, zum Beispiel die beiden Russen Kuleschow zum SC
Magdeburg und Pogorelow zum TBV Lemgo. Was ganz klar dafür spricht, ist,
daß die Mannschaften eingespielter und homogener sind. Gerade
Mannschaften, wie Flensburg, wie Lemgo oder Magdeburg werden dafür
sorgen, daß es in der Liga spannender und attraktiver wird. Die Spitze
der Handballbundesliga wird breiter. Davon wird vor allem der
handballinteressierte Zuschauer und Fan profitieren.
- Zebra:
- Soweit eine
Prognose in der Breite, wer ist Ihrer Meinung nach
Meisterschaftsfavorit?
- Uwe Schwenker:
-
Ich glaube, es gibt vier bis fünf
Mannschaften, die um den Titel spielen werden. Je nach Saisonverlauf
können sogar noch weitere Mannschaften mitmischen. Doch für mich ist der
Titelfavorit die SG Flensburg-Handewitt, die sich in der letzten Saison
schon sehr gut präsentiert hat, die keine Abgänge zu verzeichnen hat und
die mit Christian Berge einen starken Neuzugang aufzuweisen hat.
Außerdem ist nicht zu vernachlässigen, daß die Flensburger nicht diesen
enormen Terminstreß hat. Deshalb ist für mich die SG der klare
Meisterschaftsfavorit
l
- Zebra:
- Anderes Thema, was hat sich im Umfeld des
THW Kiel getan, es wurden in den Kieler Nachrichten Pläne für den Umbau
der Ostseehalle vorgestellt?
- Uwe Schwenker:
-
Die neue Halle wird man
erst in der Saison 2001 präsentieren können, aber im Umfeld der
Eigentümer der Halle laufen etliche Aktivitäten, um dann für die Kieler
und Schleswig-Holsteiner eine Mehrzweckhalle umzusetzen, die durch ihre
Funktionalität über den Handball hinausreicht. Wir freuen uns jedenfalls
schon darauf, in der neuen Halle spielen zu dürfen. Doch dazu muß der
Handball halten, was er momentan verspricht, eine attraktive und
homogene Bundesliga, so daß es für den Zuschauer Spaß macht, in die
Ostseehalle zu kommen und den Sport zu erleben. Das heißt natürlich, man
muß sich nicht nur über den THW, sondern über den Handball insgesamt
Gedanken machen. Ich glaube, wir sind auf einem richtigen Weg, Handball
ist zweifellos Mannschaftssportart Nummer zwei in Deutschland, dort muß
er sich noch besser positionieren, dann werden wir noch viel Spass
haben, auch hier in Kiel.
- Zebra:
- Das war eigentlich ein gutes
Schlußwort, eine Frage zum Abschluß. Wann wird mit dem Umbau begonnen
und gibt es Beeinträchtigungen für die Zuschauer?
- Uwe Schwenker:
-
Es
existiert natürlich ein Zeitplan, der momentan ausliegt. Es wird
natürlich versucht, Beeinträchtigungen so weit es geht zu vermeiden,
aber vorübergehend wird man wohl damit leben müssen, daß über einen
längeren Zeitpunkt gewerkelt und gebaut wird, bevor die Halle dann
vorübergehend nicht genutzt werden kann, aber vor 2001 wird nichts
passieren.
(05.09.99)
Interview: Sascha Klahn, entnommen dem THW-Hallenheft "Zebra".
Mehr Infos über Uwe Schwenker unter
Porträt Uwe Schwenker.