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Interviews mit Uwe Schwenker:

Inhalt: Interview zur Kartensituation nach dem Umbau und zu Transfers Saison 2000/2001 | Interview zur Lage des THW in der Saison 2000/2001 | Interview zur Champions League 2000/2001 | Interview in der Saison 1999/2000

Siehe auch Ausführliches Sport1-Interview mit Uwe Schwenker im Dezember 2000.

Aktuelles Interview zur Kartensituation nach dem Umbau und zu Transfers in der Saison 2000/2001:

Kieler Nachrichten-Sportredakteur Reimer Plöhn führte ein Interview mit Uwe Schwenker, in dem der THW-Manager ausführlich zur Kartensituation nach dem Umbau der Ostseehalle und zur Transfersituation Stellung nahm.

Hier das Gespräch:

Kieler Nachrichten:
Herr Schwenker, wird die Halle zum Bundesligastart ausverkauft sein?
Uwe Schwenker:
Ganz sicher, nach dem aktuellen Stand der Dinge ist die Halle gegen Magdeburg rappelvoll - vorausgesetzt natürlich, dass alle Stammblattbesitzer ihre Karten abholen.
Kieler Nachrichten:
Der Umbau der Halle schafft Platz für rund 2500 zusätzliche Zuschauer. Wie kommen zukünftige THW-Fans an diese Karten?
Uwe Schwenker:
Es gibt praktisch keine Karten mehr, jedenfalls keine Saisondauertickets. So schwer es mir fällt, aber ich muss allen Interessenten sagen: Wir sind nahezu ausverkauft.
Kieler Nachrichten:
Wie konnte es zu dieser Situation kommen?
Uwe Schwenker:
Wir sind längst ein Wirtschaftsunternehmen. Unsere Intention muss sein, wirtschaftlich ständig zu prosperieren, um mit einer wettbewerbsfähigen Mannschaft auftreten zu können. Der THW hat mittlerweile den Anspruch, nicht nur national an der Spitze stehen zu wollen, sondern auch international. Das kostet viel Geld. Und wir wissen, dass wir mit den Eintrittskarten ein knappes Gut besitzen, das haben wir nach wirtschaftlichen Gesichtspunkten ausgeschöpft.
Kieler Nachrichten:
Wie sah das im Einzelnen aus?
Uwe Schwenker:
Wir haben nach Ideen gesucht und sind auf so genannte Optionsscheine gekommen. Zunächst haben wir unser wirtschaftliches Umfeld in die Lage versetzt, sich Anrechtscheine für Stammblätter zu kaufen. 250 DM pro Optionsschein war der Preis. Es gab eine riesige Nachfrage. Dieses gewaltige Interesse hat uns selber überrascht. Innerhalb weniger Tage waren bereits 800 Karten weg, so dass wir die Aktion sofort wieder gestoppt haben. Anschließend haben wir Anfragen von Privatleuten bedient und Wartelisten abgearbeitet. Insgesamt waren danach 2000 Karten vergriffen.
Kieler Nachrichten:
Bleiben immer noch rund 500. Was ist damit geschehen?
Uwe Schwenker:
Rund 250 Tickets werden zukünftig jedes Jahr von Nordwest-Lotto übernommen. THW-Fans haben die Chance, per Rubbel-Los an eine Jahreskarte zu kommen. Bei dieser Aktion der Lottogesellschaft kommen auch Karten von der SG Flensburg und VfL Bad Schwartau in den Umlauf.
Kieler Nachrichten:
Es hat praktisch keinen offenen Markt für die zusätzlichen Karten gegeben. Haben sie ein schlechtes Gewissen?
Uwe Schwenker:
Nein. Nach dem Bekannt werden der Ostseehallen-Erweiterung hatten alle die Chance, bei uns anzufragen. Viele haben das mit Erfolg getan. Andererseits ist der wirtschaftliche Erfolg auch Voraussetzung für sportlichen Erfolg. Nach diesem Grundsatz haben wir auch gehandelt. Ergänzen möchte ich, dass bei Spielen ohne Fernsehübertragung ohnehin bis zu 450 Karten im freien Verkauf zu haben sind. Zur Hälfte Sitz- und Stehplätze.
Kieler Nachrichten:
Es heißt, im vierten Rang sei mit einigen sichtbehinderten Plätzen zu rechnen...
Uwe Schwenker:
Das ist richtig. Aber die Anzahl der Plätze wird erst nach Fertigstellung und Begutachtung feststellbar sein. Sicher ist, dass alle Personen, die bereits ein Stammblatt für den vierten Rang haben oder denen wir eines zugesichert haben, ganz normale Plätze erhalten. Also ohne Sichtbehinderung.
Kieler Nachrichten:
Garantieren die neuen THW-Zuschauer für frischen Wind in der Ostseehalle?
Uwe Schwenker:
Da bin ich mir sicher. Es gibt zudem neue Infrastrukturen. Alles wird neu, das allein dürfte für Aufbruchstimmung sorgen. Außerdem sind durch den neuen Bestuhlungsplan auch einige Umsetzungen erforderlich. Der Besuch der Ostseehalle soll Event-Charakter bekommen. Es gibt viele neue Gastronomiebetriebe. Das Zauberwort heißt: die Verweildauer erhöhen, Handball in der Ostseehalle soll noch mehr Spaß machen. Aber Grundsatz bleibt: Der Sport muss weiterhin im Mittelpunkt stehen.
Kieler Nachrichten:
Die Ostseehalle bekommt einen neues Gesicht. Was ist mit der Mannschaft?
Uwe Schwenker:
Erstens sollte man nicht vergessen, dass wir schon einen hervorragenden Kader beisammen haben. Bekannt ist, dass Henning Fritz und Piotr Przybecki als Neuzugänge hinzukommen, außerdem werden möglicherweise Sebastian Preiß und Johan Pettersson schon in der Saison 2001/02 für uns spielen. Gespräche werden geführt. Und: Wenn alles gut geht, könnten wir schon bald den einen oder anderen Knaller präsentieren. Allerdings blockiert die ungelöste Situation um Nenad Perunicic unsere Bemühungen im Transfergeschäft.
Kieler Nachrichten:
Nenad Perunicic soll also weiterhin gehalten werden?
Uwe Schwenker:
Ja. Ich glaube ganz fest daran, dass das angeschlagene Verhältnis THW - Perunicic absolut zu reparieren ist. Wir müssen nur versuchen, Nenad aus dem unglücklichen Einflussbereich von gewissen Beratern zu ziehen.
(05.05.2001)
Interview: Kieler Nachrichten, das Interview führte Reimer Plöhn

Interview zur Lages des THW in der Saison 2000/2001:

Große Schlagzeilen machen nicht immer glücklich. Das erfährt derzeit auch Uwe Schwenker als Manager des Handball-Bundesligisten THW Kiel. Die Zebra-Herde ist in Aufruhr geraten. Am vergangenen Donnerstag wurde das Wechselspiel um Nenad Perunicic um die Suspendierung von Mike Bezdicek ergänzt. Auch sportlich lief es nicht optimal. Im Pokal ereilte den Cupverteidiger das Aus in Bad Schwartau. In der Champions League verfehlte das Serdarusic-Team das angestrebte Heimrecht für das Viertelfinalrückspiel (gegen Lovcen Cetinje), und in der Meisterschaft galoppiert die SG Flensburg-Handewitt fünf Punkte voraus. Uwe Schwenker stellte sich den Fragen der Kieler Nachrichten.
Kieler Nachrichten:
Für viele sieht der Fritz-Transfer wie eine Retourkutsche aus, weil sich Magdeburg Perunicic angeln will. Das Imperium schlägt zurück?
Uwe Schwenker:
Das ist völliger Quatsch. Das eine hat mit dem anderen nichts zu tun. Als uns Axel Geerken Anfang Januar darüber informierte, dass er weggeht, mussten wir uns umsehen. Hätten wir nicht mit Henning Fritz, der ablösefrei mit auslaufendem Vertrag war, Kontakt aufgenommen, wäre es fahrlässig gewesen. Er passt ideal zu uns.
Kieler Nachrichten:
Auf welchem Stand befindet sich das Tauziehen im Dreieck THW - Perunicic - Magdeburg?
Uwe Schwenker:
Tatsache ist: Nenad hat eine Spielberechtigung für den THW bis zum 30. Juni 2004. Er hat klar signalisiert, dass er weg will. Wenn wir uns mit einem Verein über eine Ablöse einigen, kann er gehen.
Kieler Nachrichten:
Gibt es Neuigkeiten im Fall Bezdicek?
Uwe Schwenker:
Momentan gibt es nichts weiter zu sagen, als dass die Angelegenheit von den Anwälten mit dem Ziel geprüft wird, den Gang zum Gericht zu vermeiden.
Kieler Nachrichten:
Kein Vertrag für Schwenke, Perunicic weg. Geht der THW im Rückraum mit zwei Linkshändern (Bjerre/Olsson) und zwei Rechtshändern (Lövgren/Przybecki) in eine Saison vor 10500 Zuschauern in der ausgebauten Ostseehalle?
Uwe Schwenker: "Wir wollen uns verstärken."
Klicken Sie für weitere Infos! Uwe Schwenker: "Wir wollen uns verstärken."
Uwe Schwenker:
Unabhängig davon, ob Perunicic bleibt, sind wir finanziell nicht so schlapp, dass wir uns keinen weiteren Spieler leisten könnten. Wir sind auf der Suche, wollen uns aber nicht ergänzen, sondern verstärken. Idealerweise mit einem Mittelmann, der decken kann, damit Lövgrens Qualitäten auch auf der Halbposition zum Tragen kommen können.
Kieler Nachrichten:
Aus im Pokal, fünf Punkte Rückstand in der Meisterschaft, der Trainer hat das Erreichen des Champions-League-Endspiels als Mindestziel proklamiert. Ist das tatsächlich die letzte THW-Hoffnung?
Uwe Schwenker:
Die Situation ist so wie sie ist. Wir haben eine Menge Unruhe. Die Verpflichtung von Bezdicek, die als sportlicher Ersatz für den verletzten Petersen gedacht war, hat sich als Bumerang erwiesen. Das darf aber nicht als Alibi für die Mannschaft gelten. In Dormagen zum Beispiel haben wir einfach schlecht gespielt.
Kieler Nachrichten:
Kommt der THW finanziell ins Trudeln, wenn er am Saisonende mit leeren Händen und ohne Europapokal-Qualifikation dasteht?
Uwe Schwenker:
Nein! Europapokaleinnahmen sind noch nie in unserem Etat vorgesehen gewesen. Es war immer ein finanzielles Zubrot. Und sportlich muss man natürlich sehen, dass es für den THW Kiel eine Sache des Prestiges ist, sich international zu präsentieren. Das kann über Meisterschaft oder Champions League funktionieren.
Kieler Nachrichten:
Der THW wird mit Christian Schwarzer in Verbindung gebracht. Was ist dran?
Uwe Schwenker:
Schwarzer war ein Thema, das zu einer anderen Situation gehörte. Wir hatten Kontakt, er hat eine Ausstiegsklausel in Barcelona, will aber seinen Vertrag bis Sommer 2002 erfüllen. Wir halten die Augen jetzt nach einem jungen deutschen Kreisläufer offen.
(14.02.2001)
Interview: Kieler Nachrichten, 14.02.2001, das Interview führte Jens Kunkel

Interview zur Champions League Saison 2000/2001:

Aktuelles Interview zur Champions League Saison 2000/2001:

[Bild: Uwe Schwenker] Zum ersten CL-Heimspiel der Saison 2000/2001 veröffentlichten die Kieler Nachrichten eine Champions League-Sonderbeilage. Besonders interessant war darin sicherlich das Interview mit THW-Manager Uwe Schwenker, in dem er zu dem sportlichen und wirtschaftlichen Stellenwert des Landesmeisterwettbewerbes Stellung nahm.

Hier das Gespräch:

Kieler Nachrichten:
Herr Schwenker, welchen Wert messen Sie der Teilnahme an der Champions League bei?
Uwe Schwenker:
Grundsätzlich ist die Teilnahme an einem europäischen Wettbewerb sportlich wie wirtschaftlich sehr interessant für den THW Kiel. Wobei die Teilnahme an der Champions League herausragt. Die Champions League ist der einzig wahre Wertmesser. Die Schwierigkeit hierin liegt allerdings in der Qualifikation für diesen Wettbewerb. Entweder man gewinnt diesen Cup oder man wird Deutscher Meister. Beides ist mit viel Arbeit, einem riesigen Aufwand und einer großen Portion Glück verbunden. Insofern fahren wir jedes Jahr zweigleisig.
Kieler Nachrichten:
In Handball gilt bei Europacup-Wettbewerben die Faustregel, daß sich die Teilnahme finanziell erst ab dem Halbfinale auszahlt. Alles andere bedeutet Zuschußgeschäft. Wie sieht es in der Champions League aus?
Uwe Schwenker:
Nicht nur sportlich hebt sich dieser Wettbewerb von den anderen ab,. Es beginnt damit, daß durch die drei garantierten Heimspiele eine gute Planungssicherheit gewährleistet ist. In den anderen Wettbewerben herrscht bekanntlich das K.o.-System. Die Einnahmen aus dem Europacup sind mittlerweile eine feste Größe in unseren Haushalt und haben einen Anteil von circa 10 bis 15 Prozent unseres Gesamtumsatzes. Dabei ist nicht jedes Spiel ausschließlich auf Heller und Pfennig reduzierbar. Der Wettbewerb hat auch einen nicht unbedeutenden Werbewert, die Kontakte mit Sponsoren und Fernsehen werden einfacher, der Marktwert der Ware THW steigt.

Wichtig ist für uns zudem, daß Handball-Anhänger, denen durch das Dauerkartensystem die Ostseehalle verschlossen bleibt, die Gelegenheit haben, den THW in einem Pflichtspiel zu sehen. Es hat sich ausgezahlt, daß wir seit Jahren mit dem EC-Tickets in den freien Verkauf gehen - auch für die Stimmung in der Ostseehalle.

Kieler Nachrichten:
Die Handball-Bundesliga tituliert sich selbst gern als stärkste Liga der Welt. Wenn am Saisonende abgerechnet wurde, rissen aber stets spanische Spitzenklubs die wertvollsten Trophäen in die Höhe. Woran liegt's?
Uwe Schwenker:
Die Bundesliga ist vor allem in der Breite stärker. Von der momentanen Situation der 20er Liga einmal abgesehen, war es bisher so, daß auch der Tabellenletzte an guten Tagen den Primus schlagen konnte. Das ist in Spanien nicht der Fall. Dort bestimmen vier, fünf Mannschaften eindeutig das Geschehen, der Rest ist nur Staffage. Deswegen sind die Spitzenklubs nicht so gefordert, stehen nicht unter Dauerstreß und können sich auf wichtige Europacupspiele vorbereiten - zumal auch der nationale Spielplan häufig an den internationalen Wettbewerben ausgerichtet wird.
Kieler Nachrichten:
Wie kann der THW bei dieser Konstellation mithalten?
Uwe Schwenker:
Ganz klar, es geht im Prinzip nur über einen größeren Spielerkader, um auf allen Hochzeiten aussichtsreich mitzutanzen. Wir hatten uns bisher für einen kleinen, aber feinen Kader entschieden. Das war ein Tanz auf der Rasierklinge, zumal meistens noch fünf oder sechs Akteure aus unserem Aufgebot bei großen Turnieren wie Weltmeisterschaften oder Olympischen Spielen dabei sind.

Zukünftig soll sich das ändern. Auch für die laufende Saison sind die Personalplanungen nicht abgeschlossen. Bestes Beispiel war die Sache mit der Verletzung von Klaus-Dieter Petersen. Da haben wir durch die Verpflichtung von Mike Bezdicek sofort reagiert. Gut möglich, daß noch der eine oder andere neue Spieler zum Kader hinzukommt. Unsere Maxime lautet: langfristig planen, den kurzfristigen Erfolg jedoch nicht aus dem Auge verlieren. Wier werden dabei Acht geben, nicht in den Ruf einer Söldnermannschaft zu geraten. Unsere Neuverpflichtungen müssen Perspektive haben und gut in das gewachsene THW-Team integrierbar sein.

Kieler Nachrichten:
Wie lautet ihre Zielsetzung für die Champions League 2000/2001?
Uwe Schwenker:
Traumziel wäre eine weiteres Finale gegen den FC Barcelona. Aber das wird schwer, auch für Barcelona. Mannschaften wie Celje, Pamplona oder Zagreb können an guten Tagen jeden schlagen. Zunächst müssen wir uns in der Gruppe durchsetzen. Und da sind sowohl Braga als auch Gudme nicht zu unterschätzen. Fakt ist jedoch, daß der THW stark genug ist, den Cup zu holen. Unsere Spieler sind top und zudem hoch motiviert.
(20.11.2000)
Interview: Kieler Nachrichten, entnommen der Champions League-Sonderbeilage vom 18.11.2000

Interview Saison 1999/2000:

[Bild: Uwe Schwenker] Vor Beginn der Saison 1999/2000 sprach Hallenheft-Redakteur Sascha Klahn mit THW-Manager Uwe Schwenker.
Zebra:
Der THW startet wieder einmal als Deutscher Handballmeister in die neue Saison. Welche Erwartung hat der THW Kiel?
Uwe Schwenker:
Die Erwartungen sind immer die gleichen, jedes Jahr. Für uns ist es jedoch kein Druck, für uns ist es eine große Herausforderung, die Saison so gut wie möglich abzuschließen, und in den drei Wettbewerben, in denen man vertreten ist, die bestmögliche Plazierung herauszuholen. Der schwerste Teil wird die Verteidigung der Deutschen Meisterschaft sein, nämlich sich über 34 Spieltage als beste Mannschaft zu profilieren. Unser Traum ist natürlich der Europapokal der Landesmeister. Als Ziel haben wir uns gesetzt, in allen drei Wettbewerben bestmöglich abzuschneiden.
Zebra:
Erwartet das Kieler Publikum denn, daß der THW die Meisterschaft verteidigen kann?
Uwe Schwenker:
Das glaube ich nicht, das Kieler Publikum ist so sachkundig, daß es eine gute Leistung anerkennt. Es liegt nicht immer nur an der Leistung und andere Mannschaften spielen auch guten Handball. In den letzten Jahren konnten wir meist auf einem sehr hohen Niveau spielen, das geht zwar nicht immer, aber wir werden alles daransetzen, dieses Niveau zu halten und wir werden sehen, was am Ende dabei herauskommt.
Zebra:
Was hat nach den vielen Erfolgen der vergangenen Jahre für die Mannschaft und den Verein Priorität, die Meisterschaft oder die Champions League?
Uwe Schwenker:
Das ist eine sehr schwierige Frage. Den Europapokal der Landesmeister zu gewinnen, wäre ein Traum, vor allem vor dem Hintergrund, daß es bereits das fünfte Mal ist, das wir uns in diesem Wettbewerb versuchen. Dreimal das Halbfinale und zweimal das Viertelfinale erreicht zu haben, ist sicherlich auch schon ein schöner Erfolg. Doch der THW wäre nicht der THW, wenn uns das schon reichen würde. Es ist jedoch ebenso eine wahnsinnige Bestätigung, in der Bundesliga am Ende der Saison oben zu stehen. Es zeugt davon, über einen langen Zeitraum die beste und konstanteste Mannschaft zu sein. Im Europapokal gehört auch viel Glück dazu. Wenn man 20 oder 25 Minuten in einem Auswärtsspiel oder wie wir zuletzt im Heimspiel gegen Pamplona versagt, dann ist man draußen. Das heißt noch nicht, daß man die schlechtere Mannschaft ist. Na klar würden wir gern den Europapokal der Landesmeister gewinnen und der Deutsche Meistertitel ist auch eine Menge wert.
Zebra:
Das heißt, man wird in der Bundesliga nicht zurückstecken?
Uwe Schwenker:
Wer Trainer, Mannschaft, das Umfeld und auch mich kennt, der weiß, daß wir immer gewinnen wollen, egal in welchem Wettbewerb wir uns gerade befinden. Unseren Spielern ist nachgesagt worden, daß sie zu alt und zu satt sind. Doch sie haben bewiesen, daß sie sehr charakterstark und solche Siegertypen sind, die immer wieder die Herausforderung für sich selbst suchen und damit immer wieder zu sportlichen Höchstleistungen imstande sind. Ich finde, daß gerade die vergangene Saison dieses eindrucksvoll bestätigt hat.
Zebra:
Worauf wird es ankommen, um in allen drei Wettbewerben erfolgreich zu sein?
Uwe Schwenker:
Entscheidend wird sein, ob man vom Verletzungspech verschont bleibt, zum Schluß kommt ein bißchen Glück hinzu. Es ist eine lange Saison, es kann und wird viel passieren, ich will da gar nicht spekulieren. Wir müssen einfach die Saison beginnen und von Spiel zu Spiel nach vorne arbeiten und denken und nicht die ganze Saison schon verplanen.
Zebra:
Nach dem Verletzungspech in der Vorbereitung ist eine Aufstockung des Kaders wieder Thema in der Öffentlichkeit geworden. Welche Möglichkeiten hat der THW jetzt noch?
Uwe Schwenker:
Erst einmal haben wir einen erstklassigen 13-Mann Kader und bis auf Halbrechts alle Positionen doppelt besetzt. Wenn jemand ausfällt, kann bis auf die Ausnahme sofort ein klasse Mann einspringen. Das ist auf jeden Fall ein Vorteil für den THW Kiel. Wir haben zwar einen relativ kleinen Kader, wie übrigens andere Bundesligisten auch. Wir haben auch du rch die Champions-League die größten Herausforderungen. Aber qualitativ gesehen haben wir einen Superkader. Quantitativ kann ich mir gut den einen oder anderen Spieler noch vorstellen. Die finanziellen Möglichkeiten dafür sind auch vorhanden. Es ist aber auch eine klare Aussage getätigt worden. Wir haben uns Ruhe als oberste Dienstpflicht verordnet und werden nicht in operative Hektik verfallen. Wir schauen mal, was für Möglichkeiten es sich auf dem Markt überhaupt ergeben. Momentan ist insbesondere bei den Linkshändern nicht viel da.
Zebra:
Trotz vieler Verletzter werden die Anforderungen an eine Neuverpflichtung also nicht nach unten korrigiert?
Uwe Schwenker:
Momentan sehe ich die Situation noch nicht so. Es bringt uns auch nichts, ein oder zwei Spieler zu verpflichten, die uns augenscheinlich nicht weiterhelfen, sondern nur Ergänzungsspieler sind, dann ist es besser, mit einem kleineren Kader weiterzuspielen. Mit dieser Personalpolitik sind wir in den vergangenen Jahren hervorrag end gefahren. Natürlich erschwert die Situation das Training, die Mannschaft kann nicht immer unter den besten Bedingungen trainieren, aber nach Abwägen der Vor- und Nachteile haben wir beschlossen, unsere Philosophie nicht zu verlassen, ich denke, der Erfolg gibt uns bislang recht.
Zebra:
Haben denn im Notfall auch Spieler der zweiten Mannschaft die Spielberechtigung für die erste Bundesliga?
Uwe Schwenker:
Alle Spieler der zweiten Mannschaft sind sofort bei uns in der Ersten einsetzbar. Die Frage ist jedoch, ob uns das wirklich weiterbringt. Andere Bundesligisten verwischen ihre Kader mit Spielern aus den zweiten Mannschaften, die jedoch aufgrund ihrer Spielstärke nicht in der Lage sind, in der Bundesliga mitzuhalten. Ich glaube nicht, daß es uns weiterhelfen würde.
Zebra:
Das Niveau wird in der neuen Saison wieder ansteigen, ist die Liga noch attraktiver geworden?
Uwe Schwenker:
Ich denke schon. Es gibt zwar nur wenige neue Spieler in der Liga, zum Beispiel die beiden Russen Kuleschow zum SC Magdeburg und Pogorelow zum TBV Lemgo. Was ganz klar dafür spricht, ist, daß die Mannschaften eingespielter und homogener sind. Gerade Mannschaften, wie Flensburg, wie Lemgo oder Magdeburg werden dafür sorgen, daß es in der Liga spannender und attraktiver wird. Die Spitze der Handballbundesliga wird breiter. Davon wird vor allem der handballinteressierte Zuschauer und Fan profitieren.
Zebra:
Soweit eine Prognose in der Breite, wer ist Ihrer Meinung nach Meisterschaftsfavorit?
Uwe Schwenker:
Ich glaube, es gibt vier bis fünf Mannschaften, die um den Titel spielen werden. Je nach Saisonverlauf können sogar noch weitere Mannschaften mitmischen. Doch für mich ist der Titelfavorit die SG Flensburg-Handewitt, die sich in der letzten Saison schon sehr gut präsentiert hat, die keine Abgänge zu verzeichnen hat und die mit Christian Berge einen starken Neuzugang aufzuweisen hat. Außerdem ist nicht zu vernachlässigen, daß die Flensburger nicht diesen enormen Terminstreß hat. Deshalb ist für mich die SG der klare Meisterschaftsfavorit l
Zebra:
Anderes Thema, was hat sich im Umfeld des THW Kiel getan, es wurden in den Kieler Nachrichten Pläne für den Umbau der Ostseehalle vorgestellt?
Uwe Schwenker:
Die neue Halle wird man erst in der Saison 2001 präsentieren können, aber im Umfeld der Eigentümer der Halle laufen etliche Aktivitäten, um dann für die Kieler und Schleswig-Holsteiner eine Mehrzweckhalle umzusetzen, die durch ihre Funktionalität über den Handball hinausreicht. Wir freuen uns jedenfalls schon darauf, in der neuen Halle spielen zu dürfen. Doch dazu muß der Handball halten, was er momentan verspricht, eine attraktive und homogene Bundesliga, so daß es für den Zuschauer Spaß macht, in die Ostseehalle zu kommen und den Sport zu erleben. Das heißt natürlich, man muß sich nicht nur über den THW, sondern über den Handball insgesamt Gedanken machen. Ich glaube, wir sind auf einem richtigen Weg, Handball ist zweifellos Mannschaftssportart Nummer zwei in Deutschland, dort muß er sich noch besser positionieren, dann werden wir noch viel Spass haben, auch hier in Kiel.
Zebra:
Das war eigentlich ein gutes Schlußwort, eine Frage zum Abschluß. Wann wird mit dem Umbau begonnen und gibt es Beeinträchtigungen für die Zuschauer?
Uwe Schwenker:
Es existiert natürlich ein Zeitplan, der momentan ausliegt. Es wird natürlich versucht, Beeinträchtigungen so weit es geht zu vermeiden, aber vorübergehend wird man wohl damit leben müssen, daß über einen längeren Zeitpunkt gewerkelt und gebaut wird, bevor die Halle dann vorübergehend nicht genutzt werden kann, aber vor 2001 wird nichts passieren.
(05.09.99)
Interview: Sascha Klahn, entnommen dem THW-Hallenheft "Zebra".

Mehr Infos über Uwe Schwenker unter Porträt Uwe Schwenker.