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20./21.04.2011 - Letzte Aktualisierung: 21.04.2011 Bundesliga

Eine Frage der Ehre: THW bezwingt den HSV

Bundesliga, 29. Spieltag: 20.04.2011, Mi., 20.15: THW Kiel - HSV Hamburg: 38:35 (19:18)
Update #3 KN-Berichte, weitere Stimmen und Fotos ergänzt ...

Starker Rückhalt: Thierry Omeyer parierte unter anderem zwei Siebenmeter von Hans Lindberg.
Klicken Sie zum Vergrößern! Starker Rückhalt: Thierry Omeyer parierte unter anderem zwei Siebenmeter von Hans Lindberg.
Als "Frage der Ehre" hatten zahlreiche Tageszeitungen das Derby des THW Kiel gegen den HSV Hamburg bezeichnet. Diese beantworteten die Zebras mit einem deutlichen Ausrufezeichen: In einem tollen Spitzenspiel der TOYOTA Handball-Bundesliga kämpften und spielten die Kieler letztlich immer einen Deut erfolgreicher und willensstärker als die Mannen des designierten deutschen Meisters. Angeführt von den beiden in Galaform haltenden und spielenden Thierry Omeyer (16/2 Paraden) und Filip Jicha (9/1 Tore) sowie dem in der zweiten Hälfte unglaublich gut aufgelegten Christian Zeitz (sieben Tore in den zweiten dreißig Minuten) holten die Zebras mit viel Leidenschaft und Einsatz im Tollhaus Sparkassen-Arena mit dem 38:35 (19:18)-Sieg zwei ganz wichtige Punkte im Kampf um die direkte Champions-League-Qualifikation.
Schon Minuten vor dem Anpfiff war das Derby-Kribbeln in der seit Monaten ausverkauften Sparkassen-Arena zu spüren. Die THW-Fans unterstützten ihr Team bereits, als es sich noch in den Katakomben der Arena vorbereitete - die Zuschauer wollten ihrem Team Kraft mitgeben für eine ganz schwere Aufgabe. Gegen den HSV Hamburg, der zuvor 27 Bundesliga-Spiele nicht verloren hatte, sollte nach den beiden jüngsten Heimniederlagen wieder ein Erfolgserlebnis gefeiert werden, der HSV indes wollte seine erste Meisterschaftssaison unbedingt mit einem Sieg in Kiel krönen.

Dementsprechend motiviert kamen beide Teams aus der Kabine. Die Hauptrolle auf der Platte übernahmen aber zunächst nicht die Weltklasse-Akteure beider Mannschaften, sondern das Unparteiischen-Gespann: Konfuse Entscheidungen auf beiden Seiten und eine nicht erkennbare Linie des Schiedsrichter-Paares Methe / Methe trieben Fans, Trainer und Spieler in der ersten Halbzeit nahezu zur Weißglut und sorgten in der hitzigen Atmosphäre für viel Hektik auf der Platte. So dauerte es vier Minuten, bis nach bis dato drei verwandelten Siebenmetern und einem von Omeyer parierten Strafwurf das erste Feldtor fiel: Marcus Ahlm
Nach einem griff in den Wurfarm von Christian Zeitz bekam Duvnkjak zu Recht die Rote Karte gezeigt.
Klicken Sie zum Vergrößern! Nach einem griff in den Wurfarm von Christian Zeitz bekam Duvnkjak zu Recht die Rote Karte gezeigt.
hatte seine Farben mit 3:1 in Führung gebracht. Doch dieser Zwei-Tore-Vorsprung sollte nicht lange Bestand haben: Lindberg und Lijewski glichen aus (9.). Die Partie nahm rasant Fahrt auf - und der Hexenkessel Sparkassen-Arena kam so richtig ins Lodern, nachdem Daniel Kubes und Filip Jicha kurz hintereinander von Methe / Methe auf die Sünderbank geschickt worden waren: In doppelter Unterzahl traf Christian Sprenger zum 6:5, postwendend glich der HSV wieder aus. In nur noch einfacher Unterzahl markierte Dominik Klein vom Kreis das 7:6, das Daniel Narcisse mit einem Tempogegenstoß in ein 8:6 verwandelte. Kurz darauf griffen die Unparteiischen in ihre Gesäßtaschen: Zum wiederholten Mal hatte Duvnjak seinen Gegenspieler in den Wurfarm gegriffen, dieses Mal reichte es den Schiedsrichtern: Nachdem Duvnjak Zeitz aus der Luft gepflückt hatte, zeigten die dem Sünder zu Recht die Rote Karte. Als Ilic den fälligen Siebenmeter rotzfrech mit einem Dreher am Standbein Bitters vorbei verwandelte und Jicha kurz darauf das 10:8 (16.) erzielte, herrschte Party-Stimmung an der Ostsee.

Dominik Klein machte insgesamt drei Treffer.
Klicken Sie zum Vergrößern! Dominik Klein machte insgesamt drei Treffer.
HSV-Trainer Martin Schwalb nahm eine Auszeit, in der Maskottchen Hein Daddel mit einer Flugrolle über die Wischerinnen hinweg für noch mehr Lautstärke sorgte - dem THW tat diese Auszeit aber nicht gut. Kraus, mit 10/5 Toren erfolgreichster Hamburger Werfer, verwandelte den Wiederanwurf direkt zum 9:10-Anschluss, dann eroberte Klein an der Mittellinie den Ball und wurde zurück gepfiffen. Für das Reklamieren bekam er eine Zeitstrafe, Lindberg und Vori brachten den HSV mit 11:10 in Führung. Dann musste Ahlm für zwei Minuten von der Platte, Lijewski markierte das 12:10. Nach Narcisse' Hammer in den Winkel schnappte sich Lindberg einen Kieler Fehlpass und marschierte zum 13:11, das Jansen wenig später auf 14:11 erhöhte (21.). Gislason zog den grünen Auszeit-Karton - gerade noch rechtzeitig. Zwar sah Omeyer gegen die Kraus-Würfe in dieser Phase unglücklich aus, doch mit viel Einsatz in der Defensive robbten sich die Kieler wieder heran: Kim Andersson, für Zeitz gekommen, bediente den sicheren Sprenger mit einem Traumpass zum 15:16. Doch nach Kraus' 18:16 schienen die Hansestädter mit einer Führung in die Pause gegen zu können - nichts da: Zeitz schickte Ahlm auf die Reise, Omeyer parierte den nächsten Angriff, Klein vollendete per Heber, und in einer dramatischen Schlussminute setzte Jicha eine Sekunde vor der Halbzeit den 19:18-Nadelstich in das Hamburger Nervenkostüm.

Daniel Narcisse erzielte drei Tore.
Klicken Sie zum Vergrößern! Daniel Narcisse erzielte drei Tore.
Zeitz, in der ersten Hälfte erfolglos, eröffnete mit einem tollen Wackler und einem 107-km/h-Geschoss den Torreigen der zweiten Hälfte. Doch der HSV konterte: Nach dem 21:19 der Kieler sorgten Kraus, Hens, erneut Kraus und Lindberg die 23:21-Führung für den Tabellenführer (37.) - das Blatt schien sich zugunsten der Hansestädter zu wenden - doch der THW kam erneut zurück. Omeyer reifte wie Zeitz zur Galaform, innerhalb von nicht einmal 90 Sekunden drehten Jicha, Ahlm und Zeitz mit einem unglaublichen Dreher das Ergebnis wieder. Als Omeyer dann einen Kraus-Wurf festhielt und Jicha zum Gegenstoß nach vorn schickte, führte der THW wieder mit zwei Toren. Doch noch war eine Viertelstunde zu spielen - und Schwalb nahm die Auszeit, nach der Hens den Anschluss schaffte. Doch der THW wusste an diesem Abend immer die bessere Antwort. Jichas unfassbarem Dreher zum 27:25 und Ahlms tollem Tor nach einem Gegenstoß zum 28:25 folgte die große Palmarsson-Show: Rotzfrech setzte er sich im Eins-gegen-Eins durch, dann markierte der junge Isländer in Unterzahl
Der Leader: Filip Jicha war einmal mehr erfolgreichster Torschütze der Zebra-Herde.
Klicken Sie zum Vergrößern! Der Leader: Filip Jicha war einmal mehr erfolgreichster Torschütze der Zebra-Herde.
das wichtige 30:26 (48.), um dann erneut bei Passivwarnung das 31:27 zu erzielen. Beide Mannschaften gingen nun ein hohes Tempo, die Treffer fielen im Minutentakt. Und doch setzten sich langsam das bessere Spiel und der größere Wille des THW durch: Klein schnappte sich den Ball und vollendete den Gegenstoß mit einem Heber in Unterzahl zum 32:27, die Fans hielt es nicht mehr auf den Sitzen. Wenige Sekunden später bediente Sprenger mit einem Rückraum-Kempa-Anspiel Jicha, der zum 33:28 einnetzte (51.). Doch der HSV kam noch einmal in die Partie: Lackovic und Lijewski verkürzten auf einen Drei-Tore-Rückstand, als Schröder auf die Gegenstoß-Reise ging. Doch er scheiterte am grandiosen Omeyer, die letzten Zweifel am Kieler erfolg räumte Zeitz mit zwei Granaten in die Mitte des Tores aus - die Fans feierten im Tollhaus Sparkassen-Arena die Wiedergeburt der Heimfestung an der Förde.

Mit stehenden Ovationen verabschiedeten die Zebra-Anhänger ihr Team auf die Reise nach Barcelona, wo am Ostersonntag die nächste Herkules-Aufgabe wartet: Beim FC Barcelona geht es um nichts weniger als eine gute Ausgangslage für das Rückspiel am 1. Mai - das Kribbeln wird ab sofort wieder zum ständigen Begleiter der Zebras.

(Christian Robohm)

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Stimmen zum Spiel:

HSV-Trainer Martin Schwalb:
In einigen entscheidenden Situationen haben wir leider entweder das Tor nicht gemacht oder relativ leicht Gegentore bekommen. Dadurch sind wir ins Hintertreffen geraten. In der ersten Halbzeit führen wir 14:11 und haben einen Siebenmeter - das ist schon eine gute Ausgangsposition. Da muss man nicht mit einem 18:19-Rückstand in die Halbzeit gehen, auch noch mit einem Gegenstoß sechs Sekunden vor Schluss. In diesen entscheidenden Situationen hatten wir es uns heute auch nicht verdient, dieses Spiel zu gewinnen.

Auch das gesamte Defensivpaket stimmte nicht: Wir haben zu viele leichte Tore bekommen, zu viele Würfe aus einer Distanz zugelassen, in der die Spieler des THW unheimlich stark sind. Aber grundsätzlich finde ich, dass wir immer gut dagegen gehalten haben, und ich hatte auch immer das Gefühl, dass wir es packen können. Bei unserer 24:22-Führung haben wir aber wieder ein paar blöde Fehler gemacht, und dann kann man beim THW nicht gewinnen.

Aber grundsätzlich muss ich sagen, dass ich trotzdem stolz auf meine Mannschaft bin. Wir haben ein mitreißendes Spiel gesehen, das war wirklich allererste Kajüte. Ein 38:35 gibt es auch nicht so oft, da war schon Pfeffer drin. Man hat gesehen, dass beide Mannschaften wollten. Von daher: Weiter geht's! Wir können jetzt die nächsten zwei Punkte bei den Rhein-Neckar Löwen holen, und das werden wir versuchen.

[auf die Frage, wie er die rote Karte gegen Duvnjak gesehen hat:]
Ich hab sie erst gesehen, als sie da war. (lacht) Ich kann mir nicht vorstellen, dass es eine rote Karte war. Domagoj Duvnjak hat in seinem ganzen Leben noch kein böses Foul gemacht. Ich hab die Situation aber nicht gesehen.

THW-Trainer Alfred Gislason:
Erst einmal Glückwunsch an Martin. Ich weiß, er hört es nicht gern, aber ich bin mir sicher, dass der HSV Meister wird, und hat es auch verdient.

Für uns war es sehr sehr wichtig, erst einmal gut zu spielen zuhause. Wir hatten zwei Heimniederlagen, bei den beiden folgenden Auswärtsspielen schon wieder viel besser gespielt. Wir wollten daher heute eine gute Leistung bringen und vor unseren Zuschauern richtig gut spielen. Wenn diese beiden Mannschaften aufeinander treffen, sind es immer sehr enge, umkämpfte Spiele, aber immer fair. Wir wollten unser wahres Gesicht zeigen und vor allem zwei Punkte mitnehmen, weil wir darum kämpfen, im nächsten Jahr in der Champions League dabei zu sein.

Ein Riesenkompliment an die Mannschaft! Ich denke, wir haben richtig gut gespielt. Auch wenn es knapp war, haben wir verdient gewonnen. Wir haben gut angefangen, aber Mitte der zweiten Halbzeit etwas überdreht. Wir wollten eine Entscheidung erzwingen und haben uns da aus einer Zwei-Tore-Führung sehr schnell einen Zwei-Tore-Rückstand selbst verschuldet. Wir haben uns dann aber wieder reingekämpft.

Omeyer war heute überragend im Tor, die Deckung stand auch besser trotz der 35 Gegentore. Wir haben einfach vorne zu viele Fehler gemacht.

Insgesamt war es ein gutes Spiel, auch wenn auf beiden Seiten relativ viele Fehler waren.

[auf die Frage, wie er die rote Karte gegen Duvnjak gesehen hat:]
Ich hab die Situation auch nicht gesehen, aber wenn Duvnjak am Arm von Christian Zeitz war, dann kann man das geben.

HSV-Prokurist Christoph Wendt:
Unser Fokus liegt natürlich jetzt auf dem kommenden Samstag, da kommt Medvedi Moskau nach Hamburg. Das Spiel heute haken wir ab, jetzt gilt die volle Konzentration der Champions League.
THW-Geschäftsführer Uli Derad:
Es war ein sehr wichtiger Sieg für uns. Die Mannschaft hat gefightet ohne Ende. Ein großes Dankeschön an unsere Zuschauer, das war einfach weltklasse heute.

Für uns gilt es jetzt, so weiterzumachen, am Wochenende in Barcelona und eine Woche später im Rückspiel. Ich freue mich schon sehr darauf, wieder solch eine Stimmung zu erleben. Ich bin überzeugt, dass wir das Ganze in unsere Richtung entscheiden werden.

THW-Torhüter Thierry Omeyer:
Wir wollten die Punkte unbedingt für den Kampf um die Champions-League-PLätze. Gegen den HSV ist es ein Spitzenspiel, da wir wollten wir natürlich zeigen, dass wir noch da sind und mit uns noch zu rechnen ist - auch wenn es dieses Jahr wohl zu spät ist.

[Frage: In der ersten Halbzeit waren Sie meist dran, konnten aber nicht parieren] Ja, da sind Weltklasse-Werfer beim HSV, das ist nicht leicht. Ich wusste aber, dass ich gut im Spiel bin und habe mich dann einfach weiter konzentriert. Und dann ging es ja...

HSV-Spielmacher Michael Kraus:
Es ist die Frage, ob das eine rote Karte war. Hamburg wird sagen nein, Kiel wird sagen ja. Nichtsdestotrotz hatten wir über das ganze Spiel die Chance zu gewinnen. Aber nach der Pause hatten wir eine Phase, wor wir das Tor nicht getroffen haben, und der THW hat das Spiel dann über die Bühne gebracht.
Wir haben nach wie vor Druck, die Saison ist noch lange nicht vorbei. Wir wollten hier unbedingt gewinnen, das haben wir nicht geschafft. Nun gilt es, das Spiel zu analysieren und den Blick nach vorn zu richten.
THW-Kapitän Marcus Ahlm gegenüber den KN:
Wir haben so gespielt, wie wir uns das vorgenommen haben. Das Spiel war die beste Vorbereitung auf das Barcelona-Spiel. Auch wenn das ein ganz anderes Spiel wird. Das hat heute zwar viel Kraft gekostet. Aber wir schonen uns nie.
THW-Toptorschütze Filip Jicha gegenüber den KN:
Wir gratulieren dem HSV zur Meisterschaft. Die haben eine sehr konstante Saison gespielt. Deshalb sind wir stolz, dass wir diesen HSV geschlagen haben. Für unsere Fans und uns war das ein unglaublich wichtiger Sieg. Vor allem im Hinblick auf die restlichen Aufgaben. Heute konnten wir eine kleine Schwächephase nach ein paar Minuten wieder wettmachen.
HSV-Linksaußen Torsten Jansen gegenüber den KN:
Wir waren heute ebenbürtig, haben aber vorne die eine oder andere Chance liegen lassen. Außerdem waren unsere Torhüterleistungen nicht so stabil wie zuletzt. Wenn mich jetzt aber noch einer nach der Meisterschaft fragt, dem haue ich direkt auf's M. Da können Sie mich beim Wort nehmen.
THW-Abwehrchef Daniel Kubes gegenüber den KN:
Die Situation nach zwei Heimniederlagen war komisch für uns. Deshalb war es wichtig, zu gewinnen, auch wenn der Sieg nichts mehr in der Meisterschaft ändert. Aber für die Champions League-Qualifikation ist das sehr wichtig. Und wir können uns mit viel Selbstvertrauen auf das Barcelona-Spiel vorbereiten.

29. Spieltag: 20.04.11, Mi., 20.15: THW Kiel - HSV Hamburg: 38:35 (19:18)

Logo THW Kiel:
Omeyer (1.-60., 16 Paraden), Palicka (2 Siebenmeter, keine Parade); Andersson, Dragicevic (n.e.), Sprenger (3), Ahlm (6), Kubes, Reichmann, Zeitz (7), Palmarsson (4), Narcisse (3), Ilic (3/3), Klein (3), Jicha (9/1); Trainer: Gislason
Logo HSV Hamburg:
Bitter (1.-30., 48.-57., 6 Paraden), Sandström (31.-48., 57.-60., 4 Paraden); Kraus (10/5), Schröder (1), Duvnjak (1), Jansen (2), Lackovic (3), Flohr, Vori (2), B. Gille (1), G. Gille, Lindberg (6/2), K. Lijewski (6), Hens (3); Trainer: Schwalb
Schiedsrichter:
Bernd Methe / Reiner Methe
Zeitstrafen:
THW: 6 (Kubes (11.), 2x Jicha (11., 33.), Klein (17.), Ahlm (19.), Zeitz (48.));
HSV: 3 (Duvnjak (4.), Lindberg (31.), Jansen (38.))
Rote Karte:
HSV: Duvnjak (15.) nach grobem Foulspiel
Siebenmeter:
THW: 5/4 (Sandström hält Ilic (31.));
HSV: 11/7 (Omeyer hält 2x Lindberg (4., 23.), Lindberg gegen Omeyer an die Latte (12.), Kraus gegen Palicka an die Latte (47.))
Spielfilm:
1. Hz.: 1:1 (3.), 4:2 (6.), 4:3 (9.), 6:6 (12.), 9:7 (15.), 10:10 (18.), 11:12 (21.), 11:14 (24.), 15:16 (27.), 19:18;
2. Hz.: 19:18 (31.), 20:19 (33.), 21:20 (36.), 22:23 (39.), 23:24 (42.), 26:24 (45.), 29:25 (48.), 32:28 (51.), 33:30 (54.), 35:33 (57.), 38:35.
Zuschauer:
10.250 (ausverkauft) (Sparkassen-Arena-Kiel, Kiel)
Spielgrafik:
Spielgrafik

 

Aus den Kieler Nachrichten vom 21.04.2011:

THW gewinnt großen Kampf

Rekordmeister zwingt Bundesliga-Spitzenreiter HSV nach Handball-Spektakel mit 38:35 in die Knie
Kiel. Das Prestige stand auf dem Spiel. Nicht mehr, aber auch nicht weniger. Jedenfalls bot dieser Begriff aus dem Themenfeld der Ehre genügend Anreiz für Rekordmeister THW Kiel und Bundesligaspitzenreiter HSV Hamburg, den 10250 Handball-Fans in der ausverkauften Sparkassen-Arena gestern Abend ein Nordderby auf höchstem Niveau mit einem Kampf auf Biegen und Brechen zu bieten. Am Ende jubelten die "Zebras", die mit 38:35 (19:18) Toren die Nase vorn hatten, sich für die 25:26-Hinspiel-Niederlage revanchierten und ihre - wenn auch klitzekleine - theoretische Chancen auf die Titelverteidigung retteten.

Die Fans erlebten ein Handball-Spektakel mit insgesamt 16 Siebenmetern, zehn Zeitstrafen, einer Rote Karte nach 15 Minuten gegen Domagoj Duvnjak, der Christian Zeitz brachial in den Wurfarm gegriffen hatte, und eine Torflut mit 73 Treffern, die zustande kam, weil beide Teams in der Hektik der Derby-Atmosphäre neben Weltklasse-Leistungen auch viele Fehler einstreuten. Die Zuschauer sahen wechselnde Führungen, großartige Torhüterparaden und zitterten bis zum Schluss um einen Kieler Sieg, der immer auf der Kippe stand. Sogar Trainer Alfred Gislason hüpfte eineinhalb Minuten vor der Schlusssirene bei einer Vier-Tore-Führung noch nervös an der Seitenlinie herum, glaubte immer noch nicht an den Sieg. Er wurde erlöst durch das siebte Tor, des in der zweiten Halbzeit wie im Rausch spielen und werfenden Christian Zeitz. "Wir wollten ein gutes Spiel und vor allem unser wahres Gesciht zeigen", sagte Gislason. Jetzt habe seine Mannschaft drei wichtige Spiele in Folge gewonnen und außerdem Punkte für die Champions-League-Qualifikation gesammelt. "Aber natürlich war es uns auch ganz wichtig, den HSV zu schlagen, das sind immer ganz enge Spiele, heute war es wieder ein verdienter Sieg."

Am Ende hatte sich der vielleicht um Nuancen größere Siegeswille der Kieler durchgesetzt, auch weil Thierry Omeyer die Torhüterduelle gegen seine Hamburger Gegenspieler Johannes Bitter und Per Sandström für sich entschied. Und auch, weil Filip Jicha und Christian Zeitz ihre in der ersten Halbzeit schleifenden Bremsen in den zweiten 30 Minuten lösten, das THW-Angriffsspiel endlich mit ihren unnachahmlichen Toren belohnten. Kiels Handball-Anhang durfte sich aber auch davon überzeugen, dass der HSV ein verdienter Meister werden wird. Die Hamburger standen kompakt in der Abwehr, passten sich dem THW-Tempo mühelos an und dürfen auf eine Bank bauen, die durchweg mit Weltklasse-Leuten besetzt ist. Als Duvnjak mit Rot raus musste, übernahm Michael Kraus den Part des Mittelmannes, unterstützt wurde er von Guillaume Gille. Stark trumpfte auch der Rückraum um Kristoph Lijewski und Blazenko Lackovic auf. Der Kroate kam erst spät, für ihn musste Pascal Hens weichen, den wohl auch die Pfiffe der Kieler Zuschauer weichgekocht hatten. Kiels Anhang schimpfte den Nationalspieler einen Schauspieler, entfachte ein Pfeifkonzert sobald Hens Ballkontakt hatte. Pfiffe kassierten auch die Unparteiischen Bernd und Reiner Methe. Sicher, nicht alle Entscheidungen waren nachzuvollziehen. Aber in den meisten Fällen lag das Duo aus Vellmar doch richtig, sie leiteten das Spitzenspiel souverän.

Der THW drehte vor allem in den Schlussminuten der beiden Halbzeiten auf, wandelte einen 11:14-Rückstand mit dem Halbzeitpfiff durch eine Energieleistung und dem Tor von Jicha in ein 19:18 um. In der zweiten Halbzeit lagen die Kieler nach 40 Minuten mit 22:24 zurück, ein THW-Lauf von 6:1 Toren zum 28:25 brachte eine kleine Vorentscheidung. Als Thierry Omeyer dann minutenlang zur Wand mutierte, Klein, Palmarsson, Zeitz und Co. die gewonnenen Bälle in Tore umwandelten, bewegten sich die "Zebras" auf die Siegerstraße. "Ein mitreißendes Spiel", hatte HSV-Coach Martin Schwalb gesehen. "Wir haben in einigen entscheidenden Situationen das Tor nicht gemacht, statt dessen eins bekommen", resümierte der 47-Jährige. "Deswegen hatten wir den Sieg nicht verdient."

(von Reimer Plöhn, aus den Kieler Nachrichten vom 21.04.2011)


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