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01./02.06.2014 - Letzte Aktualisierung: 02.06.2014 Champions League

VELUX EHF Final4: THW verpasst seinen vierten Titel

CL, Finale: 01.06.2014, So., 18.00: SG Flensburg-Handewitt - THW Kiel: 30:28 (14:16)
Update #1 KN-Bericht, KN-CL-Splitter und weitere Stimmen ergänzt...

Enttäuschte Kieler nach der Final-Niederlage.
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Der THW Kiel hat seinen vierten Champions-League-Titel verpasst. Im Finale des "VELUX EHF Final4" in Köln unterlagen die "Zebras" am frühen Sonntagabend in einer Neuauflage des Endspiels von 2007 der SG Flensburg-Handewitt mit 28:30 (16:14). Auch sechs Treffer Aron Palmarssons, der zum besten Spieler des Finalturniers gekürt wurde, reichten nicht.
THW startet furios
Das Kribbeln vor diesem Schleswig-Holstein-Derby im Finale der Königsklasse war förmlich greifbar: 20.000 Fans verwandelten die Lanxess-Arena in einen Hexenkessel. In diesem erwischte der THW Kiel den besseren Start: Schnell führten die "Zebras", immer wieder unterstützt von tollen Paraden von Johan Sjöstrand,
Filip Jicha erzielte drei Treffer.
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mit 2:0 und 4:1 (6.). Als der starke Sigurdsson dann nach elf Minuten zum 8:3 traf, nahm SG-Coach Ljubomir Vranjes die Auszeit. Mit stehenden Ovationen feierten die Kieler Fans ihre Mannschaft, die in der Folge den Vorsprung sogar auf 11:5 ausbaute (16.). Dann aber musste der angeschlagene Palmarsson eine Pause einlegen - urplötzlich stockte das Angriffsspiel der "Zebras". Die Flensburger nutzten dies zu einem 4:1-Lauf, die Partie war beim 9:12 wieder richtig spannend.
Knappe Führung zur Pause
Auch Gislason zog nun den grünen Karton, und Ekberg netzte auch wieder zur Vier-Tore-Führung ein (25.). Allerdings sorgte dann das dänische Schiedsrichtergespann für unläubige Gesichter: Ein klares Foul an Filip Jicha, dem Heinl in den Arm griff, wurde nicht geahndet, und ein Foul an Rene Toft Hansen interpretierten die Unparteiischen als Stürmerfoul - was Eggert zum 14:16-Anschluss nutzte. Da Palmarssons Freiwurf nach der Schlusssirene nur an der Latte landete, blieb es bei diesem Stand zur Pause.
Flensburg setzt sich ab
Aron Palmarsson wurde zum besten Spieler des Turniers gewählt.
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Nach dem Wechsel verkürzte Flensburg zunächst auf ein Tor, doch Vujin konterte postwendend. Nach Jichas Treffer zum 19:17 (35.) wurde ein ehemaliges "Zebra" zum echten Faktor: Mattias Andersson wurde zur Wand, die vom THW Kiel sieben Minuten lang nicht bezwungen werden konnte. Flensburg kam Tor um Tor heran, ging durch einen Kempatreffer von Eggert beim 20:19 erstmals in Führung (41.), die Glandorf ausbaute. Gislason wechselte den Torwart, doch im Angriff machten die Zebras zuviele Fehler: Svan traf zum 23:20 und 24:21, als er einen Abpraller verwandelte (46.). Wenige Sekunden später landete ein Anspiel auf Toft Hansen beim Gegner, Mogensen netzte zum 25:21 an.
THW mobilisiert letzte Kräfte
Champions-League-Sieger 2014: Die SG Flensburg-Handewitt.
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Da waren noch 13 Minuten zu spielen - und zunehmend machte sich bei den "Zebras" der Substanzverlust der vergangenen Wochen richtig bemerkbar. Doch noch waren die Kieler nicht geschlagen: Als Jallouz hochstieg und zum 24:26-Anschluss traf, schöpften die Fans des deutschen Rekordmeisters wieder Hoffnung. Erst Recht, nachdem Zeitz in der 52. Minute weiter verkürzen konnte - doch einen erneuten Ausgleich schaffte der THW Kiel nicht mehr. Ein technischer Fehler im Angriff führte zum 25:27-Konter, und als Gottfridsson zum 28:25 traf, feierten die Fans des nördlichen Nachbarn. Doch der THW fightete sich erneut zurück, war beim 28:29 durch Vujin (57.) wieder dabei. Doch Andersson, Eggerts siebter Treffer und Vujins geblockter Wurf entschieden die Partie.
Enttäuschung und Stolz
Den "Zebras" war die Enttäuschung und die Müdigkeit nach einer unglaublich kräftezehrenden Saison anzumerken - und doch mischte sich im Laufe des Abends wieder eine gehörige Portion Stolz in die Gesichter. Stolz über eine Saison, in der mit dem 19. Deutschen Meistertitel mehr erreicht wurde als erwartet. Und Stolz auf den Einzug in das Finale um die europäische Königsklasse.

 

Lesen Sie bitte auch:


Stimmen zum Spiel:

THW-Trainer Alfred Gislason:
Flensburg hat die Champions League verdient gewonnen. Wir sind gut gestartet, aber ich wusste auch, dass wir Probleme bekommen würden, je länger das Spiel dauert. Wir haben dann an Tempo verloren, Flensburg wurde immer besser. Ich bin glücklich, dass wir überhaupt das Finale dieses weltbesten Turniers erreicht haben. Und ich bin extrem stolz auf meine Mannschaft, die in dieser Saison alles erreicht hat, was wir vor der Saison als Ziel ausgegeben haben. Deutscher Meister und im Finale der Königsklasse - diese Bilanz kann sich mehr als sehen lassen. Heute war Flensburg aber einfach besser.
Flensburgs Trainer Ljubomir Vranjes:
Wir sind sehr glücklich, hier sitzen zu dürfen und sagen zu können, dass wir die Champions League gewonnen haben. Bis zum heutigen Tag war es eine sehr lange Reise, und ich habe den Spielern vor dem Endspiel gesagt, wie stolz ich auf sie bin. Wir haben gestern Großartiges geleistet, das heute war unglaublich.
THW-Kapitän Filip Jicha:
Ich versuche, mir ein Lächeln abzuringen. Denn diese unglaublich intensive Saison ist endlich vorbei. Es war hart heute, wir waren unglaublich müde. Wir haben es versucht, aber es hat nicht gereicht. Flensburg hat es verdient, sie haben das gut gelöst.
Flensburgs Linksaußen Anders Eggert:
Ich genieße den Moment. Wir haben viele Finals verloren, jetzt haben wir den größten Titel im Vereinshandball. Ich bin sprachlos.
THW-Spielmacher Aron Palmarsson gegenüber den KN:
Mattias Andersson war ein entscheidender Faktor im Spiel, er hat in der zweiten Halbzeit unglaublich gehalten. Aber wir hatten auch unsere Probleme im Angriff, haben keinen Rhythmus gefunden. Ich selbst habe mich zwischendurch auswechseln lassen, da ich wegen meiner Verletzung und der harten letzten Wochen eine Pause brauchte.
Flensburgs Torhüter Mattias Andersson gegenüber den KN:
Wir haben nie aufgegeben, haben gekämpft und wussten, was wir zu tun haben.

Chmpions League, Finale: 01.06.14, So., 18.00: SG Flensburg-Handewitt - THW Kiel: 30:28 (14:16)

Logo SG Flensburg-Handewitt:
Andersson (1.-60., 20 Paraden), Rasmussen (n.e.); Karlsson, Nenadic, Eggert (7/1), Glandorf (5), Mogensen (4), Svan (7), Weinhold (4), Wanne (n.e.), Heinl (1), Gustafsson (n.e.), Gottfridsson (2), Bogunovic, Radivojevic (n.e.), Knudsen; Trainer: Vranjes
Logo THW Kiel:
Sjöstrand (1.-41., 10 Paraden), Palicka (41.-60., 3 Paraden); Toft Hansen (1), Sigurdsson (5), Sprenger, Wiencek (1), Ekberg (5), Zeitz (1), Jallouz (1), Palmarsson (6), Klein (n.e.), Jicha (3), Vujin (5); Trainer: Gislason
Schiedsrichter:
Martin Gjeding / Mads Hansen (Dänemark)
Zeitstrafen:
Flensburg: 4 (Knudsen (14.), Svan (16.), Mogensen (34.), Heinl (55.));
THW: 2 (2x Wiencek (8., 15.))
Siebenmeter:
Flensburg: 1/1;
THW: 0
Spielfilm:
1. Hz.: 0:2, 1:2, 1:4 (6.), 2:4, 2:6, 3:6, 3:8 (11.), 5:8, 5:11 (16.), 6:11, 6:12, 9:12 (22.), 9:13, 10:13, 10:14, 12:14 (26.), 12:16, 14:16;
2. Hz.: 15:16, 15:17, 16:17, 16:18, 17:18, 17:19 (35.), 21:19 (41.), 21:20, 23:20, 23:21, 25:21 (47.), 25:22, 26:22, 26:25 (52.), 28:25, 28:26, 29:26, 29:28 (57.), 30:28.
Zuschauer:
20.000 (ausverkauft) (Lanxess-Arena, Köln)
Spielgrafik:
Spielgrafik

 

Aus den Kieler Nachrichten vom 02.06.2014:

Am Ende waren die Akkus leer

30:28 - Ex-Zebra Mattias Andersson führte die SG Flensburg-Handewitt zum größten Erfolg der Vereinshistorie
Köln. Wer vor dem "Final4" zehn Euro auf einen Sieg der SG Flensburg-Handewitt gesetzt hatte, kann sich von dem Gewinn einen schicken Mittelklassewagen kaufen. Das Team von Ljubomir Vranjes besiegte einen Tag nach dem dramatischen Siebenmeter-Krimi gegen den FC Barcelona (41:39) gestern Abend auch den THW Kiel mit 30:28 (14:16). Ausgerechnet Torhüter Mattias Andersson, ein Ex-Zebra, sollte sich in der mit 20000 Zuschauern ausverkauften Lanxess-Arena in Köln zum Alptraum der Kieler entwickeln.

In der hektischen Schlussphase verpassten die Flensburger sogar das Warten auf den finalen Pfiff. Bereits zwei Sekunden davor stürmten sie auf das Feld, herzten ihren Torhüter Mattias Andersson, ihren Turm in einem intensiven Derby. Lasse Svan, siebenmaliger Torschütze, heulte wie ein kleines Kind, gestandene Männer wie Kapitän Tobias Karlsson hüpften über das Feld, als würden Showeinlagen wie diese extra belohnt. Kein Wunder, war es doch der erste Triumph der Flensburger in der Königsklasse. Einer, den sie sich durch ihre Unermüdlichkeit verdient hatten. Gegen Barcelona hatten sie in den letzten acht Minuten einen Sechs-Tore-Rückstand gegen den hohen Favoriten aufgeholt. Auch gegen die Zebras lagen sie nach 20 Minuten bereits mit sechs Toren (6:12) zurück.

Wer jetzt zehn Euro auf die SG setzte, hätte in einem nagelneuen Ferrari nach Hause fahren können. In dieser Phase sprach nicht mehr viel für das Team um den Neu-Kieler Steffen Weinhold. Sie hatten im April 2005 zum letzten Mal ein Finale gegen den THW gewonnen (DHB). Der Rekordmeister war zuvor in fünf Endspielen siegreich gewesen, drei davon hatte er gegen die Flensburger gewonnen (Pokal 2011 bis 2013).

Doch mit zunehmender Spieldauer sammelte sich die 6:0-Deckung der SG, dahinter wuchs Andersson einmal mehr über sich hinaus. Eben jener Andersson, der 2007 mit dem THW Kiel die Champions League gewonnen hatte - gegen Flensburg (28:28/29:27). Im Schatten von Thierry Omeyer wurde er in beiden Spielen nur einmal bei einem Siebenmeter eingewechselt. Diesmal war Andersson der Omeyer. Aron Palmarsson, zum wertvollsten Spiel des Turniers gewählt, führte seine Mannschaft mit einem sechsten Tor (27:29/57.) noch einmal heran, dann traf Marko Vujin - Kiel fehlte nun nur ein Tor. Doch Holger Glandorf antwortete prompt, dann hielt Andersson einen wahrlich nicht soft geworfenen Wurf von Palmarsson, die Entscheidung. "Wir haben einfach keine Antworten gefunden", sagte THW-Linksaußen "Goggi" Sigurdsson, der zum vierten Mal in Folge in Köln startete, die begehrte Trophäe aber erneut verpasste.

Spätestens als Thomas Mogensen einen Vujin-Wurf blockte, ließen die Kieler die Schultern hängen. Sie hatten alles gegeben, aber nach der rasanten Aufholjagd in der Bundesliga waren die Köpfe leer und die Beine schwer. Während die Kieler darauf warteten, dass die Flensburger ihre Freudentänze beendeten, um die letzten Sekunden von der Uhr zu nehmen, lief Alfred Gislason zu seinem Kollegen Vranjes und gratulierte ihm. Der gegenseitige Respekt ist groß, diesmal hatte Vranjes das bessere Ende für sich. Für den THW Kiel endete eine grandiose Saison mit einer Schramme, aber nach einer Nacht, das scheint sicher, wird die Freude darüber überwiegen, im Jahr eins nach dem Abschied von Omeyer, Daniel Narcisse, Marcus Ahlm und Momir Ilic - mit Veszprem bester Torschütze der Champions League geworden - Meister geworden und das "Final4"-Finale erreicht zu haben. Heute fliegen die Zebras gemeinsam nach Hamburg, dort werden sich ihre Wege trennen.

Für Dominik Klein und Patrick Wiencek geht es direkt weiter nach Frankfurt, um sich dort mit der Nationalmannschaft auf die wichtigen WM-Play-Offs (7. und 14. Juni) gegen Polen vorzubereiten. Dann werden Kieler und Flensburger, gleichwertige Gegner in einem denkwürdigen Finale, wieder gemeinsam an einem Strang ziehen.

(von Wolf Paarmann, Ralf Abratis, Merle Schaack, aus den Kieler Nachrichten vom 02.06.2014)

 

Aus den Kieler Nachrichten vom 02.06.2014:

Final4-Splitter

Puyol - Er hatte Glück gebracht: Am 20. April saß Fußball-Star Carlos Puyol auf der Tribüne, als der FC Barcelona in einem dramatischen Viertelfinal-Rückspiel die Sieben-Tore-Niederlage (38:31/24:31) aus dem Hinspiel gegen die Rhein-Neckar Löwen noch ausbügelte. Puyol, der 15 Jahre lang das Trikot des FC Barcelona getragen und gerade seine Karriere beendet hatte, begleitete die Handballer auch nach Köln - diesmal half sein Daumendrücken nicht.

Kontaktlinsen - Gegen Veszprem blieb Marko Vujin blass. Lag es daran, dass er gegen seine Ex-Kollegen spielte? War der Druck zu groß? Nein. Der Serbe, gerade bester Torschütze (248) der Bundesliga-Saison geworden, hatte nach fünf Minuten seine Kontaktlinsen verloren. Und sein Ersatzpaar, stets auf der Auswechselbank deponiert, war aus unerfindlichen Gründen stark eingetrübt. Ohne Linsen ist der Linkshänder nahezu blind. Im Finale konnte er wieder sehen, der Team-Guide hatte ihm ein neues Paar besorgt.

TV - Das Schleswig-Holstein Magazin konnte am Sonnabend mit einem aktuellen Beitrag vom Kieler Halbfinale glänzen, auch ein schnelles Interview mit einem besiegten Flensburger schien innerhalb der Sendezeit möglich zu sein. Da die Rechte bei Eurosport liegen, der NDR keine Livebilder senden darf, musste sich Moderater Thomas Baltuttis auf kuriose Weise behelfen, als die Partie dann doch in die Verlängerung ging: Der Sender schaltete zwar live in die Halle, zu sehen waren aber nur Baltuttis und SG-Manager Dierk Schmäschke, der ein Interview gab, während sich neben ihm ein Drama abspielte.

Lobby - Wer aus der Kieler Mannschaft nicht auf der Massagebank lag, versammelte sich in der Lobby des "Radisson Blu", um dort die Liveübertragung des SG-Dramas im Halbfinale zu sehen.

Blinklicht - Hinter den Toren blinkte immer dann eine rote Signaltafel auf, wenn die Partie unterbrochen wurde. Da die Pfiffe angesichts des Lärmpegels schwer zu verstehen waren, sollten die Zuschauer auf visuelle Weise auf Pausen hingewiesen werden.

Formatwechsel - Die Champions League steht vor einem Umbruch. In der kommenden Saison wird noch nach dem bisherigen Modus gespielt, dann aber sollen mehr Mannschaften die Chance haben, in der Königsklasse anzutreten. In zwei Achter-Gruppen spielen die stärksten Teams, von denen sich die jeweils sechs Besten für die K.o.-Runde qualifizieren. Die Sieger springen direkt in das Viertelfinale. In einer zweiten Ebene spielen zwölf Teams - aufgeteilt in zwei Gruppen - um zwei weitere Tickets für das Achtelfinale. Damit spielen 28 statt bisher 24 Teams mit.

(von Wolf Paarmann, Ralf Abratis, Merle Schaack, aus den Kieler Nachrichten vom 02.06.2014)


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