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03./04.12.2000 - Letzte Aktualisierung: 04.12.2000 Champions League

Unnötige Niederlage in Braga

Für den Gruppensieg ist nun Gudmes Hilfe erforderlich

Champions League, 4. Gruppenspiel: 03.12.2000, So., 15.00: ABC Braga (POR) - THW Kiel: 22:21 (9:11)
Großes Update #1

THW beim Einlaufen in die ehemalige Fischauktionshalle von Braga.
THW beim Einlaufen in die ehemalige Fischauktionshalle von Braga.
Nach einer von THW-Manager Uwe Schwenker als "unnötig" bezeichneten 21:22 (11:9)-Niederlage beim portugiesischen Meister ABC Braga ist für die Zebras der erwünschte Tabellenplatz eins in der Champions League-Gruppe C in Gefahr. Nachdem nun Braga mit 6:2 Punkten die Tabellenführung vor dem THW (5:3) übernommen hat, sind die Zebras für den Gruppensieg auf die Hilfe des dänischen Vertreters GOG Gudme angewiesen, die am nächsten Wochenende die Portugiesen empfangen.
Nach ausgeglichenem Beginn (2:2, 6.), bei dem Steinar Ege bereits einen Strafwurf parieren konnte, hatte sich der deutsche Meister bis zur 15. Minute einen 5:2-Vorsprung herausgespielt. Einer der THW-Torschützen war Nenad Perunicic, der trotz seiner im Spiel in Gudme zugezogenen Bänderdehnung zur Anfangsformation gehörte.

Nach dem 3:5-Anschlußtreffer durch Kostetsky nahm ABC-Trainer Donner eine Auszeit, versuchte sein Team neu einzustellen. Doch zunächst blieb der THW am Drücker und führte nach 19 Minuten mit 6:4. Auch der zwischenzeitliche Ausgleicher der Gastgeber zum 6:6 (20.) verunsicherte den THW nicht, Max Wislander machte vom Kreis - er traf insgesamt achtmal - das 7:6. Nachdem "Stoney" Ege seinen zweiten Strafwurf parieren konnte, nutzten die Zebras die Chance und stellten mit dem 8:6 (23.) die alte Zwei-Tore-Führung wieder her. Der Vorsprung hätte sogar deutlicher ausfallen können, denn Nenad Perunicic traf in dieser Phase zweimal nur das Holz.

Im ersten Durchgang hatte Braga große Probleme mit der THW-Deckung.
Im ersten Durchgang hatte Braga große Probleme mit der THW-Deckung.
Mit dem dritten von Ege parierten Siebenmeter im Rücken führte der THW kurz vor der Pause nach 10:7-Vorsprung (26.) immerhin noch mit 10:8 (28.), doch Kostetsky verkürzte 20 Sekunden vor dem Kabinengang auf 9:10. Nun nahm THW-Coach Noka Serdarusic eine Auszeit. Magnus Wislander schien die Anweisung seines Trainers perfekt umzusetzen und machte drei Sekunden vor der Pause das Tor zum 11:9-Halbzeitstand.

Nach Wiederanpfiff mußte der THW nach 12:10-Führung zunächst den 12:12-Ausgleich hinnehmen (34.), doch innerhalb von zwei Minuten führte man wieder mit zwei Tore (14:12, 36.). Als der deutsche Meister vom 15:14 auf 16:14 (43.) erhöhte, blitzte beim Zusammenspiel von Olsson mit Lövgren, der auf Wislander am Kreis paßte, kurzzeitig sogar ein wenig Spielfreude auf. Freude kam dann besonders bei den 30 mitgereisten THW-Fans auf, als ihr Team die Führung auf 18:15 (47.) und 19:16 (48.) ausbaute. Die Braga-Anänger waren merklich ruhiger geworden.

Doch innerhalb weniger Minuten verwandelte sich die bis dato relativ ruhige ehemalige Fischhalle in einen brodelnden Hexenkessel. Tchikoulaev hatte mit seinem Treffer zum 17:19 (48.) die Aufholjagd der Gastgeber eingeleitet, Lifanov und Kostetsky besorgten den 19:19-Ausgleich (50.). Kostetsky war es auch, der nach THW-Timeout mit dem 20:19 (52.) die erste ABC-Führung im Spiel erzielte - die Halle tobte.

Mit dem 20:20 (53.) durch Wislander blieb der THW noch eine Minute im Spiel, dann aber verkleinerte Cruz mit einem Doppelschlag zum 21:20 (54.) und 22:20 (56.) die Chancen der Zebras auf einen Punktgewinn erheblich. Kurz zuvor war zudem noch Nenad Perunicic mit Knieproblemen ausgeschieden, für ihn mußte nun wieder Wolle Schwenke in den verbleibenden fünf Minuten ran.

Nachdem Lövgren aus dem Rückraum an Moragdo scheiterte und Schwenke 160 Sekunden vor Abpfiff den Ball verlor, hielt Steinar Ege mit seinem fünften parierten Strafwurf den THW noch weiter im Spiel. 115 Sekunden standen auf der Hallenuhr, der THW war in Überzahl - die Möglichkeit, den wichtigen Punkt aus Portgual mit nach Hause zu nehmen, war immer noch da.

Nach einem Gerangel zwischen Schmidt und Martins, das fast zu eskalieren drohte, war das Spielfeld noch übersichtlicher, beide Kontrahenten wurden mit Zeitstrafen belegt. Als der THW 52 Sekunden vor Abpfiff durch den ansonsten blassen Nikolaj Jacobsen per Starfwurf zum 21:22 anschloß und Braga 15 Sekunden vor Schluß den Ball verlor, hatte der THW weiter die Chance zum Punktgewinn. Doch die Zebras waren zu hektisch und die slowakischen Unparteiischen Rudinsky und Podlucky entschieden sehr spät auf Timeout. Bei drei Sekunden verbleibender Spielzeit und Freiwurf - fast am eigenen Torkreis - setzte Noka Serdarusic alles auf eine Karte, nahm Ege aus dem Tor und brachte mit Nenad Perunicic einen zusätzlichen Feldspieler.

Großer Jubel bei ABC Braga nach dem Sieg.
Großer Jubel bei ABC Braga nach dem Sieg.
Staffan Olsson führte den Freiwurf aus, warf einen langen Paß auf den 13 Meter vom ABC-Tor stehenden Lövgren, der zog ab und scheiterte in buchstäblich letzter Sekunde an Bragas Keeper Morgado. Großer Jubel bei Braga und seinem lautstarken Anhang - die Spieler fielen sich in die Arme.

Bester Spieler beim THW war Steinar Ege (fünf Siebenmeter gehalten), erfolgreichster Schütze war Max Wislander mit acht Toren. Bei Braga überzeugten vor allem Torhüter Morgado, Kostetsky (8/4), Tchikoulaev (4/2) und der bullige Kreisläufer Galambas (4).

Stimmen zum Spiel:

Magnus Wislander:
Das war wieder mal ganz typisch. Wir kämpfen, tun alles, führen nach 45 Minuten mit 19:16, kassieren zwei schnelle Gegentore und verlieren den Kopf.
THW-Trainer Noka Serdarusic:
In der letzten Viertelstunde fehlten die Frische und die Konzentration.

[Zu Nenad Perunicic:]
Ich war überrascht, daß er schon soviel konnte. Ohne ihn wären unsere Chancen noch geringer gewesen.

Stefan Lövgren selbstkritisch:
Wir haben nicht schlecht gespielt, aber keine Tore gemacht.

Es gibt Phasen, da gelingt alles. Jetzt habe ich eine, da gelingt nichts.

THW-Manager Uwe Schwenker:
Wir haben 50 Minuten relativ souverän geführt und bis zum 19:16 recht ordentlich gespielt. Als wir dann aber den Ausgleich hinnehmen mußten, wachte die Halle auf und uns fehlte auch das Quentchen Glück.

Ich bin schon enttäuscht, die Niederlage war unnötig.

Die Spieler sind momentan nicht in bester physischer und psychischer Verfassung, in den entscheideden Momenten versagen da schon einmal die Nerven.

Wir haben zu viele indiviudelle Fehler begangen, dadurch ABC Braga erst stark gemacht, das resultiert dann in einem solchen Ergebnis.

Selbst im letzten Angriff hatten wir ja noch die Chance, einen Punkt mitzunehmen, aber es sollte nicht sein.

Jetzt sind wir leider auf die Hilfe von GOG angewiesen, um Gruppenerster zu werden. Das Erreichen des Viertelfinales ist natürlich nicht in Gefahr.

Für mich war es aber wichtig zu sehen, da die Mannschaft wollte. Einsatz und Wille waren da.

Nikolaj Jacobsen selbstkritisch:
Ich kam nicht ins Spiel, war vielleicht auch zu passiv.

Champions League, 4. Gruppenspiel: 03.12.00, So., 16.00 (MEZ): ABC Braga (POR) - THW Kiel: 22:21 (9:11)

Logo ABC Braga (POR Flagge POR):
Morgado (1.-60.), Gomes (ein 7m); Galambas (4), Rodrigues, Cruz (3), Nesterov, Martins (1), Nunez (n.e.), Almeida, Lifanov (2), Tchikoualev (4/2), Kostetsky (8/4); Trainer: Donner
Logo THW Kiel:
Ege (1.-60.), Geerken (ein 7m); Wislander (8), Bezdicek, Ernelind (4), Jacobsen (2/1), Schwenke, Bjerre, Perunicic (5), Lövgren (1/1), Schmidt, Olsson (1); Trainer: Serdarusic
Schiedsrichter:
Rudinsky / Podlucky (Slowakei)
Zeitstrafen:
Braga: 5 (Rodrigues, Martins, Tchikoulaev, zweimal Almeida) ;
THW: 4 (Schwenke, Perunicic, Schmidt, Wislander)
Siebenmeter:
Braga: 11/6 (Tchikoulaev scheitert zweimal an Ege, Kostetsky sogar dreimal);
THW: 4/2 (Jacobsen scheitert an Morgado, Perunicic an Gomes)
Spielfilm:
1. Hz.: 0:2, 2:2, 2:3, 2:5, 4:5, 4:6, 6:6, 6:7, 6:8, 7:8, 7:10, 9:10, 9:11;
2. Hz.: 10:11, 10:12, 12:12, 12:14, 13:14, 13:15, 14:15, 14:16, 15:16, 15:18, 16:18, 16:19, 20:19, 20:20, 22:20, 22:21
Zuschauer:
1500 (Sporthalle, Braga)
Spielgraphik:
Spielgraphik


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