17.12.2000 | Champions League |
Update #4 |
Vor dem Spiel war die Welt in der Ostseehalle noch in Ordnung... |
Eine ungewohnte Anfangsformation des THW. |
Nachdem sowohl der THW (der angeschlagene Bezdicek scheitert vom Kreis an Agerschou) als auch Gudme (Nielsen wirft überweg) Torchancen vergaben, schaffte Morten Bjerre per Einzelaktion das 1:1 (5.). Inzwischen war der geschwächte Nenad Perunicic zur Stabilisierung in die Deckung gekommen. "Bezze" (Nachwurf vom Kreis) und Jacobsen (Tempogegenstoß) brachten den THW dann mit 3:1 (7.) in Führung.
Das war's dann aber mit der THW-Herrlichkeit, Gudme glich schnell durch Lindhardt und Nielsen zum 3:3 aus und nachdem Stefan Lövgren, der an seine schlechte Leistung in Essen nahtlos anknüpfte, zweimal an der Deckungsreihe der Dänen gescheitert war, schaffte GOG per Gegenstoßtor durch Stryger wieder die Führung: 4:3 (10.).
Beim THW lief heute wenig zusammen. |
Wenig später kam dann noch Steinar Ege für seinen Keeper-Kollegen Axel Geerken, doch welcher der beiden Torhüter heute aktiv war, machte keinen Unterschied. Beide kamen zusammen insgesamt auf sieben Paraden, während ihr Gegenüber Agerschou für sich fünfzehn gehaltene Bälle verzeichnen konnte. Doch nicht nur die Keeper und der schlechte Rückraum waren Schuld am Rückstand, die Deckung stand einfach nicht - die Schützen von GOG trafen aus allen Lagen.
Während der restlichen ersten Halbzeit blieb der THW stets mit vier Toren im Rückstand (8:12, 23.; 10:14, 26.; 13:17, 30.). In dieser Phase verschaffte der erst spät eingewechselte Ex-Großwallstädter Claus-Jacob Jensen dem THW große Probleme. Gegen eine viel zu passive Deckung traf der lang-aufgeschossene Däne wie er wollte: Drei Tore in zwei Minuten, die THW-Fans stöhnten bei jedem Treffer auf. Auch eine 5:1-Deckung des THW gegen den linken Rückraum der Gäste änderte daran nichts. Kurzerhand rochierte der GOG-Angriff und Jensen traf dann eben aus dem rechten Rückraum...
Mit einem 14:17-Rückstand der Zebras ging es dann in die Kabine. Wer nun erwartet hatte, daß der deutsche Meister in Halbzeit zwei zur Aufholjagd ansetzen würde, wurde gnadenlos enttäuscht, es gab nur kurze THW-Strohfeuer, die von GOG schnell gelöscht wurden. Nach 15:18-Anschluß (33.) ging der Heimatverein von Nikolaj Jacobsen sogar mit deutlichen fünf Toren (20:15, 36.) in Führung und nach dem 17:20 (38.) erhöhten die Dänen wieder auf 19:23- (42.) und 20:25 (44.).
Nach diesem Tumult sah Mike Bezdicek die rote Karte. |
Zum Ende konnte der Gastgeber den katastrophalen Neun-Tore-Rückstand immerhin auf "nur" sechs Treffer verringern, aber mit dem 28:34 dürfte das Thema "unbezwingbare Ostseehalle" vorerst zu den Akten gelegt sein. Bei GOG Gudme brillierte nicht nur Torhüter Agerschou, sondern insbesondere der Rückraum aus Claus-Jacob Jensen (10 Tore), Kasper Nielsen (7) und Simon Lindhart (6) konnte überzeugen, dazu kam noch ein sicherer Außen und Tempogegenstoßschütze Sören Stryger (7/1). Beim THW dagegen gab es keinen "besten Spieler", am meisten Tore erzielten Jacobsen (6/3) und Ernelind (6/1) vor Bjerre (5).
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Champions League-Viertelfinales.
Pressekonferenz. Von links: THW-Arzt Dr. Brandecker, THW-Trainer Serdarusic, Hallensprecher Körting, Trainer Nyegaard, Jacobsen |
Wir haben gewonnen, weil wir die bessere Mannschaft waren. Ich bin unheimlich froh und habe mich schon sehr bei den Spielern bedankt. Es ist immer gut zu gewinnen, aber in der Ostseehalle - eine der Hallen Europas - zu gewinnen, ist schon etwas besonderes. Deshalb bin ich sehr stolz, daß wir so klar gewinnen konnten. Es war ein großes Vergnügen für uns, daß zu schaffen.Es war ein Spiel, in das beide mit Verletzungssorgen gegangen sind, wir mußten ohne Boeriths und Laen auskommen, das war ein großes Handicap für uns. Daher sind wir sehr zufrieden, daß wir so ein Spiel vor solch einer Kulisse machen konnten.
Ja, sie haben gewonnen, weil sie die bessere Mannschaft waren, das war ganz deutlich. Wir hatten in der ersten Halbzeit kein Rezept in der Abwehr, nur einige Minuten spielten wir in der Deckung nicht ganz so schlecht. Aber da gingen dann so zwei oder drei Verzweiflungswürfe von GOG rein, da hat man dann natürlich auch wenig Lust, in der Abwehr zu spielen...In der zweiten Halbzeit haben wir dann versucht, das Spiel umzubiegen, daber das hat leider nicht geklappt, weil wir im Rückraum eine schlechte Leistung gezeigt haben. Stefan Lövgren hat genauso schlecht gespielt wie in Essen, außerdem haben beide Torhüter fast nichts angefaßt. Als dann noch Bezdicek nach "Rot" raus mußte und Holger Menke das erste Mal in seinem Leben am Kreis spielte, war prinzipiell alles gelaufen. Holger hat da drei, vier Hundertprozentige verworfen, aber ich will ihm da gar keinen Vorwurf machen. Ich will ihn lieber überreden in der nächsten Saison richtig bei uns einzusteigen, damit wir dann 14 Spieler haben...
Aber das alles zurvor genannte ist keine Entschuldigung für unsere Leistung.
Zu unserer Verletzungssituation:
Jacobsen hatte vor dem Spiel große Probleme mit dem Rücken, aber als er fitgespritzt werden sollte, ist er lieber so aufgelaufen, obwohl er nicht gesund ist. Ein großen Dank an Nenad Perunicic. Es war großartig, daß er sich bereit erklärt hat, überhaupt zu spielen, denn nach dem Warmmachen hatte er einen viel zu hohen Ruhepuls. Die einzig richtige Lösung wäre eigentlich gewesen, daß er nicht spielt. Aber dann hätten das einige wieder nicht verstanden, wenn wir ohne Wislander, Olsson und Perunicic aufgelaufen wären.[Frage: Wollten Sie vielleicht absichtlich Zweiter werden?]
Nein, wir haben nicht auf den zweiten Platz gespielt. Ich habe gewußt, daß die Ostseehalle fast ausverkauft ist, und 7000 Menschen kann man nicht veralbern. Wir wollten das Spiel unbedingt gewinnen.Nikolaj Jacobsen kann das bestätigen: Ich habe schon vor dem Spiel in Braga davor gewarnt, was passieren kann, wenn wir nicht Gruppenerster werden. Vor 1000 mehr als fanatischen Zuschauern in Cetinje (Montenegro), die von 25 Polizisten mit Maschinenpistolen in Schach gehalten werden, zu spielen, das will ich wirklich nicht...
Zum Ende der Halbserie sind wir nun in einer Situation, in der wir überlegen müssen, ob es noch so klug ist, die Spieler "fit zu spritzen", ober ob der Moment erreicht ist, an dem ein Spieler einfach nicht mehr spielen darf.Wir haben Wislander und Olsson nicht geschont, sondern ihr Zustand hat einen Einsatz einfach nicht erlaubt. Auch Nenad Perunicic hätte mit seiner fiebrigen Bronchitis eigentlich nicht spielen dürfen. Er hatte nach dem Warmmachen einen Ruhepuls von 120, da ist es eigentlich nicht möglich zu spielen. Er hat das dann doch gemacht, obwohl es nicht gesund ist.
Und zu Mike Bezdicek: Ich weiß nicht, wie er das 60 Minuten macht. Wir werden ihn morgen noch einmal untersuchen, dann wird sich herausstellen, wie und wann er operiert werden muß. Er konnte nur spielen, weil er so viel Tabletten geschluckt hat, wie ein "normaler Patient" nicht vertragen würde.
Der einzige, der eigentlich "fit" ist, ist Klaus-Dieter Petersen. Der macht gute Fortschritte in seiner Reha, beginnt in den nächsten Tagen wieder mit Lauftraining und kann im Januar dann wieder leichtes Training machen.
Wislander und Olsson kriegen wir bis Mittwoch wohl wieder hin, bei Perunicic bin ich mir da nicht so sicher.
(17.12.2000) | Ihre Meinung im Fan-Forum? |