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Seit Saisonbeginn hat sich das Gesicht des
HSV Hamburg verändert.
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HSV |
Am Samstag ist es endlich so weit: Nach der
WM-Pause geht's für den THW endlich
wieder los. Die Zebras müssen ab 15.45 Uhr in der ausverkauften 12759 Zuschauer fassenden
Color Line Area beim HSV Hamburg antreten (live im NDR-TV und im
NDR-Live-Ticker).
Schon zweimal trat der THW in dieser Saison gegen die Neu-Hamburger an.
Das erste Aufeinandertreffen endete im September 28:28 unentschieden in der Ostseehalle
(siehe
Bericht). Das zweite Mal trafen die beiden Nordvereine Anfang November in
der
3. Runde des DHB-Pokals aufeinander. Diesmal war der THW
erfolgreich: Mit 26:24 gewann der deutsche Meister in der Alsterdorfer Sporthalle
(siehe
Bericht).
Trotz dieser beiden Spiele findet am Samstag Nachmittag eine Premiere
statt: Erstmals läuft der THW in der neu gebauten, fast 13000 Zuschauer fassenden
Color Line Arena auf. Kein Wunder, dass das Medieninteresse enorm ist. Über 80 Journalisten sind
akkreditiert, das NDR-Fernsehen berichtet mit 60 Mitarbeitern
ab 15.45 Uhr live. Ferner berichten SAT1., HH1, der MDR und die Radiosender NDR2, NDR Welle Nord,
NDR 90.3 und RSH. Nicht nur das Medieninteresse sondern auch der Zuschauerzuspruch ist enorm.
Seit Wochen ist die Partie ausverkauft, der HSV hätte auch 15000 oder mehr Karten absetzen können.
Ob es ein richtiges Heimspiel für den HSV wird, ist dennoch ungewiß.
Experten erwarten unter den fast 13000 Zuschauern mehrere tausend THW-Anhänger.
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Unter Bob Hanning ist der HSV bisher ungeschlagen.
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HSV |
Auch wenn sich die
Tabellen-Verhältnisse im Norden für die THW-Fans
normalisiert haben -
der THW ist Fünfter mit 21:13 Punkten, Hamburg Elfter mit 14:22 Zählern - werden die Zebras sicherlich
auf der Hut sein, denn
in der Color Line Arena musste sich nicht nur die SG Flensburg-Handewitt geschlagen geben.
Mitte Dezember gabs einen überraschenden Trainerwechsel beim HSV. Der Schwede Anders Fältnäs musste gehen,
für ihn kam Bob Hanning, der wenige Tage zuvor
seinen Hut in Willstätt genommen hatte.
Unter Hannings Regie hat der HSV bisher kein Spiel verloren, 5:1 Punkte lautet die Erfolgsbilanz
des ehemaligen Co-Trainers der Nationalmannschaft, der als "Workaholic" gilt.
Furioser Auftakt war ein 32:31-Heimsieg über Magdeburg.
Kjell Landsberg schrie nach dem Schlußpfiff ins Hallenmikro: "Wir haben das geilste Publikum der Liga! Wahnsinn!"
Danach folgten ein Unentschieden in Göppingen und ein Auswärtssieg in Minden
(siehe
Kurve Hamburg). Hannings Erfolgsrezept: "Ich habe viel mit den Spielern gesprochen, Leidenschaft eingefordert."
Die Mannschaft habe daher wieder mehr Selbstvertrauen.
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HSV-Blitz-Neuzugang Jon Belaustegui schlug mit 32/2 Toren in fünf Spielen gut ein.
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HSV |
Nicht nur der Trainer wechselte seit Saisonbeginn, auch das
Team, das wir in den Vorberichten
zum
Bundesliga-Hinspiel und
Pokalspiel bereits vorstellten,
hat sich verändert.
Nach dem verletzungsbedingten Ausfall von Guillaume Gille (Achillessehnenriß) wurde der HSV noch einmal
auf dem Transfermarkt aktiv: Vom TuS N-Lübbecke wechselte Andrej Siniak (RM) an die Alster, vom spanischen
Spitzenklub Ademar Leon kam wenig später Jon Belaustegui (RR). Zudem wurde der ehemalige
Schwartauer Thilo Strauch zur Abwehrverstärkung reaktiviert und das junge Talent Matthias Karbowski stieß
von Ellerbek zum HSV. Wieder mit dabei sein wird
der schwedische Kreisläufer Peter Möller, der nach seinem Bänderriß im September sein Comeback
gegen den THW feiern soll. Fehlen werden neben Giullaume Gille weiter die Langzeitverletzten
Simen Muffetangen Roman Judycki. Mattias Karbowski fällt ebenso aus.
Personelle Fixpunkte des
Hamburger Kaders sind die
starken Torhüter Tomas Svensson und
Goran Stojanovic,
der starke Kreisläufer Bertrand Gille,
der Allrounder
Tomas Knorr und die Außen
Jonas Ernelind,
Adrian Wagner und Moustapha Taj.
Natürlich laufen beim HSV derzeit auch die personellen Planungen für die kommende Spielzeit auf vollen Touren.
In der Medienstadt Hamburg berichtet die Presse laufend über die neuesten Transfergerüchte.
So soll der HSV einen heissen Flirt mit dem spanischen Nationalspieler Iker Romero gehabt haben.
Fast unter der Dach und Fach scheint laut dem Hamburger Abendblatt der Wechsel
des schwedischen Nationalspielers Martin Boquist
nach Hamburg zu sein. Jonas Ernelind soll bei seinem Freund ein gutes
Wort für den HSV eingelegt haben.
Definitiv ist der Transfer von Torsten Jansen von der HSG Nordhorn, der
Ex-Nationallinksaußen wird ab Sommer 2003 für den HSV auf Torejagd gehen.
Er soll Adrian Wagner ersetzen, der im Sommer zum THW wechselt. Vom THW zum HSV
wechselt dagegen Morten Bjerre.
Thomas Knorr glaubt in einem Interview mit
Handball-World.de an einen
Sieg seines Teams über den THW,
"weil wir jetzt eine schöne neue Halle haben. Dazu kommt das tolle Publikum im Rücken.
Das reicht hoffentlich um das Spiel zu gewinnen." Die 5:1-Serie von Bob Hanning erklärt
"Knorre" so:
"Er macht zum Beispiel gutes Training. Wir hatten aber zuletzt auch zwei bis drei
Verletzte weniger, so dass mehr Substanz vorhanden war."
Beste Werfer beim HSV ist momentan der Bertrand Gille (78/6), der mit Frankreich WM-Dritter
wurde. Ihm folgen
Jonas Ernelind (64/27),
Thomas Knorr (61/2) und
Adrian Wagner (45/7).
Interessant wird für die Handball-Experten sicherlich das Fortsetzung des WM-Duells zwischen
Henning Fritz und
Bertrand Gille sein. Der Franzose scheiterte im
WM-Halbfinale ein ums andere
Mal an dem bis in die Haarspitzen motivierten deutschen Nationalkeeper.
Bild-Hamburg sieht zwischen
Fritz und
Gille reichlich Zündstoff und zitiert HSV-Coach Bob Hanning:
"
Henning hat herausragend gehalten, ist absolute Weltklasse. Aber
die Art und Weise, wie er mit Bertrand umgegangen ist, verletzt sportliche Regeln.
Das hat er nicht nötig."
THW-Trainer Noka Serdarusic erwartet vor der "Riesenkulisse" ein
enges Match. "Magdeburg hat verloren, Flensburg hat verloren", erklärt der Coach, warum
der THW sicherlich nicht als Favorit in die Partie geht. Großen Respekt hat
Serdarusic vor dem Spanier Jon Belaustegui, das sei ein Mann
für die "leichten Tore", er sei "eine richtige Verstärkung".
In nur fünf Spielen war Belaustegui seit Mitte November
bereits 32/2 Mal erfolgreich.
Mit dem Spanier, Siniak und Gille am Kreis
sei der HSV eine richtig gefährliche Mannschaft.
Verzichten muß der THW-Coach weiter auf
Piotr Przybecki, der noch zur
Behandlung in Düsseldorf weilt.
Nikolaj Jacobsen und
Demetrio Lozano sind im reduzierten Training, mehr als ein Kurzeinsatz dürfte
am Sonnabend nicht möglich sein. Auflaufen wird dagegen sicherlich erstmals
Ljubomir Pavlovic, durch den jugoslawischen Rückraumspieler
erhofft sich
Noka Serdarusic Entlastung für
Davor Dominikovic im Angriff. Neben Weltmeister
Dominikovic
werden auch alle anderen WM-Teilnehmer auflaufen. Keiner der Spieler hat sich im Turnier größere Blessuren
geholt.
Bob Hanning machte vor dem Spiel in der Hamburger Morgenpost eine Kampfansage an den THW:
"Es wird Zeit, dass Kiel mal wieder verliert. Die Bude muss brennen.
Aus Kiel werden sicher auch viele Fans da sein, aber ich baue darauf, dass die Hamburger lauter
sein werden und uns genauso gut unterstützen wie gegen Magdeburg. Dann gewinnen wir auch."
Sorgen macht sich der HSV-Trainer nur um Bertrand Gille:
"Er wurde bei der WM zu oft eingesetzt. Sein Akku ist im roten Bereich.
Vielleicht spielt er in jeder Halbzeit nur 15 Minuten."
Schiedsrichter der Partie sind Geipel (Steuden) / Helbig (Halle).
Vor dem Derby des THW gegen den HSV aus der Medienstadt Hamburg ist die Presse besonders
aktiv.
"Die Welt" berichtet in einem
Doppel-Interview
mit HSV-Geschäftsführer Olaf Knüppel und THW-Manager Uwe Schwenker vom
"Wortgefecht der Manager", für die "Hamburger Morgenpost" steht
Henning Fritz in einem
Interview
Rede und Antwort und im "Hamburger Abendblatt" wird über
Adrian Wagner berichtet, der
"Hamburg im Herzen, Kiel im Sinn"
hat.
"Die Welt" beleuchtet in ihrem
Interview
Gemeinsamkeiten und Gegensätze der beiden Nordklubs.
Während Schwenker im Gespräch mit der Welt
sich auf die Partie als "weitere Werbung für den Handball" freut,
weist Knüppel darauf hin, dass es "ein ganz brisantes Duell" wird, weil man mit dem THW noch eine Rechnung
offen habe. Der HSV-Geschäftsführer glaubt, dass sein Team aus dem Verhalten von Henning Fritz
gegenüber Bertrand Gille bei der WM zusätzliche Motivation ziehe und sieht Kiel nicht mehr als Nummer eins im Norden:
"Es ist nichts vergänglicher, als der Ruhm von
gestern." Knüppel hofft auf sein Publikum und ist sich sicher, dass die Hamburger gegen die mitgereisten
THW-Fans (Schwenker: "Ich erwarte rund 3500 echte Kieler Fans") gegenhalten werden.
Henning Fritz erklärt in der "Mopo" noch einmal den Grund für seine Aggressivität auf dem
Spielfeld: "Ich brauche das, um mich voll konzentrieren zu können." Und um Thema Gille sagt
Fritz laut Morgenpost:
"Er weiß selbst, was er mit mir und einigen Kollegen gemacht hat.
Deshalb habe ich ihm gedroht und mich hochgepusht. Aber das ist abgehakt.
Sonnabend gebe ich ihm die Hand, fertig." Der deutsche Nationaltorhüter weiß,
daß es schwer wird, in der Color Line Arena zu gewinnen, sagt aber:
"Ich freue mich auf das Spiel und die volle Arena."
Derweil freut sich der Noch-HSVer Adrian Wagner im
Hamburger Abendblatt schon auf den THW: "In Kiel wird ein neues Team aufgebaut, das ist sehr reizvoll."
Das Thema "Gille vs.
Fritz wird in den Hamburger
Medien weiter hochgekocht.
Ganz so ernst mochte
Klaus-Dieter Petersen das Thema nicht nehmen wie
die Kieler Nachrichten berichten.
Bei der Rückkehr aus Portugal erklärte er den Zebra-Fans schon auf
dem Flughafen in Holtenau ironisch: "Über das Spiel in Hamburg macht Euch
mal keine Sorgen.
Henning und Bertrand Gille sind
ja schon bei der WM gute Freunde geworden."
Nach Berichten der Kieler Nachrichten hätte der HSV mehr als 25000 Karten
verkaufe können. Nach Aufstockung der Hallenkapazität passen nun 13159 Zuschauern
in die Arena, darunter wohl mehrere tausend Kieler. Die Hamburger Polizei rechnet
mit 5000 THW-Fans, THW-Manager Uwe Schwenker geht von
3500 bis 4000 aus.
Jeweils 250 fahren organisiert im Zebrasprotten-Tross bzw. mit dem THW-Reisebüro.
Schwenker in den Kieler Nachrichten:
"Die Fans sind auf den unterschiedlichsten Vertriebwegen an die Karten gelangt.
Das Interesse und die Unterstützung freuen uns riesig. Das hat natürlich auch
mit der geografischen Nähe zu Hamburg und der Neugier auf die neue große
Halle zu tun. Aber es zeigt auch, wie viel Rückhalt wir in der Region genießen."
"Eine Serie wird reißen, entweder meine mit 5:1 Punkten seitdem ich beim
HSV bin oder Nokas mit 19:1 Zählern aus den letzten zehn Bundesliga-Spielen.
Ich freue mich, das wird auf jeden Fall ein riesiges Spiel mit Derbycharakter",
blickt Hanning in den KN voraus.
THW-Trainer Noka Serdarusic muss nominell zwar nur auf einen
Spieler - Piotr Przybecki - verzichten. Das bedeutet jedoch
nicht, dass er aus dem Vollen schöpfen kann.
Ljubomir Pavlovic, der 22-jährige Neuzugang aus Sintelon,
gibt sein Debüt mit der Rückennummer 20.
Demetrio Lozano wagt neun Monate nach seiner
Knorpeloperation die ersten Schritte, auch
Nikolaj Jacobsen sucht nach Ellbogen-Operation und
Knieproblemen den Anschluss.
Serdarusic dämpft in den Kieler Nachrichten verständlicherweise die
Erwartungen: "Das sind ja nicht Demetrio oder
Nikolaj wie wir sie kennen. Die brauchen Zeit,
das kann Wochen und Monate dauern. Und keiner kann vorhersagen, wie sich das
bei den beiden entwickeln wird", sollen die ehemaligen Leistungsträger in
kleinen Schritten Spielpraxis sammeln. Auch davon, dass es beim 2,09m großen
Jugoslawen Pavlovic nicht von null auf hundert
gehen wird, geht der Kieler Trainer aus: "Das ist doch ein junger Mann,
der zum Beispiel noch nie in seinem Leben richtiges Krafttraining gemacht hat.
Der hat noch einen langen Weg vor sich."
Die Misstöne der vergangenen Tage ("Hassduell") wollte HSV-Coach
Bob Hanning laut Hamburger Abendblatt nicht überbewertet wissen.
"Hass ist nicht im Spiel. Aber es ist klar, dass gegen Kiel jede zusätzliche Motivation
überflüssig ist."
In einem NDR-Online-Interview
sagt Henning Fritz vor der Partie:
"Hamburg gehört absolut nicht dahin, wo sie momentan stehen. Sie hatten das
Problem, dass sie zu Anfang ihre Halle noch nicht zur Verfügung hatten und viele
Spiele erst auswärts gespielt haben - deswegen kommt vielleicht dieser schlechte Tabellenstand
zustande. Außerdem hatten sie einige Verletzungsprobleme. Aber ich bin der
festen Überzeugung, dass Hamburg sich da unten rausarbeiten wird und von daher
dieses Spiel fifty-fifty steht. Ich denke, dass Hamburg genauso gute Chancen hat,
dieses Spiel zu gewinnen wie wir."
Um Hamburg Paroli zu bieten, sei es wichtig, sich auf die Stärken zu konzentrieren,
"dass wir sehr diszipliniert spielen, dass wir in der Abwehr gut stehen
und dass wir aus der Abwehr vielleicht relativ leichte Tore machen können im Gegenstoß."
Wichtig sei auch die Chancenverwertung im Angriff, denn Hamburg habe zwei sehr
gute Torhüter.
"Ich glaube, wenn wir das schaffen, haben wir gute Chancen, in Hamburg zu gewinnen."
HSV-Kapitän Thomas Knorr glaubt dagegen in der Hamburger
Morgenpost an einen Sieg
seines Teams:
"Das wird ein geiles Ding. Derbys machen immer besonders Spaß.
Wir werden gewinnen und uns und den Fans einen schönen Abend bereiten."
Dieser Vorbericht wird wie gewohnt ständig aktualisiert...
München - Deutschlands Handball-Fans sind zu beneiden. Nicht einmal eine Woche nach dem
Endspiel der Weltmeisterschaft zwischen Deutschland und Kroatien (31:34) setzt die
Bundesliga ihre 26. Saison fort.
Der Blick am Samstag ist nach Hamburg gerichtet. Dort trifft der abstiegsgefährdete HSV
im Nord-Derby in der seit Monaten ausverkauften Color-Line-Arena auf den Deutschen
Meister THW Kiel.
Für beide geht es nicht nur um einen guten Start in den zweiten Teil der Serie. Während
der THW seine Aufholjagd Richtung Europapokal-Platz fortsetzen will, müssen die Hamburger
weitere Zähler im Kampf um den Klassenverbleib einfahren.
Seit sechs Wochen schwingt Bob Hanning als Trainer beim HSV das Zepter.
Sport1 sprach mit
dem 34-Jährigen über den Wechsel in die Hansestadt, die bösen Gerüchte um den HSV, die
Einkaufspolitik und den Angriff auf die deutsche Spitze.
- Sport1:
-
Herr Hanning, seit sechs Wochen sind Sie nun Trainer des HSV Handball. Ihr
Rücktritt bei der SG Willstätt/Schutterwald war noch nicht publik, da stand der Wechsel
nach Hamburg in einer Nacht- und Nebel-Aktion schon fest. Haben Sie mittlerweile Zeit
gehabt, wahrzunehmen, was überhaupt passiert ist?
- Bob Hanning:
-
Nein. Es ging alles viel zu schnell. Noch immer lebe ich im Hotel, und
zuletzt war ich auch bei der WM in Portugal. Deswegen habe ich bislang noch viel zu wenig
von der Stadt genießen können. Aber das kommt noch. Ganz sicher.
- Sport1:
-
Sie haben den HSV als Schlusslicht übernommen, und auf Anhieb 5:1 Punkte in Folge
geholt. Ein Traumstart. Wie haben Sie nun die WM-Pause mit dem Team genutzt?
- Bob Hanning:
-
Zunächst einmal muss man sagen, dass ich auf einem Fundament aufbauen konnte.
Mein Vorgänger Anders Fältnäs hat viel bewegt in Hamburg. Ich habe mir jetzt ein sehr
intensives Bild von der Mannschaft gemacht. Es ist gut, das Team in drei Partien unter
Stress erlebt zu haben. Auf Grund dieser Erfahrungen haben wir auch schon auf dem
Transfermarkt reagiert. Mit Torsten Jansen können wir den Abgang von
Adrian Wagner sehr
gut kompensieren. Und
Morten Bjerre ist der erfahrene Mann für den Rückraum, den wir
gesucht haben. Nun wollen wir noch einen Rückraumspieler haben. Natürlich haben wir aber
auch intensiv trainiert. Wir haben die Zeit sehr gut genutzt.
- Sport1:
-
Ihr letzter Verein SG Willstätt/Schutterwald und der HSV standen zurzeit Ihres
Wechsels auf Abstiegsplätzen. Kann man beide Klubs vergleichen?
- Bob Hanning:
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Hanning: Willstätt und HSV: "zwei verschiedene Welten in einer Liga".
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HSV |
Nein, natürlich nicht. Ich habe mich in Baden sehr wohl gefühlt. Aber Hamburg
ist eine Weltstadt, mit einem ganz anderen Medieninteresse als das es die SG jemals
bekommen wird. Es sind zwei verschiedene Welten in einer Liga.
- Sport1:
-
Um den HSV gab und gibt es böse Gerüchte, was die finanzielle Situation angeht.
Haben sich diese bestätigt?
- Bob Hanning:
-
Nun, die Bundesliga-Klubs haben immer gesagt, sie wollten dem HSV helfen, aber
in der Liga hört die Solidarität an der eigenen Türschwelle auf. Mich haben die Gerüchte
auch beschäftigt. Aber wer solch eine Möglichkeit bekommt, etwas zu bewegen, sollte sich
mit den positiven Dingen beschäftigen.
- Sport1:
-
Hat sich denn das Image des HSV geändert?
- Bob Hanning:
-
In jedem Fall. Wir könnten mittlerweile drei bis vier Bundesliga-Mannschaften
auf verschiedenen Niveau-Stufen zusammenstellen. So viele Spieler haben sich selbst oder
sind uns über Vermittler angeboten worden. Wir haben die schönste Halle und eine Traum-
Stadt. Zudem gibt es ein angenehmes Gehalts-Gefüge, welches aber nicht, wie von vielen
behauptet, übertrieben ist. Wir wachsen zu einer guten Adresse heran.
- Sport1:
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Auch die Mannschaft befindet sich im Umbruch. Vielfach wird salopp davon
gesprochen, der HSV wolle die Liga leer kaufen.
- Bob Hanning:
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Es ist schon amüsant, so etwas zu hören. Wenn in der Kieler Presse von ruinösen
Vertragsgesprächen die Rede ist, kann ich das nur belächeln. Früher hat man genau das dem
THW vorgeworfen, nun uns. Darüber kann ich nur lachen. Wir haben eine gute Mannschaft,
die wir noch punktuell verstärken werden. Einen Spieler werden wir zur neuen Saison noch
holen. In dieser Serie hat jeder Spieler noch die Chance, sich zu präsentieren für die
Zukunft. So, wie sich die Spieler derzeit bewegen, ist auch mit ihnen plus Verstärkungen
einiges machbar.
- Sport1:
-
Spürt man die Bewegung im Umfeld?
- Bob Hanning:
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Überall. Es ist eine Begeisterung entstanden. Alle sind heiß und alle sind
hungrig in dieser Stadt, dass sich etwas bewegt.
- Sport1:
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Nun heißt der erste Gegner nach der WM-Pause Kiel. Kein angenehmer Konkurrent,
wenn man nicht weiß, wo man steht.
- Bob Hanning:
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Ähnlich war die Situation für mich vor dem Spiel gegen Magdeburg. Kiel hat 19:1
Punkte geholt, und jetzt wird es Zeit, dass der THW wieder verliert.
- Sport1:
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Von Respekt keine Spur also.
- Bob Hanning:
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Wir haben eine breite Brust, und wir sind selbstbewusst. Sicher wissen wir, dass
wir noch nicht so weit sind wie der THW Kiel. Wir dürfen nicht vergessen, dass wir mal
letzter waren. Dafür gibt es Gründe. Aber wir arbeiten daran, dass es nicht mehr so weit
kommt. Angst vor großen Namen haben wir in keinem Fall. Die Color-Line-Arena soll unsere
Festung werden. Das muss auch Kiel zu spüren bekommen.
- Sport1:
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Welche Ziele haben Sie sich für die Rückserie gesteckt?
- Bob Hanning:
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Wir wollen noch einen einstelligen Tabellenplatz erreichen. Zudem wollen wir in
den Abwehr-Statistiken unter die besten Drei kommen, und wir wollen uns im Angriff
weiterentwickeln und die Mannschaft auf die neue Saison vorbereiten.
- Sport1:
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Mittelfristig will der HSV oben angreifen. Wie sehen die Pläne aus?
- Bob Hanning:
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Nun, im nächsten Jahr wollen wir zwischen fünf und acht mitspielen. Das traue
ich der Mannschaft dann auch zu. Im zweiten Jahr dann wollen wir uns Richtung Europapokal
orientieren. Von der Zielsetzung im dritten Jahr träume ich bereits, aber Träume soll man
nicht unbedingt sofort Preis geben.
(© 2003 Sport1, das Gespräch führte Michael Schwartz)
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