Am Sonntag gastiert die HSG Nordhorn in der Ostseehalle (Anwurf 18 Uhr).
Das Team von der niederländischen Grenze ist mit 35:21 Punkten und Platz 5
(siehe
Tabelle) klar auf Kurs
Europapokal-Qualifikation. Doch in welchem Ort die Niedersachsen in der kommenden
Saison ihre (internationalen) Gegner empfangen werden, steht in den Sternen.
Wieder einmal ist die finanzielle Situation der HSG Nordhorn prekär - mehrere Huntertausend
Euro sollen im Etat fehlen. Daher erwägt die Spielgemeinschaft aus wirtschaftlichen
Gründen den Umzug in die 11000 Zuschauer fassende Preussag-Arena in Hannover - zum Unmut
der Nordhorner Fans.
Ganz im Gegensatz zur finanziellen Lage steht die sportliche.
Seit Saisonbeginn setzten sich die Niedersachsen trotz der hochkarätigen
Abgänge in der Spitzengruppe der Liga
fest, rangierten meist zwischen Platz vier und sechs. Nur nach der 30:31-Heimniederlage
gegen den THW im November (siehe Bericht) - dem ersten Sieg
der Zebras im Euregium - fiel die Mannschaft von Kent-Harry Andersson kurz
auf Platz neun ab (siehe Kurve Nordhorn),
erholte sich aber schnell wieder und liegt nach den letzten
Erfolgen über Magdeburg, in Göppingen und gegen Minden auf Platz fünf
der Tabelle.
Mit 35:21 Punkten liegt man zwar sechs Zähler hinter dem Vierten TUSEM Essen, aber auch
zwei Punkte vor dem Sechsten Gummersbach und gar sieben vor dem THW und Wallau-Massenheim.
Damit ist die HSG klar auf Kurs Europapokalplätze.
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Bester HSG-Schütze: Jan Filip.
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HSG |
Die
Mannschaft von Trainer Kent-Harry Andersson,
der im Sommer zur SG Flensburg-Handewitt wechselt und dann von Noch-Kapitän
Ola Lindgren ersetzt wird, stellten wir im
Vorbericht zum Hinspiel bereits ausführlich vor.
Beste Nordhorner Schützen sind derzeit Rechtsaußen Jan Filip (206/34), Linksaußen
Torsten Jansen (130/36, wechselt zum HSV) und Kreisläufer Ian Marko Fog (111/2).
In der Ostseehalle konnte die HSG bei vier Auftritten bisher einmal (Saison 1999/2000) gewinnen.
Im letzten Jahr stieß der THW im Meisterschaftsendspurt Nordhorn mit einem
27:22 (siehe Bericht) von der Tabellenspitze.
Schiedsrichter der Partie am Sonntag sind
Lemme / Ullrich (Magdeburg).
Aus den Kieler Nachrichten vom 26.04.2003:
Zebras auf Sympathiefang
THW will morgen gegen Nordhorn das Publikum versöhnen
Ruhm ist vergänglich. Vor knapp einem Jahr knisterte es in der Ostseehalle vor Spannung. THW gegen HSG Nordhorn
hieß die Partie am 19. Mai 2002, es war der Pfingstsonntag. Kiel siegte nach einem packenden Spiel mit 27:22
(siehe
Spielbericht, zog
an Nordhorn vorbei auf Platz eins und legte am vorletzten Bundesliga-Spieltag den Grundstein für die zehnte
Handballmeisterschaft. Morgen kommt es um 18 Uhr zur Neuauflage. Mit grundlegenden Voraussetzungen allerdings.
Sechs Spiele vor dem Saison-Kehraus dümpeln die Zebras auf Rang sieben der Tabelle, die HSG behauptet immerhin
noch Rang fünf. Der Titeltraum ist für beide Teams geplatzt. Längst geht es nur noch um einen EHF-Pokalplatz und
um das Image. Für die Zebras gilt es, nach den enttäuschenden Auftritten gegen Wetzlar
(
24:24) und bei der SG
Wallau-Massenheim (
27:29) weiteren Schaden abzuwenden und die Sympathien ihres treuen Kieler Publikums mit einer
engagierten Leistung zurück zu gewinnen. Von einem Europacupplatz spricht in Reihen des Meisters zwar niemand
mehr, dennoch ist Rang sechs, den der VfL Gummersbach zurzeit besetzt, nur drei Punkte entfernt. Der sechste
Platz bedeutet dann die europäische Bühne, wenn es bei der augenblicklichen Tabellenlage bliebe und TuSEM Essen
als Vize-Pokalsieger im europäischen Cup-Wettbewerb antritt.
Schwere Wochen voller Enttäuschungen liegen hinter dem THW, trotzdem verließ Trainer
Noka Serdarusic gestern
zufrieden die Trainingshalle. Er habe nach Wallau eine harte, aber konstruktive Ansprache an seine Mannschaft
gehalten. "Das hat zwar dem einen oder anderen nicht richtig gepasst", sagte der 52-Jährige, "aber es hat
gefruchtet. Im Training waren alle Feuer und Flamme." Änderungen im Aufgebot wird es nicht geben. Zwar wäre
Ljubomir Pavlovic
eine echte Alternative im Angriff, "doch dann hätte ich ein großes Loch in der Abwehr", sagt
Kiels Trainer. Im Deckungszentrum vertraut
Serdarusic weiter auf den Kroaten
Davor Dominikovic. Der polnische
Rückraumspieler
Piotr Przybecki besetzt den zweiten erlaubten Nicht-EU-Ausländerplatz, für den Serben
Pavlovic
bleibt so nur die Tribüne. Von dort aus könnte er das Spiel seiner Kollegen gemeinsam mit
Noka Serdarusic unter
die Lupe nehmen. Der THW-Coach brummt nach der Roten Karte gegen Wetzlar seinen zweite Spielsperre ab. Auf der
Bank wird er daher erneut von Manager
Uwe Schwenker vertreten.
(Von Reimer Plöhn, aus den Kieler Nachrichten vom 26.04.2003)
Das Spiel in der Ostseehalle ist "etwas Besonderes für uns", so HSG-Trainer
Kent-Harry Andersson in den Grafschafter Nachrichten.
"Wir kennen uns ganz gut", sagt Andersson in den GN, und hält Überraschungen auf dem Feld daher
für ausgeschlossen. "Zwei 6:0-Deckungen mit guten Torwarten",
erwartet Andersson für die Defensive typisch skandinavische Handball-Qualität und
prophezeit: "Wer die bessere Tagesform hat, der gewinnt."
Das letzte Gastspiel in der Ostseehalle, bei dem die HSG Nordhorn 22:27 unterlag
(siehe Spielbericht) und die Meisterschaft an den THW verlor,
"haben wir längst vergessen", so Andersson,
"schließlich hatten wir da auch eine ganz andere Mannschaft", erklärt der Schwede in den Grafschafter
Nachrichten. Manager Bernd Rigterink hat dagegen positive Erinnerung an die Kieler
Arena:
"Wenn ich an Kiel denke, dann fällt mir immer noch unser Sieg in der
Ostseehalle in unserer ersten Bundesligasaison ein."
Für Andersson geht es beim Auftritt in der Ostseehalle primär um die Punkte für
die Europapokalqualifikation, denn: "Eigentlich geht es sogar um vier Punkte."
"Wenn wir dort gewinnen, haben wir Kiel endgültig abgehängt und zu 80 Prozent einen Europacup-Platz sicher",
rechnet der studierte Mathematiklehrer Andersson in den Grafschafter Nachrichten vor.
Sein Team reist zuversichtlich an die Förde: "Wir wollen gewinnen", sagt der Schwede, der in der kommenden
Saison die SG Flensburg-Handewitt trainiert.
Dieser Vorbericht wird wie gewohnt ständig aktualisiert...
"Klaren Kopf bewahren"
Ola Lindgren, Abwehrchef der HSG Nordhorn und 360-facher schwedischer Nationalspieler, steht heute das letzte Mal
aktiv auf der Platte der Ostseehalle. Der große "alte Schwede" wird in der nächsten Saison seine Trainerkarriere
als Nachfolger von Kent-Harry Andersson in Nordhorn beginnen. Thomas Fischer (living sports) unterhielt sich mit
dem mittlerweile 39-jährigen u.a. über dessen Perspektivenwechsel vom Kreis auf die Bank und seine HSG, den
amtierenden Vizemeister des Vorjahres.
- Zebra:
-
Zusammen mit Spielern wie
Wislander und
Olsson gelten Sie im Handballsport als der Inbegriff des
sprichwörtlichen "Alten Schweden". Was würden Sie einem jungen Spieler mit auf den Weg geben, damit dieser ebenso
lange und erfolgreich im Profisport aktiv sein kann?
- Ola Lindgren:
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Ola Lindgren.
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HSG |
Das ist schwer zu sagen. Es hängt natürlich von vielen Faktoren ab, wie lange man durchhält - z.B. vom
Verletzungspech. Ich hatte nie besonders schwere Verletzungen, von daher ganz einfach Glück. Das Wesentliche ist
aber, dass man wirklich Spaß an dem hat, was man tut. Man muss mit Spaß und Motivation ins Training gehen und die
nötige Spielfreude besitzen. Es gibt keine Formel für den Erfolg, man muss hart trainieren, um dann auf ein
bisschen Talent und Glück zu hoffen.
- Zebra:
-
Auch im kommenden Jahr bleiben Sie dem Handball und der HSG Nordhorn als Nachfolger Ihres Trainers
Kent-Harry Andersson erhalten. Wie kam es zu dem Entschluss?
- Ola Lindgren:
-
Nun, dies war ein Schritt, den ich schon seit längerem geplant habe und in der nächsten Saison
verwirklichen darf. Für mich ist es natürlich ideal, in Nordhorn bleiben zu können, zumal ich die Mannschaft und
das Umfeld bereits genau kenne.
- Zebra:
-
Freuen Sie sich auf die neue Aufgabe oder überwiegt noch das schlechte Gefühl, bald nicht mehr selber auf
dem Feld zu stehen?
- Ola Lindgren:
-
Selbstverständlich freue ich mich, sehr sogar! Der Trainerjob ist eine völlig andere Sache aus einer
anderen Perspektive. Ich denke, es wird sehr spannend. Sicherlich werde ich es auch vermissen, selber zu spielen.
Ich hatte auch schon überlegt, noch ein Jahr dran zu hängen, aber dadurch dass mein Trainer Kent-Harry Andersson
nach Flensburg wechselt, war das meine Chance, die ich einfach nutzen musste.
- Zebra:
-
Sind Sie schon praktisch an den Trainerjob herangeführt worden? Wie bereiten Sie sich vor?
- Ola Lindgren:
-
Noch ist Andersson der Trainer und ich ein Spieler, von daher kann ich jetzt nicht Stück für Stück
seine Aufgaben übernehmen. Wir haben sehr guten Kontakt zueinander, die Entscheidungen trifft er aber alleine.
Ich habe bisher lediglich mit einigen Neuzugängen gesprochen oder Turniere für die nächste Saison geplant.
- Zebra:
-
Sie kamen 1998 zur HSG, mit Ihnen kam der Erfolg - angefangen beim Aufstieg in die 1. Bundesliga bis zum
Vizemeistertitel im letzten Jahr. Wie erklären Sie sich diese Erfolgsgeschichte?
- Ola Lindgren:
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Den Erfolg macht die gesamte Mannschaft aus, kein einzelner Spieler. Wir hatten ganz einfach ein tolles
Team beisammen, eine eingespielte Mannschaft mit guten Spielern und einem sehr guten Trainer. Es hat halt alles
gepasst, die Mannschaft hatte sich gefunden und blieb so relativ lange geschlossen zusammen.
- Zebra:
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Als Abwehrorganisator werden Sie eine große Lücke in der Mannschaft hinterlassen. Haben Sie sich als
künftiger Trainer bereits einen Nachfolger ausgeguckt?
- Ola Lindgren:
-
Ja, wir haben ihn sogar bereits verpflichten können. Robert Arrhenius wird zur neuen Saison vom
spanischen Erstligisten Santander kommen. Ich denke, er wird mich sehr gut vertreten können.
- Zebra:
-
Nordhorn hat in dieser Saison bisher das Kunststück vollbracht, trotz eines relativ geringen Etats (1,9
Mio Euro) und der schmerzenden Abgänge diverser Topspieler, wie z.B. Skribic, Hagen oder Solberg (alle nach
Barcelona) nicht in die Mittelmäßigkeit abzustürzen. Geht es also auch ohne solche Spielergrößen?
- Ola Lindgren:
-
Das stimmt, wir sind mit dem bisherigen Saisonverlauf sehr zufrieden, die Mannschaft harmoniert auch
ohne die genannten Spieler recht gut und die Neuzugänge haben sich ordentlich eingereiht. Allerdings muss ich an
dieser Stelle betonen, dass ja noch ein paar Spiele ausbleiben. Es kann noch einiges passieren, der Kampf um die
letzten Europapokalplätze wird noch einmal ziemlich hart und spannend.
- Zebra:
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Wird Nordhorn den 5. Tabellenplatz als sicheren Europapokalplatz für sich behaupten können? Wie schätzen
Sie persönlich die Schlussphase ein?
- Ola Lindgren:
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Wir sind zuversichtlich, dass wir die momentane Leistung aufrecht erhalten können, ein Selbstläufer
wird es aber sicherlich nicht. Wir haben gezeigt, dass wir eine gute Mannschaft haben und auch für die eine oder
andere Überraschung gut sind. Es wird sich zeigen, wer am Ende die Nase vorne hat, vorhersagen läßt sich das
nicht. Wir werden alles geben und auf das Beste hoffen.
- Zebra:
-
Ist ein Europapokalplatz für Nordhorn überlebenswichtig?
- Ola Lindgren:
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Ein ganz klares Nein! Es ist für uns absolut kein "Muss", im Europapokal an den Start zu gehen, wir
können auch ohne internationale Auftritte überleben. Erstrebenswert ist es jedoch allemal, jeder Spieler ist
natürlich heiß darauf, sich auf internationaler Bühne zu präsentieren und sich mit anderen zu messen, es schafft
außerdem eine gewisse Abwechslung zum Bundesliga-Alltag.
- Zebra:
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Wie hoch schätzen Sie Ihre Chancen ein, die Ostseehalle nach dem Jahr 2000 (29:30) ein zweites Mal zu
erobern?
- Ola Lindgren:
-
Es wird in diesem Jahr wesentlich schwerer werden als damals. Wir müssen davon ausgehen, dass Kiel
alles geben wird, um doch noch das internationale Geschäft zu erreichen, da die Erfolgserwartungen in Kiel extrem
hoch sind. Wir wiederum werden alles dagegensetzen, was in unserer Macht steht - ein Sieg in Kiel wäre ein
riesiger Erfolg in einem richtungsweisenden Spiel. Dazu muss in allen Mannschaftsteilen alles perfekt
zusammenlaufen, sonst hat man in Kiel schnell verloren.
- Zebra:
-
Wie tief sitzt die Enttäuschung ob der verlorenen Meisterschaft im Vorjahr gegen den THW Kiel? Will sich
Ihre Mannschaft dafür eventuell besonders revangieren?
- Ola Lindgren:
-
Nein, ich denke nicht. Wenn man am Ende der Saison der Sieger mit den meisten Punkten ist, dann hat man
den Titel auch ganz klar verdient. Kiel hatte im letzten Jahr mehr Punkte als Nordhorn, dazu kann ich nur
gratulieren. Es ist egal, wo wir in der letzten Saison standen, wichtig ist die jetzige, ansonsten kann man
keinen klaren Kopf bewahren.
Das Interview führte Thomas Fischer (living sports).
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