Mittwoch ist mit Frisch Auf Göppingen diejenige Mannschaft zu
Gast in der Ostseehalle, die dem THW Kiel die letzte Niederlage zugefügt
hat. Nicht nur deshalb brennen die Zebras auf Revanche: ein Heimsieg
ist Pflicht, um im Titelkampf weiterhin gute Aussichten zu haben.
Anpfiff gegen Göppingen ist um 20.00 Uhr, Schiedsrichter
der Partie sind
Uwe Prang (Bergheim) / Uwe Reichl (Köln).
Es war der sechste Spieltag, 4300 Zuschauer verwandelten die
Hohenstauffenhalle in Göppingen wieder einmal in die
"Hölle Süd", die ihren Teil zu einem hitzigen Krimi beitrug, in
dem der THW nicht zuletzt durch eine ungerechte Zeitstrafen-
Verteilung ins Hintertreffen gelang. Dennoch war ein Happy-End
möglich, hatten die Kieler in der letzten Minute doch in
doppelter Überzahl die Möglichkeit, beim Stand von
30:31 auszugleichen. Martin Galia im FAG-Tor
verhinderte aber gleich zweimal gegen freistehende Zebras den
Ausgleich, das Spiel war trotz der 14/6 Treffer von
Johan Pettersson verloren (siehe
Spielbericht)
Das war am 6. Oktober 2004. Seitdem hat der THW Kiel keine
Niederlage mehr einstecken müssen, einzig einen Punkt im Derby gegen Flensburg
liegengelassen. Gegen ebendiese Flensburger hatte Göppingen
am vergangenen Spieltag die große Gelegenheit, auch dem
zweiten Titelaspiranten ein Bein zu stellen. Doch nach zwischenzeitlicher
17:12-Führung unterlag der Traditionsverein letztlich unglücklich mit
26:27 (17:13), was FAG-Trainer Velimir Petkovic derart aufregte, dass
er nach dem Schlusspfiff in die Schiedsrichter-Kabine stürzte, um sich
zu beschweren.
Wie in diesem Spiel erwies sich Göppingen in dieser Saison anfangs als Mannschaft
mit zwei Gesichtern: zuhause eine Macht, die unter anderem den THW und
den TBV Lemgo bezwingen konnte, erwiesen sich die kommenden Gegner
des THW zu Beginn der Saison auswärts als ein gern gesehener Gast. Viermal
verlor man zum Bundesliga-Start in fremder Halle, was aber wenig verwunderte, schließlich
stellten sich mit TUSEM Essen, Flensburg, dem VfL Gummerbach und Lemgo durchaus harte Brocken
in den Weg. Nach dem anfänglichen Nullsummenspiel verlor Göppingen allerdings nur
noch einmal auswärts (bei der HSG D/M Wetzlar), konnte aber fünfmal siegen
(siehe Kurve Göppingen). Dies hatte auch zur Folge,
dass man mit momentan 23:21 Punkten in der Tabelle mit Platz 9 deutlich besser als im Vorjahr
dasteht.
Den stark veränderten Kader von FA Göppingen stellten wir bereits
im Vorbericht zum Hinspiel ausführlich vor.
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Verhinderte im Hinspiel den Ausgleich:
FAG-Torhüter Martin Galia.
©
FAG |
Beste Torschützen sind momentan
Dragos Oprea (119/28) und Kreisläufer Andrius Stelmokas
(87/0).
In Kiel gab es für Frisch Auf bisher wenig zu holen. In insgesamt 15 Bundesliga-Begegnungen
konnte Göppingen bisher erst einmal in der Ostseehalle gewinnen (siehe auch Gegnerdaten Göppingen):
19:14 hieß es in der Saison 1978/79 für FAG, seitdem gewann
der THW seine Heimspiele mehr oder weniger
souverän. In der vergangenen Spielzeit siegten die Zebras sicher mit 35:26 (18:10).
Ähnliches erhofft man sich in Kiel auch für den Mittwoch, stellt die Begegnung doch in
zweierlei Hinsicht eine Generalprobe dar: Zum einen dürfen sich Spieler und Fans schon
einmal auf das Champions League-Viertelfinale am Samstag gegen Barcelona einstimmen, zum
anderen ist Frisch Auf am 16. April auch THW-Gegner im DHB-Pokal-Viertelfinale
(siehe auch Extrabericht). Spannung ist also garantiert,
ein Selbstgänger dürfte diese Partie für die Zebras aber auf keinen Fall werden...
(Christian Robohm)
Dieser Vorbericht wird wie gewohnt ständig aktualisiert...
Lesen Sie auch den
Vorbericht von living sports
sowie das
living sports-Interview mit
FAG-Manager Andreas Schweikert...
Lesen Sie auch einen
ersten Vorbericht der Kieler Nachrichten
Für das Spiel gegen Göppingen gibt es am Ticketcenter der
Ostseehalle noch rund 100 Steh- und 30 Sitzplatzkarten.
Aus dem offiziellen THW-Bundesliga-Magazin "zebra", von living sports:
Unser Gast aus Göppingen hat eine bewegte Vergangenheit hinter sich.
Elf Mal -einmal mehr als der THW Kiel (noch) - war "Frisch Auf"
Deutscher Meister, zweimal Europapokalsieger. Doch die goldene Zeit
der "Kempa-Buben" aus den 50er- und 60er-Jahren ist längst vorbei.
1972 letztmals Meister, hielt sich Frisch Auf bis 1989 im
Handball-Oberhaus. Dann folgte der Abstieg. Die Ursachen für
zwölf Jahre Zweitklassigkeit lagen vor allem im wirtschaftlichen
und strukturellen Bereich, eine Spielgemeinschaft mit Scharnhausen
verhinderte Schlimmeres, was den Abstieg in die Regionalliga bedeutet
hätte.
Aus dem Scheitern dieser "Zweck-Ehe" entstand die Kraft einer
eigenständigen und neuen Initiative für Erstliga-Handball in
Göppingen. Weitere vier Jahre Aufbauarbeit waren nötig, um
neben dem Abbau von Schulden eine erstligareife Mannschaft zu
formen. Ex-Trainer Christian Fitzek hatte die Mannschaft im
Aufstiegsjahr 2001 richtig gemischt: Neben erfahrenen Spielern
wie Marc Nagel und Aleksandar Knezevic wirbelten junge Wilde
wie die einstigen Publikumslieblinge Bruno und Pascal Morgant.
Heute ist Göppingen in der Bundesliga wieder relativ fest
etabliert und alte Erfolgsrezepte sollen aus der Schublade
geräumt werden. Die damals viel gelobten "Kempa-Buben" waren nämlich
allesamt Eigengewächse. Die Identifikation mit den Spielern hatte
maßgeblichen Anteil am "Wir-Gefühl", von dem man in Göppingen immer
wieder mit Stolz spricht. Mit zunehmender Internationalisierung im
Profisport geriet die Jugendarbeit und die Talentförderung jedoch mehr
und mehr ins Hintertreffen. Was zählte war der Kampf ums Überleben -
bereits "fertige Handballer" wurden gesucht. Der neuen Aufgabe,
eine ähnliche Talentschmiede wie in Magdeburg zu formen, will sich
der Verein nun annehmen. Die Handball Akademie Göppingen wird unabhängig
von Frisch Auf geführt und soll vereinsübergreifend Unterstützung für
Talente im männlichen Jugendbereich anbieten. Insgesamt versprechen
sich die Partner eine deutliche Steigerung des Handballniveaus
in der Region und eventuell den einen oder anderen Ausnahmeathleten,
der den Sprung in den Profikader schafft, der seit dieser Saison von
Velimir Petkovic trainiert wird.
Nach sechs Jahren bei den Mittelhessen kehrte der gebürtige
Bosnier ins Schwabenland zurück, wo er schon die TSG Oßweil
in der Zweiten Liga (mit Pascal Morgant), Scharnhausen und
Wernau betreut hat.
Nach einer recht enttäuschenden letzten Saison, die mit dem
14. Tabellenplatz endete, tastet sich Göppingen mit seinem
neuen Trainer nun in neue bzw. alte Handball-Gefilde vor und
steht nicht nur mit dem Überraschungssieg im Hinspiel gegen den THW (31:30)
in der Bundesliga gut da, sondern konnte sich zudem auch
für das "Final Four" des DHB-Cups qualifizieren. Gegner der
Schwaben ist bekanntlich wiederum der THW Kiel.
Für die Partie in der Ostseehalle sieht FA-Manager Andreas Schweickert
seine Mannschaft jedenfalls gut gewappnet und kommt mit einem leichten
Schmunzeln nach Kiel. So schlecht habe man im Hinspiel
ja nicht ausgesehen, so Schweickert. Dennoch ist er sich seiner
Außenseiterrolle natürlich schon bewusst. "Die Trauben hängen in
Kiel sehr hoch. Wir haben einen guten Lauf und warten ab, ob wir
nicht für eine erneute Überraschung sorgen können."
Ob die alten Geister der Kempa-Nachfolger auch am Mittwoch geweckt werden,
hängt natürlich in erster Linie von der Mannschaft des THW ab, aber
auch die Kieler Fans werden ihr Möglichstes tun, um die Trauben in
schier unerreichbare Ferne zu rücken...
(Aus dem offiziellen THW-Bundesliga-Magazin "zebra", von living sports)
Aus dem offiziellen THW-Bundesliga-Magazin "zebra", von living sports:
Gemeinsam mit seinem neuen Trainer Velimir Petkovic hat sich
Manager Andreas Schweickert "Frisch Auf" ans Werk gemacht,
den elfmaligen Deutschen Meister Göppingen wieder in Schwung
zu bringen. Nach einer enttäuschenden Saison im Vorjahr
befinden sich die Schwaben momentan im Auftrieb und stehen
zudem als Halbfinalgegner des THW Kiel im DHB-Cup (siehe auch Extrabericht) fest.
Schweickert stellte sich den Fragen von Zebra-Redakteur
Thomas Fischer (living sports) über den neuen Aufwärtsdrang
der Göppinger.
- Zebra:
-
Ihre Mannschaft hat eine gute erste Saisonhälfte gespielt.
Nach einem 14. Tabellenplatz in der letzten Saison stehen
Sie momentan auf dem neunten Rang und haben zudem das "Final-Four"
im DHB-Cup erreicht. Sie können zufrieden sein, oder?
- Andreas Schweickert:
-
Das ist richtig. Die letzte Saison war sehr anstrengend für uns,
aber wir wussten eigentlich immer, dass in der Mannschaft mehr
steckt, als sie zuvor zeigen konnte. Wir haben uns nun gezielt
verstärkt, auch mit einem neuen Trainer, Velimir Petkovic,
der sehr viel Erfahrung und Engagement mitbringt. Man hat
einfach das Gefühl, dass hier langsam etwas zusammenwächst
und ich bin sehr zuversichtlich, dass der Aufschwung sich
weiter fortsetzen wird.
- Zebra:
-
Göppingen wurde zu Anfang der Saison von vielen Handballexperten
als sehr schwach bewertet und eher der Abstiegskategorie
hinzugerechnet. Wurden Sie ganz einfach unterschätzt?
- Andreas Schweickert:
-
Nach der letzten Saison war die geringe Erwartungshaltung
an uns vielleicht sogar berechtigt. Da durften wir uns
über schwache Einschätzungen nicht wundern. Andererseits
haben uns auch schon zu Beginn dieser Spielzeit einige
Experten ein höheres Potential bestätigt, welches unser
neuer Trainer bislang gut auszuschöpfen verstand.
- Zebra:
-
Sie bewerten den Trainerwechsel für den neuen Erfolg also
schon als ausschlaggebend?
- Andreas Schweickert:
-
Das ist offensichtlich. Man spürt es regelrecht innerhalb
der Mannschaft, an der guten Kameradschaft, der neuen
Trainingsintensität - man hat das Gefühl, die Jungs sind
mit wesentlich mehr Spaß bei der Sache. "Petko" macht schon
einen tollen Job!
- Zebra:
-
Woran machen Sie die Unterschiede fest? Was zeichnet Ihr neues Team aus?
- Andreas Schweickert:
-
Es ist ganz einfach der unbedingte Wille zum Erfolg, den
"Petko" der Mannschaft vorlebt. Er selber tut
alles für das Wohl des Teams, schenkt den Jungs
sein Vertrauen, verlangt aber auch von jedem
einzelnen seiner Spieler auf dem Spielfeld und
im Training ihm dies zurück zu zahlen. Zudem ist
er natürlich auch ein "alter Fuchs" im Handballgeschäft,
was der Mannschaft sehr zugute kommt.
- Zebra:
-
Ihr offizielles Saisonziel wurde mit "besser als im Vorjahr"
ausgegeben. Machen Sie sich nun eventuell schon Hoffnungen
auf einen Europapokalplatz?
- Andreas Schweickert:
-
Im Vordergrund stand und steht immer noch für uns, uns
zu steigern - was nach der letzten Saison ja nicht
so schwierig war. Jetzt muss man einfach mal gucken,
wie weit die Reise geht. Wir stellen uns keine bestimmten
Platzierungen vor - aber träumen darf man natürlich schon.
- Zebra:
-
Auf Ihrer Transferliste standen zu dieser Saison mit
Trainer sechs Neuzugänge und ganze neun Abgänge zu
Buche. Klingt nach einem starken Umbruch...
- Andreas Schweickert:
-
Nun, das liest sich auf dem Papier dramatischer als
es tatsächlich war. Die gravierendsten Wechsel haben,
denke ich, neben dem Trainerposten, im Tor, am Kreis
und auf der Mittelposition stattgefunden. Diese Achse
ist "Petko" sehr wichtig und dem galt dementsprechend
auch sein Hauptaugenmerk. Diese Liste relativiert sich
ganz schnell wieder bei näherem Betrachten, da dort eben
auch Spieler aufgeführt sind, die wenig gespielt haben
oder ihre Laufbahn mittlerweile beendet haben. Der Kern
der Mannschaft ist weitestgehend unverändert.
- Zebra:
-
Dennoch bleibt das Manko, dass in Ihrer Mannschaft
mit 13 Spielern nicht jede Position wenigstens
doppelt besetzt ist. Hat sich der Mangel an Quantität
bereits negativ bemerkbar gemacht?
- Andreas Schweickert:
-
Mannschaften wie Kiel oder Lemgo haben es uns ja
vorgelebt, dass man auch mit kleinen Kadern erfolgreich
sein kann, solange die Qualität stimmt. Ich meine, es
nützt nichts, 14 Spieler zu haben, nur um eben 14
Spieler zu haben. Lückenbüßer bringen uns in der
Hinsicht nicht weiter. Unser Trainer war der Meinung
, dass wir mit der Mannschaft gut gerüstet wären. Es
hat sich für mich bestätigt, dass es Sinn macht, die
Leute zu fordern, denen man sein Vertrauen schenkt -
auch die Moral der Mannschaft steigt, wenn sich jeder
Spieler als wichtiger Baustein eines Ganzen betrachten
kann und sich dementsprechend 100-prozentig reinhängt.
- Zebra:
-
Wie sieht die Perspektive für Göppingen in der neuen
Spielzeit aus? Stuttgart soll demnächst die neue Spielstätte
des VfL Pfullingen werden. Wie sieht man bei Frisch Auf
diese Entwicklung?
- Andreas Schweickert:
-
Das sind bislang nur Überlegungen, über die demnächst
endgültig entschieden werden soll. Klar ist, dass wir
"Frisch Auf! Göppingen" sind und als alte Handballhochburg
bestehen bleiben werden. Einen alten Baum kann man nicht
verpflanzen. Aber wir müssen uns eben auch der Herausforderung
stellen, den Verein auch mittel- und langfristig
erfolgreich zu führen. Die alte Hohenstauffenhalle
hat in ihrer jetzigen Verfassung definitiv bald
ausgedient, während in Stuttgart bis 2006 eine neue
Halle entsteht, die auch ausgelastet werden möchte.
Wir prüfen momentan noch alle Möglichkeiten.
- Zebra:
-
Sportlich konnten Sie mit dem Nationalspieler Christian
Schöne auf dem Transfermarkt bereits den ersten Coup machen.
- Andreas Schweickert:
-
Christian Schöne wird unser Spiel auf der rechten Seite
sicherlich noch mehr in Schwung bringen können. Wir sind
sehr froh über seine Entscheidung, in der nächsten Saison
zu uns zu wechseln. Momentan sind wir noch auf der Suche
nach weiteren Spielern, vor allem im Rückraum, um dort
noch mehr Alternativen zu haben. Es muss sich aber auch
ganz bewusst um einen Ergänzung handeln, der das Team
weiter nach vorne bringt. Mit Branko Kokir sind wir
diesbezüglich mit den Verhandlungen schon recht weit.
- Zebra:
-
Was haben Sie für Erwartungen an Christian Schöne? In
Magdeburg wurde sein Vertrag ja nicht verlängert...
- Andreas Schweickert:
-
Das stimmt. Allerdings hat dies meiner Ansicht nach
keine sportlichen Gründe. Meine Einschätzung ist,
dass die Magdeburger auf dieser Position aufgrund
ihrer starken Talentförderung sehr gut besetzt sind
und nun den mehr erfahrenen und wertvolleren Spieler
abgeben. Der Christian ist ein toller Typ, der auch
die Perspektive hat, in der Nationalmannschaft bald
eine größere Rolle zu spielen und wird uns in unserem
Aufschwung in Göppingen sicherlich weiterhelfen können.
- Zebra:
-
Apropos Nationalmannschaft: Sie waren mit Ihrem Trainer
selber bei der WM in Tunesien dabei. Wie war Ihr Eindruck
von der deutschen Mannschaft?
- Andreas Schweickert:
-
Ich war zwar einige Tage dort, hatte mit der deutschen
Mannschaft an sich allerdings wenig Kontakt und kann mir
da kein großes Urteil erlauben. Wir waren mehr damit
beschäftigt, in den anderen Lagern nach neuen
Perspektiven Ausschau zu halten.
- Zebra:
-
Dennoch werden Sie die deutschen Spiele verfolgt haben.
Werten Sie die WM als Rückschlag oder als hoffnungsvollen
Neubeginn?
- Andreas Schweickert:
-
Alles in allem denke ich, dass mehr drin gewesen wäre.
Die Spiele waren knapp und wurden unglücklich verloren,
positive Ansätze waren aber durchaus vorhanden. Die
Mannschaft braucht sicherlich noch Zeit, zusammenzuwachsen,
diese Zeit muss man ihr auch einräumen.
- Zebra:
-
Zurück zur Bundesliga: Was bedeutet für Sie der Einzug
in das "Final Four" des DHB-Cups? Schon ein willkommener Geldsegen, oder?
- Andreas Schweickert:
-
Nun, unser Etat ist mit ca. 2 Mio Euro eher bescheiden,
wir arbeiten im Rahmen unserer Möglichkeiten und geben
auch nicht mehr aus als da ist. Deshalb bringt es uns
finanziell natürlich schon ein Stück weiter, nicht
einkalkulierte Einnahmen verbuchen zu können. Es ist
für uns aber besonders auch eine Auszeichnung und Lohn
harter Arbeit, als einziger "Südvertreter" unter den
besten vier zu stehen. Es ist genau das, wo wir mittelfristig
hinwollen und gibt uns durchaus einen willkommenen Schub
für die Psyche.
- Zebra:
-
Betrachten Sie den THW als Wunschgegner oder wäre Ihnen
eine andere Mannschaft, z.B. Nordhorn, lieber gewesen?
- Andreas Schweickert:
-
"Wunschgegner" ist wohl übertrieben. Andererseits
haben wir ja in dieser Saison gegen den THW bereits
ganz gut gespielt, mal sehen, ob diese Leistung
wiederholbar ist. Wir sind zwar klarer Außenseiter,
in dieser Rolle fühlen wir uns aber auch ganz wohl.
Wir haben nichts zu verlieren.
- Zebra:
-
Sie haben Ihren für viele überraschenden Heimsieg gegen den THW
bereits angesprochen. Der THW brennt auf Wiedergutmachung.
Was haben Sie sich für das Spiel in der Ostseehalle
vorgenommen?
- Andreas Schweickert:
-
Die Ostseehalle ist natürlich wieder eine ganz
andere Geschichte. Die Trauben hängen dort sehr
hoch. Wir haben einen guten Lauf und warten ab,
ob wir nicht für eine erneute Überraschung sorgen
können.
- Zebra:
-
Das klingt sehr selbstbewusst. Allerdings wird Ihr
Team in Kiel nicht dasselbe Spiel aufziehen können
wie in der heimischen Hohenstauffenhalle...
- Andreas Schweickert:
-
(schmunzelt): Gut, vielleicht werden wir dort den einen
oder anderen Fan weniger auf unserer Seite haben als
in Göppingen. Die Mannschaft hat einen guten Teamgeist
und muss sich nirgendwo verstecken. Ein Spiel in der
Ostseehalle ist immer etwas besonderes, dort möchte man
erst recht gut aussehen. Vielleicht gelingt es uns, dem
Branchenprimus THW noch einmal ein bisschen in die Suppe
zu spucken - das ist ja auch ein Auftrag.
(Aus dem offiziellen THW-Bundesliga-Magazin "zebra", das Interview führte
Thomas Fischer für living sports.)
Aus den Kieler Nachrichten vom 01.03.2005:
Überraschung: Frisch Auf ist super drauf
Petkovic Garant für Göppinger Höhenflug-Morgen gastiert der letzte THW-Bezwinger in Kiel
Göppingen - Neulich hat der junge Handballer Michael Kraus
die Welt wieder mal nicht verstanden. Vor gut zwei Wochen
war das, nach dem Auswärtssieg bei der HSG Düsseldorf.
Kraus und die Mannschaft von Frisch Auf Göppingen
hatten den Abstiegskandidaten Düsseldorf mehr oder
minder problemlos mit 32:21 abgebügelt. Doch zu was
sah sich sein Trainer Velimir Petkovic tags darauf
genötigt? Zur schonungslosen Fehleranalyse per Video.
Petkovic führte seiner Mannschaft die eigenen Schwächen
vor Augen: Deckungsverhalten, Überzahlspiel, zweite Welle,
dies und jenes. "Unglaublich: man macht ein Riesenspiel
und dann gibt's erst mal eine halbständige Fehleranalyse",
sagt Kraus. Aber genau jene Versessenheit aufs Detail,
hat der Göppinger Mittelmann erkannt, trägt womöglich
einen kleinen Teil dazu bei, dass sein Team derzeit so
dasteht, wie es da steht. Blitzsauber. Göppingen hat in
dieser Saison eine erstaunliche Entwicklung hingelegt.
Frisch Auf steht mit 23:21 solide im Mittelfeld der Bundesliga,
Frisch Auf steht im Final-Four-Turnier um den DHB-Pokal,
Frisch Auf hat zwischenzeitlich eine Serie von 13:1 Punkten
hingelegt. Kurzum, Frisch Auf ist super drauf. "Petkovic
hat aus unserem Sauhaufen eine richtig gute Mannschaft
gemacht", sagt Kraus.
Es ist nicht lange her, da sah es in derselben Mannschaft
schwer nach Untergang aus. Vor einem Jahr war das, Mitte
der vergangenen Saison. Frisch Auf taumelte schwer abstiegsgefährdet
am Abgrund. Die Mannschaft, untereinander uneins, präsentierte
sich von Woche zu Woche in einem bedenklicheren Zustand.
Dazu gab's gewaltigen Zwist in der Vereinsführung, ein
typischer Fall von Krise. Am Ende schaffte der Traditionsklub
aus dem Süden mit Ach und viel Krach den Klassenverbleib.
Die Bilanz einer desaströsen Spielzeit: Frisch Auf hatte
zwei Trainer verschlissen (Milomir Mijatovic, Christian
Fitzek) und bei Fans wie Sponsoren eine Menge an
Vertrauen verspielt.
Umso erstaunlicher die Entwicklung in der laufenden
Spielzeit. Und dafür gibt es eine Reihe von Gründen.
Angefangen mit dem Trainer. Velimir Petkovic, vor der
Saison aus Wetzlar nach Göppingen gekommen, hat es
binnen weniger Monate geschafft, seine Philosophie
durchzusetzen. Nach anfänglichen Schwierigkeiten
im Binnenverhältnis mit der Mannschaft genießt der
48-Jährige inzwischen höchstes Ansehen bei Spielern,
Fans und in der Vereinsführung sowieso.
Die Folgen sind durchaus beeindruckend. Frisch Auf
spielt ein überschaubares Handballkonzept, gestützt
auf eine variable Abwehr - und getragen von der seit
Jahren bestehenden Mannschaft sowie drei wichtigen Neuzugängen.
Tschechiens Nationaltorhüter Martin Galia hat im Göppinger
Trikot bewiesen, dass er zu den Topleuten der Bundesliga
gehört, als neuer Kreisläufer leistet Andrius Stelmokas
vorne wie hinten starke Arbeit, und mit dem bundesligaerfahrenen
Volker Michel verfügt Frisch Auf auch im rechten Rückraum
wieder über einen torgefährlichen Mann. Im selben Zug haben
sich die arrivierten Kräfte wie Jaliesky Garcia, Bruno
Souza und Dragos Oprea gesteigert.
Die größte Entwicklung überhaupt hat der 21-Jährige Michael
Kraus absolviert. Der gebürtige Göppinger hat sich zu einem
der torgefährlichsten Mittelspieler der Liga entwickelt und
gilt inzwischen als der künftige Regisseur der
Nationalmannschaft. "Am Mittwoch in Kiel stehen wir vor einer
hammerschweren Aufgabe", sagt Kraus, "aber im Hinspiel
hat das ja auch schon ganz gut geklappt." Es endete 31:30 für
Göppingen - die bislang letzte Niederlage des THW in dieser Bundesliga-Serie.
(Von Jonas Friedrich, aus den Kieler Nachrichten vom 01.03.2005)
THW Kiel - FA Göppingen:
Das Tippspiel ist nicht mehr verfügbar.
Mittippen!
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