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28.02./01./02.03.2005 - Letzte Aktualisierung: 02.03.2005 Bundesliga

Zebras wollen gegen FA Göppingen Revanche für Hinspiel-Niederlage

Update #3 Aktualisierung vom 28.02..., vom 01.03... und vom 02.03...

Das Team von FA Göppingen.
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Mittwoch ist mit Frisch Auf Göppingen diejenige Mannschaft zu Gast in der Ostseehalle, die dem THW Kiel die letzte Niederlage zugefügt hat. Nicht nur deshalb brennen die Zebras auf Revanche: ein Heimsieg ist Pflicht, um im Titelkampf weiterhin gute Aussichten zu haben. Anpfiff gegen Göppingen ist um 20.00 Uhr, Schiedsrichter der Partie sind Uwe Prang (Bergheim) / Uwe Reichl (Köln).
Es war der sechste Spieltag, 4300 Zuschauer verwandelten die Hohenstauffenhalle in Göppingen wieder einmal in die "Hölle Süd", die ihren Teil zu einem hitzigen Krimi beitrug, in dem der THW nicht zuletzt durch eine ungerechte Zeitstrafen- Verteilung ins Hintertreffen gelang. Dennoch war ein Happy-End möglich, hatten die Kieler in der letzten Minute doch in doppelter Überzahl die Möglichkeit, beim Stand von 30:31 auszugleichen. Martin Galia im FAG-Tor verhinderte aber gleich zweimal gegen freistehende Zebras den Ausgleich, das Spiel war trotz der 14/6 Treffer von Johan Pettersson verloren (siehe Spielbericht)

Das war am 6. Oktober 2004. Seitdem hat der THW Kiel keine Niederlage mehr einstecken müssen, einzig einen Punkt im Derby gegen Flensburg liegengelassen. Gegen ebendiese Flensburger hatte Göppingen am vergangenen Spieltag die große Gelegenheit, auch dem zweiten Titelaspiranten ein Bein zu stellen. Doch nach zwischenzeitlicher 17:12-Führung unterlag der Traditionsverein letztlich unglücklich mit 26:27 (17:13), was FAG-Trainer Velimir Petkovic derart aufregte, dass er nach dem Schlusspfiff in die Schiedsrichter-Kabine stürzte, um sich zu beschweren.

Wie in diesem Spiel erwies sich Göppingen in dieser Saison anfangs als Mannschaft mit zwei Gesichtern: zuhause eine Macht, die unter anderem den THW und den TBV Lemgo bezwingen konnte, erwiesen sich die kommenden Gegner des THW zu Beginn der Saison auswärts als ein gern gesehener Gast. Viermal verlor man zum Bundesliga-Start in fremder Halle, was aber wenig verwunderte, schließlich stellten sich mit TUSEM Essen, Flensburg, dem VfL Gummerbach und Lemgo durchaus harte Brocken in den Weg. Nach dem anfänglichen Nullsummenspiel verlor Göppingen allerdings nur noch einmal auswärts (bei der HSG D/M Wetzlar), konnte aber fünfmal siegen (siehe Kurve Göppingen). Dies hatte auch zur Folge, dass man mit momentan 23:21 Punkten in der Tabelle mit Platz 9 deutlich besser als im Vorjahr dasteht.

Den stark veränderten Kader von FA Göppingen stellten wir bereits im Vorbericht zum Hinspiel ausführlich vor.
Verhinderte im Hinspiel den Ausgleich: FAG-Torhüter Martin Galia.
Klicken Sie zum Vergrößern! Verhinderte im Hinspiel den Ausgleich: FAG-Torhüter Martin Galia.
Beste Torschützen sind momentan Dragos Oprea (119/28) und Kreisläufer Andrius Stelmokas (87/0).

In Kiel gab es für Frisch Auf bisher wenig zu holen. In insgesamt 15 Bundesliga-Begegnungen konnte Göppingen bisher erst einmal in der Ostseehalle gewinnen (siehe auch Gegnerdaten Göppingen): 19:14 hieß es in der Saison 1978/79 für FAG, seitdem gewann der THW seine Heimspiele mehr oder weniger souverän. In der vergangenen Spielzeit siegten die Zebras sicher mit 35:26 (18:10). Ähnliches erhofft man sich in Kiel auch für den Mittwoch, stellt die Begegnung doch in zweierlei Hinsicht eine Generalprobe dar: Zum einen dürfen sich Spieler und Fans schon einmal auf das Champions League-Viertelfinale am Samstag gegen Barcelona einstimmen, zum anderen ist Frisch Auf am 16. April auch THW-Gegner im DHB-Pokal-Viertelfinale (siehe auch Extrabericht). Spannung ist also garantiert, ein Selbstgänger dürfte diese Partie für die Zebras aber auf keinen Fall werden...

(Christian Robohm)

Dieser Vorbericht wird wie gewohnt ständig aktualisiert...

 

Aktualisierung vom 28.02.

Lesen Sie auch den Vorbericht von living sports sowie das living sports-Interview mit FAG-Manager Andreas Schweikert...

Aktualisierung vom 01.03.

Lesen Sie auch einen ersten Vorbericht der Kieler Nachrichten

Aktualisierung vom 02.03.

Für das Spiel gegen Göppingen gibt es am Ticketcenter der Ostseehalle noch rund 100 Steh- und 30 Sitzplatzkarten.

 

 

Alte Geister neu erwecken - Traditionsverein Frisch Auf!

Aus dem offiziellen THW-Bundesliga-Magazin "zebra", von living sports:

Unser Gast aus Göppingen hat eine bewegte Vergangenheit hinter sich. Elf Mal -einmal mehr als der THW Kiel (noch) - war "Frisch Auf" Deutscher Meister, zweimal Europapokalsieger. Doch die goldene Zeit der "Kempa-Buben" aus den 50er- und 60er-Jahren ist längst vorbei. 1972 letztmals Meister, hielt sich Frisch Auf bis 1989 im Handball-Oberhaus. Dann folgte der Abstieg. Die Ursachen für zwölf Jahre Zweitklassigkeit lagen vor allem im wirtschaftlichen und strukturellen Bereich, eine Spielgemeinschaft mit Scharnhausen verhinderte Schlimmeres, was den Abstieg in die Regionalliga bedeutet hätte.

Aus dem Scheitern dieser "Zweck-Ehe" entstand die Kraft einer eigenständigen und neuen Initiative für Erstliga-Handball in Göppingen. Weitere vier Jahre Aufbauarbeit waren nötig, um neben dem Abbau von Schulden eine erstligareife Mannschaft zu formen. Ex-Trainer Christian Fitzek hatte die Mannschaft im Aufstiegsjahr 2001 richtig gemischt: Neben erfahrenen Spielern wie Marc Nagel und Aleksandar Knezevic wirbelten junge Wilde wie die einstigen Publikumslieblinge Bruno und Pascal Morgant.

Heute ist Göppingen in der Bundesliga wieder relativ fest etabliert und alte Erfolgsrezepte sollen aus der Schublade geräumt werden. Die damals viel gelobten "Kempa-Buben" waren nämlich allesamt Eigengewächse. Die Identifikation mit den Spielern hatte maßgeblichen Anteil am "Wir-Gefühl", von dem man in Göppingen immer wieder mit Stolz spricht. Mit zunehmender Internationalisierung im Profisport geriet die Jugendarbeit und die Talentförderung jedoch mehr und mehr ins Hintertreffen. Was zählte war der Kampf ums Überleben - bereits "fertige Handballer" wurden gesucht. Der neuen Aufgabe, eine ähnliche Talentschmiede wie in Magdeburg zu formen, will sich der Verein nun annehmen. Die Handball Akademie Göppingen wird unabhängig von Frisch Auf geführt und soll vereinsübergreifend Unterstützung für Talente im männlichen Jugendbereich anbieten. Insgesamt versprechen sich die Partner eine deutliche Steigerung des Handballniveaus in der Region und eventuell den einen oder anderen Ausnahmeathleten, der den Sprung in den Profikader schafft, der seit dieser Saison von Velimir Petkovic trainiert wird.

Nach sechs Jahren bei den Mittelhessen kehrte der gebürtige Bosnier ins Schwabenland zurück, wo er schon die TSG Oßweil in der Zweiten Liga (mit Pascal Morgant), Scharnhausen und Wernau betreut hat.

Nach einer recht enttäuschenden letzten Saison, die mit dem 14. Tabellenplatz endete, tastet sich Göppingen mit seinem neuen Trainer nun in neue bzw. alte Handball-Gefilde vor und steht nicht nur mit dem Überraschungssieg im Hinspiel gegen den THW (31:30) in der Bundesliga gut da, sondern konnte sich zudem auch für das "Final Four" des DHB-Cups qualifizieren. Gegner der Schwaben ist bekanntlich wiederum der THW Kiel.

Für die Partie in der Ostseehalle sieht FA-Manager Andreas Schweickert seine Mannschaft jedenfalls gut gewappnet und kommt mit einem leichten Schmunzeln nach Kiel. So schlecht habe man im Hinspiel ja nicht ausgesehen, so Schweickert. Dennoch ist er sich seiner Außenseiterrolle natürlich schon bewusst. "Die Trauben hängen in Kiel sehr hoch. Wir haben einen guten Lauf und warten ab, ob wir nicht für eine erneute Überraschung sorgen können."

Ob die alten Geister der Kempa-Nachfolger auch am Mittwoch geweckt werden, hängt natürlich in erster Linie von der Mannschaft des THW ab, aber auch die Kieler Fans werden ihr Möglichstes tun, um die Trauben in schier unerreichbare Ferne zu rücken...

(Aus dem offiziellen THW-Bundesliga-Magazin "zebra", von living sports)

 

 

"Trauben hängen hoch"-Göppingens Manager Andreas Schweickert im Gespräch

Aus dem offiziellen THW-Bundesliga-Magazin "zebra", von living sports:

Gemeinsam mit seinem neuen Trainer Velimir Petkovic hat sich Manager Andreas Schweickert "Frisch Auf" ans Werk gemacht, den elfmaligen Deutschen Meister Göppingen wieder in Schwung zu bringen. Nach einer enttäuschenden Saison im Vorjahr befinden sich die Schwaben momentan im Auftrieb und stehen zudem als Halbfinalgegner des THW Kiel im DHB-Cup (siehe auch Extrabericht) fest. Schweickert stellte sich den Fragen von Zebra-Redakteur Thomas Fischer (living sports) über den neuen Aufwärtsdrang der Göppinger.

Zebra:
Ihre Mannschaft hat eine gute erste Saisonhälfte gespielt. Nach einem 14. Tabellenplatz in der letzten Saison stehen Sie momentan auf dem neunten Rang und haben zudem das "Final-Four" im DHB-Cup erreicht. Sie können zufrieden sein, oder?
Andreas Schweickert:
Das ist richtig. Die letzte Saison war sehr anstrengend für uns, aber wir wussten eigentlich immer, dass in der Mannschaft mehr steckt, als sie zuvor zeigen konnte. Wir haben uns nun gezielt verstärkt, auch mit einem neuen Trainer, Velimir Petkovic, der sehr viel Erfahrung und Engagement mitbringt. Man hat einfach das Gefühl, dass hier langsam etwas zusammenwächst und ich bin sehr zuversichtlich, dass der Aufschwung sich weiter fortsetzen wird.
Zebra:
Göppingen wurde zu Anfang der Saison von vielen Handballexperten als sehr schwach bewertet und eher der Abstiegskategorie hinzugerechnet. Wurden Sie ganz einfach unterschätzt?
Andreas Schweickert:
Nach der letzten Saison war die geringe Erwartungshaltung an uns vielleicht sogar berechtigt. Da durften wir uns über schwache Einschätzungen nicht wundern. Andererseits haben uns auch schon zu Beginn dieser Spielzeit einige Experten ein höheres Potential bestätigt, welches unser neuer Trainer bislang gut auszuschöpfen verstand.
Zebra:
Sie bewerten den Trainerwechsel für den neuen Erfolg also schon als ausschlaggebend?
Andreas Schweickert:
Das ist offensichtlich. Man spürt es regelrecht innerhalb der Mannschaft, an der guten Kameradschaft, der neuen Trainingsintensität - man hat das Gefühl, die Jungs sind mit wesentlich mehr Spaß bei der Sache. "Petko" macht schon einen tollen Job!
Zebra:
Woran machen Sie die Unterschiede fest? Was zeichnet Ihr neues Team aus?
Andreas Schweickert:
Es ist ganz einfach der unbedingte Wille zum Erfolg, den "Petko" der Mannschaft vorlebt. Er selber tut alles für das Wohl des Teams, schenkt den Jungs sein Vertrauen, verlangt aber auch von jedem einzelnen seiner Spieler auf dem Spielfeld und im Training ihm dies zurück zu zahlen. Zudem ist er natürlich auch ein "alter Fuchs" im Handballgeschäft, was der Mannschaft sehr zugute kommt.
Zebra:
Ihr offizielles Saisonziel wurde mit "besser als im Vorjahr" ausgegeben. Machen Sie sich nun eventuell schon Hoffnungen auf einen Europapokalplatz?
Andreas Schweickert:
Im Vordergrund stand und steht immer noch für uns, uns zu steigern - was nach der letzten Saison ja nicht so schwierig war. Jetzt muss man einfach mal gucken, wie weit die Reise geht. Wir stellen uns keine bestimmten Platzierungen vor - aber träumen darf man natürlich schon.
Zebra:
Auf Ihrer Transferliste standen zu dieser Saison mit Trainer sechs Neuzugänge und ganze neun Abgänge zu Buche. Klingt nach einem starken Umbruch...
Andreas Schweickert:
Nun, das liest sich auf dem Papier dramatischer als es tatsächlich war. Die gravierendsten Wechsel haben, denke ich, neben dem Trainerposten, im Tor, am Kreis und auf der Mittelposition stattgefunden. Diese Achse ist "Petko" sehr wichtig und dem galt dementsprechend auch sein Hauptaugenmerk. Diese Liste relativiert sich ganz schnell wieder bei näherem Betrachten, da dort eben auch Spieler aufgeführt sind, die wenig gespielt haben oder ihre Laufbahn mittlerweile beendet haben. Der Kern der Mannschaft ist weitestgehend unverändert.
Zebra:
Dennoch bleibt das Manko, dass in Ihrer Mannschaft mit 13 Spielern nicht jede Position wenigstens doppelt besetzt ist. Hat sich der Mangel an Quantität bereits negativ bemerkbar gemacht?
Andreas Schweickert:
Mannschaften wie Kiel oder Lemgo haben es uns ja vorgelebt, dass man auch mit kleinen Kadern erfolgreich sein kann, solange die Qualität stimmt. Ich meine, es nützt nichts, 14 Spieler zu haben, nur um eben 14 Spieler zu haben. Lückenbüßer bringen uns in der Hinsicht nicht weiter. Unser Trainer war der Meinung , dass wir mit der Mannschaft gut gerüstet wären. Es hat sich für mich bestätigt, dass es Sinn macht, die Leute zu fordern, denen man sein Vertrauen schenkt - auch die Moral der Mannschaft steigt, wenn sich jeder Spieler als wichtiger Baustein eines Ganzen betrachten kann und sich dementsprechend 100-prozentig reinhängt.
Zebra:
Wie sieht die Perspektive für Göppingen in der neuen Spielzeit aus? Stuttgart soll demnächst die neue Spielstätte des VfL Pfullingen werden. Wie sieht man bei Frisch Auf diese Entwicklung?
Andreas Schweickert:
Das sind bislang nur Überlegungen, über die demnächst endgültig entschieden werden soll. Klar ist, dass wir "Frisch Auf! Göppingen" sind und als alte Handballhochburg bestehen bleiben werden. Einen alten Baum kann man nicht verpflanzen. Aber wir müssen uns eben auch der Herausforderung stellen, den Verein auch mittel- und langfristig erfolgreich zu führen. Die alte Hohenstauffenhalle hat in ihrer jetzigen Verfassung definitiv bald ausgedient, während in Stuttgart bis 2006 eine neue Halle entsteht, die auch ausgelastet werden möchte. Wir prüfen momentan noch alle Möglichkeiten.
Zebra:
Sportlich konnten Sie mit dem Nationalspieler Christian Schöne auf dem Transfermarkt bereits den ersten Coup machen.
Andreas Schweickert:
Christian Schöne wird unser Spiel auf der rechten Seite sicherlich noch mehr in Schwung bringen können. Wir sind sehr froh über seine Entscheidung, in der nächsten Saison zu uns zu wechseln. Momentan sind wir noch auf der Suche nach weiteren Spielern, vor allem im Rückraum, um dort noch mehr Alternativen zu haben. Es muss sich aber auch ganz bewusst um einen Ergänzung handeln, der das Team weiter nach vorne bringt. Mit Branko Kokir sind wir diesbezüglich mit den Verhandlungen schon recht weit.
Zebra:
Was haben Sie für Erwartungen an Christian Schöne? In Magdeburg wurde sein Vertrag ja nicht verlängert...
Andreas Schweickert:
Das stimmt. Allerdings hat dies meiner Ansicht nach keine sportlichen Gründe. Meine Einschätzung ist, dass die Magdeburger auf dieser Position aufgrund ihrer starken Talentförderung sehr gut besetzt sind und nun den mehr erfahrenen und wertvolleren Spieler abgeben. Der Christian ist ein toller Typ, der auch die Perspektive hat, in der Nationalmannschaft bald eine größere Rolle zu spielen und wird uns in unserem Aufschwung in Göppingen sicherlich weiterhelfen können.
Zebra:
Apropos Nationalmannschaft: Sie waren mit Ihrem Trainer selber bei der WM in Tunesien dabei. Wie war Ihr Eindruck von der deutschen Mannschaft?
Andreas Schweickert:
Ich war zwar einige Tage dort, hatte mit der deutschen Mannschaft an sich allerdings wenig Kontakt und kann mir da kein großes Urteil erlauben. Wir waren mehr damit beschäftigt, in den anderen Lagern nach neuen Perspektiven Ausschau zu halten.
Zebra:
Dennoch werden Sie die deutschen Spiele verfolgt haben. Werten Sie die WM als Rückschlag oder als hoffnungsvollen Neubeginn?
Andreas Schweickert:
Alles in allem denke ich, dass mehr drin gewesen wäre. Die Spiele waren knapp und wurden unglücklich verloren, positive Ansätze waren aber durchaus vorhanden. Die Mannschaft braucht sicherlich noch Zeit, zusammenzuwachsen, diese Zeit muss man ihr auch einräumen.
Zebra:
Zurück zur Bundesliga: Was bedeutet für Sie der Einzug in das "Final Four" des DHB-Cups? Schon ein willkommener Geldsegen, oder?
Andreas Schweickert:
Nun, unser Etat ist mit ca. 2 Mio Euro eher bescheiden, wir arbeiten im Rahmen unserer Möglichkeiten und geben auch nicht mehr aus als da ist. Deshalb bringt es uns finanziell natürlich schon ein Stück weiter, nicht einkalkulierte Einnahmen verbuchen zu können. Es ist für uns aber besonders auch eine Auszeichnung und Lohn harter Arbeit, als einziger "Südvertreter" unter den besten vier zu stehen. Es ist genau das, wo wir mittelfristig hinwollen und gibt uns durchaus einen willkommenen Schub für die Psyche.
Zebra:
Betrachten Sie den THW als Wunschgegner oder wäre Ihnen eine andere Mannschaft, z.B. Nordhorn, lieber gewesen?
Andreas Schweickert:
"Wunschgegner" ist wohl übertrieben. Andererseits haben wir ja in dieser Saison gegen den THW bereits ganz gut gespielt, mal sehen, ob diese Leistung wiederholbar ist. Wir sind zwar klarer Außenseiter, in dieser Rolle fühlen wir uns aber auch ganz wohl. Wir haben nichts zu verlieren.
Zebra:
Sie haben Ihren für viele überraschenden Heimsieg gegen den THW bereits angesprochen. Der THW brennt auf Wiedergutmachung. Was haben Sie sich für das Spiel in der Ostseehalle vorgenommen?
Andreas Schweickert:
Die Ostseehalle ist natürlich wieder eine ganz andere Geschichte. Die Trauben hängen dort sehr hoch. Wir haben einen guten Lauf und warten ab, ob wir nicht für eine erneute Überraschung sorgen können.
Zebra:
Das klingt sehr selbstbewusst. Allerdings wird Ihr Team in Kiel nicht dasselbe Spiel aufziehen können wie in der heimischen Hohenstauffenhalle...
Andreas Schweickert:
(schmunzelt): Gut, vielleicht werden wir dort den einen oder anderen Fan weniger auf unserer Seite haben als in Göppingen. Die Mannschaft hat einen guten Teamgeist und muss sich nirgendwo verstecken. Ein Spiel in der Ostseehalle ist immer etwas besonderes, dort möchte man erst recht gut aussehen. Vielleicht gelingt es uns, dem Branchenprimus THW noch einmal ein bisschen in die Suppe zu spucken - das ist ja auch ein Auftrag.
(Aus dem offiziellen THW-Bundesliga-Magazin "zebra", das Interview führte Thomas Fischer für living sports.)

 

 

Aus den Kieler Nachrichten vom 01.03.2005:

Überraschung: Frisch Auf ist super drauf

Petkovic Garant für Göppinger Höhenflug-Morgen gastiert der letzte THW-Bezwinger in Kiel
Göppingen - Neulich hat der junge Handballer Michael Kraus die Welt wieder mal nicht verstanden. Vor gut zwei Wochen war das, nach dem Auswärtssieg bei der HSG Düsseldorf. Kraus und die Mannschaft von Frisch Auf Göppingen hatten den Abstiegskandidaten Düsseldorf mehr oder minder problemlos mit 32:21 abgebügelt. Doch zu was sah sich sein Trainer Velimir Petkovic tags darauf genötigt? Zur schonungslosen Fehleranalyse per Video.

Petkovic führte seiner Mannschaft die eigenen Schwächen vor Augen: Deckungsverhalten, Überzahlspiel, zweite Welle, dies und jenes. "Unglaublich: man macht ein Riesenspiel und dann gibt's erst mal eine halbständige Fehleranalyse", sagt Kraus. Aber genau jene Versessenheit aufs Detail, hat der Göppinger Mittelmann erkannt, trägt womöglich einen kleinen Teil dazu bei, dass sein Team derzeit so dasteht, wie es da steht. Blitzsauber. Göppingen hat in dieser Saison eine erstaunliche Entwicklung hingelegt. Frisch Auf steht mit 23:21 solide im Mittelfeld der Bundesliga, Frisch Auf steht im Final-Four-Turnier um den DHB-Pokal, Frisch Auf hat zwischenzeitlich eine Serie von 13:1 Punkten hingelegt. Kurzum, Frisch Auf ist super drauf. "Petkovic hat aus unserem Sauhaufen eine richtig gute Mannschaft gemacht", sagt Kraus.

Es ist nicht lange her, da sah es in derselben Mannschaft schwer nach Untergang aus. Vor einem Jahr war das, Mitte der vergangenen Saison. Frisch Auf taumelte schwer abstiegsgefährdet am Abgrund. Die Mannschaft, untereinander uneins, präsentierte sich von Woche zu Woche in einem bedenklicheren Zustand. Dazu gab's gewaltigen Zwist in der Vereinsführung, ein typischer Fall von Krise. Am Ende schaffte der Traditionsklub aus dem Süden mit Ach und viel Krach den Klassenverbleib. Die Bilanz einer desaströsen Spielzeit: Frisch Auf hatte zwei Trainer verschlissen (Milomir Mijatovic, Christian Fitzek) und bei Fans wie Sponsoren eine Menge an Vertrauen verspielt.

Umso erstaunlicher die Entwicklung in der laufenden Spielzeit. Und dafür gibt es eine Reihe von Gründen. Angefangen mit dem Trainer. Velimir Petkovic, vor der Saison aus Wetzlar nach Göppingen gekommen, hat es binnen weniger Monate geschafft, seine Philosophie durchzusetzen. Nach anfänglichen Schwierigkeiten im Binnenverhältnis mit der Mannschaft genießt der 48-Jährige inzwischen höchstes Ansehen bei Spielern, Fans und in der Vereinsführung sowieso.

Die Folgen sind durchaus beeindruckend. Frisch Auf spielt ein überschaubares Handballkonzept, gestützt auf eine variable Abwehr - und getragen von der seit Jahren bestehenden Mannschaft sowie drei wichtigen Neuzugängen. Tschechiens Nationaltorhüter Martin Galia hat im Göppinger Trikot bewiesen, dass er zu den Topleuten der Bundesliga gehört, als neuer Kreisläufer leistet Andrius Stelmokas vorne wie hinten starke Arbeit, und mit dem bundesligaerfahrenen Volker Michel verfügt Frisch Auf auch im rechten Rückraum wieder über einen torgefährlichen Mann. Im selben Zug haben sich die arrivierten Kräfte wie Jaliesky Garcia, Bruno Souza und Dragos Oprea gesteigert.

Die größte Entwicklung überhaupt hat der 21-Jährige Michael Kraus absolviert. Der gebürtige Göppinger hat sich zu einem der torgefährlichsten Mittelspieler der Liga entwickelt und gilt inzwischen als der künftige Regisseur der Nationalmannschaft. "Am Mittwoch in Kiel stehen wir vor einer hammerschweren Aufgabe", sagt Kraus, "aber im Hinspiel hat das ja auch schon ganz gut geklappt." Es endete 31:30 für Göppingen - die bislang letzte Niederlage des THW in dieser Bundesliga-Serie.

(Von Jonas Friedrich, aus den Kieler Nachrichten vom 01.03.2005)


User-Tipp:

THW Kiel - FA Göppingen:
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