Der THW ist mit zwei Siegen aus den schweren Auftaktpartien in
Hamburg (siehe
Spielbericht) und
Wetzlar (siehe
Spielbericht) optimal in
die neue Saison gestartet und plant, in den drei folgenden
Heimspielen sich an der Tabellenspitze festzusetzen. Erster
Gegner ist am Mittwoch GWD Minden-Hannover, Anwurf in der
Ostseehalle ist um 20 Uhr, es sind noch Restkarten erhältlich.
Während der THW genau wie die Meisterschafts-Mitfavoriten Lemgo,
Flensburg und Gummersbach sowie Aufsteiger Kronau noch eine weiße
Weste vorzuzeigen hat, lief der Saisonstart für Minden alles andere
als rosig. Am ersten Spieltag verlor das Team von Neu-Trainer Richard
Ratka in eigener Halle deutlich mit 22:29 gegen dessen Ex-Klub
Gummersbach, hielt aber lange Zeit gut dagegen. Bei der SG Flensburg
hingegen lief GWD schnell einem deutlichen Rückstand hinterher und
wurde letztlich mit 20:38 nahezu deklassiert. Mit 0:4 Punkten und dem
schlechtesten Torverhältnis aller Bundesligisten findet sich Minden
nun bereits wieder im Tabellenkeller wieder - auf dem 16. Platz, den
die Mannschaft bereits am Ende der letzten Saison innehatte. Lediglich
den Lizenzentzügen für Essen und Wallau-Massenheim war es zu "verdanken",
dass GWD keine Relegationsspiele gegen Kronau-Östringen absolvieren
musste und die Klasse "kampflos" halten durfte.
Offenbar ein Kampf um den Klassenerhalt vom ersten Spieltag an - doch Ratka ist
zuversichtlich: "Ich glaube, dass wir uns weiter entwickeln und die
Klasse halten werden." Für teure Neuzugänge fehlte das Geld, mehr als
250.000 Euro stauten sich durch fehlende Zuschauereinnahmen im Verlauf
der vergangenen Saison an. Ratka muss deshalb notgedrungen auf den
Nachwuchs setzen: Im Tor ist Björn Buhrmester aus der 2. Mannschaft
ins Ligateam gestoßen, um zusammen mit Malik Besirevic zu versuchen, den
Abgang von Fredrik Ohlander nach Kolding zu kompensieren. Mit Lars
Rasmussen, in der letzten Saison einer der Haupttorschützen bei Minden,
und Tomas Axner verließen zudem die beiden etatmäßigen Flügelspieler den
Klub, die gelernten Rückraumspieler Andreas Simon und Moritz Schäpsmeier
übernehmen die verwaisten Positionen. Auch auf die Dienste von
Leistungsträger Patrekur Johannesson muss Ratka verzichten: Der 33-jährige
Isländer beendete seine aktive Laufbahn.
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Arne Niemeyer war bester Mindener Torschütze in der letzten Saison.
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GWD |
Immerhin zwei namhafte Neuzugänge konnte GWD Minden-Hannover seinen Fans
dann aber doch zum Saisonstart präsentieren: Vom TV Großwallstadt wurde
Spielmacher Snorri Gudjonsson verpflichtet, zudem verstärkt
Ex-Nationalspieler Stephan Just am Kreis den Kader. Ansonsten sind die
Augen auf Jungnationalspieler Arne Niemeyer gerichtet. Der halblinke
Rückraumshooter spielte zuletzt eine überragende Saison mit insgesamt
177 Toren, übernahm als 23-Jähriger bereits Führungsaufgaben und empfahl
sich somit für das Nationalteam von Heiner Brand (siehe auch
Gegnerkader GWD Minden-Hannover).
Mindener Siege gegen den THW sind mittlerweile rar geworden: Die letzte
Bundesliga-Niederlage der Zebras liegt fast 7 Jahre zurück (27:29, siehe
Spielbericht), in der Ostseehalle hat der THW gar
seit dem 12:14 vor fast 22 Jahren keinen Punkt mehr gegen die Ostwestfalen
abgegeben. Für Minden war vor allen Dingen die 25:47-Heimniederlage
(siehe Spielbericht) in der vorletzten Saison
besonders schmerzhaft, bedeutete sie doch die höchste Pleite in der
langen Bundesliga-Geschichte des Traditionsvereins. In der letzten
Saison siegte der THW in der Ostseehalle souverän mit 34:23
(siehe Spielbericht), während die Zebras im
Saisonendspurt in Hannover lange zittern mussten: Erst eine
Steigerung in der zweiten Halbzeit und ein dann treffsicherer
Christian Zeitz konnten einen
6-Tore-Rückstand noch in einen 34:31-Sieg (siehe
Spielbericht) umwandeln - ein wichtiger Schritt
Richtung elfte Meisterschaft.
(Sascha Krokowski)
Lesen Sie auch das Interview mit GWD-Neuzugang Stephan Just.
Lesen Sie auch den KN-Vorbericht zum Spiel.
Dieser Vorbericht wird wie gewohnt ständig aktualisiert...
Aus dem offiziellen THW-Bundesliga-Magazin "zebra", von living sports:
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Neuzugang Stephan Just überzeugte bisher mit 13 Toren aus 2 Spielen.
©
GWD |
Stephan Just ist einer der neuen Hoffnungsträger von GWD Minden. Der 26-Jährige, der
in der Sommerpause vom Absteiger Post Schwerin zu den Mindenern wechselte, sprach mit
ZEBRA über seinen neuen Arbeitgeber, die deutsche Nationalmannschaft und den
Klassenunterschied in der Bundesliga.
- Zebra:
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Herr Just, was war ausschlaggebend für Ihren Wechsel nach Minden?
- Stephan Just:
-
Da Schwerin am Ende der vergangenen Saison auf einem Abstiegsplatz stand und sich die
Situation erst sehr spät klärte, entschied ich mich vorzeitig, den Verein zu verlassen.
Durch das Hin und Her mit den Lizenzvergaben konnte man sich Schwerin überlegen, ob man
zukünftig in der ersten oder zweiten Liga an den Start gehen wollte - ich finde,
Schwerin traf die richtige Entscheidung, in der zweiten Liga neu anzufangen. Zu meinem
Wechsel: Ich muss ehrlich gestehen, dass es für mich nicht viel Auswahl gab und es
schlicht um meinen Arbeitsplatz ging. Die Situation in Minden hat mich gleichzeitig
gereizt: Die Mannschaft hat Potenzial, ist jung und dynamisch. Das sind interessante
Faktoren.
- Zebra:
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Was sagen Sie zur derzeitigen, durchaus problematischen Situation in Minden? Beispiel TUI-Arena...
- Stephan Just:
-
Natürlich bekommt man einiges mit, wenn man sich in den Medien über die Bundesliga informiert,
aber der Verein versucht, diese ganzen Unklarheiten von der Mannschaft fernzuhalten. Die
derzeitige sportliche Situation verlangt die ganze Aufmerksamkeit der Mannschaft und die Ruhe
im Team muss bewahrt werden. Wir müssen spielen - da ist es eigentlich ganz egal, ob in der
Kampa-Halle oder in der TUI-Arena. Natürlich ist es schön, vor 10.000 Leuten zu spielen. Doch
man muss einsehen, dass der GWD Minden in Hannover nicht sehr große Beachtung geschenkt wird.
Natürlich kommen einige Fans unserer Mannschaft aus Hannover, doch reicht das nicht, um die
Halle zu füllen. Da muss man dann auch wirtschaftlich abwägen, ob es sich lohnt, in so einer
Halle zu spielen. Die TUI-Arena ist zwar eine schöne Halle, doch ich spiele dann doch lieber
in einer mit 5.000 Leuten gefüllten Kampa-Halle als in einer 10.000 Mann fassenden Halle, die
nur zu einem Drittel gefüllt ist.
- Zebra:
-
Wie lange planen Sie, Ihre Zelte in Minden stehen zu lassen?
- Stephan Just:
-
Ich habe einen Zwei-Jahres-Vertrag unterschrieben und werde den auch erfüllen. Ich sehe Minden
nicht als Zwischenstation auf dem Weg zu einem anderen Verein. Ich muss mich jetzt erst einmal
in die Mannschaft hineinfinden und hoffe, dass die Zeit in Minden erfolgreich sein wird. Wenn
natürlich ein größerer Verein sein Interesse bekundet, würde jeder Spieler über so ein Angebot
nachdenken. Ich stand bereits beim "großen" SC Magdeburg unter Vertrag. Die Zeit war allerdings
nicht sehr positiv, doch für mich eine wertvolle Erfahrung. Man kann sich nie 100%ig festlegen,
doch ich konzentriere mich jetzt ganz auf Minden und gebe alles für GWD.
- Zebra:
-
Wie lauten Ihre sportlichen Ziele für die nahe Zukunft?
- Stephan Just:
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Ich möchte mir in Minden Spielanteile erkämpfen und werde versuchen, Minden zu helfen. Die
Quantität des Kaders ist nicht so groß, so dass ich auch auf verschiedenen Positionen eingesetzt
werden kann. Diese Aufgabe reizt mich.
- Zebra:
-
Ist die Nationalmannschaft noch ein Thema für Sie?
- Stephan Just:
-
Es ist immer eine tolle Sache, eine Einladung vom Bundestrainer zu bekommen. Für mich war es
immer eine Auszeichnung, zu einem Lehrgang eingeladen zu werden. Doch ich weiß auch, dass die
letzten Jahre für mich nicht so positiv gelaufen sind. Wie soll der Bundestrainer mich auch
einschätzen, wenn ich wenige bis gar keine Einsatzzeiten vorzuweisen habe. Ich möchte an meine
Leistungen, die ich vor dieser Durstzeit hatte, anknüpfen. Sollte Heiner Band mich einladen,
würde ich natürlich nicht nein sagen. Ein Länderspiel oder ein internationales Turnier sind
ein positiver Bonus, doch primär ist es wichtig, meine Leistungen für mich und GWD Minden
abzurufen. Danach kommt die Nationalmannschaft.
- Zebra:
-
Wie fühlt es sich an, in einer so jungen Mannschaft zu spielen? Sie gehören mit 26 Jahren
ja bereits zu den Ältesten im Team...
- Stephan Just:
-
Als ich hörte, dass ich mit 26 Jahren unter den Ältesten des Teams bin, war ich natürlich
überrascht. Es ist eine junge Truppe, bei der der Mix aus Deutschen und Ausländern stimmt.
Alle Spieler wollen 100 Prozent geben, um ihren Arbeitsplatz in der ersten Liga zu erhalten.
- Zebra:
-
In der Bundesliga herrscht seit Jahren eine Zwei-Klassen-Gesellschaft. Die Etats klaffen
immer weiter auseinander. Wie denken Sie über die wachsende Kluft zwischen Arm und Reich?
- Stephan Just:
-
Es wäre natürlich schöner, wenn jeder Verein das gleiche Budget hätte, dann wäre vieles
ausgeglichener. Aber das ist natürlich nicht möglich, jeder Verein muss mit seinem selbst
erwirtschafteten Geld planen. Für jeden Verein ist es schwierig ausreichend Sponsorengelder
zu akquirieren, um ein Bundesliga-Budget auf die Beine zu stellen. Einen guten Namen
erarbeitet man sich langfristig, und dieser ist dann oftmals viel wert. Wenn ein Verein
wie der THW Kiel einem internationalen Spieler ein Angebot macht, würde dieser das Angebot
auch wahrnehmen, wenn er ein gleich dotiertes Angebot z.B. aus Minden bekommt. Wenn Vereine
einmal in der Krise waren, ist es schwer, dort wieder heraus zukommen und sich einen guten
Namen zu verschaffen. Das wichtigste ist es, gute Marketingarbeit zu leisten. Der jeweilige
Etat ist dann der gerechte Lohn für die Arbeit, die in den Vereinen geleistet wird.
Glückwunsch an Kiel und Flensburg, die in den letzten Jahren wirklich gute Arbeit geleistet
haben - die beiden können internationale Topspieler verpflichten und spielen immer oben mit.
- Zebra:
-
Wie heißt die Zielsetzung in Minden?
- Stephan Just:
-
Hier heißt es jedes Jahr aufs Neue, bloß nicht abzusteigen. In Minden arbeiten die
Verantwortlichen mit den vorhandenen Mitteln gut. Mit Glück konnte GWD zudem die Liga halten
- aber ein bisschen Glück braucht man halt immer. Auf lange Sicht wollen wir uns in der Liga
etablieren und einen Platz im gesunden Mittelfeld erobern.
(Aus dem offiziellen THW-Bundesliga-Magazin "zebra", das Interview führte Rika Finck für living sports.)
Während beim THW-Heimdebüt voraussichtlich alle Zebras an Bord sein werden, plagen
GWD Minden-Hannover große Verletzungssorgen: Neben Kreisläufer Dimitri Kusilew
(Rippenbruch) und Moritz Schäpsmeier sowie Sven Pohlmann muss Trainer
Richard Ratka heute in der Ostseehalle zudem auf Ognjen Backovic (Gehirnerschütterung)
verzichten. Auch hinter dem Einsatz von Arne Niemeyer steht noch ein großes
Fragezeichen.
Aus den Kieler Nachrichten vom 14.09.2005:
Zebras bitten zur Heimpremiere
Meister THW heute klarer Favorit gegen GWD Minden-Hannover - Gäste in Not
Kiel - Am vierten Spieltag der Handball-Bundesliga hebt sich endlich auch der Premierenvorhang
in der Kieler Ostseehalle. Zum ersten Saisonheimspiel empfängt der THW heute um 20 Uhr
GWD Minden-Hannover. Der deutsche Meister ist hoher Favorit.
Beim "Unser Norden Cup" (siehe Bericht) schnupperten Kiels fünf
Neuzugänge schon einmal hinein in ihr neues "Wohnzimmer". Heute wird es Ernst vor eigenem
Publikum. Dass Kim Andersson, Nikola Karabatic,
Vid Kavticnik, Pelle Linders und
Viktor Szilagyi besonders in den Fan-Fokus rücken, versteht sich
von selbst. Es sei sehr spannend, endlich ein Pflichtspiel in der Ostseehalle bestreiten zu
können, sagt der Schwede Pelle Linders. "Ich bin ein bisschen
nervös, aber das ist immer so vor einem Spiel."
Nach den Auftaktsiegen in Hamburg (23:20, siehe Spielbericht) und
Wetzlar (37:32, siehe Spielbericht) sind weitere Punkte fest eingeplant.
Auch weil Minden so in die Saison gestartet ist, wie es die letzte beendet hatte: mit
Niederlagen. Gegen Gummersbach gab es ein 22:29, in Flensburg das entlarvende 20:38. So
finden sich die Ostwestfalen früh im Tabellenkeller wieder. Und die Statistik spricht dagegen,
dass Minden ausgerechnet in Kiel ein Lichtlein anknipst. Der letzte Sieg in heimischer Umgebung
liegt sieben Jahre zurück, auf einen Erfolg in der Ostseehalle hat sich längst eine dicke
Staubschicht gelegt: 22 Jahre ist dieses 14:12 alt.
Personell wurde GWD ebenfalls zur Ader gelassen. Mit Thomas Axner (Lund, Schweden), Patrekur
Johannesson (Laufbahnende), Fredrik Ohlander (Kolding) und Lars Rasmussen (Holstebro) verließen
vier Leistungsträger den Klub, neu sind nur Spielmacher Snorri Gudjonsson (Großwallstadt) und
Kreisläufer Stephan Just, der vom Absteiger Post Schwerin kam. THW-Coach
Noka Serdarusic hat bei seinen Videostudien dennoch gute Ansätze
gesehen. "Hätten sie besser getroffen, wäre in Flensburg mehr möglich gewesen." Die Hoffnungen
auf eine Sensation endeten schließlich in Tempogegenstößen von Christiansen und Co. Vom eigenen
Team erwartet Serdarusic in erster Linie einen Sieg. "Die Schwankungen
sind noch sehr stark. Wir spielen nicht auf Torverhältnis, sondern wollen Minuspunkte vermeiden
und weiter zusammen wachsen."
Minden drücken zurzeit nicht nur sportliche Sorgen. Der Aufbruchstimmung mit dem partiellen Umzug
in die TUI-Arena nach Hannover ist starke Ernüchterung gewichen. 1444 Zuschauer verloren sich
gegen Gummersbach in der 10 000-Zuschauer-Arena, außerdem blieben vereinbarte Zahlungen von
Arena-Chef Günter Papenburg seit Juni aus. Hinter den Kulissen führen die streitenden Parteien
intensive Gespräche, in denen es um die Auflösung des Vertrages gehen soll. "Es wäre gut, wenn es
eine schnelle Entscheidung geben würde", sagt Trainer Richard Ratka.
(Von Reimer Plöhn, aus den Kieler Nachrichten vom 14.09.2005)
Die Umfragen sind nicht mehr verfügbar.
THW Kiel - GWD Minden-Hannover:
Das Tippspiel ist nicht mehr verfügbar.
Mittippen!
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