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30./31.03./01.04.2006 - Letzte Aktualisierung: 01.04.2006 Bundesliga

Samstag feiert der Aufsteiger Concordia Delitzsch seine Ostseehallen-Premiere

Update #1 KN-Bericht vom 01.04. und KN-Vorbericht ergänzt...

Das Team von Concordia Delitzsch.
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Premiere für Concordia Delitzsch: Der Aufsteiger tritt am Samstag zum ersten Mal in der Kieler Ostseehalle auf das Parkett, das für Handball-Freunde die Welt bedeutet. Nicht wenige Anzeichen deuten daraufhin, dass die Premiere vorerst auch der letzte Pflichtspieltermin der Sachsen in Kiel sein wird, ziert Concordia doch einigermaßen abgeschlagen das Ende der Bundesliga-Tabelle. Anpfiff zum Duell Deutscher Meister gegen Aufsteiger ist um 19.30 Uhr.
Schnell kehrte nach dem umjubelten und doch unverhofften Bundesliga-Aufstieg der Sachsen die Realität zurück zu Concordia Delitzsch. In den ersten Spielen musste man Lehrgeld bezahlen, lediglich ein Unentschieden gegen Wilhelmshaven (25:25) nährte die Hoffnungen, alle Experten Lügen zu strafen und den Klassenerhalt doch zu schaffen. Doch dann setzte es neun Niederlagen in Folge, Delitzsch fand sich auf dem letzten Tabellenplatz wieder. Da zudem der erhoffte Zuschauerboom nach dem Umzug in die schmucke Arena Leipzig größtenteils ausblieb, schienen sich die Sachsen weitgehend unbemerkt vom Rest der Liga schnell wieder von dieser zu verabschieden.

Doch mit der vermeintlichen Ruhe hatte es am 03. Dezember ein Ende. Endlich gelang den Concorden der erste Saisonsieg. Gegen die HSG Düsseldorf gewann man mit 29:27 - in Leipzig wurde gefeiert. Doch sieben weitere Niederlagen in Folge ließen die Hoffnungen auf den Klassenerhalt weiter schrumpfen. In dieser vermeintlich aussichtslosen Lage besann sich Delitzsch auf seine kämpferischen Fähigkeiten und setzte in den letzten vier Wochen einige bemerkenswerte Achtungszeichen. Zunächst gewann man gegen den TV Großwallstadt (27:26), um wenig später auch den HSV Hamburg mit einer unerwarteten 24:26-Niederlage auf die Heimreise in die Hansestadt zu schicken. Als zuletzt gar der Meisterschaftskandidat VfL Gummersbach zur Halbzeit mit 10:14 im Hintertreffen lag, war eine weitere Sensation zum Greifen nah. Lars Melzer, zuvor sicherer Siebenmeterschütze, vergab allerdings mit seinem verworfenen Strafwurf nach Ablauf der Spielzeit diese große Chance, Gummersbach kam beim 23:22-Erfolg letztlich doch noch mit einem dicken blauen Auge davon. Trotz dieser Erfolge steht Delitzsch aber weiterhin auf dem 18. und damit letzten Tabellenplatz. Ein Auswärtserfolg war den Concorden bisher nicht vergönnt (siehe auch Tabelle und Gegnerkurve Concordia Delitzsch).

Haupttorschütze des Aufsteigers: Andrej Kurtschew (hier im Spiel gegen den HSV).
Klicken Sie zum Vergrößern! Haupttorschütze des Aufsteigers: Andrej Kurtschew (hier im Spiel gegen den HSV).
Den Kader Concordia Delitzschs stellten wir Ihnen bereits im Vorbericht zum Hinspiel ausführlich vor. Im Gegensatz zu vielen anderen Teams der unteren Tabellen-Hälfte rüstete der Aufsteiger in der "EM-Pause" nicht noch einmal nach, sondern vertraute seinem angestammten Personal. Dieses dankte es dem Management mit den zuletzt starken Leistungen. "Mit den Erfolgserlebnissen kam bei der Mannschaft der Spaß am Handball zurück. Die Stimmung im Training ist gelöster. Deshalb bin ich auch optimistisch, dass wir den Aufwärtstrend fortsetzen können", erklärte Concordia-Trainer Uwe Jungandreas vor einigen Tagen. Herausragend im Team der Delitzscher, das mit dem geringsten Saisonetat aller Bundesligisten auskommen muss, ist mit Andrej Kurtschew einer von nur drei Neuzugängen des Aufsteigers. Mit 185/63 Toren erzielte der vom VfL Pfullingen gekommene Halbrechte nahezu ein Drittel der bisher insgesamt 601 Delitzscher Treffer und ziert deshalb seit Wochen den dritten Platz der Bundesliga-Torjägerliste. (siehe auch Gegnerkader Concordia Delitzsch)

Die Geschichte der Aufeinandertreffen beider Teams ist kurz. Erst einmal forderte Concordia Delitzsch den THW Kiel. Im Hinspiel gewannen die Kieler souverän mit 40:20 (16:11) (siehe auch Gegnerdaten Concordia Delitzsch).Vor allem Marcus Ahlm bekamen die damaligen Gastgeber nie in den Griff. Der Kieler Kreisläufer markierte 10 Treffer. Dennoch sollte der THW Kiel, bei dem Henning Fritz verletzt nicht zur Verfügung steht, die Aufgabe am Samstag nicht auf die leichte Schulter nehmen, ist das Selbstbewusstsein in Delitzsch durch die zuletzt überzeugenden Auftritte gewachsen. Die sich urplötzlich bietende Chance, im Endspurt den vor gar nicht langer Zeit unmöglich erscheinden Klassenerhalt doch noch zu erreichen, dürfte einen zusätzlichen Motivationsschub bei den Sachsen ausgelöst haben. Und so werden sie auch bei ihrer Premiere in der Ostseehalle versuchen, durch aggressives Abwehrverhalten, unermüdliche Laufarbeit und großen Einsatz den Favoriten zumindest "ein bißchen zu ärgern." Trainer Jungandreas gab zuletzt die Losung aus, man wolle die ausstehenden Spiele in der Bundesliga genießen. "Und wenn es so läuft wie zuletzt, können wir das auch."

Schiedsrichter des Spiels sind Matthias Brauer und Kay Holm (Hamburg/Hagen).

(Christian Robohm)

 

Lesen Sie auch den living sports-Vorbericht, den living sports-Hintergrund zu Concordia Delitzsch sowie das living sports-Interview mit Lars Melzer.

Lesen Sie auch den KN-Bericht vom 01.04. und den Vorbericht der Kieler Nachrichten.

 

Dieser Vorbericht wird wie gewohnt ständig aktualisiert...

 

Aus dem offiziellen THW-Bundesliga-Magazin "zebra", von living sports:

Aufgepasst, Zebras!

Gegen Tabellen-Schlusslicht Concordia Delitzsch ist ein Heimsieg Pflicht
Dem THW Kiel war die Erleichterung nach dem 31:34-Sieg gegen die SG Kronau/Östringen deutlich anzumerken. Die Partie vor 14.500 begeisterten Fans in der rappelvollen Mannheimer SAP-Arena zählte zu den härtesten Brocken im Auswärtsprogramm der Zebras. "Mit solchen Erfolgen setzen wir unsere Verfolger aus Flensburg und Gummersbach unter Druck: Wenn sie ihre Chancen im Titelrennen wahren wollen, müssen sie ihre Spiele gewinnen", freute sich Mattias Andersson nach dem Schlusspfiff.

Der schwedische Torhüter spielt seit Wochen in glänzender Verfassung und hatte auch in Mannheim wieder maßgeblichen Anteil am Erfolg. Zudem ergänzte ihn der für den verletzten Henning Fritz (Wirbelblockade) kurzfristig nachgerückte Dennis Klockmann hervorragend und tat mit zwei gehaltenen Siebenmetern und einem parierten Nachwurf ein Übriges für den Sieg - zweifelsohne ein wichtiger Sieg, aber noch längst kein entscheidender. "Die Saison ist noch lang", schaut Andersson voraus. "Die letzten Spiele im April und Mai sind vergleichbar mit den Dezember-Spielen. Dort wird dann die Entscheidung um die Meisterschaft fallen." Bis dahin allerdings darf sich der THW Kiel keine Ausrutscher erlauben.

Die hohe Hürde Kronau/Östringen übersprangen die Zebras jüngst mit Bravour, gegen Concordia Delitzsch stehen sie nun vor der vermeintlich niedrigsten. Doch aufgepasst: Das Schlusslicht aus Sachsen hat in bislang 25 Erstliga-Partien zwar nur sieben Punkte geholt, spielt inzwischen aber völlig befreit auf. Seit sich der Aufsteiger offensichtlich mit dem direkten Wiederabstieg abgefunden hat, läuft es auf dem Parkett deutlich besser.

Im 13. Bundesliga-Spiel gelang Concordia Delitzsch gegen Düsseldorf der erste Sieg in der 1. Bundesliga, am 21. und 23. Spieltag folgten dann endlich die Erfolge zwei (gegen Großwallstadt) und drei (gegen Hamburg). Dass sich der VfL Gummersbach bei seiner Jagd auf den THW Kiel ausgerechnet beim Tabellenletzten nicht bis auf die Knochen blamierte, verdankte der deutsche Rekordmeister einem Ex-Kieler: VfL-Torwart Steinar Ege parierte in Delitzsch in der Schlusssekunde einen Siebenmeter und rettete Gummersbach damit einen hauchdünnen 22:23-Erfolg.

Der THW Kiel ist also gewarnt. Allerdings: Auswärts ist Concordia Delitzsch bis zum heutigen Tage erfolglos. Alle sieben Punkte sammelte die Mannschaft von Trainer Uwe Jungandreas zuhause - oder besser: in der neuen Heimat "Arena Leipzig". Dass es mit den ersten Punkten in der Fremde ausgerechnet beim amtierenden deutschen Meister in Kiel klappt, käme wohl einer Sensation gleich. Und davon will der THW Kiel ganz sicher nichts wissen.

"Ganz vielleicht können wir die Kieler fünf Minuten ärgern, aber Kiel spielt die Sache bestimmt sicher runter", übt sich der Delitzscher Lars Melzer im Zebra-Interview in Bescheidenheit. "Aber wir freuen uns alle auf dieses Spiel. Es wäre allerdings vermessen und realitätsfremd zu sagen, dass wir einen oder sogar zwei Punkte aus Kiel mitnehmen wollen. Dennoch, wir haben in diesem Spiel die Möglichkeit, uns mit den Besten der Welt zu messen." Na dann, herzlich willkommen in der Ostseehalle!

(Aus dem offiziellen THW-Bundesliga-Magazin "zebra", von living sports)

 

Aus dem offiziellen THW-Bundesliga-Magazin "zebra", von living sports:

"Was kann uns denn jetzt noch passieren?"

Concordia Delitzschs Rückraumschütze Lars Melzer im Zebra-Interview
Lars Melzer (hier im Spiel gegen den HSV): "Ganz vielleicht können wir die Kieler fünf  Minuten ärgern."
Klicken Sie zum Vergrößern! Lars Melzer (hier im Spiel gegen den HSV): "Ganz vielleicht können wir die Kieler fünf Minuten ärgern."
Lars Melzer (25) war bereits im Kader von Concordia Delitzsch, als den Sachsen im Sommer endlich der Aufstieg in die erste Bundesliga gelang. Der Verein, der sieben Jahre in der zweiten Liga spielte, feierte den historischen Moment ausgiebig, musste aber schnell einsehen, dass es nicht so einfach ist, neben den gestandenen Mannschaften zu bestehen. Lars Melzer sprach mit Zebra unter Anderem über die überraschenden Heimsiege nach der Winterpause und den trotzdem offensichtlich unvermeidbaren Abstieg.
Zebra:
Delitzsch ist nach der Winterpause gegen die Abstiegskonkurrenten nicht gut aus den Startlöchern gekommen. Wie erklären Sie sich die Überraschungserfolge gegen Mannschaften wie Großwallstadt und Hamburg?
Lars Melzer:
Wir hätten nach der Winterpause eigentlich gegen Pfullingen und Wilhelmshaven gewinnen müssen. Doch die zwei Niederlagen, die wir kassiert haben, haben eigentlich schon den Abstieg besiegelt. Danach konnten wir ohne Druck antreten und frei aufspielen. Wir haben gedacht "Was kann uns denn jetzt noch passieren?" So haben wir anders spielen und nach dem Sieg gegen Großwallstadt auch den HSV schlagen können.
Zebra:
Was überwiegt zurzeit: die Angst vor dem Abstieg oder die Hoffnung, den Klassenerhalt doch noch zu schaffen?
Lars Melzer:
Ich habe keine Angst vor dem Abstieg. Wir haben alle gemerkt, wie schwer es in der 1. Bundesliga ist und haben uns schon damit abgefunden, dass es wohl nicht reicht. Die Bundesliga ist für alle ein Erlebnis und wir sehen die Dinge, die jetzt noch kommen, positiv. Wir dürfen noch einmal in der Kieler Ostseehalle und in der Flensburger Hölle Nord auflaufen, darauf freuen wir uns schon.
Zebra:
Mit Concordia Delitzsch und dem THW Kiel treffen zwei unterschiedliche Welten aufeinander. Gibt es auch mal neidische Seitenblicke zu den erfolgreichen Vereinen oder ist man Delitzsch froh, überhaupt zum Bundesligazirkus dazuzugehören?
Lars Melzer:
Natürlich schaut man sich auch die Mannschaften im Fernsehen an. Der THW Kiel ist der Ligaprimus, dass kann man nicht mit uns vergleichen. Wir spielen zwar auch in Leipzig, also in einer großen Stadt, haben aber keine Zuschauerresonanz, was wohl auch auf unsere Erfolglosigkeit zurückzuführen ist. In Kiel ist über die Jahre etwas gewachsen. Bei uns hatten vor dem Aufstieg nur zwei, drei Leute Erstliga-Erfahrungen. In Kiel spielen beinahe nur Nationalspieler. Kiel ist europäische Klasse und spielt zwei bis drei Ligen über uns.
Zebra:
Sie haben bereits mit Post Schwerin im DHB-Pokal in der 10.250 Zuschauer fassenden Ostseehalle gespielt. Doch man sagt auch, dass kleinere Hallen den Vorteil haben, dass das Publikum näher am Spielgeschehen beteiligt ist. Was für einen Einfluss haben Zuschauer auf ein Handballspiel?
Lars Melzer:
Das Publikum kann tatsächlich zum achten Mann werden. Bei uns ist es leider nicht immer so. Der harte Kern der Fans macht zwar nach Leibeskräften Lärm, doch ist das nicht so einfach in der großen Halle. Bei unserem Auswärtsspiel in Pfullingen haben wir z.B. nicht in der Stuttgarter Halle gespielt, sondern in der kleinen Pfullinger Halle, die zwar viel weniger Leute fasst, in der aber die Stimmung da ist. Für uns war es auch ein wichtiger Schritt, im Aufstiegsjahr in unserer kleinen Halle zu spielen, die knapp 1000 Zuschauer fasst, aber fast immer ausverkauft war. Ein anderes Beispiel für ein Publikum, das Spiele mit entscheiden kann, ist die Flensburger Hölle Nord, da brennt die Luft. Das Publikum ist also ein immens wichtiger Faktor. Man braucht es vielleicht nicht mehr so sehr finanziell für den Etat, aber wichtig ist es trotz allem.
Zebra:
Mit welchen Zielen fahren Sie nach Kiel?
Lars Melzer:
Wir spielen jetzt gegen Magdeburg, Gummersbach und Kiel. Ganz vielleicht können wir die Kieler fünf Minuten ärgern, aber Kiel spielt die Sache bestimmt sicher runter. Wir freuen uns alle auf das Spiel. Es wäre allerdings vermessen und realitätsfremd zu sagen, dass wir einen oder sogar zwei Punkte aus Kiel mitnehmen wollen. Aber wir haben in dem Spiel die Möglichkeit, uns mit den Besten der Welt zu messen.
(Aus dem offiziellen THW-Bundesliga-Magazin "zebra", das Interview führte Rika Finck für living sports.)

 

Aus dem offiziellen THW-Bundesliga-Magazin "zebra", von living sports:

Einträchtig in die zweite Liga?

Bei Concordia Delitzsch gibt man sich trotz des drohenden Abstieges gelassen
Concordia, das ist in der römischen Mythologie die Göttin der Eintracht. Ein passender Name für das Aufsteigerteam Concordia Delitzsch, das trotz seines Daseins als Tabellenschlusslicht mit nur sieben Pluspunkten auf dem Konto an der Situation nicht völlig verzweifelt. Der zurzeit verletzte Abwehrchef Alexander Pietzsch gibt eine Kampfansage aus: "Wir werden auf jeden Fall nicht aufgeben. Die Moral in der Mannschaft stimmt, trotz aussichtsloser Situation."

Doch verrückterweise ist diese kämpferische Stimmung nach der Winterpause in den falschen Partien zu sehen. Gegen die direkten Konkurrenten im Abstiegskampf, Wilhelmshaven und Pfullingen, konnte man nicht einen Punkt mit nach Sachsen nehmen. Doch sieht man dagegen die wirklich überraschenden Erfolge gegen den bayerischen Bundesligisten TV Großwallstadt oder den HSV Hamburg, so ist es schwer zu verstehen, warum die Kraft nicht für Siege gegen die unmittelbaren Konkurrenten reicht. Rückraumspieler Lars Melzer gibt einen Erklärungsversuch ab: "Wir konnten gegen Großwallstadt und Hamburg ohne Druck antreten und frei aufspielen. Wir haben uns gedacht: Was kann uns denn jetzt noch passieren." Mit dieser Einstellung holten die Spieler von Trainer Uwe Jungandreas vier Punkte, die wohl eigentlich nicht eingeplant waren. Großwallstadts Coach Michael Roth hatte es bereits nach der knappen Niederlage auf den Punkt gebracht: "Ich kann nur jeden Gegner warnen, dass sich Delitzsch nicht aufgegeben hat."

Beim Team von Concordia Delitzsch, das aufgrund des kleinen Etats von 1,2 Millionen Euro beinahe ganz auf Stars verzichten muss, ist ein besonderer Teamgeist zu spüren. In einer Phase, in der die Mannschaft von vielen Verletzungen heimgesucht wurde, sprangen andere in die Bresche, die sonst nicht die Aufmerksamkeit des Publikums auf sich ziehen. Jüngstes Beispiel dafür ist der erst 19 Jahre alte Hannes Lindt, der einen beträchtlichen Anteil am Sieg gegen den TV Großwallstadt hatte.

Doch auch in der Zeit, in denen der Verein eine lange Durststrecke zu überwinden hatte, herrschen in Delitzsch Eintracht und Harmonie. Nach der 25:37 Auswärtsschlappe beim Wilhelmshavener HV stellte sich Trainer Jungandreas vor die Mannschaft: "Ich mache der Mannschaft keinen Vorwurf. Uns fehlten abermals Mittel und Alternativen, um erfolgreich zu sein. Mit nur zwei etatmäßigen Rückraumspielern hat man keine Chance in der Bundesliga." Die einzigen Spieler aus Delitzsch mit Erstliga-Erfahrung sind der weißrussische Rückraumspieler Andrej Kurtschew, der im Sommer aus Pfullingen kam, sowie Rechtsaußen Erik Göthel, der zuvor beim SC Magdeburg unter Vertrag stand und 2001 zum Team aus Sachsen stieß.

Ein Spieler, der den Delitzschern in der vergangenen Saison den Auftstieg ins Handballoberhaus bescherte, ist Lars Kaufmann. Der 24-Jährige erzielte in der bisher letzten Zweitligasaison 296 Tore. Das blieb natürlich auch anderen Teams nicht verborgen und so wechselte der Rückraumshooter, der auch schon in der Nationalmannschaft Premiere feiern konnte, zur HSG Wetzlar. Um die große Lücke zu schließen, die Kaufmanns Weggang gerissen hatte, wurde neben dem bereits erwähnten Kurtschew auch der Pole Michal Nowak verpflichtet, den es allerdings nicht lange in Delitzsch hielt. Den Rückraumspieler, auf den vor der Saison große Stücke gesetzt wurden, zog es im November in die Schweiz zu Pfadi Winterthur.

Ein weiterer Umbruch, den der Aufstieg mit sich brachte, war der Umzug von der kleinen Delitzscher Halle in die knapp 5.500 Zuschauer fassende Arena Leipzig. Dieser Schritt war vielen Fans ein Dorn im Auge, hatte man doch in der beinahe immer ausverkauften Halle in Delitzsch den Aufstieg feiern können und war zu einer gefürchteten Institution in der zweiten Liga geworden. Doch weiß Jungandreas, dass es nicht nur notwendig, sondern sogar lebenswichtig war, in die größere Halle zu ziehen: "Wir müssen in der Arena spielen, um die Bundesliga wirtschaftlich zu schaffen." Doch geht die Rechnung zumindest bei den Concordia-Anhängern nicht ganz auf. Im Schnitt finden pro Spiel nur 1.500 Zuschauer den Weg nach Leipzig.

Das liegt jedoch nicht nur an der Erfolglosigkeit des Aufsteigers. Ein weiterer Handballverein ist in der Arena Leipzig beheimatet, der mehr Publikum in die Halle zieht. Der Frauenbundesligist HV Leipzig steht derzeit auf dem vierten Platz der Bundesliga und spielt außerdem in internationalen Wettbewerben. Von der weiblichen Konkurrenz weiß auch Uwe Jungandreas: "Wenn wir das Projekt Männer-Handball mittelfristig in unserer Region etablieren wollen, geht es nur in der Arena." Vielleicht waren die jüngsten Erfolge der Delitzscher ja Werbung genug, um zumindest in dieser Saison etwas mehr Publikum zu den Heimspielen empfangen zu können. Für positive Überraschungen ist das Team zumindest seit den vergangenen Heimspielen bekannt.

(Aus dem offiziellen THW-Bundesliga-Magazin "zebra", von living sports)

 

Aus den Kieler Nachrichten vom 31.03.2006:

"Nur die Atmosphäre der Ostseehalle genießen"

Konkurrenzfähig geworden: Aber Schlusslicht Delitzsch bleibt krasser Außenseiter beim THW
Delitzsch - Concordia Delitzsch statt Ciudad Real - oder grauer Bundesliga-Alltag statt Halbfinale in der Handball-Champions-League: Der international hochwertige Termin ist nach dem unglücklichen Viertelfinal-Aus für den THW Kiel in Flensburg geplatzt. So wurde die ursprünglich für den 4. April geplante Bundesliga-Begegnung gegen die Sachsen auf morgen vorgeholt. "Wir sind den Delitzschern dankbar, dass sie spontan zugestimmt haben", sagt Manager Uwe Schwenker. So haben die Zebras pralle sieben Tage, um sich auf das Final-Four am 8./9. April in Hamburg einzustellen.

Der THW, Meister und Tabellenführer, ist morgen um 19.30 Uhr gegen das Bundesliga-Schlusslicht turmhoher Favorit. Eine Einschätzung, die auch Gäste-Coach Uwe Jungandreas uneingeschränkt teilt. "Wir kommen nach Kiel, um in erster Linie die großartige Atmosphäre der Ostseehalle zu genießen", sagt der 43-Jährige. "Für die meisten meiner Spieler ist es das erste Mal, dass sie vor 10 000 auflaufen dürfen." Das Beste aus dem Spiel machen und versuchen, möglichst lange dranzubleiben, lautet daher die bescheidene Zielvorgabe.

Nur noch neunmal Erste Liga. Bei sechs Punkten Rückstand hat Concordias Trainer die Hoffnung auf den Klassenerhalt bereits verworfen. "Das wird nichts mehr." So neigt sich das Abenteuer Bundesliga nach nur einer Spielzeit unerbittlich dem Ende entgegen. Düstere Aussichten, die lediglich von dem schwachen Trost erhellt werden, dass es vor wenigen Monaten noch viel schlimmer aussah. Als der THW im Oktober mit einem 40:20-Triumph aus Leipzig heimkehrte, stand Jungandreas vor einem rauchenden Trümmerhaufen und der Drohung, täglich entlassen zu werden. Sieglos, punktlos, hoffnungslos. Dabei war der desaströse Start in die Eliteliga vorhersehbar. Ohnehin kaum erstligareif, erhielt der Concordia-Kader durch den Weggang der Jungstars Lars Kaufmann (Wetzlar) und Silvio Heinevetter (Magdeburg) weitere Dellen - und kassierte Niederlagen in Serie. "Eine ganz, ganz schwere Zeit", sagt Uwe Jungandreas.

Doch, oh Wunder, nach der EM-Pause präsentierte sich plötzlich ein konkurrenzfähiges Team. Nacheinander wurden Großwallstadt und Hamburg geschlagen nach Hause geschickt, selbst Gummersbach schrammte vergangene Woche beim 23:22 nur an einem Punktverlust vorbei, weil Lars Melzer beim finalen Siebenmeter Nerven zeigte. "Wir haben an der Physis gefeilt und nach dem Sieg über Großwallstadt Selbstvertrauen getankt. Das war's" erklärt Jungandreas die Wandlung vom Lamm zum Wolf. Auf Biss hofft er auch in Kiel, die Überraschung schließt er jedoch kategorisch aus: "Keine Chance."

(Von Reimer Plöhn, aus den Kieler Nachrichten vom 31.03.2006)

 

Aus den Kieler Nachrichten vom 01.04.2006:

THW heute auch gegen das Schlusslicht ausverkauft

10 250 wollen Delitzsch sehen - Rückraum geht am Stock - Fritz trainiert wieder
Kiel - Ausverkaufte Ostseehalle auch gegen das Tabellenschlusslicht. Die letzten Karten für die Bundesligapartie zwischen Spitzenreiter THW Kiel und Concordia Delitzsch (heute, 19.30 Uhr) gingen Anfang der Woche über den Tresen des Ticketcenters.

Grund für den Zuschaueransturm ist einerseits die "Prime-Time": Sonnabendabend ist beste Handballzeit. Andererseits machte sich der THW rar auf der Bundesligabühne. Vor allem vor eigenem Publikum. Kiels letzter Heimauftritt fand am 8. März gegen Düsseldorf (34:28) statt. Und nach dem Delitzsch-Spiel ist für Zebra-Fans erneut geduldiges Warten angesagt. Am 3. Mai erst zeigen sich die Kieler wieder ihren hemischen Fans. Gegner ist dann der TV Großwallstadt. In der Zwischenzeit sind die Zebras beim Final Four am kommenden Wochenende in Hamburg beschäftigt, danach folgen die Spieler dem Ruf ihrer jeweiligen Nationaltrainer. Deutschland ist mit Henning Fritz und Christian Zeitz vom 10. bis zum 17. April beim Vierländerturnier in Paris dabei. Gegner sind Dänemark, Tschechien und Frankreich. Das letzte April-Spiel steigt für den THW am 19. April in Lübbecke. "Dass wir in der Bundesliga auf Sparflamme kochen, hängt mit den Terminen der Champions League zusammen", erklärt Manager Uwe Schwenker.

So kommt auch die Schieflage im Tabellenbild zustande. Während die meisten Klubs 25 oder 26 Spiele absolviert haben, stehen beim THW erst 23 zu Buche. Der Nachteil: Stress beim Meisterschaftsendspurt. Allein der Wonnemonat Mai beschert den Zebras acht Spiele. Am 3. Juni wird die Titeljagd mit dem Heimspiel gegen Gummersbach abgeblasen.

Dann wollen die Zebras dort stehen, wo sie jetzt schon sind: an der Spitze. Den Sieg gegen Delitzsch hat Serdarusic fest auf der Rechnung. "Unterschätzen werden wir sie allerdings nicht", hebt Kiels Trainer gewohnt vorsichtig den Zeigefinger. Die letzten Siege der Sachsen gegen Großwallstadt und Hamburg sowie die unglückliche 22:23-Niederlage gegen Gummersbach sind auch in Kiel registriert worden. Serdarusic: "Das ist eine ganz andere Concordia-Mannschaft als die vor der Winterpause."

Trotz der Spielpause geht der halbe THW-Rückraum am Stock. Vid Kavticnik und Nikola Karabatic klagen über Kniebeschwerden, Frode Hagen lag mit Fieber im Bett, und der Mittelhandbruch von Viktor Szilagyi ist ebenfalls nicht komplett ausgeheilt. Immerhin stand Henning Fritz nach seiner Rückenverletzung beim Training wieder zwischen den Pfosten. "Ich habe mich ganz gut gefühlt", sagt er. Noka Serdarusic ließ gestern offen, ob Fritz oder Dennis Klockmann neben Mattias Andersson das Kieler Tor hüten wird. "Das entscheiden wir kurzfristig."

(Von Reimer Plöhn, aus den Kieler Nachrichten vom 01.04.2006)

User-Tipp:

THW Kiel - Concordia Delitzsch:
Das Tippspiel ist nicht mehr verfügbar.
Mittippen!

 

Radio- und Internet-Tipps:


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