08./09./10.05.2006 - Letzte Aktualisierung: 10.05.2006 | Bundesliga |
Update #2 | KN-Vorbericht, KN-Torhüter-Bericht und living-sports Vorbericht ergänzt... |
Das Team des VfL Pfullingen/Stuttgart.
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VfL |
Björn Navarin im Strafwurfduell mit Henning Fritz. |
Bester Torschütze beim VfL: Linksaußen Andreas Blank. |
Im Hinspiel siegten die Zebras überlegen mit 45:34 (23:16). Überagend waren dabei mit je zehn Toren Nikola Karabatic und Viktor Szilagyi, auf den der THW am Mittwoch wegen seines Kreuzbandrisses allerdings verzichten muss. Ob Mattias Andersson nach seiner Verletzung ein Comeback wagen kann, erscheint sehr fraglich. Angeschlagen geht Kapitän Stefan Lövgren in die Partie. In den bisher sieben gespielten Partien beider Kontrahenten konnte Pfullingen bisher nicht einen Punkt gewinnen (siehe auch Gegnerdaten VfL Pfullingen/Stuttgart). Will der THW auf dem Weg zum 12. Meistertitel nicht straucheln, darf sich dies am Mittwoch Abend nicht ändern...
Schiedsrichter der Partie sind Jens und Volker Kaiser aus Varel und Bad Zwischenahn. Das Spiel ist bis auf den letzten Platz ausverkauft.
(Christian Robohm)
Lesen Sie bitte auch den living-sports Vorbericht und
die living-sports-Hintergrundgeschichte.
Dieser Vorbericht wird wie gewohnt ständig aktualisiert...
Der neue Vereinsname signalisiert schon das Motto - der VfL Pfullingen-Stuttgart will mit Volldampf in die Zukunft. Ab der Saison 2006/2007 möchten die Schwaben die neue Ballspielhalle in Stuttgart (Porsche Arena) füllen. Die Ziele sind gewiss ehrgeizig.
Vollmundig spricht man von "langfristig Platz zwei bis sechs". Und auch schon in naher Zukunft muss der Fahrstuhl schnell nach oben sausen. "Wenn wir in Stuttgart Fuß fassen wollen", betont VfL-Geschäftsführer Alfred Mayer, "müssen wir oberhalb von Platz zehn spielen." Schon ab Sommer wird das "Pfullingen" in der Vereinsbezeichnung wohl zu Gunsten von "Team Stuttgart" verschwinden. Die Süddeutschen scheinen auf den Zug aufspringen zu wollen, der seit ein paar Jahren durch die Bundesliga rast. "Größere Städte, größere Hallen", lautet anscheinend das derzeitige Credo in der Handball-Bundesliga. Dadurch erhofft man sich höhere Zuschauerzahlen und daraus resultierend natürlich höhere Einnahmen.
So weit, so gut. Aber damit diese Rechnung aufgeht, muss sich auf längere Sicht der Erfolg bei den Baden-Württembergern zeigen. Denn Zweitligahandball steht nicht halb so stark im Fokus der Öffentlichkeit wie die erste Bundesliga. Um sich in der Darstellung nach außen besonders gut zu präsentieren, wurde Anfang April ein Neuzugang des Managements vorgestellt, der bis zum Ende der Saison für neuen Schwung sorgen soll. Bernd Hummernbrum war bis Ende 2005 Manager des Volleyball-Spitzenklubs VfB Friedrichshafen. Der 48-Jährige war einer der wesentlichen Motoren, die in den letzten vier Jahren den VfB Friedrichshafen zu einer guten Adresse im europäischen Männer-Volleyball gemacht haben. "Erstliga-Handball hat nur in großen Hallen eine Zukunft. Deshalb will der VfL ja auch nach Stuttgart. Ich denke, dass ich bei diesem Umzug meine Erfahrung einbringen kann", so Hummernbrum über sein Engagement.
Die Realität im "Übergangsjahr" ist aber noch ziemlich nüchtern. Neben den Auftritten in der kleinen Kurt-App-Halle weichen die Pfullinger sechs Mal in die Stuttgarter Hanns-Martin-Schleyer-Halle aus. Auch ein Büro ist in der Neckar-Metropole bezogen, noch "schrillen" aber die Abstiegsglocken. Und auch in finanzieller Hinsicht mussten einige Hindernisse aus dem Weg geräumt werden. Im Februar dann aber ein kollektives Durchatmen. "Die laufende Saison ist gesichert", versicherte Alfred Mayer. Eine Lücke von rund 300.000 Euro hatte im 1,2-Millionen-Saisonetat geklafft. Ein Sponsor sorgte für die Rettung. Die Bundesliga-Lizenz sollte nicht mehr in Gefahr sein.
Im Sommer mussten die Schwaben bereits schon einmal kräftig um die Existenz zittern. Neun Zähler fehlten eigentlich zum rettenden Ufer, doch dann mussten TUSEM Essen und die SG Wallau-Massenheim ihre Plätze frei machen. Alfred Mayer war erleichtert, dass das Unheil Abstieg noch einmal abgewendet werden konnte, obwohl es unmöglich schien: "Es tut mir allerdings Leid um die betroffenen Vereine - und es ist für uns auch kein sportlicher Sieg. Wir sind aber froh, dass es so gekommen ist." Mit neuer Motivation wurde man auf dem Transfermarkt tätig und verpflichtete hauptsächlich Handballer aus Ost- und Südosteuropa: den erfahrenen Slowaken Michal Baran, den talentierten Tschechen Petr Kust, einen serbischen Torhüter mit dem prominenten Namen Goran Stojanovic und den serbischen Kreisläufer Rastko Stojkovic.
"Ich bin mir sicher, dass diese Mannschaft stärker ist als die der vergangenen Saison", mutmaßte Trainer Eckhard Nothdurft. "Ob sie auch die neun Punkte besser ist, wird man sehen." Im Moment sieht es nicht nach einer rosigen Zukunft für die Pfullinger aus. Man steht auf dem vorletzten Platz der den direkten Abstieg bedeutet und für die großen Pläne zum Problem werden könnte. Im Falle des sportlichen freien Falles wird das Konzept der großen Halle und des neuen Images noch einmal überdacht werden müssen. (Aus dem offiziellen THW-Bundesliga-Magazin "zebra")
"Jeder ist seines Glückes Schmied", so lautet ein altes Sprichwort, dessen Wahrheit man auch im Sport immer wieder finden kann. Sieg oder Niederlage, Auf- oder Abstieg. Diese elementaren Komponenten des Sports hat jedes Team selbst in der Hand. Mit viel Arbeit, Fleiß und Mühe stellt sich der Erfolg früher oder später ein.
Doch ist der VfL Pfullingen-Stuttgart das beste Beispiel dafür, dass es auch die bekannten Ausnahmen der Regel gibt. In der vergangenen Saison landete die Mannschaft um Trainer Eckhard Nothdurft auf dem 17. Platz der Tabelle, eigentlich ein sicherer Platz für den Abstieg in die zweite Liga. Hier kommt nun das besagte Quäntchen Glück ins Spiel, dass die Pfullinger vor dem Absturz rettete, der dem Verein schon während der Saison lange dicht im Nacken saß. Durch die Umstände, dass die SG Wallau/Massenheim und TUSEM Essen, beide schon seit langer Zeit Mitglieder des Handball-Oberhauses, ihre Lizenzen nicht bekamen und in der Regionalliga neu anfangen mussten, konnten sich die Pfullinger durch das Pech anderer doch noch in Deutschlands höchster Spielklasse halten. So müsste das Sprichwort mit dem Glück und dem Schmied für die Pfullinger eigentlich umgeschrieben werden.
Vielleicht auch, um das Abstiegsgespenst, das in der vergangenen Saison die Süddeutschen heimsuchte, zu verwirren, legte sich der Verein einen neuen Namen zu und zog, ganz dem derzeitigen Trend entsprechend, für einige Spiele in eine größere Halle. Die Stuttgarter Hanns-Martin-Schleyer-Halle fasst mit 8.000 Zuschauern beinahe acht mal soviel Publikum wie die heimische Kurt-App-Sporthalle. Der Kontrast zwischen groß und klein spiegelt sich nun auch im Namen wieder. "VfL Pfullingen-Stuttgart" heißt der Klub seit Beginn der laufenden Saison. Doch haben sich mit dem neuen Namen die alten Probleme nicht in Luft aufgelöst. Die Pfullinger zählen noch immer zu den schlechtesten Mannschaften der Bundesliga. Nach der Vorrunde stand der südlichste Bundesligist auf dem bereits aus früheren Zeiten bekannten 17. Tabellenplatz mit nur sieben mageren Pünktchen auf der Habenseite. Trainer Nothdurft: "Nur weil man den Vereinsnamen ändert und sechs neue Spieler holt, ist man nicht automatisch eine etablierte Bundesligamannschaft."
Ist man bei den Pfullingern auf der Suche nach großen Namen, fällt einem gleich der Torhüter Goran Stojanovic ins Auge. Haben sich die Pfullinger etwa mit dem Ex-Zebra, das eigentlich beim HSV Hamburg den Kasten sauber hält, verstärkt, um die Mission Klassenerhalt noch zu schaffen? Klares nein. Der Goran Stojanovic, der in Pfullingen zwischen den Pfosten steht, ist lediglich ein Namensvetter des hanseatischen Torwart-Oldies und bekleidet zufällig noch die gleiche Position. Im Jahr 2006 kamen dann noch zwei international erfahrene Spieler nach Pfullingen. Der 35-malige tschechische Nationalspieler Jakub Szsmanyki konnte nach Süddeutschland gelockt werden und mit Goran Jerkovic entdeckte man in Split einen weiteren interessanten Rückraumakteur, der bereits mit Metkovic den EHF-Pokal gewann. Sie beide sollen helfen, die "Mission Nicht-Abstieg" zu erfüllen.
Ansonsten schaut man beinahe vergebens nach gestandenen Nationalspielern oder international bekannten Gesichtern. Die herausragende Figur der vergangenen Saison ist Mittelmann Björn Navarin, der allerdings in dieser Spielzeit die meiste Zeit unter seinen Möglichkeiten blieb. "Björn hat sicher nicht die Form der Vorsaison, da spielte er überragend. Auch die Siebenmeterquote ist zu schlecht." Mit der Siebenmeterquote spricht Nothdurft ein weiteres Problem der Pfullinger an. Navarin, der an und für sich zu den sichersten Schützen seines Teams gehörte, zeigt in dieser Saison häufig Nervenflattern am Siebenmeterpunkt. Momentan steht der 31-Jährige auf Platz eins der verpatzten Siebenmeter-Würfe. Nur 60% der Strafwürfe konnte er verwandeln - eigentlich zu wenig für ein abstiegsbedrohtes Team. Auch jetzt stehen die Pfullinger auf dem vorletzten Rang mit drei Punkten Rückstand zum rettenden Ufer. In knapp drei Wochen wird sich dann aber endgültig zeigen, ob die Pfullinger in diesem Jahr wieder von ihrem altbewährten Glück Gebrauch machen können oder ob doch ein Wunder nötig ist, den Sturz in die zweite Liga zu vermeiden. Ob Glück oder nicht, auf die Pfullinger wartet harte Arbeit. Entweder für einen Neuanfang in Liga zwei oder den erneuten Kampf um den Abstieg.
(Aus dem offiziellen THW-Bundesliga-Magazin "zebra")
Aus den Kieler Nachrichten vom 10.05.2006:
Dass der kleine David den Riesen Goliath heute aus den Schuhen werfen wird, bleibt für Notdurft nur eine wundersame Geschichte aus der Bibel. "Der Tabellenvorletzte fährt zum kommenden Meister. Was soll da passieren?", fragt er. Zur schwierigen sportlichen Situation gesellt sich bei den Süddeutschen personelles Ungemach. Mit Stojkovic, Bräuning, Bader und Baran fallen vier Stammkräfte verletzungsbedingt aus. Außerdem schickte der VfL seinen erst im Januar verpflichteten kroatischen Rückraumspieler Goran Jerkovic nach einem Trainingsausraster postwendend zurück ins heimische Split. Der Kroate hatte im Training die Beherrschung verloren und seinem tschechischen Mitspieler Petr Krust die Faust ins Gesicht geschlagen. Folge: sofortige Vertragsauflösung. "Wir müssen im Abstiegskampf alle Kräfte bündeln und werden uns zu diesem Vorgang nicht mehr äußern", sagt Nothdurft. Pfullingens Trainer spricht lieber über seinen Torhüter Goran Stojanovic. Mit dem ehemaligen THW-Klasse-Torwart gleichen Namens, der zwischen 1996 und 99 zwischen den Kieler Pfosten stand und im hohen Leistungssportalter von 40 Jahren beim HSV immer noch für Furore sorgt, ist der Serbe zwar weder verwandt noch verschwägert, "aber im Leistungsvermögen liegen die beiden ganz dicht beieinander", schwärmt der VfL-Coach. "Ich behaupte sogar, dass mein Goran in dieser Saison besser war als der große Stojanovic aus Hamburg."
Die Hoffnung auf den Klassenerhalt ist trotz der drei Punkte Rückstand auf das rettende Ufer ungebrochen. "Nach dem THW-Spiel beginnt unser Überlebenskampf", so Nothdurft. Dann geht es gegen Minden, Wetzlar, Göppingen und Düsseldorf. Ein Abstieg träfe den VfL nach dieser Saison besonders schwer: In Stuttgart steht die Porsche-Arena mit einem Fassungsvermögen von 6000 Zuschauern kurz vor der Vollendung, und mit dem Umzug in die neue Heimstätte wollte der VfL Pfullingen-Stuttgart auch in eine neue Ära durchstarten. Nothdurft: "Für die Zweite Liga gibt es allerdings noch keine Pläne."
(Von Reimer Plöhn, aus den Kieler Nachrichten vom 10.05.2006)
Aus den Kieler Nachrichten vom 10.05.2006:
(Von Reimer Plöhn, aus den Kieler Nachrichten vom 10.05.2006)
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