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20.-22.05.2006 - Letzte Aktualisierung: 22.05.2006 Bundesliga

THW ringt überharte Hamburger nieder

Bundesliga, 32. Spieltag: 20.05.2006, Sa., 19.30: THW Kiel - HSV Hamburg: 36:33 (15:15)
Update #4 Spielbericht der KN, weitere Stimmen, Fotos, Stimmen, Spielbericht und Statistik ergänzt...

Kollektive Kieler Glückseligkeit nach dem hart erkämpften Sieg gegen Hamburg
Klicken Sie zum Vergrößern! Kollektive Kieler Glückseligkeit nach dem hart erkämpften Sieg gegen Hamburg
Es war das erwartete harte Stück Arbeit am Samstagabend gegen den HSV Hamburg, doch am Ende konnten sich die Zebras über zwei weitere wichtige Punkte auf dem Weg zur zwölften Meisterschaft freuen: Mit 36:33 (15:15) bezwang der THW Kiel den überhart agierenden DHB-Pokalsieger und kann nun bereits am kommenden Dienstag gegen den TBV Lemgo die Titelverteidigung sichern. Bester Kieler Torschütze war Nikola Karabatic mit 10/4 Treffern, auf der Seite der Gäste überzeugte Ex-Zebra Roman Pungartnik mit 11 Feldtoren.
Die Kieler hatten von Beginn an ihre liebe Mühe mit der aggressiven und offensiven Abwehr der Hamburger: Zwar brachte Karabatic mit einem Strafwurf-Heber den THW in Front, doch dann bestimmten zunächst die Gäste die Partie. Mit einer harten Defensive, die bereits nach 8 Minuten die dritte gelbe Karte bekam, konnten sie den Kielern Angreifern den Zahn ziehen, um mit schnellen Gegenstößen ihrerseits zum Erfolg zu kommen. Die Kieler Abwehr wirkte noch etwas unsortiert, wovon vor allem Kreisläufer Bertrand Gille profitierte, der mehrfach frei zum Wurf kam und mit drei Treffern die zwischenzeitliche 6:3-Führung der Hanseaten (9.) ermöglichte. Die Zebras konnten bis dahin froh sein, dass Henning Fritz sogar noch zweimal gegen den Frazosen parieren konnte, sonst wären sie ähnlich wie die SG Flensburg-Handewitt vor einigen Wochen schnell weit ins Hintertreffen geraten.

Vid Kavticnik überzeugte mit 8/4 Treffern.
Klicken Sie zum Vergrößern! Vid Kavticnik überzeugte mit 8/4 Treffern.
Es schien sich aber zu bessern: Matthias Flohr bekam die erste Zeitstrafe aufgebrummt und Karabatic verkürzte mit einem 103 km/h-Geschoss auf 4:6. Doch die rund dreiminütige Überzahl - auch Guillaume Gille musste wenig später auf der Bank Platz nehmen - verlief alles andere als geplant für die Zebras, die nun im Eiltempo das Spiel drehen wollten. Statt verkürzen zu können, luden die Kieler ihren ehemaligen Teamkameraden Roman Pungartnik zum Torewerfen ein, der mit drei Treffern in Folge auf 9:4 (12.) für die Gäste erhöhte.

Kapitän Stefan Lövgren riss seine Gefährten mit dem postwendenden 5:9 aus ihrer Lethargie, Karabatic per Strafwurf, Kavticnik mit einem Heber vom Kreis und erneut Lövgren verkürzten auf 8:9 (17.). Mittlerweile mussten die Kieler auf Adrian Wagner verzichten, der nach einem Rempler von Guillaume Gille vom Parkett humpelte. Glück hatten die Kieler, als HSV-Trainer Martin Schwalb eine Auszeit genau in dem Moment nahm, als Krzystof Lijewski zum vermeintlichen 8:10 traf - den nächsten Wurf parierte der gut aufgelegte Henning Fritz, und auf der Gegenseite drehten Christian Zeitz mit einem Dreher vom Siebenmeterpunkt und Marcus Ahlm nach schönem Anspiel von Lundström die Partie (10:9, 20.). Der HSV ließ sich aber nicht abschütteln, ihm gelang im ersten Durchgang nun stets der Ausgleich, wenn der THW mit dem starken Christian Zeitz vorlegte. In der Halle war es mittlerweile laut geworden, nachdem vor allem die beiden Nationalspieler Pascal Hens und Torsten Jansen mit rotwürdigen Attacken gegen Lundström und Zeitz negativ auffielen und insbesondere Hens in der Folgezeit gnadenlos ausgepfiffen wurde.

Stefan Lövgren wird von Hamburgs  Bertrand Gille attackiert.
Klicken Sie zum Vergrößern! Stefan Lövgren wird von Hamburgs Bertrand Gille attackiert.
Nach dem Wechsel vertraute Serdarusic wieder Kim Andersson statt dem überzeugenden Zeitz. Nach nervösem Beginn hatten die Hamburger die große Chance zur Führung, doch Henning Fritz parierte einen Siebenmeter von Lavrov. Auf der Gegenseite machte es der starke Vid Kavticnik besser, wenig später sorgten Lundström und Karabatic mit ihren Treffern zum 18:15 (35.) für beruhigtere Mienen im Publikum. Nun fingen die Zebras nach einem kampfbetonten ersten Durchgang gar zu zaubern an, als Lövgren nach einem Doppelpass mit Ahlm alleine vor dem bislang schwachen Stojanovic auftauchte, der Schwede aber auf die rechte Seite zu Kavticnik abspielte, so dass dieser das 19:16 erzielte. Als Karabatic und der erneut stark auftrumpfende Lövgren erhöhten, und nach einer Zeitstrafe für Schröder Kavticnik per Strafwurf gar die erste Fünf-Tore-Führung erzielte (22:17, 39.), schien die Partie entschieden.

Doch die Zebras wollten nun zu viel, wollten die Hanseaten nun in Überzahl mit ihrem Tempohandball überrennen. Dabei schlichen sich technische Fehler ein, die der HSV mit drei Treffern innerhalb von 60 Sekunden eiskalt bestrafte - mit dem 20:22-Anschlusstreffer (40.) durch den überragenden Roman Pungartnik, der als Rechtsaußen immer wieder nach innen zog und für Gefahr sorgte, schien wieder alles offen. Immer wieder überwand der Slowene den nun nicht mehr so starken Henning Fritz und hielt den Rückstand seinen Teams konstant bei zwei Treffern. Nach Pungartniks neuntem Treffer in der 46. Minute zum 25:27 brachte Noka Serdarusic Mattias Andersson ins Tor, der kurz darauf eine wichtige Parade zeigte: Nachdem Lövgren und Lundström auf 29:25 für den THW erhöhten, raste Roman Pungartnik nach einem technischen Fehler der Kieler alleine auf den THW-Keeper zu, doch der Schwede behielt die Oberhand. Als Kavticnik dann per Strafwurf das 30:25 herstellte, stand der HSV wieder am Abgrund, doch er kämpfte sich noch einmal heran.

Henning Fritz und Mattias Andersson liegen sich freudestrahlend in den Armen.
Klicken Sie zum Vergrößern! Henning Fritz und Mattias Andersson liegen sich freudestrahlend in den Armen.
Zweimal Pungartnik, zweimal Andreas Rastner und ein Strafwurf von Matthias Flohr brachten die Gäste gar wieder bis auf 31:30 heran (55.), ehe Nikola Karabatic sich gegen die starke Hamburger Abwehr durchsetzen konnte und die Gemüter ein wenig beruhigte. Im Gegenzug war wieder Mattias Andersson gegen "Alleinunterhalter" Roman Pungartnik zur Stelle, und als Marcus Ahlm nicht nur das 33:30, sondern auch eine Zeitstrafe für Guillaume Gille herausholte, war der THW wieder endgültig obenauf. Obwohl noch vier Minuten zu spielen waren, nahm Martin Schwalb schon jetzt seinen im zweiten Durchgang stark parierenden Torhüter Goran Stojanovic raus, um bei den Angriffen nicht in Unterzahl spielen zu müssen. Der THW ließ aber nichts mehr anbrennen und schaukelte den knappen, aber verdienten Erfolg nach Hause.

(Sascha Krokowski)

Hier geht's zu weiteren Fotos vom Spiel...

 

Lesen Sie auch den ausführlichen Spielbericht der Kieler Nachrichten.

Aus kiel4kiel.de:

Zebras nach Sieg gegen Hamburg mit einer Hand an der Schale

Wenn selbst Trainer Noka Serdarusic nicht mehr an der Verteidigung des Meistertitels zweifelt, dürfte die Entscheidung wohl gefallen sein. Faktisch fehlt dem THW nach dem 36:33-Sieg am Samstagabend gegen den HSV Hamburg aber immer noch ein Punkt, um uneinholbar an der Spitze zu stehen - dieser Punkt soll am kommenden Dienstag beim Heimspiel gegen den TBV Lemgo eingefahren werden. Im von den Gästen überhart geführten Nordduell mit dem HSV überzeugte Nikola Karabatic mit 10/4 Treffern.
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Stimmen zum Spiel:

THW-Trainer Noka Serdarusic:
Ich freue mich, dass wir überhaupt gewonnen haben. Ich wusste, wie stark der HSV ist. Die letzten Hamburger Ergebnisse gegen Magdeburg und Flensburg kamen schließlich nicht von ungefähr. Zudem hat Hamburg einen Kader von höchster Qualität. Zum Spiel: In der zweiten Halbzeit haben wir gut gespielt, zudem hat Henning drei Viertel des Spiels gut gehalten, weshalb wir auch verdient gewonnen haben. Ich glaube nun nicht, dass wir von drei Spielen drei verlieren werden. Aber selbst wenn: Dann gehört uns der Titel wegen der Tordifferenz trotzdem. Ob wir nun mit vier, sechs oder acht Minuspunkten da stehen, ist mir eigentlich Wurst. Die Hauptsache ist doch, mein Team steht oben - wenn dies mit 20 Minuspunkten der Fall sein sollte, wäre mir das auch recht. Sollten wir den Titel sicher haben, wäre mir dieser lieber als manch anderer, schließlich haben wir den totalen Umbruch geschafft.
HSV-Trainer Martin Schwalb:
Ich beglückwünsche den THW zu seinen zwei Punkten, die er sich hart erarbeiten musste. Wir haben aber in einigen Situationen die Big Points verpasst, zudem mussten wir lange Zeit in Unterzahl agieren. Da wird es natürlich schwierig, in Kiel zu gewinnen. Trotzdem können wir stolz auf unsere Leistung sein, da wir sechzig Minuten lang gegen gehalten und an uns geglaubt haben.
THW-Geschäftsführer Uwe Schwenker:
Unser Team geht nicht am Stock, dafür haben die Spieler heute zuviel Power gemacht - auch mit Hilfe des großartigen Publikums. Nun sind die Weichen für eine schöne Party gestellt, wenn am Dienstag schon alles unter Dach und Fach sein sollte, wird spontan gefeiert. Für den 3. Juni hat uns Oberbürgermeisterin Volquartz schon in ihr Wohnzimmer eingeladen. Dass wir dann nach Titeln mit Gummersbach gleich ziehen und uns auch Rekordmeister nennen dürfen, ist ein schönes Abfallprodukt. Gummersbach will diesen Rekord zurückholen, das verspricht Spannung. Unsere Titel sind uns bisher nie in den Schoß gefallen, und auch in Zukunft werden sie dies nicht tun. Aber wir sind gut gerüstet.
HSV-Geschäftsführer Dierk Schmäschke:
Kiel hat allerhöchstes Niveau - wie Flensburg und Magdeburg auch. Trotzdem hat unsere Mannschaft es heute geschafft, nach einem Fünf-Tore-Rückstand wieder ins Spiel zu kommen. Im nächsten Jahr hoffen wir, unser Niveau noch weiter zu steigern, damit wir solche Spiele auch gewinnen.
Ex-Zebra und HSV-Spieler Thomas Knorr gegenüber den KN:
Das war eine Weltklasse-Leistung von uns. Ein Remis wäre gerecht gewesen. Seit dem Pokalsieg sind unsere Köpfe freier, die Beine schneller. Mit dieser Mannschaft müssen wir uns nicht verstecken. In der ersten Halbzeit haben die Schiedsrichter Kiel bevorteilt. In der zweiten war es ausgeglichen - da haben sie auf beiden Seiten konfus gepfiffen.
Ex-Zebra und HSV-Spieler Andreas Rastner gegenüber den KN:
Kiel hat nicht spektakulär gespielt. Aber sie haben einfach dieses Sieger-Gen, das wir uns noch erarbeiten müssen. Die verlieren auch dann nicht die Nerven, wenn sie drei Tore zurück liegen. Als Handballer hat man nur selten die Chance, in der Ostseehalle zu gewinnen. Heute war so eine Gelegenheit. Leider hatten die Herren in Schwarz-Gelb nicht den Mut, hier auch vernünftig zu pfeifen.
THW-Kapitän Stefan Lövgren gegenüber den KN:
Diese Spiele sind zwar anstrengend, machen aber unheimlich viel Spaß. Das wäre sicher anders, wenn wir irgendwo in der Tabellenmitte stehen würden. Wir wussten, dass die ersten zehn Minuten gegen diese Abwehr schwierig werden würden. Da war es wichtig, nicht die Köpfe hängen zu lassen. Und das haben wir auch nicht.
THW-Spieler Vid Kavticnik gegenüber den KN:
Die Meisterfeier auf dem Rathausplatz habe ich noch nicht im Kopf. Ich denke nur an das Spiel am Dienstag und daran, dass wir noch einen Punkt brauchen. Über die Härte der Hamburger will ich mich nicht beschweren. Das ist die Aufgabe der Schiedsrichter, sich darum zu kümmern.
THW-Spieler Kim Andersson gegenüber den KN:
Wir haben in der zweiten Halbzeit mit Herz und Kopf gespielt und als Mannschaft gewonnen. Nein, müde bin ich nicht. Ich freue mich darauf, dass es in drei Tagen weiter geht. Das ist besser, als zehn Tagen zu warten. Ich hoffe, dass wir am Dienstag die Glücklichen sind. Oder, wie wir in Schweden sagen, dass wir den längeren Halm ziehen.
THW-Spieler Viktor Szilagyi gegenüber den KN:
Bei der offensiven Abwehr ist der Grat zwischen gesunder Härte und dem, was laut Regelwerk verboten ist, sehr schmal. Die Hamburger haben diese Grenze phasenweise überschritten. Ihre Einstellung war allerdings beeindruckend. Hätten sie die öfter gezeigt, würden sie auf einem ganz anderen Platz stehen.

Lesen Sie auch Zwei Minuten: Die THW-Kolumne nach dem Spieltag mit Stefan Lövgren.

32. Spieltag: 20.05.06, Sa., 19.30: THW Kiel - HSV Hamburg: 36:33 (15:15)

Logo THW Kiel:
Fritz (1.-46. Minute und bei 2 Siebenmetern, 14 Paraden), M. Andersson (47.-60. Minute, 4 Paraden); Linders (n.e.), K. Andersson (2), Lundström (4), Kavticnik (8/4), Hagen (n.e.), Lövgren (5), Wagner, Ahlm (3), Zeitz (4/1), Karabatic (10/4); Trainer: Serdarusic
Logo HSV Hamburg:
Stojanovic (1.-60. Minute, 13 Paraden), Wiechers (bei einem Siebenmeter); Schröder, Kokir, Jansen (1), Flohr (5/2), Mraz, Knorr, Pungartnik (11), B. Gille (4), G. Gille (3), Lijewski (1), Lavrov (2/2), Hens (3), Rastner (3); Trainer: Schwalb
Schiedsrichter:
Geipel (Steuden) / Helbig (Raguhn)
Zeitstrafen:
THW: 2 (Lövgren (31.), Karabatic (60.));
HSV: 8 (Flohr (10.), 2x G. Gille (11., 56.), Knorr (22.), 2x Jansen (26., 42.), 2x Schröder (39., 49.))
Siebenmeter:
THW: 11/9 (Stojanovic hält Karabatic (17.) und Kavticnik (49.));
HSV: 6/4 (Fritz hält Pungartnik (23.) und Lavrov (33.))
Spielfilm:
1. Hz.: 1:0, 1:4 (6.), 2:4, 2:5, 3:5, 3:6, 4:6, 4:9 (12.), 10:9 (20.), 10:10, 11:10, 11:11 (25.), 12:11, 12:12, 13:12, 13:13, 14:13, 14:14, 15:14, 15:15;
2. Hz.: 18:15 (35.), 18:16, 19:16, 19:17, 22:17 (39.), 22:20 (40.), 23:20, 23:21, 24:21, 24:22, 25:22, 25:23, 26:23, 26:24 (45.), 27:24, 27:25, 30:25 (49.), 30:27, 31:27, 31:30 (55.), 33:30, 33:31, 35:31, 35:32, 36:32, 36:33.
Zuschauer:
10250 (ausverkauft) (Ostseehalle, Kiel)

 

Aus den Kieler Nachrichten vom 22.05.2006:

Auch Hamburger Beton konnte Zebras nicht stoppen

Mühsames 36:33 gegen starken HSV - Karabatic zehnfacher Torschütze - Wagner verletzt
Kiel - Nach dem 36:33 (15:15)-Sieg gegen den HSV Hamburg trennt den THW Kiel nur ein Punkt von der zwölften Meisterschaft in der Handball-Bundesliga. Ein Remis morgen gegen den TBV Lemgo (20 Uhr, live im DSF), und die Zebras haben den Rekordmeister VfL Gummersbach eingeholt.

Mit dem Erfolg gegen die Hamburger haben die Zebras aber schon am Sonnabend letzte Zweifel daran ausgeräumt, dass der alte Meister auch der neue sein wird. Durch die beiden Punkte, aber auch durch die Art und Weise, wie sie in einem sehr intensiven Spiel die selbstbewussten Gäste in die Knie zwangen. Mit dem DHB-Pokal in der Tasche reist derzeit eine HSV-Mannschaft durch die Hallen dieser Republik, die vor Selbstbewusstsein aus ihren hautengen Muskelshirts zu platzen scheint. In Flensburg führten sie 14:6, in Magdeburg sahen sie lange wie Sieger aus, und auch dem THW stellten sie sich als hohe Hürde in den Weg.

Besonders in der ersten Viertelstunde perlten die Hausherren immer wieder an der offensiven Deckung der Hamburger ab, die nur eines im Sinn hatte - den Spielfluss zu zerstören. Das Konzept ging auf. Während Stefan Lövgren & Co sich die Zähne ausbissen, zogen die flotten Gäste auf 9:4 (12.) davon. Dass die Zebras in dieser Phase überhaupt noch im Rückspiegel des HSV zu sehen waren, verdankten sie Henning Fritz. Wie einst im WM-Halbfinale 2003 in Portugal, als Fritz den Franzosen Bertrand Gille entnervte, gewann der THW-Torhüter auch diesmal das Duell gegen den HSV-Kreisläufer. "Bertrand kam einfach zu frei zum Wurf", meinte Mannschaftskollege Thomas Knorr, "das ist er nicht gewohnt."

Kiel im Rückstand und ohne Linksaußen Adrian Wagner, der in der 17. Minute mit Verdacht auf Muskelfaserriss im Oberschenkel ausgewechselt wurde - ein gutes Blatt sieht anders aus. Doch nur drei Punkte von der Meistersause auf dem Rathausplatz entfernt, bewiesen die Kieler einmal mehr Moral. Obwohl die Unparteiischen Geipel/Helbig die immer härter werdende Gangart der Hamburger nicht in den Griff bekamen. Da beendete Pascal Hens den Sturmlauf von Henrik Lundström rüde und handelte sich als Strafe lediglich ein Pfeifkonzert ein. Torsten Jansen traf Christian Zeitz hart im Gesicht und musste dafür lediglich zwei Minuten lang büßen. Schickten die Schiedsrichter allerdings einen Hamburger vom Feld, entstand daraus auch kein Vorteil für die Kieler, die insgesamt neun Tore in Überzahl kassierten.

Nach der Pause hatte der THW sich besser auf die raue Gangart eingestellt und kam auch schneller aus den Startlöchern. Fritz parierte einen Wurf von Roman Pungartnik und hielt Sekunden später einen Siebenmeter von Igor Lawrow. Rückendeckung für die Kieler, die nun intelligenter spielten. Da tauchte Linksaußen Lundström plötzlich am Kreis auf, oder Lövgren spielte den Ball quer durch den Torkreis zu Vid Kavticnik, dem die erste Drei-Tore-Führung (19:16/37.) gelang. Ein überragender Pungartnik hielt die Hamburger mit seinen elf Toren aber im Spiel. Vor jedem Treffer noch ein Plausch mit den Fans - der Slowene, einst in Diensten des THW, bewies bei seiner Gala auch noch Stil.

Die Teams bewegten sich bis zum Abpfiff auf Augenhöhe. Kleinigkeiten sollten über Sieger und Besiegte entscheiden. So verpasste Matthias Flohr wegen eines Schrittfehlers das 32:33 (56.), und im Gegenzug rutschte ein Karabatic-Wurf durch die Beine von Goran Stojanovic, der nach schwachem Beginn fast noch zum Kieler Alptraum geworden wäre. Letztlich beendete Karabatic das Spiel so, wie er es begonnen hatte - mit einem frechen Heber von der Strafwurflinie. Da sangen die Fans, die mit Leidenschaft mitgezittert hatten, schon längst wieder ihr Lieblingslied - "Deutscher Meister wird nur der THW".

(Von Wolf Paarmann, aus den Kieler Nachrichten vom 22.05.2006)


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