20.-22.05.2006 - Letzte Aktualisierung: 22.05.2006 | Bundesliga |
Update #4 | Spielbericht der KN, weitere Stimmen, Fotos, Stimmen, Spielbericht und Statistik ergänzt... |
Kollektive Kieler Glückseligkeit nach dem hart erkämpften Sieg gegen Hamburg |
Vid Kavticnik überzeugte mit 8/4 Treffern. |
Kapitän Stefan Lövgren riss seine Gefährten mit dem postwendenden 5:9 aus ihrer Lethargie, Karabatic per Strafwurf, Kavticnik mit einem Heber vom Kreis und erneut Lövgren verkürzten auf 8:9 (17.). Mittlerweile mussten die Kieler auf Adrian Wagner verzichten, der nach einem Rempler von Guillaume Gille vom Parkett humpelte. Glück hatten die Kieler, als HSV-Trainer Martin Schwalb eine Auszeit genau in dem Moment nahm, als Krzystof Lijewski zum vermeintlichen 8:10 traf - den nächsten Wurf parierte der gut aufgelegte Henning Fritz, und auf der Gegenseite drehten Christian Zeitz mit einem Dreher vom Siebenmeterpunkt und Marcus Ahlm nach schönem Anspiel von Lundström die Partie (10:9, 20.). Der HSV ließ sich aber nicht abschütteln, ihm gelang im ersten Durchgang nun stets der Ausgleich, wenn der THW mit dem starken Christian Zeitz vorlegte. In der Halle war es mittlerweile laut geworden, nachdem vor allem die beiden Nationalspieler Pascal Hens und Torsten Jansen mit rotwürdigen Attacken gegen Lundström und Zeitz negativ auffielen und insbesondere Hens in der Folgezeit gnadenlos ausgepfiffen wurde.
Stefan Lövgren wird von Hamburgs Bertrand Gille attackiert. |
Doch die Zebras wollten nun zu viel, wollten die Hanseaten nun in Überzahl mit ihrem Tempohandball überrennen. Dabei schlichen sich technische Fehler ein, die der HSV mit drei Treffern innerhalb von 60 Sekunden eiskalt bestrafte - mit dem 20:22-Anschlusstreffer (40.) durch den überragenden Roman Pungartnik, der als Rechtsaußen immer wieder nach innen zog und für Gefahr sorgte, schien wieder alles offen. Immer wieder überwand der Slowene den nun nicht mehr so starken Henning Fritz und hielt den Rückstand seinen Teams konstant bei zwei Treffern. Nach Pungartniks neuntem Treffer in der 46. Minute zum 25:27 brachte Noka Serdarusic Mattias Andersson ins Tor, der kurz darauf eine wichtige Parade zeigte: Nachdem Lövgren und Lundström auf 29:25 für den THW erhöhten, raste Roman Pungartnik nach einem technischen Fehler der Kieler alleine auf den THW-Keeper zu, doch der Schwede behielt die Oberhand. Als Kavticnik dann per Strafwurf das 30:25 herstellte, stand der HSV wieder am Abgrund, doch er kämpfte sich noch einmal heran.
Henning Fritz und Mattias Andersson liegen sich freudestrahlend in den Armen. |
(Sascha Krokowski)
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Lesen Sie auch den ausführlichen Spielbericht der Kieler Nachrichten.
Aus kiel4kiel.de:
Zebras nach Sieg gegen Hamburg mit einer Hand an der Schale
Wenn selbst Trainer Noka Serdarusic nicht mehr an der Verteidigung des Meistertitels zweifelt, dürfte die Entscheidung wohl gefallen sein. Faktisch fehlt dem THW nach dem 36:33-Sieg am Samstagabend gegen den HSV Hamburg aber immer noch ein Punkt, um uneinholbar an der Spitze zu stehen - dieser Punkt soll am kommenden Dienstag beim Heimspiel gegen den TBV Lemgo eingefahren werden. Im von den Gästen überhart geführten Nordduell mit dem HSV überzeugte Nikola Karabatic mit 10/4 Treffern.
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Ich freue mich, dass wir überhaupt gewonnen haben. Ich wusste, wie stark der HSV ist. Die letzten Hamburger Ergebnisse gegen Magdeburg und Flensburg kamen schließlich nicht von ungefähr. Zudem hat Hamburg einen Kader von höchster Qualität. Zum Spiel: In der zweiten Halbzeit haben wir gut gespielt, zudem hat Henning drei Viertel des Spiels gut gehalten, weshalb wir auch verdient gewonnen haben. Ich glaube nun nicht, dass wir von drei Spielen drei verlieren werden. Aber selbst wenn: Dann gehört uns der Titel wegen der Tordifferenz trotzdem. Ob wir nun mit vier, sechs oder acht Minuspunkten da stehen, ist mir eigentlich Wurst. Die Hauptsache ist doch, mein Team steht oben - wenn dies mit 20 Minuspunkten der Fall sein sollte, wäre mir das auch recht. Sollten wir den Titel sicher haben, wäre mir dieser lieber als manch anderer, schließlich haben wir den totalen Umbruch geschafft.
Ich beglückwünsche den THW zu seinen zwei Punkten, die er sich hart erarbeiten musste. Wir haben aber in einigen Situationen die Big Points verpasst, zudem mussten wir lange Zeit in Unterzahl agieren. Da wird es natürlich schwierig, in Kiel zu gewinnen. Trotzdem können wir stolz auf unsere Leistung sein, da wir sechzig Minuten lang gegen gehalten und an uns geglaubt haben.
Unser Team geht nicht am Stock, dafür haben die Spieler heute zuviel Power gemacht - auch mit Hilfe des großartigen Publikums. Nun sind die Weichen für eine schöne Party gestellt, wenn am Dienstag schon alles unter Dach und Fach sein sollte, wird spontan gefeiert. Für den 3. Juni hat uns Oberbürgermeisterin Volquartz schon in ihr Wohnzimmer eingeladen. Dass wir dann nach Titeln mit Gummersbach gleich ziehen und uns auch Rekordmeister nennen dürfen, ist ein schönes Abfallprodukt. Gummersbach will diesen Rekord zurückholen, das verspricht Spannung. Unsere Titel sind uns bisher nie in den Schoß gefallen, und auch in Zukunft werden sie dies nicht tun. Aber wir sind gut gerüstet.
Kiel hat allerhöchstes Niveau - wie Flensburg und Magdeburg auch. Trotzdem hat unsere Mannschaft es heute geschafft, nach einem Fünf-Tore-Rückstand wieder ins Spiel zu kommen. Im nächsten Jahr hoffen wir, unser Niveau noch weiter zu steigern, damit wir solche Spiele auch gewinnen.
Das war eine Weltklasse-Leistung von uns. Ein Remis wäre gerecht gewesen. Seit dem Pokalsieg sind unsere Köpfe freier, die Beine schneller. Mit dieser Mannschaft müssen wir uns nicht verstecken. In der ersten Halbzeit haben die Schiedsrichter Kiel bevorteilt. In der zweiten war es ausgeglichen - da haben sie auf beiden Seiten konfus gepfiffen.
Kiel hat nicht spektakulär gespielt. Aber sie haben einfach dieses Sieger-Gen, das wir uns noch erarbeiten müssen. Die verlieren auch dann nicht die Nerven, wenn sie drei Tore zurück liegen. Als Handballer hat man nur selten die Chance, in der Ostseehalle zu gewinnen. Heute war so eine Gelegenheit. Leider hatten die Herren in Schwarz-Gelb nicht den Mut, hier auch vernünftig zu pfeifen.
Diese Spiele sind zwar anstrengend, machen aber unheimlich viel Spaß. Das wäre sicher anders, wenn wir irgendwo in der Tabellenmitte stehen würden. Wir wussten, dass die ersten zehn Minuten gegen diese Abwehr schwierig werden würden. Da war es wichtig, nicht die Köpfe hängen zu lassen. Und das haben wir auch nicht.
Die Meisterfeier auf dem Rathausplatz habe ich noch nicht im Kopf. Ich denke nur an das Spiel am Dienstag und daran, dass wir noch einen Punkt brauchen. Über die Härte der Hamburger will ich mich nicht beschweren. Das ist die Aufgabe der Schiedsrichter, sich darum zu kümmern.
Wir haben in der zweiten Halbzeit mit Herz und Kopf gespielt und als Mannschaft gewonnen. Nein, müde bin ich nicht. Ich freue mich darauf, dass es in drei Tagen weiter geht. Das ist besser, als zehn Tagen zu warten. Ich hoffe, dass wir am Dienstag die Glücklichen sind. Oder, wie wir in Schweden sagen, dass wir den längeren Halm ziehen.
Bei der offensiven Abwehr ist der Grat zwischen gesunder Härte und dem, was laut Regelwerk verboten ist, sehr schmal. Die Hamburger haben diese Grenze phasenweise überschritten. Ihre Einstellung war allerdings beeindruckend. Hätten sie die öfter gezeigt, würden sie auf einem ganz anderen Platz stehen.
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Aus den Kieler Nachrichten vom 22.05.2006:
Mit dem Erfolg gegen die Hamburger haben die Zebras aber schon am Sonnabend letzte Zweifel daran ausgeräumt, dass der alte Meister auch der neue sein wird. Durch die beiden Punkte, aber auch durch die Art und Weise, wie sie in einem sehr intensiven Spiel die selbstbewussten Gäste in die Knie zwangen. Mit dem DHB-Pokal in der Tasche reist derzeit eine HSV-Mannschaft durch die Hallen dieser Republik, die vor Selbstbewusstsein aus ihren hautengen Muskelshirts zu platzen scheint. In Flensburg führten sie 14:6, in Magdeburg sahen sie lange wie Sieger aus, und auch dem THW stellten sie sich als hohe Hürde in den Weg.
Besonders in der ersten Viertelstunde perlten die Hausherren immer wieder an der offensiven Deckung der Hamburger ab, die nur eines im Sinn hatte - den Spielfluss zu zerstören. Das Konzept ging auf. Während Stefan Lövgren & Co sich die Zähne ausbissen, zogen die flotten Gäste auf 9:4 (12.) davon. Dass die Zebras in dieser Phase überhaupt noch im Rückspiegel des HSV zu sehen waren, verdankten sie Henning Fritz. Wie einst im WM-Halbfinale 2003 in Portugal, als Fritz den Franzosen Bertrand Gille entnervte, gewann der THW-Torhüter auch diesmal das Duell gegen den HSV-Kreisläufer. "Bertrand kam einfach zu frei zum Wurf", meinte Mannschaftskollege Thomas Knorr, "das ist er nicht gewohnt."
Kiel im Rückstand und ohne Linksaußen Adrian Wagner, der in der 17. Minute mit Verdacht auf Muskelfaserriss im Oberschenkel ausgewechselt wurde - ein gutes Blatt sieht anders aus. Doch nur drei Punkte von der Meistersause auf dem Rathausplatz entfernt, bewiesen die Kieler einmal mehr Moral. Obwohl die Unparteiischen Geipel/Helbig die immer härter werdende Gangart der Hamburger nicht in den Griff bekamen. Da beendete Pascal Hens den Sturmlauf von Henrik Lundström rüde und handelte sich als Strafe lediglich ein Pfeifkonzert ein. Torsten Jansen traf Christian Zeitz hart im Gesicht und musste dafür lediglich zwei Minuten lang büßen. Schickten die Schiedsrichter allerdings einen Hamburger vom Feld, entstand daraus auch kein Vorteil für die Kieler, die insgesamt neun Tore in Überzahl kassierten.
Nach der Pause hatte der THW sich besser auf die raue Gangart eingestellt und kam auch schneller aus den Startlöchern. Fritz parierte einen Wurf von Roman Pungartnik und hielt Sekunden später einen Siebenmeter von Igor Lawrow. Rückendeckung für die Kieler, die nun intelligenter spielten. Da tauchte Linksaußen Lundström plötzlich am Kreis auf, oder Lövgren spielte den Ball quer durch den Torkreis zu Vid Kavticnik, dem die erste Drei-Tore-Führung (19:16/37.) gelang. Ein überragender Pungartnik hielt die Hamburger mit seinen elf Toren aber im Spiel. Vor jedem Treffer noch ein Plausch mit den Fans - der Slowene, einst in Diensten des THW, bewies bei seiner Gala auch noch Stil.
Die Teams bewegten sich bis zum Abpfiff auf Augenhöhe. Kleinigkeiten sollten über Sieger und Besiegte entscheiden. So verpasste Matthias Flohr wegen eines Schrittfehlers das 32:33 (56.), und im Gegenzug rutschte ein Karabatic-Wurf durch die Beine von Goran Stojanovic, der nach schwachem Beginn fast noch zum Kieler Alptraum geworden wäre. Letztlich beendete Karabatic das Spiel so, wie er es begonnen hatte - mit einem frechen Heber von der Strafwurflinie. Da sangen die Fans, die mit Leidenschaft mitgezittert hatten, schon längst wieder ihr Lieblingslied - "Deutscher Meister wird nur der THW".
(Von Wolf Paarmann, aus den Kieler Nachrichten vom 22.05.2006)
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