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18.-20.05.2006 - Letzte Aktualisierung: 20.05.2006 Bundesliga

Am Samstag kommt Pokalsieger Hamburg in die Ostseehalle

Wiedersehen mit vier ehemaligen Zebras

Update #2 Zweiten KN-Vorbericht ergänzt...

Das Team des HSV Hamburg.
Klicken Sie für weitere Infos! Das Team des HSV Hamburg.
Nur noch 3 Punkte fehlen dem THW Kiel, um zum zwölften Mal die deutsche Meisterschaft feiern zu können. 3 Punkte, die so schnell wie möglich eingefahren werden sollen. Bereits am kommenden Dienstag beim Heimspiel gegen den TBV Lemgo können die Zebras alles klar machen, Voraussetzung dafür ist allerdings ein Sieg am Samstagabend (Anwurf 19.30 Uhr) in der Ostseehalle gegen den wiedererstarkten DHB-Pokalsieger HSV Hamburg.
Die Hamburger haben durch den Pokalsieg in eigener Halle gegen die SG Kronau/Östringen bereits die Qualifikation für den Europapokal in der Tasche und kann bereits in Ruhe für die kommende Saison planen. Mit dem schwedischen Auswahlkeeper Per Sandström (Sävehof), dem Zweiten der ewigen Bundesliga-Torschützenliste, Kyung-Shin Yoon (Gummersbach), und dem schweizer Kreisläufer Iwan Ursic (Nordhorn) hat der HSV bereits drei namhafte Verpflichtungen für die nächste Spielzeit unter Dach und Fach gebracht, während mit Alois Mraz und Branko Kokir (beide Nettelstedt) bisher nur zwei Abgänge feststehen. Für die Mittelposition und den linken Rückraum sucht der Verein noch zwei echte Hochkaräter, um den aktuellen Kader, den wir Ihnen bereits im Vorbericht zum Hinspiel ausführlich vorstellten, weiter aufzuwerten.

Ab nächster Saison beim HSV: Kyung-Shin Yoon.
Klicken Sie zum Vergrößern! Ab nächster Saison beim HSV: Kyung-Shin Yoon.
Der Pokalsieg hellt eine zuvor überaus durchwachsene Saison der Hansestädter deutlich auf: Integrationsprobleme der vielen Neuzugänge und Verletzungspech taten ihr Übriges dazu, dass der ambitionierte HSV sich trotz stetiger Leistungssteigerung nur im Mittelfeld der Tabelle wiederfand. Getragen von der Euphorie des überraschenden Pokaltriumphs im eigenen "Wohnzimmer", der Color-Line-Arena, gingen die Hamburger hochmotiviert in den Saisonendspurt, es folgten Siege in Pfullingen (39:29) sowie gegen Melsungen (35:34) und Nordhorn (32:24). In den letzten drei Partien gegen die Champions League-Aspiranten Flensburg (30:36), Magdeburg (27:29) und Gummersbach (29:29) sammelte der HSV zwar lediglich einen Punkt, zwang aber alle drei Teams lange Zeit an den Rande einer Niederlage (siehe auch Gegnerkurde HSV Hamburg und Tabelle).

Dementsprechend motiviert und selbstbewusst möchte Hamburg auch in der Ostseehalle auftreten und glaubt an seine Chance. Der französische Europameister und HSV-Kreisläufer Bertrand Gille sagte gegenüber der Hamburger Morgenpost: "Wir fahren dahin, um zu gewinnen. Wir haben gesehen, dass wir es immer selbst in der Hand haben, die Dinge zu bestimmen. Wir müssen nur konsequenter unsere Chancen nutzen." Sein Bruder Guillaume ergänzt: "Auch in Kiel wollen wir unser Tempospiel aufziehen. Wir haben in den letzten Wochen große Fortschritte gemacht." Speziell für die vier Ex-Zebras im Dress der Hanseaten wäre ein Sieg in der ehemaligen Heimspielstätte das i-Tüpfelchen auf eine letztlich doch noch versöhnliche Saison, so dass vor allem Torhüter Goran Stojanovic, Roman Pungartnik, Thomas Knorr und Andreas Rastner über sich hinauswachsen werden, um dem THW so kurz vor dem Titel noch ein Bein zu stellen.

Ex-Zebra Roman Pungartnik hatte großen Anteil  am Pokalsieg des HSV.
Klicken Sie zum Vergrößern! Ex-Zebra Roman Pungartnik hatte großen Anteil am Pokalsieg des HSV.
Trainer Martin Schwalb ("Wir wollen den Kielern das Leben so lange wie möglich zur Hölle machen.") kann dabei aus dem Vollen schöpfen: Während der THW auf seinen Langzeitverletzten Viktor Szilagyi verzichten muss, sind beim HSV wieder alle Spieler einsatzbereit. Beste Torschützen beim HSV sind die beiden Nationalspieler Pascal Hens (138/1) und Torsten Jansen (114/25) vor dem seit dem Pokalwochenende regelrecht aufblühenden Roman Pungartnik (102/16).

Das letzte Aufeinandertreffen der Lokalrivalen liegt bereits fast ein Dreivierteljahr zurück: Die Partie des 15. Spieltags wurde vorverlegt auf den 6. September, es war das erste Bundesligaspiel des THW in dieser Saison. Nachdem der HSV, der bereits drei Tage zuvor in Göppingen mit einer deutlichen 26:33-Schlappe in die Spielzeit startete, furios startete, kämpften sich die Zebras Mitte der ersten Halbzeit Tor um Tor heran, um in einer über weite Strecken ausgeglichenen Partie im Schlussspurt dank eines stark parierenden Henning Fritz mit 23:20 die Oberhand in der Color-Line-Arena zu behalten (siehe Spielbericht). Den einzigen Sieg in bislang 8 Duellen konnte Hamburg am 8. Februar 2003 mit 30:29 in eigener Halle feiern, in der Ostseehalle konnten die Hansestädter lediglich beim ersten Auftritt am 11. September 2002 einen Punkt mit nach Hause nehmen (28:28). Siehe auch Gegnerdaten Hamburg.

Schiedsrichter am Samstag sind Lars Geipel (Steuden) und Marcus Helbig (Raguhn).

(Sascha Krokowski)

Lesen Sie auch den ersten und den zweiten KN-Vorbericht zum Nordderby sowie den Vorbericht von living sports und den living sports-Hintergrundartikel über den HSV.

Dieser Vorbericht wird wie gewohnt ständig aktualisiert...

 

Aus dem offiziellen THW-Bundesliga-Magazin "zebra", von living sports:

Licht & Schatten

Der HSV Hamburg - der Verein mit den zwei Gesichtern
Gäbe es den Titel einer "launischen Diva", der HSV Hamburg hätte ihn in der Handball-Bundesliga fast sicher. Wo in den vergangenen Jahren Fans und Macher gleichermaßen zitterten, weil durch wirtschaftliche Eskapaden der ehemaligen Geldgeber immer wieder die Lizenz in Gefahr war, hält derzeit eine sportliche Berg- und Talfahrt die Anhänger in Atem. Als selbst erträumter Geheimfavorit gestartet, taugt der HSV heute durchaus zum ernstzunehmenden Favoritenschreck, doch um den Sprung nach ganz oben zu schaffen, fehlt dem Team um Star Pascal Hens noch die Konstanz. Wenn aber alles klappt, dann reicht es auch für mehr: Mitte April feierte Hamburg mit dem Gewinn des DHB-Pokals den ersten Titel der noch jungen Vereinsgeschichte.

Das Team des HSV Hamburg mit dem DHB-Pokal.
Klicken Sie zum Vergrößern! Das Team des HSV Hamburg mit dem DHB-Pokal.
Und der Triumph stärkte das Selbstbewusstsein: es folgten vier Siege in Serie - ehe der HSV geradezu ein Musterbeispiel für Formschwankungen ablieferte. Nach nur 20 gespielten Minuten führten die bis dato klar überlegenen Gäste mit acht Toren (6:14) beim CL-Halbfinalisten SG Flensburg-Handewitt, schafften es aber nicht, den Vorsprung bis zum rettenden Schlusspfiff zu halten. Die überragende Mannschaft, die in der ersten Hälfte das Geschehen auf dem Parkett beherrschte, kam völlig verändert aus der Kabine und das Wunder, an das wohl keiner der Flensburger nach zwanzig Minuten gedacht hatte, wurde wahr. Die Hamburger ließen sich überrumpeln und wurden am Ende mit 36:30 zu einem weiteren Opfer der "Campushölle".

Keine Spielfreude, müde Beine und leere Köpfe. Es gab niemanden, der das Heft in die Hand nahm und die Hamburger zum Sieg führte. Trotz dieser herben Schmach hatte HSV-Trainer Schwalb schon nach dem Spiel die nächste Kampfansage auf den Lippen: "Wenn wir in der nächsten Saison wieder mit acht Toren führen, werden wir diesen Vorsprung über die Zeit bringen." Doch bis zur nächsten Saison ist es noch etwas hin und die Unbeständigkeit ist ein Problem des Hier und Jetzt. Auf die Frage, warum die Gegner Angst vor dem HSV haben, gibt Kreisläufer Bertrand Gille richtig an: "Weil sie nie wissen, welches Gesicht wir zeigen werden. Weil wir diese Saison so unberechenbar sind."

Damit trifft Gille, der "Welthandballer des Jahres 2002", den Nagel auf den Kopf. Man konnte in dieser Saison noch nie vorher genau sagen, ob die Hamburger am Ende das Siegerlächeln oder Tränen der Niederlage im Gesicht stehen haben, ob die Kampfkraft und der Siegeswille überwiegen oder die altbekannten Schwächen ans Tageslicht treten. In der Tabelle steht das Team um das französische Bruderpaar Bertrand und Guillaume Gille momentan im Niemandsland. Doch für den frischgebackenen Europameister Bertrand Gille ist das kein Grund zur Resignation: "Ich persönlich bin immer motiviert, weil ich es hasse zu verlieren. Wir wollen uns selbst und allen anderen in den letzten Spielen beweisen, dass wir in der Tabelle auf dem falschen Platz stehen und viel besser sind."

Das zu beweisen, haben die Hanseaten aber in dieser Saison bereits etliche Male verpasst. Nur sieben Punkte aus den ersten zehn Spielen - ein perfekter Fehlstart. Dieser schlechte Saisonbeginn war für die Hamburger Grund genug, möglichst schnell zu handeln. Christian Fitzek, der in der Saison zuvor vom Co-Trainer zum Cheftrainer aufstieg, wurde abgesetzt und - was man durchaus als Novum bezeichnen kann - wurde nicht auf die Straße gesetzt, sondern bekam einen neuen Posten als Sportdirektor des HSV Hamburg. Sein Nachfolger auf der Trainerbank ist Martin Schwalb, der von der HSG Wetzlar in die Hansestadt gelotst wurde. Mit Schwalb hielt auch der Erfolg zeitweise in Hamburg Einzug. Gegen die SG Flensburg-Handewitt schaffte man in der heimischen Colorline-Arena ein Unentschieden, der SC Magdeburg konnte sogar bezwungen werden. Doch wurden der aufkeimenden Euphorie immer wieder wirksame Dämpfer verpasst in Form von Niederlagen gegen Göppingen, Großwallstadt oder Tabellenschlusslicht Concordia Delitzsch. Die Hamburger Formkurve gleicht einer Achterbahnfahrt.

Aber dennoch: Der DHB-Pokalsieg 2006 wird am Ende dieser Saison alles andere überstrahlen. Denn mit diesem ersten HSV-Titel retteten Hens & Co. auf einen Schlag die eigentlich verkorkste Saison. Als Pokalsieger sind die Hamburger definitiv in der kommenden Spielzeit für die internationale Bühne qualifiziert. Dementsprechend überschäumend wurde dann auch gefeiert. Höhepunkt der Festivitäten war die stolze Präsentation des Pokals auf dem Hamburger Rathausbalkon. Eine Party, der in den nächsten Jahren noch möglichst viele folgen sollen.

Einer der Väter des langfristigen Erfolgs ist HSV-Präsident Andreas Rudolph. Der 51-jährige Geschäftsmann half den bereits taumelnden Hamburgern Anfang 2005 mit der Übernahme des Präsidentenamtes und durch Beteiligung mit eigenem Geld, die Bundesliga-Lizenz zu retten und bewahrte den noch jungen Verein so vor dem Aus. Nun arbeitet er akribisch daran, die Stars wie Torsten Jansen, Pascal Hens oder die bereits erwähnten Gille-Brüder längerfristig an Hamburg zu binden. Abgeschaut hat er sich diese Technik ein Stück weiter nördlich: "So arbeitet Kiel auch und ist dann irgendwann Meister geworden."

Die Ziele für das nächste Jahr sind auch bereits gesteckt. "Wir wollen bei unserer Europa-Tournee in der kommenden Saison nicht nur der Tore-Lieferant sein, sondern räumen uns Chancen auf den Gewinn des Europacups der Pokalsieger ein. Und in der Bundesliga wollen wir ganz einfach besser abschneiden als in dieser Saison", gibt Rudoplph die Marschrichtung vor. Dass man mit den Hamburgern trotz des nichts sagenden Tabellenplatzes rechnen muss, bringt Bertrand Gille deutlich auf den Punkt. "Wir haben keine Topplatzierung in der Tabelle zu bieten, aber Kampf, Schweiß und Blut. Das ist eine Menge."

(aus dem offiziellen THW-Bundesliga-Magazin "zebra")

 

Aus dem offiziellen THW-Bundesliga-Magazin "zebra", von living sports:

Vom Hunger auf Titel

Nach dem DHB-Pokal-Sieg wächst der Druck auf den HSV
Die Dämme brachen, als Torwart Goran Stojanovic im DHB-Pokal-Finale gegen die SG Kronau/Östringen in letzter Minute den Wurf des zuvor überragend spielenden Mariusz Jurasik parierte und so den knappen Ein-Tor-Vorsprung ins Ziel rettete. Der HSV Hamburg war DHB-Pokalsieger und die Hamburger Color Line Arena stand Kopf. Spieler und Fans lagen sich in den Armen, Fahnen wurden geschwenkt, das Geräusch aufgehender Sektflaschen schloss sich nahtlos an die Jubelrufe der Hamburger Anhänger an. Einen Tag später präsentierte die Mannschaft dann stolz den errungenen Pokal auf dem Hamburger Rathausbalkon. Kritiker, die das Brimborium für zu groß hielten, gab es natürlich auch, aber die Hamburger ließen sich von den Miesmachern nicht beirren und feierten den ersten Titel der Vereinsgeschichte wie den Gewinn einer Deutschen Meisterschaft.

Pascal Hens präsentiert stolz den DHB-Pokal.
Klicken Sie zum Vergrößern! Pascal Hens präsentiert stolz den DHB-Pokal.
Doch Titelgewinne lassen auch die Erwartungen steigen. Diese zu erfüllen ist aber meist schwieriger als gedacht, wie HSV-Trainer Martin Schwalb weiß: "Hamburg ist zauberhaft, aber zaubern kann da keiner." Schon vor dem Gewinn des nationalen Pokals waren die Rufe, die durch die Hamburger Medienlandschaft und die eigene Fangemeinde gingen, laut. Deutscher Meister, das müsse der HSV doch bald erreichen. "Große Halle plus potente Sponsoren plus ein Haufen Zuschauer gleich Deutscher Meister - diese Rechnung geht nicht auf." Schwalb tritt bewusst auf die Euphorie-Bremse, weil er weiß, wie schnell die Erwartungen immer größer werden können und damit auch gleichzeitig der Druck auf die eigene Person zusehend wächst. Dieser Druck, den Ansprüchen gerecht zu werden, wurde auch Bob Hanning und Christian Fitzek zum Verhängnis, die kurz hintereinander den Trainerposten der Hanseaten inne hatten. Fitzek blieb dem Verein jedoch treu und ist jetzt Sportchef der Hamburger.

Ungeduldig hatten die Hamburger auf den ersten Titel gewartet, nach vier Jahren wurde er im eigenen "Wohnzimmer" vor fast 13.000 Zuschauern geholt und ausgiebig gefeiert. Das alles lenkte ein wenig von der derzeitigen Tabellensituation ab. Das Team steht auf Rang acht und zeichnete sich in dieser Spielzeit eher durch Unbeständigkeit als durch Erfolge aus. Der besagte Drang nach Erfolgen kommt allerdings nicht nur von außen. Auch von Präsident Andreas Rudolph gibt es für die kommende Saison schon Kampfansagen, die auf einen Gewinn des Europapokals der Pokalsieger hinzielen. Die Hamburger haben sich über den DHB-Pokal für diesen Wettbewerb qualifiziert, der in diesem Jahr an den russischen Vertreter aus Moskau ging. Schwalb, der vor seinem Engagement in Hamburg als Trainer bei der HSG Wetzlar und der SG Wallau/Massenheim tätig war, spürt den Druck, der auf ihm lastet, schon seit Beginn seiner Amtszeit, sieht ihn aber nicht unbedingt als Problem: "Ich empfinde den Druck als positiv. Ich bin doch schon durch einige Stahlbäder gegangen. Wir müssen unbedingt für Kontinuität sorgen."

Der Druck allerdings wird nicht weniger werden. Auf der einen Seite steht die knapp 13.000 Zuschauer fassende Color Line Arena, die nach einigen schweren Jahren des Kampfes zu den Heimspielen endlich gut gefüllt daher kommt. Da sind die Stars, wie die Gille-Brüder, die im Februar Europameister wurden, oder Deutschlands Nationalspieler Pascal Hens. Sie füllen die Seiten der Hamburger Medienlandschaft beinahe alleine, sind in Sachen Popularität ganz weit vorne. Doch die vielfältige Medienlandschaft, die in der Stadt an der Elbe zuhause ist, ist gnadenlos. Alles wird genau beobachtet, jeder Ausrutscher oder Fehler kommentiert und von allen Seiten beleuchtet. Kein Titel bringt harsche Kritik, jeder Titelgewinn lässt den Druck auf die Mannschaft und den Verein steigen. Der erste Titel ist nun da - und Hamburg hat Gefallen daran gefunden. "Der erste Titelgewinn hat immer einen besonderen Stellenwert. Und der Titelhunger ist noch nicht gestillt", sagt Martin Schwalb, "im Gegenteil: Der Hunger auf Titel wird noch größer."

(aus dem offiziellen THW-Bundesliga-Magazin "zebra")

 

Aus den Kieler Nachrichten vom 18.05.2006:

"Wir wollen uns als würdiger Pokalsieger verkaufen"

Hamburg - Das ist ein heißer Kampf: Der TV Großwallstadt, der HSV Hamburg, die HSG Nordhorn, FA Göppingen und die SG Kronau-Östringen - sie alle buhlen um den sechsten Platz. Eine lukrative Platzierung, verspricht sie doch die Qualifikation für den EHF-Cup. Ein Klub aus diesem Quintett kämpft jedoch im Moment nicht mit "Schaum vor dem Mund". Die Hamburger, am Sonnabend nächster Gast des THW Kiel (19.30 Uhr, Ostseehalle) können das bunte Treiben etwas gelassener verfolgen, haben sie doch ihr Saisonziel bereits erreicht: Mit dem Gewinn des DHB-Pokal rücken sie nach einjähriger Abstinenz garantiert wieder ins internationale Geschäft, und zwar in den Cupsieger-Wettbewerb.

Wer aber denkt, die HSV-Handballer würden sich nun auf die faule Haut legen, sieht sich getäuscht. "Wir tragen den Pokal bestimmt nicht nur durch die Hallen der Bundesliga", bekräftigt Trainer Martin Schwalb. "Wir wollen uns auch als würdiger Pokalsieger verkaufen." Das ist in den letzten Wochen gegen einige Spitzenklubs durchaus gelungen. Gummersbach knüpften die Hanseaten einen Zähler ab, in Flensburg und Magdeburg war man lange Zeit die bestimmende Mannschaft, um dann noch zu verlieren.

Für die "Generalprobe" des diesjährigen Supercup-Duells in München (22. August) ist Martin Schwalb auch vor dem THW Kiel nicht bange. "Wir können gegen jedes Team mithalten", gibt sich der Trainer kämpferisch, um dann doch etwas zurückhaltender zu werden: "Die Ostseehalle ist natürlich ein besonderes Pflaster. Da denkt man, alles läuft gut, und dann blickt man zur Anzeigetafel und sieht einen Rückstand von sechs Toren."

Die Hamburger kommen voraussichtlich in Bestbesetzung nach Kiel. Zuletzt mischte auch Igor Lawrow (Schulterverletzung) wieder mit. So können die THW-Fans schon einmal das Hamburger Gerüst für die nächste Saison in Augenschein nehmen; denn bis auf "Aushilfs-Kreisläufer" Andreas Rastner und die Edel-Reservisten Branko Kokir sowie Alois Mraz (beide Lübbecke) verzeichnen die Elbe-Handballer keine Abgänge. Im Gegenzug werden Torwart Per Sandström (Sävehof), Goalgetter Kyung-Shin Yoon (Gummersbach) und Kreisläufer Iwan Ursic (Nordhorn) den HSV verstärken. Ganz abgeschlossen hat man die Personal-Planungen noch nicht. "Wir beobachten den Markt in Ruhe", sagt HSV-Manager Dierk Schmäschke. "Wir stehen aber nicht unter Druck."

(aus den Kieler Nachrichten vom 18.05.2006)

 

Aus den Kieler Nachrichten vom 20.05.2006:

Meisterplan: Zwei Spiele, drei Punkte

HSV will für den THW Kiel ein Stolperstein werden
Kiel - Sammelt der THW Kiel in den nächsten beiden Heimspielen drei Punkte ein, steht der Tabellenführer der Handball-Bundesliga auch als neuer Meister fest. Die Rechnung ist einfach, die Gegner dagegen schwer. Heute Abend (19.30 Uhr) kommt der DHB-Pokalsieger HSV Hamburg, am Dienstag der TBV Lemgo (20 Uhr, live im DSF), der zuletzt den EHF-Cup gewann.

Die Zahlen sprechen für die Kieler, die ihre 14 Heimspiele alle deutlich gewonnen haben. Ingesamt warf der THW bislang 1077 Tore, 101 mehr als am 30. Spieltag der vergangenen Saison. Zuletzt verlor der Meister in der Ostseehalle ein Bundesligaspiel im November 2003. "Die Zahlen sind beeindruckend", meint HSV-Kreisläufer Andreas Rastner, der einst auch beim THW sein Geld verdiente. "Aber Kiel ist nicht unschlagbar." Für den 37-Jährigen wäre es eine "geile Sache", den THW in dessen Halle zu besiegen.

Spätestens nach dem Pokalsieg ist bei den Hamburgern ein neues Selbstbewusstsein eingekehrt. In einer bis dato mausgrauen Saison ging im April plötzlich das Licht an. "Wir wollen den Kieler das Leben so lange wie möglich zur Hölle machen", meint denn auch HSV-Trainer Martin Schwalb. Zuletzt ließ das Team um die französischen Europameister Bertrand und Guillaume Gille solchen Parolen sogar Taten folgen. So legten sie Anfang Mai in der Campushalle der SG Flensburg ein furioses Tempo vor und führten nach zwanzig Minuten mit 14:6. Am Ende verlor der Tabellensiebte zwar mit 30:36, doch der Blitzstart hatte die Konkurrenz aufgeschreckt.

"Eigentlich müsste sich diese Mannschaft für die Champions League qualifizieren", meint THW-Trainer Noka Serdarusic. Neben den Gille-Brüdern stehen im HSV-Kader nicht nur der ehemalige Kieler Roman Pungartnik sondern mit Pascal Hens und Torsten Jansen auch zwei deutsche Nationalspieler. Serdarusic erwartet gegen die aggressive HSV-Deckung denn auch ein sehr intensives und schnelles Spiel. Obwohl mit Lemgo nur drei Tage später der nächste Gast an die Tür klopft, spendiert er seinen Spielern einen freien Sonntag. "Bei einigen ist der Akku nach dieser langen Saison leer."

Besonders der 191-fache Torschütze Nikola Karabatic ist derzeit nur noch mit dem Reservekanister unter dem Arm unterwegs. Knie und Ellenbogen funken SOS, eine Pause gibt es für den 22-Jährigen allerdings erst, wenn der zwölfte Titel perfekt ist. Dagegen ist Stefan Lövgren, dem am Sonntag in Nordhorn eine Wunde am Kopf vernäht wurde, wieder einsatzfähig. Auf einem guten Weg ist auch Torhüter Mattias Andersson, den ein überdehnter Gesäßmuskel lange behinderte. "Kurzeinsätze sind möglich", meint Serdarusic. "Für mehr reicht es aber noch nicht." In der letzten Woche fehlte der Schwede einige Male beim Training, weil er im Kraftraum Extraschichten einlegen musste.

Grünes Licht gaben auch die beiden Linksaußen Henrik Lundström und Adrian Wagner, die zuletzt nur mit Spritzen gegen Brustwirbelblockaden in einen spielfähigen Zustand versetzt werden konnten. Für den gebürtigen Hamburger Wagner ist das heutige Spiel ein besonderes. In Diensten des HSV warf er im Februar 2003 das finale Tor zum 30:29-Sieg gegen die Zebras. Es blieb der erste und letzte Erfolg des HSV in diesem Derby.

(von Wolf Paarmann, aus den Kieler Nachrichten vom 20.05.2006)

 

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