Aus Sport1:
Schon 2004 verpasste die Skandinavier das
Olympische Turnier in Athen.
Es folgte eine magere
WM 2005 mit einem
enttäuschenden elften Platz und eine verpatzte EM-Qualifikation 2006.
Nun der erneute Tiefschlag für die vielen schwedischen
Bundesliga-Akteure, für die die WM im Land ihres
Arbeitgebers sicherlich ein unvergessener Karriere-Höhepunkt
gewesen wäre.
Schwedens Kapitän Stefan Lövgren (THW Kiel) spricht bei
Sport1.de über die Enttäuschung der verpassten
Qualifikation, die Nachwirkungen des Ausscheidens und die
Gründe für das Scheitern.
- Sport1:
-
Herr Lövgren, wobei störe ich Sie gerade?
- Stefan Lövgren:
-
Ich bin gerade in Köln angekommen, wo ich
mir das WM-Vorrundenspiel der Schweden gegen England
anschauen werde.
- Sport1:
- Die Fußballer haben Ihnen ja einiges voraus.
- Stefan Lövgren:
-
Das stimmt. Wir müssen uns jetzt über die Fußballer
freuen und leider nicht über die Handballer.
- Sport1:
- Und das, obwohl ihr Team im Rückspiel
zwischenzeitlich mit 17:12 führte. Wo liegen die Gründe des
Scheiterns?
- Stefan Lövgren:
-
Wir haben die Möglichkeiten gehabt, das ist
richtig. Aber irgendwie haben wir das Tor nicht mehr
getroffen. Es ist fraglich, ob psychologische Gründe den
Ausschlag gaben. Jedenfalls haben wir während des Spiels
nicht die Lösung gefunden, ansonsten hätte man gegensteuern
können. Welches die wirklichen Gründe sind, weiß ich zurzeit
nicht. Da müssen wir die beiden Spiele analysieren.
- Sport1:
- Fakt ist, dass es ein großer Schock ist. Wie
verarbeiten die Spieler dieses negative Erlebnis?
- Stefan Lövgren:
-
Ganz ehrlich: Ich habe keine Ahnung. Das Turnier
wäre etwas ganz Besonderes gewesen. Nicht nur für die
Spieler, die in den Vereinen der Bundesliga spielen. Auch in
Schweden verfolgt man das Geschehen in der Bundesliga mit
großem Interesse. Momentan ist der Schock einfach groß, und
wir sind alle sehr traurig. Viele Spieler sind erst einmal
in den Urlaub gefahren. Vielleicht schaffen sie es, das
Ausscheiden dort zu verarbeiten.
- Sport1:
- Wie wirken Sie der Pleite entgegen?
- Stefan Lövgren:
-
Ich hoffe, dass dieser Kurztrip zur WM und mein
anschließender Aufenthalt in meinem Ferienhaus in Schweden
mit meiner Familie dazu beiträgt. Dafür habe ich immerhin
dreieinhalb Wochen Zeit.
- Sport1:
- Wie hat die Mannschaft auf das Ausscheiden
reagiert?
- Stefan Lövgren:
-
Wir waren richtig enttäuscht. Es ging aber nicht
hauptsächlich um das Spiel auf Island, sondern um das
Hinspiel in Stockholm. Dort haben wir eigentlich ganz
ordentlich gespielt - bis fünf Minuten vor Schluss. Da haben
wir die Qualifikation verspielt. Für den Handball in
Schweden ist das eine schwere Niederlage. Der Weg zurück in
die Spitze wird für uns sehr, sehr schwer.
- Sport1:
- Haben Sie nach der verpassten Qualifikation an
ein Karriere-Ende in der Nationalmannschaft gedacht?
- Stefan Lövgren:
-
Nein, das war und ist für mich kein Thema. Wir
haben auch gar nicht darüber nachgedacht, was passieren
wird, wenn wir scheitern sollten. Unser Fokus liegt nun auf
der Qualifikation zu den Olympischen Spielen 2008 in Peking.
Jeder Spieler kann nun in Ruhe darüber nachdenken, ob er bei
diesem Projekt mitmachen möchte.
- Sport1:
- Wie sieht die Zukunft der Zusammenarbeit von
Trainer Ingemar Linell und dem schwedischen Handballverband
aus? Beide Seiten haben eine Aufhebungsklausel, die bis zum
30. Juni gezogen werden kann.
- Stefan Lövgren:
-
Soweit ich weiß, ist noch keine Entscheidung
gefallen. Auch nicht bei unserem Trainer Ingemar Linell. Er
hat zwar noch einen gültigen Vertrag, aber aus Erfahrung
weiß man, dass sich solche Sachen schnell ändern können. Ich
gehe allerdings davon aus, dass er weitermachen wird.
- Sport1:
- Ihr Team ist schon in der Qualifikation
gescheitert. Wie weit schaffen es die Kollegen vom Fußball
bei der WM?
- Stefan Lövgren:
-
Erst einmal müssen sie die Vorrunde überstehen, das
wird schwer genug. Und dann kommt es vielleicht zum Spiel
gegen Deutschland. Das wäre der Hammer! Ab da ist dann alles
möglich.
(Das Gespräch führte Christian Nier, © 2006 Sport1)