Der THW Kiel hat beim Brümmerhoff-Cup das Finale erreicht: Im Halbfinale
gewannen die Zebras am Samstag Nachmittag vor 750 begeisterten Zuschauern in Schneverdingen
gegen den dänischen Vertreter KIF Kolding mit 42:33 (19:11). Der Gegner des THW Kiel
im Endspiel am Sonntag ist MKB Veszprem. Die Ungarn besiegten
einen in der ersten Halbzeit desolaten HSV Hamburg am Ende knapp mit 33:30 (20:8).
Der Tag begann mit einer ungewöhnlichen Anreise zur Halle. Vom Hotel zum Spielort wurden
die Zebras mit einer großen Pferdekutsche gebracht, der Touristenort Schneverdingen in der
Lüneburger Heide zeigte sich bei strahlendem Sonnenschein von seiner besten Seite.
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Eine der netten Ideen der Veranstalter: Die Zebras hatten sichtlich Spaß auf der Kutsch-Tour zur Halle!
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Gitta Wieberneit |
Sehnlichst erwartet wurden die Kieler von 750 Zuschauern in der rappelvollen KGS-Halle,
um die herum ein großes Volksfest mit Liveübertragung aus der Halle weitere Handballfans
anlockte.
Hochmotiviert gingen die Zebras in die Partie gegen KIF Kolding. Von Beginn an legten
sie ein hohes Tempo vor, übten so viel Druck auf die gegnerische Abwehr aus. Im eigenen
6-0-Deckungsverband übernahmen erneut Filip Jicha und
Nikola Karabatic den Mittelblock. Hinter der Defensivreihe
standen mit Thierry Omeyer und Mattias Andersson
zwei Top-Torleute, die jeweils eine Halbzeit lang mit vielen Paraden zu glänzen wussten.
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Wuchtiger Abschluss: Igor Anic
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Barbara Wöhling |
Im Angriff setzte der Kieler Rückraum mit druckvoll vorgetragenem Positions- und Tempospiel
die Akzente. Besonders Kim Andersson hatte sein Visier gut justiert,
überwand gleich elfmal die gegnerische Abwehr. Aber auch Jicha (8/2 Tore) zeigte,
welch Wurfrepertoire in ihm steckt. Auf der Mittelposition wechselten sich
Börge Lund und Stefan Lövgren ab, während
Igor Anic und Karabatic sich den Kreisläufer-Posten
teilten. Karabatic scheint sich immer mehr an diese Position zu gewöhnen,
erzielte gleich fünf Treffer vom Kreis.
Mitte der ersten Halbzeit konnte sich der THW Stück um
Stück absetzen, die klare 19:11-Halbzeitführung entsprach aber nicht im Detail dem Spielverlauf. Kolding
hielt dagegen, konnte letztlich dem Kieler Rückraum-Gewitter aber nichts entgegen setzen.
Dies änderte sich in der ersten Viertelstunde des zweiten Durchgangs: Bo Spellerberg und
Kristiansen waren fortan kaum noch in den Griff zu bekommen, Spellerberg erzielte zehn seiner
13 Tore in der zweiten Hälfte und hatte maßgeblichen Anteil daran, dass Kolding beim 28:32 (50.) wieder
in Schlagdistanz war. Doch mit einem bejubelten Schlussspurt konnten die Kieler den auch in der
Höhe verdienten Erfolg einfahren und zeigten im Zusammenspiel deutlich verbesserte Abläufe.
Auch lichten sich knapp drei Wochen vor dem Saisonstart die Verletzungssorgen: Während
Christian Zeitz nach seiner Operation weiterhin nur Autogramme schreiben konnte,
feierte Viktor Szilagyi in der 18. Minute sein Comeback. Mit einer
Schiene um das zuletzt verletzte Knie machte er einen erstaunlich sicheren Eindruck und
erzielte im weiteren Spielverlauf ein Tor.
(Christian Robohm)
- THW Kiel:
-
Omeyer (1.-30., 13 Paraden),
M. Andersson (31.-60., 10 Paraden);
Lund (4),
K. Andersson (11/1),
Lundström (3)
Kavticnik (1),
Anic,
Lövgren (3),
Szilagyi (1)
Karabatic (10),
Klein (1),
Jicha (8/2);
Trainer: Serdarusic
- KIF Kolding (DEN ):
-
Ohlander (3 Siebenmeter),
Petersen (1.-60., 12 Paraden);
Jensen (1),
Olssen (3),
Kristiansen (6),
Spellerberg (13/2),
Schnuchel (3),
Forslund (3),
Scott (1),
Seifert (2),
Hansen (1)
- Zeitstrafen:
-
THW: 3 (Jicha(13.), K. Andresson (25.), Karabatic (48.));
Kolding: 3 (Hansen (19.), Seifert (28.), Olssen (39.))
- Siebenmeter:
-
THW: 5/3 (Jicha scheitert zweimal);
Kolding: 4/2 (Omeyer hält Spellerberg und Seifert)
- Spielfilm:
-
1. Hz.: 2:0 (6.), 6:2 (10.), 8:6 (15.), 13:7 (20.), 16:9 (25.), 19:11 ;
2. Hz.: 22:14 (35.), 25:20 (40.), 28:24 (45.), 32:28 (50.), 38:31 (55.), 42:33
- Zuschauer:
-
750 (ausverkauft) (KGS-Halle, Schneverdingen)
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Lohn der Mühen: Stefan Lövgren nimmt den schmucken Brümmerhoff-Cup entgegen.
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Gitta Wieberneit |
Der THW Kiel hat den Brümmerhoff-Cup in Schneverdingen gewonnen. Nach dem
42:33 (19:11)-Erfolg gegen KIF Kolding (DEN) am Samstag
(siehe Spielbericht) gewannen die Zebras auch das Finale
am Sonntag. Dort erwiesen sich die Ungarn von MKB Veszprem als erwartet schwerer Brocken. Noch
zur Pause lag MKB mit 19:17 in Führung, am Ende von sechzig hochspannenden Minuten
gewann der THW jedoch noch knapp mit
35:33 (siehe Spielbericht).
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Druckvoller Mittelmann: Börge Lund
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Barbara Wöhling |
Die Ungarn, die in der vergangenen Spielzeit im Viertelfinale der Champions League
dem THW schon alles abforderten, wollten es auch in Schneverdingen wissen. Bei hochsommerlichen
Temperaturen gingen beide Teams trotz des Testspielcharakters hoch engagiert in die Partie,
wobei sich beide Mannschaften mit einer aggressiven Deckungsarbeit schnell Respekt verschafften.
Bei den Zebras lief bis zum 10:5 (15.) alles nach Plan, dann wurde durchgetauscht.
Lövgren kam für Lund, Karabatic
für Anic an den Kreis. Doch MKB ließ sich von dieser Maßnahme nicht
irritieren, nahm schnell eine Auszeit. Aus dieser kamen die Ungarn gestärkt hervor, suchten
nun immer wieder ihren Rückraum-Shooter Sesum, der fortan die Kieler Abwehr vor große
Probleme stellen sollte. Sieben Tore erzielte der agile Veszpremer bis zum Pausenpfiff und hatte
damit maßgeblichen Anteil daran, dass MKB zunächst ausgleichen und später gar mit zwei Toren in Führung
gehen konnte.
Nach dem Wechsel kam Mattias Andersson für den ebenfalls gut
haltenden Thierry Omeyer ins Kieler Tor - und wurde schnell zum
Rückhalt. So drehte der THW binnen fünf Minuten das Ergebnis, ging mit 21:20 in Führung. Immer
wieder fand Filip Jicha die Lücken im gegnerischen Deckungsverband,
doch auch seine Tore reichten nicht aus, um sich weiter von MKB abzusetzen. Die versuchten
es im zweiten Durchgang immer wieder auch mit Anspielen auf den wuchtigen Kreisläufer Gal,
der sich gegen den bärenstarken Kieler Mittelblock aus Karabatic
und Jicha jedoch kaum in Szene zu setzen wusste. Da sich auch die
Kieler immer wieder in der gegnerischen Deckung festliefen, blieb es dramatisch bis zum
Schluss. Putics konnte in der 57. Minute erneut für die Ungarn ausgleichen, ehe
Karabatic mit einem Doppelpack, Andersson
mit einigen tollen Paraden und schließlich Kim Andersson mit
seinem sechsten Treffer zum 35:32 (60.) die Weichen endgültig auf Sieg für den THW stellen konnten.
Das Finale von Schneverdingen war gewonnen - und damit auch einer der ersten richtigen Härtetests auf
hohem Niveau. Am Ende freute sich der THW, als Premierengewinner in die Geschichtsbücher des Brümmerhoff-Cups
eingetragen zu werden - und über die Siegerehrung durch die Heideblütenkönigin Stefanie Treichel,
die den Pokal und kleine Präsente überreichte. Zum besten Spieler des Turniers wurde
Filip Jicha gekürt, erfolgreichster Torschütze war Bo Spellerberg von KIF Kolding (DEN) und
als bester Torhüter wurde Dejan Peric von MKV Veszprem (HUN) ausgezeichnet.
Vor der Halle wurde da längst schon wieder gefeiert
und sich auf das kommende Jahr gefreut, wenn das Turnier erneut ausgetragen werden soll. Mit einer
perfekten Organisation und vielen netten kleinen Gesten betrieben die Veranstalter schon einmal
Werbung in eigener Sache...
(Christian Robohm)
- THW Kiel:
-
Omeyer (1.-30., 11 Paraden),
M. Andersson (31.-60., 14 Paraden);
Lund (3),
K. Andersson (6/1),
Lundström (3)
Kavticnik (5),
Anic (2),
Lövgren,
Szilagyi (n.e.),
Karabatic (3),
Klein (3),
Jicha (10/1);
Trainer: Serdarusic
- MKB Veszprem (HUN ):
-
Tatai,
Peric (1.-60., 12 Paraden);
Gulyas (4),
G. Ivancsik (3/2),
Sesum (8),
Gal (1),
Cozma,
T. Ivancsik (2),
Perez (1),
Putics (5),
Vujin (2),
Pasztor,
Markovic (4),
Luschnikow,
Eklemovic (n.e.),
Ilyes (4)
- Zeitstrafen:
-
THW: 1 (Karabatic (48.));
Veszprem: 3 (Sesum (22.), Ilyes (25.), Putics (51.))
- Siebenmeter:
-
THW: 5/2 (Peric hält Lundström, Jicha an den Pfosten,
K. Andersson an die Latte);
Veszprem: 2/2
- Spielfilm:
-
1. Hz.: 3:3 (5.), 7:5 (10.), 10:5 (15.), 11:11 (20.), 14:16 (25.), 17:19;
2. Hz.: 21:20 (35.), 22:21 (40.), 25:25 (45.), 29:29 (50.), 31:31 (55.), 34:32 (59.), 35:33
- Zuschauer:
-
750 (ausverkauft) (KGS-Halle, Schneverdingen)
Aus den Kieler Nachrichten vom 06.08.2007:
Angenehme Gefühle in der Heide
THW Kiel gewann die Premiere des Brümmerhoff-Cups in Schneverdingen - Comeback von Viktor Szilagyi
Schneverdingen - Vom Hotel zur Halle ging es für die
Zebras des THW Kiel mit der Pferdekutsche, den
Siegerpokal gab es gestern Abend aus den Händen der
Heideblütenkönigin: Die Premiere des Brümmerhoff-Cups in Schneverdingen
in der Lüneburger Heide erwies sich für den Deutschen Handball-Rekordmeister
als geeignetes Ambiente für zwei gelungene
Härtetests gegen Kolding und Veszprem.
Nicht nur der Turniersieg hinterließ jedoch ein gutes Gefühl
im Kreis des Teams von Trainer Noka Serdarusic. So
dominierte die Gewissheit, dass die zuletzt verletzten Außen
Henrik Lundström und Vid Kavticnik auf dem Weg
zurück zu voller Leistungsfähigkeit drängen. Ebenso erfreulich
das Turnier-Halbfinale gegen die anfangs kaum konkurrenzfähigen Dänen
von KIF Kolding: Anerkennend applaudierte das Kieler Personal, als
Viktor Szilagyi nach erneut fünfmonatiger
Verletzungspause das Parkett betrat, bis zur Pause in der
Rückraum-Mitte die Bälle verteilte und sich einmal in
die Torschützenliste eintrug. "Ein gutes Gefühl, wieder dabei
zu sein. In der ersten Halbzeit hat es schon gut in der Abwehr
geklappt", sagte der 28-jährige Österreicher, der mit
einer schwarzen Schiene in das Spiel gegangen war.
THW-Trainer Noka Serdarusic
("Viktor soll langsam wieder anfangen, es nicht übertreiben")
sah, wie der 19:11- Pausenvorsprung schrumpfte
und insbesondere das Kreisläufer-Spiel von Neuzugang
Igor Anic noch unter dem Problem
der mangelnden Abstimmung litt. "Es waren so viele Bälle, die er einfach haben
muss", zürnte Serdarusic.
Den 42:33-Sieg sicherten Kim Andersson (11 Tore),
Filip Jicha (8) und Nikola Karabatic,
der die Hälfte seiner zehn Treffer vom Kreis erzielte.
Gestern warteten die Ungarn von MKB Veszprem - Kiels "alter Bekannter aus
dem Champions-League-Viertelfinale der vergangenen
Saison - im Finale. Veszprem hatte im Halbfinale den späteren
Turnierdritten HSV Hamburg mit 33:30 und einer
fulminanten 20:8-Halbzeit aus dem Weg geräumt und bot
dem THW einen spannenden Kampf bei hochsommerlichen Temperaturen in der ausverkauften
Schneverdingener KGS-Halle. Nach einer komfortablen
10:5-Führung (15.) erwiesen sich die Wechsel von
Stefan Lövgren für Börge Lund
in der Rückraum-Mitte und Karabatic für
Anic am Kreis als wenig förderlich für
das Kieler Spiel. Bis zur Pause ging Veszprem
mit 17:15 in Führung, angeführt von seinem gefährlichen
"Shooter" Zarko Sesum.
Die Tore von Filip Jicha, die Paraden von
Mattias Andersson und die Erkenntnis,
dass Jicha und Karabatic zusehends
zu einem Abwehr-Mittelblock mit Ausnahme-Klasse heranreifen, blieben
schließlich als präsente Attribute des knappen Kieler
35:33-Sieges, der jedoch gegenüber dem sich lichtenden
THW-Lazarett nur einen Bruchteil des guten Gefühls
des Wochenendes ausmacht.
(von Tamo Schwarz, aus den Kieler Nachrichten vom 06.08.2007)