Von Dr. Oliver Schulz
Wenn Montpellier am Donnerstag ab 19.15 Uhr versucht, sich auch ohne
fünf Verletzte in der Ostseehalle gegen den THW achtbar zu schlagen
und Tabellenplatz zwei zu festigen, sollte fast zeitgleich 2250
Kilometer südlich ein weiterer erbitterter Kampf vonstatten gehen.
HCM Constanta strebt nach suboptimalem Saisonverlauf im "Spiel des Jahres" nach
Rang drei in
in
Gruppe B.
Der stellt im Gegensatz zum sang- und klanglosen Abschied von der
europäischen Bühne auf Platz vier die Eintrittskarte für den
Wettbewerb der Pokalsieger dar. Zur Zeit hat ihn just Gegner
Hammarby inne. Der schwedische Meister sitzt also zwischen
allen Stühlen: von unten sägt das nach einem Erfolg lechzende
Constanta daran, während man selbst Montpellier bei optimalem
Verlauf noch von Rang zwei verdrängen und so in die Zwischenrunde einziehen könnte.
Rumänische Schützenhilfe für Montpellier?
Am letzten Wochenende fing sich der rumänische Meister beim
23:34 in Montpellier
eine deftige Niederlage ein, die vierte in Folge in der diesjährigen
Königsklasse. Nach 50 Minuten und einem überaus beruhigenden 14-Tore
Vorsprung (30:16) konnte es sich Trainer Patrice Canayer sogar
leisten, der Jugend flächendeckend eine Chance zu geben und die
Stammkräfte seines Kaders - in dem fünf Mann fehlen - zu schonen.
Vier Nachwuchsleute von nicht einmal 20 Jahren und Samuel Honrubia (21)
brachten den nie gefährdeten Sieg sicher über die Runden. Die
rumänische "Cuget Liber" sprach anschließend von "einer 60-minütigen Tortur".
Gut möglich allerdings, dass die vor kurzem noch deutlich geschlagenen
Männer vom Schwarzen Meer heute für den Tabellenführer der
französischen Liga D1 zum Segen werden: in einem Interview
der südfranzösischen Tageszeitung "Midi Libre" ließ Constantas
Kreisläufer Petr Hejtmanek durchblicken, dass seine Mannschaft
vor eigenem Publikum Hammarby durchaus schlagen könne.
Der Tscheche hatte vor Saisonbeginn selbst noch in Frankreich
für Pontault Combault Bälle geworfen. Sollte der Gruppenletzte
also doch noch Einfluß auf die Plätze nehmen?
Constantas freier Fall in der Liga gestoppt
Bislang haben alle drei Aufsteiger in die Liga Nazionala mit
ansprechenden Leistungen aufgewartet und finden sich überraschend
weit oben in der Tabelle. Der runderneuerte Meister Constanta
hingegen konnte bislang auch auf nationaler Ebene die Erwartungen
kaum erfüllen. Besonders unglücklich rutschten die Hafenstädter
in eigener Halle mit 26:27 gegen den Vorletzten Timisoara aus,
der seinen besten Werfer einmal mehr im jungen, gefährlichen
Rechtsaußen Marius Sadoveac (9) hatte.
Nach zwei Unentschieden gegen Aufsteiger Odorhei und Vizemeister
Steaua Bukarest mußten sich die Mannen des neuen Trainers Eden
Hairi am siebten Spieltag bei einem anderen Aufsteiger, Stiinta
Bacau, mit 23:22 geschlagen geben. Nach dieser überraschenden
Niederlage fanden sich die marinarii ("Seemänner") plötzlich auf
Rang zehn der 14 Teams umfassenden Liga wieder. Am 7. November
gelang ihnen zuletzt ein überzeugender 33:24 Heimsieg gegen
Baia Mare. Nach acht Partien belegen die Schwarz-Grünen aktuell Platz acht.
Wichtigstes Spiel der Saison
In der Schwarzmeermetropole hat man die Hoffnung auf einen Verbleib
auf der europäischen Bühne keineswegs schon aufgegeben. Constanta
könne hoffen, titelte jüngst das Portal "prosport.ro" im Hinblick
auf Rang drei und den damit verbundenen Einstieg in den Pokalsieger-Wettbewerb.
Auch Vereinspräsident Nicusor Constantinescu zufolge bestehe noch eine
Chance, es sei noch nichts entschieden.
Constanta bereite sich auf das Spiel der Saison vor, stellte gestern
das Portal "onlinesport.ro" fest. Und auch Ionut Rudi Stanescu,
Torhüter und Kapitän in Diensten von HCM, vermutete
gegenüber "NewsIn.ro", das wichtigste Match der Spielzeit
stünde bevor. Ali Nurhan, technischer Direktor des Meisters,
sprach von der letzten Chance für sein Team, im Frühjahr
noch auf europäischem Parkett vertreten zu sein und hofft
auf die Unterstützung des Publikums.
Trainer Eden Hairi, der Lucian Rasnita beerbte, verwies vor dem
Showdown auf die jüngere Geschichte des Vereins. In der
Saison 2000/01 traf Constanta in Runde drei des Challenge
Cups auf den serbischen Vertreter Jugovic Kac. Wie neulich
beim 33:25 in Stockholm verloren die Rumänen damals das
Hinspiel auswärts mit acht Toren (31:23). Im Rückspiel siegten
sie vor eigenem Publikum überlegen mit 27:16 und drehten dadurch den Spieß doch noch um.
Die für beide Mannschaften eminent wichtige Partie wird sowohl vom
schwedischen (SVT24) als auch dem rumänischen Fernsehen (TVR/Pro TV)
live übertragen. Schiedsrichter in der "Sala Sporturilor" sind
die Ungarn Csaba Dobrovits und Peter Tajok. Als EHF-Delegierter
wird Helmut Schebeczek aus Österreich vor Ort sein.
(von Dr. Oliver Schulz)