Aus den Kieler Nachrichten vom 26.01.2008:
Lillehammer - "Wir haben Bronze satt, jetzt sind wir
heiß auf Gold." Jesper Jensen und seine Dänen haben
heute Abend (18 Uhr, ARD live) in der Hakonshall von
Lillehammer nur ein Ziel: Sie wollen Deutschland im
EM-Halbfinale besiegen.
Und die Chancen der Skandinavier, die bei Europameisterschaften
zuletzt dreimal Dritter wurden und noch nie das Finale
einer großen Meisterschaft erreichten, sind
nicht schlecht.
Den Weltmeister plagen nicht nur große Personalprobleme.
Auch die Reise von Trondheim nach Lillehammer wurde eine
Tour mit Hindernissen. Vier Stunden verspätet traf die
Nationalmannschaft gestern in der Olympiastadt von 1994
ein, weil ein kräftiger Schneesturm die Strecke über eine
Gebirgshöhe unpassierbar
gemacht hatte. "Die Gruppe mit dem Gastgeber inklusive
der Dänen fliegt, und die anderen fahren Bus. Das kann
nicht sein", bewies ein verärgerter Horst Bredemeier, Vizepräsident
des Deutschen Handball-Bundes, aber intakten
Galgenhumor. "Wir hatten die ganze Zeit 300 Meter
Vorsprung auf die Franzosen. Das war also o.k." Auch
das Team um die Kieler
Nikola Karabatic und
Thierry Omeyer,
die heute im ersten
Halbfinale (15.30 Uhr, DSF
live) auf Olympiasieger Kroatien
treffen, erreichten ihr Ziel gestern erst um 16 Uhr.
Gegen Dänemark wird Bundestrainer Heiner Brand
("Mal sehen, wer noch laufen kann") auf Abwehrchef Oliver
Roggisch verzichten müssen. Ein Fragezeichen steht
hinter dem Einsatz von Sebastian Preiß (Sehnenreizung
in der Kniekehle), der beim
31:29-Sieg gegen Schweden im Mittelblock eine tadellose
Leistung geboten hatte. Entwarnung gaben die Ärzte bei
Michael Kraus. Der Lemgoer hatte am Donnerstag nach einem
Schlag auf den linken Unterarm vorzeitig das Feld
räumen müssen und über "höllische Schmerzen" geklagt.
Eine Röntgenuntersuchung in einer Trondheimer
Klinik ergab eine starke Prellung als Ursache für das
Taubheitsgefühl in seiner Hand. "Mit diesen vielen Verletzten
sind wir gegen Dänemark nur Außenseiter", meinte
Torhüter Johannes Bitter, der gegen Schweden nach einem
schwachen Start ("Ich war übermotiviert und habe
mich schön rausschießen lassen") in einer dramatischen
Schlussphase noch zum umjubelten Matchwinner geworden
war.
An die Dänen, die auch bei der WM in Deutschland Bronze
Bronze gewannen, haben die Brand-Schützlinge gute Erinnerungen.
Bei den Europameisterschaften 2002 und 2004 warfen sie den Nachbarn
jeweils im Halbfinale aus dem Turnier. Doch das Team hat
unter dem neuen Trainer Ulrik Wilbek enorm an Selbstbewusstsein
gewonnen. "Früher waren wir zufrieden, wenn wir das Halbfinale erreicht
haben", sagt Lasse Boesen, der für den Bundesligisten
TBV Lemgo spielt. "Das sind wir nun nicht
mehr."
An ihrer Beton-Deckung und dem famosen Torhüter Kasper Hvidt bissen sich bei
diesem Turnier auch schon Kroatien und Vize-Weltmeister
Polen die Zähne aus. Zwei von fünf Siegen, die die Dänen
ihrer Auftaktniederlage gegen Norwegen folgen ließen.
"Wenn wir jetzt alle Spiele gewinnen, werden wir Europameister",
hatte Wilbek direkt nach dem überraschenden 26:27 gegen den Gastgeber
trotzig als Parole ausgegeben. Seitdem beginnt er die Pressekonferenz
vor dem nächsten Spiel immer mit einem Countdown.
"Noch sieben Siege, noch sechs." Gestern waren
es noch zwei.
(von Wolf Paarmann, aus den Kieler Nachrichten vom 26.01.2008)
Aus den Kieler Nachrichten vom 26.01.2008:
EM-Splitter
Fernseh-Fieber:Im
Schnitt 6,36 Millionen Zuschauer verfolgten den deutschen
31:29-Erfolg gegen Schweden
live im TV. Die ZDF-Sendung erreichte einen Marktanteil
von 20,7 Prozent und erzielte damit die bislang größte Reichweite bei der
EM. Das heutige
Halbfinale der DHB-Auswahl gegen
Dänemark (18 Uhr) überträgt die ARD. Das zweite Vorschlussrundenspiel zwischen Frankreich und
Kroatien ist zuvor (15.30 Uhr) live im DSF zu sehen. Morgen zeigt das ZDF das
letzte Spiel der deutschen Mannschaft. Entweder ist
es das Finale (16 Uhr) oder das Spiel um Platz drei
(13.30 Uhr). Die jeweils andere Partie überträgt der
Privatsender DSF.
Außenseiter: Der Sportwettenanbieter
bwin sieht das deutsche Team gegen Dänemark nur in der Rolle
des Außenseiters. Die Dänen werden mit einer Quote von 1,75 notiert, bei einem
Sieg des Weltmeisters würde es 2,50 Euro bei einem Euro Einsatz geben.
Titelverteidiger Frankreich ist unterdessen der
Favorit auf den EM-Triumph. Die Quote des WM-Vierten steht bei 2,00. Dahinter
folgen Dänemark (3,50), Deutschland (4,50) und Olympiasieger Kroatien
(8,00).
Unterstützung: Unterstützung - Die deutsche
Handball-Nationalmannschaft unterstützt weiterhin Joachim Deckarm:
Der nach einem Sportunfall im Jahre 1979 behinderte Weltmeister
von 1978 nahm im saarländischen Neunkirchen einen
Scheck über 110 000 Euro in Empfang. Der Erlös
stammt aus einem Benefiz-Spiel des Weltmeister-Teams von Bundestrainer
Heiner Brand gegen eine Saarland-Auswahl vom
vergangenen Dezember in Saarbrücken.
(Aus den Kieler Nachrichten vom 26.01.2008)