Der Strapazen-Februar strebt nur drei Tage nach dem
THW-Sieg in Magdebrug
einem neuen Höhepunkt entgegen: Am Dienstag empfängt der THW Kiel mit den
Rhein-Neckar Löwen einen Gast, der sich für die Rückrunde noch einmal viel vorgenommen hat.
Und so treffen die Zebras ab 20.15 Uhr in der Sparkassen-Arena-Kiel
auf einen wirtschaftlich starken Gast, dessen Gesicht sich im Vergleich zum
Hinspiel noch einmal grundlegend verändert hat. Wegen der Brisanz
dieser Partie hat sich das DSF entschlossen, die Partie live zu übertragen.
Es wird eine richtungsweisende Begegnung mit viel Zündstoff - soviel steht bereits vor
dem Aufeinandertreffen des THW mit seinem Gegner fest. Dieser hat sich inzwischen vom
Provinzklub SG Kronau-Östringen zu einem titelhungrigen "Löwen" gemausert.
Das mit Nationalspielern gespickte
Star-Ensemble von Trainer Juri Schewtsow
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Karol Bielecki im Dress der Rhein-Neckar Löwen.
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will und wird angreifen - deshalb erfuhr es noch vor der
Em-Pause
eine nochmalige Verstärkung: Karol Bielecki und Gregorz Tkaczyk wechselten vom
krisengeschüttelten SC Magdeburg zu den Löwen. Die polnischen Vizeweltmeister
verstärken einen Rückraum, der mit Sergej Harbok, dem wiedergenesenen Daniel Buday,
dem polnischen Nationalspieler Mariuzsz Jurasik und Sergej Shelmenko schon exzellent
besetzt war. Die Nationalspieler Oliver Roggisch und Andrej Klimowets gemeinsam mit
Kreisläufer-Legende Christian Schwarzer, die National-Torhüter
Henning Fritz und Slawomir Szmal (Polen), das Außen-Duo Szlezak
und Gensheimer - der
Kader der Rhein-Neckar-Löwen gehört zum
besten, was die TOYOTA Handball-Bundesliga zu bieten hat. Dass mit Christian Caillat (zu den Füchsen),
Michael Haaß (nach Minden) und Oleg Velyky, den es vor seiner schweren Verletzung bei der
Europameisterschaft zum HSV Hamburg zog, drei Spieler den Verein
vor der Rückrunde verließen, fiel angesichts der spektakulären Verpflichtung von Bielecki
und Tkaczyk kaum noch ins Gewicht.
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Engagiert wie eh und je: Henning Fritz kehrt zurück an die Stelle seiner
größten Triumphe.
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Dennoch ist bei den "Löwen" nicht alles eitel Sonnenschein. Denn bei dem namhaften
Kader stiegen mit jeder weiteren Verpflichtung natürlich auch
die Ansprüche in Mannheim. Und so brach Manager
Torsten Storm
noch vor dem Jahreswechsel eine Trainerdiskussion vom Zaum. Auslöser war die blamable
33:35-Niederlage bei HBW Balingen-Weilstetten. "Wir hatten schon zweimal gegen
vermeintlich schwächere Gegner verloren. Ich hätte nicht gedacht, dass das noch mal passiert",
brodelte es in dem ehemaligen Flensburger Manager. Er dachte dabei an die Partien der
Löwen in Essen (30:35) und Melsungen (40:42), die neben den Heim-Niederlagen in den
Spitzenspielen gegen die Zebras (
25:26) und Nordhorn (31:34)
eine bessere Ausgangsposition der
Mannheimer vor der Rückserie verhinderten. Dass
Fritz, Schwarzer und Co.
es besser können, bewiesen sie unter anderem beim 28:28-Remis in der Hamburger Colorline-Arena.
So reichte es bisher für die gar mit Meisterschaftshoffnungen gestarteten Löwen "nur" zu einem
fünften Platz (siehe auch
Gegnerkurve Magdeburg
und
Tabelle).
Nach der EM-Pause sind die Löwen gut aus den Startlöchern gekommen. Gegen
TUSEM Essen taten sich die Schewtsow-Schützlinge zwar lange Zeit schwer, am Ende stand
jedoch ein deutlicher 32:27-Erfolg, der vor allem dem Löwen-Rückraum zu verdanken war.
17 Tore erzielten Bielecki, Tkaczyk und die Nebenleute. Dennoch war, wie auch beim THW
in Magdeburg noch Sand im Getriebe. "Es läuft noch nicht rund. Es war ein
hartes Stück Arbeit gegen Essen und wir haben noch viel Arbeit vor uns",
meinte der neue Löwen-Kapitän Christian Schwarzer nach dem Spiel. Verwunderlich, so "Black" weiter,
sei dies aber kaum. "Schließlich haben wir mit Tkaczyk und Buday mit zwei neuen Spielmachern agiert."
Die Kehrseite der Transfer-Aktivitäten soll sich aber bereits in Kiel wieder in eine siegbringende
umwandeln - denn das Spiel der Rhein-Neckar Löwen ist vielseitiger durch die Neuverpflichtungen
geworden. Zudem können alle Rückraumspieler der Mannheimer an einem guten Tag ein Spiel allein
entscheiden.
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Neuer Mittelmann für Oleg Velyky: Gregorz Tkaczyk wechselte vom SCM zu den Löwen.
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Alles Dinge, gegen die die Zebras am Dienstag ihren Einsatzwillen und viel Kampf entgegen setzen
müssen. Natürlich hoffen sie dabei auch auf viel Unterstützung von den Rängen, denn
die Handball-Euphorie in Kiel versorgt auch müde Beine wieder mit Kraft. Und die
wird nötig sein, denn nur mit einem Sieg bleibt man nach Minuspunkten der SG Flensburg-Handewitt
dicht im Nacken und kann so psychologischen Druck gegenüber den Mannen von der nördlichsten
Förde Deutschlands aufbauen. Gleichzeitig hielten die Zebras mit einem Erfolg auch die lauernden
Hamburger auf Distanz. Wie man die Löwen bezwingen kann, bewiesen die Kieler in dieser
Saison bereits zwei Mal. Im
Supercup siegte der THW klar mit
41:31. Wesentlich enger ging es dann schom im
Hinspiel zu: Mit 14:13
führten die Löwen zur Pause, beackerten in der Defensive die Zebras, kamen durch den neunmaligen Torschützen Jurasik
immer wieder zu leichten Treffern, ehe sich die Kieler mithilfe
eines grandiosen
Thierry Omeyer zurück in die Partie kämpften und am
Ende verdient mit 26:25 gewannen (siehe
Spielbericht). Der letzte von
bisher sechs Kieler Erfolgen gegen Kronau und die Löwen (siehe auch
Gegnerdaten Rhein-Neckar Löwen).
Am Dienstag soll der siebte folgen,
ehe man sich am 29. März bereits zum vierten Mal in dieser Spielzeit sieht: Denn die Löwen sind in
einer Neuauflage des letztjährigen
Pokalfinales Gegner im diesjährigen
Halbfinale des Final Four ...
Geleitet wird das brisante Spitzenspiel von den Schiedsrichtern
Matthias Dang und Thorsten Zacharias (beide Mainz).
(Christian Robohm)
Dieser Vorbericht wird wie gewohnt ständig aktualisiert...
Lesen Sie bitte auch
Update vom 04.02.2008:
Noch Tickets erhältlich
THW-Fans aufgepasst: Es gibt für Kurzentschlossene noch Tickets
für das Spitzenspiel der TOYOTA Handball-Bundesliga gegen
die Rhein-Neckar Löwen am Dienstag, 05. Februar. Anwurf
ist um 20.15 Uhr in der Sparkassen-Arena-Kiel.
Die Tickets von Stehplätzen zu je 13,- Euro bis hin zu guten
Sitzplätzen für 28,- Euro gibt es an allen bekannten Vorverkaufsstellen
sowie natürlich beim Ticketcenter der Sparkassen-Arena-Kiel.
Interview mit Löwen-Coach Juri Chevtsov:
Chevtsov: "Ich war nur Linkshänder"
Mit dem Trainer der Rhein-Neckar Löwen sprach Frank Schneller
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Gibt bei den Löwen die Richtung vor: Juri Chevtsov.
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- Frank Schneller:
-
Herr Schewtsow, Sie gelten in der Szene als fachlich äußerst qualifiziert,
aber eher als sehr stiller Vertreter der Trainergilde.
- Juri Chevtsov:
-
Nun, ich mag mich nicht verstellen. Ich habe meine Prinzipien.
Die gelten im Privaten, aber auch genauso im Trainerbereich.
Ich gehe als Mensch wie als Trainer einen geraden Weg und
ziehe meine Art durch. Werte waren mir immer wichtiger als Wirkung.
- Frank Schneller:
-
Würden Sie sich als harten Trainer bezeichnen?
- Juri Chevtsov:
-
Ich weiß, dass man
nur mit harter Arbeit zum Erfolg kommt. Talent und
Veranlagung alleine reichen nicht. Das ist etwas, was
sich in meiner Trainingsphilosophie schon niederschlägt.
Wir haben in Russland sehr hart trainiert. Das heißt
aber nicht, dass ich nur deshalb jetzt auch hart
trainieren lasse. Ich muss so trainieren, dass die
Spieler auch Spaß haben - und dazu gehört es, den Körper
zu beanspruchen, sich auszupowern.
- Frank Schneller:
-
Haben Sie als Spieler gerne hart trainiert?
- Juri Chevtsov:
-
Ja, weil ich leistungsorientiert war. In der Gruppe,
unter den Gleichaltrigen bei SKA Minsk, hat das auch
Spaß gemacht. Sie müssen wissen: Ich war als Spieler
nie ein großes Talent, aber ich habe viel gelernt,
war immer fleißig und wurde auf diese Weise Weltmeister
und Olympiasieger. Ich war nur Linkshänder, alles
andere habe ich mir erarbeitet.
- Frank Schneller:
-
Hatten Sie zu Ihrer Zeit in Minsk den "goldenen Westen"
als Ziel vor Augen, das als Ausnahme-Sportler der damaligen
Sowjetunion greifbarer war als für den normalen Bürger?
- Juri Chevtsov:
-
Um ehrlich zu sein, war das für uns junge Sportler gar
nicht gegenwärtig. Wir lebten für den Sport, bekamen
bei SKA schon als ganz junge Spieler die Chance, in der
höchsten russischen Spielklasse eingesetzt zu werden.
Das war für uns schon eine große Sache. In der Nationalmannschaft zählte für uns
auch der Erfolg, weniger die Reisen oder Verlockungen
aus dem Westen. Der Weltmeisterjahrgang von 1982 war
lange zusammen und entwickelte sich gemeinsam. Viele meiner
Mitspieler aus Minsk waren auch Kollegen im Nationalteam.
Dass ich einmal
in Deutschland landen würde, war damals noch kein Thema.
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Chevtsov: "Wir haben in Russland sehr hart trainiert!"
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- Frank Schneller:
-
Dann folgte nach dem Zerfall der ehemaligen Sowjetunion
doch der Wechsel in den Westen. Ihre erste Station war 1993 Blau-Weiß Berlin ...
- Juri Chevtsov:
-
Ich ging 1991 als Spieler nach Berlin.
Wir haben damals innerhalb der Familie gesagt: Okay, wir machen
das zwei Jahre. Selbst den Deutsch-Unterricht habe ich
zunächst nicht so ernst genommen. Die deutsche
Sprache war - damals - völlig nebensächlich für mich, da ich
wie gesagt nie daran gedacht habe, dass ich sie mal
längerfristig brauchen könnte, sprich: lernen muss. Heute
weiß ich, dass das in jeder Hinsicht falsch war. 1993 wurde
ich Trainer von Blau-Weiß. Jetzt haben wir bald 2008 und
ich bin nur noch einmal im Jahr zu Besuch in Weißrussland.
Ich denke auch längst deutsch ...
- Frank Schneller:
-
Auf Ihre erste Trainerstation bei Blau-Weiß folgte der
TBV Lemgo, mit dem Sie 1997 Deutscher Meister wurden,
danach TUSEM Essen und nun die Rhein-Neckar Löwen.
Das macht über zehn Jahre Bundesliga. Sind Sie nach
all der Zeit mehr Handballdeutscher oder noch Handballrusse?
- Juri Chevtsov:
-
Ach, die Bundesliga ist doch so international und nicht nur deutsch.
Der Vergleich ist also so nicht stimmig. Natürlich bin
ich - wie schon gesagt - von der typischen russischen
Trainerschule beeinflusst, wie all die anderen Nationen
auch, aber ich trainiere situativ und abhängig davon,
mit welchen Charakteren ich es zu tun habe. Das ist mein
Weg - und der bedeutet auch persönliche Weiterentwicklung,
man muss doch auch mit der Zeit gehen. Egal, wie oder was man
trainiert - Spieler und Trainer müssen sich gegenseitig
verstehen.
- Frank Schneller:
-
Was ist Ihr Selbstanspruch - außer Erfolg?
- Juri Chevtsov:
-
Erfolg ist schon ganz wichtig, natürlich. Natürlich sollte
eine Entwicklung auch Titel mit sich bringen. Aber wie
definiert sich Erfolg außer durch Titel noch? Man muss
berücksichtigen, welches Potential und danach seine
Ziele ausrichten. Ich soll und will als Trainer aus
jeder Mannschaft das Maximale herausholen. Das ist
mein Ziel. Man muss auch bei dieser Frage die Entwicklung
sehen, in der sich eine Mannschaft gerade befindet. Und
man muss als Trainer danach entscheiden, wo man mit der
Arbeit am effektivsten ansetzt.
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Chevtsov: "Hierarchien in einem Team sind wichtig".
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- Frank Schneller:
-
Stärken fördern oder Schwächen abstellen - was ist wichtiger aus Ihrer Sicht?
- Juri Chevtsov:
-
Das ist ein zu absoluter Ansatz. Ich kann jetzt bei den Rhein-Neckar
Löwen beispielsweise nicht nur noch für die Abwehrarbeit trainieren
und diese perfektionieren, weil uns das liegt. Ich muss auch in
die anderen Bereiche verbessern.
- Frank Schneller:
-
Das Spiel hat sich im Verlauf Ihrer Trainerzeit drastisch verändert.
Wird das so weitergehen? Und wenn ja: Wohin geht die Entwicklung?
- Juri Chevtsov:
-
Die Regeländerungen der letzten Jahre haben das Spiel
zwangsläufig verändert. Sie haben neue Taktiken förmlich
zwingend gemacht. Zudem ist alles viel schneller und athletischer
geworden. Jeder Trainer sucht doch für sich nach Veränderungen,
Neuerungen. Auch wenn ich noch nicht genau weiß, wie das Spiel
aussehen wird, bin ich sicher: Wir werden in zehn Jahren über
den Handball von heute lachen. So wie heute über früher. Als
ich Trainer von TUSEM Essen war, saßen wir mal auf einer
Auswärtsfahrt im Bus und schauten ein altes Spiel mit mir
auf Video an. Meine Spieler und ich sahen mich in Aktion,
klatschten sich auf die Schenkel und lachten. Ich übrigens auch.
- Frank Schneller:
-
Sie haben bei den Rhein-Neckar Löwen eine Reihe renommierter Spieler
um sich - wie wichtig ist da eine Hierarchie innerhalb des Teams?
- Juri Chevtsov:
-
Hierarchien in einem Team sind sehr wichtig, aber sie müssen
sich aus der Mannschaft heraus bilden und dürfen nicht vom
Trainer vorgegeben werden. Dann sind sie nicht natürlich.
- Frank Schneller:
-
Hätten Sie gerne einen Star wie Nikola Karabatic
oder Ivano Balic in Ihrem Team oder würde so ein dominanter Spieler
nicht in Ihr Konzept passen?
- Juri Chevtsov:
-
Doch, so einen Spieler hätte ich schon gern - und er würde
auch meinem Konzept nicht widersprechen. Ich hatte schon
so herausragende Spieler wie Daniel Stephan oder Volker
Zerbe in Lemgo, oder aber auch einen Oleg Velyky in Essen
und hier bei den Rhein-Neckar Löwen. Ich kann durchaus
mit solchen Ausnahmespielern gut zusammenarbeiten. Diese
Jungs waren auch nie ein Problem für ein Mannschaftsgefüge.
- Frank Schneller:
-
Sollte eine deutsche Mannschaft eine Mindestzahl an deutschen
Spielern haben, wie es derzeit ja viel diskutiert wird?
- Juri Chevtsov:
-
Ich bin schon immer verwundert, wenn man gegen eine Mannschaft
in der Bundesliga spielt, in der gar keine deutschen Spieler
mehr stehen. Wir sind schließlich in Deutschland. Da sollten
schon vier deutsche Spieler in jedem Team dabei sein, aber - das
muss ich auch sagen - das dürfen dann nicht nur irgendwelche
Quotendeutsche sein, sondern Spieler, die sich über die Leistung
für den Kader qualifiziert haben.
- Frank Schneller:
-
Bei aller Erwartungshaltung an Sie und die "Löwen" muss Ihr
Team wohl erst noch die richtige Siegermentalität entwickeln,
heißt es oft. Aber: Was bedeutet dies eigentlich aus Ihrer Sicht?
- Juri Chevtsov:
-
Der THW Kiel hat letzte Saison demonstriert, was das ist. Siegermentalität
ist, wenn man nicht verlieren kann. Ich kann nicht verlieren - nicht
mal im Training beim Fußball. Früher habe ich mich nur geärgert
über Niederlagen, heute lerne ich aus ihnen. Ich versuche es zumindest.
Man muss nach Niederlagen sofort wieder aufstehen. Und derjenige,
der unbedingt - unbedingt! - gewinnen will, der zeigt diese
Eigenschaft auch. Ich war hier zwei Jahre lang fast allein
auf mich gestellt, die Familie noch in Essen. Es war eine
schwere Zeit, die Strukturen waren nicht bundesligatauglich,
aber ich habe das alles auf mich genommen, um mit dem Verein
zu gewinnen, Erfolg zu haben. Jetzt allmählich greift die
Aufbauarbeit, auch, weil ich nicht mehr allein professionell
denke und arbeite. Vorher war alles Kampf, Kampf, Kampf. Aber
man macht das, um irgendwann mal 30 Sekunden lang die Schale
oder den Pokal hochzuhalten. Wer mit Platz drei zufrieden
ist, obwohl er es ganz nach oben schaffen könnte, wird mich
nicht verstehen. Aber wer so denkt wie ich, weiß: Das ist es,
was man Siegermentalität nennt.
- Frank Schneller:
-
Denken all Ihre Spieler schon so?
- Juri Chevtsov:
-
Diese Einstellung versuche ich hier jedenfalls durchzusetzen
und dann auch zu etablieren. Das ist mein, das ist unser aller Ziel.
Wir wollen hier eine Siegermannschaft mit entsprechendem Umfeld
entwickeln. Man kann das nicht innerhalb von zwei Jahren
erzwingen. Aber wir unternehmen gerade die richtigen Schritte in diese Richtung.
(Das Interview führte Frank Schneller, Autor des Buches "In der Hitze des Nordens")
Aus dem offiziellen THW-Bundesliga-Magazin "zebra", von living sports:
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Sorgen für viel Betrieb auf dem Transfermarkt: Storm und Chevtsov.
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Mit der Verpflichtung von Karol Bielecki und Grzegorz Tkaczyk
haben die Rhein-Neckar Löwen noch kurz vor der EM-Pause
für einen Paukenschlag in der TOYOTA Handball-Bundesliga gesorgt.
Wenn es noch eines Beweises für die enorme wirtschaftliche Potenz
der ehemaligen Kröstis bedurft hätte - die Konkurrenten hätten diesen
spätestens im Transfer-Coup von Löwen-Manager Thorsten Storm
gefunden. Mit sofortiger Wirkung hatten die Rhein-Neckar Löwen Mitte
Dezember die beiden polnischen Nationalspieler Karol Bielecki
und Gregor Tkaczyk vom SC Magdeburg losgeeist. Über die Ablösesumme
wurde - wie so oft - zwar Stillschweigen vereinbart, aus dem
Umfeld der finanziell knappen Magdeburger wurde allerdings
eine Zahl im sechsstelligen Bereich bekannt. "So ist das insgesamt
eine gute Lösung für alle Seiten", beschrieb Storm
in wenigen Worten das lohnenswerte Geschäft für die beiden Klubs - zumal
die Löwen mit dem sofortigen Verkauf von Spielmacher Oleg Velyky
an den HSV Hamburg einen Großteil der Ablösesummer für Tkaczyk
und Bielecki refinanziert haben dürften.
In Magdeburg blickte man vor
allem auf das Geld, welches Tkaczyk und Bielecki ihrem alten Verein
noch bringen konnten. Nach der Posse um die aus dem SCM-Tresor
verschwundenen Spielerverträge der beiden Nationalspieler,
unterschrieben Tkaczyk und Bielecki rekonstruierte Verträge.
Eine Ausstiegsklausel erlaubte den beiden allerdings, für eine
festgeschriebene Ablösesumme nach Ende der laufenden Saison
den Verein zu verlassen - polnischen Medienberichten zufolge
soll diese Summer bei 150.000 Euro gelegen haben. Klar, dass
bei dem vorzeitigen Wechsel der beiden den Gesetzen des
Marktes folgend wohl mehr Geld floss. "Im Hinblick auf die
wirtschaftliche Situation des Vereins ist der sofortige Wechsel
eine sinnvolle Lösung", erklärte SCM-Vizepräsident Frank Meyer,
und kartete nach: "Auch im Hinblick auf ihre zuletzt gezeigten
Leistungen." Holger Kaiser, Geschäftsführer der Handball Magdeburg
GmbH, betonte hingegen noch einmal, dass es der "ausschließliche
Wunsch der Spieler war, den Verein zu verlassen".
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Karol Bielecki bei seinem ersten Einsatz im Löwen-Dress: Siebenmetererfolg in Flensburg.
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Während man beim SCM also einen erneuten sportlichen Aderlass
verkraften musste, kann Löwen-Trainer Juri Schewtsow in Zukunft
aus den Vollen schöpfen. "Diese beiden Verpflichtungen werden
die Qualität unserer Mannschaft weiter steigern. Nur wenn man
auf jeder Position mit zwei Weltklasseakteuren besetzt ist,
kann man in der stärksten Liga der Welt ganz oben mitspielen
und etwas erreichen", freute er sich über den Coup des Managements,
"um Kiel zu schlagen muss man ihnen Weltklasse entgegen setzen."
Thorsten Storm betonte, dass mit der
Verpflichtung der beiden das Gerüst der Löwen für die nächsten
Jahre stehe. "Tkaczyk und Bielecki passen aufgrund ihres
jungen Alters sowie ihrer spielerischen Qualitäten hervorragend
in unser Konzept der nächsten Jahre."
Aktuell brachten die beiden allerdings noch nicht die erhofften
Punkte: Im ersten Spiel nach ihrer Blitzverpflichtung
unterlag man in Flensburg klar mit 28:36, am letzten Spieltag
vor der EM-Pause gab es eine peinliche
33:35-Niederlage im baden-württembergischen Derby bei der
HBW Balingen-Weilstetten für die Löwen. "Ich erwarte noch
keine Wunderdingen von den beiden neuen Spielern. Sie sind
ja gerade erst bei uns angekommen", nahm Storm
seine spektakulären Transfers in Schutz. Bitter waren die Punktverluste
angesichts der Chancen, die man sich bei den Löwen unter der
Hand bereits im aktuellen Titelrennen ausgerechnet hatte, allerdings
schon. "Uns fehlen sechs Punkte und natürlich haben wir jetzt eine
Trainerdiskussion", reagierte Storm
nach Wochen der guten Meldungen aus Mannheim unwirsch auf die
neue Situation - und drohte seinem Starensemble mit Konsequenzen:
"Vielleicht geht es dem einen oder anderen zu gut." Ein weiterer,
unerwarteter Paukenschlag der Rhein-Neckar Löwen, der aufhorchen ließ.
(Aus dem offiziellen THW-Bundesliga-Magazin "zebra", von living sports)
Aus den Kieler Nachrichten vom 05.02.2008:
Fritz kehrt als "Löwe" zurück
THW empfängt heute das Mannheimer Team
Kiel/Mannheim - Noch sieben.
Sieben Gegner in einem atemlosen Februar. Nach einem freien
Sonntag analysierten die Spieler des deutschen Handball-Meisters
THW Kiel und Trainer Noka Serdarusic gestern den heutigen
Kontrahenten (20.15 Uhr, Sparkassen- Arena), der zeitgleich in
Kiel eincheckte: die Rhein-Neckar-Löwen mit dem Ex-"Zebra"
Henning Fritz.
Fritz, Löwen-Manager Thorsten Storm
und Co. tankten abends Ostseeluft und bezogen ihre Zimmer im
Strandhotel in Strande. "Aus unserer Außenseiterrolle wollen wir das
Beste machen", sagte Storm, der an
Platz vier als Saison-Zielsetzung festhält. Derzeit ist das Team von
Trainer Juri Schewzow in einer Findungsphase. Das 32:27 gegen Essen
am Sonnabend zeigte: In der Abwehr ohne Oleg Velyky (HSV) und
Oliver Roggisch (Muskelfaserriss in der Wade) fehlt ebenso die nötige
Feinabstimmung wie im Angriff. "Es läuft nicht rund, auf uns wartet
viel Arbeit", sagt Löwen-Kreisläufer Christian "Blacky" Schwarzer.
"Es kann auch nicht rund laufen, wir haben gegen Essen immerhin
mit zwei neuen Spielmachern gespielt",
entgegnet Schewzow.
Die beiden "Neuen" sind zum einen Grzegorz Tkaczyk, der
im Winter vom SC Magdeburg kam. Und der ungarische Nationalspieler
Daniel Buday, der nach zehnmonatiger Verletzungspause
(Schulter- und Bandscheiben-OP) endlich auf die Spielfläche zurück durfte.
Der blaue Belag der Kieler Arena schimmerte sechs Jahre
lang im Handball-Kosmos des 33-jährigen Nationaltorhüters
Henning Fritz, der heute
erstmals als "Löwe" an seine alte Wirkungsstätte zurückkehrt.
"Ich freue mich auf das Spiel. Ich komme mit vorwiegend
positiven Gefühlen hierher", sagt Fritz, der sich mit
Platz vier bei der EM "insgesamt
zufrieden" zeigt und über die hohe Belastung "nicht jammern" will: "Da
geht es uns ja nicht anders als dem THW." Der einzige EM-Kater
heiße bei den "Löwen", so der ehemalige Kieler Thorsten Storm, Oliver Roggisch.
Der 29-jährige Abwehrchef wird auch in Kiel verletzt fehlen,
was den güldenen Schein der Rhein-Neckar-Visitenkarte
nur unwesentlich trübt. Die Polen-"Connection" Tkaczyk,
Bielecki, Mariusz Jurasik und Torhüter Slawomir Szmal hat neben den Deutschen
Fritz, Schwarzer und Andrej Klimowets ebenso
internationales Format wie der Weißrusse Sergej Harbok und der
Ukrainer Sergej Shelmenko im Rückraum.
Viermal werden sich die beiden Teams in dieser Saison treffen, nach
dem Supercup (41:31 für den THW), dem Hinspiel (26:25 für den THW)
und heutigen Rückspiel auch im Halbfinale des Final Four im DHB-Pokal
am 29. März. Und auch hinter den Kulissen sind gelegentliche
Treffen nicht ausgeschlossen. So hatte beispielsweise neben den
Füchsen Berlin auch der THW Interesse an dem 18-jährigen Rechtsaußen-Talent Patrick Groetzki bekundet.
"Ja, der THW hat versucht, Patrick nach Kiel zu holen", sagt
Thorsten Storm. THW-Manager
Uwe Schwenker bestätigt: "Es hat
eine Anfrage, aber keine Verhandlungen gegeben. Die gibt es im Moment
auch nicht mit anderen Spielern."
An dieser Front zumindest haben die Gelben aus Mannheim
den ersten Saisonsieg gegen die "Zebras" gefeiert: Groetzki hat vorzeitig
bis 2011 bei den Rhein-Neckar-Löwen verlängert.
(von Tamo Schwarz, aus den Kieler Nachrichten vom 05.02.2008)
Die Umfragen sind nicht mehr verfügbar.
THW Kiel - Rhein-Neckar Löwen:
Das Tippspiel ist nicht mehr verfügbar.
Mittippen!
TV-, Radio- und Internet-Tipps:
-
TV: DSF, Di. ab 20.05 Uhr: THW Kiel - Rhein-Neckar Löwen live
-
Radio: NDR 1 Welle Nord:
Di., ab 20.00: Liveeinblendungen Rhein-Neckar Löwen - THW Kiel
(geplante Einblendungen um 20.30, 21.00, 21.30 und in der Schlussphase, Moderator
vor Ort ist Norman Nawe)
Di., 22.00: Nachberichte in den Nachrichten
Tip: Welle Nord kann man auch im Internet live hören!
- Internet: Eine Übersicht über verschiedene Live-Ticker finden Sie auf unserer
Live-Ticker-Seite.