Die Marathon-Wochen für den THW Kiel neigen sich dem Ende entgegen:
Nur drei Tage nach dem kräftezehrenden
32:26 über Leon
und den damit verbundenen Einzug ins Halbfinale der Champions League
erwartet die Zebras am Sonntag in der TOYOTA Handball-Bundesliga
eine weitere schwere Aufgabe. Im 13. Pflichtspiel seit Anfang Februar
heißt der Gegner in der ausverkauften Stuttgarter Porsche-Arena
HBW Balingen-Weilstetten. Angepfiffen wird die Partie um 15 Uhr,
THW-Fans können die Partie im Internet über hbl.tv live verfolgen,
www.kiel-liveticker.de
liefert ebenfalls zeitnahe Informationen aus dem Schwabenland.
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Martin Strobel verlässt Balingen zum Saisonende und
schließt sich dem TBV Lemgo an.
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HBW |
Als Balingen Ende Januar beschloss, die Partie gegen den amtierenden
Champions League Sieger in Stuttgart statt in der gemütlichen
SparkassenArena Balingen auszutragen, wurde neben Beifall auch
Kritik laut: Würde das Nord-Süd-Duell die 6.500 Zuschauer fassende Arena
ausverkaufen können? Die positive Antwort auf die Frage folgte
nur knapp 24 Stunden nach Vorverkaufsbeginn. "Auf Grund der
außergewöhnlichen vielen Voranfragen für das Spiel am Sonntagnachmittag,
war ich zwar davon überzeugt, dass wir mit der Verlegung nach
Stuttgart den richtigen Schritt gemacht haben, aber dass nach nur
einem Tag die Halle ausverkauft ist, hat mich selber dann doch etwas
überrascht", zeigte sich HBW-Manager Günther Kirschbaum
erfreut, dass auch das zweite "Abenteuer Porsche-Arena"
als ein wirtschaftlicher Erfolg verbucht werden kann. Bereits
im Dezember letzten Jahres debütierte Balingen-Weilstetten
zum Derby gegen die Rhein-Neckar Löwen in der baden-württembergischen
Landeshauptstadt, und dies sogar auch mit sportlichem Erfolg:
Der Liga-Krösus aus Mannheim wurde - damals noch mit Oleg Velyky,
aber schon mit den Magdeburger Polen Tkaczyk und Bielecki -
mit 35:33 niedergekämpft.
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Daniel Brack ist mit 104/24 Treffern derzeit bester Torschütze beim HBW.
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Dieser überraschende Sieg war nicht das einzige sportliche Ausrufezeichen,
das HBW Balingen-Weilstetten in dieser Spielzeit setzen konnte.
Startete man noch schwach in die so schwierige zweite Bundesliga-Saison
mit 6:20 Punkten und teilweise unglücklichen Punktverlusten
gegen Magdeburg (25:27), Hamburg (27:28), Wilhelmshaven (26:26),
Lemgo (28:30) und Berlin (28:28), konnte die junge Mannschaft von
Dr. Rolf Brack die guten Leistungen ab Mitte November auch endlich
in Zählbares umwandeln. Durch Siege über Göppingen (26:23), Melsungen (29:28)
und in Großwallstadt (32:30) konnte der HBW einen kleinen Vorsprung
zu den Abstuegsplätzen herausarbeiten, spätestens durch den
bereits angesprochenen Triumph über die Rhein-Neckar Löwen ist
man gewiss, dass man trotz des kleinsten Etats in der Liga mit den
besten Teams mithalten kann. Nachdem das Team zuletzt auch
den Kellerkindern Wilhelmshaven, Lübbecke und Essen keine Chance
ließ, liegt Balingen mit 20:30 Punkten auf einem achtbaren elften
Tabellenplatz. Bereits nach 25 Spielen hat die Mannschaft mehr Punkte
erreicht als in der vergangenen Spielzeit, statt mit dem Abstiegskampf
traut man sich bei den Baden-Württembergern mittlerweile sogar, einen
einstelligen Tabellenplatz anzuvisieren - bei derzeit nur drei
Punkten Rückstand auf den TV Großwallstadt (8.) gar nicht einmal
so unrealistisch (siehe auch
Gegnerkurve Balingen
und
Tabelle der TOYOTA HBL).
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Christian Ramota ist zurück in der Bundesliga.
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HBW |
Kehrseite der couragierten Auftritte der vielen jungen deutschen Spieler
Balingens: Nicht nur Bundestrainer Heiner Brand wurde auf Akteure
wie Spielmacher Martin Strobel oder Rückraumspieler Stefan Kneer
aufmerksam - auch die finanzstärkeren Vereine der Bundesliga achten
genau auf die "Talentschmiede" von Dr. Rolf Brack. So wechseln beide
Jung-Nationalspieler zur kommenden Spielzeit die Seiten: Während
Stefan Kneer sich wie Zebra
Mattias Andersson
dem TV Großwallstadt anschließt, lässt sich Martin Strobel ab
dem Sommer in Lemgo an der Seite von Michael Kraus von Markus Baur
weiter ausbilden. Für Kneer hat der HBW mittlerweile einen Nachfolger
gefunden: Philipp Müller, Zwillingsbruder des Linkshänders Michael,
wechselt vom TVG nach Balingen. Eine weitere Personalie für die
nächste Spielzeit stellt Christian Ramota dar: Der ehemalige
147-fache Nationaltorhüter, der im Januar für den ausgemusterten
und nach Minden transferierten Serben Milan Kosanovic verpflichtet
wurde, soll übers Saisonende hinaus gehalten werden - ein Aufruf
über die
Homepage des Bundesligisten
soll dem 34-Jährigen und seiner Familie bei der Wohnungssuche
behilflich sein.
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Dr. Rolf Brack überrascht immer wieder mit neuen
taktischen Ideen.
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Bester Torschütze im
Kader des HBW, den
wir Ihnen bereits im
Vorbericht zum Hinspiel
ausführlich vorgestellt haben, ist Trainersohn Daniel Brack mit
104/24 Treffern, mit einigem Abstand folgen Kneer (74), der Koreaner
Chi-Hyo Cho (71/28) und Martin Strobel (69). Für den THW heißt
es aber nicht, einzelne Spieler auszuschalten. Das Kollektiv ist
der Trumpf der Mannschaft von Dr. Rolf Brack: "Wir haben ein seit
vier Jahren kontinuierlich aufgebautes kompaktes Team", so der
Trainer, der in der Abwehr gerne mit einer offensiven 3:2:1-Deckung
aufwartet. Auch im Angriff überrascht Balingen häufig mit dem Griff
in die Trickkiste: So kam es schon öfter vor, dass der Torhüter
mitten in der Partie durch einen siebten Feldspieler ersetzt wurde.
"Wir haben mittlerweile sehr viele Automatismen, allerdings gibt
es im Team auch die Bereitschaft, Neues auszuprobieren", so Brack
weiter. Eine dieser neuen Spielstrategien ist das Aufbieten von
zwei Kreisläufern und vier Rückraumspielern: "Wir haben mit Martin
Strobel und Daniel Brack zwei sehr gute Mittelspieler, die in einer
breiten Aufstellung spielen, dazu kommen dann Chi-Hyo Cho und Stefan
Kneer, die jeweils zwischen der Außen- und Halbposition spielen.
Dann nutzen wir als Auslöser Sperren, vor allem an den Außen und
versuchen in der Zweiergruppe ein Mismatch auf Außen zu provozieren",
beschreibt der Sportwissenschafter einen der Erfolgsfaktoren seiner
Mannschaft. "Das heißt, die athletisch eher schwächeren Außenverteidiger
müssen sich mit Rückraumspielern und Kreisläufern auseinandersetzen."
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Stefan Kneer wechselt zum TV Großwallstadt.
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HBW |
Keine Frage: Den THW wird nach der unorthodoxen Spielweise von Leon,
die
Kapitän Stefan Lövgren nach der
Partie am Donnerstag als "einen komischen Handball"
umschrieb, somit am Sonntag wohl wieder vor ungewohnte Aufgaben
gestellt. Bislang allerdings konnte Balingen in vier Pflichtspiel-Duellen
den Zebras nicht einmal ansatzweise einen Punkt abringen: Die THW-Siege
fielen stets überdeutlich mit 13 bis 15 Toren Vorsprung aus (siehe
auch
Gegenerdaten Balingen).
Im Hinspiel gab es nach einer lange Zeit bärenstarken Kieler
Abwehrleistung einen ungefährdeten
36:21-Sieg,
bei dem
Börge Lund und
Dominik Klein
je sieben Treffer erzielten. Das Rückspiel gegen selbstbewusste
Balinger, die zuletzt dem Höhenflug von TUSEM Essen mit einem
klaren 34:26-Auswärtssieg ein abruptes Ende bereiteten, dürfte
allerdings ein deutlich größeres Stück Arbeit für die müde
Zebra-Herde darstellen.
Die Schiedsrichter am Sonntag sind
Ralf Damian und Frank Wenz (Bingen / Mainz).
(Sascha Krokowski)
Dieser Vorbericht wird wie gewohnt ständig aktualisiert...
Lesen Sie bitte auch
Aus den Kieler Nachrichten vom 15.03.2008:
"Keine Nachlässigkeiten!"
Verletzter THW-Manager Uwe Schwenker warnt "Zebras" nach der Leon-Party vor dem Auswärtsspiel in Stuttgart
Kiel - Das Halbfinale der Champions
League erreicht, das Auswärtsspiel in der Handball-Bundesliga
gegen HBW Balingen-Weilstetten vor der Nase - der
THW Kiel wandelt in diesen Tagen zwischen den Welten. Getragen
von einem unglaublich heißen Publikum sausten die "Zebras" am
Donnerstag zu einem 32:26-Sieg
gegen Ademar Leon. Doch schon morgen (Anpfiff 15 Uhr) bläst dem
Rekordmeister der Wind wieder ins Gesicht: In der mit 6500 Zuschauern
ausverkauften Porsche-Arena in Stuttgart wollen die Badener
Geschichte schreiben.
"Ein Sieg gegen Kiel und wir haben einen Ehrenplatz in unserer Vereinschronik
sicher", meint Dr. Rolf Brack (54), der die Balinger im Sommer 2006
in die Bundesliga führte und inzwischen im Mittelfeld der Tabelle etabliert
hat. "Unsere Stärke ist die aggressive Abwehr, damit sehen wir gegen einen
Positionsangriff immer gut aus", sagt der Sportwissenschaftler. "Leider
spielt Kiel nur selten einen Positionsangriff, sondern meist tollen Tempohandball."
Zu welchen Leistungen der Tabellen-Elfte in der Lage ist, mussten
zuletzt die Rhein-Neckar Löwen erfahren, die in Stuttgart mit 33:35 verloren.
"Ich trainiere im Moment die beste Balinger Mannschaft aller Zeiten",
freut sich Brack, der mit Martin Strobel (Lemgo) und Stefan Kneer
(Großwallstadt) zwei Jung-Nationalspieler am Saisonende abgeben muss.
Die Zahlen sprechen dennoch für die "Zebras", die alle vier Pflichtspiele gegen
die Balinger mit mindestens 13 Toren Vorsprung gewonnen haben.
Manager Uwe Schwenker, der nach
seinem Achillessehnenriss das Leon-Spiel vor dem Fernsehschirm verfolgte,
ist dennoch alles andere als gelassen. "Ich war mir sicher, dass wir Leon
schlagen, da habe ich einen 31:24-Sieg getippt. Balingen bereitet mit deutlich
mehr Sorgen." Er fürchtet um die Konzentration der THW-Spieler. "Es ist
schwer, nach diesem Erfolg so schnell wieder auf die Liga umzuschalten",
sagt der ehemalige Linksaußen, der selbst 297 Pflichtspiele für die "Zebras"
absolvierte. Genesungswünsche der Spieler beantwortete er alle mit der
gleichen SMS: "Danke. Aber denkt dran - keine Nachlässigkeiten am
Sonntag!"
Mit von der Partie ist Rechtsaußen Vid Kavticnik,
der vorgestern nach einem Gegenstoß mit dem Kopf auf den
Boden geknallt war, und anschließend über ein Taubheitsgefühl im rechten
Arm klagte. "Kurzfristig war die Kraft weg", meinte
Dr. Detlev Brandecker,
der heute eine Nervenplexuszerrung im Bereich der Halswirbelsäule diagnostizierte.
Die Folge: Ein Kribbeln im kleinen Finger der rechten Hand. Damit,
so der THW-Arzt, sei der Linkshänder spielfähig.
Dabei ist auch Trainer Noka Serdarusic,
der die Pressekonferenz im Anschluss an das Leon-Spiel wegen
Atembeschwerden abbrechen musste. Der 57-Jährige leidet an einer schweren
Rippenprellung, die er sich im Training bei einer Abwehraktion gegen
den Zwei-Meter-Hünen Kim Andersson
zugezogen hatte. Gute Nachrichten gab es von
Filip Jicha, der nach
langer Verletzungspause weiter im Aufwind ist. Gegen Leon warf der
24-Jährige vier Tore, glänzte mit intelligenten
Anspielen und rackerte mit großem Einsatz in der Abwehr. "Ich
habe bei meinem Comeback geglaubt, dass ich nur eine Woche trainieren
muss und dann wieder der Alte bin - das war ein Irrtum." Inzwischen, so
Tschechiens Handballer des Jahres, spüre er endlich erste Fortschritte.
Die letzten zehn Bundesliga-Spiele hat der THW gewonnen. Ein elfter
Sieg, und der Rekordmeister hat sich eine Pause verdient. Direkt im Anschluss
an das Sonntagsspiel verteilt sich das Sieben-Nationen-Team in alle
Himmelsrichtungen - die Auswahltrainer haben zu Lehrgängen eingeladen.
Am Dienstag sind Stefan Lövgren & Co
aber noch einmal im Geiste vereint. Dann wird in Wien das Halbfinale
der Champions League ausgelost. "Ich hoffe, dass wir nicht mit drei Spaniern
im Topf landen", meinte Schwenker, der zügig
die exakten Termine (Hinspiel 2. bis 6. April/Rückspiel 9. bis 13.
April) mit Bundesliga-Spielleiter Uwe Stemberg und dem TV-Sender Eurosport
absprechen will. Im Liegen. Bis Ostern soll sich der 48-Jährige schonen,
dann darf er mit einem Spezialschuh erste Gehversuche unternehmen.
Schwenker: "Für den Verein ist es
besser, wenn der Manager am Stock geht und nicht die Mannschaft."
(von Wolf Paarmann, aus den Kieler Nachrichten vom 15.03.2008)
Die Umfragen sind nicht mehr verfügbar.
HBW Balingen-Weilstetten - THW Kiel:
Das Tippspiel ist nicht mehr verfügbar.
Mittippen!
TV-, Radio- und Internet-Tips:
-
TV: hbl.tv:
So., ab 14.50 Uhr: HBW Balingen-Weilstetten - THW Kiel live aus der Porsche-Arena in Stuttgart
- Internet: Kiel-Liveticker bietet einen zeitnahen ausführlichen Live-Ticker an unter
www.kiel-liveticker.de.
- Internet: Eine Übersicht über verschiedene Live-Ticker finden Sie auf unserer
Live-Ticker-Seite.