Gerade erst am Sonntag konnten die Zebras mit einem Kraftakt
ihren
ersten Sieg in Barcelona feiern,
da fordern die nationalen Wettbewerbe schon wieder vollste
Konzentration. Gleich zweimal trifft der THW Kiel in den
nächsten Tagen auf den Bundesliga-Aufsteiger Stralsunder HV.
Während es am kommenden Samstag auswärts in Neubrandenburg
um Meisterschaftspunkte geht, empfangen die Kieler die
Sundstädter am Mittwoch in der
dritten Runde des DHB-Pokals.
Der Anwurf in der Sparkassen-Arena-Kiel erfolgt um 19.30 Uhr,
es sind noch Karten im Vorverkauf zu Preisen zwischen 6,50 Euro
und 16,50 Euro erhältlich (siehe
Extra-Bericht).
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Der griechische Nationalkeeper Konstantinos Tsilimparis
hütet seit dieser Spielzeit das Tor in Stralsund.
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SHV |
Es war schon ein wenig kurios, als Hockey-Olympiasiegerin
Heike Lätzsch als Pokal-Glücksfee dem THW ausgerechnet den Stralsunder
HV zuloste. Denn die Wege der beiden Bundesligisten
sollten sich eh schon drei Tage nach dem anberaumten Pokaltermin
erneut kreuzen. Allerdings findet keines der beiden Spiele
in der kleinen Stralsunder Vogelsanghalle statt. Für die Ligapartie
am 25. Oktober weicht der Aufsteiger in das mehr als 4000
Besucher fassenden Neubrandenburger Jahnsportforum aus (siehe
Extra-Bericht). Das Heimrecht
für die Pokalpartie am Mittwoch wurde gar an den Rekordpokalsieger
abgetreten. "In unserer finanziellen Situation ist es das Beste",
sagte Stralsunds Manager Jörg Dombdera gegenüber der Deutschen
Presseagentur. Dies kommt natürlich auch dem THW Kiel entgegen,
da man erst am Montag aus Barcelona zurückkehrte und so nicht
noch zusätzliche Reisestrapazen auf sich nehmen muss. "Dieses
Spiel ist aber auch unser kleines Dankeschön an die tollen Fans,
die die Mannschaft bislang schon so großartig durch diese Saison
getragen haben", sieht Geschäftsführer
Uwe Schwenker
noch einen weiteren positiven Aspekt am Tausch. Zumal gerade
Herbstferien sind und bei günstigen Ticketpreisen viele Schüler
endlich einmal die Möglichkeit bekommen, die erfolgreichste
Handballmannschaft der letzten Jahre live und hautnah zu erleben.
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Der Lette Martins Libergs kam vom einstigen Ligakonkurrenten
Dessau.
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Die Gäste verzichten also mehr oder weniger freiwillig auf
das Heimrecht und schmälern damit ihre Chancen aufs Weiterkommen
auf ein Minimum. Aber dem DHB-Pokal werden in Stralsund sowieso
nicht die Prioritöten zugeordnet. Denn der Aufsteiger steckt
auch bei seinem zweiten Bundesliga-Abenteuer bereits wieder
tief im Abstiegssumpf. Dringend benötigte Neuverpflichtungen sind
bei den Sundstädtern aber finanziell nicht möglich.
Etwas überraschend war der Aufstieg des Stralsunder HV in der
vergangenen Saison schon - sogar für den Verein selbst. Der Favorit
auf die Spitzenposition in der Zweiten Bundesliga Nord lautete
zweifelsohne Eintracht Hildesheim, doch nachdem die Niedersachsen
einen ganz schwachen Saisonstart hinlegten, konnte Stralsund
letztlich mit 55:13 Punkten einen Zähler Vorsprung auf den ärgsten
Konkurrenten ins Ziel retten. Nachdem man sportlich die Rückkehr
in die Bundesliga durch einen 37:32-Erfolg bei den Magdeburger
"Youngsters" perfekt machte, hatte man wenige Tage später auch
wirtschaftliche Gewissheit: Die Lizenz für die Erstklassigkeit
wurde - wenn auch unter Auflagen - Mitte Mai erteilt.
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Kreisläufer Petr Hruby wechselte aus Melsungen nach Stralsund.
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Die Finanzen in Stralsund sind dabei ein Kapitel für sich. Bereits im
März dieses Jahres trübte der wirtschaftliche Engpass die Euphorie
über die Tabellenführung. Ein Liquiditätsloch von rund 200.000 Euro
kostete damals Manager Thomas Haack den Job, obwohl dieses noch
rechtzeitig gestopft werden konnte. Doch bereits im April fehlten
erneut 100.000 Euro, welche in Kooperation mit einer ortsansässigen
Brauerei durch die Rettungsaktion "Erste Hilfe für den SHV" aber
aufgetrieben werden konnten. T-Shirts, Aufkleber und Bierkästen
wurden zu diesem Zweck von den treuen Fans gekauft, der SHV damit
ein weiteres Mal gerettet.
Allerdings führte das wirtschaftlich unruhige Fahrwasser auch auf
sportlicher Ebene zu personellen Konsequenzen. Kreisläufer Rico Göde
gab bereits im Dezember 2007 seinen bevorstehenden Wechsel zu den
Berliner Füchsen bekannt. "Ich wollte in einen professionell geführten
Verein, bei dem die Rahmenbedingungen stimmen und ich mich auf meinen
Sport konzentrieren kann", so der 2,07m-Hüne. Mit dem talentierten
Rückraumspieler Torben Ehlers und Torhüter Simon Herold zog es zwei
weitere Aufstiegshelden zur Konkurrenz, beide wechselten nach
Melsungen. Marios Efstathiades kehrte hingegen aus rein privaten
Gründen in seine zypriotische Heimat zurück. Als Neuzugänge konnte
mit dem griechischen Nationalkeeper Konstantinos Tsilimparis und dem
Bundesliga-erprobten tschechischen Kreisläufer Petr Hruby zumindest
adäquater Ersatz gefunden werden. Dank der zusätzlichen Verpflichtung
des lettischen Rückraumspielers Martins Libergs vom ehemaligen
Ligakonkurrenten Dessau konnte die Auswahlspieler-Quote in Stralsund
sogar noch weiter gesteigert werden: Neun von siebzehn Akteuren aus
dem aktuellen Kader haben bereits
Länderspielerfahrung gesammelt.
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Top-Scorer der vergangenen Zweitligasaison: Der kroatische Linksaußen
Ivan Nincevic.
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SHV |
Dennoch konnte von einer zwingend erforderlichen und von Aufstiegstrainer
Holger Schneider geforderten deutlichen Verstärkung des Kaders nicht
die Rede sein. Dies war sicherlich auch einer der Hauptgründe für den
Paukenschlag am 6. Juni. Nur wenige Wochen nach dem realisierten Aufstieg
beendeten der Stralsunder HV und Holger Schneider "in beiderseitigem
Einvernehmen" ihre Zusammenarbeit. In Fankreisen war hingegen die Rede
davon, dass der Übungsleiter aufgrund von "Perspektivlosigkeit" das
Handtuch warf. Als neuer Mann an der Seitenlinie wurde nur wenige Tage
später der Tscheche Zdenek Vanek bekannt gegeben. Der einstige Spielmacher
kann zwar dank des Mini-Etats von 1,2 Millionen Euro ebenfalls keine
namhaften Verstärkungen mehr erwarten, traut seiner Mannschaft aber
durchaus den Klassenerhalt zu. Personell sei sein Team definitiv stärker
besetzt als beim ersten Stralsunder Bundesliga-Abenteuer 2003/04. Vanek
spricht aus Erfahrung, war er zu der Zeit doch noch selbst als Mittelmann
bei den Sundstädtern aktiv, als man mit 18:50 Punkten als Schlusslicht
den sofortigen Wiederabstieg hinnehmen musste. Ganz so aussichtslos war
die Lage aber auch damals nicht, denn so fehlte am letzten Spieltag beim
27:27-Unentschieden gegen Wetzlar gar nur ein Treffer, um sich noch in
die Relegation zu retten.
Dass der Ligaverbleib allerdings auch diesmal wieder sehr schwierig
werden dürfte, musste der Stralsunder HV in den ersten Partien leidvoll
erleben. Ohne den anfangs verletzten Top-Torschützen, den kroatischen
Linksaußen Ivan Nincevic, setzte es mehr als empfindliche Niederlagen
gegen Nordhorn (22:37), in Göppingen (27:46) und in Flensburg (28:40).
Doch nach den ersten Erfolgserlebnissen, einem hart erkämpften 30:29-Erfolg
im Pokal in Emsdetten und dem 29:27-Heimsieg in der Liga gegen HBW
Balingen-Weilstetten, wittert man am Tor zur Insel Rügen wieder Morgenluft
(siehe auch Kurve Stralsund).
In Kiel erwartet den Aufsteiger im Pokal allerdings eine wohl zu hohe
Hürde. Die einzigen beiden Pflichtspielduelle mit dem THW wurden in
der Saison 2003/04 verloren. In der Ostseehalle setzte es ein deutliches
36:22 für den späteren Vizemeister, in der
Vogelsanghalle von Stralsund gewann der THW mit 35:31
(siehe auch Gegnerdaten Stralsund).
Die Schiedsrichter am Mittwoch sind
Nils Blümel und Frank Loppaschewski (Berlin).
Die komplette Pokal-Übersicht finden Sie unter DHB-Pokal, 3. Runde.
(Sascha Krokowski)
Aus den Kieler Nachrichten vom 21.10.2008:
Stralsunder HV hat Sorgen
Stralsund - Den Handball-Bundesligisten Stralsunder
HV plagen vor dem Pokal-Spiel morgen (19.30 Uhr)
beim THW Kiel personelle Sorgen. Petr Hruby, dem seit
Wochen Knieprobleme zu schaffen machen, fährt heute
zu weiteren Untersuchungen nach Minden. "Ich gehe
davon aus, dass er uns nicht zur Verfügung stehen wird",
sagte SHV-Trainer Zdenek Vanek, der zudem auf Christian
Schwarz und Sven Präkels verzichten muss.
(aus den Kieler Nachrichten vom 21.10.2008)
Aus den Kieler Nachrichten vom 22.10.2008:
Heute gegen Stralsund
Bis gestern waren rund 4500 Karten für den ersten Teil der
"Stralsunder Woche" heute Abend verkauft. "Gerade jetzt ist
es wichtig, Reisestrapazen zu sparen", so
Schwenker.
Schon am Sonnabend, dann auswärts, muss der THW in der Bundesliga erneut
gegen den SHV antreten.
(von Tamo Schwarz, aus den Kieler Nachrichten vom 22.10.2008)
Die Umfragen sind nicht mehr verfügbar.
THW Kiel - Stralsunder HV:
Das Tippspiel ist nicht mehr verfügbar.
Mittippen!
- Internet: Eine Übersicht über verschiedene Live-Ticker finden Sie auf unserer
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