Das Team des HBW Balingen-Weilstetten. © HBW

Mit einem riesigen, aber aufgrund eines noch langen und schweren Restprogramms noch trügerischen Vorsprung von acht Punkten starten die Zebras in die zweite Saisonhälfte der TOYOTA Handball-Bundesliga. HBW Balingen-Weilstetten hat hingegen in den ersten 18 Saisonspielen gerade einmal 9 Punkte gesammelt und steht damit auf dem Relegationsplatz um den Klassenerhalt. Nach dem Abschied von Nationalspieler Stefan Kneer (Großwallstadt) und insbesondere dem spätestens seit der WM in Kroatien bundesweit bekannten Spielmacher Martin Strobel (Lemgo) verwunderte es aber im Umfeld des Vereins Niemanden, dass es für HBW auch in der dritten Bundesliga-Spielzeit nur darum geht, so schnell wie möglich den Klassenerhalt zu sichern. Da nach

Gerrie Eijlers kam im November aus Essen, wechselt zur nächsten Saison aber bereits wieder nach Magdeburg. © HBW

den finanziellen Problemen und den damit verbundenen personellen Aderlässen die direkten Abstiegsplätze mit Essen und Stralsund bereits belegt scheinen, gilt es für das Team von Dr. Rolf Brack nun, die Relegation zu vermeiden.

Nach der Hinrunde scheint es auf einen Dreikampf zwischen Balingen (9:27 Punkte), Dormagen (10:26) und Wetzlar (11:25) hinaus zu laufen (siehe Tabelle der TOYOTA HBL), wobei gerade die eigene Auswärtsschwäche HBW bislang ins Hintertreffen brachte: Kein einziger Punkt konnte in der Fremde gewonnen werden, während man in eigener Halle mit Siegen gegen Melsungen, Wetzlar, Essen und insbesondere dem 28:26-Erfolg gegen den HSV Hamburg sowie dem abschließenden Unentschieden gegen Flensburg einigermaßen im Soll liegt. Wichtig werden daher besonders die kommenden Auswärtspartien für Balingen: In Kiel wird es sicherlich schwierig werden, Zählbares zu holen, doch danach geht es nach Minden, Melsungen, Wetzlar und Essen. Geht man in allen vier Partien leer aus, wird es wohl schwer mit dem direkten Klassenverbleib (siehe auch Kurve Balingen).

Bester Torschütze mit 75/24 Treffern bislang: Chi-Hyo Cho. © HBW

Den Kader der Balinger "Talentschmiede" stellten wir Ihnen bereits im Vorbericht zur Hinrundenpartie ausführlich vor. Einzig im Tor hat es noch eine personelle Veränderung gegeben: Anfang November stieß nach der Insolvenz Essens noch der holländische Keeper Gerrie Eijlers zur Mannschaft. Er schließt die Lücke, die kurz zuvor entstand, als der Vertrag des ehemaligen Nationaltorhüters Christian Ramota aus beruflichen Gründen in beiderseitigem Einvernehmen aufgelöst wurde. Damit stehen Trainer Dr. Rolf Brack weiterhin insgesamt 21 Spieler zur Verfügung, um mit diesen seine taktischen Ideen zu verwirklichen. Man darf in der Sparkassen-Arena-Kiel also wieder mit verschiedenen Abwehr- aber auch Angriffsformationen Balingens rechnen: Ob mit siebtem Feldspieler statt des Torhüters, zwei Kreisläufern, zwei Mittelmännern oder ohne Außenspieler - die Trickkiste des Sportdozenten an der Universität Stuttgart ist riesig und nicht selten der Garant für Punktgewinne gegen vermeintlich stärkere Gegner.

So gilt auch in der dritten Bundesliga-Spielzeit von HBW Balingen-Weilstetten, dass man mit taktischen Kniffen und und einem intakten Mannschaftsgefüge das Fehlen von starken, teuren Individualisten kompensieren möchte. Und so wird Dr. Rolf

Trainer-Sohn Daniel Brack wird den Verein zum Saisonende verlassen. © HBW

Brack auch in der nächsten Spielzeit wieder mehrere Leistungsträger ersetzen müssen: Torhüter Gerrie Eijlers wird nur ein achtmonatiges Gastspiel geben, denn zur nächsten Saison wird der einstige Essener der Nachfolger von Nationalkeeper Silvio Heinevetter in Magdeburg. Und auch Trainersohn Daniel Brack wird den Verein nach zwei Jahren wieder verlassen. Der Mittelmann belegte in der vergangenen Saison mit 171/36 Toren den 15. Platz der Bundesliga-Torjägerliste, hat auch in dieser Spielzeit bereits 72/23 Treffer erzielen können und muss vereinsintern nur dem koreanischen Linkshänder Chi-Hyo Cho (75/24) den Vortritt lassen. Offen ist allerdings noch sowohl, wo es den 27-Jährigen hinführt als auch, weshalb er den Verein wechselt. "Wir haben wochenlang über eine Fortsetzung der Zusammenarbeit gesprochen, doch die Gespräche haben sich so schwierig gestaltet, dass beide Seiten letztlich übereinkamen, den Vertrag nicht zu verlängern", so Daniel Brack gegenüber handball-world, der anschließend noch klarstellte, dass es an seinen finanziellen Vorstellungen jedenfalls nicht gescheitert ist.

Klar verteilt scheint also die Favoritenrolle für den Bundesliga-Auftakt des THW Kiel im Jahr 2009. Denn bislang konnte HBW Balingen-Weilstetten in sechs Pflichtspielduellen noch nicht gegen den THW Kiel punkten, die knappsten Niederlagen waren die letzten beiden Heimpleiten mit sechs Treffern Unterschied. In der Sparkassen-Arena-Kiel kam man sogar beide bisherigen Male deutlicher unter die Räder und unterlag klar mit 24:38 und 21:36. Beim 30:24-Hinspielerfolg der Zebras überragte einmal mehr Kapitän Stefan Lövgren in seiner Abschiedssaison das Spielgeschehen und steuerte 11/6 Treffer für den THW bei (siehe auch Gegnerdaten Balingen-Weilstetten).

Die Schiedsrichter am Samstag sind Colin Hartmann und Stefan Schneider (Magdeburg / Barleben).

(Sascha Krokowski)

Dieser Vorbericht wird wie gewohnt ständig aktualisiert...

 

Aus den Kieler Nachrichten vom 07.02.2009:

HBW Balingen heißt der erste Gegner im Handball-"Turnier"

Februar ein "heißer" Monat für den THW - Gislason: "Wird kein leichtes Spiel"

Kiel/Balingen - Der Februar hat es für den deutschen Handball-Meister THW Kiel in sich. HBW Balingen-Weilstetten (heute, 15 Uhr, Sparkassen-Arena), Magdeburg (10.2.), Svendborg (15.2.), Minden (18.02.), Ciudad Real (22.2.), noch einmal Svendborg (25.2.) und Großwallstadt (28.2.).

"Im Februar geht es heiß her, das ist ja schon fast in Turnierform, bloß mit Reisestrapazen", sagt THW-Linksaußen Dominik "Mini" Klein. Der deutsche Nationalspieler hat die Weltmeisterschaft und vor allem das abrupte Ende gut überstanden: "Meinem Körper geht es gut, das Problem war eher der Kopf. Aber ich konnte am vergangenen Wochenende gut abschalten."

Am Kieler Meistertitel zweifelt indes niemand mehr. Mit "myBet" nahm gestern der erste deutsche Wettanbieter den THW Kiel als Titelaspiranten aus dem Quotenrennen. Trotzdem warnt "Zebra"-Coach Alfred Gislason vor den Balingern, die derzeit nur auf Relegationsplatz 16 rangieren: "Es wird bestimmt kein leichtes Spiel. Balingen hatte sechs Wochen Zeit, sich vorzubereiten. Wir müssen die WM hinter uns lassen und auch um jeden Ball kämpfen." Zustimmung bekommt der Isländer von seinem Kapitän Stefan Lövgren: "Balingens Deckung ist härter als die anderer Gegner."

Derweil schlingert der Abstiegskandidat derzeit in eine Krise mit pikantem Beigeschmack. Am Donnerstag wurde bekannt, dass der HBW den Vertrag mit Spielmacher Daniel Brack, Sohn von Trainer Rolf Brack, nicht verlängern wird. "Die Entscheidung haben wir uns nicht leicht gemacht", sagte HBW-Präsident Arne Stumpp. "Wir wollen auch in der kommenden Saison ohne finanzielle Risiken in der Ersten Liga spielen. Aber die sportlichen Entscheidungen beim HBW werden weiterhin vom Trainer und Manager in Abstimmung mit den Gesellschaftern getroffen." Die sportliche Führung hatte jedoch an dem Regisseur festhalten wollen. Die Verhandlungen waren jedoch an unterschiedlichen finanziellen Vorstellungen gescheitert. Offen ist nun nach dem "Rauswurf" seines Sohnes die Zukunft von Trainer Rolf Brack, an die Gesellschafter nach offiziellen Bekundungen festhalten wollen.

(von Tamo Schwarz, aus den Kieler Nachrichten vom 07.02.2009)

 

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