10./11.04.2009 - Letzte Aktualisierung: 11.04.2009 | Bundesliga |
Update #3 | Spielbericht der KN, weitere Stimmen, Fotos und Spielbericht ergänzt... |
60 Minuten, 7 Tore: Igor Anic
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Nikola Karabatic zog sich
bei einem Zusammenprall mit Mark Bult eine Platzwunde
zu, konnte aber "getackert" weiterspielen.
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Die Zebras hingegen nutzten die eigene Aufmerksamkeit in der Abwehr auch als Initialzündung für den Angriff, gingen durch einen Gegenstoß des auf Rechtsaußen beginnenden Zeitz mit 3:2 in Führung und bauten diese durch tolle Treffer von Lövgren per zweiter Welle, Jicha mit Gewalt aus dem Rückraum und dem von Zeitz gut freigespielten Igor Anic - wenn auch nicht in voller Konsequenz - aus. Dabei ließen sich die Kieler auch
Stefan Lövgren markierte in
der Anfangsphase wichtige Treffer, hatte dafür dann früh
Feierabend.
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Mit der Hereinnahme des im Winter aus Stralsund gekommenen Michal Bruna kehrte im Angriffsspiel wieder etwas Besserung bei den Füchsen ein. Sein Anspiel an den Kreis auf Göde zum 5:11 und sein Treffer zum 6:12 ließen Hoffnung bei den Gastgebern aufkeimen. Doch der THW hatte immer eine passende Antwort parat und lief nach weiteren geblockten Würfen einen Gegenstoß nach dem anderen auf das mittlerweile von Vortmann gehütete Berliner Tor. Zeitz, Anic und Lundström nutzten dies, acht weitere torlose Minuten der Berliner ließen die Gäste nach einem Treffer von Karabatic auf 16:7 (29.) enteilen. Nach zwei Treffern des bislang äußerst blassen Kjetil Strand ging es mit einem 17:9 für den THW in die Kabinen, die Partie war praktisch schon entschieden.
Börge Lund feierte in Berlin
auch sein Comeback im Angriff.
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In der Folgezeit wurde es tatsächlich etwas besser bei den Gastgebern, mit mehr Bewegung im Rückraum kamen Strand, Kubisztal und endlich auch Bult zu ihren Treffern. Begünstigt wurden sie aber auch von den nun einen Gang zurück schaltenden Kielern.
Frust pur auf der Berliner Bank.
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In den letzten Minuten konnten die Füchse dann aber doch noch ein wenig verkürzen, weil insbesondere Stochl nun endlich einige Bälle festhalten konnte und die diesmaligen "Dauerbrenner" Zeitz und Anic einige wenige Konzentrationsschwächen offenbarten. Thierry Omeyer hatte bereits nach 55 grandiosen Minuten Feierabend und machte Platz für den jungen Michelsen, der mit zwei Paraden aber ebenfalls andeutete, dass er vielleicht in einigen Jahren in große französische Fußstapfen treten kann. Insgesamt aber war dies ein weiteres Ausrufezeichen einer Zebra-Herde, die sich langsam aber sicher auf den 15. Meistertitel einstellen können.
(Sascha Krokowski)
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Lesen Sie auch den ausführlichen Spielbericht der Kieler Nachrichten.
Ich bin sehr zufrieden, dass wir gewonnen haben. Zufrieden bin ich auch mit der Art und Weise, wie dieser Sieg zustande kam. Angesichts der Ausfälle konnte man das vor dem Spiel nicht unbedingt erwarten. Marcus ist eine zentrale Figur in unserer Abwehr, durch seinen Ausfall wurde unsere Defensive besonders gefordert. Ich bin stolz, wie wir das ohne ihn hinbekommen haben. Filip und Nikola haben in der Mitte, Börge und Igor auf den Halbpositionen ganze Arbeit geleistet. Dahinter stand Titi, der 50 Prozent aller Würfe gehalten hat. Auch vorne haben wir nicht schlecht gespielt.Das war heute ein ganz wichtiger Sieg für uns. Wir wollten konzentriert bleiben, das hat funktioniert. Das war ein schönes Spiel vor Ostern von uns - jetzt hat die Mannschaft ein bis zwei Tage frei.
Es war das erwartete Spiel - so ist es, wenn die Kräfte so unterschiedlich sind. Ohne Jaszka und Wilczynski waren wir nicht zu mehr in der Lage. Uns fehlten die Waffen, um Kiel ernsthaft zu gefährden und sind eindeutig an unsere Grenzen gestoßen. Letztlich haben wir gegen die weltbeste Mannschaft aber ordentlich verloren.[gegenüber Sportdigital:
Ja, das ist schon frustrierend für einen Sportler, wenn man von vorherein weiß, dass man keine richtige Chance hat. Der Unterschied war einfach zu krass.
[gegenüber Sportdigital:]
Es war ein erfolgreiches Spiel, wir haben sehr gut gespielt und hatten die Möglichkeiten, zu wechseln und uns auf der Bank erholen zu können. Das ist natürlich angenehm. Aber wir haben uns nicht geschont, jeder hat 100 Prozent gegeben, hat Gas gegeben.[Frage: Wie sehr beschäftigen Sie die Turbulenzen um den THW Kiel?]
Wir lassen uns davon gar nicht beeinflussen, ich bin ja sowieso erst 1,5 Jahre im Verein, ich konzentriere mich auf das Handballspielen.[Frage: Die deutsche Meisterschaft ist Ihnen nicht mehr zu nehmen, was kommt noch dazu?]
Wir lassen uns überraschen, was am Ende herausspringt. In der Meisterschaft haben wir es selbst in der Hand, aber Champions League und Pokal wird enorm schwer. Aber wir werden Gas geben, damit es am 6. Juni etwas zu feiern gibt.[gegenüber den KN:]
Unsere große Stärke: Wenn eine zentrale Figur wie Marcus Ahlm ausfällt, springen andere ein und es wird sogar ein Vorteil daraus. Für mich hat keine Rolle gespielt, ob Uwe Schwenker heute mit auf der Bank saß oder nicht. Es war kein Schock, es war keine Trauer - wir lassen uns einfach nicht beeinflussen.
[gegenüber Sportdigital:]
Wir waren ganz heiß, aber wir haben viele Chancen verschossen. Dann wird es schwer gegen Kiel mit einem Weltklassetorhüter und einer super Abwehr, die bestrafen jeden Fehler sofort mit Gegenstößen.[gegenüber den KN:]
In der letzten Saison hat gegen Kiel eben alles geklappt, heute hat der THW jeden unserer verworfenen Bälle sofort bestraft.
Es war gut, im Angriff zurück zu sein. Aber Timing und Selbstvertrauen fehlen noch ein bisschen. Jetzt freue ich mich auf Ostern mit Familie.
Aus den Kieler Nachrichten vom 11.04.2009:
Auch wenn nun nach dem 26. Bundesliga-Sieg in Folge rein rechnerisch noch fünf Punkte zur Meisterschaft fehlen, besteht seit gestern kein Zweifel mehr am 15. Titel. Mit diesem königlichen Understatement, mit dem das Team von Trainer Alfred Gislason gestern den Ausfall von Kreisläufer und Abwehr-Stütze Marcus Ahlm (Rückenprobleme) sowie Nationalspieler Dominik Klein (Bronchitis) kompensierte, werden die Kieler in Deutschland gar nicht sowie in der Champions League nur schwer zu stoppen sein.
Fuchs gegen Zebra, das war gestern zwischen Spree und Ostbahnhof ein Duell Stofftier gegen freie Wildbahn. Da reisten die Kieler ohne Ahlm und Klein an, mussten zwischenzeitlich (9.) nach einem Zusammenprall auch auf Nikola Karabatic und ab Mitte der ersten Halbzeit auch auf den verletzten Kim Andersson (Kapselverletzung Zeigefinger Wurfhand) verzichten. Einzig dem Spiel der von Gislason fabelhaft eingestellten THW-Mannschaft waren diese Personalien nicht anzumerken. Filip Jicha präzisierte das so: "Wir waren hellwach. Einer fällt aus, der andere springt ein."
Die Kieler Deckung mit Jicha, Karabatic, Börge Lund und Ahlm-Vertreter Igor Anic agierte in den ersten 30 Minuten auf Weltklasse-Niveau. Dass seine Mannschaft sich vom Rücktritt Uwe Schwenkers am Dienstag unbeeindruckt zeigte, überraschte den Coach allerdings nicht. "Handball ist so kompliziert. Wenn man sich da nicht konzentriert, kriegt man den Ball in die Fresse", erklärte Gislason rustikal. Igor Anic verspürte zwar "leichten Druck" nach dem Ausfall von Ahlm, doch in Abwehr, Angriff und sogar Tempogegenstoß zeigte der Franzose eine gelungene, mit sieben Treffern gekrönte Leistung. Es sah nach einer Demontage der Berliner aus, die schnell mit 4:11 (17.) zurücklagen. Egal, ob Kjetil Strand oder Michal Bruna die Fäden in der Rückraum-Mitte zogen, Michal Kubisztal oder Mark Bult in Szene gesetzt werden sollten. Das weiträumige Kreuzen verpuffte. Was nicht verpuffte, knallte in den Kieler Mittelblock. Was nicht in den Block knallte, entschärfte der famose Thierry Omeyer, dem 21 Paraden gelangen.
So pendelte das weite Rund zwischen Stille und Kieler Gesängen hin und her, während der THW das Tempo bestimmte. Neben Anic zeichnete sich auch Christian Zeitz - zunächst auf Rechtsaußen, später für Andersson auf Halbrechts - als variantenreicher Torjäger aus, der ebenfalls siebenmal traf. Gislason erlebte einen entspannten Nachmittag.
Der Isländer gab Börge Lund die Chance für ein Comeback in der Rückraum-Mitte (43.), was ihm der Norweger nach langer Pause mit guten Aktionen dankte. Er brachte kurz nach der Pause bereits Moritz Weltgen als "Aushilfe" auf Rechtsaußen (34.), später auch Daniel Wessig (56.) und den blutjungen Morten Michelsen im Tor (55.), dem zwei Paraden gelangen. Die "Wechselei" ließ die Füchse das Ergebnis erträglicher gestalten. Die Kieler ließen sich den Spaß dennoch nicht verderben. Der Kempatrick zwischen Henrik Lundström und Igor Anic zum 29:17 (48.) - fürs Bilderbuch. "Jetzt ist frei bis Dienstag. Das habe ich den Spielern versprochen", resümierte Gislason. Er selbst brach auf in sein Haus in Wendgräben bei Magdeburg. Feiern mit der Familie: Ostern, die Meisterschaft, diese einzigartige Mannschaft.
(von Tamo Schwarz, aus den Kieler Nachrichten vom 11.04.2009)
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