19./20.05.2009 - Letzte Aktualisierung: 20.05.2009 | Bundesliga |
Update #2 | KN-Bericht und Stimmen ergänzt ... |
Dass die Gastgeber sich für das vorerst letzte Duell mit dem THW Kiel einiges vorgenommen hatten, bewiesen sie von Beginn an. Przybecki erzielte das schnelle 3:1, nach sechs Minuten konnte Sprem sogar auf 6:3 erhöhen. Nach Weinhold 8:5 zeigte der THW erstmals, aus welchem Holz er geschnitzt ist. Die Defensive packte endlich richtig zu, Omeyer kam ins Spiel, und Filip Jicha drehte auf. Ein Knaller zum 6:8, ein verwandelter Siebenmeter zum 7:8 - die Zebras waren wach. Lövgren glich aus, Zeitz drehte den Ball zur ersten Kieler Führung im ausverkauften Euregium in die Maschen. Vier Tore in drei Minuten - Tempohandball der Marke THW. Doch so einfach wollten sich die Gastgeber natürlich nicht geschlagen geben. Es folgten sechs Tore in drei Minuten - allerdings schön auf beide Seiten verteilt. Der Kieler Kapitän war es, der 12:11 in der 15. Minute den nächsten Zwischenspurt einleitete. Zeitz' schöner Dreher folgte, während sich das Wechselkarussell beim THW zu drehen begann. So ersezte Nikola Karabatic den bis dato schon viermal erfolgreichen Jicha - mit einem verwandelten Siebenmeter zum 14:11 führte sich der Franzose gleich glänzend ein.
Nach Przybeckis 12:14 war es Börge Lund, der an seiner alten Wirkunsstätte von einem Teil der Zuschauer ausgepfiffen wurde, der den alten Drei-Tore-Abstand wieder herstellte. Nicht einmal zwanzig Sekunden später erhöhte Dominik Klein mit einem Tempogegenstoß auf 16:12 (18.) - beide Mannschaften drückten weiterhin ordentlich auf dem Tempo-Tube. Doch egal, was die Gastgeber auch anstellten, der THW hatte in dieser Phase immer die passende Antwort. Nach Sprems 15:19 (26.) setzten Anic mit einem tollen Dreher vom Kreis, Kim Andersson in Überzahl, der nach dieser Saison nach Flensburg wechselnde Ex-Kurzzeit-Kieler Tobias Karlsson hatte gemeckert, und Karabatic drei weitere Ausrufezeichen hinter eine gute Kieler Halbzeit, die erneut Przybecki mit seinem Tor zum 16:22-Pausenstand nur wenig trüben konnte.
Aus der Pause heraus kamen die Zebras mit viel Druck. Den schnellen Anwurf nach der Halbzeit konnte Ahlm zur 23:16-Führung nutzen. Die HSG legte nun aber nach. Immer, wenn die Zebras ein Tor erzielten, machten Szücs und Stojkovic deren zwei für die Gastgeber, die sich auch auf die Paraden von Katsigiannis im Tor verlassen konnten. Als Weinhold in der 35. Minute zum 21:25 einnetzen konnte, witterten Fans und Spieler der HSG Nordhorn-Lingen wieder Morgenluft. Ihnen entgegen kam die in dieser Phase etwas zu passive Abwehrarbeit der Kieler, Dann jedoch baute Omeyer seine Vorderleute auf, hielt einen Verjans-Wurf und schickte Lundström mit einem weiten Pass auf die Reise zum 26:21. Nach einem vergebenen Siebenmeter von Karabatic und Sprems in Unterzahl erzieltem 22:26 (40.) machten die Zebras dann endgültig ernst: 380 Sekunden reichten, um die Gastgeber in ihre Schranken zu verweisen. 6:20 Minuten, in denen sich der THW keine Fehler erlaubte - weder in der Abwehr, noch im Angriff. Ein Doppelschlag von Karabatic innerhalb von vierzig Sekunden, Jicha mit einem Schlagwurf-Hammer aus zehn Metern, Lundström mit einem Tempogegenstoß, Anic nach Doppelpass mit Andersson und noch einmal Lundström - sechs Tore in eben diesen sechs Minuten brachten die Entscheidung zugunsten des Doublesiegers. Von 26:22 in der 39. Minute waren die Zebras scheinbar spielerisch leicht auf 32:22 (45.) davongezogen - eindrucksvoll und durchaus als Fingerzeig in Richtung des spanischen Kontrahenten vom kommenden Wochenende zu verstehen.
Klar, dass die Partie im Euregium nun mehr einem kontrollierten Auslaufen, denn einer Galavorstellung glich. Unter dem Strich stand aber ein auch in der Höhe verdienter Erfolg in Nordhorn und die Erkenntnis, dass die Zebras gerüstet für die zwei entscheidenden Spiele um Europas Krone sind!
(Christian Robohm)
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Der THW hat hochverdient gewonnen und mit sehr viel Tempo gespielt. Wir hatten in der Abwehr viele Schwierigkeiten. Wir werden des Ergebnisses wegen keine Krisensitzung haben, obwohl elf Tore schon sehr viel sind. Die Mannschaft weiß, dass sie es besser kann.Ich wünsche dem THW viel Glück für die Endspiele und hoffe, dass die Zebras den Titel holen können.
Ich bin sehr zufrieden. Es war wichtig, dass wir nicht in eine Krise geraten. Nordhorn hat wie wir die Kräfte gut eingeteilt. Es war wichtig, keine Verletzungen zu bekommen. Wir hatten heute zwei Ziele: erstens, zu gewinnen und zweitens, besser zu spielen als gegen die Rhein-Neckar Löwen. Außerdem wollten wir unser Punktekonto positiver gestalten. Gut war, dass fast alle spielen konnten. Wir werden mit positiven Erlebnisse ins Champions-League-Endspiel gehen und uns jetzt darauf voll konzentrieren. Egal, wie die Spiele gegen Ciudad Real ausgehen, wir wollen zuhause natürlich gewinnen. Allerdings glaube ich, dass die Entscheidung erst in Ciudad Real fallen wird. Ciudad ist sehr breit aufgestellt und muss sogar die Spieler 15 bis 18 auf die Trbüne schicken.Ich hoffe, dass Nordhorn sein Finale gewinnt und den Titel holen kann.
Aus den Kieler Nachrichten vom 20.05.2009:
Zwei Spieltage vor der Schlusssirene stehen weiter nur drei Zähler auf der Minusseite. Der THW steht in schweren Zeiten vor der großartigsten Saison der gesamten Bundesliga-Geschichte. Gestern Abend herrschten besondere Bedingungen, der Spannungsaufbau fiel allen Akteuren schwer. Zwar gilt das Euregium als eine der besonders sicheren Heimfestungen der Handball-Bundesliga. Nicht umsonst kassierte der THW seine vorletzte Niederlage ausgerechnet hier, im Dezember 2007; in Nordhorn war immer Feuer unter dem Dach.
Ausverkauft war die Halle mit 4200 Fans, die Atmosphäre allerdings hatte gar nichts Giftiges, war geprägt von Abschied. Nach dem Abstieg am grünen Tisch, der wegen Insolvenz seit Monaten beschlossene Sache ist, absolvierten die Grafschafter ihr vorletztes Spiel in der Eliteklasse. Wie es weitergeht, steht nicht fest. Auf die Zukunft eingestellt sind immerhin die Bierstand-Betreiber. "Wir zapfen auch für die Zweite Liga, aber erstklassig", stand auf einer Werbeschürze. Galgenhumor.
Wehmut war der eine Grund für ein spannungsarmes, ohne Leidenschaft vorgetragenes Spiel, große Saisonabschlussziele beider Teams der zweite. Nordhorn steht am Wochenende im Finale des Europapokals der Pokalsieger gegen Valladolid, die Kieler fiebern dem Champions-League-Finale gegen Ciudad Real entgegen. So entwickelte sich die Generalprobe gestern Abend zu einer Art Freundschaftstreffen, bei dem sich keiner wehtun wollte, bei dem auch der Gegner nicht ernsthaft angepackt wurde.
Alfred Gislason nutzte die Gelegenheit zu Experimenten und für Testläufe angeschlagener Spieler. So sammelte Kim Andersson nach überstandener Handverletzung weitere Spielpraxis auf Halbrechts, Marcus Ahlm war erstmals nach seiner Fingerverletzung wieder am Kreis dabei, und in der Abwehr gab es im Mittelblock fliegende Wechsel mit Ahlm, Jicha, Karabatic und Lund. Probleme hatte der Meister nur in der Anfangsphase, als es keine Abwehr gab, Torhüter Omeyer zunächst keinen Ball anfasste. 8:5 lagen die Nordhorner vorn, ehe Kiels Keeper seinen ersten Ball anpackte. Dieser Kontakt war zugleich das Signal für die Wende, schon zur Pause lag der THW 22:16 vorn. Die kleine Schwächephase zu Beginn des zweiten Abschnitts hatten die "Zebras" ebenfalls schnell überwunden. Nach dem Zwischenspurt vom 26:22 (39.) auf 32:22 stand der Sieg in der 48. Minute fest, Omeyer stoppte die HSG-Angreifer noch insgesamt 20 Mal.
Zufrieden war Marcus Ahlm. Er habe noch Schmerzen im Finger, "aber ich durfte Spielpraxis sammeln, das Champions-League-Finale ist nicht gefährdet", so der THW-Kreisläufer. Gislason fasste die wichtigsten Erkenntnisse vor dem ersten Finale am Sonntag zusammen: "Es gibt keine spielerische Krise, wir waren besser als gegen die Löwen. Unsere Kräfte habe ich auf viele Schultern verteilt, vor allem aber gab es keine Verletzten." Den letzten Höhepunkt vor dem Abtauchen in die Zweite Liga kosteten die HSG-Fans aus. Selten waren THW-Stars beim Autogrammschreiben so gefordert wie gestern Abend. Auch diese Pflicht absolvierten sie mit meisterlicher Geduld.
(von Reimer Plöhn, aus den Kieler Nachrichten vom 20.05.2009)
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