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01./03.03.2010 - Letzte Aktualisierung: 03.03.2010 Bundesliga

THW empfängt GWD Minden am Mittwoch

Noch wenige Karten im Vorverkauf erhältlich

Update #1 KN-Vorbericht ergänzt ...

Das Team von GWD Minden.
Klicken Sie für weitere Infos! Das Team von GWD Minden.
Nach der überzeugenden 38:23-Gala gegen Kolding am vergangenen Wochenende ist klar: Der THW Kiel ist endgültig zurück in der Erfolgsspur. Bereits am kommenden Mittwoch können die "Zebras" den Schwung aus der Champions League in die TOYOTA Handball-Bundesliga mitnehmen. Gegner in der Sparkassen-Arena-Kiel ist ab 20.15 Uhr der aktuelle Tabellenletzte GWD Minden. Für die Partie sind im Vorverkauf noch mehrere Sitz- und Stehplatzkarten erhältlich.
Drittbester Mindener Torschütze der Saison: Linkshänder  Moritz Schäpsmeier mit 69 Treffern.
Drittbester Mindener Torschütze der Saison: Linkshänder Moritz Schäpsmeier mit 69 Treffern.
Sieben Jahre Abstiegskampf, sieben Jahre lang sicherte sich GWD Minden den Klassenerhalt. Zusammen mit der HSG Wetzlar gilt GWD mittlerweile als sportlicher Überlebenskünstler - doch in dieser Spielzeit könnte es richtig eng für die Ostwestfalen werden. Die Erfahrung, die das Team in den vergangenen Jahren im Existenzkampf sammelte, half ihr bisher immer, den Kopf noch aus der Schlinge zu ziehen. Als Paradebeispiel wird dabei gerne die Saison 2007/2008 heran gezogen, als die Mindener am letzten Spieltag durch einen Auswärtssieg bei der SG Flensburg-Handewitt buchstäblich in letzter Sekunde dem Abstieg noch entronnen. Das Happyend kam spät - aber es kam. Relativ früh konnte GWD dann in der vergangenen Spielzeit aufatmen: Mit Beginn der Rückrunde war das sportliche Überleben gesichert - allerdings konnten sich die Ostwestfalen dabei auch auf den "Grünen Tisch" verlassen: Zu deutlich waren die finanziellen und damit auch sportlichen Probleme in Essen und Stralsund, so dass die direkten Abstiegsplätze frühzeitig vergeben waren. Als dann schließlich auch die HSG Nordhorn-Lingen Insolvenz anmelden musste, brauchte Trainer Richard Ratka auch nicht weiter um eine mögliche Relegation bangen. Befreit spielten die Ostwestfalen letztlich
Routinier Stephan Just traf bislang 93/20 Mal.
Routinier Stephan Just traf bislang 93/20 Mal.
auf, sammelten sogar überraschende Siege in Großwallstadt und gegen Lemgo und kamen letztlich nicht nur auf den 13. Tabellenplatz, sondern vor allem auf insgesamt 25 Punkte - so viele wie seit der Spielzeit 2002/03 nicht mehr. GWD Minden schien auf einem guten Weg in das Mittelfeld der Liga zu sein. Dabei zahlte sich aus, dass Ratka in den vergangenen Jahren den Kern der Mannschaft stets zusammen halten und auf eine eingespielte Einheit zurück greifen konnte.

Doch nach der erfolgreichen vergangenen Spielzeit folgte die Zäsur: Mit Torhüter-Oldie Malik Besirevic, den torgefährlichen Rückraumspielern Michael Hegemann und Michael Haaß, Linksaußen Andreas Simon und Linkshänder Jan-Fiete Buschmann verließen gleich fünf Leistungsträger den Verein. Erschwerend für die Grün-Weißen kam hinzu, dass die Kasse der Ostwestfalen noch immer mit chronischen Löchern zu kämpfen hat. Die dramatischen Altlasten, die den Verein in den vergangenen Jahren beinahe in den Ruin getrieben hatten, sind mittlerweile zwar nahezu getilgt. "Doch wir müssen noch immer mit jedem Euro in Minden rechnen", ließ Geschäftsführer Horst Bredemeier vor der Saison verlauten. "Wir können nicht in spektakulärer Weise auf dem Transfermarkt tätig werden." Ein adäquater Ersatz für den Aderlass an Stammkräften war so natürlich schwer zu finden - zumal Mindens ehemaliger Nationalspieler Arne Niemeyer nach seinem missglückten Ausflug zum HSV
Linksaußen Aljoscha Schmidt ist mit 104/45 Treffern bester Mindener Torschütze bislang.
Linksaußen Aljoscha Schmidt ist mit 104/45 Treffern bester Mindener Torschütze bislang.
Hamburg nicht wieder zu seinem Stammverein zurück kehrte, sondern lieber beim Lokalrivalen TuS N-Lübbecke anheuerte. "Sicherlich hat der TuS ihm ein wesentlich besseres Angebot gemacht, als wir es ihm hätten unterbreiten können", kommentierte Bredemeier den Wechsel. Mit Nikolas Katsigiannis (HSG Nordhorn-Lingen), Rene Bach Madsen (BM Torrevieja), Evars Klesniks (TuSEM Essen) und Damian Wleklak (HC Hard) konnten die Lücken in Mindens Kader, den wir Ihnen bereits im Vorbericht zum Hinspiel vorstellten, vermeintlich adäquat gestopft werden. Im Dezember folgte mit dem ungarischen Wandervogel Barna Putics noch ein Hochkaräter für die "Königsposition" im linken Rückraum. Der 25-jährige 2-Meter-Hüne war in Essen in der Vorsaison drei Monate lang Torgarant, ehe sich der TuSEM seine Dienste nicht mehr leisten konnte. Nach Barcelona, Veszprem und Koper kehrte er in die Bundesliga zurück, konnte aber bislang nicht an seine Essener Leistungen anknüpfen.

Immerhin konnten aber doch noch vier neue Spieler verpflichtet werden. Für die "Königsposition" im linken Rückraum konnte der zweimalige dänische Nationalspieler Rene Bach Madsen vom spanischen Club BM Torrevieja nach Ostwestfalen geholt werden. Als Nachfolger von Malik Besirevic im Tor wurde Nikolas Katsigiannis von der HSG Nordhorn-Lingen verpflichtet. Der
33 Tore in zehn Spielen: Barna Putics.
33 Tore in zehn Spielen: Barna Putics.
27-Jährige durfte sich auch schon über eine Einladung von Bundestrainer Heiner Brand freuen, in Minden bildet er nun ein zumindest nominell starkes Gespann mit dem Norweger Svenn-Erik Medhus und dem Jugendnationalspieler Nils Dresrüsse. Im rechten Rückraum soll neben Eigengewächs Schäpsmeier der Lette Evars Klesniks eine Chance bekommen. Klesniks, zuletzt bei TuSEM Essen, war fast ein Jahr lang verletzt und unterschrieb bei GWD einen stark leistungsbezogenen Vertrag. Zudem konnte Minden mit Damian Wleklak noch einen erfahrenen Spielmacher verpflichten. Der 131-fache polnische Nationalspieler spielte in der vergangenen Saison noch beim österreichischen Spitzenclub HC Hard und zuvor lange Jahre in der Heimat bei Wisla Plock.

Doch die Neuzugänge vermochten den Qualitätsverlust durch die namhaften Abgänge nicht zu kompensieren. Zudem musste sich die Mannschaft von Richard Ratka mit einem völlig neuen Gefüge, in dem es an einer klaren Hierarchie mangelt, zurecht finden. Dies gelang zunächst auch noch nach Plan: Mit den Unentschieden in Düsseldorf und Lübbecke holte man auswärts zwei wichtige Punkte, doch schon die Heimniederlage gegen die HSG Wetzlar zeigte, wohin GWD den Blick in der Tabelle wird richten müssen: nach unten. Der Sieg gegen Balingen-Weilstetten verschaffte der Mannschaft ein wenig Luft, sie kletterte auf Rang 13, es folgte ein Remis gegen Großwallstadt. Das war am siebten Spieltag. Seitdem ging es für GWD nur noch abwärts. Es folgten elf Niederlagen und der Sturz auf den letzten Tabellenrang (siehe auch Gegnerkurve Minden und Tabelle der TOYOTA HBL). Die deutliche 29:34-Niederlage im ersten "Endspiel" nach der EM-Pause gegen Düsseldorf brachte das Fass dann zum Überlaufen. "Wir mussten Richard schützen. Die Kritik von allen Seiten hatte an Schärfe, auch unter der Gürtellinie, zugenommen. Die Entscheidung war keine Sache aus meinem Herzen",
Ulf Schefvert beerbte Richard Ratka im Februar.
Ulf Schefvert beerbte Richard Ratka im Februar.
bedauerte vor allem Manager Horst Bredemeier die Entscheidung, nach viereinhalb gemeinsamen Jahren den Coach zu beurlauben. Und Bredemeier machte keinen Hehl daraus, dass er am liebsten gemeinsam mit Ratka den Hut genommen hätte: "Wenn es keine Zwänge geben würde, wäre er jetzt nicht allein gegangen, sondern ich wäre auch weg. Aber ich habe hier noch die Aufgabe, die vorhandenen Strukturschwächen zu beheben." Aber man habe reagieren müssen, betonte Bredemeier immer wieder. "Was sich einige Leute im Umfeld erlaubt haben, das konnten wir nicht mehr akzeptieren", kritisierte Bredemeier die Art und Weise, wie zuletzt mit Ratka umgegangen worden sei. "Das tat mir teilweise persönlich weh", so der Gschäftsführer, der seit 13 Jahren bei GWD die Entschuldung voran treibt. "Für unseren Tabellenplatz mache ich jedenfalls nicht den Trainer verantwortlich", betonte Bredemeier. Und selbst Richard Ratka mochte ihm nicht böse sein. "Ich hoffe jetzt, dass die getroffene Entscheidung einen Impuls auslöst, der Wirkung zeigt. Ich bin nach wie vor davon überzeugt, dass das Team das Ziel erreichen kann", sagte Ratka in einer ersten Reaktion.

Mit Ulf Schefvert soll es nun ein Schwede bei GWD Minden richten und den Traditionsclub vor dem Sturz in die zweite Liga bewahren. Und das, was der neue Trainer der Grün-Weißen bei der 22:28-Niederlage der Mindener gegen den HSV Hamburg sah, machte ihm Hoffnung. Hoffnung, dass das Unternehmen Klassenerhalt für ihn nicht zu einem "Himmelfahrtskommando" werden muss: "Ich war überrascht, wie gut die Mannschaft gegen das Weltklasseteam mitgehalten hat. Wenn wir mit dieser Motivation in die folgenden Spiele gehen, werden die Punkte kommen", sagte der 52-Jährige, der kurz vor der zwölften Mindener Niederlage in Serie einen bis zum Saisonende befristeten Vertrag bei GWD unterschrieben hatte. Woher der Trainer, der einst im schwedischen Drott seine Karriere als Spieler und Coach begann und als größten Erfolg an der Seitenlinie den sechsten Platz mit der griechischen Auswahl bei den olympischen Spielen in Athen vorzuweisen hat, seinen Optimismus nimmt? "Man muss die Chancen sehen und nicht die Probleme. Im Sport ist positives Denken die Voraussetzung für den Erfolg." Davon, dass Ulf Schefvert in der Lage ist, den sprichwörtlichen Karren aus dem Dreck zu ziehen, ist Horst Bredemeier überzeugt: "Wir sind froh, in einer schwierigen Zeit einen Top-Trainer auf internationalem Niveau gefunden zu haben. Natürlich hoffen wir, dass er unserer Mannschaft für den harten Abstiegskampf neue Impulse verleihen kann."

Spielmacher Damian Wleklak fällt mit einer Schulterverletzung aus.
Spielmacher Damian Wleklak fällt mit einer Schulterverletzung aus.
Und tatsächlich: Nach einer 23:26-Niederlage in Wetzlar gelang GWD Minden am vergangenen Freitag endlich der erste große Befreiungsschlag. Ausgerechnet bei der prestigeträchtigen "Kreismeisterschaft" gegen die hoch gehandelten Lübbecker überzeugten die Grün-Weißen mit alten Tugenden wie einer konzentrierten und geduldigen Angriffsleistung sowie einer aggressiven Deckung. Am Ende stand ein ungefährdetes 28:23 für die Gastgeber zu Buche, welches die Hoffnung nach Minden zurückbrachte. Moritz Schäpsmeier ist daher trotz der drei Punkte Rückstand zum rettenden Ufer zuversichtlich, das Unternehmen "Klassenerhalt" erneut erfolgreich abschließen zu können: "Es ist noch nichts verloren. Um den Abstieg zu vermeiden, muss in den nächsten Spielen bei uns alles passen. Aber wir haben durchaus die Chance, weil wir auch, sagen wir mal, kein überragend schweres Restprogramm haben, es kommen noch Mannschaften zu uns, die man schlagen kann, gerade zu einem Saisonzeitpunkt, wo im Grunde genommen schon die Messen für die meisten Mannschaften gelesen sein dürften. Und so besteht meiner Meinung nach die berechtigte Hoffnung, dass wir den Klassenerhalt schaffen können."

In der Kieler Sparkassen-Arena indes stehen die Chancen auf einen Punktgewinn für die Gäste eher schlecht. Schäpsmeier sieht es realistisch: "Das würde an einer Sensation grenzen, wenn wir da zwei Punkte holen würden. Aber nichtsdestotrotz treten wir so auf, als wenn wir das Spiel gewinnen könnten. Und dann einfach sehen, was dabei rauskommt." Seit dem 17. Dezember 1983 sprang allerdings kein Punktgewinn mehr für die Ostwestfalen an der Kieler Förde heraus. In der vergangenen Spielzeit hielt GWD bis zur 15. Minute Schritt, ehe eine 11:1-Serie des THW von 11:11 auf 22:12 den 39:30-Erfolg einleitete (siehe auch Gegnerdaten Minden).

Die Schiedsrichter am Mittwoch sind Nils Blümel und Frank Loppaschewski aus Berlin.

(Christian Robohm / Sascha Krokowski)

Lesen Sie bitte auch das HBL-Interview mit Frank von Behren und den KN-Vorbericht zum Spiel.

Dieser Vorbericht wird wie gewohnt ständig aktualisiert...

 

HBL-Interview: Zehn Fragen an Frank von Behren

"Wir haben die Verpflichtung, erfolgreich zu sein"
Frank von Behren: "Wir glauben noch an das Wunder und werden weiterkämpfen."
Frank von Behren: "Wir glauben noch an das Wunder und werden weiterkämpfen."
Frank von Behren hat schon bessere Tage in Minden erlebt. Der Mitarbeiter der Geschäftsführung von GWD musste über Monate mit ansehen, wie der Klub bis ans Tabellenende durchgereicht wurde. Jetzt setzten sich die üblichen Mechanismen in Gang: Trainer Richard Ratka wurde entlassen, der Schwede Ulf Schefvert als Retter verpflichtet. Und mittendrin der 33-jährige ehemalige Nationalspieler, der zunächst für ein Spiel als Interimstrainer die Mannschaft betreute und für den Rest der Saison dem neuen Chefcoach als Co-Trainer assistieren wird. Die Zeiten sind aufregend: Am morgigen Freitagabend empfängt GWD Minden den TuS N-Lübbecke zum großen Lokalderby.
HBL:
Am Freitagabend steht das Derby gegen den Lokalkonkurrenten TuS N-Lübbecke auf dem Programm. Ist das Ostwestfalenland bereits in Aufruhr?
Frank von Behren:
Das kann man so sagen. Auch wenn die Vorzeichen unterschiedlicher nicht sein könnten.
HBL:
Im Gegensatz zu GWD kann der TuS dem Match relativ entspannt entgegensehen. Blickt man da schon mal ein wenig neidisch auf den Konkurrenten?
Frank von Behren:
Klar. Wir stehen mit dem Rücken zur Wand und brauchen dringend einen Sieg, nachdem wir jetzt seit zwölf Spielen nicht mehr gewonnen haben. Der TuS hingegen ist gerade auf Wolke Sieben. Es läuft in der Liga, das Team hat sich für das Lufthansa Final Four qualifiziert und jetzt auch noch personell nachgelegt, indem man Frank Löke verpflichtet hat. Die sind personell schon deutlich besser besetzt als wir. Aber wir haben die Verpflichtung, am Freitagabend erfolgreich zu sein. Eine Heimniederlage ausgerechnet gegen den ärgsten Rivalen wöge richtig schwer. Das können wir uns nicht erlauben, auch wenn wir angesichts des Saisonverlaufes keineswegs als Favorit ins Spiel gehen.
HBL:
GWD steht mit dem Rücken zur Wand. Alles andere als eine Niederlage ist indiskutabel, oder?
Frank von Behren:
Wir stehen ja nicht erst jetzt mit dem Rücken zur Wand, sondern schon nach der Heimniederlage gegen die HSG Düsseldorf. Wir sind Tabellenletzter, weiter runter geht es nicht. Ich will auch nicht von Glück oder Pech reden. Wenn du im Schnitt 23 Tore pro Spiel erzieltst, dann kannst du eben viele Spiele nicht gewinnen. Aber wir glauben noch an das Wunder und werden weiterkämpfen. Dennoch müssen wir allmählich auch anfangen, Spiele zu gewinnen.
HBL:
Ist das Spiel gegen den Nachbarn schon so etwas wie die letzte Chance für GWD?
Frank von Behren:
Das hat man auch vor den Spielen gegen Düsseldorf und in Wetzlar gesagt. Wenn wir gewinnen, haben wir noch einige letzte Chancen.
HBL:
Eine gewisse Nachbarschaftshilfe müsste doch auch ganz im Sinne des TuS sein.
Frank von Behren:
Dazu kann ich ernsthaft nichts sagen. Können Sie sich vorstellen, dass Dortmund und Schalke im Fußball sich Nachbarschaftshilfe geben?
HBL:
Ja. Hat es alles schon gegeben.
Frank von Behren:
Möglich. Aber hier ist das anders. Zwei Mal haben wir den TuS in die zweite Liga gestürzt, jetzt wollen die uns fallen sehen. Die wollen ganz sicher ihre Genugtuung. Aber das darf für uns keine Rolle spielen.
HBL:
Sie haben eigens für den nervenaufreibenden Abstiegskampf noch einmal das Kommando auf der Brücke gewechselt. Konnte der Schwede Ulf Schefvert schon etwas bewegen?
Frank von Behren:
Wir mussten aufpassen, nicht auch weiterhin nach bewährtem Muster zu arbeiten. Wenn ein Trainer während der Saison kommt, kann er nicht alles über den Haufen werfen. Er kann aber schon Kleinigkeiten verändern, Rollen neu verteilen und eine Stimmung aufbauen, dass sich jeder Spieler wieder richtig reinhängt. Es hat zwar gegen Wetzlar noch nicht gefruchtet, aber wir hatten erstmals seit langer Zeit auch nach 45 Minuten noch die Chance, ein Match zu gewinnen. Uns fehlte am Ende einfach noch der Glaube. Den müssen wir zurückgewinnen. Fehlt der Glaube an den Erfolg, macht es auch keinen Sinn mehr, über Taktik zu reden. Und den Glauben wollen wir uns jetzt über viel Training, Zusammenhalt und Disziplin zurückholen. Denn genau daran hat es zuletzt massiv gemangelt.
HBL:
Für ein Spiel haben Sie das Sagen gehabt, jetzt sind Sie vorübergehend Co-Trainer. Macht Ihnen so etwas Spaß?
Frank von Behren:
Das macht riesig Spaß. Es war wieder genauso wie als Spieler damals. Ich war und bin jetzt so emotional dabei, wie ich das als Vertreter des Klub-Managements noch nie erlebt habe. Es hat mich richtig gepackt, die Fäden zu ziehen.
HBL:
Könnte das eine Option für die Zukunft sein? v
Frank von Behren:
Vielleicht, aber sicher nicht meine erste.
HBL:
Was passiert in Minden, wenn es mit dem Klassenverbleib nicht gelingen sollte?
Frank von Behren:
Dann werden wir uns eine entsprechende Strategie zurechtlegen, um rasch wieder in die 1. Liga zurückzukehren. Aber so weit sind wir ja noch lange nicht.
(© HBL 2010)

 

Aus den Kieler Nachrichten vom 03.03.2010:

Licht im Tabellenkeller

THW-Gegner Minden schöpft Mut im Abstiegskampf - Hoffnungsträger Ulf Schefvert
Kiel - Bis zum vergangenen Sonntag lag Bundesliga-Traditionsclub GWD Minden mit 5:37 Zählern abgeschlagen am Tabellenende, torkelte dem Abstieg entgegen. Dann ließen die Ostwestfalen das befreiende 28:23 im Handball-Kreisderby gegen den TuS N-Lübbecke folgen: Lichtschimmer im Tabellenkeller. Heute (20.15 Uhr) ist GWD Gast bei Meister THW Kiel.

Neuer Hoffnungsträger im Team von Manager-Ikone "Hotti" Bredemeier ist Trainer Ulf Schefvert. Der 52-jährige Schwede löste Richard Ratka ab, der die Talfahrt nicht mehr aufhalten konnte und nach viereinhalbjähriger Arbeit in Minden beurlaubt wurde. Die Lage sei nach dem Sieg über Lübbecke zwar weiterhin knifflig, betonte Bredemeier, "aber wenn wir weiterhin so spielen wie gegen Lübbecke, dann kann es mit dem Klassenerhalt klappen."

Schefvert war zuletzt bei GOG Gudme tätig. Dann folgte aus wirtschaftlichen Gründen das Aus beim ehemaligen dänischen Spitzenclub, "und ich war frei", sagt der Schwede. Schefvert gilt als ausgewiesener Fachmann, coachte die Männer-Nationalmannschaften von Dänemark und Griechenland sowie das Frauenteam seines Heimatlandes. In Minden logiert der dreifache Familienvater in einem Hotel, sprachlich wurschtelt er sich noch mit Englisch durch, hat aber mit Frank von Behren professionelle Hilfe an seiner Seite. Der Ex-Nationalspieler ist ab sofort von seiner Aufgabe als Manager-Assistent freigestellt und schlüpfte in die Rolle des Co-Trainers. Eine Aufgabe, die von Behren "riesigen Spaß bereitet. Es hat mich richtig gepackt, die Fäden zu ziehen."

Das letzte Mindener Erfolgserlebnis in Kiel datiert vom 17. Dezember 1987, eine Ewigkeit. Sollte das Team um National-Torhüter Nikolas Katsigiannis heute die Wende schaffen, müsste ein Handball-Wunder Pate stehen. Minden habe unter seinem neuen Trainer Mut geschöpft und auch gute Spiele gezeigt, sagt THW-Trainer Alfred Gislason. "Aber Spiele gegen diese Gegner müssen wir gewinnen, um unsere Ziele im Auge zu behalten." Der Isländer kann bis auf Daniel Narcisse auf seinen kompletten Kader zurückgreifen. Narcisse wartet nach seiner Knieoperation weiter auf ernsthafte Belastungstests, dürfte aber in der kommenden Woche ins Mannschaftstraining zurückkehren.

Die Partie gegen Minden ist für die "Zebras" gleichsam der Aufgalopp in einen wegweisenden Saisonabschnitt. In der Bundesliga folgen mit den Partien in Gummersbach (10. März), beim TBV Lemgo (14. März) und in Göppingen (24. März) drei ganz hohe Auswärtshürden, mittendrin müssen sich die Kieler auch im Achtelfinale der Champions League (Auslosung 9. März) positionieren. Dennoch blickt Gislason optimistisch in die nahe Zukunft. "Wir sind wieder in Tritt gekommen, die Tendenz zeigt klar nach oben, in dieser Form kann meine Mannschaft viel erreichen." Das Comeback von Narcisse ist ebenfalls in Reichweite. Gislason erwartet seinen ersten Kurzeinsatz beim Auswärtsspiel in Gummersbach.

(Von Reimer Plöhn, aus den Kieler Nachrichten vom 03.03.2010)

 

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