Nach der überzeugenden
38:23-Gala gegen Kolding
am vergangenen Wochenende ist klar: Der THW Kiel ist endgültig
zurück in der Erfolgsspur. Bereits am kommenden Mittwoch können
die "Zebras" den Schwung aus der Champions League in die TOYOTA
Handball-Bundesliga mitnehmen. Gegner in der Sparkassen-Arena-Kiel
ist ab 20.15 Uhr der aktuelle Tabellenletzte GWD Minden. Für die
Partie sind im Vorverkauf noch mehrere Sitz- und Stehplatzkarten
erhältlich.
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Drittbester Mindener Torschütze der Saison: Linkshänder
Moritz Schäpsmeier mit 69 Treffern.
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GWD |
Sieben Jahre Abstiegskampf, sieben Jahre lang sicherte sich
GWD Minden den Klassenerhalt. Zusammen mit der HSG Wetzlar
gilt GWD mittlerweile als sportlicher Überlebenskünstler -
doch in dieser Spielzeit könnte es richtig eng für die
Ostwestfalen werden. Die Erfahrung, die das Team in den
vergangenen Jahren im Existenzkampf sammelte, half ihr bisher
immer, den Kopf noch aus der Schlinge zu ziehen. Als
Paradebeispiel wird dabei gerne die Saison 2007/2008 heran
gezogen, als die Mindener am letzten Spieltag durch einen
Auswärtssieg bei der SG Flensburg-Handewitt buchstäblich in
letzter Sekunde dem Abstieg noch entronnen. Das Happyend kam
spät - aber es kam. Relativ früh konnte GWD dann in der
vergangenen Spielzeit aufatmen: Mit Beginn der Rückrunde war
das sportliche Überleben gesichert - allerdings konnten sich
die Ostwestfalen dabei auch auf den "Grünen Tisch" verlassen:
Zu deutlich waren die finanziellen und damit auch sportlichen
Probleme in Essen und Stralsund, so dass die direkten
Abstiegsplätze frühzeitig vergeben waren. Als dann schließlich
auch die HSG Nordhorn-Lingen Insolvenz anmelden musste, brauchte
Trainer Richard Ratka auch nicht weiter um eine mögliche
Relegation bangen. Befreit spielten die Ostwestfalen letztlich
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Routinier Stephan Just traf bislang 93/20 Mal.
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GWD |
auf, sammelten sogar überraschende Siege in Großwallstadt und
gegen Lemgo und kamen letztlich nicht nur auf den 13. Tabellenplatz,
sondern vor allem auf insgesamt 25 Punkte - so viele wie seit
der Spielzeit 2002/03 nicht mehr. GWD Minden schien auf einem
guten Weg in das Mittelfeld der Liga zu sein. Dabei zahlte sich
aus, dass Ratka in den vergangenen Jahren den Kern der Mannschaft
stets zusammen halten und auf eine eingespielte Einheit zurück
greifen konnte.
Doch nach der erfolgreichen vergangenen Spielzeit folgte die Zäsur:
Mit Torhüter-Oldie Malik Besirevic, den torgefährlichen Rückraumspielern
Michael Hegemann und Michael Haaß, Linksaußen Andreas Simon und
Linkshänder Jan-Fiete Buschmann verließen gleich fünf Leistungsträger
den Verein. Erschwerend für die Grün-Weißen kam hinzu, dass die Kasse der Ostwestfalen
noch immer mit chronischen Löchern zu kämpfen hat. Die dramatischen
Altlasten, die den Verein in den vergangenen Jahren beinahe in den Ruin
getrieben hatten, sind mittlerweile zwar nahezu getilgt. "Doch wir müssen
noch immer mit jedem Euro in Minden rechnen", ließ Geschäftsführer Horst
Bredemeier vor der Saison verlauten. "Wir können nicht in spektakulärer Weise
auf dem Transfermarkt tätig werden." Ein adäquater Ersatz für den Aderlass
an Stammkräften war so natürlich schwer zu finden - zumal Mindens ehemaliger
Nationalspieler Arne Niemeyer nach seinem missglückten Ausflug zum HSV
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Linksaußen Aljoscha Schmidt ist mit 104/45 Treffern bester Mindener
Torschütze bislang.
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GWD |
Hamburg nicht wieder zu seinem Stammverein zurück kehrte, sondern lieber
beim Lokalrivalen TuS N-Lübbecke anheuerte. "Sicherlich hat der TuS ihm ein
wesentlich besseres Angebot gemacht, als wir es ihm hätten unterbreiten
können", kommentierte Bredemeier den Wechsel. Mit
Nikolas Katsigiannis
(HSG Nordhorn-Lingen), Rene Bach Madsen (BM Torrevieja), Evars Klesniks
(TuSEM Essen) und Damian Wleklak (HC Hard) konnten die Lücken in Mindens
Kader, den wir Ihnen bereits im
Vorbericht zum Hinspiel vorstellten, vermeintlich
adäquat gestopft werden. Im Dezember folgte mit dem ungarischen Wandervogel
Barna Putics noch ein Hochkaräter für die "Königsposition" im linken Rückraum.
Der 25-jährige 2-Meter-Hüne war in Essen in der Vorsaison drei Monate lang
Torgarant, ehe sich der TuSEM seine Dienste nicht mehr leisten konnte. Nach
Barcelona, Veszprem und Koper kehrte er in die Bundesliga zurück, konnte aber
bislang nicht an seine Essener Leistungen anknüpfen.
Immerhin konnten aber doch noch vier neue Spieler verpflichtet werden.
Für die "Königsposition" im linken Rückraum konnte der zweimalige dänische
Nationalspieler Rene Bach Madsen vom spanischen Club BM Torrevieja nach
Ostwestfalen geholt werden. Als Nachfolger von Malik Besirevic im Tor wurde
Nikolas Katsigiannis von der HSG Nordhorn-Lingen verpflichtet. Der
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33 Tore in zehn Spielen: Barna Putics.
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GWD |
27-Jährige durfte sich auch schon über eine Einladung von Bundestrainer
Heiner Brand freuen, in Minden bildet er nun ein zumindest nominell starkes
Gespann mit dem Norweger Svenn-Erik Medhus und dem Jugendnationalspieler Nils
Dresrüsse. Im rechten Rückraum soll neben Eigengewächs Schäpsmeier der Lette
Evars Klesniks eine Chance bekommen. Klesniks, zuletzt bei TuSEM Essen, war
fast ein Jahr lang verletzt und unterschrieb bei GWD einen stark leistungsbezogenen
Vertrag. Zudem konnte Minden mit Damian Wleklak noch einen erfahrenen Spielmacher
verpflichten. Der 131-fache polnische Nationalspieler spielte in der vergangenen
Saison noch beim österreichischen Spitzenclub HC Hard und zuvor lange Jahre in
der Heimat bei Wisla Plock.
Doch die Neuzugänge vermochten den Qualitätsverlust durch die namhaften Abgänge
nicht zu kompensieren. Zudem musste sich die Mannschaft von Richard Ratka mit
einem völlig neuen Gefüge, in dem es an einer klaren Hierarchie mangelt, zurecht
finden. Dies gelang zunächst auch noch nach Plan: Mit den Unentschieden in
Düsseldorf und Lübbecke holte man auswärts zwei wichtige Punkte, doch schon
die Heimniederlage gegen die HSG Wetzlar zeigte, wohin GWD den Blick in der
Tabelle wird richten müssen: nach unten. Der Sieg gegen Balingen-Weilstetten
verschaffte der Mannschaft ein wenig Luft, sie kletterte auf Rang 13, es folgte
ein Remis gegen Großwallstadt. Das war am siebten Spieltag. Seitdem ging es für
GWD nur noch abwärts. Es folgten elf Niederlagen und der Sturz auf den letzten
Tabellenrang (siehe auch Gegnerkurve Minden und
Tabelle der TOYOTA HBL). Die deutliche
29:34-Niederlage im ersten "Endspiel" nach der EM-Pause
gegen Düsseldorf brachte das Fass dann zum Überlaufen. "Wir mussten
Richard schützen. Die Kritik von allen Seiten hatte an Schärfe, auch unter der
Gürtellinie, zugenommen. Die Entscheidung war keine Sache aus meinem Herzen",
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Ulf Schefvert beerbte Richard Ratka im Februar.
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GWD |
bedauerte vor allem Manager Horst Bredemeier die Entscheidung, nach viereinhalb
gemeinsamen Jahren den Coach zu beurlauben. Und Bredemeier machte keinen Hehl
daraus, dass er am liebsten gemeinsam mit Ratka den Hut genommen hätte: "Wenn es
keine Zwänge geben würde, wäre er jetzt nicht allein gegangen, sondern ich wäre
auch weg. Aber ich habe hier noch die Aufgabe, die vorhandenen Strukturschwächen
zu beheben." Aber man habe reagieren müssen, betonte Bredemeier immer wieder. "Was
sich einige Leute im Umfeld erlaubt haben, das konnten wir nicht mehr akzeptieren",
kritisierte Bredemeier die Art und Weise, wie zuletzt mit Ratka umgegangen worden
sei. "Das tat mir teilweise persönlich weh", so der Gschäftsführer, der seit 13
Jahren bei GWD die Entschuldung voran treibt. "Für unseren Tabellenplatz mache ich
jedenfalls nicht den Trainer verantwortlich", betonte Bredemeier. Und selbst
Richard Ratka mochte ihm nicht böse sein. "Ich hoffe jetzt, dass die getroffene
Entscheidung einen Impuls auslöst, der Wirkung zeigt. Ich bin nach wie vor davon
überzeugt, dass das Team das Ziel erreichen kann", sagte Ratka in einer ersten
Reaktion.
Mit Ulf Schefvert soll es nun ein Schwede bei GWD Minden richten und den Traditionsclub
vor dem Sturz in die zweite Liga bewahren. Und das, was der neue Trainer der Grün-Weißen
bei der 22:28-Niederlage der Mindener gegen den HSV Hamburg sah, machte ihm Hoffnung.
Hoffnung, dass das Unternehmen Klassenerhalt für ihn nicht zu einem "Himmelfahrtskommando"
werden muss: "Ich war überrascht, wie gut die Mannschaft gegen das Weltklasseteam
mitgehalten hat. Wenn wir mit dieser Motivation in die folgenden Spiele gehen, werden
die Punkte kommen", sagte der 52-Jährige, der kurz vor der zwölften Mindener Niederlage
in Serie einen bis zum Saisonende befristeten Vertrag bei GWD unterschrieben hatte.
Woher der Trainer, der einst im schwedischen Drott seine Karriere als Spieler und
Coach begann und als größten Erfolg an der Seitenlinie den sechsten Platz mit der
griechischen Auswahl bei den olympischen Spielen in Athen
vorzuweisen hat, seinen Optimismus nimmt? "Man muss die Chancen sehen und nicht die
Probleme. Im Sport ist positives Denken die Voraussetzung für den Erfolg."
Davon, dass Ulf Schefvert in der Lage ist, den sprichwörtlichen Karren aus
dem Dreck zu ziehen, ist Horst Bredemeier überzeugt: "Wir sind froh, in einer
schwierigen Zeit einen Top-Trainer auf internationalem Niveau gefunden zu haben.
Natürlich hoffen wir, dass er unserer Mannschaft für den harten Abstiegskampf neue
Impulse verleihen kann."
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Spielmacher Damian Wleklak fällt mit einer Schulterverletzung aus.
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GWD |
Und tatsächlich: Nach einer 23:26-Niederlage in Wetzlar gelang GWD Minden
am vergangenen Freitag endlich der erste große
Befreiungsschlag. Ausgerechnet bei der prestigeträchtigen "Kreismeisterschaft" gegen
die hoch gehandelten Lübbecker überzeugten die Grün-Weißen mit alten Tugenden wie
einer konzentrierten und geduldigen Angriffsleistung sowie einer aggressiven Deckung.
Am Ende stand ein ungefährdetes 28:23 für die Gastgeber zu Buche, welches die Hoffnung
nach Minden zurückbrachte. Moritz Schäpsmeier ist daher trotz der drei Punkte
Rückstand zum rettenden Ufer zuversichtlich, das Unternehmen "Klassenerhalt" erneut
erfolgreich abschließen zu können: "Es ist noch nichts verloren. Um den Abstieg zu
vermeiden, muss in den nächsten Spielen bei uns alles passen. Aber wir haben durchaus
die Chance, weil wir auch, sagen wir mal, kein überragend schweres Restprogramm haben,
es kommen noch Mannschaften zu uns, die man schlagen kann, gerade zu einem
Saisonzeitpunkt, wo im Grunde genommen schon die Messen für die meisten Mannschaften
gelesen sein dürften. Und so besteht meiner Meinung nach die berechtigte Hoffnung,
dass wir den Klassenerhalt schaffen können."
In der Kieler Sparkassen-Arena indes stehen die Chancen auf einen Punktgewinn
für die Gäste eher schlecht. Schäpsmeier sieht es realistisch: "Das würde an
einer Sensation grenzen, wenn wir da zwei Punkte holen würden. Aber nichtsdestotrotz
treten wir so auf, als wenn wir das Spiel gewinnen könnten. Und dann einfach
sehen, was dabei rauskommt." Seit dem 17. Dezember 1983 sprang allerdings kein
Punktgewinn mehr für die Ostwestfalen an der Kieler Förde heraus. In der
vergangenen Spielzeit hielt GWD bis zur 15. Minute Schritt, ehe eine 11:1-Serie
des THW von 11:11 auf 22:12 den 39:30-Erfolg einleitete
(siehe auch Gegnerdaten Minden).
Die Schiedsrichter am Mittwoch sind
Nils Blümel und Frank Loppaschewski aus Berlin.
(Christian Robohm / Sascha Krokowski)
Lesen Sie bitte auch das
HBL-Interview mit Frank von Behren
und den KN-Vorbericht zum Spiel.
Dieser Vorbericht wird wie gewohnt ständig aktualisiert...
HBL-Interview: Zehn Fragen an Frank von Behren
"Wir haben die Verpflichtung, erfolgreich zu sein"
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Frank von Behren: "Wir glauben noch an das Wunder und werden weiterkämpfen."
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GWD |
Frank von Behren hat schon bessere Tage in Minden erlebt. Der
Mitarbeiter der Geschäftsführung von GWD musste über Monate mit
ansehen, wie der Klub bis ans Tabellenende durchgereicht wurde.
Jetzt setzten sich die üblichen Mechanismen in Gang: Trainer
Richard Ratka wurde entlassen, der Schwede Ulf Schefvert als
Retter verpflichtet. Und mittendrin der 33-jährige ehemalige
Nationalspieler, der zunächst für ein Spiel als Interimstrainer
die Mannschaft betreute und für den Rest der Saison dem neuen
Chefcoach als Co-Trainer assistieren wird. Die Zeiten sind
aufregend: Am morgigen Freitagabend empfängt GWD Minden den
TuS N-Lübbecke zum großen Lokalderby.
- HBL:
-
Am Freitagabend steht das Derby gegen den Lokalkonkurrenten
TuS N-Lübbecke auf dem Programm. Ist das Ostwestfalenland
bereits in Aufruhr?
- Frank von Behren:
-
Das kann man so sagen. Auch wenn die Vorzeichen unterschiedlicher
nicht sein könnten.
- HBL:
-
Im Gegensatz zu GWD kann der TuS dem Match relativ entspannt
entgegensehen. Blickt man da schon mal ein wenig neidisch auf
den Konkurrenten?
- Frank von Behren:
-
Klar. Wir stehen mit dem Rücken zur Wand und brauchen dringend
einen Sieg, nachdem wir jetzt seit zwölf Spielen nicht mehr
gewonnen haben. Der TuS hingegen ist gerade auf Wolke Sieben.
Es läuft in der Liga, das Team hat sich für das Lufthansa Final
Four qualifiziert und jetzt auch noch personell nachgelegt,
indem man Frank Löke verpflichtet hat. Die sind personell schon
deutlich besser besetzt als wir. Aber wir haben die Verpflichtung,
am Freitagabend erfolgreich zu sein. Eine Heimniederlage
ausgerechnet gegen den ärgsten Rivalen wöge richtig schwer.
Das können wir uns nicht erlauben, auch wenn wir angesichts des
Saisonverlaufes keineswegs als Favorit ins Spiel gehen.
- HBL:
-
GWD steht mit dem Rücken zur Wand. Alles andere als eine
Niederlage ist indiskutabel, oder?
- Frank von Behren:
-
Wir stehen ja nicht erst jetzt mit dem Rücken zur Wand, sondern
schon nach der Heimniederlage gegen die HSG Düsseldorf. Wir sind
Tabellenletzter, weiter runter geht es nicht. Ich will auch nicht
von Glück oder Pech reden. Wenn du im Schnitt 23 Tore pro Spiel
erzieltst, dann kannst du eben viele Spiele nicht gewinnen. Aber
wir glauben noch an das Wunder und werden weiterkämpfen. Dennoch
müssen wir allmählich auch anfangen, Spiele zu gewinnen.
- HBL:
-
Ist das Spiel gegen den Nachbarn schon so etwas wie die letzte Chance für GWD?
- Frank von Behren:
-
Das hat man auch vor den Spielen gegen Düsseldorf und in Wetzlar
gesagt. Wenn wir gewinnen, haben wir noch einige letzte Chancen.
- HBL:
-
Eine gewisse Nachbarschaftshilfe müsste doch auch ganz im Sinne des TuS sein.
- Frank von Behren:
-
Dazu kann ich ernsthaft nichts sagen. Können Sie sich vorstellen,
dass Dortmund und Schalke im Fußball sich Nachbarschaftshilfe geben?
- HBL:
-
Ja. Hat es alles schon gegeben.
- Frank von Behren:
-
Möglich. Aber hier ist das anders. Zwei Mal haben wir den TuS in
die zweite Liga gestürzt, jetzt wollen die uns fallen sehen. Die
wollen ganz sicher ihre Genugtuung. Aber das darf für uns keine
Rolle spielen.
- HBL:
-
Sie haben eigens für den nervenaufreibenden Abstiegskampf noch
einmal das Kommando auf der Brücke gewechselt. Konnte der Schwede
Ulf Schefvert schon etwas bewegen?
- Frank von Behren:
-
Wir mussten aufpassen, nicht auch weiterhin nach bewährtem Muster
zu arbeiten. Wenn ein Trainer während der Saison kommt, kann er
nicht alles über den Haufen werfen. Er kann aber schon Kleinigkeiten
verändern, Rollen neu verteilen und eine Stimmung aufbauen, dass
sich jeder Spieler wieder richtig reinhängt. Es hat zwar gegen
Wetzlar noch nicht gefruchtet, aber wir hatten erstmals seit langer
Zeit auch nach 45 Minuten noch die Chance, ein Match zu gewinnen.
Uns fehlte am Ende einfach noch der Glaube. Den müssen wir
zurückgewinnen. Fehlt der Glaube an den Erfolg, macht es auch keinen
Sinn mehr, über Taktik zu reden. Und den Glauben wollen wir uns
jetzt über viel Training, Zusammenhalt und Disziplin zurückholen.
Denn genau daran hat es zuletzt massiv gemangelt.
- HBL:
-
Für ein Spiel haben Sie das Sagen gehabt, jetzt sind Sie
vorübergehend Co-Trainer. Macht Ihnen so etwas Spaß?
- Frank von Behren:
-
Das macht riesig Spaß. Es war wieder genauso wie als Spieler damals.
Ich war und bin jetzt so emotional dabei, wie ich das als Vertreter
des Klub-Managements noch nie erlebt habe. Es hat mich richtig gepackt,
die Fäden zu ziehen.
- HBL:
-
Könnte das eine Option für die Zukunft sein?
v
- Frank von Behren:
-
Vielleicht, aber sicher nicht meine erste.
- HBL:
-
Was passiert in Minden, wenn es mit dem Klassenverbleib nicht gelingen sollte?
- Frank von Behren:
-
Dann werden wir uns eine entsprechende Strategie zurechtlegen, um rasch
wieder in die 1. Liga zurückzukehren. Aber so weit sind wir ja noch
lange nicht.
(© HBL 2010)
Aus den Kieler Nachrichten vom 03.03.2010:
Licht im Tabellenkeller
THW-Gegner Minden schöpft Mut im Abstiegskampf - Hoffnungsträger Ulf Schefvert
Kiel - Bis zum vergangenen Sonntag lag Bundesliga-Traditionsclub GWD Minden
mit 5:37 Zählern abgeschlagen am Tabellenende,
torkelte dem Abstieg entgegen. Dann ließen die Ostwestfalen
das befreiende 28:23 im Handball-Kreisderby gegen den TuS N-Lübbecke
folgen: Lichtschimmer im Tabellenkeller. Heute (20.15 Uhr) ist GWD Gast
bei Meister THW Kiel.
Neuer Hoffnungsträger im Team von Manager-Ikone "Hotti" Bredemeier ist Trainer
Ulf Schefvert. Der 52-jährige Schwede löste Richard
Ratka ab, der die Talfahrt nicht mehr aufhalten konnte
und nach viereinhalbjähriger Arbeit in Minden beurlaubt
wurde. Die Lage sei nach dem Sieg über Lübbecke zwar weiterhin
knifflig, betonte Bredemeier, "aber wenn wir weiterhin
so spielen wie gegen Lübbecke, dann kann es mit dem
Klassenerhalt klappen."
Schefvert war zuletzt bei GOG Gudme tätig. Dann folgte
aus wirtschaftlichen Gründen das Aus beim ehemaligen
dänischen Spitzenclub, "und ich war frei", sagt der Schwede.
Schefvert gilt als ausgewiesener Fachmann, coachte
die Männer-Nationalmannschaften von Dänemark und
Griechenland sowie das Frauenteam seines Heimatlandes.
In Minden logiert der dreifache Familienvater in einem
Hotel, sprachlich wurschtelt er sich noch mit Englisch
durch, hat aber mit Frank von Behren professionelle Hilfe
an seiner Seite. Der Ex-Nationalspieler
ist ab sofort von seiner Aufgabe als Manager-Assistent freigestellt
und schlüpfte in die Rolle des Co-Trainers. Eine Aufgabe, die
von Behren "riesigen Spaß bereitet. Es hat mich richtig gepackt,
die Fäden zu ziehen."
Das letzte Mindener Erfolgserlebnis in Kiel datiert
vom 17. Dezember 1987, eine Ewigkeit. Sollte das Team um
National-Torhüter Nikolas Katsigiannis heute die Wende
schaffen, müsste ein Handball-Wunder Pate stehen.
Minden habe unter seinem neuen Trainer Mut geschöpft
und auch gute Spiele gezeigt, sagt THW-Trainer Alfred Gislason.
"Aber Spiele gegen diese Gegner müssen wir gewinnen,
um unsere Ziele im Auge zu behalten." Der Isländer
kann bis auf Daniel Narcisse auf seinen kompletten Kader
zurückgreifen. Narcisse wartet
nach seiner Knieoperation weiter auf ernsthafte Belastungstests,
dürfte aber in der kommenden Woche ins Mannschaftstraining
zurückkehren.
Die Partie gegen Minden ist für die "Zebras" gleichsam
der Aufgalopp in einen wegweisenden Saisonabschnitt.
In der Bundesliga folgen mit den Partien in Gummersbach
(10. März), beim TBV Lemgo (14. März) und in Göppingen
(24. März) drei ganz hohe Auswärtshürden,
mittendrin müssen sich die Kieler auch im Achtelfinale der Champions
League (Auslosung 9. März) positionieren. Dennoch
blickt Gislason optimistisch in die nahe Zukunft. "Wir
sind wieder in Tritt gekommen, die Tendenz zeigt klar
nach oben, in dieser Form kann meine Mannschaft viel
erreichen." Das Comeback von Narcisse ist ebenfalls in
Reichweite. Gislason erwartet
seinen ersten Kurzeinsatz beim Auswärtsspiel in Gummersbach.
(Von Reimer Plöhn, aus den Kieler Nachrichten vom 03.03.2010)
Die Umfragen sind nicht mehr verfügbar.
THW Kiel - GWD Minden:
Das Tippspiel ist nicht mehr verfügbar.
Mittippen!
Radio- und Internet-Tips: