14./15.03.2010 - Letzte Aktualisierung: 15.03.2010 | Bundesliga |
Update #2 | KN-Spielbericht, Fotos und weitere Stimmen ergänzt ... |
Kim Andersson spielte eine starke Partie und kam zu neun Treffern. |
Die Kieler Deckung stand nur in der Anfangsphase kompakt,
später gaben sich für Sebastian Preiß
Freiräume.
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Susanne Schauer |
Daher kam der Ausgleich durch Treffer von Glandorf und Bechtloff wenig später überraschend, auch die erneute Führung durch Andersson konterte Lemgo noch einmal. Dann aber zog der THW Kiel in seiner stärksten Phase davon: Erneut Andersson, ein toller Gegenstoßpass von Jicha auf Ahlm zum 5:3, Dominik Klein und dreimal der stark beginnende Ilic warfen die "Zebras" auf 9:3 davon. Die Ostwestfalen fanden gegen die kompakte Kieler Deckung mit Jicha, Ahlm, Lund und Ilic absolut kein Mittel und leisteten sich mehrere Fehlwürfe und technische Fehler am Stück. Und in der Abwehr konnten sie trotz des vorgezogenen Kehrmann den Spielfluss des THW und die Torgefahr von den beiden Halbpositionen nicht einengen. Als Volker Mudrow in der 15. Minute daher beim Stand von 3:9 seine Auszeit nahm, war es im nicht ganz ausverkauften Gerry-Weber-Stadion bereits sehr ruhig geworden.
Die Abwehr des TBV Lemgo stand indes sicher ab der Umstellung
auf einen 6:0-Verband.
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Susanne Schauer |
Christian Sprenger erzielte 5/1 Treffer. |
Fassungslos: Alfred Gislason.
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Susanne Schauer |
Zwar traf Sprenger in Unterzahl mit einem tollen Rückraumwurf, doch längst hatte sich der TBV Lemgo in einen Rausch gespielt. Zweimal Hermann und zweimal Bechtloff besorgten das 28:21 (48.), während die Kieler im Angesicht der drohenden Niederlage völlig kopflos und überhastet abschlossen. Volker Mudrow brachte nun - den Sieg vor Augen - Holger Glandorf zurück in die Partie, und auch er konnte nun mit seinem Treffer zum 29:23 ein Erfolgserlebnis feiern. Jedoch steckte der THW Kiel noch nicht auf, mit den vorgezogenen Klein und Sprenger sollte Lemgo zu Fehlern gezwungen werden. Mit Erfolg: Sprenger verkürzte per Siebenmeter und mit einem Gegenstoß auf 25:29 (51.). Lemgo konterte durch Bechtloff zum 30:25, ehe Kehrmann einen Gegenstoß an die Latte warf und damit die endgültige Entscheidung vertagte. Stattdessen klappte wenig später erneut das offensive Störfeuer der Kieler Flügelzange, Klein traf zum 26:30 und machte Lemgo damit plötzlich wieder nervös. Mudrow nahm seine Auszeit, doch die half in dieser Phase auch nichts. Kehrmann und Strobel scheiterten an Palicka, Narcisse und Andersson verkürzten per zweiter Welle. Und als Holger Glandorf dann auch noch ein technischer Fehler unterlief und Dominik Klein vier Minuten vor Schluss den 30:29-Anschluss (56.) markierte, war die Partie plötzlich wieder offen.
Die Matchwinner für den TBV Lemgo: Martin Galia und Michael Kraus. |
Somit haben die "Zebras" die "gefühlte" Tabellenführung an den HSV Hamburg (35:28 in Melsungen) abgeben müssen, es aber weiterhin selbst in der Hand, Meister zu werden. Während Dominik Klein und Christian Sprenger in den kommenden Tagen im DHB-Dress zwei Länderspiele gegen die Schweiz absolvieren, hat der Rest der THW-Mannschaft nun zehn Tage Zeit, sich auf die nächste schwere Auswärtshürde vorzubereiten: Am Mittwoch, den 24. März gastieren die Kieler beim aktuellen Tabellenvierten Frisch Auf Göppingen.
(Sascha Krokowski)
Lesen Sie auch den Spielbericht der Kieler Nachrichten.
Das war ein verdienter Sieg für Lemgo, bei uns lief hinten wie vorne nicht viel zusammen. Lemgo trifft jetzt auf den HSV, hoffentlich legen sich die Spieler wie im letzten Jahr gegen Hamburg nicht wieder auf den Rücken.
Diese verlorenen Punkte tun sehr weh. Lemgo hat gezeigt, wozu es tatsächlich in der Lage sein kann.
Wir haben sehr gut gegen die offensive Deckung begonnen, aber nach 15 Minuten einen Gang runtergeschaltet, und da haben wir das Spiel verloren. Es nervt, dass wir das verschenkt haben. Wenn wir so gut anfangen, dürften wir das Spiel nie verlieren, auch wenn Lemgo eine sehr gute Mannschaft hat und jeden schlagen kann.Als wir hinten lagen, wollten wir mit zu viel Druck möglichst schnell wieder herankommen, haben dann zu schnell angeschlossen, uns selbst bestraft, zu wenig Spielzüge gezeigt. Am Ende haben wir dann nur noch Einzelaktionen gezeigt. Aber wir haben die Meisterschaft noch nicht abgeschrieben. Wir müssen eben in Hamburg gewinnen und die anderen Spiele auch.
gegenüber dem DSF:
Die Mannschaft hat derzeit zwei Gesichter - heute hat sie ein sehr gutes gezeigt und verdient gewonnen. Wir wollen wieder in den internationalen Wettbewerb, daher waren das wichtige Punkte für uns. Zudem, wenn man nach solch einem Rückstand wieder so ins Spiel kommt und Herz und Leidenschaft zeigt - ein ganz wichtiges Spiel.gegenüber den KN:
Gegen Kiel gewinnt man nicht alle Tage, deswegen bin ich sehr froh. Der Schlüssel zu unserem Erfolg lag in der Umstellung unserer Abwehr. Ilyes und Kubes haben unsere Deckung mit ihrer tollen Leistung im Mittelblock zusammengeschweißt. Gut, dass es auch mit dem Doppelwechsel zwischen Abwehr und Angriff geklappt hat.
Meine Mannschaft hat die Halle mit ihrer Leidenschaft zum Kochen gebracht, hoffentlich können wir diese Leistung schnell bestätigen, schließlich wollen wir noch einen Europacup-Platz erreichen.
gegenüber dem DSF:
In Lübbecke fehlte uns die Durchschlagskraft, die TuS-Abwehr hat uns den Schneid abgekauft. Heute waren wir aggressiv. Nach den ersten zehn Minuten sah es zwar schlecht aus, aber ein Spiel dauert eben 60 Minuten und das spricht auch für die Mannschaft, dass wir so zurückgekommen sind.[Frage: Macht das Mut für Hamburg?]
Wir wollen jedes Spiel gewinnen.gegenüber den KN:
Wir haben nach dem Rückstand mit viel Aggressivität ins Spiel zurückgefunden. Nach den ersten Minuten sah es sehr schlecht aus, aber in der hitzigen Schlussphase haben wir den Kopf oben behalten.
Aus den Kieler Nachrichten vom 15.03.2010:
Schon wieder der TBV! In der abgelaufenen Rekordsaison brachten die Ostwestfalen dem THW beim 34:27 die einzige Niederlage bei, und in der Hinrunde beendeten die Lemgoer mit dem 27:27 ebenfalls eine lange Kieler Siegesserie in eigener Halle. Zum Angstgegner mochte Kiels Trainer den zweifachen deutschen Meister allerdings nicht küren. Das habe nichts mit dem Namen Lemgo zu tun, sagte Gislason. "Vielmehr haben wir selbst schlecht gespielt, zu wenig Druck auf die 6:0-Abwehr ausgeübt."
Dabei waren die "Zebras" nach dem Triumph beim VfL Gummersbach mit breiter Brust angereist, standen in der mit 10 250 Zuschauern nahezu ausverkauften Tennis-Arena bärenstark in der Abwehr und legten mit der 9:3-Führung nach 15 Minuten einen grandiosen Start hin. Danach, wunderte sich Gislason, sei sein Team allerdings in einen kollektiven Tiefschlaf gefallen. Der Bruch im Kieler Spiel stand indes auch in unmittelbarem Zusammenhang mit der Umstellung in Lemgos Abwehr. Trainer Volker Mudrow ließ fortan defensiv 6:0 statt 5:1 decken.
Während der wuchtige Kieler Rückraum um Ilic, Narcisse und Jicha jetzt vergeblich Lücken im TBV-Abwehrverband mit dem Mittelblock Kubes/Ilyes suchte und sich nur noch auf die Durchschlagskraft von Kim Andersson (9 Tore) verlassen durfte, zündeten die TBV-Spieler den Turbo. Ganz stark trumpfte vor allem der zuletzt in die Kritik geratene und zudem durch eine Oberschenkelverletzung gehandicapte Michael Kraus auf. Wie im Hinspiel avancierte der Nationalspieler zum besten Lemgoer Torschützen, traf insgesamt sieben Mal und führte sein Team bis zur Pause mit dem 14:14 ins Spiel zurück. Auffällig auch die Kieler Schwäche beim Überzahlspiel. Kubes und Co. langten in der Abwehr kräftig zu, landeten insgesamt siebenmal auf der Strafbank, aber die Tore erzielte der Gastgeber. Fünfmal trafen die Lemgoer in Unterzahl.
Längst waren auch die TBV-Fans erwacht, die Halle kochte, und die spät erwachte Euphorie übertrug sich sofort auf den Start in die zweite Spielhälfte. Tor um Tor zog Lemgo jetzt davon, Preiß, Hermann, Bechtloff spielten sich in einen Rausch. Kiels Gegenwehr hielt sich in Grenzen, Weltklasse-Torhüter Thierry Omeyer fand keine Bindung, Filip Jicha, beim Sieg in Gummersbach noch 13-facher Torschütze, ging bei seinem Ex-Klub völlig leer aus. Und so schien die Partie beim 28:21 nach 48 Minuten entschieden. Ein Lattenkracher nach Tempogegenstoß von Florian Kehrmann sorgte dann aber für einen Weckruf an den THW. Bei Lemgo ging nichts mehr, Kiel fand ins Spiel zurück und durfte nach dem 30:29 (56.) von Dominik Klein wieder von Punkten träumen. Es war nur ein kurzes Aufbäumen, Kraus und Strobel sorgten für die erneute Drei-Tore-Führung, und als ausgerechnet Kiels zuverlässigster Spieler, Christian Sprenger, den letzten Siebenmeter 32 Sekunden vor dem Abpfiff beim 30:32 am TBV-Tor vorbeisetzte, stand der erneute Lemgoer Triumph über Kiel fest.
(von Reimer Plöhn, aus den Kieler Nachrichten vom 15.03.2010)
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