09.05.2010 | Bundesliga |
Das Team des TuS N-Lübbecke.
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Wurde für das Allstar-Game nominiert: Michal Jurecki spielt eine überragende Saison.
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Ebenfalls aus Hannover stammt der 33-jährige Isländer Heidmar Felixson. Zusammen mit dem slowakischen Torhüter Milos Putera von Post Schwerin sowie dem aus dem spanischen Torrevieja gekommenen dänischen Spielmacher Henrik Hansen hatte man in Lübbecke so schon vor der Saison eine Mannschaft zusammen, die auf allen Positionen doppelt besetzt ist. "Wir sind in Abwehr und Angriff jetzt viel variabler geworden", stellte Trainer Patrick Liljestrand fest. Zumal der Verein Anfang November noch einmal nachbesserte: Von den Rhein-Neckar Löwen stieß der Grieche Alexis Alvanos nach Ostwestfalen. Der Linkshänder, der in der vergangenen Spielzeit noch für Gummersbach spielte, hatte in Mannheim nach den Verpflichtungen von Olafur Stefansson und Michael Müller keine reelle Chance auf Einsätze im linken Rückraum und zog deshalb den Wechsel nach Lübbecke der Tribüne in Mannheim vor (siehe auch Gegnerkader TuS N-Lübbecke).
Handball-Experten trauten dem Aufsteiger vor der Spielzeit dann auch durchaus zu, in dieser Saison nichts mit den Abstiegsrängen zu tun zu bekommen. Diese Ansicht bewahrheitete sich dann auch in den ersten Spielen. Gegen Dormagen siegte man deutlich mit 33:23, in Gummersbach holte man genauso einen Punkt wie im Kreisduell gegen GWD Minden, und der SG Flensburg-Handewitt brachte man am 10. Oktober beim 31:28-Heimerfolg die erste Saisonniederlage bei. Danach aber sollte beim TuS nicht mehr viel gelingen. Nach zwei unglücklichen Niederlagen in Göppingen (30:31) und gegen Magdeburg (29:30) setzte es deutliche Pleiten gegen Berlin und in Wetzlar. Zwar holte die Mannschaft im Heimspiel gegen Düsseldorf die erhofften zwei Punkte, tat sich beim 27:25-Erfolg aber schwerer, als es die eigenen Ansprüche erlauben. Und auch gegen den deutlich schwächer gestarteten Mitaufsteiger Hannover-Burgdorf reichte es nur zu einem 25:25-Unentschieden. So entstand im Umfeld - trotz des 12. Platzes, vier Punkten Vorsprung auf den Relegationsplatz und einer tollen Leistung beim 28:32 im Hinspiel gegen den THW - eine Unruhe, in der auch Trainer Patrick Liljestrand in die Schusslinie geriet. Der Verein stärkte seinem Trainer umgehend den Rücken: Ein guter Schachzug, wie sich nur wenig später herausstellte: Nach der unglücklichen 24:25-Niederlage in Hamburg gewann man gegen Balingen, um dann erneut mit 25:26 in Großwallstadt knapp die Punkte zu verlieren. Dann aber platzte beim TuS entgültig der Knoten, gegen Melsungen gab es ein 32:23-Festival, und kurz kurz vor dem Jahreswechsel schaffte man in der heimischen Arena mit dem 31:26 gegen die mit Meisterschaftsambitionen gestarteten Rhein-Neckar Löwen die nächste Sensation. Mit 13 Pluspunkten und einem deutlichen Abstand auf die Abstiegsplätze ging es in die "EM-Pause" - und die Liljestrand-Kritiker verstummten ob der tollen Leistungen des TuS.
Dieser legte nach der EM mit einer Niederlage beim TSV Dormagen wieder einen klassischen Fehlstart hin - und zeigte daraufhin abseits der Platte, dass er inzwischen zu einer gefragten Adresse im deutschen Handball geworden ist. Denn ausgerechnet in Lübbecke endete die Odyssee des norwegischen National-Kreisläufers Frank Löke, der im Sommer sowohl einen Kontrakt mit dem dänischen Erstligisten Skjern als auch mit dem kroatischen Meister RK Zagreb unterzeichnet hatte. Der Fall beschäftigte lange Zeit die EHF-Instanzen, die sich letztlich für eine neunmonatige Sperre des Akteurs für internationale Vereinsspiele entschieden. Zagreb schaute sich nach einem auch in der Champions League spielberechtigten Kreisläufer um und fand diesen in Gyula Gal - und für den TuS wurde der Weg für eine spektakuläre Verpflichtung kurz vor Ende der Transferperiode frei, gilt Löke doch als einer der offensivstärksten Kreisspieler der Welt. " Seine Qualitäten im Angriff werden uns auf jeden Fall weiterhelfen", war dann die Freude bei Cheftrainer Patrik Liljestrand über den Neuzugang groß. Und tatsächlich half Löke, den Kiel-Bezwinger VfL Gummersbach zu schlagen. "Lübbecke hat immer dann Probleme, wenn sie gewinnen müssen. Dann flattern die Nerven", analysierte THW-Trainer Alfred Gislason den THW-Gegner. "Spielen sie ohne Druck, zeigen sie ein ganz anderes Gesicht." Diese Ansicht bewahrheitete sich auch beim 29:25 gegen den TBV Lemgo - der achte Heimsieg war aber ein Wendepunkt in der bisherigen Erfolgsgeschichte des TuS.
Arne Niemeyer kehrte vom HSV Hamburg nach Ostwestfalen zurück.
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Doch die Umstellungen haben ihren Preis gefordert: Seit der Alvanos-Verletzung konnten die Lübbecker fünf Spiele in Folge nicht mehr gewinnen, erst am vergangenen Spieltag endete diese Serie mit einem 34:23 im Aufsteigerduell beim TSV Hannover-Burgdorf, was Lübbecke wieder auf Rang zehn vorrücken ließ (siehe auch Gegnerkurve Lübbecke und Tabelle der TOYOTA HBL).
Dabei hätten die Ostwestfalen in der Tabelle sogar weiter oben stehen können, wenn nicht ihre chronische Auswärtsschwäche wäre: Erst in Hannover feierte der TuS seinen ersten Auswärtssieg der Saison. "Es ist für uns auch unverständlich, dass wir auswärts kein Bein auf den Boden bekommen", stöhnte Arne Niemeyer unlängst. Kein Wunder, denn wäre die TOYOTA Handball-Bundesliga eine Serie, in der der TuS N-Lübbecke nur zu Hause antreten dürfte, er würde sogar um die Qualifikation für die europäischen Wettbewerbe mitspielen. 18 Punkte holten die Lübbecker in der "Festung" Kreissporthalle und stehen auf Platz sechs der Heimtabelle.
Plant eine erfolgreiche Zukunft: Patrik Liljestrand.
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Aus diesem Grund werden sich die Kieler am Dienstag auch richtig ins Zeug legen müssen, um eine weitere Sensation des Aufsteigers zu verhindern und gleichzeitig im Titelkampf die eigenen Ambitionen unter Beweis zu stellen. Fehlen wird den Zebras dabei neben dem Langzeitverletzten Kim Andersson auch ihr erfolgreichster Torschütze: Filip Jicha verletzte sich in Wetzlar an der Wade und muss - auch im Hinblick auf die Partie in Hamburg - geschont werden. Trotzdem gehen die Kieler als klarer Favorit in die Partie, gewannen sie doch die letzten zehn Vergleiche gegen den TuS N-Lübbecke. Allerdings gelang den Ostwestfalen im Hinspiel beim 28:32, dem THW lange Zeit Paroli zu bieten (siehe auch Gegnerdaten Lübbecke).
Die Schiedsrichter in der Sparkassen-Arena sind Colin Hartmann und Stefan Schneider.
(Christian Robohm)
Dieser Vorbericht wird wie gewohnt ständig aktualisiert.
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