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Kiels neue Sportlerin des Jahres Angelique Kerber (rechts),
die Drittplatzierten Moana Delle und Steffen Uliczka haben "Ersatzmann"
Daniel Narcisse (vorn) bei der Sportlerehrung
in die Mitte genommen. Der Olympiasieger vom THW
vertrat Filip Jicha und Thierry Omeyer.
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KN/Paesler |
Im Rahmen des Jahresempfang der "Kieler Nachrichten", der heute
vormittag im Kieler Schloss stattfand, wurde der Kieler "Sportler
des Jahres 2010" bekannt gegeben. Bei der Leserwahl,
bei der es in diesem Jahr eine Rekordbeteiligung von mehr
als 5000 Stimmen gab, wurde
Filip Jicha
mit 6441 Punkten gewählt.
Thierry Omeyer, Sieger
des Vorjahres, wurde Zweiter (5738) vor dem Leichtathleten Steffen Uliczka (3152).
Bei der Ehrung im Kieler Schloss konnten die beiden Gewinner wegen der Vorbereitung
auf das Champions-League-Spiel bei den Rhein-Neckar Löwen nicht anwesend sein.
Daniel Narcisse nahm stellvertretend für seine beiden
Mannschaftskollegen die Ehrung entgegen.
Bei den Frauen siegte Tennisspielerin Angelique Kerber (5007 Punkte) vor der
Triathletin Lisa Müller-Ott (4207), Platz drei belegt Surferin Moana Delle (4168).
Aus den Kieler Nachrichten vom 26.11.2010
Löwen fordern Tribut
Kiel. Wo ist Behle? Die zum Klassiker gewordene Frage von ZDF-Reporter Bruno
Morawetz bei den Olympischen Winterspielen 1980 in Lake Placid stellte sich auch
gestern im Schloss. Wo ist Kiels Sportler des Jahres,
Filip Jicha, und der Zweitplatzierte
Thierry Omeyer?
Brigitta Grunwald, die mit KN-Sportchef Gerhard Müller die
Ehrung der Sportler des Jahres moderierte,
lieferte die Aufklärung: "THW-Trainer Alfred Gislason
hat heute Morgen Videoschulung
im Hinblick auf das morgige Spiel bei
den Rhein-Neckar Löwen angesetzt, da durften die beiden nicht fehlen."
Stattdessen kam der nach seinem Kreuzbandriss
Aufbautraining absolvierende
Daniel Narcisse und plauderte charmant
über die beiden verhinderten Kollegen.
Omeyer wolle immer gewinnen, sogar wenn
er mit seiner Tochter spiele, und Jicha sei
nicht nur ein Weltklassespieler, sondern
kümmere sich auch außerhalb des Spielfeldes
immer mehr um die Mannschaft. Auf
die Frage, ob er, Narcisse, dem THW in dieser
Saison noch helfen könne, den Champions-League-Titel zu verteidigen, sagte der
Olympiasieger aus Frankreich nur ein
Wort: "Natürlisch."
(von Gerhard Müller und Helmut Schwalm, aus den Kieler Nachrichten vom 26.11.2010)
Aus den Kieler Nachrichten vom 26.11.2010
Wenn sich Talent mit Arbeit paart
In den Fußstapfen der Großen: Filip Jicha
Kiel. Außergewöhnliches
Talent kommt selten vor, ist
eine besondere Gabe des
Schöpfers, die allerdings
nur Früchte trägt, wenn der
Beschenkte auch sorgfältig
damit umgeht. Filip Jicha ist
reichlich gesegnet mit Talent,
und der im tschechischen
Pilsen geborene
Ausnahmehandballer ist
sehr gut umgegangen mit
diesen außergewöhnlichen
Fähigkeiten, hat sie mit harter
Arbeit und viel Disziplin
vermengt und angereichert.
Belohnt wurde das 28-jährige
THW-Ass mit der Ankunft
in der absoluten Weltspitze.
Zwischenstationen:
Vize-Schülerweltmeister,
tschechischer B-Jugendmeister.
Filip Jicha ist ein so
genannter kompletter
Handballer, Führungsspieler,
Wellenbrecher in der Abwehr,
extrem torgefährlich
im Angriff. Zuletzt war er
der überragende Mann in
der Bundesliga, "Spieler der
Saison", Serienmeister mit
dem THW und Champions-League-Sieger. Bei der EM
in Österreich wurde er Torschützenkönig,
außerdem
wichtigster Turnierspieler -
obwohl Tschechien "nur"
als mittelmäßig gilt, die EM
als Achter abschloss.
Filip Jichas Chancen, mit
seinem Land ganz oben auf
dem Olymp zu landen, bleiben
sehr gering. Deswegen
ehrt, charakterisiert es ihn,
wenn er mit Blick auf die
Gepflogenheiten im Weltsport
betont: "Ein Wechsel
meiner Staatsbürgerschaft
kommt für mich überhaupt
nicht in Frage. Ich bin damit
einverstanden, ein Tscheche
zu sein. Auch, wenn ich
weiß, dass ich nie Olympiasieger
oder Weltmeister werden
kann." Der achte Platz
in Österreich, so der Rückraumspieler,
sei für ihn eine
Art Weltmeisterschaft gewesen.
"Die Landsleute waren
stolz auf uns." Im Verein,
dort, wo er tagtäglich seine
Zeit verbringt, wo er Freunde
gefunden hat, habe er bereits
alles erreicht. "Ich spiele bei der besten Vereinsmannschaft
der Welt
und habe die Champions
League gewonnen."
Getragen wird diese
Traumkarriere auch durch
privates Glück. Ein intaktes
Elternhaus und die Beziehung
zu Jugendfreundin
Hana halfen Jicha, die vielen
Klippen auf dem Weg an die Spitze zu umschiffen. Sein
Glück wurde richtig perfekt
durch die Hochzeit im Juli
dieses Jahres und natürlich
durch die Geburt von Tochter
Valeria 2009. "Valeria
hat mich auch als Handballer
besser gemacht", sagt er.
"Ihr ist es doch völlig egal,
ob ich die Champions League
gewinne - oder nicht." Magnus Wislander, Stefan
Lövgren, Nikola Karabatic.
Den THW der Neuzeit prägten
absolute Ausnahmekönner,
die allesamt Talent mit
Arbeit verbanden. Filip Jicha
ist in deren Fußstapfen
getreten. Aber nicht in dieselben,
der feinsinnige
Tscheche sucht und findet
seine eigenen Wege.
(von Reimer Plöhn, aus den Kieler Nachrichten vom 26.11.2010)