THW-Logo
29./30.12.2010 - Letzte Aktualisierung: 30.12.2010 Bundesliga

THW schlägt DHC Rheinland zum Jahresausklang

Bundesliga, 19. Spieltag: 29.12.2010, Mi., 20.15: THW Kiel - DHC Rheinland: 33:23 (16:13)
Update #2 KN-Bericht, weitere Stimmen, Fotos und Spielbericht ergänzt ...

Erst warf er vier Tore, dann verabschiedete sich  Robert Arrhenius vom Kieler Publikum.
Klicken Sie zum Vergrößern! Erst warf er vier Tore, dann verabschiedete sich Robert Arrhenius vom Kieler Publikum.
Mit einem klaren Sieg verabschiedet sich der THW Kiel in die fünfwöchige WM-Pause. Im Bundesliga-Heimspiel gegen Schlusslicht DHC Rheinland tat sich der Rekordmeister am Mittwochabend allerdings 40 Minuten lang schwer, ehe ein 8:0-Lauf zum zwischenzeitlichen 27:17 für klare Verhältnisse sorgte. Letztlich stand für den THW ein 33:23 (16:13) zu Buche, beste Torschützen im letzten Spiel des vierwöchigen Aushilfs-"Zebras" Robert Arrhenius waren Kim Andersson, Filip Jicha und Dominik Klein mit jeweils fünf Treffern.
Eine gute und eine schlechte Nachricht hatte der THW seinen Fans zum letzten Pflichtspiel des Kalenderjahres mit in die Halle gebracht.
Kim Andersson kommt immer besser in Fahrt  nach seiner langen Verletzung. Gegen den DHC Rheinland erzielte der Linkshänder fünf Treffer, bereitete etliche Tore vor und spielte auch wieder in der Abwehr.
Klicken Sie zum Vergrößern! Kim Andersson kommt immer besser in Fahrt nach seiner langen Verletzung. Gegen den DHC Rheinland erzielte der Linkshänder fünf Treffer, bereitete etliche Tore vor und spielte auch wieder in der Abwehr.
Die schlechte: Kreisläufer Robert Arrhenius - Anfang Dezember als Ersatz für den verletzten Kapitän Marcus Ahlm blitzverpflichtet - würde gegen den DHC Rheinland zum vorerst letzten Mal das schwarz-weiße Trikot des deutschen Rekordmeisters tragen (siehe auch Extra-Bericht). Doch die gute folgte auf dem Fuße: Spielmacher Aron Palmarsson verlängerte seinen Vertrag bei den "Zebras" vor dem Anpfiff vorzeitig um zwei weitere Jahre bis Juni 2015 (siehe Extra-Bericht).

Beide Akteure standen gegen den DHC Rheinland auch in der Startformation, dafür durften mit Filip Jicha und Thierry Omeyer die beiden für den Titel "Welthandballer des Jahres 2010" nominierten "Zebras" zunächst von der Bank aus das Spielgeschehen verfolgen. Und sie sahen einen THW, der sich im Angriff gegen eine offensiv ausgerichtete Deckung der Rheinländer schwer tat. Zwar sorgten Ilic per Siebenmeter und Sprenger mit einem Dreher für die ersten beiden Kieler Führungen, doch nachdem die Dormagener Rückraumschützen Sveinsson und Lindt ausglichen, Ilic an Feshchanka scheiterte und Arrhenius bei seinem Wurf im Kreis stand, brachte der Isländer Sveinsson die Gäste gar mit 3:2 (6.) in Front.

Ganz viel Platz für Jerome Fernandez bei seinem Gegenstoß zum 11:7.
Klicken Sie zum Vergrößern! Ganz viel Platz für Jerome Fernandez bei seinem Gegenstoß zum 11:7.
Doch der THW setzte nun zum ersten kleinen Zwischenspurt an: Kim Andersson wuchtete den Ball mit 107 Stundenkilometern zum 3:3 in die Maschen, Palicka parierte gegen Regisseur Maximilian Holst und Arrhenius verwertete ein Palmarsson-Zuspiel zum 4:3. Anschließend parierte Palicka noch zweimal gegen Sveinsson und sogar einen Gegenstoß, so dass die "Zebras" trotz vergebener Großchancen von Klein und Sprenger durch Palmarsson und einen Klein-Konter auf 6:3 erhöhten. Die Kieler konnten ihr Niveau besonders in der Abwehr allerdings nicht halten und ermöglichten den Gästen immer wieder den Anschluss durch Tore der gut aufgelegten DHC-Rückraumachse. So erzielte Robert Arrhenius zwar zwei weitere Treffer für den THW, doch nach einem abgefälschten Sveinsson-Geschoss und einem Aluminium-Treffer Sprengers waren die Rheinländer nach einem ansatzlosen Wurf von Holst beim 8:7 (15.) wieder auf Tuchfühlung.

Alfrd Gislason reagierte nun und brachte Jicha und Fernandez für Ilic und Palmarsson. Und erst einmal bauten die Kieler ihren Vorsprung wieder aus, Andersson und die beiden frischen Kräfte trafen je einmal zum 11:7. Und nachdem der besonders in Eins-zu-eins-Situationen starke Andreas Palicka ein missglücktes Kreisanspiel des DHC einsammelte und Dominik Klein auf die Reise schickte, betrug der Vorsprung erstmals fünf Tore. Doch völlig unbedrängte Fehlpässe von Fernandez und Sprenger ins Aus sowie eine Zeitstrafe gegen Kubes stoppten den Kieler Tor-Express
Dominik Klein erzielte fünf Treffer.
Klicken Sie zum Vergrößern! Dominik Klein erzielte fünf Treffer.
jäh. Der nun stark auftrumpfende Sigtryggsson traf in dieser Phase dreimal, und nach einem Gegenstoß seines Landsmanns Sveinsson führte der THW nur noch mit 14:12. Gut, dass Palicka in dieser Phase einen Gegenstoß von Wernig entschärfte, den hoch abprallenden Ball an einen Mitspieler weiterleiten konnte und Filip Jicha mit Urgewald zum 15:12 traf. Nach vielen Fehlversuchen auf beiden Seiten spielte Jicha dann Christian Sprenger frei, der aus großem Winkel auf 16:12 erhöhte. Doch mit dem Pausenpfiff gelang Sigtryggsson der 13. Gästetreffer, so dass der DHC Rheinland noch still und leise auf einen Punkt hoffen konnte - wie im August 2008, als der damals noch unter "TSV Dormagen" spielende Verein Alfred Gislasons Einstand an der Förde vermieste.

Für die zweite Halbzeit rückte Thierry Omeyer ins Kieler Tor und entschärfte gleich den ersten Wurf von Maximilian Holst. Doch bei den "Zebras", bei denen Kim Andersson nun erstmals wieder Abwehrarbeit verrichtete, war im Angriffsspiel weiterhin Sand im Getriebe, nur durch Einzelaktionen der Rückraumspieler kamen sie zum Torerfolg. Sprenger und Arrhenius vergaben beste Chancen, der schwedische Kreisläufer wurde wenig später durch Milutin Dragicevic ersetzt. Die Gäste blieben weiterhin auf Schlagdistanz, das französische Supertalent Kentin Mahe und Sveinsson verkürzten in der 39. Minute auf 19:17. Für einen klaren Kieler Sieg sprach in dieser Phase nichts mehr.

Christian Sprenger war viermal erfolgreich.
Klicken Sie zum Vergrößern! Christian Sprenger war viermal erfolgreich.
Doch Kim Andersson zündete gleich nach diesem Gegentreffer den Turbo und jagte den Ball mit 101 Stundenkilometern postwendend ins gegnerische Tor. Dann wollte Sigtryggsson einen Diagonalpass auf seinen Linksaußen spielen, doch der Ball landete genau in den Händen von Christian Sprenger, der daraufhin über das gesamte Spielfeld prellte und zum 21:17 vollendete. Nachdem Dormagens isländischer Linkshänder im Anschluss an Omeyer scheiterte, markierte Filip Jicha mit nicht weniger Entschlossenheit das 22:17 - binnen 100 Sekunden hatten die "Zebras" endlich für klare Verhältnisse gesorgt. Und es ging noch weiter: Zweimal Klein per Gegenstoß, der von Andersson freigespielte Jicha und einmal Dragicevic erhöhten gar auf 26:17 (47.), ehe Kiels serbischer Kreisläufer mit einem Ballgewinn in der Abwehr das Tor des Tages einleitete: Der Ball landete bei Dominik Klein, der gemeinsam mit Christian Sprenger auf das Tor von Feshchanka zueilte. Eine Kreuzung, ein herrlicher Kempa, ein 10.250-facher Jubel - spätestens nach diesem Treffer zum 27:17 waren die Zuschauer in der Sparkassen-Arena-Kiel in Feierlaune.

Erst danach durfte der DHC Rheinland auch mal wieder Tore werfen. Kentin Mahe brach den neunminütigen Torfluch der Gäste, der Franzose auf der Spielmacher-Position ließ bis zum Schluss noch vier weitere Treffer folgen. Und dass auch das Kellerkind der Liga begeisternden Handball gegen eine nun allerdings auch lässiger agierende THW-Deckung spielen kann, zeigte Daniel Wernig mit seinem Kempa-Anspiel auf Mahe, das zum zwischenzeitlichen 29:20 führte. Auf Kieler Seite tat sich besonders Tobias Reichmann mit drei sehenswerten Treffern hervor, und als Dominik Klein aus dem Rückraum den letzten THW-Treffer des Jahres zum 33:22 erzielte, schwappte längst die "La Ola" durch die Arena.

Kapitän Marcus Ahlm richtet seine  Neujahrswünsche an die Fans.
Klicken Sie zum Vergrößern! Kapitän Marcus Ahlm richtet seine Neujahrswünsche an die Fans.
Nach der Partie wurde Kreisläufer Robert Arrhenius, den der THW vor vier Wochen als Ersatzmann für Marcus Ahlm verpflichtet hatte, offiziell verabschiedet. Die THW-Fans dankten Arrhenius für seinen Einsatz, bei dem er in sieben Spielern 24 Treffer erzielte, mit stehenden Ovationen. Dann griff Mannschaftskapitän Marcus Ahlm zum Mikrofon. "Im vergangenen Jahr habe ich von einem nicht ganz einfachen Jahr 2009 gesprochen. Jetzt kann ich sagen: 2010 war bestimmt ein bisschen schöner für Euch und uns. Wir haben die Champions League und die Deutsche Meisterschaft gewonnen und gezeigt, dass in Kiel der beste Handball der Welt gespielt wird. Und ich bin mir sicher, dass Kiel auch die besten Handballfans der Welt hat. Ich freue mich auch darüber, dass junge, talentierte Spieler mit uns langfristig zusammenarbeiten wollen. So gehen wir gemeinsame in eine tolle Zukunft. Nun wünsche ich einen guten Rutsch und ein frohes Wiedersehen in 2011!"

Die erste Möglichkeit auf ein Wiedersehen mit den "Zebras" in ihren Vereinstrikots gibt es erst in 40 Tagen mit dem Heimspiel gegen Aufsteiger HSG Ahlen-Hamm. Ausruhen nach anstrengenden Monaten ist aber nur für etwa die Hälfte der Kieler Spieler angesagt, denn bereits in den kommenden Tagen beginnt für Christian Sprenger, Dominik Klein (beide Deutschland), Thierry Omeyer, Jerome Fernandez (beide Frankreich), Kim Andersson (Schweden), Aron Palmarsson (Island) und Momir Ilic (Serbien) die Vorbereitung auf die Handball-WM in Schweden (13. bis 30. Januar).

(Sascha Krokowski / Christian Robohm)

 

Lesen Sie auch den ausführlichen Spielbericht der Kieler Nachrichten.

Stimmen zum Spiel:

THW-Trainer Alfred Gislason:
Ich war sehr unzufrieden mit unserer ersten Halbzeit. Wir wussten, dass der DHC sehr lange Angriffe spielen würde. Aber wir waren zu passiv und haben zu viele leichte Tore aus dem Rückraum kassiert. Sicherlich lag das aber auch daran, dass ich viel rotiert haben lasse.

In der zweiten Halbzeit waren wir dann deutlich besser. Wir standen konzentrierter in der Deckung und haben mehr Druck durch Gegenstöße aufbauen können. Das war auch möglich, weil Kim zum ersten Mal nach seiner schweren Verletzung auch wieder in der Abwehr spielen konnte. Das sah schon ganz gut aus, und durch Kims Defensivarbeit konnten wir auf den Angriff/Abwehr-Wechsel verzichten. Mit den zehn Toren Unterschied bin ich zufrieden, auch wenn die erste Halbzeit nicht gut genug war. Zufrieden bin ich aber auch mit der Pause. Endlich! Die vergangenen sechs bis acht Wochen waren angesichts unserer Verletzten und den hohen Belastungen sehr schwierig. Nun bereiten wir uns auf die Rückrunde vor. Wir freuen uns auf 2011! Guten Rutsch!

THW-Geschäftsführer Uli Derad:
Heute freue ich mich nicht nur über den Erfolg, sondern auch über die vorzeitige Verlängerung von Aron Palmarsson. Und ich richte ein großes Dankeschön an Robert Arrhenius, er hat seine Sache hier sehr gut gemacht. Wir blicken heute auf ein großartiges Jahr 2010 zurück und freuen uns gleichzeitig auf das kommende: Wir wollen angreifen, die Saison ist noch lang. Und auch wenn der HSV momentan mit fünf Punkten in Führung liegt, so sollen die Hamburger doch wissen, dass wir da sein werden. Im Pokal wollen wir nach Hamburg, und in der Champions League natürlich auch nach Köln. Das sind unsere Ziele und Wünsche. Gleichzeitig hoffe ich, dass unsere WM-Fahrer alle gesund zurück kommen. Und ich würde mich freuen, wenn wir in der deutschen Nationalmannschaft die gleiche Flügelzange in Schweden sehen würden wie heute in der Sparkassen-Arena. Und schließlich hoffe ich darauf, dass wir im Juni gemeinsam auf dem Rathausplatz etwas zu feiern haben werden!
DHC-Trainer Kai Wandschneider:
Mit der ersten Halbzeit bin ich sehr zufrieden. Wir haben sehr mutig gespielt und eine gute Defensive und ein gutes Torwartspiel gegen den Kieler Positionsangriff gezeigt. Allerdings: Wenn wir vorne Fehler gemacht haben, wurden die sofort bestraft - auch, weil wir zwei Spezialistenwechsel machen mussten. Auch mit dem Beginn der zweiten Hälfte war ich zufrieden, bis zum 15:18 war alles ok. Dann hatten wir wie so oft gegen Spitzenmannschaften ein Loch von 15 Minuten, in dem wir nur zwei Tore erzielt haben. Sicherlich lag das auch an Omeyer, gegen ihn zittert schon einmal das ein oder andere Händchen. Aber wir haben uns ganz achtbar aus der Affäre gezogen und können beruhigt in die Pause gehen, wenn wir morgen früh hoffentlich heil in Dormagen angekommen sein werden. Ich wünsche dem THW Kiel und seinen Verantwortlichen, dass sie ihre Ziele im kommenden Jahr erreichen werden. Guten Rutsch!
DHC-Teammanager Thomas Dröge:
Wir haben ein sehr turbulentes Jahr hinter uns. In Dormagen herrschen andere Grundvoraussetzungen als in Kiel. Unsere bundesligaunerfahrene Mannschaft hat viel Lehrgeld bezahlen müssen und einige bittere Niederlagen kassiert. Am vergangenen Wochenende kam dann der Befreiuungsschlag. Es war ein durchwachsenes Jahr, das realistisch betrachtet aber das Mögliche war. Wir müssen sechs Spiele gewinnen, um das Unmögliche möglich zu machen. Jeder wünscht sich bei uns, dass wir in der kommenden Saison wieder in dieser fantastischen Halle vor diesem fantastischen Publikum spielen können. Das ist unser Traum, und wir werden sehen, was aus Träumen wird.
THW-Rückraumspieler Kim Andersson gegenüber den KN:
Heute war mein bestes Spiel seit langer Zeit. Ich habe jetzt gemischte Gefühle, denn ich hätte gern die WM im eigenen Land mit 100 Prozent gespielt. Aber ich werde mein Bestes geben. Vielleicht kann ich mich bis zum ersten WM-Spiel noch um zehn Prozent steigern, das wäre ein Fortschritt. Wir träumen alle von einem schwedischen Wintermärchen.
THW-Linksaußen Dominik Klein gegenüber den KN:
Wir wollten heute Euphorie entfachen und mit dem Tempo dann auch ins neue Jahr starten. Der Titel? Ist auf keinen Fall abgehakt.

19. Spieltag: 29.12.10, Mi., 20.15: THW Kiel - DHC Rheinland: 33:23 (16:13)

Logo THW Kiel:
Omeyer (31.-60., 9 Paraden), Palicka (1.-30., 8 Paraden); Arrhenius (4), Andersson (5), Lundström (n.e.), Dragicevic (2), Sprenger (4), Kubes, Reichmann (3), Palmarsson (1), Ilic (2/1), Klein (5), Jicha (5), Fernandez (2); Trainer: Gislason
Logo DHC Rheinland:
Vortmann (n.e.), Feshchanka (1.-60., 10 Paraden); Holst (1), Immel, Plaz, Sigtryggsson (5), Wernig (2), Linder (1), Dmytruszynski, Wittig, Mahe (6), Sveinsson (6), Lindt (2), Lochtenbergh; Trainer: Wandschneider
Schiedsrichter:
Pawel Fratczak / Paulo Ribeiro
Zeitstrafen:
THW: 1 (Kubes (21.));
DHC: 1 (Lindt (44.))
Siebenmeter:
THW: 1/1;
DHC: 0
Spielfilm:
1. Hz.: 1:0, 1:1, 2:1, 2:3 (6.), 6:3 (11.), 6:5, 8:5, 8:7 (15.), 12:7 (19.), 12:8, 13:8, 13:10, 14:10, 14:12 (25.), 16:12, 16:13;
2. Hz.: 16:14, 17:14, 17:15, 19:15 (36.), 19:17 (39.), 27:17 (47.), 27:18, 28:18, 28:19, 29:19, 29:20 (54.), 32:20, 32:22, 33:22, 33:23.
Zuschauer:
10.250 (ausverkauft) (Sparkassen-Arena-Kiel, Kiel)
Spielgrafik:
Spielgrafik

 

Aus den Kieler Nachrichten vom 30.12.2010:

Spaziergang für den THW

Marathon-Dezember endet mit leichtem 33:23-Sieg gegen Dormagen - Palmarsson bis 2015
Kiel. Die einseitige Partie zwischen Handballmeister THW Kiel und Schlusslicht DHC Rheinland, das 33:23 (16:13) endete, gab dem gestrigen Abend lediglich den Rahmen. Der Stoff, der die Zuschauer beim letzten Heimspiel der "Zebras" im Jahr 2010 erwärmte, hatte nur wenig mit Pässen und Toren zu tun.

Aron Palmarsson, Andreas Palicka, Robert Arrhenius und Marcus Ahlm lieferten die Geschichten. Der Reihe nach: Vor dem Anpfiff gab der Rekordmeister die Vertragsverlängerung mit Palmarsson bekannt. Der Isländer, bislang bis 2013 an den THW gebunden, will nun mindestens bis 2015 bleiben. "Ich freue mich über das Vertrauen des Vereins", sagte der 20-Jährige, mit dessen Entwicklung nicht nur Manager Uli Derad sehr zufrieden ist. "Wir haben eine langfristige Strategie und er ist ein wichtiger Baustein."

Andreas Palicka: Der Schwede, der vor wenigen Tagen aus dem WM-Kader gestrichen worden war, bekam von seinem Trainer Alfred Gislason ein Trostpflaster. Der 24-Jährige, der sich in Kiel zum besten Torwart der Welt entwickeln will, durfte beginnen und hatte seinen Anteil daran, dass ein lange sehr schlafmütziger THW immerhin mit einer Drei-Tore-Führung die Seiten wechseln durfte. Die "Zebras" verzichteten in der ersten Halbzeit auf Deckungsarbeit, die Fans entschlummerten und in der Halle wurde es so leise, dass sogar die Spielzüge der Gäste zu hören waren. Einer nannte sich "fünf rechts". So, wie er umgesetzt wurde, war er wohl nicht gedacht: Alle spielten nach rechts, aber keiner nach vorne.

Robert Arrhenius: Auch ein Schwede, der das schwarzweiße Trikot allerdings nur vier Wochen getragen hat. Der 174-fache Nationalspieler kehrt zum spanischen Erstligisten CAI Aragon zurück, von dem die Kieler ihn kurzfristig als Ersatz für Marcus Ahlm verpflichtet hatten. Als Arrhenius mit Blumen und Sektflasche ins Publikum winkte, wurde es doch noch einmal laut in der Halle, die ein Freundschaftsspiel erlebt hatte. In Zahlen: Jeweils eine Zeitstrafe, nur ein Siebenmeter (Kiel) und keine Auszeit beim THW.

Einer der stärksten Kieler war Marcus Ahlm. Der Kapitän betrat gestern erstmals nach seinem mehrfachen Mittelhandbruch wieder das Feld, allerdings nur mit dem Mikrofon in der Hand. "Als ich 2009 hier stand, habe ich gesagt, dass es kein einfaches Jahr für Euch gewesen ist", sagte Ahlm zu den Zuschauern. "Dafür war 2010 umso schöner. In Kiel wird eben der beste Handball gespielt, und wir haben die besten Fans der Welt." Davon, Handball und Fans, war im letzten von acht schweren Dezember-Spielen erst nach 40 Minuten etwas zu sehen, die beeindruckende Jahresbilanz konnte das aber nicht beeinträchtigen.

Ahlm wird einer der zahlreichen THW-Spieler sein, der die Weltmeisterschaft vom 13. bis 30. Januar vor dem Bildschirm erleben wird. Sicher sind in Schweden nur Palmarsson, Thierry Omeyer, Jerome Fernandez, Momir Ilic, Kim Andersson und Christian Sprenger dabei. Dominik Klein steht zwar im 19er-Kader von Heiner Brand, der sich bis zum 13. Januar überlegen kann, welche drei Spieler er noch streichen will. Die meisten "Zebras" verabschieden sich nach diesem harten Monat erst einmal in den Urlaub. So wie Marathon-Mann Filip Jicha, der heute nach Katar fliegt. Der Tscheche will Ehefrau Hana und Töchterchen Valeria ein Land zeigen, in dem er einst acht Monate lang gespielt hatte. "Außerdem scheint da die Sonne, bei 26 Grad."

(von Wolf Paarmann, aus den Kieler Nachrichten vom 30.12.2010)


(29./30.12.2010) Ihre Meinung im Fan-Forum? Zur Newsübersicht Zur Hauptseite