29./30.12.2010 - Letzte Aktualisierung: 30.12.2010 | Bundesliga |
Update #2 | KN-Bericht, weitere Stimmen, Fotos und Spielbericht ergänzt ... |
Erst warf er vier Tore, dann verabschiedete sich Robert Arrhenius vom Kieler Publikum. |
Kim Andersson kommt immer besser in Fahrt nach seiner langen Verletzung. Gegen den DHC Rheinland erzielte der Linkshänder fünf Treffer, bereitete etliche Tore vor und spielte auch wieder in der Abwehr. |
Beide Akteure standen gegen den DHC Rheinland auch in der Startformation, dafür durften mit Filip Jicha und Thierry Omeyer die beiden für den Titel "Welthandballer des Jahres 2010" nominierten "Zebras" zunächst von der Bank aus das Spielgeschehen verfolgen. Und sie sahen einen THW, der sich im Angriff gegen eine offensiv ausgerichtete Deckung der Rheinländer schwer tat. Zwar sorgten Ilic per Siebenmeter und Sprenger mit einem Dreher für die ersten beiden Kieler Führungen, doch nachdem die Dormagener Rückraumschützen Sveinsson und Lindt ausglichen, Ilic an Feshchanka scheiterte und Arrhenius bei seinem Wurf im Kreis stand, brachte der Isländer Sveinsson die Gäste gar mit 3:2 (6.) in Front.
Ganz viel Platz für Jerome Fernandez bei seinem Gegenstoß zum 11:7. |
Alfrd Gislason reagierte nun und brachte Jicha und Fernandez für Ilic und Palmarsson. Und erst einmal bauten die Kieler ihren Vorsprung wieder aus, Andersson und die beiden frischen Kräfte trafen je einmal zum 11:7. Und nachdem der besonders in Eins-zu-eins-Situationen starke Andreas Palicka ein missglücktes Kreisanspiel des DHC einsammelte und Dominik Klein auf die Reise schickte, betrug der Vorsprung erstmals fünf Tore. Doch völlig unbedrängte Fehlpässe von Fernandez und Sprenger ins Aus sowie eine Zeitstrafe gegen Kubes stoppten den Kieler Tor-Express
Dominik Klein erzielte fünf Treffer. |
Für die zweite Halbzeit rückte Thierry Omeyer ins Kieler Tor und entschärfte gleich den ersten Wurf von Maximilian Holst. Doch bei den "Zebras", bei denen Kim Andersson nun erstmals wieder Abwehrarbeit verrichtete, war im Angriffsspiel weiterhin Sand im Getriebe, nur durch Einzelaktionen der Rückraumspieler kamen sie zum Torerfolg. Sprenger und Arrhenius vergaben beste Chancen, der schwedische Kreisläufer wurde wenig später durch Milutin Dragicevic ersetzt. Die Gäste blieben weiterhin auf Schlagdistanz, das französische Supertalent Kentin Mahe und Sveinsson verkürzten in der 39. Minute auf 19:17. Für einen klaren Kieler Sieg sprach in dieser Phase nichts mehr.
Christian Sprenger war viermal erfolgreich. |
Erst danach durfte der DHC Rheinland auch mal wieder Tore werfen. Kentin Mahe brach den neunminütigen Torfluch der Gäste, der Franzose auf der Spielmacher-Position ließ bis zum Schluss noch vier weitere Treffer folgen. Und dass auch das Kellerkind der Liga begeisternden Handball gegen eine nun allerdings auch lässiger agierende THW-Deckung spielen kann, zeigte Daniel Wernig mit seinem Kempa-Anspiel auf Mahe, das zum zwischenzeitlichen 29:20 führte. Auf Kieler Seite tat sich besonders Tobias Reichmann mit drei sehenswerten Treffern hervor, und als Dominik Klein aus dem Rückraum den letzten THW-Treffer des Jahres zum 33:22 erzielte, schwappte längst die "La Ola" durch die Arena.
Kapitän Marcus Ahlm richtet seine Neujahrswünsche an die Fans. |
Die erste Möglichkeit auf ein Wiedersehen mit den "Zebras" in ihren Vereinstrikots gibt es erst in 40 Tagen mit dem Heimspiel gegen Aufsteiger HSG Ahlen-Hamm. Ausruhen nach anstrengenden Monaten ist aber nur für etwa die Hälfte der Kieler Spieler angesagt, denn bereits in den kommenden Tagen beginnt für Christian Sprenger, Dominik Klein (beide Deutschland), Thierry Omeyer, Jerome Fernandez (beide Frankreich), Kim Andersson (Schweden), Aron Palmarsson (Island) und Momir Ilic (Serbien) die Vorbereitung auf die Handball-WM in Schweden (13. bis 30. Januar).
(Sascha Krokowski / Christian Robohm)
Lesen Sie auch den ausführlichen Spielbericht der Kieler Nachrichten.
Ich war sehr unzufrieden mit unserer ersten Halbzeit. Wir wussten, dass der DHC sehr lange Angriffe spielen würde. Aber wir waren zu passiv und haben zu viele leichte Tore aus dem Rückraum kassiert. Sicherlich lag das aber auch daran, dass ich viel rotiert haben lasse.In der zweiten Halbzeit waren wir dann deutlich besser. Wir standen konzentrierter in der Deckung und haben mehr Druck durch Gegenstöße aufbauen können. Das war auch möglich, weil Kim zum ersten Mal nach seiner schweren Verletzung auch wieder in der Abwehr spielen konnte. Das sah schon ganz gut aus, und durch Kims Defensivarbeit konnten wir auf den Angriff/Abwehr-Wechsel verzichten. Mit den zehn Toren Unterschied bin ich zufrieden, auch wenn die erste Halbzeit nicht gut genug war. Zufrieden bin ich aber auch mit der Pause. Endlich! Die vergangenen sechs bis acht Wochen waren angesichts unserer Verletzten und den hohen Belastungen sehr schwierig. Nun bereiten wir uns auf die Rückrunde vor. Wir freuen uns auf 2011! Guten Rutsch!
Heute freue ich mich nicht nur über den Erfolg, sondern auch über die vorzeitige Verlängerung von Aron Palmarsson. Und ich richte ein großes Dankeschön an Robert Arrhenius, er hat seine Sache hier sehr gut gemacht. Wir blicken heute auf ein großartiges Jahr 2010 zurück und freuen uns gleichzeitig auf das kommende: Wir wollen angreifen, die Saison ist noch lang. Und auch wenn der HSV momentan mit fünf Punkten in Führung liegt, so sollen die Hamburger doch wissen, dass wir da sein werden. Im Pokal wollen wir nach Hamburg, und in der Champions League natürlich auch nach Köln. Das sind unsere Ziele und Wünsche. Gleichzeitig hoffe ich, dass unsere WM-Fahrer alle gesund zurück kommen. Und ich würde mich freuen, wenn wir in der deutschen Nationalmannschaft die gleiche Flügelzange in Schweden sehen würden wie heute in der Sparkassen-Arena. Und schließlich hoffe ich darauf, dass wir im Juni gemeinsam auf dem Rathausplatz etwas zu feiern haben werden!
Mit der ersten Halbzeit bin ich sehr zufrieden. Wir haben sehr mutig gespielt und eine gute Defensive und ein gutes Torwartspiel gegen den Kieler Positionsangriff gezeigt. Allerdings: Wenn wir vorne Fehler gemacht haben, wurden die sofort bestraft - auch, weil wir zwei Spezialistenwechsel machen mussten. Auch mit dem Beginn der zweiten Hälfte war ich zufrieden, bis zum 15:18 war alles ok. Dann hatten wir wie so oft gegen Spitzenmannschaften ein Loch von 15 Minuten, in dem wir nur zwei Tore erzielt haben. Sicherlich lag das auch an Omeyer, gegen ihn zittert schon einmal das ein oder andere Händchen. Aber wir haben uns ganz achtbar aus der Affäre gezogen und können beruhigt in die Pause gehen, wenn wir morgen früh hoffentlich heil in Dormagen angekommen sein werden. Ich wünsche dem THW Kiel und seinen Verantwortlichen, dass sie ihre Ziele im kommenden Jahr erreichen werden. Guten Rutsch!
Wir haben ein sehr turbulentes Jahr hinter uns. In Dormagen herrschen andere Grundvoraussetzungen als in Kiel. Unsere bundesligaunerfahrene Mannschaft hat viel Lehrgeld bezahlen müssen und einige bittere Niederlagen kassiert. Am vergangenen Wochenende kam dann der Befreiuungsschlag. Es war ein durchwachsenes Jahr, das realistisch betrachtet aber das Mögliche war. Wir müssen sechs Spiele gewinnen, um das Unmögliche möglich zu machen. Jeder wünscht sich bei uns, dass wir in der kommenden Saison wieder in dieser fantastischen Halle vor diesem fantastischen Publikum spielen können. Das ist unser Traum, und wir werden sehen, was aus Träumen wird.
Heute war mein bestes Spiel seit langer Zeit. Ich habe jetzt gemischte Gefühle, denn ich hätte gern die WM im eigenen Land mit 100 Prozent gespielt. Aber ich werde mein Bestes geben. Vielleicht kann ich mich bis zum ersten WM-Spiel noch um zehn Prozent steigern, das wäre ein Fortschritt. Wir träumen alle von einem schwedischen Wintermärchen.
Wir wollten heute Euphorie entfachen und mit dem Tempo dann auch ins neue Jahr starten. Der Titel? Ist auf keinen Fall abgehakt.
Aus den Kieler Nachrichten vom 30.12.2010:
Aron Palmarsson, Andreas Palicka, Robert Arrhenius und Marcus Ahlm lieferten die Geschichten. Der Reihe nach: Vor dem Anpfiff gab der Rekordmeister die Vertragsverlängerung mit Palmarsson bekannt. Der Isländer, bislang bis 2013 an den THW gebunden, will nun mindestens bis 2015 bleiben. "Ich freue mich über das Vertrauen des Vereins", sagte der 20-Jährige, mit dessen Entwicklung nicht nur Manager Uli Derad sehr zufrieden ist. "Wir haben eine langfristige Strategie und er ist ein wichtiger Baustein."
Andreas Palicka: Der Schwede, der vor wenigen Tagen aus dem WM-Kader gestrichen worden war, bekam von seinem Trainer Alfred Gislason ein Trostpflaster. Der 24-Jährige, der sich in Kiel zum besten Torwart der Welt entwickeln will, durfte beginnen und hatte seinen Anteil daran, dass ein lange sehr schlafmütziger THW immerhin mit einer Drei-Tore-Führung die Seiten wechseln durfte. Die "Zebras" verzichteten in der ersten Halbzeit auf Deckungsarbeit, die Fans entschlummerten und in der Halle wurde es so leise, dass sogar die Spielzüge der Gäste zu hören waren. Einer nannte sich "fünf rechts". So, wie er umgesetzt wurde, war er wohl nicht gedacht: Alle spielten nach rechts, aber keiner nach vorne.
Robert Arrhenius: Auch ein Schwede, der das schwarzweiße Trikot allerdings nur vier Wochen getragen hat. Der 174-fache Nationalspieler kehrt zum spanischen Erstligisten CAI Aragon zurück, von dem die Kieler ihn kurzfristig als Ersatz für Marcus Ahlm verpflichtet hatten. Als Arrhenius mit Blumen und Sektflasche ins Publikum winkte, wurde es doch noch einmal laut in der Halle, die ein Freundschaftsspiel erlebt hatte. In Zahlen: Jeweils eine Zeitstrafe, nur ein Siebenmeter (Kiel) und keine Auszeit beim THW.
Einer der stärksten Kieler war Marcus Ahlm. Der Kapitän betrat gestern erstmals nach seinem mehrfachen Mittelhandbruch wieder das Feld, allerdings nur mit dem Mikrofon in der Hand. "Als ich 2009 hier stand, habe ich gesagt, dass es kein einfaches Jahr für Euch gewesen ist", sagte Ahlm zu den Zuschauern. "Dafür war 2010 umso schöner. In Kiel wird eben der beste Handball gespielt, und wir haben die besten Fans der Welt." Davon, Handball und Fans, war im letzten von acht schweren Dezember-Spielen erst nach 40 Minuten etwas zu sehen, die beeindruckende Jahresbilanz konnte das aber nicht beeinträchtigen.
Ahlm wird einer der zahlreichen THW-Spieler sein, der die Weltmeisterschaft vom 13. bis 30. Januar vor dem Bildschirm erleben wird. Sicher sind in Schweden nur Palmarsson, Thierry Omeyer, Jerome Fernandez, Momir Ilic, Kim Andersson und Christian Sprenger dabei. Dominik Klein steht zwar im 19er-Kader von Heiner Brand, der sich bis zum 13. Januar überlegen kann, welche drei Spieler er noch streichen will. Die meisten "Zebras" verabschieden sich nach diesem harten Monat erst einmal in den Urlaub. So wie Marathon-Mann Filip Jicha, der heute nach Katar fliegt. Der Tscheche will Ehefrau Hana und Töchterchen Valeria ein Land zeigen, in dem er einst acht Monate lang gespielt hatte. "Außerdem scheint da die Sonne, bei 26 Grad."
(von Wolf Paarmann, aus den Kieler Nachrichten vom 30.12.2010)
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