13.-31.01.2011 - Letzte Aktualisierung: 31.01.2011 | WM 2011 |
Update #14 | Update vom 31.01. |
Am Serviceschalter in Kiel gestrandet, sperrte ich verzweifelt meine Karten. Zu später Stunde funktioniert das nur im Dialog mit einem sprechenden Computer. Einer mit schlechten Ohren. Am Ende brüllte ich meine Daten so laut in mein Handy, dass sie in Kiel nun jeder kennen müsste. Nur gerecht, die Hamburger hatten sie ja schon längst. 21.30 Uhr. Meine Welt, so weit sie auf Plastik aufgebaut ist, lag am Boden.
Und dann rief Ute B. aus Hamburg an. Weil sie keinen Suchenden finden konnte, hatte sie die Kartensammlung mit nach Hause genommen und dort mit Hilfe der Adresse auf dem Presseausweis meine Privatnummer herausgefunden. Ein Engel, der den Fund in Gänze einem Freund aushändigte und sich von ihm, dem für sie Unbekannten, die Übergabe jeder einzelnen Karte und der 100 Euro Bargeld quittieren ließ. Ihr Finderlohn? Bilder aus Schweden ...
(von Wolf Paarmann, aus den Kieler Nachrichten vom 13.01.2011)
Aus den Kieler Nachrichten vom 14.01.2011:
Die Kabine teilte ich mir mit einem Kollegen aus München. Mein Preis? 85 Euro, Auto inklusive. Eine spartanische, ehrliche Fähre. Trucker in Trainingsanzügen prägen das Restaurant, Reste des üppigen Abendessens bekommen als Frühstück eine neue Chance und auf TV-Schirmen versinkt ein großes Schiff. Finnlines kommt problemlos in Schweden an.
Hier lerne ich schnell, wer die Könige von Kristianstad sind. Als ich mir an der Sporthalle meinen Presseausweis abholen will, tauchen Thierry Omeyer & Co auf. "Sorry", sagt die nette Schwedin im Akkreditierungsbüro. "Jetzt müssen Sie leider warten." Da die Franzosen vergessen hatten, Passbilder zu verschicken, darf ich zusehen, wie sie sich in Seelenruhe fotografieren lassen. Aber: Nachdem ich endlich an die Reihe gekommen bin, streikt die Technik und meine Kollegen werden gebeten, am nächsten Tag wieder zu kommen.
(von Wolf Paarmann, aus den Kieler Nachrichten vom 14.01.2011)
Aus den Kieler Nachrichten vom 15.01.2011:
8.15 Uhr. Der erste Kaffee ist fertig, dazu gibt es schwedisches Müsli und nette Musik - der Tag kann beginnen. Ich spüre, dass ich mutiger werde, die unmittelbare Nähe zu Gebäuden nicht mehr brauche. Vielleicht ziehe ich bald ins 15 Kilometer entfernte Ahus um, der Heimat von Jesper Larsson. Der ehemalige Torwart des Bundesligisten HSG Nordhorn und Mitglied im Organisationsteam der WM, hat mir den Campingplatz "Regenbogen" empfohlen. Strand, ganzjährig geöffnet, deutsche Küche. Heute lädt die Nationalmannschaft zum Medientag ein. Da schaue ich einmal vorbei, dann geht es zum Regenbogen.
(von Wolf Paarmann, aus den Kieler Nachrichten vom 15.01.2011)
Aus den Kieler Nachrichten vom 17.01.2011:
Die Regenbogen AG, die mit einem neuen Konzept das klassische Campen um eine Luxusvariante erweitern möchte, hat ihren Sitz in Kiel. Der Chef hatte das Sonnabend-Tagebuch gelesen und die Kollegen in Ahus über mein Kommen informiert. Ich wurde herzlich empfangen und hatte bei den Stellplätzen freie Auswahl. Im Juli ist das Städtchen am Ostseestrand Veranstaltungsort für ein internationales Beachhandball-Turnier, 5000 Menschen tummeln sich dann auf diesem Platz. Heute bin ich allein. Das Gelände hat neben schmucken Vier-Bett-Hütten, die mit Fußbodenheizung für 70 Euro pro Nacht vermietet werden, auch Restaurant und Sauna zu bieten. Weil die Schweden, die rund herum in Häusern leben, beides offenbar gerne nutzen, war beides geöffnet. So endete der Sonnabend mit drei Saunagängen, einem Bad im Schnee und Schnitzel bei Kerzenlicht.
Die Infrastruktur für die Vorrunde ist nun perfekt. Wird es in den Hallen spät, so wie heute, übernachte ich auf dem Parkplatz vor der Jugendherberge in Kristianstad. Gibt es keine festen Termine, wie am spielfreien Dienstag, ziehe ich mich ins Seebad Ahus zurück. Ein Paradies mit Internetzugang.
(von Wolf Paarmann, aus den Kieler Nachrichten vom 17.01.2011)
Aus den Kieler Nachrichten vom 18.01.2011:
Lund, eine der beiden Spielstätten für die Gruppe A, wurde als Handball-Hochburg angekündigt. Vier nationale Top-Clubs sollen hier beheimatet sein, doch in den Straßen deutet nichts auf ein Großereignis hin, das mitten in der behaglichen Studentenstadt ausgetragen wird. Ein einziges Banner verrät den Ort, an dem sich Fans zum Public Viewing treffen sollen. In ganzseitigen Zeitungsanzeigen werden diese Zonen beworben, aber ein Ort der Begegnung sind sie nicht geworden. In Kristianstad stehen die schwedischen Nationalspieler in der Fußgängerzone als Pappkameraden herum. Weil den meisten von ihnen der rechte Arm abgebrochen wurde, strahlen auch sie wenig Zuversicht aus.
Es gibt derzeit offenbar nur einen Ort, an dem es auch ohne die schwedische Nationalmannschaft richtig heiß wird: Malmö. Kein Wunder, heißt die Nachbarstadt doch Kopenhagen. Die schmucke Arena, die 12 500 Zuschauern Platz bietet, ist von hier mit dem Auto in 16 Minuten zu erreichen. Und weil die Dänen zu den Spielen ihrer Auswahl in großen Scharen über die Öresundbrücke pilgern, hat Malmö etwas zu bieten, was vielen anderen schwedischen Städten fehlt - WM-Fieber.
(von Wolf Paarmann, aus den Kieler Nachrichten vom 18.01.2011)
Aus den Kieler Nachrichten vom 19.01.2011:
Mitten in Jönköping gibt es einen Campingplatz mit dem ermutigenden Namen "Villa Björkhagen". Eine Nacht im Wohnmobil kostet 210 Kronen, knapp 20 Euro. Freier Eintritt Abenteuerbad und Sauna inklusive. Wer ein Hotel in einer WM-Stadt bucht, zahlt bis zu 240 Euro pro Nacht, ohne Bad und Sauna. Eine Alternative wäre, weitere 30 Kilometer nördlich, der Großparkplatz in Gränna. Die Gebühren werden nach Stunden berechnet, 24 für neun Euro. Ein Cafe und einen Imbiss soll es geben, Strom auch. Sollten beide Adressen heiße Luft sein, habe ich noch einen Trumpf: Johan Petersson. Der ehemalige Rechtsaußen des THW Kiel wohnt am herrlichen Vätternsee und arbeitet im Organisationsteam mit.
(von Wolf Paarmann, aus den Kieler Nachrichten vom 19.01.2011)
Aus den Kieler Nachrichten vom 20.01.2011:
Wer vom Mannschaftshotel zur Halle geht, bummelt ein paar hundert Meter durch die Fußgängerzone. Immer der Västra Storgatan entlang, bis linker Hand die Arena auftaucht. Wer die Fußball-Bundesliga verfolgen will, geht in die Sportsbar "O' Learys". So wie am Sonnabend die deutsche Nationalmannschaft. Wer am Montag am späten Abend keinen Schlaf fand, konnte sich wunderbar mit Arpad Sterbik eine Zigarette teilen. Weil der Torhüter der Spanier so gerne raucht, stand er meist auf der Straße, während seine Kollegen den Sieg über die Deutschen feierten. Im "Banken", einem Laden, der vom "O' Learys" und dem Mannschaftshotel "Quality Grand" nur Zentimeter entfernt ist, wird bis um 23 Uhr gespeist. Anschließend werden die Tische an die Seite geschoben, und das Restaurant macht als Tanzsaal Überstunden. Ob die Spanier auch tanzen können? Keine Ahnung.
Ich weiß aber, dass mir Stefan Kretzschmar seit Tagen mit dem Wunsch in den Ohren liegt, in seinem Sport1-Tagebuch über mein Leben im Wohnmobil berichten zu dürfen. Aber will ich das? Sollte ich nachgeben, glauben Sie einfach nichts. Bitte.
(von Wolf Paarmann, aus den Kieler Nachrichten vom 20.01.2011)
Aus den Kieler Nachrichten vom 21.01.2011:
Sie glimmt wie ein Glühwürmchen, sie wird einfach nicht kürzer und der Aschenbecher fehlt. Die Lösung: Axel Heimken, Fotograf und seit 30 Jahren Raucher, ist auf eine elektrische Zigarette umgestiegen. Sie sieht genauso aus, ist ein paar Gramm schwerer und kehrt nach der Arbeit immer wieder brav in die Schachtel zurück. Sie liefert Schutz und Strom für ihren Akku. Hat die Schachtel ihre Stromreserven aufgebraucht, wird sie über ein Mini-USB-Kabel mit dem Computer verbunden und ihrerseits aufgeladen. Kabel, Schachtel, zwei Zigaretten: 79 Euro hat Heimken für das Modell "Vitasmoke" bezahlt. Nun raucht er im Bett, bei Langstreckenflügen, Restaurants und eben auch in Pressezentren. Der Filter wird mit Aromen beträufelt, auch eine Variante mit Nikotin soll es geben. Weil er früher Menthol-Zigaretten rauchte, hat er nun "Mint" gewählt. Der klassische Verbrennungsprozess ist für ihn seit acht Wochen Geschichte, und Verdampfen sei nicht verboten.
(von Wolf Paarmann, aus den Kieler Nachrichten vom 21.01.2011)
Aus den Kieler Nachrichten vom 22.01.2011:
Weil Kristianstad ein Ort der kurzen Wege ist, fand ich ein Fachgeschäft direkt neben dem Mannschaftshotel. Ola, der Chef, wurde gerade von den Franzosen besucht und wirkte ähnlich beeindruckt wie die deutschen Handballer. Aber ihr Spiel gegen Spanien am Abend wollte er sich trotzdem nicht live ansehen, auch wenn er die Preise sehr fair findet. 400 Kronen (45 Euro) für zwei Spiele, das sei günstiger als der Besuch des städtischen Erstligisten.
Die Schweden seien zwar stolz darauf, diese WM ausrichten zu dürfen. Aber sie würden sich eben nur für ihr Team interessieren. Während das gegen Polen spielte, erlebten einige Tausend in der Kristianstad-Arena schweigend, dass diese Franzosen doch einen Gegner haben - sich selbst. Laut wurde es erst, als der Hallensprecher den Schweden-Sieg durchgab. Anschließend schwappte die eine oder andere Welle durch das Publikum, bislang hier ein Novum.
Mit Ola hoffen alle Schweden, dass die neue Mannschaft endlich aus dem Schatten der alten Helden heraustreten kann. Die tragen ihren Teil dazu bei, drehten einen Spot, in dem "Max" Wislander, Peter Gentzel und Per Carlen, in Felle gekleidet, extrem ungelenk mit einem Lederei hantieren. Dann geht in der Steinzeit gleißend das Licht an und Oscar Carlen und Co. verjagen die Neandertaler. Die Boxen? Zu teuer, aber Ola empfahl die Konkurrenz. Da wurde ich fündig.
(von Wolf Paarmann, aus den Kieler Nachrichten vom 22.01.2011)
Aus den Kieler Nachrichten vom 24.01.2011:
Weil die Einsamkeit Ausfahrten in sehr großen Abständen rechtfertigt, ist die Mittelleitplanke der E4 immer wieder durchbrochen. Vor Jönschöping, wie der Schwede die Stadt am Vätternsee ausspricht, finde ich nur einen Hinweis darauf, dass hier die WM-Hauptrunde ausgetragen wird. Schilder, die zum Campingplatz "Villa Björkhagen" führen, gibt es reichlich. Er sollte sich als Glücksgriff erweisen: Der Blick auf den See ist herrlich. Und, ein Zufall, die Halle ist nur 500 Meter entfernt.
So ging ich zu Fuß zur Arbeit und fand hinter dem Schwimmbad die WM-Stimmung. Horden isländischer Fans waren bester Laune, denn der Gegner schien ein leichter zu sein. Allerdings - meine Tochter Jule, die zeitgleich im Kieler Schloss beim Abschlussball um Preise tanzte, wollte die Hoffnung nicht aufgeben. Sie hatte um Zwischenstände gebeten, die sie sich zurufen ließ, sobald sie bei Walzer und Foxtrott in die Nähe ihres Tisches kam. Beschwingt von den Zahlen wurde sie Zweite. Danke, Heiner Brand.
(von Wolf Paarmann, aus den Kieler Nachrichten vom 24.01.2011)
Aus den Kieler Nachrichten vom 25.01.2011:
Knapp fünf Euro kostet ein Spendrup's, trotz einer Mehrwertsteuer von 25 Prozent. Der Barkeeper erklärt, dass diese Sorte in Tankwagen angeliefert und aus einem 4000-Liter-Fass direkt ins Glas fließt. Ich entscheide mich für ein Paulaner Weizen, das knapp sieben Euro kostet.
Am Tresen sitzt, lässig im T-Shirt, Ljubomir Vranjes. Hier könne er unerkannt das Spiel verfolgen, sagt der Trainer der SG Flensburg, der uns das benachbarte "O'Leary's" empfiehlt. Dort würden sich die Schweden treffen. Südländisch ist die Begeisterung auch hier nicht, aber besser. Zumal die Gastgeber siegen.
Eine Stunde nach dem Abpfiff klingelt mein Handy, eine schwedische Nummer. Kim Andersson. Ich hatte ihn um einen Rückruf gebeten. Also meldet er sich, kurz nachdem er das WM-Halbfinale erreicht hat. Handballer eben. Als wir uns um Mitternacht voneinander verabschieden wollen, taucht plötzlich Johan Petersson auf und schleppt uns zurück ins "Karlssons". Hier wird inzwischen getanzt, Vranjes ist nicht mehr da. Petersson, der ehemalige Rechtsaußen des THW Kiel, arbeitet hier im Organisationsteam mit und hält offensichtlich viel von Rundumbetreuung. Um zwei Uhr geht das Licht an - und dann weiß auch Petersson keinen Rat mehr. Zum Glück.
(von Wolf Paarmann, aus den Kieler Nachrichten vom 25.01.2011)
Aus den Kieler Nachrichten vom 26.01.2011:
Die Berlinerin verlässt die Halle deshalb oft als Letzte. Sie hält "Kretzsche" den Rücken frei, ist Kamerafrau und Cutterin in Personalunion, führt die Interviews nach dem Spiel. Als 14-Jährige schmückte sie ihr Zimmer mit Postern von Kretzschmar, "Blacky" Schwarzer und Daniel Stephan. Heute erlebt sie eine WM mit den Idolen von einst. Sie spielte zwei Jahrzehnte Handball, in Rangsdorf, einer Ortschaft südlich von Berlin. Als Rechtsaußen, aber auch auf der Mitte. Ihre Qualitäten, sagt sie, hätten aber eher darin bestanden, Geld für neue Hosen zu besorgen. Sie trainierte den achtjährigen Tobias Reichmann und kennt Christian Sprenger seit ihrer Kindheit, wuchs der doch im benachbarten Ludwigsfelde auf.
Bei den Kielern hat sie spätestens seit der jüngsten Meisterfeier bleibenden Eindruck hinterlassen. Im Kleid interviewte sie in Aschaffenburg, nach dem Sieg in Großwallstadt, Daniel Narcisse, während Filip Jicha ihr aus der Schale Bier in den Nacken goss. Weil sie die Ungerührte gab, entschieden sich die "Zebras" für die große Lösung und kippten gemeinsam alle Gläser über ihr aus. Erfolglos, Anett Sattler fragte weiter. Klatschnass.
(von Wolf Paarmann, aus den Kieler Nachrichten vom 26.01.2011)
Aus den Kieler Nachrichten vom 27.01.2011:
Die Promillegrenze liegt hier bei 0,2. Wer sie geringfügig überschreitet, muss den Führerschein abgeben und bis zu einem Jahr auf dessen Rückkehr warten. Wer sie deutlich übertrifft, muss, so ist zu lesen, mit einer mehrjährigen Gefängnisstrafe rechnen. Allerdings, so ist zu hören, sollen die Zellen einen gehobenen Standard haben.
Alkohol am Steuer konnte ich als Hindernis ausschalten, blieben die zahlreichen Blitzgeräte und die vielen Tiere. Zum Glück war den Wildschweinen klar gemacht worden, dass sie zum Überqueren der Straße nur einen bestimmten Korridor nutzen dürfen. Laut Beschilderung war der exakt 4,2 Kilometer lang. Fraglich ist nur, ob sie sich angesprochen fühlten, sahen sie doch aus wie Elche, nur ohne Geweih.
Begleitet wurde ich von einem Kollegen aus München, mit dem ich mir nun ein Häuschen auf dem Campingplatz teile, auf dem ich bereits die erste WM-Woche verbracht hatte. Nicole, die Chefin, hatte uns einen Schlüssel hinterlegt, so dass wir um Mitternacht noch einziehen konnten.
Da die deutsche Mannschaft sich vor dem schweren Spiel gegen Argentinien in ihrem Hotel in Kristianstad vergraben hat, fiel der Medientag als Treffpunkt für Journalisten und Spieler aus. Peinlich, aber irgendwie auch passend. Der Vorteil: Ich saß schon am frühen Abend in der Sauna.
(von Wolf Paarmann, aus den Kieler Nachrichten vom 27.01.2011)
Aus den Kieler Nachrichten vom 28.01.2011:
Auch in der Halle ist die Lage entspannt, die Kollegen begrüßen sich mit Handschlag. Eigentlich wollte ich die Franzosen in Malmö besuchen, die zeitgleich eine Plauderstunde mit Journalisten angesetzt hatten. Lustiger wäre es bestimmt gewesen, aber letztlich habe ich mich dagegen entschieden.
Dieses Spiel gegen Argentinien fühlte sich nach Abschied an. Ich bin mir ziemlich sicher, dass Heiner Brand zurücktreten wird. Da gehört es sich, einen Platz auf der leeren Tribüne zu füllen.
Viele sind nicht gekommen, die Stimmung ist gespenstisch. Der Lärmpegel wird von drei heißblütigen Fans der Argentinier und dessen Trainergespann, alle lässig in Jeans gekleidet, bestimmt. Kristianstad - das war die Rückseite der WM. Ohne große Emotionen. Aber nett, entspannt.
Ich werde die Stadt vermissen, dieses gemütliche Medienzentrum, dem ein Möbelhaus seine Fundgrube zur Verfügung gestellt hat. Besonders schick: Campingstühle mit Preisschild und Sofaecken mit Baldachin. In einer Turnhalle.
(von Wolf Paarmann, aus den Kieler Nachrichten vom 28.01.2011)
Aus den Kieler Nachrichten vom 29.01.2011:
Der Weltverband (IHF) entscheidet darüber, aber er kann nicht antworten. Der Server steht in Kairo und wurde vorgestern Nacht von der Regierung abgeschaltet.
Gestern habe ich mit meinem Kollegen, mit dem ich mir eine Hütte in Ahus teile, erstmals richtig gekocht. Eine Wohltat nach zwei Wochen Tütensuppen und Ravioli-Dosen. Es mag als Prozess der Verweichlichung verstanden worden sein, dass ich mein Wohnmobil für ein paar Tage verlassen habe. Aber: Die Temperaturen sind stark gefallen, die zweite der drei Gasflaschen ist leer. Im Moment muss ich es nur auf Sparflamme heizen, um das Einfrieren der Leitungen zu verhindern. So bleibt eine Reserve für zwei kalte Nächte in Malmö. Da auch die Biervorräte erschöpft sind, habe ich den berüchtigten "Systembolaget" aufgesucht.
In Schweden hat der Staat das Alkohol-Monopol, wer Bier jenseits der 3,5-Prozent-Grenze kaufen will, muss in einen "Systemet" gehen, wie er im Volksmund heißt. Ich bin froh, kein Whiskey-Trinker zu sein. Ein Laphroaig kostet 419 Kronen (47 Euro), doppelt so viel wie in Deutschland. Der Preis für ein Weizenbier ist auch deutlich höher (2,40 Euro), aber am letzten Tag in Kristianstad ist es mir das wert.
(von Wolf Paarmann, aus den Kieler Nachrichten vom 29.01.2011)
Aus den Kieler Nachrichten vom 31.01.2011:
Einweiser gibt es nicht, jeder findet seinen Parkplatz selbst. In der Nacht zuvor habe ich erfahren, dass ich eine Finalkarte bekommen habe. Der Weltverband war nicht mehr in der Lage gewesen, die Journalisten zu informieren. Der Server steht in Kairo und die Internetverbindung nach Ägypten hat die Regierung vor Tagen gekappt. Aber der schwedische Verband war eingesprungen. Einen Campingplatz für die letzte Nacht in Schweden habe ich bereits gefunden, direkt an der Öresund-Brücke, zwei Kilometer von der Halle entfernt.
Tja, 19 Tage. Die Idee, in einem Wohnmobil zu reisen, war gut. An dieser Parallelwelt prallten die Leistungen der deutschen Mannschaft ab, meine Laune blieb bis zum Ende gut. Unvergessen wird mir dieser Blick bleiben, den ich auf den wunderschönen Vätternsee hatte. Unvergesslich auch, wie Nikola Karabatic gestern in den Katakomben im Trikot des Dänen Lars Christiansen Interviews gab, mit einer Flasche Bier in der Hand. Hej da Schweden, ich werde Dich vermissen.
(von Wolf Paarmann, aus den Kieler Nachrichten vom 31.01.2011)
(13.-31.01.2011) | Ihre Meinung im Fan-Forum? |