25./26.01.2011 - Letzte Aktualisierung: 26.01.2011 | WM 2011 |
Ratlos, hilflos: Heiner Brand wird in den kommenden Wochen viel Kritik
aushalten müssen.
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Sascha Klahn |
Die Deutschen wollten mit einer 5-1-Deckung die Norweger früh stören und so zu Torerfolgen kommen. Ein guter Plan, wenn im Kasten der Skandinavier nicht mit Steinar Ege der frisch gebackene norwegische Rekordnationalspieler gestanden hätte: Dieser war von Beginn an im Geschehen, und kaufte Rechtsaußen Sprenger zwei frei Bälle ab. Gleich reihenweise schnappte sich Ege die unvorbereiteten Kaufmann-, Haaß- und Glandorf-Würfe aus dem Rückraum. Trotzdem gehörte der Halbrechte noch zu den aktiveren Deutschen in der Anfangsphase: Nach einem frühen Zwei-Tore-Rückstand führte er die Deutschen beim 3:5 und 6:7 (13.) immer wieder heran, Sprengers Tempogegenstoß brachte wenig später sogar den 8:8-Ausgleich (18.). Norwegens Trainer Hedin reagierte mit einer Auszeit, Brand brachte Hens und Kraus ins Spiel. Doch die Musik spielte einmal mehr auf der anderen Seite: Der oftmals völlig freistehende Myrhol und Tvedten mit einem Siebenmeter in Unterzahl sorgten für das 10:8, Sprenger verkürzte, doch der wurfgewaltige Rambo sorgte noch immer in Unterzahl für das 11:9, dem Rechtsaußen Paulsen, nachdem Ege einen Hens-Wurf festgehalten hatte, das 12:9 folgen ließ (22.). Zwar konnte Preiß noch einmal kontern, dann machten die Norweger drei Treffer innerhalb von zwei Minuten. Beim Stand von 10:14 zog Brand die Grüne Karte, forderte eindringlich zu einem besseren Rückzugsverhalten auf. Was passierte, war das 10:15 durch Tevdten nach einem kapitalen Kraus'-Fehlpass. Der machte in Überzahl daraufhin zwar zwei Tore, aber der nicht gerade groß gewachsene Linksaußen Tevdten traf mit der Pausensirene aus dem Rückraum (!) zum 13:17.
Der Einsatz stimmte - zumindest bei Dominik Klein, der hier
allerdings gegen Börge Lund das Nachsehen hat.
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Sascha Klahn |
Christian Sprenger gehörte bei der WM zu den wenigen
Lichtblicken im deutschen Team.
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Sascha Klahn |
Aschfahl trat Heiner Brand nach dem Spiel vor die Presse. "Das tut alles sehr weh", sagte der Bundestrainer, der nun wohl auch in das Zentrum der Kritik gerückt werden wird. "Letztlich entspricht unsere heutige Leistung der Entwicklung seit gestern. Die erste Halbzeit war halbwegs ok, aber wir haben unsere Chancen nicht genutzt. Zudem hat Ege gut gehalten. Heute waren auch unsere Torhüter nicht so gut, in der zweiten Halbzeit gab es kein richtiges Aufbäumen, keinen Kampf. Das ist sehr, sehr Bitter." So etwas, so Brand, habe er noch nie erlebt. "Bei den Turnieren in der Vergangenheit war meistens wenigstens eine andere Gegenwehr und eine größere Zweikampfstärke zu sehen."
Nun spielt die deutsche Mannschaft um Platz elf.
(Christian Robohm)
Lesen Sie auch den ausführlichen Spielbericht der Kieler Nachrichten.
Aus den Kieler Nachrichten vom 25.01.2011:
Nach dem Ungarn-Spiel tags zuvor schien der Keller erreicht. Tiefer konnten diese 16 Spieler, die offenbar kein Team werden können, nicht fallen. Ein Irrtum. Den Norwegern, mit null Punkten Letzter dieser Hauptrunden-Gruppe, genügte die schlichte Handballschule, um einen völlig verschreckten Gegner zu demütigen. "Nein, so einfach hatten wir es uns nicht vorgestellt", sagte Frank Löke, Kreisläufer des Bundesligisten TuS N-Lübbecke. Gegen Deutschland hätten sie noch einmal zeigen wollen, dass sie Charakter haben, eine Mannschaft sind. Sie wäre es in diesem Turnier anfangs nicht gewesen, jeder hätte für sich gespielt. Aber sie wären eine geworden. "Wir wollten die WM mit erhobenem Kopf verlassen."
Das wird den Besiegten nicht mehr gelingen. Von Beginn an war Norwegen das bessere Team. Auch, weil Steinar Ege einen guten Tag erwischte. Der 38-Jährige, einst in Diensten des THW Kiel, hatte am Sonnabend gegen Spanien sein 255. Länderspiel absolviert und Jan Thomas Lauritzen als Rekordhalter abgelöst. Die Deutschen beschenkten den "Oldie", 60 Minuten lang. Immer wieder schlossen sie überhastet ab, versuchten, den Abwehrriegel in der Mitte zu knacken. An seiner härtesten Stelle. Die Außen liefen wie so oft in diesen denkwürdigen Tagen nur mit, um Abpraller einzusammeln. Es waren nicht viele. Ege wehrte 21 Bälle ab, erreichte eine Quote nahe der 50-Prozent-Marke. Ihm wird das Spiel gefallen haben.
"Das sind sehr bittere Tage", sagte ein sichtlich ratloser Brand, der zunächst auf Pascal Hens und Michael Kraus verzichtet hatte. Doch die Verunsicherung hat sich mittlerweile so tief eingegraben, dass keiner mehr in der Lage ist, den Karren noch zu bewegen. Hoffnung gab es noch einmal in der 41. Minute. Die Deutschen lagen mit fünf Toren zurück (18:23), als Johannes Bitter einen Siebenmeter und den Nachwurf des starken Linksaußen Harvard Tvedten parierte. Dann nahmen die Unparteiischen eine Rote Karte gegen Sebastian Preiß zurück, dem offenbar auch entgangen war, dass er erst seine zweite Zeitstrafe bekommen hatte. Eine Szene, die gut ins Bild passte, das die deutsche Mannschaft abgab. Preiß zurück, Deutschland im Ballbesitz und dann die Erkenntnis, dass Hoffnungen sich innerhalb von Sekunden auflösen können.
"Das ist eine der größten Enttäuschung in meiner Karriere als Nationalspieler", sagte Kiels Christian Sprenger. "Ich habe keine Erklärung." Sie hätten unbedingt gewinnen wollen, um einen Schritt in Richtung Olympia 2012 zu machen. "Das ist uns eindeutig nicht gelungen." Wer in Schweden die Plätze zwei bis sieben belegt, darf an drei Qualifikationsturnieren teilnehmen. Ein Sieg am Montag gegen harmlose Ungarn, und die Deutschen hätten Siebter werden können. Geschichte.
"Hotti" Bredemeier, Vizepräsident des Deutschen Handball-Bundes, stellte sich anschließend schützend vor Brand. "Angesichts seiner Verdienste ist eine Trainerdiskussion unwürdig."
(von Wolf Paarmann, aus den Kieler Nachrichten vom 25.01.2011)
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