17./18.01.2011 - Letzte Aktualisierung: 18.01.2011 | WM 2011 |
Update #1 | KN-Bericht ergänzt ... |
Nach dem Seitenwechsel verlor das DHB-Team erst Lars Kaufmann und wenig später Sebastian Preiß, die jeweils ihre dritte Zeitstrafe kassierten. Doch die Mannen von Heiner Brand hatten nun einen unüberwindbaren Johannes Bitter zwischen den Pfosten, der acht Minuten lang keinen Gegentreffer zuließ. Durch Glandorf und zwei klasse Treffer von Heinl führte Deutschland nach 50 Minuten mit 21:18 und schien die ersten Punkte für die Hauptrunde einsammeln zu können.
Doch Spanien stellte nun auf eine offensivere Deckung um, mit der Haaß, Christophersen und Co. nicht zurecht kamen. Und wenn man dann doch einmal zum Abschluss kam, stand hinten nun ein Arpad Sterbik in Bestform dem erhofften Torerfolg im Weg. Fünf Treffer in Folge gelangen den Spaniern, nach dem vierten Tor von Aguinagalde lag Spanien mit 23:21 vorne. Gensheimer konterte noch einmal, doch als erneut Aguinagalde zweieinhalb Minuten vor Schluss auf 26:22 erhöhte, war die Partie entschieden.
Heiner Brand ging nach dem Spiel mit seiner Mannschaft hart ins Gericht: "Heute wäre es sicher möglich gewesen, die Spanier zu schlagen. Die Gründe für die Niederlage sind im Angriff zu suchen. Das ging so nicht. Wir hatten einen überragenden Johannes Bitter im Tor und eine gute Abwehr."
Weiter geht es für die DHB-Auswahl am Mittwoch um 18.30 Uhr mit dem Spiel gegen den Titelverteidiger und Olympiasieger Frankreich. Im Handballbahnhof Kiel wird erneut ein Public Viewing angeboten.
(Sascha Krokowski)
Lesen Sie auch den ausführlichen Spielbericht der Kieler Nachrichten.
Aus den Kieler Nachrichten vom 18.01.2011:
Unglaublich, lagen die Deutschen doch mit 21:18 (48.) in Führung, schienen die Platzverweise für Sebastian Preiß und Lars Kaufmann verdaut zu haben. Doch ein überragender Johannes Bitter, der 19 Bälle parierte, sollte nicht reichen, den Sieg ins Ziel zu retten. Dominik Klein konnte es noch Minuten danach nicht fassen, dass er auf leere Hände blickte. "Ich weiß nicht, wohin mit meinen Emotionen", ärgerte sich der Kieler, der zu den wenigen Deutschen gehört hatte, denen die Angst vor den abgezockten Spaniern nicht den Arm gelähmt und die Sicht vernebelt hatte. "Wir waren mittendrin - und dann halten wir uns Ende nicht an klare Absprachen", ärgerte sich der Linksaußen. Sie hätten die Handbremse eingelegt, statt weiter auf das Gaspedal zu drücken. "Nicht zu fassen, die waren keinen Deut besser."
Sicher, die Spanier haben alle Kurse an der Schauspielschule belegt, doch die Deutschen verhielten sich in vielen Szenen ungeschickt und naiv. So schlossen Sven-Sören Christophersen und Adrian Pfahl in der Schlussphase immer wieder überhastet ab, während mit Pascal Hens ein Routinier auf der Bank saß. Warum? "Ich weiß es nicht", sagte Hens. "Christophersen hat gut gedeckt, vielleicht lag es daran." Der Weg von der Bank zu der linken Abwehrseite war weit, vielleicht war er Brand zu weit. Allerdings - eine große Hilfe war der Kapitän auch nicht. Auf seine Leistung angesprochen, reagierte er unwirsch. "Ich habe keinen Bock, direkt nach dem Spiel darüber zu sprechen. Wir sind eine Mannschaft." Sie hätten den Fehler gemacht, auf die Anzeigentafel zu sehen. "Wir wollten den Vorsprung verwalten."
Hens war kein Kopf und Michael Kraus, der Hochgelobte, war es auch nicht. Brand rügte den Hamburger zweimal namentlich. Das ist ungewöhnlich und deshalb umso deutlicher. Auf die Frage nach den Führungsspielern, sagt er, dass sich Kraus diesbezüglich auch nicht hervorgetan hätte.
Die Deutschen hatten gut angefangen und zur Pause eine Führung verschenkt. Der hüftsteife Rückraum der Spanier war harmlos, nach 20 Minuten hatte das Team von Valero Rivera aus dem Positionsspiel heraus erst ein Tor erzielt. Da die Brand-Schützlinge ihnen immer wieder den Ball schenkten, blieben sie mit Gegenstößen dran. "In der Pause haben wir uns gesagt, dass wir zwar schlecht gespielt haben, aber trotzdem dran sind", sagte Klein. Ein bisschen mehr Konzentration, so die These, und der erste Sieg gegen Spanien seit vier Jahren wäre möglich gewesen.
Drei Tore vorne, dann hielt Silvio Heinevetter einen Siebenmeter gegen Iker Romero, der zuvor fünfmal verwandelt hatte - in der 48. Minute sah die Welt rosig aus. Dann scheiterte Pfahl an Arpad Sterbik, der von Minute zu Minute größer zu werden schien. Als am Ende auch Holger Glandorf, der einzige Rückraumspieler in Normalform, Nerven zeigte, hatten die Spanien etwas geschafft, womit keiner mehr gerechnet hatte, einen Sieg.
Und jetzt? "Gegen Frankreich haben wir überhaupt nichts zu verlieren", sagte Hens. Übersetzt bedeutet das auch, dass diese deutsche Mannschaft gegen den Weltmeister morgen (18.15 Uhr, ZDF) chancenlos ist.
(von Wolf Paarmann, aus den Kieler Nachrichten vom 18.01.2011)
(17./18.01.2011) | Ihre Meinung im Fan-Forum? |