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14./15.09.2011 - Letzte Aktualisierung: 15.09.2011 Bundesliga

THW schlägt Göppingen und stürmt an die Spitze

Bundesliga, 12. Spieltag: 14.09.2011, Mi., 20.15: THW Kiel - Frisch Auf Göppingen: 28:20 (16:9)
Update #2 KN-Bericht, Fotos, Spielbericht und Stimmen ergänzt ...

Dominik Klein erzielte seine fünf Treffer allesamt im ersten Durchgang.
Klicken Sie zum Vergrößern! Dominik Klein erzielte seine fünf Treffer allesamt im ersten Durchgang.
Mit dem dritten Sieg im dritten Spiel hat der THW Kiel am Mittwoch die Tabellenführung in der TOYOTA Handball-Bundesliga übernommen. Im Heimspiel gegen Frisch Auf Göppingen präsentierten sich die "Zebras" im Angriff zwar mit Licht und Schatten, gewannen aber dank einer starken Abwehrleistung letztlich doch souverän mit 28:20 (16:9). Beste Kieler Torschützen waren Kim Andersson, Dominik Klein und Momir Ilic mit jeweils fünf Treffern, bei den Gästen waren Pavel Horak und Drasko Mrvaljevic je sechsmal erfolgreich.
Wieder standen Alfred Gislason gegen "Lieblingsgegner" Frisch Auf Göppingen, die man zuletzt 15 Mal in Folge schlagen konnte, nur zwei Linkshänder zur Verfügung, da Christian Zeitz (Schulter) und Christian Sprenger (Oberschenkelzerrung) noch Verletzungen auskurierten. Dafür war aber Daniel Narcisse wieder fit, der Franzose rückte auch gleich in die Startformation. Neben ihm begannen Momir Ilic und Kim Andersson im Rückraum, Dominik Klein und Tobias Reichmann auf den Flügeln, Marcus Ahlm am Kreis und Thierry Omeyer im Tor.
Ausgeglichener Beginn
Drasko Mrvaljevic erzielte seine sechs Treffer alle vom Siebenmeterstrich - nur einmal scheiterte er an Andreas Palicka.
Klicken Sie zum Vergrößern! Drasko Mrvaljevic erzielte seine sechs Treffer alle vom Siebenmeterstrich - nur einmal scheiterte er an Andreas Palicka.
Die ersten Ausrufezeichen des Spiels setzte aber Göppingens Keeper Enid Tahirovic, der den ersten Wurf Anderssons parierte und auch den Versuch von Ahlm an den Pfosten lenkte. Da aber Linksaußen Maximilian Schubert per Siebenmeter an Omeyer scheiterte, gelang den Kielern doch noch der erste Treffer der Partie: Momir Ilic hatte mit 100 Stundenkilometern abgeschlossen. Doch Göppingen hielt zunächst gut dagegen, kam mit der offensiven 3:2:1-Deckung der "Zebras" mit Narcisse an der Spitze gut zurecht und hatte mit Pavel Horak einen torgefährlichen Shooter, der in den ersten neun Spielminuten gleich dreimal traf. Die hektische Anfangsphase, die von vielen Unterbrechungen und frühen Zeitstrafen geprägt war, verlief daher sehr ausgeglichen, nach Treffern von Ilic, Andersson und Reichmann stand es nach neun Minuten 4:4.
Göppingen ohne Linksaußen
Bei den Baden-Württembergern hatte mittlerweile der junge Schubert auf der Bank Platz genommen, nachdem er einen Pferdekuss abbekommen hatte. Da mit Dragos Oprea der zweite etatmäßige Linksaußen erst gar nicht die Reise nach Kiel antreten konnte, musste Petkovic improvisieren und schickte zunächst Rückraumspieler Momir Rnic, später sogar Nationalmannschafts-Spielmacher Michael Haaß auf die verwaiste Außenposition. Am Ausfall Schuberts lag es aber nicht, dass sich der THW Kiel langsam einen Vorsprung erarbeiten konnte. Vielmehr stand die Deckung des Rekordmeisters nun besser, dahinter parierte Omeyer in dieser Phase die Würfe von Horak, Lobedank, Rnic und Haaß. Der THW ging zunächst in Unterzahl nach einem Rückraumkracher Jichas mit 5:4 in Führung, Ilic erhöhte durch zwei Strafwürfe auf 7:5 (14.). Und so langsam wechselten die "Zebras" in den Zaubermodus: Eine tolle Kombination mit einem Anspiel hinterm Rücken von Narcisse auf Klein nutzte der Linksaußen zum 8:5, und nach einem Treffer des Franzosen und einem Gegenstoß Kleins betrug der Vorsprung beim Stand von 10:6 (18.) erstmals vier Tore.
THW zieht davon
Erneut ein steter Unruheherd: Kim Andersson.
Klicken Sie zum Vergrößern! Erneut ein steter Unruheherd: Kim Andersson.
Während es Frisch Auf Göppingen, in der vergangenen Saison immerhin Tabellenfünfter sowie EHF-Pokalsieger, auch gegen die mittlerweile auf 6:0 umgestellte Kieler Deckung schwer fiel, gute Chancen zu erarbeiten, legten die Kieler nach: Erneut Klein nach Anspiel von Narcisse zum 11:7, der von Jicha in Szene gesetzte Marcus Ahlm zum 12:8, Reichmann und Klein zum 14:8. Göppingen konnte nur selten, zumeist durch gewitzte Kreisanspiele auf den aufmerksamen Manuel Späth punkten, der zumindest Strafwürfe für sein Team herausholen konnte. Doch nachdem Andersson zum 15:9 traf, der Kieler Mittelblock den Wurf von Thiede unterband und Omeyer mit weitem Pass Dominik Klein zu seinem fünften Treffer zum 16:9-Pausenstand auf die Reise schickte, drohte Frisch Auf ein ähnliches Debakel wie zuvor den Flensburgern und Hüttenbergern.
"Zebras" verschlafen Wiederanpfiff
Doch nach dem Seitenwechsel kehrten die Gäste wie verwandelt aus den Kabinen zurück. Während die Kieler im Angriff die nötige Konzentration vermissen ließen und ihnen Fehlpässe und technische Fehler unterliefen, nutzten Horak, Späth, Anusic und Mrvaljevic die Gunst der Stunde und verkürzten binnen fünf Minuten auf 16:13. Plötzlich wankten die "Zebras", was auch das Publikum in der Sparkassen-Arena bemerkte und ihre Mannschaft nun lautstark nach vorne peitschte. Auch das Schiedsrichtergespann Hartmann/Schneider sorgte für Lärm in der Halle, als es sich den Unmut der Fans zuzog, nachdem es bei einer Entscheidung bei einem Kieler Angriff uneins war, letztlich aber auf Stürmerfoul von Marcus Ahlm entschied. Doch der THW war nun zumindest wieder in der Abwehr hellwach, ließ den Anschlusstreffer zum 14:16 nicht zu, ehe Palmarsson mit seinem frechen Treffer zum 17:13 alle Gemüter ein wenig beruhigen konnte.
Filip Jicha übernimmt Verantwortung
Velimir Petkovic war mit seiner Mannschaft nicht zufrieden, attestierte ihr aber zeitweise die beste Saisonleistung.
Klicken Sie zum Vergrößern! Velimir Petkovic war mit seiner Mannschaft nicht zufrieden, attestierte ihr aber zeitweise die beste Saisonleistung.
Frisch Auf hatte dennoch Blut geleckt, Späth und Lobedank hielten die Partie bis zum 18:15 (41.) offen. In dieser Phase übernahm aber Filip Jicha die Verantwortung, traf dreimal in Folge mit zwei unnachahmlichen Drehern und einem Sprungwurf. Als dann Thierry Omeyer einen Unterarmwurf des blassen Michael Haaß entschärfte und Kim Andersson den Ball mit 107 km/h zum 21:15 in die Maschen drosch, war die Partie nach 46 Spielminuten doch schon entschieden.

Wenig später schienen Frisch Auf die Felle sogar wieder vollkommen davon zu schwimmen. Nachdem Marcus Ahlm einen brillanten Spielzug über Andersson, Klein und Ilic zum 22:16 abschloss und Ilic und Ahlm gar auf 24:16 erhöhten, nahm Gästetrainer Velimir Petkovic erbost seine Auszeit, um den Negativtrend zu stoppen.

Ausgeglichene Endphase
Mit Erfolg: Nach Wiederanpfiff gelang Pavel Horak mit seinen Treffern fünf und sechs Ergebniskosmetik, bei den "Zebras" setzten Andersson, Narcisse und der eingewechelte Palicka mit einem parierten Siebenmeter gegen Mrvaljevic die letzten Akzente. Am Ende stand ein 28:20-Erfolg für den THW zu Buche, mit dem die Tabellenführung in der TOYOTA Handball-Bundesliga erklommen wurde.

Drei Spiele, 6:0 Punkte, 101:61 Tore - besonders durch eine starke Abwehr, aber auch mit einer Menge Spielwitz ist der THW Kiel optimal in die Saison gestartet. Bereits am kommenden Sonntag soll diese Bilanz mit einem Heimsieg über den Bergischen HC weiter aufgebessert werden. Die Partie gegen den Aufsteiger wird um 17.30 Uhr angepfiffen, im Vorverkauf sind noch Tickets in verschiedenen Preiskategorien erhältlich.

(Sascha Krokowski)

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Stimmen zum Spiel:

THW-Trainer Alfred Gislason:
Phasenweise war ich mit dem Spiel meiner Mannschaft einigermaßen zufrieden, in anderen Phasen war ich aber auch unzufrieden - vor allem mit der Abwehrleistung. Unsere 3:2:1-Abwehr war in den ersten 15 Minuten viel zu passiv. Uns war vorher klar, dass Göppingen versuchen würde, unseren Rhythmus zu stören. Aber nach der Pause waren wir wieder völlig drucklos im Angriff und haben den Faden zeitweise völlig verloren. Göppingen hat schlau gespielt, und spiegelt das hohe Endergebnis auch nicht das Spiel wider. Es hätte enger ausgehen müssen. Wir haben noch großes Steigerungspotenzial, wenn FAG heute besser trifft, haben wir ein Riesenproblem.

Der HSV hatte mit den Auswärtsspielen in Berlin und Mannheim ein sehr schweres Auftaktprogramm. Dort zu verlieren, kann jeder Mannschaft passieren. Das sind auch Mannschaften mit Ambitionen - und wir müssen auch recht bald zu den Füchsen und den Löwen reisen. Deshalb sollte man sich über solche Ergebnisse nicht zu früh freuen.

Göppingens Trainer Velimir Petkovic:
Es war ein verdienter Sieg. Es ärgert mich aber, dass er so hoch ausfiel. Meine Mannschaft hat phasenweise guten Handball gezeigt. Unsere Taktik, langsamen Handball zu zeigen und uns keine überhasteten Würfe zu nehmen, ging so lange auf, bis sich einige Spieler nicht mehr daran gehalten haben. Dann ging das Konzept verloren. Es sind immer die gleichen Spieler, die sich nicht an die Vorgaben halten. Mit denen muss ich solange kämpfen, bis sie es gelernt haben. Deshalb bin ich auch nicht zufrieden. Aber ich habe bei meiner Mannschaft eine ansteigende Form festgestellt. 20 bis 30 Minuten haben wir heute die beste Leistung der bisherigen Saison gezeigt.

Die Erwartungen in Göppingen sind ziemlich groß. Aber wir haben den überragenden Shooter verloren, seine einfachen Tore fehlen uns. In zwei bis drei Wochen werden wir aber viel besser auftreten. Dann können meine Jungs beginnen, die Saisonziele anzugreifen. Rnic musste heute auf Linskaußen spielen, weil ich ihm als einzigen die Rolle des Ersatzmannes für Schubert, der sich früh verletzt hat, zugetraut hatte. Aber auch er hat nicht viel gemacht. Rnic kann ein Großer werden, aber er braucht Zeit, sich an Deutschland und die neue Welt zu gewöhnen.

THW-Geschäftsführer Klaus Elwardt:
Heute haben die Göppinger sehr lange Angriffe sehr ruhig vorgetragen. Vor dem eigenen Publikum werden sie diese Taktik nicht spielen können, dann müssen sie kommen. Den Weggang von Lars Kaufmann haben sie aber kompensiert.
Göppingens Rückraumspieler Felix Lobedank gegenüber Sport1:
Wir hatten uns vorgenommen, diszipliniert aufzutreten, waren dann aber wohl zu ängstlich vor allem im Angriff, nicht couragiert genug im Zweikampf, dann ist es schwer, gerade gegen die Deckung von Kiel. Das Herankämpfen in der zweiten Halbzeit hat dann natürlich Kraft gekostet, und dann haben wir wieder Fehler gemacht - und dann wird es sehr schwer.
THW-Rückraumspieler Kim Andersson gegenüber Sport1:
Ich hatte noch einige offene Fragen, die ich eben in der Kabine mit den Schiedsrichtern geklärt habe. Manchmal kocht es im Spiel ein wenig über, und dann ist es gut, wenn man später nochmal drüber spricht.

Ich war lange weg, heute ging es gegen Göppingen, das ist eine sehr starke, kämpferische Mannschaft, da muss man 100 Prozent geben - und das haben wir heute gemacht. Für mich ist jedes Spiel, in dem ich mitspiele - und gewinne - positiv.

[Frage: Der HSV hat heute schon wieder verloren, haben Sie das mitbekommen?]
Nein, das habe ich eben erst gehört. Wir konzentrieren uns nur auf uns, was die anderen Mannschaft machen, ist uns nicht so wichtig. Wenn wir so weiterspielen, wie wir heute gespielt haben, ist es sehr schwer, uns zu schlagen, und vielleicht stehen wir dann am Ende ja auf Platz eins.

THW-Linksaußen Dominik Klein:
Wir kamen heute nicht so spritzig wie zuletzt in die Partie. Auch in der zweiten Halbzeit haben wir die ersten fünf Minuten verschlafen. Wenn man allein sieht, was wir für Chancen liegengelassen haben, weiß man, dass heute nicht alles optimal lief. Als dann aber die Halle kam und das Pfeifkonzert einsetzte, wusste ich, dass das uns einen Schub bringen und uns helfen würde.

Das HSV-Ergebnis ist ein Randthema. So etwas beeinflusst uns während des Spiels nicht. Und: Wir müssen auch noch nach Mannheim.

THW-Torhüter Andreas Palicka gegenüber den KN:
Das war ein Spiel mit zwei sehr guten Mannschaften, wir haben aber in der Abwehr besser gestanden, mit einem sehr guten Titi Omeyer im Tor. Er hat seine Form gefunden, das hilft der Mannschaft. Darüber freue ich mich, irgendwann bekomme auch ich wieder meine Einsätze.

12. Spieltag: 14.09.11, Mi., 20.15: THW Kiel - Frisch Auf Göppingen: 28:20 (16:9)

Logo THW Kiel:
Omeyer (1.-54., 15/1 Paraden), Palicka (54.-60. und ein Siebenmeter, 2/1 Paraden); Andersson (5), Lundström (n.e.), Dragicevic (n.e.), Ahlm (3), Kubes (n.e.), Reichmann (2), Palmarsson (2), Narcisse (2), Ilic (5/3), Klein (5), Jicha (4); Trainer: Gislason
Logo Frisch Auf Göppingen:
Tahirovic (1.-54., 10 Paraden), Rutschmann (54.-60., 2 Paraden); Thiede (1), Schöne, Späth (3), Mrvaljevic (6/6), Lobedank (1), Markez, Anusic (1), Haaß, Rnic (2), Schubert, Horak (6); Trainer: Petkovic
Schiedsrichter:
Colin Hartmann / Stefan Schneider
Zeitstrafen:
THW: 3 (2x Andersson (9., 55.), Ilic (57.));
FAG: 6 (2x Haaß (6., 59.), Mrvaljevic (7.), Rnic (22.), Anusic (35.), Lobedank (42.))
Siebenmeter:
THW: 3/3;
FAG: 8/6 (Omeyer hält Schubert (3.), Palicka hält Mrvaljevic (54.))
Spielfilm:
1. Hz.: 1:0, 1:1, 2:1, 2:3 (5.), 4:3, 4:4 (9.), 6:4, 6:5, 8:5 (15.), 8:6, 10:6, 10:7, 11:7 (20.), 11:8, 14:8 (25.), 14:9, 16:9;
2. Hz.: 16:13 (35.), 17:13, 17:14, 18:14, 18:15 (41.), 21:15 (46.), 21:16, 22:16, 24:16 (49.), 24:18, 26:18, 26:19 (55.), 27:19, 27:20, 28:20.
Zuschauer:
10250 (ausverkauft) (Sparkassen-Arena-Kiel, Kiel)
Spielgrafik:
Spielgrafik

 

Aus den Kieler Nachrichten vom 15.09.2011:

THW-Express stürmt wieder an die Spitze

"Zebras" feiern gegen Göppingen 28:20-Sieg
Kiel. Besser hätte die Saison für den THW Kiel nicht beginnen können. Der Vizemeister ist nach dem mühelosen 28:20 (16:9)-Heimsieg gegen FA Göppingen wieder Spitzenreiter in der Handball-Bundesliga. Und der HSV, der Meister, kassierte bei den Rhein-Neckar Löwen bereits die zweite Niederlage und bewohnt derzeit Tabellenregionen, die in Hamburg sonst nur die Fußballer kennen.

Die Gäste wurden mit einem freundlichen Applaus begrüßt. Warum auch nicht? Das Team von Velimir Petkovic gehört zu den beliebtesten Gästen. Die letzten 15 Spiele gegen den THW hatten die Schwaben verloren, in Kiel zuletzt sogar mit mindestens neun Toren Differenz. Es versprach ein geruhsamer Abend zu werden, hatten die "Zebras" bei ihren Siegen gegen Flensburg (35:21) und Hüttenberg (38:20) doch berauschenden Sport geboten.

Doch die Göppinger zeigten, dass sie keineswegs als Touristen in den verregneten Norden gereist waren. Sie hatten die vergangene Saison als Fünfter beendet, das Final-Four erreicht und den EHF-Pokal gewonnen, Laufkundschaft sieht anders aus. Das war gestern Abend zumindest in den ersten zehn Minuten zu sehen. 4:4 stand es, als die Waagschale sich zu Gunsten der Gastgeber senkte. Ein starker Thierry Omeyer und eine unglaublich bewegliche Deckung gaben den Grün-Weißen zunehmend größere Rätsel auf. Aus dem Rückraum sollte erst in der 29. Minute wieder ein Tor gelingen, bis dahin dominierten Quer- und Rückpässe die Taktiken der Petkovic-Schüler, die auch dem Zeitspiel nicht abgeneigt waren.

Symptomatisch für die Verfassung der Kieler war auch Maskottchen Hein Daddel. Während einer Göppinger Auszeit gab das Stoff-Zebra den Seilspringer, doch mit den riesigen Plattfüßen gelang erst im dritten Anlauf der erste Übersprung. Aber dann begeisterte auch Hein Daddel mit Geschmeidigkeit. Die Halle hatte ihren Spaß, nur die Gäste konnten nicht lachen. Sie standen im Kreis zusammen und suchten nach Lösungen.

In der ersten Halbzeit fanden sie keine, aber nach dem Wiederanpfiff packten der sechsfache Torschütze Pavel Horak und seine Kollegen in der Deckung endlich fester zu. Außerdem hatte der THW-Express in der Kabine offensichtlich entschieden, den sechsten Gang durch den Tempomaten zu ersetzen. Gemächlich sollte der dritte Sieg eingefahren werden, doch nach einem 4:0-Spurt der Gäste war das satte Polster auf eine 16:13 (35.)-Führung abgeschmolzen.

Zum Glück für die "Zebras" weckten nun die Unparteiischen die entschlummerten Fans auf. Erst waren sich Colin Hartmann und Stefan Schneider nicht einig, ob eine Aktion von Marcus Ahlm am Kreis der Göppinger als falsche Sperre des Schweden oder als siebenmeterwürdiges Foul am THW-Kapitän zu werten sei. In der Diskussion einigten sich die Berliner auf Ballbesitz für Göppingen und verspielten damit gänzlich die Gunst des Publikums. Endgültig zum Hexenkessel wurde die Halle, als Hartmann mit dem angewinkelten rechten Arm einen Weltrekordversuch im Anzeigen des passiven Spiels startete. Das Guiness-Buch oder ein Krampf - eine andere Erklärung konnte es für die skurrile Aktion des Schiedsrichters nicht geben, der minutenlang die Göppinger im Ballbesitz beließ. Göppinger, die sich ausdrücklich gegen den direkten Weg zum Tor entschieden hatten.

Die Zuschauer liefen heiß, rissen die Spieler aus ihrer Passivität, und die dankten es mit schönen Aktionen. So traf Filip Jicha mit zwei Drehern zum 18:14 und 19:15, die mit Geschwindigkeiten von neun bzw. elf Stundenkilometern am guten Enid Tahirovic vorbei ins Tor kullerten.

Was noch? In den beiden Saisonspielen zuvor hatte THW-Trainer Alfred Gislason gänzlich auf eine Auszeit verzichtet, gegen Göppingen zückte er die grüne Karte zum ersten Mal. Allerdings bei einem beruhigenden Stand von 14:8 für seine Mannschaft. Vielleicht wollte er auch nur üben für das Heimspiel am Sonntag gegen den Bergischen HC (17.30 Uhr).

(von Wolf Paarmann, aus den Kieler Nachrichten vom 15.09.2011)


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