THW-Logo
29./30.01.2012 - Letzte Aktualisierung: 30.01.2012 EM 2012 / Nationalmannschaften

Dänemark nach Sieg über Serbien Europameister

Wie schlugen sich die aktuellen und zukünftigen ausländischen THW-Spieler?

Update #2 KN-Berichte ergänzt ...

Dänemark ist Europameister 2012!
Klicken Sie zum Vergrößern! Dänemark ist Europameister 2012!
Dänemark ist Europameister 2012! Das Team von Ulrik Wilbek schlug den Gastgeber Serbien mit 21:19 (9:7). Herzlichen Glückwunsch an Rene Toft Hansen zum Titel, aber auch an Momir Ilic und Marko Vujin zur Silbermedaille. Im Spiel um Platz 3 hatte Kroatien zuvor Spanien mit 31:27 (13:12) geschlagen.
Die dänische Deckung mit Rene Toft Hansen im Mittelblock und Torhüter Landin Jacobsen arbeitete von Beginn an exzellent und stellte Serbiens Rückraum um Momir Ilic und Marko Vujin vor größte Probleme. Über 4:2 (10.) und 8:5 (23.) ging Dänemark mit einer 9:7-Führung in die Pause. Im zweiten Durchgang setzte sich Dänemark auf 11:7 (34.) und 16:12 (47.) ab, doch Serbien steckte nicht auf und verkürzte durch Vujin auf 15:16 (51.). Dann war es aber Dänemarks bester Schütze Mikkel Hansen (9 Treffer), der mit drei Toren die Führung der Rot-Weißen bewahrte (19:17, 55.). Als Nikcevic schön an den Kreis einlief und zum 18:19 (55.) traf, glaubten die fanatischen Fans der Gastgeber wieder an die Chance ihres Teams. Nachdem aber Lauge Schmidt zum 20:18 traf und Mikkel Hansen nach einem Steal 20 Sekunden vor Schluss das 21:18 per Gegenstoß erzielte, war der Titeltraum der Serben ausgeträumt.

Konnte sich nach der Final-Niederlage doch auch über Silber freuen: Momir Ilic.
Klicken Sie zum Vergrößern! Konnte sich nach der Final-Niederlage doch auch über Silber freuen: Momir Ilic.
Enttäuschung bei Marko Vujin kurz vor Spielende.
Klicken Sie zum Vergrößern! Enttäuschung bei Marko Vujin kurz vor Spielende.
Freude über den Titel: Rene Toft Hansen (links) mit seinem Bruder Henrik.
Klicken Sie zum Vergrößern! Freude über den Titel: Rene Toft Hansen (links) mit seinem Bruder Henrik.

Finale: 29.01.12, So., 17.00: Serbien - Dänemark: 19:21 (7:9)

Serbien:
Stanic (1.-60., 15 Paraden), Marjanac (n.e.); Sesum (n.e.), Vujin (2/1, 29 Minuten Spielzeit), Nikcevic (2), Manojlkovic (1), Toskic (1), Ilic (2/1, 43 Minuten Spielzeit), Markovic (n.e.), Prodanovic (4), Stojkovic (2), Beljanski (1), Vuckovic (3), Cutura, Stankovic, Nenadic; Trainer: Vukovic
Dänemark:
Landin Jacobsen (1.-60., 19 Paraden), Cleverly (n.e.); Mogensen, M. Christiansen (n.e.), Lauge Schmidt (2), L. Christiansen, N. Markussen (2), Eggert Jensen (3/1), Spellerberg (1), Svan Hansen, Lindberg (2), R. Toft Hansen (1, 44 Minuten Spielzeit), Sondergaard Sarup (1), H. Toft Hansen, Hansen (9), Nielsen; Trainer Wilbek
Schiedsrichter:
Abrahamsen / Kristiansen (NOR)
Zeitstrafen:
Serbien: 4;
Dänemark: 3
Rote Karte:
Serbien: Manojlovic nach 3. Zeitstrafe
Siebenmeter:
Serbien: 3/2;
Dänemark: 1/1
Spielfilm:
1. Hz.: 0:2 (4.), 2:2, 2:4 (10.), 3:4, 3:5, 4:5, 4:6 (19.), 5:6, 5:8 (23.), 7:8 (25.), 7:9;
2. Hz.: 7:11 (34.), 10:11 (39.), 10:13 (41.), 11:13, 11:14, 12:14 (44.), 12:16 (47.), 15:16 (51.), 15:17, 16:17 (52.), 16:18, 17:18 (54.), 17:19, 18:19 (55.), 18:21 (60.), 19:21
Zuschauer:
19.800 (Belgrad Arena, Belgrad (SRB))

 

Aus den Kieler Nachrichten vom 30.01.2012:

Matchwinner Mikkel Hansen

Dänemarks Star machte beim Finalsieg über Serbien den Unterschied - Momir Ilic und Co. mit Kräften am Ende
Belgrad. Das Endspiel der Handball-Europameisterschaft in Serbien hatte zwei Sieger: Die Dänen, die verdient mit 21:19 (9:7) gewannen. Und die Serben, die nur Minuten brauchten, um ihre Tränen zu trocknen. Bei der emotionalen Siegerehrung feierte das Team um den Kieler Momir Ilic ausgelassen. Eine Medaille wollten sie ihrem Land schenken. Sie hielten ihr Versprechen.

Dritter wurden die Kroaten, die auch nach dem 31:27-Erfolg gegen Spanien Nervenstärke bewiesen. Als Vierter hätten sie an der Ehrung nicht teilnehmen müssen, als Dritter schon. Das Pfeifkonzert der mehr als 20 000 Serben ließen sie an sich abperlen. Mit kroatischer Fahne betraten sie die Arena und feierten wie kleine Kinder eine Bronzemedaille, die sogar den Riesen Igor Vori tief berührte. "Nach dem verlorenen Halbfinale gegen Serbien waren wir psychisch total im Keller", sagte der Kapitän. "Aber wir sind wieder aufgestanden und haben gezeigt, dass wir echte Freunde sind."

Dass sich ihr Hass auf die Kroaten reduzierte, bewies die serbische Fanwand, als dem 39-jährigen Lars Christiansen die Schale überreicht wurde. Ein besonderer Moment für den dänischen Linksaußen, zweitältester Spieler der EM. Als Europameister sind die Dänen direkt für die Olympischen Spiele qualifiziert. Christiansen, dann zwei Jahrzehnte lang Nationalspieler und 40 Jahre alt, ist dabei. "Das passt, schließlich ist ein Handballfeld auch 20 mal 40 Meter groß."

Die Dänen trafen gestern auf einen Gegner, der sich im Turnier aufgerieben hatte. Momir Ilic und Marko Vujin waren mit ihren Kräften am Ende, aus dem Rückraum kam zu wenig, um die bärenstarke dänische Deckung zu knacken. Zum Albtraum entwickelte sich Torhüter Niklas Landin, der bis in die zweite Halbzeit hinein mehr als 60 Prozent der Würfe abwehrte. Die Wahl zum besten Torhüter des Turniers war zu diesem Zeitpunkt schon abgeschlossen. Nummer eins wurde sein Gegenüber Darko Stanic, der im Finale aber kaum schlechter war. Er hielt sein Team, das zwischenzeitlich mit vier Toren im Rückstand lag, im Spiel, ließ die Hoffnung leben.

Und tatsächlich sah es am Ende so aus, als könnten die Gastgeber die Partie noch einmal kippen. Doch immer, wenn sie auf ein Tor verkürzten, traf der überragende Mikkel Hansen. Das war beim 17:15 der Fall, beim 18:16 und 19:17 (55.). Nur folgerichtig, dass der lange Schlacks in Diensten des dänischen Meisters AG Kopenhagen auch den letzten Treffer erzielte. Vujin, ab dem Sommer ein Kieler, rutschte aus, und der Ball landete bei Hansen, der sein neuntes Tor machte.

"Er war heute der Unterschied", sagte ein stolzer Nationaltrainer Ulrik Wilbek, der es nicht fassen konnte, dass sein Team, das in der Vorrunde gegen Serbien verloren hatte, schließlich Gold gewinnen sollte. "Ich habe damals nach der Pressekonferenz gesagt, dass ich auf ein Wiedersehen hoffe." Aber daran geglaubt hatte er wohl nicht.

"Wir waren physisch und emotional nach dem Halbfinale am Ende", sagte Ilic, der bei elf Versuchen zweimal traf. "Aber wir sind stolz auf Silber." Damit lösten die Serben ein Ticket für ein Olympia-Qualifikationsturnier und eines für die WM 2013 in Spanien.

Es war ein großer Tag für das sportverrückte Land, der heute Abend auf dem Rathausplatz von Belgrad gefeiert werden soll. Mit Tennisheld Novak Djokovic und den Wasserballern, die gestern Europameister wurden. Wann mit ihm in Kiel zu rechnen sei? "Ich schicke Alfred (Gislason, d. Red.) eine SMS und frage ihn mal", sagte Ilic. "Es wäre schön, wenn ich noch ein paar Tage frei nehmen könnte." Eine alte Handballnation will ihren Neuanfang feiern.

(von Wolf Paarmann, aus den Kieler Nachrichten vom 30.01.2012)

 

Aus den Kieler Nachrichten vom 30.01.2012:

Momir Ilic, großer Bruder im serbischen Team

Pechvogel Zarko Sesum kam mit einer Mullbinde am Auge
Belgrad. Vor dem Gold-Spiel hatten die Serben sich selbst ein Bein gestellt. Im Anschluss an den umjubelten Halbfinal-Sieg gegen Kroatien (26:22) bewarfen Fans die Besiegten mit Münzen und trafen dabei das rechte Auge eines ihrer Helden: Zarko Sesum fehlte. "Das ist ein großes Minus für uns", sagte Mitspieler Momir Ilic, als er von dem tragischen Aus seines Mitspielers erfuhr. Die gute Nachricht: Der Rückraumspieler der Rhein-Neckar Löwen soll keine bleibenden Schäden davongetragen haben. "Die Serben sind keine Handball-Fans", sagte der Kroate Blazenko Lackovic vom HSV Hamburg, der sie allerdings nicht für die sportliche Niederlage verantwortlich machte. "Das Publikum in Deutschland oder Kroatien ist viel besser. Dort wird der Gegner mit Respekt behandelt, das ist hier nicht der Fall."

Das serbische Team besuchte Sesum in geschlossener Formation noch am Sonnabend im Krankenhaus und versprach ihm, die Goldmedaille für ihn zu gewinnen. Als vor dem Endspiel alle Spieler vorgestellt wurden, rief der Hallensprecher auch die Nummer fünf auf - Zarko Sesum. Der 25-Jährige war dabei, hatte es im Krankenhaus nicht ausgehalten und war trotz seiner Augenverletzung in die Arena gekommen, drückte seinem Team mit einer Mullbinde auf dem verletzten Auge von der Tribüne aus die Daumen.

Und nicht nur er. Auch Tennisstar Novak Djokovic munterte die Landsleute aus Australien via SMS und Facebook vor der Partie auf. Die Handballer sind in. Ihr sympathisches Auftreten hat einen seit vielen Jahren verschütteten Sport wieder an die Oberfläche und ins Licht gebracht. Der Schlüssel zum Erfolg war der beeindruckende Teamgeist, Kopf des Unternehmens der Kieler Ilic, der für viele Spieler die Rolle des großen Bruders einnimmt. Der so druckresistent wirkte wie ein Diamant. "Ich spiele beim THW Kiel, Druck bin ich also gewohnt."

Ilic, der Bruder; Veselin Vukovic, der Vater. Mit dem 53-jährigen Trainer gelang dem serbischen Handballverband ein Glücksgriff. Mit seiner ruhigen und besonnenen Art gab er, der als Kreisläufer für Jugoslawien Olympisches Gold (1984) gewonnen hatte, dem jungen Team einen Rahmen. Die Taktik überließ er seinem Assistenten Vladan Jordovic, der als Gehirn des Gastgebers gilt.

Es passt zur Geschichte, dass mit Darko Stanic einer zum Helden wurde, der schon vor dem Aus stand. Wegen Kokainmissbrauchs war der Torhüter im Mai 2006 für zwei Jahre gesperrt worden. Und jetzt prägte der 33-Jährige diese EM. Vor allem im Halbfinale zeigte er Sonderklasse, parierte 39 Prozent der kroatischen Würfe und ließ nach der Pause nur acht Tore zu, die Berufung ins All-Star-Team war der verdiente Lohn. In der kommenden Saison wird er in der Bundesliga zu sehen sein, FA Göppingen hat ihn verpflichtet. Um den Hals trägt er ein Amulett der australischen Ureinwohner, der Aborigines. Und seit gestern die ersehnte Medaille, die Farbe war den Serben nach der ersten Enttäuschung egal.

(von Wolf Paarmann, aus den Kieler Nachrichten vom 30.01.2012)


(29./30.01.2012) Ihre Meinung im Fan-Forum? Zur Newsübersicht Zur Hauptseite