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18./19.04.2012 - Letzte Aktualisierung: 19.04.2012 Bundesliga

56:0 Punkte: THW steht nach Sieg in Göppingen dicht vor dem Titelgewinn

Bundesliga, 29. Spieltag: 18.04.2012, Mi., 20.15: Frisch Auf Göppingen - THW Kiel: 23:33 (13:15)
Update #3 KN-Bericht, Fotos, Spielbericht und Stimmen ergänzt ...

Die Zebras um den starken Filip Jicha eilten auch den Göppingern davon.
Klicken Sie zum Vergrößern! Die Zebras um den starken Filip Jicha eilten auch den Göppingern davon.
Der THW Kiel hat mit einem letztlich ungefährdeten 33:23 (15:13)-Auswärtssieg bei Frisch Auf Göppingen seine weiße Weste in der TOYOTA Handball-Bundesliga gewahrt und auch das 28. Saisonspiel gewonnen. Damit stehen die Kieler dicht vor dem Gewinn der 17. Meisterschaft, die sie mit einem Punktgewinn im Heimspiel am 1. Mai perfekt machen können. In der mit 5.600 Zuschauern ausverkauften "Hölle Süd" in Göppingen bewahrten die Kieler vor allem in der zweiten Halbzeit einen kühlen Kopf und hielten den Gegner mit einer konzentrierten Abwehrarbeit in Schach. Bester Werfer einer Kieler Mannschaft, bei der sich alle Feldspieler in die Torschützenliste eintrugen, war Filip Jicha mit 7/1 Treffern.
Ohne den seit der Europameisterschaft in Serbien mit Problemen an der Patellasehne des Knies kämpfenden Aron Palmarsson waren die Kieler nach Baden-Württemberg gereist. Die Gastgeber mussten mit dem Langzeitverletzten Michael Haaß, Pavel Horak, Felix Lobedank und Tim Kneule sogar vier Stammkräfte ersetzen. Trotzdem entwickelte sich von Beginn an eine muntere Partie, in der der THW mit viel Tempo aus einem 0:1-Rückstand schnell eine 3:1-Führung machte. Während die Kieler variabel Lücken in der FAG-Defensive suchten, fand bei den Gastgebern zunächst nur Rückraumspieler Momir Rnic durch die dichte, aufmerksame offensive Deckung des THW den Weg in Richtung Tor. Bis zur elften Minute dauerte es, bis sich mit Späth ein zweiter Spieler der Göppinger in die Torschützenliste eintragen konnte.

THW macht früh seine Ansprüche deutlich
Die Partie in Göppingen war ein hartes Stück Arbeit - auch für Kim Andersson, der sich hier durchsetzt.
Klicken Sie zum Vergrößern! Die Partie in Göppingen war ein hartes Stück Arbeit - auch für Kim Andersson, der sich hier durchsetzt.
Bis dato hatte Rnic dreimal für die Gastgeber getroffen, nach dessen 3:4-Anschluss legte der THW allerdings einen dreiminütigen Zwischenspurt ein: Der toll freigespiele Dominik Klein machte das 5:3, Thierry Omeyer parierte zum ersten Mal einen Rnic-Wurf, im Gegenzug wurde Ahlm beim Torwurf gefoult. Den fälligen Siebenmeter verwandelte Momir Ilic zum 6:3, und Daniel Narcisse ließ seine Gegenspieler vor dem 7:3 im Eins-gegen-Eins einmal mehr als aussehen. Doch dann mischte sich ein wenig Übermut in die Aktionen der Kieler: So spritzte Rnic in einen Pass und markierte per Heber den 6:7-Anschlusstreffer (13.). Aus der Ruhe brachte er die Kieler damit nicht. Ahlm konterte postwendend nach Schneller Mitte, der aufmerksame Jicha klaute einen Ball und verwandelte zum 9:6. Als er wenig später noch einmal auf die Reise ging, stellte sich ihm auf dem Weg zur Vier-Tore-Führung Rutschmann im FAG-Tor entgegen. Thiede traf dann zum 7:9 (15.).

Starker Rutschmann
Momir Ilic traf aus zehn Metern  - scheiterte aber auch mit zwei Siebenmetern an Tahirovic.
Klicken Sie zum Vergrößern! Momir Ilic traf aus zehn Metern - scheiterte aber auch mit zwei Siebenmetern an Tahirovic.
Doch einmal mehr zeigte der THW seine Klasse: Ilic traf aus zehn Metern, Christian Sprenger verwandelte nach eigenem Steal sicher, Jicha netzte einen Siebenmeter ein, und Klein reagierte nach einem Beinahe-Ballverlust von Narcisse reaktionsschnell und markierte aus spitzem Winkel das 13:8 (18.). Alles schien auf einen deutlichen Erfolg für die Zebras hinauszulaufen. Das befürchtete auch FAG-Trainer Velimir Petkovic - seine Auszeit sollte dem THW ein wenig den Schwung nehmen. Das tat sie auch. Denn fortan ließen die Kieler die letzte Konsequenz beim Gegenstoß vermissen, machten viele technische Fehler oder scheiterten am überragenden Rutschmann im FAG-Tor. Nur noch zwei Treffer gelangen dem THW in den letzten zwölf Minuten der ersten Hälfte - Christian Zeitz markierte diese in der 24. und 25. Minute jeweils nach exzellenten Wacklern. Als Späth dann das 11:15 erzielte (28.) und dann in den Anwurf hineinstürmte, sich den Ball klaute und neun Sekunden später zum 12:15 einnetzte, nahm auch Gislason die Auszeit. Mit mäßigem Erfolg: Rnic gelang noch vor dem Pausenpfiff mit seinem sechsten Tor der 13:15-Anschluss - der Göppinger Hexenkessel kochte. Auch, weil der THW die zweite Halbzeit in Unterzahl beginnen musste: Zeitz kassierte vor dem Wechsel eine Zwei-Minuten-Strafe.

Sechs Tore in zwei Minuten
Henrik Lundström erzielte nach seiner Einwechslung drei Tore.
Klicken Sie zum Vergrößern! Henrik Lundström erzielte nach seiner Einwechslung drei Tore.
Gut, dass der THW Anwurf hatte. Und gut, dass Jicha bei angezeigtem Zeitspiel eine seiner klasse Einzelaktionen auspackte. Nach Späths 14:16 griff Omeyer herzhaft zu, Kim Andersson hämmerte den Gegenstoß aus elf Metern ins Netz. Dann bediente der Kieler Tor-Franzose Sprenger mustergültig zum 18:14. Dominik Klein hätte dann für die Vorentscheidung sorgen können, doch der Linksaußen scheiterte innerhalb kürzester Zeit aus dem Rückraum, mit einem Gegenstoß und nach Schneller Mitter an Rutschmann, Späth verkürzte. Als dann der für den Siebenmeter eingewechselte Tahirovic spektakulär gegen Ilic parierte, bebte die "Hölle Süd". Für ruhe sorgte der für Klein eingewechselte Lundström, der sicher zum 19:15 vollstreckte. Sechs Tore in zwei Minuten fielen während dieser Tempohatz, an deren Ende der weiterhin nur mit drei Toren führte (21:18, 40. Minute).

Sechs Tore in zwei Minuten
Daniel Kubes trug sich kurz vor Schluss in die Torschützenliste ein.
Klicken Sie zum Vergrößern! Daniel Kubes trug sich kurz vor Schluss in die Torschützenliste ein.
Hatten die Fans der Gastgeber nach Rutschmanns Glanztat gegen den freien Lundström noch von einer Sensation zu träumen gewagt, so waren diese sechs Minuten später ausgeträumt. Diese sechs Minuten nutzten die Kieler, um mit einem 5:1-Zwischenspurt vorentscheidend auf 26:19 davon zu ziehen. Klasse, wie Ahlm die zweite Welle zum 22:18 verwandelte, stark, wie Andersson nach tollem Jicha-Pass zum 23:18 vollstreckte. Überragend, wie Narcisse den Ball über den Block ins Netz wuchtete. Einen Raunen ging dann durch die Zuschauerreihen, als der THW eine Überzahl-Situation perfekt ausspielte und Lundström in aller Ruhe zum 25:19 treffen konnte. Jicha besorgte dann mit einem Gegenstoß nach Steal den Rest. Die Gastgeber hatten der nun immer stärker werdenden Zebra-Defensive nichts mehr entgegen zu setzen. Petkovic reagierte, und schonte seine Leistungsträger im Rückraum. Linksaußen Oprea rückte auf die Mitte, doch in Gefahr bringen konnte Frisch Auf die Zebras nicht mehr. Die Schraubten das Ergebnis in den Schlussminuten noch auf 33:23, wobei sich auch Daniel Kubes (nach einem Jicha-Traumpass) und der an den Kreis eingelaufene Tobias Reichmann in die Torschützenliste eintrugen.

Gegen Magdeburg die Meisterschaft perfekt?
Die Kieler bedankten sich bei den mitgereisten Fans - jetzt geht es für den THW nach Zagreb.
Klicken Sie zum Vergrößern! Die Kieler bedankten sich bei den mitgereisten Fans - jetzt geht es für den THW nach Zagreb.
Im Heimspiel gegen den SC Magdeburg können die Kieler damit ihren 17. Titelgewinn perfekt machen. Dafür benötigen sie gegen die Sachsen-Anhaltiner nur noch einen Punkt. Aber wer die Kieler kennt, der weiß, dass sie auch diese Partie unbedingt gewinnen wollen. Denn die Null soll weiter stehen. Sollte der THW Kiel sich bereits gegen Magdeburg die Schale sichern können, wäre dies die schnellste Meisterschaft aller Zeiten. Bevor man an der Förde aber einen ersten Titelgewinn bejubeln kann, stehen den Kielern zwei ganz schwere europäische Aufgaben ins Haus: Im Viertelfinale der "VELUX EHF Champions League" müssen sie am Wochenende im Hexenkessel von Zagreb bestehen, am 29. April wollen sie sich dann mit einem Erfolg gegen RK Zagreb im Heimspiel für das "VELUX EHF Final4" in Köln qualifizieren.

(Christian Robohm)

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Stimmen zum Spiel:

THW-Trainer Alfred Gislason:
Ich bin sehr zufrieden, dass wir gewonnen haben. Es war ein schwieriges Spiel, aber unser Sieg war verdient, wenngleich er etwas zu hoch ausgefallen ist. In der Videovorbereitung waren wir davon ausgeganen, dass bei Göppingen zum Beispiel ein Lobedank spielt. Dass er und weitere nicht dabei waren, war für mich deshalb ein ungutes Gefühl.

Wir haben uns sehr bemüht, aber es war schwer, uns abzusetzen. Erst nach 45 Minuten ist uns das gelungen. Die Göppinger standen gut in der Deckung, und der Torhüter hat überragend gespielt. Es war wichtig, dass wir trotzdem den Rhythmus gehalten haben.

Ich werde mit der Mannschaft heute ein Bier trinken, aber wir werden nicht feiern. Dafür haben wir keine Zeit. Wir haben zwei wichtige Spiele gegen Zagreb vor der Brust, und wir möchten nun auch gegen Magdeburg gewinnen und zu Hause Meister werden. Außerdem muss ich überlegen, was wir im nächsten Spiel von dem ändern können, was heute nicht so gut war.

Die Null ist ein Traum von uns. Jeder Handballer träumt davon, einmal eine Saison lang kein Spiel zu verlieren. Vor einem halben Jahr hätte ich nicht für möglich gehalten, dass wir diesen zu diesem Zeitpunkt der Saison noch weiter träumen können. Aber wenn man nicht aufpasst, kassiert man zum Beispiel gegen Gummersbach eine Niederlage. Unser nächstes Auswärtsspiel ist außerdem in Hamburg. Die werden sich gegen uns den ganzen Frust der Saison von der Seele spielen wollen.

Göppingens Trainer Velimir Petkovic:
Glückwunsch an Alfred, was der THW in dieser Saison spielt, ist nicht zu fassen. Da stehen selbst Fachleute vor einem Rätsel. Man denkt, man hat alles im Griff, und dann schießen sie aus 15 Metern... Einen Sieg hatte deshalb heute in der Halle keiner von uns erwartet. Aber wir hatten einen guten Torwart und vor allem in der ersten Hälfte gut gespielt. Später hat man gesehen, dass uns die Alternativen fehlen. Daraus resultierten viele Fehler, und die nutzt der THW aus und macht in einer Minute drei Tore.

Im Angriff haben wir eine gute Leistung gezeigt und die Kieler Deckung beschäftigt. In der zweiten Hälfte hat uns die Kraft gefehlt. Ab der 45. Minute habe ich überlegt, was ich ändern kann, um Kräfte für das Spiel gegen die Löwen am Sonnabend zu sparen.

THW-Kapitän Marcus Ahlm gegenüber Sport1:
Marcus Ahlm erzielte drei Tore in der EWS-Arena.
Klicken Sie zum Vergrößern! Marcus Ahlm erzielte drei Tore in der EWS-Arena.
Es war wie immer in Göppingen ein hart umkämpftes Spiel. Es hat Spaß gemacht, hier zu spielen: eine tolle Halle und Super-Stimmung. In der ersten Halbzeit liefen die erste und zweite Welle nicht so gut, da haben wir viel zu viele technische Fehler gemacht.

Die Null ist uns nicht so wichtig, wir konzentrieren uns einfach auf die nächsten Spiele. Aber klar: Wir würden uns freuen, wenn wir das schaffen, aber es ist nicht das Ziel an sich. Wir wollen Deutscher Meister werden. Deshalb ist auch nicht schwer, sich zu motivieren. Wir wissen, dass wir verlieren, wenn wir schlecht spielen. Daher ist das kein Problem.

Es macht einen Riesenspaß, mit diesen tollen Spielern in dieser tollen Mannschaft zu spielen. Ob das die beste Mannschaft aller Zeiten ist, kann ich nicht sagen, vielleicht weiß man nach der Saison mehr. Noch haben wir nichts gewonnen.

Für die Organisation der Meisterfeier sind wir Spieler nicht zuständig, wir wollen einfach gegen Magdeburg gewinnen. Zuvor müssen wir aber gegen Zagreb in der VELUX EHF Champions League bestehen.Das ist eine Mannschaft, die sich gefunden hat, mit einigen jungen aufstrebenden Spielern. Zagreb hatte in den Gruppenspielen gute Ergebnisse gegen Barcelona. Und die Kroaten haben hat eine tolle Halle hinter sich. Wir freuen uns natürlich, dass wir das Rückspiel in Kiel haben, aber erstmal müssen wir ein gutes Spiel in Zagreb abliefern.

FAG-Kreisläufer Manuel Späth gegenüber Sport1:
Wir wussten, dass es diese Saison kaum möglich ist, Kiel zu schlagen. Das hat sich heute einmal mehr bewiesen. Immer wenn wir Fehler gemacht haben, hat Kiel das eiskalt ausgenutzt. Kiel steht nicht umsonst so weit vorne und hat verdient gewonnen.

29. Spieltag: 18.04.12, Mi., 20.15: Frisch Auf Göppingen - THW Kiel: 23:33 (13:15)

Logo Frisch Auf Göppingen:
Tahirovic (2 Siebenmeter, 2 Paraden), Rutschmann (1.-60., 13 Paraden); Oprea (1), Thiede (6), Schöne, Späth (6), Mrvaljevic (1), Markez, Anusic, Rnic (8/2), Schubert, Markicevic (1); Trainer: Petkovic
Logo THW Kiel:
Omeyer (1.-51., 14 Paraden), Palicka (51.-60., 2 Paraden); Andersson (2), Lundström (3), Sprenger (3), Ahlm (3), Kubes (1), Reichmann (1), Zeitz (2), Narcisse (4), Ilic (4/2), Klein (3), Jicha (7/1); Trainer: Gislason
Schiedsrichter:
Colin Hartmann / Stefan Schneider
Zeitstrafen:
FAG: 2 (Mrvaljevic (37.), Markez (44.));
THW: 3 (Zeitz (30.), Sprenger (55.), Kubes (58.))
Siebenmeter:
FAG: 4/2 (Palicka hält Rnic (57.), Schubert gegen Palicka an die Latte (58.));
THW: 5/3 (Tahirovic hält 2x Ilic (37., 44.))
Spielfilm:
1. Hz.: 1:0, 1:3 (5.), 3:4 (7.), 3:7 (11.), 6:7 (13.), 6:9 (14.), 7:9, 7:11 (16.), 8:13 (18.), 10:13 (23.), 10:15 (25.), 12:15( 28.), 13:15;
2. Hz.: 13:16, 15:18 (35.), 16:20 (39.), 18:21 (40.), 18:24 (43.), 19:24, 19:26 (46.), 20:28, 21:29 (52.), 23:30 (54.), 23:33 (60.).
Zuschauer:
5.600 (ausverkauft) (EWS-Arena, Göppingen)
Spielgrafik:
Spielgrafik

 

Aus den Kieler Nachrichten vom 19.04.2012:

1. Mai wird zum Feiertag

Auch Göppingen kann den THW nicht stoppen - Jicha warf beim 33:23 acht Tore
Göppingen. Wie gehabt, auch FrischAuf Göppingen war gestern Abend nicht in der Lage, die Handball-Überflieger vom THW Kiel vom Himmel zu holen. So landeten die "Zebras" im 28. Saisonspiel mit dem 33:23 (15:13) ihren 28. Sieg und bauten den Punkterekord in der Bundesliga auf großartige 56:0 aus. "Unglaublich, welche Saison die Kieler spielen", schwärmte FAG-Trainer Velimir Petkovic, "das ist einfach nicht zu fassen."

Im Süden tragen die Bäume schon Blätter, Rapsfelder stehen in voller Blüte: Unbemerkt für kältegeplagte Norddeutsche ist der Frühling in die schwäbische Natur eingezogen. Kiel-Fans, die gestern die 820 Kilometer weite Reise nach Göppingen angetreten hatten, blickten zu Recht neidisch in die Landschaft. Aber sie haben ja ihren THW, der erwärmte Seele und Herzen seines Anhangs. Gestern allerdings nicht durch die Schönheit des eigenen Spieles, der Tabellenführer machte ungewohnt viele Fehler. Doch die Kieler demonstrierten, dass sie auch in schwierigen Situationen nicht den Kopf verlieren. Ein weiterer Grund, warum sie den Nimbus der Unbesiegbarkeit tragen.

Auf der Bank von Petkovic klafften größere Lücken. Mit dem Langzeitverletzten Haaß, Kneule, Horak und Lobedank fehlten ihm vier Leistungsträger. "Die Jungen müssen es machen", sagte Petkovic. Tatsächlich bot der Außenseiter dem hohen Favoriten lange Zeit die Stirn. Momir Rnic traf zunächst wie er wollte, auf der anderen Seite scheiterten die Kieler ein ums andere Mal an Bastian Rutschmann.

Und die Kieler? Die brachten sich nach klaren Führungen unkonzentriert selbst in Bedrängnis, waren nicht in der Lage, sich entscheidend abzusetzen. Bezeichnend dafür die letzten fünf Minuten vor dem Wechsel, als der 15:10-Vorsprung auf den 15:13-Pausenstand schmolz. "Wir haben in der Abwehr nicht so gut gestanden, wie zuletzt, deswegen fehlten die schnellen Tore", analysierte Henrik Lundström, der Dominik Klein nach 36 Minuten und zwei vergebenen Tempogegenstößen auf Linksaußen ablöste und später selbst dreimal traf.

Die Entscheidung fiel wie zuletzt in Lemgo in der Schlussviertelstunde. Die Abwehr fand sich, die Konter saßen - die "Zebras" machten sich aus dem Staub. Treffsicher zeigte sich vor allem Filip Jicha. Einen Tag vor seinem 30. Geburtstag war der Tscheche mit acht Toren bester Kieler Schütze, sorgte so mit dafür, dass sich die Anspannung auf der THW-Bank in Freude wandelte.

Den Griff zur Schale, der gestern bereits möglich gewesen wäre, müssen die "Zebras" noch um einen Spieltag verschieben, die erforderlichen Ergebnisse aus den anderen Hallen blieben aus. Der THW wird das spielend verkraften, Zweifel am 17. Titelgewinn hat niemand mehr. Am 1. Mai zu Hause gegen Magdeburg können die "Zebras" alles klarmachen. Gut so, denn eine Feier in eigener Halle mit dem eigenen Anhang ist ohnehin schöner.

Vorher geht's allerdings auf die Europa-Bühne. Schon am Sonnabend müssen die Kieler im Viertelfinal-Hinspiel der Champions League bei RK Zagreb Farbe bekennen. Eine knifflige Aufgabe. Deswegen war es gut, dass die Kieler neben dem Sieg verletzungsfrei geblieben sind. "Uns erwarten jetzt wichtige Spiele, betonte Alfred Gislason. "Deswegen bin ich auch froh, dass wir hier gewonnen haben."

(von Reimer Plöhn, aus den Kieler Nachrichten vom 19.04.2012)


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