Aus den Kieler Nachrichten vom 18.01.2013:
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Vom 11. bis 27. Januar 2013 findet die WM 2013 in Spanien statt.
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Granollers. Das Team von Martin Heuberger hat nach dem
29:21-Sieg gegen Montenegro
vorzeitig das Achtelfinale erreicht. Was den Bundestrainer
einen Tag vor dem abschließenden Gruppenspiel gegen
Frankreich (18.15 Uhr/ARD) in Barcelona sichtlich entspannte.
"Der Adrenalinspiegel ist gefallen, ich habe zum ersten Mal
seit Wochen wieder besser geschlafen." Nicht gut, aber besser.
Der Knoten ist offenbar gelöst, die Auswahl des Deutschen
Handball-Bundes (DHB) hat das Minimalziel erreicht, das schöner
klingt als es ist. Wer das Achtelfinale erreicht, gehört
lediglich zu den 16 besten Mannschaften einer Weltmeisterschaft.
Und in seiner dunkelsten Stunde, bei der
WM 2011 in Schweden,
wurde die DHB-Auswahl Elfter. Aber wenn erreichte Minimalziele
ihren Zweck erfüllen, dann ist es auch legitim, sie zu formulieren.
Der Bundestrainer schläft wieder besser, also ist alles gut.
Entsprechend fröhlich gab er sich vor dem Duell mit den Franzosen,
dem ersten echten WM-Test. "Sie haben in den letzten zehn Jahren
alles abgeräumt und sind nicht unsere Kragenweite", sagte der 48-Jährige.
"Das ist ein Lernspiel." Sein Kapitän Oliver Roggisch, immerhin
187-maliger Nationalspieler, wäre im Kader des Titelverteidigers
lediglich ein "no name". Auch auf der Waage wäre sein Team chancenlos,
würden sich die Gegner doch alle im dreistelligen Kilogramm-Bereich
bewegen. "Wir wollen mit handballerischen Mitteln dagegenhalten."
Argentinien und Montenegro hätten in der Gruppenphase zu viel Angst
vor den Franzosen gehabt. "Das möchte ich von meiner Mannschaft nicht
erleben." Von einem Sieg gegen das Team von Claude Onesta wollte gestern
im deutschen Lager keiner sprechen. Auch wenn das zur Folge hätte, am
Ende Erster in der
Gruppe A zu sein und
gegen den Vierten der Sevilla-Gruppe spielen zu dürfen. Wer das sein
könnte, wusste Heuberger nicht. "Ich habe mir gestern Abend zum ersten
Mal deren Tabelle angesehen." Seine Gegenwart ist Frankreich. Jene
Mannschaft, die den Deutschen bei der
WM in Schweden
die "Schmach von Kristianstad" bescherte. Männer gegen Jungs - dieses
ungleiche Duell endete 23:30.
Dominik Klein glaubt nicht, dass die
Rollenverteilung diesmal ähnlich sein wird. "Onesta hatte bisher noch
keinen Pulsschlag jenseits von 180 haben müssen. Wir werden uns bemühen,
das zu ändern." Von einer Reifeprüfung für das mit sechs WM-Debütanten
besetzte Team will der Kieler Linksaußen aber nichts wissen. Es ginge nur
darum, das Fundament in jedem Spiel um ein weiteres Stück zu verbreitern.
"Wir sind dabei auf einem guten Weg." Maßgeblichen Anteil daran hätte
Heuberger, dessen "authentische Art" er sehr schätze. "Wir suchen
gemeinsam nach Lösungen, und dann tragen die auch alle mit." Es sei
keine Seltenheit, dass der Bundestrainer die Spieler auch am späten
Abend noch in ihren Zimmern besuchen würde, um mit ihnen Einzelheiten
zu besprechen. "Er weiß, dass er mit seiner Art unsere volle Rückendeckung
genießt." Und Klein kennt auch den richtigen
Umgang mit seinem mittlerweile 35-jährigen Vereinskollegen
Thierry Omeyer. Die Schweden hätten ihn vor
dem letzten WM-Finale unterschätzt. "Sie haben ihn als alten Mann
bezeichnet, diesen Fehler werden wir bestimmt nicht machen."
(von Wolf Paarmann, aus den Kieler Nachrichten vom 18.01.2013)