Spitzenspiel in der ausverkauften Kieler Sparkassen-Arena: Nur rund 49 Stunden
nach dem Abpfiff der
Bundesliga-Partie in Minden sind
die "Zebras" erneut richtig gefordert. Mit der Unterstützung von 10.285 Fans wollen
sie am Dienstag zwei ganz wichtige Punkte im Kampf um die Meisterschaft holen. Gegner
sind ab 20.15 Uhr die Tabellenvierten Füchse Berlin - jene Mannschaft also, die dem
THW Kiel in der Hinrunde beim
26:26 den ersten Punktverlust nach
zuvor 50 siegreichen Spielen zugefügt hatte. Anwurf ist um 20.15 Uhr, Sport1 überträgt live.
Spätestens seit der vergangenen Spielzeit sind die Füchse in der Spitzengruppe
der DKB Handball-Bundesliga angekommen. Nachdem die Mannschaft von Trainer Dagur
Sigurdsson im vergangenen Jahr erneut Platz drei erreichte, sind die Hauptstädter
auch in dieser Saison in Reichweite der Champions-League-Plätze. Auch in Europa
sorgten die Füchse zuletzt für Furore.
Meilenstein gegen Barcelona
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Nationalspieler Sven-Sören Christophersen erzielte bislang
70 Treffer in 15 Partien.
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Bob Hanning ist der "Meister des Understatements". Immer wieder betont der
umtriebige Manager der Füchse Berlin, wie viel seinem Verein noch zu den ganz
Großen des Sports fehle. Ein internationaler Startplatz sei das auferlegte Ziel
für diese Spielzeit, "ein Platz fünf oder sechs wäre keine Enttäuschung",
erklärte Hanning vor der Saison. "Wir sind noch eine Galaxie von der Meisterschaft
entfernt." Die Berliner scheinen sich offenbar wohl zu fühlen in der Rolle des
Außenseiters - obwohl sie diese längst nicht mehr ausfüllen. Denn spätestens
seit der vergangenen Saison, in der die Füchse den sensationellen Platz drei
aus der Vorsaison wiederholten und im Halbfinale der "VELUX EHF Champions
League" nur denkbar knapp am späteren Titelträger THW Kiel scheiterten, sind
die Füchse Berlin zu einer echten Adresse der DKB Handball-Bundesliga und auf
dem europäischen Parkett geworden. Zuletzt machten die Füchse vor der Berliner
Handballrekordkulisse von mehr als 13.000 Zuschauern gegen den FC Barcelona
einmal mehr deutlich, dass auch in dieser Spielzeit immer mit ihnen zu rechnen
sein wird. Denn von einem "Freundschaftsspiel", wie Hanning die
Königsklassen-Partie angesichts des bereits feststehenden Achtelfinal-Einzugs
zuvor bezeichnet hatte, war nach dem Umzug in die o2-World nicht mehr viel zu
spüren: Mit 31:30 versetzten die Füchse dem Rekord-Champions-League-Sieger
einen Schlag. "Das war wieder ein kleiner Meilenstein in der Geschichte der
Füchse", jubelte Hanning nach dem Meisterstück der Hauptstädter. Und Weltmeister
Victor Tomas sprach aus, was viele dachten: "Wenn die Füchse so weiter spielen,
sehen wir sie beim Final4 wieder!"
Füchse kämpfen um erneute Champions-League-Qualifikation
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Nationalkeeper Silvio Heinevetter ist einer der
Garanten für den neuerlichen Höhenflub der Füchse.
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Und so wird Hanning es in den nächsten Wochen immer schwerer haben, sein Team
in die Rolle des "Underdog" zu versetzen. Denn auch in der DKB Handball-Bundesliga
spielen die Berliner erneut mit im "Konzert der Großen": Mit 32:10 Punkten liegen
sie nur zwei Minuspunkte hinter der SG Flensburg-Handewitt auf Platz vier der
Tabelle, zudem sorgten sie mit dem
26:26-Unentschieden im Hinspiel gegen die "Zebras" für
bundesweites Aufsehen - schließlich beendeten die Füchse damit die Kieler
Siegesserie nach 501 Tagen und 80:0 Punkten in Folge. Und dennoch dürfte man
sich an der Spree ein wenig über den bisherigen Saisonverlauf geärgert haben,
denn ausgerechnet gegen die beiden Überraschungsmannschaften aus Wetzlar und
Hannover wurden vor eigenem Publikum zwei Niederlagen eingefahren. Mit dem
Heim-Punktverlust gegen Kiel und die MT Melsungen sowie den beiden Niederlagen
in Flensburg und Mannheim verpassten die Berliner eine noch bessere Platzierung.
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Konstantin Igropulo kommt immer besser in Schwung: Der russische
Neuzugang - hier noch im Trikot des FC Barcelona - erzielte
bislang 82/29 Bundesligatreffer.
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Dass die Berliner im dritten Jahr in Folge oben mitspielen, könnte auch in der
bisherigen Kontinuität im
Kader begründet sein. Zwar
verloren die Füchse mit Linkshänder Alexander Petersson - der Isländer
unterschrieb bereits im Januar 2011 einen Anschlussvertrag bei den Rhein-Neckar
Löwen - erstmals seit der Bundesliga-Rückkehr 2007 einen absoluten Stammspieler
und Leistungsträger, doch ansonsten konnte Dagur Sigurdsson auf vertraute
Gesichter bauen. Denn mit Jonathan Stenbäcken (zur MT Melsungen) verließ nur
ein weiterer Akteur den Fuchsbau - und dieser war in Berlin nicht über den
Status des Ergänzungsspielers hinausgekommen. Dafür sorgten die Füchse erneut
auf dem Transfermarkt für Aufsehen, als sie die Verpflichtung von Konstantin
Igropulo bekanntgaben. Der Russe vom FC Barcelona schloss sich den Hauptstädtern
auf Empfehlung von Iker Romero an, der mit Igropulo von 2009 bis 2011 gemeinsam
beim FC Barcelona gespielt hatte: "Es ist der erste Transfer, mit dem ich mich
nicht schmücken darf. Den hat unser Spieler Iker Romero ganz allein abgewickelt",
so Hanning nach dem Coup. Zudem wurde mit
Börge Lund ein ehemaliges "Zebra" verpflichtet.
Großer personeller Umbruch im kommenden Sommer
Doch nach Jahren der Kontinuität steht den Berlinern in der kommenden Saison ein
Umbruch ins Haus. Gleich sechs Zu- und Abgänge gab Hanning in einer großen
Pressekonferenz bekannt. Den Verein verlassen werden nach dieser Spielzeit
neben
Börge Lund (geht als Spielertrainer zu seinem
Heimatverein Bödö) auch Rechtsaußen Johannes Sellin (wechselt nach Melsungen),
Kapitän Torsten Laen, den es zurück in die Heimat zieht, sowie Evgeni Pevnov,
Ivan Nincevic und Mark Bult, deren Verträge ebenfalls nicht verlängert wurden.
Auf besonders viel Gegenliebe stieß Hanning mit der frühzeitigen Bekanntgabe
nicht. So beklagte sich
Börge Lund, dass er von seinem
Abschied erst aus der Presse erfahren habe. "Ich war überrascht und sehr
enttäuscht. Wenn ich gewusst hätte, was ich jetzt weiß, wäre ich nie zu den
Füchsen gewechselt", wird der Norweger in der "BZ" zitiert. Und auch Evgeni
Pevnov wehrte sich öffentlich gegen den Vorwurf, er habe von den Füchsen zu
viel Geld für eine Vertragsverlängerung verlangt, sogar das Wort
"Schlammschlacht" kursierte danach im Berliner Boulevard.
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Ein letztes Mal in der Sparkassen-Arena zu Gast:
Ex-Zebra Börge Lund geht
zum Saisonende zurück nach Norwegen.
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Doch mittlerweile haben sich die Wogen geglättet, die Hausaufgaben sind längst
erledigt: Auf den beiden Außenbahnen kommen im Sommer mit Mattias Zachrisson
(IF Guif Eskilstuna) und Fredrik Petersen (HSV Hamburg) zwei schwedische
Nationalspieler, am Kreis wird Jesper Nielsen vom schwedischen Meister IK
Sävehof die Füchse verstärken. Zudem kommt Pavel Horak für den linken Rückraum
aus Göppingen an die Spree. Kreisläufer Jonas Thümmler und Linkshänder Fabian
Wiede aus der Jugend-Abteilung erhalten jeweils einen Drei-Jahres-Vertrag bei
den Profis. "Wir müssen etwas tun, bevor etwas daneben läuft. Daher ist jetzt
der Zeitpunkt zu Handeln", erklärte Hanning den Verjüngungsprozess, der nach
dieser Spielzeit den Füchsen ein neues Gesicht geben wird.
Füchse noch ohne Sieg in Kiel
Trotz der vielen Erfolge in den vergangenen Jahren konnten die Füchse
indes in der Sparkassen-Arena noch nie gewinnen: Lediglich einmal - am
19. Dezember 1981 - erreichte der Hauptstadtclub als Reinickendorfer Füchse
ein 16:16-Unentschieden an der Kieler Förde, die anderen zwölf Gastspiele gingen
allesamt verloren. Seit der Rückkehr in die Erstklassigkeit 2007 hatten die
Füchse nie etwas in Kiel zu bestellen und unterlagen jeweils mit acht oder
neun Treffern Unterschied - in der vergangenen Saison dank 19 Treffern von
Filip Jicha und
Kim Andersson
mit
28:36 (siehe auch
Gegnerdaten Berlin).
Die Schiedsrichter des Spitzenspiels am Dienstag sind
Lars Geipel und Marcus Helbig.
Dieser Vorbericht wird wie gewohnt ständig aktualisiert...
Lesen Sie bitte auch
Aus den Kieler Nachrichten vom 26.02.2013:
3600 Sekunden Enthusiasmus
Im Bundesliga-Duell gegen die Füchse setzt der THW heute auf volle Konzentration und die Fan-Unterstützung
Kiel. Zaudern verboten, höchste Konzentration gefordert!
Wenn im Topspiel der Handball-Bundesliga der Tabellenzweite
THW Kiel heute (20.15 Uhr) den Vierten Füchse Berlin empfängt,
ist kein Moment des Schwächelns erlaubt - weder bei den Spielern
noch bei den 10 285 Zuschauern in der ausverkauften Sparkassen-Arena.
Denn eine enthusiastische Kulisse wie im
Champions-League-Spiel gegen Veszprem in
jeder einzelnen der 3600 Spielsekunden ist die Atmosphäre, die die
Schützlinge von Alfred Gislason zur
Höchstform anstachelt.
Eine Topleistung ist gegen die Füchse auch nötig: "Wir müssen
von Anfang an bis zum Ende präsent sein. Der Punktverlust im
Hinspiel war ärgerlich. Auch deshalb wird
die Mannschaft voll bei der Sache sein. Natürlich hilft es uns,
wenn auch das Publikum fest hinter uns steht", sagt
Gislason.
Vor fünfeinhalb Monaten fühlten sich die Berliner Füchse wie
erfolgreiche Großwildjäger, als sie den "Zebras" ein
26:26 abtrotzten. Torhüter Silvio Heinevetter
posierte damals neben einem Zebrafell. Tatsächlich hat sich das Team
des isländischen Trainers Dagur Sigurdsson seit der Rückkehr in die
Bundesliga 2007 zu einem Spitzenteam entwickelt - nicht nur auf
nationaler, sondern auch auf europäischer Ebene. Im Mai unterlagen
sie dem THW erst im Champions-League-Halbfinale, und auch jetzt sind
sie als Zweiter der Gruppe D
im Pott, wenn heute das CL-Achtelfinale ausgelost wird. "Die Berliner
sind immer in der Lage, eine Superleistung abzurufen. Das haben sie
mit dem Champions-League-Sieg gegen Barcelona vor zwei Wochen bewiesen",
warnt Gislason.
Das Berliner Ensemble, das in Spielern wie Heinevetter, Sven-Sören
Christophersen, Iker Romero Fernandez, Börge Lund,
Bartlomiej Jaszka und Torsten Laen internationale Top-Akteure in seinen
Reihen weiß, ist wie der THW mit einer perfekten Serie in das Jahr 2013
gestartet. Fünf Spiele in Bundesliga und Champions League, fünf Siege
- so lautet die Berliner Bilanz. Bei den Kielern sind es sogar sechs
Spiele, sechs Siege. Denn anders als die Füchse sind die "Zebras" auch
noch im DHB-Pokal im Geschäft. Damit ist aber auch die Belastung höher.
Zumal der 36:32-Bundesliga-Erfolg des THW am
Sonntag in Minden tiefere Spuren hinterlassen haben dürfte als das fast
zeitgleiche 29:24 der Berliner in der Champions League gegen Szeged.
"Ich habe mir deren Spiel angesehen. Das hatte eher den Charakter einer
Trainingseinheit, in der sich die Berliner schonen konnten", so
Gislason.
Trotz dieser Vorzeichen sieht sich Füchse-Manager Bob Hanning in der
Außenseiterrolle: "Es ist leichter für Melsungen, in Kiel zu gewinnen,
als für uns. Wir werden vom THW sicher nicht unterschätzt. Das
26:26 aus dem Hinspiel ist Schnee von gestern.
In eigener Halle ist der THW eine Macht." Mit Sorge betrachtet Hanning
das Krankenlager. Christophersen laboriert an einer Knieverletzung,
Lund und Trainer Sigurdsson fehlten am Sonntag
wegen einer Grippe. "Ich will nicht sagen, dass sie nicht dabei sein
werden, aber Stand Montagfrüh sah es nicht gut aus", so Hanning.
Assistenztrainer Alexander Haase hatte zuletzt die Leitung der Mannschaft
übernommen.
Aber auch der THW hat Personalprobleme. Aron Palmarsson
konnte wegen einer Knöchelverletzung in den vergangenen Tagen nur humpeln,
wird sich möglicherweise noch weiter schonen müssen. Doch die Serie spricht für
den THW, denn einen Füchse-Sieg in Kiel gab es noch nie.
(von Ralf Abratis, aus den Kieler Nachrichten vom 26.02.2013)
Die Umfragen sind nicht mehr verfügbar.
THW Kiel - Füchse Berlin:
Das Tippspiel ist nicht mehr verfügbar.
Mittippen!
-
TV: Sport1:
Di., ab 20.15 Uhr: THW Kiel - Füchse Berlin
live aus der Sparkassen-Arena-Kiel
-
Radio: NDR 1 Welle Nord:
Di., ab 20.03 Uhr: Liveeinblendungen THW Kiel - Füchse Berlin
(geplante Einblendungen um 20.03 Uhr, 20.30 Uhr,
21.03 Uhr und in der Schlussphase gegen 21.45 Uhr; nach dem Spiel Bericht um
22.00 Uhr in den Nachrichten sowie in den Frühnachrichten am Mittwochmorgen;
Reporter ist Rudi Dautwitz)
Tip: Welle Nord kann man auch im Internet live hören!
- Internet:
Eine Übersicht über verschiedene Live-Ticker finden Sie auf unserer
Live-Ticker-Seite.