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Überragend: Filip Jicha erzielte
in Minden zwölf Treffer.
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Susanne Schauer |
Der THW Kiel hat den Weg zurück in die DKB Handball-Bundesliga erfolgreich beschritten. Nach zuletzt
zwei Spielen in der "VELUX EHF Champions League" gewannen die "Zebras" Teil eins des
Bundesliga-Doppelpacks, der 49 Stunden nach dem Abpfiff bei GDW Minden bereits das Spitzenspiel
gegen die Füchse Berlin vorsieht, gegen den abstiegsbedrohten Aufsteiger souverän mit 36:32 (18:13).
Dabei kontrollierten die Kieler die Partie über weite Strecken und konnten sich gegen eine fest zupackende
Mindener Abwehr zudem auf ihre überragenden Torschützen verlassen:
Filip Jicha
erzielte zwölf Feldtore, und
Niclas Ekberg verwandelte nicht
nur alle sechs Siebenmeter sicher, sondern traf auch von der Außenposition: Der Schwede kam am
Ende auf 10/6 Tore.
Die Kieler verzichteten in Minden auf den Einsatz von
Aron Palmarsson,
der wegen seiner Probleme im Knöchelbereich geschont wurde. Während der ansonsten lautstarke
GWD-Fanblock aus Protest gegen die zuletzt gezeigten GWD-Leistungen leer und damit stumm blieb, feierten
rund 100 Kieler Fans den Erfolg lautstark. Dabei hatte eine schlechte Chancenverwertung einen
durchaus möglichen höheren Sieg verhindert.
Traumstart und Konzentrationsmängel
Die Kieler legten in Minden einen Traumstart hin: Mit schnellen Ballgewinnen der offensiven Abwehr
wurde der Grundstein zur 4:0-Führung gelegt. Als
Jicha nach zwei
zuvor erfolgreich abgeschlossenen Gegenstößen mit einem Konter an Vorthmann scheiterte, durften
auch die Gastgeber einen Torerfolg bejubeln: Svitlica traf in der siebten Minuten
von der Siebenmeterlinie. Der Mindener Außen blieb weitere sechs Minuten der GWD-Alleinunterhalter
auf dem Statistikbogen, ehe sich mit Südmeier nach 13 Minuten ein weiterer Grün-Weißer in die
Torschützenliste eintrug. Da führten die Kieler mit 7:4 - doch einige Konzentrationsmängel und
technische Fehler der "Zebras" holten GWD in die Partie. Der Aufsteiger verkürzte durch den vor
der Pause sechsmal erfolgreichen Svitlica und Klesniks auf 6:7 -
Gislason
zog den grünen Auszeit-Karton und ordnete seine Mannschaft neu (16.). Auf die Außenbahnen beorderte
er
Dominik Klein und
Ekberg,
Rene Toft Hansen ersetzte den erstmals nach seiner Augenverletzung wieder
spielenden
Marcus Ahlm, und die Defensive
wurde auf eine 6:0-Formation zurückgezogen. Doch absetzen konnten sich die Kieler auch danach nicht -
obwohl die eingewechselten Trümpfe stachen:
Klein holte einen Strafwurf
heraus und traf zum 9:7,
Ekberg verwandelte die Siebenmeter, und
Toft Hansen
traf zum 12:10 (21.).
Ausgleich und klare Halbzeitführung
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Sechs Treffer bei sechs Versuchen vom Siebenmeterstrich: Niclas Ekberg.
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Angela Grewe |
Weil Vorthmann sich nun aber ein ums andere Mal auszeichnen konnte, wurde es spannend: Schmidt traf
von Außen, und Svitlica erzielte den 12:12-Ausgleich (22.). Dann aber machten die "Zebras" vor allem
in der Defensive wieder richtig ernst: Fünf Minuten lang rührten sie Beton an, um auch vorn die
Chancen konsequenter auszunutzen.
Toft Hansen traf vom Kreis,
Marko Vujin hatte ein wenig Glück bei seinem Wurf an die Lattenunterkante,
Zeitz blockte einen Wurf,
Ekberg bediente
Klein mit einem weiten Pass, der zum 15:12 traf. Auch von der Mindener Auszeit
ließen sich die THW-Spieler nun nicht mehr stoppen:
Palicka parierte einen
Wurf aus der Nahdistanz und schickte
Klein zum 16:12 auf die Reise,
ehe der vor allem als Anspieler in den ersten 30 Minuten glänzende
Christian Zeitz
Ekberg mustergültig zum 17:12 in Szene setzte. Mit einer deutlichen 18:13-Führung für den
THW Kiel ging es in die Kabinen.
THW setzt sich ab
Nach dem Wechsel sahen die Zuschauer einen
Daniel Narcisse, der in Überzahl
auf die halbrechte Position wechselte. Gleich zwei Mal bediente er
Ekberg, der
von Außen sicher zum 19:13 und 20:14 traf. Nachdem der Mindener Haupttorschütze Bilbija
seinen ersten Treffer erzielt hatte, war es ein Doppelschlag von
Ekberg
und
Jicha, der nach einem
Narcisse-Steal den
Gegenstoß sicher einnetzte, der den THW Kiel erstmals mit sieben Toren in Führung brachte.
Vujin
erhöhte nach 38 Minuten sogar auf 25:17 - doch weil die Mindener Abwehr in der Folge noch fester
als zuvor zupackte, wurde daraus nicht mehr. Die "Zebras" hatten derweil ihre Probleme mit der
Chancenverwertung, und obwohl
Jicha beim Passivzeichen zum 27:20 traf, schnupperte
GWD an der Resultatsverbesserung:
Marcus Ahlm hatte eine Zwei-Minuten-Strafe
bekommen und sich darüber ein wenig zu sehr echauffiert, so dass das Schiedsrichtergespann gleich noch
einmal zwei Minuten obendrauf packte. Den Raum durch die vierminütige Überzahl der Mindener nutzte
vor allem Bilbija, der satte vier Treffer in Folge erzielte. Weil aber beim THW auch
Jicha und
Zeitz getroffen hatten, blieb es
bei einer Fünf-Tore-Führung für den THW (29:24, 47.).
Nach Auszeit Entscheidung
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Die "Zebras" bedanken sich bei ihren mitgereisten Fans.
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Susanne Schauer |
Gislason nahm trotzdem die Auszeit und beorderte
Omeyer
zurück ins Tor - mit Erfolg. Der Franzose schnappte sich einige Bälle, und nachdem
Tesch artistisch das 26:30 erzielt hatte, machten die "Zebras" - nach einem unglücklichen
Kopftreffer von
Zeitz gegen Persson - mit einem Dreierpack den Sack endgültig
zu:
Narcisse "wackelte" energisch zum 32:27 durch die Abwehr,
Ekberg verwandelte einen Siebenmeter, und
Jicha
legte einen Gegenstoß an Vortmann vorbei. Das 34:27 war fünf Minuten vor dem Ende die Vorentscheidung in
einer Partie, die der THW Kiel ständig kontrolliert hatte. Am Ende freuten sich die Gastgeber
noch über eine Resultatsverbesserung und die Versöhnung mit dem Publikum, denn leicht gemacht
hatten sie es dem deutschen Rekordmeister über 60 Minuten nicht. Der freute sich über die zwei
gewonnenen Punkte und machte sich zügig auf die Heimreise nach Kiel.
Spitzenspiel am Dienstag gegen Berlin
Denn für die "Zebras" bleibt wenig Zeit, das Spiel in Minden zu verarbeiten. Nur rund 49
Stunden nach dem Schlusspfiff in der Kampa-Halle steht für die "Zebras" ein absolutes Spitzenspiel
auf dem Programm in der DKB Handball-Bundesliga: Am Dienstag empfängt der THW Kiel den
Tabellenvierten Füchse Berlin, der beim
26:26 im Hinspiel die grandiose
Kieler Siegesserie von 50 Spielen ohne Punktverlust beendet hatte. Anpfiff in der ausverkauften Sparkassen-Arena
ist um 20.15 Uhr, Sport1 überträgt die Partie live.
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Lesen Sie bitte auch
Heute ist es so gekommen, wie ich es gedacht hatte. Am Anfang
schien Minden überhaupt nicht präsent zu sein. Dadurch sind wir
vielleicht ein wenig eingeschlafen und haben erst dann wieder
gekämpft. Am Ende haben wir verdient gewonnen, aber es war schwierig.
Mindens Trainer Ulf Schefvert:
Zu Beginn hatten wir vielleicht zu großen Respekt vor dem THW.
Dann hatten wir eine sehr gute Phase im Angriff. Aber einfache
Fehler haben uns dann wieder zurückgeworfen. Ich glaube,
die Jungs haben sehr gut gekämpft und guten Handball gespielt.
In der Abwehr ist es gegen so eine Top-Mannschaft immer sehr hart.
THW-Rechtsaußen Niclas Ekberg gegenüber den KN:
Das Spiel in der ersten Halbzeit war etwas merkwürdig. Ich bin
froh, dass ich der Mannschaft so helfen konnte. Mein Timing wird
immer besser. Mein Start in Kiel war nicht ganz leicht, jetzt
finde ich immer besser rein.
THW-Rückraumspieler Filip Jicha gegenüber den KN:
Ich weiß nicht, warum wir nach zehn Minuten nicht so präsent waren.
Wir müssen das Spiel noch analysieren. Wichtig ist, dass wir die zwei
Punkte gewonnen haben.
GWD-Torhüter Jens Vortmann gegenüber den KN:
Ich freue mich über die Nominierung für die Nationalmannschaft, das
hat mich zusätzlich motiviert. Nach einer Niederlage ist man nie zufrieden,
aber wir konnten Selbstvertrauen tanken, haben kämpferisch eine gute
Leistung gezeigt nach zehn schwachen Minuten zum Start. Das war wichtig
nach der Niederlage gegen Essen.
- GWD Minden:
-
Persson (46.-51. und 2 Siebenmeter, 1 Parade),
Vortmann (1.-46., 51.-60., 11 Paraden);
Fuchs,
Steinert,
Südmeier (2),
Torbrügge,
Tesch (4),
Oechsler,
Schmidt (2/1),
Svitlica (9/1),
Freitag,
Doder (6),
Klesniks (1),
Bilbija (8);
Trainer: Schefvert
- THW Kiel:
-
Omeyer (1.-20., 41.-60., 10 Paraden),
Palicka (20.-41., 4 Paraden);
Toft Hansen (2),
Sigurdsson,
Sprenger (1),
Ahlm (2),
Wiencek,
Ekberg (10/6),
Zeitz (2),
Narcisse (2),
Ilic,
Klein (3),
Jicha (12),
Vujin (2);
Trainer: Gislason
- Schiedsrichter:
-
Martin Harms / Jörg Mahlich
- Zeitstrafen:
-
Minden: 3 (Tesch (10.), Oechsler (30.), Klesniks (36.));
THW: 2 (2x Ahlm (43.))
- Siebenmeter:
-
Minden: 3/2 (Svitlica gegen Palicka an die Latte, Nachwurf verwandelt (35.));
THW: 6/6
- Spielfilm:
-
1. Hz.: 0:1 (1.), 0:4 (5.), 1:4, 2:5 (8.), 3:6 (9.), 4:7 (13.), 6:7 (15.), 7:8, 8:9 (18.), 9:10,
10:12 (21.), 12:12 (22.), 12:17 (27.), 13:17 (30.), 13:18;
2. Hz.: 13:19 (31.), 15:21 (34.), 17:23 (37.), 17:25 (38.), 19:25 (39.), 20:26, 21:27 (44.), 22:28,
23:29 (46.), 25:29 (50.), 26:30, 27:31 (52.), 27:34 (55.), 28:35 (56.), 31:35 (59.), 32:36.
- Zuschauer:
-
3.150 (Kampa-Halle, Minden)
- Spielgrafik:
-
Aus den Kieler Nachrichten vom 25.02.2013:
THW in Minden souverän
Handballmeister feierte 36:32-Sieg beim Kellerkind - Jicha und Ekberg warfen 22 Tore
Minden. Mit einer spielerischen Achterbahnfahrt hat
sich Handballmeister THW Kiel gestern Abend bei
GWD Minden mit 36:32 (18:13) durchgesetzt und die
Ostwestfalen damit tief in den Abstiegskampf gestoßen.
Nach einem starken Start gönnten sich die
Kieler Mitte der ersten Halbzeit eine mentale Auszeit,
fanden danach aber wieder schnell ins Spiel und bleiben
damit im neuen Jahr in der Erfolgsspur, während
die Gastgeber einen rabenschwarzen Februar erleben.
Mit einem starken Abwehrblock und schnellem Umschalten
auf den Angriff startete der THW in die Partie, als wollte er
die Hausherren in Rekordzeit in die Schranken verweisen. Nach
fünf Minuten stand es 4:0 - scheinbar leichtes Spiel für Kiel.
Die Grün-Weißen benötigten erst einen Siebenmeter, um überhaupt
zu einem Treffer zu kommen. Für den Montenegriner Aleksandar
Svitlica war das allerdings das Signal, dass gegen den
Triple-Meister 2012 doch mehr drin war als nur die Statistenrolle.
Er mit vier weiteren Treffern von Rechtsaußen und Jens Vortmann
im GWD-Tor sorgten zwischenzeitlich für eine Zwei-Mann-Show der
Hausherren, die Minden wieder auf Kurs brachte. Vortmann, von
Nationaltrainer Martin Heuberger für die Länderspiele gegen die
Schweiz Anfang März nominiert, schien seine erste Berufung in das
A-Team untermauern zu wollen, parierte allein in der ersten Hälfte
acht Bälle. Beim 12:12 (22.) gelang den Gastgebern der Ausgleich,
begünstigt auch durch Nachlässigkeiten und Missverständnisse im
Kieler Spielaufbau. "Wir waren in dieser Phase im Defensivverhalten
zu zurückhaltend, zu unkonzentriert in der Bewegung nach vorn. Es
ist schade, wenn man sich Bälle erarbeitet und diese dann nicht
verwertet", sagte THW-Trainer Alfred Gislason,
der sein Team kräftig durchmischte und wieder auf Kurs brachte.
Innerhalb von fünf Minuten galoppierten die "Zebras" wieder davon.
Insbesondere die Außen Dominik Klein und
Niclas Ekberg sorgten dafür, dass der
THW mit einer beruhigenden Führung in die Pause gehen konnte.
So blieb der Mindener Ausgleich nur ein kurzer Hoffnungsschimmer
für die Gastgeber und ihre Fans. Die machte nach der Niederlagenserie
im neuen Jahr, darunter gegen die Konkurrenten im Abstiegskampf
Neuhausen und Essen, mit markigen Sprüchen auf sich aufmerksam. "Den
Willen verloren, die Punkte verschenkt... Kämpft endlich!", forderten
sie auf einem breiten Transparent. Mangelnden Kampfeswillen konnte
man der Mannschaft von Ulf Schefvert indes nicht vorwerfen. Nachdem
der THW gut aus der Kabine gekommen war und sich zunächst weiter
abgesetzt hatte, agierte Minden über weite Strecken auf Augenhöhe.
Und das, obwohl ihnen durch den Kreuzbandriss von Vignir Svarvasson
eine wichtige Stütze in der Abwehr fehlt, die bis zum Saisonende
nicht ersetzt werden kann. Manager Horst Bredemeier war es nicht
gelungen, bis zum Ablauf der Wechselfrist Ersatz zu verpflichten.
So brachte der THW den Vorsprung über die Zeit, auch wenn auf
Seiten der Gastgeber Dalibor Doder (6 Treffer) und Nenad Bilbija
(7) immer besser ins Spiel fanden. Bester Schütze des Spiels war
allerdings Filip Jicha (12) mit einer
Top-Quote in der zweiten Halbzeit. Für einen Aufreger sorgte in
der 52. Minute ein Kopftreffer bei Anders Persson. Nach zuvor
zwei Fehlversuchen hatte sich Christian Zeitz
vehement durchgesetzt und vom Kreis abgezogen. Mit voller Wucht
traf er dabei den inzwischen im GWD-Tor eingewechselten Persson
im Gesicht. Der Schwede blieb minutenlang liegen und musste
schließlich benommen ausgewechselt werden. Vortmann kehrte
zwischen die Pfosten zurück, parierte noch ein paar Bälle,
konnte die Niederlage aber nicht mehr verhindern.
(von Ralf Abratis, aus den Kieler Nachrichten vom 25.02.2013)