Nach dem über weite Strecken starken Auftritt
am Sonntag gegen Medwedi Moskau und den damit
verbundenen Einzug ins Viertelfinale der Champions
League ist der THW nun wieder in der DKB
Handball-Bundesliga gefordert. Zwei Heimspiele im
Doppelpack stehen vor der einwöchigen
Länderspielpause für die "Zebras" auf dem Spielplan.
Den Anfang macht am Mittwoch die Partie gegen
den abstiegsbedrohten Altmeister TuSEM Essen.
Das 61. Traditionsduell wird um 20.15 Uhr
in der Sparkassen-Arena angepfiffen, die Kieler
Nachrichten bieten auf ihrer Homepage einen
kostenlosen Liveticker an.
Besondere Partie für drei Kieler
Für Trainer
Alfred Gislason,
Linksaußen
Gudjon Valur Sigurdsson
und Kreisläufer
Patrick Wiencek ist
die Partie am Mittwoch nicht nur wegen der zwei zu vergebenen
Punkte eine besondere: Alle drei haben eine spezielle Verbindung
zum TuSEM, gaben sie doch jeweils ihr Bundesliga-Debüt im Essener
Trikot, zudem feierte
Gislason als
Spieler zweimal den Meistertitel mit den Nordrhein-Westfalen.
Und
Sigurdsson gewann mit TuSEM nicht
nur den EHF-Pokal, sondern war auch an der letzten Niederlage
des THW gegen Essen am 9. April 2003 (
25:27
aktiv beteiligt. "Das ist lange her", erklärt der heutige
THW-Linksaußen, "für uns geht es am Mittwoch darum, gemeinsam
mit unseren Fans zwei wichtige Punkte einzufahren!"
Essen mit ungeplantem Aufstieg
|
Neuzugang David Breuer steht mit 122/64 Saisontreffern in den
Top Ten der Bundesliga-Torschützenliste.
©
TuSEM |
Lange Zeit sah es so aus, als ob sich der Aufsteiger TuSEM Essen
sang- und klanglos nach nur einer Saison wieder aus der Beletage
des deutschen Handballs verabschieden würde. Doch zwei Erfolge
in Serie gaben den Hoffnungen der Nordrhein-Westfalen auf den
Klassenerhalt neue Nahrung. Aber auch der Abstieg wäre kein
Untergang für den Traditionsverein.
Denn eigentlich war der Aufstieg von TuSEM Essen vor dieser Spielzeit
noch gar nicht geplant. "Wir sind in der vergangenen Saison
aufgestiegen, ohne die finanziellen Mittel dazu zu haben", sagt
der für den sportlichen Bereich Verantwortliche TuSEM-Prokurist
Stephan Krebietke. Eine Verstärkung des Kaders sei unter diesen
Umständen nicht möglich gewesen. "Wir wussten, dass die Saison
schwierig wird, aber wir sind nicht unzufrieden mit der Gesamtentwicklung."
In Essen verfolge man einen mittelfristigen Plan, und in diesem sei
man gut im Rennen. "In zwei bis drei Jahren wollen wir ein Erstligist
sein, der die Option hat, in der 1. Liga zu bestehen", umreißt
Krebietke die Planungen beim Traditionsverein, der in der
Vergangenheit einige schwierige Zeiten durchmachen musste. Nach den
Glanzjahren mit drei deutschen Meisterschaften in den 80ern versank
der "Turn- und Sportverein Essen-Margarethenhöhe" zunächst im
Mittelmaß, ehe es nach der Jahrtausendwende wieder bergauf ging -
allerdings nur kurzfristig. Nicht eingehaltene Zahlungen eines
vermeintlichen Sponsors zogen TuSEM den Boden unter den Füßen weg -
nur wenige Tage nach dem Triumph im EHF-Pokal über den SC Magdeburg
im Mai 2005 mussten die Essener den bitteren Gang in den Amateurhandball
antreten. Doch der Verein zerbrach nicht - mehrere Leistungsträger
hielten ihrem Club die Treue. Nach einem weiteren Lizenzverlust 2009
und dem erneuten Zwangsrückzug in die zweite Liga hatten die meisten
Experten allerdings nicht mehr mit einer mittelfristigen Rückkehr des
Traditionsvereins in die beste Liga der Welt gerechnet. Sie sollten
sich täuschen.
Essen mit dem jüngsten Kader der Liga
|
Rechtsaußen Ole Rahmel erzielte bislang 106/10 Treffer.
©
TuSEM |
Nachdem in der ersten Spielzeit der Zweiten Bundesliga Süd der Abstieg
nur mit Ach und Krach vermieden werden konnte, gelang in der Spielzeit
2010/2011 mit Platz sieben die erhoffte Qualifikation für den neuen
eingleisigen Unterbau der Handball-Bundesliga. Für die vergangene
Saison wollte der damalige Trainer Maik Handschke mit seinem jungen
Team eigentlich nur erfolgreich die Klasse halten, um "in zwei bis
drei Jahren dann auch einmal die Spitze der 2. Liga anpeilen" zu
können. Nach wackligem Start kam alles ganz anders: TuSEM biss sich in
der Spitzengruppe fest und konnte bereits vier Spieltage vor Saisonende
den Aufstieg feiern. "Wir freuen uns riesig über die Entwicklung dieser
Mannschaft und nehmen das Abenteuer DKB-HBL an. Wir werden uns nicht
verstecken und glauben an unsere Chance, den Klassenverbleib zu
erreichen", sagte Stephan Krebietke im Mai vergangenen Jahres.
Der eingeschlagene Weg, auf junge, hungrige Spieler zu setzen und vor
allem nur noch das Geld auszugeben, das dem TuSEM in seinem
1,7-Millionen-Euro-Etat zur Verfügung steht, sollte dafür weiter
verfolgt werden. Mit Pavel Prokopec verließ gar einer der wenigen
Routiniers den Club, der mit 23 Jahren neben dem Co-Aufsteiger aus
Neuhausen tatsächlich den jüngsten Kader
der ersten Liga besitzt. Neu hinzu kamen lediglich vier Akteure:
Linkshänder David Breuer kam vom DHC Rheinland - und schlug in Essen
gut ein: Mit 122/64 Treffern führt er die clubinterne Torschützenliste
vor Ole Rahmel (106/10) an, für dessen Entlastung Breuer geholt wurde.
|
Kreisläufer Andre Kropp erzielte bislang 76 Treffer.
©
TuSEM |
Kreisläufer Toon Leenders wechselte aus Nordhorn nach Essen und soll
vor allem die Abwehr stabilisieren, hinter der mit dem aus Split
verpflichteten Kroaten Ante Vukas (für den die Saison nach einer
schweren Knieverletzung beendet ist) und dem Tschechen Jan Kulhanek
im Tor die beiden einzigen Ausländer im Kader stehen. Als vierter
Neuzugang wurde der 60-fache Junioren-Nationalspieler Fabian Böhm
verpflichtet, der bereits in Magdeburg, Berlin, Dormagen und zuletzt
beim Bergischen HC Erstligaerfahrung gesammelt hatte. Ein fünfter
Neuzugang folgte kurz nach der
Weltmeisterschaft in Spanien:
Aus der zweiten dänischen Liga kam der 21-jährigene Rechtshänder
Nicolai Leth Klinge nach Essen.
Seit Samstag nicht mehr Tabellenletzter
Sportlich hatte der Verein große Probleme, in der DKB Handball-Bundesliga
Fuß zu fassen: Vom ersten Spieltag an, an dem der dreifache deutsche
Meister bei der SG Flensburg-Handewitt mit 20:40 verlor, zierte der
"Turn- und Sportverein Essen-Margarethenhöhe" das Tabellenende. Und es
sollte bis zum 22. Spieltag dauern, bis die Essener ihren ersten
Saisonsieg feiern konnten: Nach zuvor zwei Unentschieden in Wetzlar
und gegen Gummersbach gewann TuSEM mit 28:22 gegen GWD Minden - ein
Erfolg, der bei den Nordrhein-Westfalen neue Kräfte geweckt haben
könnte. Denn kurz darauf gewannen sie auch das zweite Aufsteigerduell
beim TV Neuhausen deutlich. Mit diesen zwei Siegen in Folge setzten die
Essener im Kampf um den Klassenerhalt zwei Ausrufezeichen - und nach
dem 30:28-Erfolg am vergangenen Wochenende gegen HBW Balingen-Weilstetten
hat der TuSEM die "rote Laterne" erstmals abgegeben, das rettende Ufer
ist nur noch drei Punkte entfernt (siehe auch
Kurve Essen
und
Tabelle).
|
Rückraumspieler Fabian Böhm übernimmt Verantwortung beim TuSEM
und erzielte bislang 98 Saisontreffer.
©
TuSEM |
Dieses zu erreichen ist die Herausforderung für Neu-Coach Christian
Prokop, der im November vergangenen Jahres das Amt an der Seitenlinie
von dem zuvor entlassenen Aufstiegshelden Maik Handschke übernommen
hatte. Der 34-Jährige Prokop war zuvor Trainer des Zweitligisten Post
SV Schwerin, der dann Insolvenz anmeldete und den Spielbetrieb
eingestellt hatte. Prokop erhielt in Essen einen Vertrag über die Saison
hinaus, der sowohl für die erste als auch zweite Liga Gültigkeit besitzt.
Ein Indiz dafür, dass man bei TuSEM seit Monaten zweigleisig plant und
auch den drohenden Abstieg ins Kalkül mit eingerechnet hat. Das bestätigt
auch Stephan Krebietke: "Der Abstieg wäre hier für niemanden eine
Überraschung. Das hat das Umfeld längst angenommen." Doch trotz des
drohenden Gangs in die Zweitklassigkeit sei die Stimmung in Essen
weiterhin gut, so der Prokurist: "Wir erfahren hier nach wie vor
bedingungslose Unterstützung. Die Mannschaft erhält für ihre Leistungen
Applaus, auch wenn sie mal eine Zehn-Tore-Niederlage wie gegen Kiel
kassiert." Die Verträge mit den jungen Spielern liefen fast ausnahmslos
bis 2014. "Sie werden den Klub keinesfalls verlassen. Wir hoffen, in der
kommenden Saison vor allem in wirtschaftlicher Hinsicht ein wenig
draufpacken zu können", sagt Krebietke. "Dann sind wir in unserem
Zwei- bis Dreijahresplan wieder einen Schritt weiter."
Essens Siege in Kiel liegen lange zurück
Ein Auswärtssieg des TuSEM beim Tabellenführer wäre trotz des
straffen Spielplans der Kieler indes eine Sensation. Zuletzt am
5. Dezember 2001 siegte Essen beim THW mit
33:32,
auch je neun Treffer von
Staffan Olsson
und
Demetrio Lozano reichten nicht,
während ein junger Isländer namens
Gudjon Valur Sigurdsson
für die Gäste in seinem allerersten Spiel in der Sparkassen-Arena
zumindest einen Treffer erzielte.
Von 28 Bundesliga-Heimspielen gegen den TuSEM gewannen die "Zebras"
indes 24, nur in der Saison 1986/87 konnten die Gäste beim 16:15-Sieg
ebenfalls beide Punkte aus Kiel entführen.
Die Schiedsrichter am Mittwoch sind
Hans-Peter Brodbeck und Simon Reich.
Dieser Vorbericht wird wie gewohnt ständig aktualisiert...
Lesen Sie bitte auch
Aus den Kieler Nachrichten vom 27.03.2013:
Rückkehrer TuSEM Essen hat sich noch nicht aufgegeben
Gast des Handballmeisters THW Kiel holte nach einem Start mit 13 Niederlagen und einem Trainerwechsel mittlerweile acht Punkte - Daniel Narcisse fällt aus
Kiel. Der THW Kiel erwartet heute in der Handball-Bundesliga Aufsteiger
TuSEM Essen (20.15 Uhr). Und mit ihm viele Erinnerungen an hitzige
Duelle auf Augenhöhe. Vor mehr als elf Jahren verloren die "Zebras"
zuletzt in eigener Halle gegen den dreimaligen Meister. Aus dem aktuellen
Kader des Tabellenführers war bei der 32:33-Niederlage im Dezember
2001 nur "Goggi" Sigurdsson dabei. Allerdings
spielte der isländische Linksaußen damals noch für Essen und war ein
Schlüsselspieler in einer außergewöhnlichen Mannschaft, die im Mai 2005
in einem dramatischen Finale um den EHF-Cup gegen den SC Magdeburg ihren
letzten großen Titel gewinnen sollte.
Vier Wochen später wurde dem klammen Traditionsverein die Lizenz
entzogen - Essen, 25 Jahre lang fester Bestandteil der Bundesliga,
stürzte in die Drittklassigkeit ab. Sechs Jahre und 364 Tage nach dem
historischen 31:22-Sieg gegen Magdeburg (Hinspiel 22:30) kehrte der
Verein ins Oberhaus zurück. Mit dem jüngsten Team der Liga, einem
1,7-Millionen-Euro-Sparetat und einem gefeierten Trainer. Doch nach
13 Spielen und einer erschütternden Bilanz von 0:26 Punkten war der
Lorbeer von Maik Handschke verwelkt. Für ihn übernahm Christian Prokop,
der seinen Job verloren hatte, weil Zweitligist Post Schwerin Insolvenz
anmelden musste. Mit ihm gelang die Trendwende. Nach drei Siegen und
zwei Remis scheint es nun nicht mehr utopisch, dass dem TuSEM, der zu
Hause noch Großwallstadt, Wetzlar, Lübbecke und Hannover erwartet, der
Klassenerhalt im letzten Moment gelingen könnte. "Es wäre aber ein
Wunder", sagte Manager Stefan Krebietke, der selbst acht Jahre lang für
den TuSEM spielte. Alle Spieler hätten auch für die Zweite Liga gültige
Arbeitsverträge. Krebietke: "Und wirtschaftlich geht es uns nach sehr
schwierigen Zeiten hervorragend, wir werden wohl erneut eine schwarze
Null schreiben."
Der THW Kiel muss auf Daniel Narcisse
verzichten. Der Franzose hatte sich im Achtelfinal-Rückspiel
der Champions League gegen Moskau (30:26) trotz einer Kniestauchung
in den Dienst der Mannschaft gestellt. Zudem steht hinter
Filip Jicha wegen einer Kapselverletzung
am Ringfinger der Wurfhand ein kleines Fragezeichen. "Er hatte beim
Fangen und Werfen große Schmerzen", sagte Mannschaftsarzt
Dr. Detlev Brandecker, der ihm vor dem
Moskau-Spiel eine Spritze gab. Zudem umwickelte
Jicha den Finger so dick mit Tape, dass
er sich "wie ein Gipsverband" anfühlte.
(von Wolf Paarmann, aus den Kieler Nachrichten vom 27.03.2013)
Die Umfragen sind nicht mehr verfügbar.
THW Kiel - TuSEM Essen:
Das Tippspiel ist nicht mehr verfügbar.
Mittippen!
Internet-Tip: