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12./13.05.2013 - Letzte Aktualisierung: 13.05.2013 Bundesliga

THW gewinnt nach Steigerung beim TBV Lemgo

Bundesliga, 30. Spieltag: 12.05.2013, So., 15.00: TBV Lemgo - THW Kiel: 28:31 (16:13)
Update #3 KN-Spielbericht, Fotos, Stimmen und Spielbericht ergänzt ...

Gegen die Lemgoer Deckung mussten Aron Palmarsson und Co. Schwerstarbeit verrichten.
Klicken Sie zum Vergrößern! Gegen die Lemgoer Deckung mussten Aron Palmarsson und Co. Schwerstarbeit verrichten.
Der THW Kiel steht dicht vor dem Gewinn der 18. Deutschen Meisterschaft. Am Sonntagnachmittag besiegten die "Zebras" vor 8.400 Zuschauern im Gerry-Weber-Stadion von Halle/Westfalen den gastgebenden TBV Lemgo mit 31:28 (13:16). Die Lipperländer stellten sich als der erwartet schwere Gegner heraus und führten bis kurz nach dem Seitenwechsel mit vier Treffern. Doch die Kieler, bei denen Marko Vujin mit 10/6 Treffern erfolgreichster Torschütze war, konnten binnen fünf Minuten wieder ausgleichen und hatten in der Schlussphase mit den Toren Filip Jichas und den Paraden Thierry Omeyers die besseren Trümpfe. Damit kann der THW bereits am kommenden Dienstag mit einem Heimsieg gegen die Rhein-Neckar Löwen das achte nationale Double perfekt machen.
Ohne Zeitz, aber mit Narcisse
Für das schwere Auswärtsspiel beim TBV Lemgo, bei dem in der Rückrunde schon die SG Flensburg-Handewitt und die Rhein-Neckar Löwen Punkte liegen gelassen hatten, musste Alfred Gislason zwar weiterhin auf Linkshänder Christian Zeitz (Mittelhandbruch) verzichten. Dafür aber meldete sich Daniel Narcisse, der zuletzt über Kniebeschwerden klagte, für das Spiel im nicht ausverkauften Gerry-Weber-Stadion einsatzbereit. Und der THW Kiel begann, als hätte es die elftägige Pflichtspielpause gar nicht gegeben: Marko Vujin verwandelte zwei von Ahlm erkämpfte Siebenmeter gegen Lichtlein, Jicha tankte sich einmal durch die Lemgoer 5:1-Deckung, und noch einmal Vujin erhöhte per Sprungwurf auf 4:1 für die "Zebras". Die Kaltschnäuzigkeit der Gäste sowie die Ballverluste seiner eigenen Akteure im Aufbauspiel veranlassten TBV-Trainer Dirk Beuchler bereits nach ebendiesen sechs Minuten dazu, seine erste Auszeit zu nehmen.
Lemgo dreht auf
Ex-"Zebra" Hendrik Pekeler überzeugte mit sieben Treffern.
Klicken Sie zum Vergrößern! Ex-"Zebra" Hendrik Pekeler überzeugte mit sieben Treffern.
Diese zeigte sofort Wirkung: Arnoldus Haenen traf zum 2:4-Anschluss, ehe Carsten Lichtlein gleich zweimal gegen Filip Jicha zur Stelle war - der Auftakt zu starken 24 Minuten des Nationalkeepers, in denen er die Hälfte der Kieler Würfe parierten sollte. Und nachdem Bechtloff auf 3:4 verkürzte und Pekeler einen Ballverlust der "Zebras" provozierte, den Haenen per Gegenstoß zum 4:4-Ausgleich nutzte, waren auch die Heimfans auf den Rängen endlich aufgewacht - zumal Palmarsson kurz darauf an Lichtlein scheiterte und erneut Haenen die Gastgeber sogar erstmals in Führung warf.

Zwar gingen die Kieler nach einem überhasteten Rückraumwurf Bechtloffs, einem Pfostentreffer Dietrichs sowie dank Treffern von Ahlm und Ekberg noch einmal in Führung, doch das Momentum in der Partie hatte sich dennoch längst auf die Seite des TBV Lemgo verschoben. Während sich der THW gegen die Deckung der Lipperländer, die mit dem vorgezogenen Bechtloff zwischen einer 3:2:1- und einer 5:1-Variante changierte, äußerst schwer tat, mehrere technische Fehler produzierte und mit halbherzigen Würfen Carsten Lichtlein mehr und mehr in Betriebstemperatur warf, sorgten Strobel und Hermann für das 7:6 Lemgos - und für die erste Kieler Auszeit. Doch auch die Hereinnahme Toft Hansens, die Umstellung auf eine 6:0-Abwehr sowie die Beorderung Jichas auf die Rückraummitte fruchtete nicht - stattdessen erhöhte Bechtloff nach einer weiteren Lichtlein-Parade gegen Jicha auf 8:6. Zwar konnte Vujin mit einem starken Hüftwurf zum 7:8 ein Ausrufezeichen setzen, doch nachdem der bärenstarke Pekeler und Schneider gar auf 10:7 erhöhten und Toft Hansen für zwei Minuten auf die Bank musste, drohte der THW sogar noch deutlicher ins Hintertreffen zu geraten.

Lichtlein sichert Lemgoer Pausenführung
Carsten Lichtlein entnervte auch Dominik Klein.
Klicken Sie zum Vergrößern! Carsten Lichtlein entnervte auch Dominik Klein.
Immerhin war Momir Ilic nun zur Stelle: Der Serbe holte in Unterzahl nach einem tollen Wackler einen Strafwurf heraus, den Landsmann Vujin zum 8:10 verwandelte. Zudem konterte Ilic zwei Hermann-Treffer jeweils postwendend, so dass Lemgos Vorsprung nicht weiter anwuchs. Die "Zebras" wirkten nun wieder etwas gefestigter, konnten aber die Partie dennoch nicht drehen, weil einerseits sowohl Thierry Omeyer als auch Andreas Palicka keine Akzente im eigenen Kasten setzen konnten. Andererseits ließen die Kieler im Angriff selbst die klarsten Chancen liegen. So scheiterte Dominik Klein gleich zweimal frei an Lichtlein, und auch Daniel Narcisse konnte nach einem klasse Wackler den Ball nicht am Lemgoer Schlussmann im Tor unterbringen. Daher konnte der THW auch aus zwei Überzahlsituationen kein Kapital schlagen, so dass Lemgo durch einen fulminanten Schneider-Stemmwurf und den mittlerweile vierten Treffer Hermanns mit einer 16:13-Führung in die Kabinen ging.
Lemgo legt zunächst weiter vor
Für den zweiten Durchgang kehrte Thierry Omeyer in den Kasten zurück, doch am Spielgeschehen änderte sich zunächst wenig: Pekeler schaltete nach einem Pfostenwurf Strobels am schnellsten und sorgte für die erste Vier-Tore-Führung der Gastgeber. Nachdem Vujin auch seinen vierten Siebenmeter - diesmal gegen Dresrüsse - souverän verwandelte, fand ein abgefälschter Hermann-Wurf durch die Beine Omeyers glücklich seinen Weg hinter die Torlinie. Zwar parierte der Franzose nach Vujins erneuten Anschluss endlich gegen Strobel, doch nachdem sich Lichtlein auf der anderen Seite ebenfalls zweimal auszeichnen konnte und Dietrich zum 19:15 traf, hatte der TBV sogar die Chance auf eine Fünf-Tore-Führung gegen den Favoriten.
THW mit vier Treffern in Folge
Rene Toft Hansen setzt sich durch.
Klicken Sie zum Vergrößern! Rene Toft Hansen setzt sich durch.
Doch Dietrich unterlief gegen die nun auf eine 3:2:1-Deckung umgestellte Kieler Deckung ein Fehlpass, und Daniel Narcisse verwandelte den Gegenstoß zum wichtigen 16:19. Dann musste sich Dietrich einen schwierigen Wurf von linksaußen nehmen, was Ekberg auf der Gegenseite zum 17:19 bestrafte. Und als Lemgo dann auch noch ein technischer Fehler unterlief und Sigurdsson den THW erstmals seit dem 7:8 wieder in direkte Schlagdistanz brachte, nahm Dirk Beuchler seine Auszeit.

Indes: Dem gesteigerten Kieler Selbstvertrauen konnte Beuchler hiermit keinen Einhalt gebieten. Strobel verlor gegen die aufmerksame THW-Deckung den Ball, Jicha holte einen Siebenmeter heraus, den Vujin elegant per Heber gegen den 2,02m-Hünen Lichtlein zum 19:19-Ausgleich verwandelte. Zwar gelang Pekeler nach Schneider-Anspiel noch einmal eine Führung für die Gastgeber, doch erneut Vujin per Strafwurf und der zuvor lange Zeit unglücklich agierende Filip Jicha mit einem krachenden Sprungwurf sorgten beim 21:20 für die erste Kieler Führung seit 30 Spielminuten. Direkt zuvor hatte auch Thierry Omeyer ein großes Ausrufezeichen gesetzt, als er den Siebenmeter von Timm Schneider entschärfte.

Partie bleibt spannend
Der THW war zwar wieder vorne, doch der TBV Lemgo gab noch lange nicht klein bei - auch nicht, als Omeyer eine Doppelparade gegen Schneider und Bechtloffzeigte. Und immer noch nicht, als der gute Ekberg aus spitzem Winkel, Narcisse per Sprungwurf und Palmarsson nach schöner Einzelleistung auf 24:22 nachlegten und Carsten Lichtlein entnervten. Als der eingewechselte Dresrüsse einen Vujin-Wurf parierte und Jens Bechtloff aus dem Rückraum zum 24:24-Ausgleich traf, schien eine spannende Schlussphase bevorzustehen.
Jicha-Dreierpack bringt THW auf Siegerstraße
Filip Jicha drehte in der Schlussphase auf.
Klicken Sie zum Vergrößern! Filip Jicha drehte in der Schlussphase auf.
Mit einem tollen Rückhandanspiel Palmarssons auf Landsmann Sigurdsson legte der THW wieder vor, doch Haenen konterte erneut. Dann nahm sich Filip Jicha aus dem rechten Halbfeld ein Herz und donnerte den Ball zum 26:25 in den Winkel, ehe Omeyer blitzschnell gegen einen Hermann-Hüftwurf zur Stelle war. Jicha besorgte das 27:25, doch Pekeler verkürzte vom Kreis. Dann unterlief den Kielern ein Fehlpass im Angriff, Lemgo bekam erneut die Chance zum Ausgleich. Doch Omeyer war gegen Bechtloff zur Stelle und Filip Jicha sorgte mit seinem dritten Treffer in Folge für das 28:26. Im nächsten Lemgoer Angriff wurde ein Strobel-Wurf unfreiwillig von Pekeler ins Seitenaus abgefälscht, und mit einem fantastischen Schlagwurf aus neun Metern sorgte Palmarsson drei Minuten vor Schluss endlich für eine beruhigendere Drei-Tore-Führung für den THW. Da Omeyer den schnellen Abschluss Hermanns anschließend parierte und Vujin das Ergebnis mit seinem zehnten Treffer auf 30:26 stellte, war die Partie dann sogar vorzeitig entschieden - daran änderte auch eine offene Manndeckung der Gastgeber und die Ergebniskosmetik durch Strobel und Pekeler nichts mehr.
Meisterschafts-Entscheidung am kommenden Dienstag?
Damit hat der THW Kiel zwei weitere "Big Points" im Meisterschaftskampf eingesammelt. Vier Punkte brauchen die "Zebras" noch, um zum insgesamt 18. Mal und zum 15. Mal seit 1994 national ganz oben zu stehen - oder aber einen Sieg am Dienstag im "Vier-Punkte-Spiel" gegen den direkten Verfolger aus Mannheim. Das Spitzenspiel gegen die Rhein-Neckar Löwen wird um 20.15 Uhr in der Sparkassen-Arena angepfiffen, Sport1 überträgt live.

(Sascha Krokowski)

Lesen Sie bitte auch den Spielbericht der Kieler Nachrichten.

Hier geht's zu weiteren Fotos vom Spiel...

Stimmen zum Spiel:

THW-Trainer Alfred Gislason:
Der TBV Lemgo war so stark wie erwartet. Sie haben eine starke junge Truppe und es war fast der identische Spielverlauf wie im letzten Jahr. Wir haben das Spiel noch umgedreht und ich bin sehr zufrieden. Man merkt, dass wir bereits eine sehr lange Saison hinter uns haben: Man wird dann etwas langsamer und müder.

[Frage: Sind nur die Beine müde oder macht sich eine mentale Müdigkeit breit?]
Die Beine sind müde, es war eine lange Saison. Wir haben die letzte Zeit genutzt, um in Bezug auf den Schlussspurt der Saison Gas zu geben. Das war für den einen oder anderen vielleicht etwas zu viel. Der absolute Wille wie in der zweiten Halbzeit hat uns nach den ersten zehn Minuten der ersten Halbzeit gefehlt. Wie immer hatten wir große Probleme mit Lichtlein - so wie im letzten Jahr.

[Frage: Sie haben zum nächsten Spiel nur einen Tag Pause. Ist das genug?]
Wir haben nur ein Abschlusstraining. Das wird wahrscheinlich kürzer als sonst sein. Gott sei dank ist es nicht das Endspiel der Liga, sonst wäre es nicht fair gewesen. Bis heute haben wir uns nicht mit den Rhein-Neckar Löwen beschäftigt. Auch am Dienstag muss dieser absolute Wille zu sehen sein. Jedoch müssen wir das Hinspiel in Mannheim ausblenden, wo die Mannschaft überragend gespielt hat. Jeder wird kämpfen, es wird ein schönes Spiel. Die Spieler freuen sich drauf.

TBV-Trainer Dirk Beuchler:
Glückwunsch für die zwei Punkte. Wir haben zu Anfang einige Sachen falsch gemacht, daher musste ich bereits in der sechsten Minute die Auszeit nehmen. In der ersten Halbzeit hat die Abwehr sehr ordentlich gespielt und der Torwart hat gut gehalten. In der zweiten Halbzeit haben wir gesehen, dass der THW Kiel die beste Mannschaft der Welt ist. Uns fehlte die Kraft und wir haben Fehler gemacht, die der THW sofort bestraft hat. Meine Mannschaft hat gekämpft. Ich hoffe, dass der THW Kiel das Triple gewinnt.
TBV-Kreisläufer Hendrik Pekeler gegenüber Sport1:
Wir waren sehr nach dran, verlieren mit drei Toren. In den letzten fünf bis sieben Minuten hat uns die Kraft gefelt und der THW ist mit seiner individuellen Klasse davon gezogen.

Klar, diese schnellen Treffer tun natürlich weh. Im gebundenen Spiel haben wir ganz gut gestanden, aber wir konnten am Ende das Tempospiel des THW nicht unterbinden.

In der ersten Halbzeit hatten wir Mut, und Carsten Lichtlein stand auch überragend - so kam es, dass wir zur Pause mit drei Toren vorn lagen.

Wir wollten heute Punkte mitnehmen, das haben wir leider nicht geschafft, aber nun wollen wir aus den letzten vier Spielen das Maximum machen.

TBV-Torhüter Carsten Lichtlein gegenüber Sport1:
Klar, das war ein bewegender Moment, als ich hier zum letzten Mal in die Arena eingelaufen bin. Die Arena wird mir fehlen. Nach der Saison gibt es einen Cut für mich, aber bis dahin gebe ich alles für den TBV.

[Frage: Am 18. Mai spielen sie im Duell gegen Gummersbach quasi gegen ihre eigene Zukunft?]
Ich stehe beim TBV unter Vertrag. Aber auch wenn wir gewinnen sollten, wird der VfL Gummersbach den Klassenerhalt schaffen. Außerdem haben wir auch noch ein Spiel gegen Neuhausen, und da kann ich dann ja auch was für den VfL tun...

Wir hatten uns natürlich sehr auf das heutige Spiel vorbereitet. Wir haben eine offensive Abwehr gespielt, Kiel zu Fehlern gezwungen. In der zweiten Halbzeit aber haben wir fünf bis zehn Minuten nichts zustande gebracht, das war der Knackpunkt.


30. Spieltag: 12.05.13, So., 15.00: TBV Lemgo - THW Kiel: 28:31 (16:13)

Logo TBV Lemgo:
Lichtlein (1.-49., 57.-60., 13 Paraden), Dresrüsse (49.-57. und bei einem Siebenmeter, 1 Parade); Niemeyer, Bechtloff (4), Kehrmann (n.e.), Sorrentino (n.e.), Strobel (2), Hermann (6), Pekeler (7), Schneider (3), Dietrich (1), Haenen (5), Zieker (n.e.); Trainer: Beuchler
Logo THW Kiel:
Omeyer (1.-21., 31.-60., 11/1 Paraden), Palicka (21.-30., keine Parade); Toft Hansen (1), Sigurdsson (2), Sprenger (n.e.), Ahlm (2), Wiencek (n.e.), Ekberg (4), Palmarsson (2), Narcisse (2), Ilic (2), Klein, Jicha (6), Vujin (10/6); Trainer: Gislason
Schiedsrichter:
Holger Fleisch / Jürgen Rieber
Zeitstrafen:
Lemgo: 2 (Hermann (23.), Dietrich (27.));
THW: 1 (Toft Hansen (19.))
Siebenmeter:
Lemgo: 1/0 (Omeyer hält Schneider (42.));
THW: 6/6
Spielfilm:
1. Hz.: 0:2, 1:2, 1:4 (6.), 5:4 (10.), 5:6, 8:6 (17.), 8:7, 10:7, 10:8, 11:8, 11:9, 12:9 (22.), 12:10, 13:10, 13:11, 14:11, 14:12 (27.), 15:12, 15:13, 16:13;
2. Hz.: 17:13, 17:14, 18:14, 18:15, 19:15 (35.), 19:19 (40.), 20:19, 20:21, 21:21, 21:23 (47.), 22:23, 22:24, 24:24, 24:25, 25:25 (52.), 25:27, 26:27, 26:30 (58.), 27:30, 27:31, 28:31.
Zuschauer:
8.400 (Gerry-Weber-Stadion, Halle/Westfalen)
Spielgrafik:
Spielgrafik

 

Aus den Kieler Nachrichten vom 13.05.2013:

Showdown gegen die Löwen

THW Kiel kann nach dem mühsamen 31:28 gegen Lemgo bereits morgen Abend zum 18. Mal Meister werden
Halle/Westfalen. Auf dem Highway zum 18. nationalen Titel hat Handball-Meister THW Kiel die Abkürzung eingeschlagen. Durch den 31:28 (13:16)-Sieg beim TBV Lemgo können sich die Zebras morgen (20.15 Uhr/Sport1) gegen die Rhein-Neckar Löwen vorzeitig küren. Gleichwohl mussten sich die Zebras in der Partie gegen den Tabellen-Zehnten lange mühen. Eine starke Vorstellung in der zweiten Halbzeit stieß dann aber das Tor zum Showdown gegen die Löwen auf.

Das Spiel gegen den TBV begann dem Kieler Anspruch entsprechend. Die Lemgoer kamen gegen die Gäste stets einen Schritt zu spät, wussten sich nur durch Fouls zu wehren und kassierten in der Anfangsphase gleich zwei Siebenmeter. Marko Vujin nutzte diese Angebote. Dazu ein Treffer von Filip Jicha aus dem Feld und ein weiterer von Vujin - und der THW lag mit 4:1 (6.) in Führung.

Früh sah sich TBV-Trainer Dirk Beuchler daher genötigt, die Grüne Karte zu ziehen. "Ich war böse, dass die taktischen Absprachen nicht eingehalten wurden. Da muss man dann auch schon mal in der sechsten Minute eine Auszeit nehmen", sagte Beuchler. Seine deutliche Ansprache fand Gehör. Mit aufmerksamer Abwehr jagten die Lemgoer dem Kieler Angriff die Bälle ab, hatten mit schnellen Toren beim 5:4 (10.) das Spiel gedreht. Verantwortlich dafür auch Nationaltorhüter Carsten Lichtlein, der sich munter den Wurfversuchen von Jicha, Vujin, Aron Palmarsson und Momir Ilic entgegenwarf. "Das Spiel war fast eine Parallele zum letzten Jahr. Wir haben stark begonnen, dann aber nachgelassen und mussten uns lange gegen eine starke, junge Mannschaft wehren", sagte THW-Trainer Alfred Gislason.

Bis zur Halbzeitpause hatten die Gastgeber, die für das Spiel gegen den THW in das große Gerry-Weber-Stadion in Halle umgezogen waren, die Partie im Griff. Danach mussten aber auch sie feststellen, dass der THW im entscheidenden Moment frische Kräfte freisetzen kann. Das 15:19 (35.) hatte der THW innerhalb von fünf Minuten zum 19:19 ausgeglichen und damit für Unruhe in Reihen der Lemgoer Mannschaft und auf den Rängen gesorgt. "Wir hatten in diesem Moment eine schlechte Phase, und Kiel weiß so etwas eben zu nutzen. Das macht das Team so stark", ärgerte sich Lemgos Martin Strobel.

Die Zuschauer wollten es nicht wahr haben, dass ihrer Mannschaft das Spiel aus den Händen glitt, sahen die Schiedsrichter in der Mitverantwortung und schmetterten dem Duo "Schieber, Schieber"-Rufe entgegen, als Strobel beim Stande von 20:20 (41.) im Kieler Kreis am Boden lag. Die Lemgoer bekamen dafür auch einen Siebenmeter zugesprochen, Kiel aber nicht die vom Publikum geforderte Zwei-Minuten-Strafe aufgedrückt. Stattdessen versetzte THW-Torhüter Thierry Omeyer, der in der ersten Hälfte im Schatten von Lichtlein gestanden hatte, den Gastgebern einen weiteren Stoß, indem er den Strafwurf von Timm Schneider parierte und damit im Gegenzug die erste Kieler Führung seit der neunten Minute ermöglichte. Filip Jicha traf zum 21:20 (42.), und die ansteigende Lemgoer Nervosität drückte sich in einem Zwiegespräch zwischen Beuchler und Gudjon Valur Sigurdsson an der Seitenlinie aus, wofür der Heimcoach die Gelbe Karte kassierte. Nun schlug das Pendel zugunsten der Kieler aus: Omeyer, den das Publikum zwischenzeitlich nach einem Treffer durch die Beine mit "Torwartfehler, Torwartfehler"-Rufen zu reizen versucht hatte, antwortete mit diversen Paraden. Lichtlein dagegen konnte die Kieler Angriffe nicht mehr aufhalten. "Das ist eben die Klasse der Kieler. In der entscheidenden Phase standen sie gut in der Abwehr und haben ihre Tore gemacht", sagte Lichtlein, der neben fünf weiteren Spielern und dem Trainer-Duo, die zum Saisonende das Team verlassen, vor den mehr als 8500 Zuschauern verabschiedet worden war.

Am Ende mussten die Lemgoer den Sieg der größeren Routine anerkennen. Und spätestens mit dem 30:26 (58.) durch den zehnfachen Torschützen Vujin wusste auch das Publikum, dass es für den TBV nach den überraschenden Ergebnissen zuletzt gegen die Löwen und die SG Flensburg-Handewitt nicht zu einer weiteren Coup reichen würde.

(von Ralf Abratis, aus den Kieler Nachrichten vom 13.05.2013)


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